Heute Morgen haben wir eine noch etwas laengere Fahrt vor uns als nach Kbal Spean gestern. Es soll zum Lotosteichtempel Beng Mealea gehen. Ich bin schon gespannt, steht doch in unserem Reisefuehrer "Wer einen Eindruck bekommen moechte, wie Henri Mouhot die Tempel von Angkor vorfand, der sollte Beng Mealea besuchen. Bereits die Anfahrt ist beschwerlich, nur in der Trockenzeit ist der Ort ueber Banteay Srei oder Siem Reap (von beiden etwa 60 km oestlich) aus zu erreichen. Da der Tempel voellig in Ruinen liegt, ist eine Besichtigung nur Klettergeuebten angeraten. Erst 1999 wurde er von Minen gesaeubert, da auch dieses Gebiet unter der Kontrolle der Khmer Rouge stand." Ja dann! Die Strasse war nicht schlechter als die anderen, scheint mir, ausserdem muss man auf einem Stueck Maut bezahlen. Sam erklaert, hier habe eine private Gesellschaft ein Stueck der Strasse uebernommen und ausgebaut. Wir kommen vor einem langen Weg mit Naga-Balustraden an und werden von grossen Tafeln rechts und links beruhigt, dass das entsprechende Minenfeld in der Zeit von Juni bis September 2007 (!) mit deutscher Hilfe geraeumt worden sei. Das war wohl die direkte Umgebung des Tempels. Die Tempelstrukturen sehen dann auch wirklich ziemlich ruiniert aus, obwohl auch noch viele Waende stehen. Die meisten ehemals freien Plaetze sind aber mit Truemmerhaufen gefuellt. Bretterstege (ohne Gelaender, versteht sich) fuehren durch den Tempel. Mir faellt ein Stein vom Herzen - schliesslich bin ich keine Bergziege und zaehle mich auch nicht zu den Klettergeuebten. Allerdings habe ich den Stein etwas voreilig fallen lassen. Es faengt mit dieser Art von Leiter an. Solide ist sie ja wohl, aber sie hat nur wenige, weit auseinanderstehende Sprossen (einfache Kanthoelzer, nicht sehr gut zum Drauftreten und Halt Finden), und man sieht durch sie etwa 2-3 m nach unten, auf einen Truemmerhaufen mit spitzen Quaderecken und -kanten … brrr! Interessanterweise ist das der offizielle Weg, wobei die Leiter den Beginn einer doch etwas unwegsamen Strecke markiert. Wir haben mittlerweile noch einen ortskundigen Waerter der Apsara Authority (in der khakifarbenen Uniform mit den stilisierten Apsaras auf dem Aermel) an der Seite. Zur Uniform traegt der auch nicht gerade ganz junge Herr Flip-Flops, in denen er leichtfuessig ueber die Truemmer klettert. Eine Bergziege, ganz offensichtlich! (Heisst eigentlich eine maennliche Bergziege Bergbock?) Und mir kann er dann immer noch eine hilfreiche Hand hinstrecken, ueber Stock und Stein. Die Stoecke = Baeume benehmen sich hier auch ganz ungewoehnlich. Zum Teil umschnueren sie Quader mit ihren Wurzeln wie Paketband, inklusive verwachsener Kreuzungen. Einer ist ganz verrueckt: steht oben auf einer Mauer, hat in weitem Bogen einen "Strebepfeiler in Leichtbauweise" (ein durchbrochenes Gewusel aus Wurzeln) zum Abstuetzen auf den Boden gesetzt und balanciert mit zwei meterlang parallel zur Mauerkrone in ca. 1 m Hoehe waagerecht ausgestreckten Aesten. Die Mauern sind vielleicht gar nicht immer Mauern, sondern schmale Galerien. Wir kommen durch zwei oder drei, und obwohl sie aus Steinquadern aufgeschichtet sind (manchmal kann man sogar durch ganz schmale Spalten nach draussen schauen), wirken die Waende wie Beton, glatt und grau. Sehr ungewoehnlich. Es gibt auch so etwas wie Bruecken oder Plattformen, die auf halbhohen Pfeilern stehen - sieht aus wie die Heizung in roemischen Thermen (Hypocaustum, oder wie heisst das noch gleich?), aber ich glaube nicht, dass hier irgendwann geheizt wurde. Am Ende sehen wir noch gut erhaltene Nagas, darunter eine im Thai-Stil, bevor wir uns auf den Rueckweg machen. Auf dem Weg liegen jetzt ein paar harmlose "Tretminen" - ein paar Meter weiter grasen die braunen und weissen Minenleger vor sich hin. Raeumkommandos sind nicht in Sicht, nur die Sonne kuemmert sich ums Austrocknen.
Gegenueber dem Eingang essen wir in einem dieser "Restaurants" zu Mittag - dies ist aber wirklich nicht gerade sauber. Hunde und Huehner rennen darin herum, allerhand "Klopapierservietten" liegen auf dem Boden. Aber wir haben es offensichtlich unbeschadet ueberlebt.
Fuer den Nachmittag steht die sogenannte Roluos-Gruppe auf dem Programm. Wir beginnen mit Lolei: vier Ziegeltuerme in mehr oder weniger schlechtem Zustand mit einigen (Waechter-)Figuren in den Waenden rechts und links der Ecken sowie gut erhaltenen Inschriften in den Tuerfuellungen. In Sanskrit. Drumherum liegt ein "modernes" buddhistisches Kloster. Dessen Toiletten, zu denen uns geraten wurde, weil die anderen "vielleicht nicht ganz gut" waeren, waren allerdings auch nicht soooo modern. Vor den drei Tueren steht ein Eimer mit Wasser und einer Schoepfkelle - das ist die Wasserspuelung, die man sich dann mitnehmen muss …
Das Besondere hier in Lolei ist fuer mich die spezielle Stimmung, die aufkommt, weil ein paar graue Wolken aufgezogen sind. Dazu ein pinkfarbenes (Un-)Kraut, das sich auf dem Ziegeltruemmerhaufen vom Wind zausen laesst, und der weite leere Platz zwischen den alten Tuermen und den neuen Stelzengebaeuden des Klosters - und eine leichte Melancholie ist perfekt in Szene gesetzt. Von Inselstimmung ist aber nichts zu spueren, dabei liegt Lolei inmitten eines jetzt meist trockenen Baray. (So heissen die grossen Wasserreservoirs, die die Herrscher des Angkor-Reichs zur Wasserversorgung ihrer Staedte haben anlegen lassen - uebrigens "oberirdisch" mit Daemmen, statt sie auszuheben: so gab es ein wenig Wasserdruck fuer die Leitungen ohne spezielle Wassertuerme.)
Der naechste Tempel der Roluos-Gruppe, die um 900 errichtet wurde (also deutlich vor Angkor Wat und Angkor Thom, die groesstenteils aus dem 11./12. Jahrhundert stammen) wird jetzt Preah Ko genannt, Ko wie Kuh (Bulle wohl eigentlich, aber das ist mnemotechnisch unguenstiger) nach den drei Nandis, die vor den Backsteintuermen Wache halten. Nandi ist der Bulle, auf dem Shiva zu reiten pflegt. Es sind auch tatsaechlich nicht drei, sondern sechs Tuerme: in der vorderen Reihe drei fuer drei maennliche Vorfahren des Tempelstifters, dahinter die Tuerme fuer die zugehoerigen Damen. An einigen Stellen kann man noch nennenswerte Stuecke der urspruenglichen Stuckhuelle sehen - das Dekor wuerde ich einfach barock nennen. Nur dass statt der Putten asiatisch aussehendes Personal die ueppigen Dekore bevoelkert. Ein anderes erhaltenes Gebaeude ist das Krematorium - die Khmer aeschern ihre Toten damals wie heute ein und bestatten die Asche.
Als letzter Tempel der Gruppe bleibt noch der Bakhong. Das ist ein echter Pyramidentempel mit 5 Terrassen und einem zentralen Tuermchen in der Mitte. An den Terrassenecken wachen mittlerweile abgewrackte Elefanten, ohne Ruessel und Ohren. Ich pflege mein spirituelles Wohlbefinden und steige in Spiralen wieder hinunter, im Gegenuhrzeigersinn jeweils eineinviertel "Umdrehungen" auf jeder Terrasse. So kann ich die Umgebung des Tempels aus allen moeglichen Perspektiven sehen. In Bakhong gibt es auch ein modernes Kloster, was vermutlich der Grund dafuer ist, dass auf dem Hauptzugangsweg Bougainvilleas wachsen und natuerlich schoene Farbtupfer setzen. Ebenso schoene, nur fluechtigere Farbtupfer setzen die Moenche in ihren safrangelben Gewaendern. Ich vermute mittlerweile, dass das gar keine richtigen Gewaender sind, sondern eher einfach riesengrosse Tuecher, die offenbar in einer bestimmten Weise um den Koerper geschlungen werden. Wie oft habe ich hier schon gesehen, wie die Traeger dieser Tuecher von innen "herumzuppeln", um offensichtlich irgendwelche Partien wieder straff zu ziehen!
Danach fahren wir zurueck zum Hotel. Das Abendessen nehmen wir auf Sams Empfehlung im Chao Praya-Restaurant ein. Ein pompoeser Eingangsbereich, ein sehr bemuehter Service, der vor allem sehr bemueht wirkt, ein sehr grosser, sehr leerer Speisesaal und ein kambodschanisches Probieressen (Degustationsmenu klaenge irgendwie zu hochtrabend). Das Essen war nicht schlecht, aber kein bisschen hochtrabend. Mit 12 US$ nicht gerade eine Investition, aber fuer hiesige Verhaeltnisse auch nicht gerade billig. Die Vorspeise war Salat von gruener Mango mit getrocknetem Fisch, so dass wir beschlossen, nachher noch aus medizinischen Gruenden in der Hotelbar etwas Hochprozentiges zu uns zu nehmen. Ich habe hierfuer eine Ausnahme von meiner Regel gemacht. Jedenfalls ist uns so alles gut bekommen.
Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!
Wer weiterhin meine Bemerkungen über Gott und die Welt lesen möchte, klickt bitte hier:
Das neue Jahr des Schweins
Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.
Wer weiterhin meine Bemerkungen über Gott und die Welt lesen möchte, klickt bitte hier:
Das neue Jahr des Schweins
Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.
Montag, 31. Dezember 2007
Freitag, 28. Dezember 2007
Dienstag, 25. Dezember 2007: Kbal Spean und Banteay Srei
Heute morgen haben wir eine etwas laengere Fahrt vor uns. Unser Ziel heisst Kbal Spean ("Hauptbruecke") und liegt etwa 33 km von Siem Reap entfernt - das sind im Auto ungefaehr 1:20 h. Mehr geben die Strassen hier nicht her, denn an unserem dunkelgruenen Toyota Camry kann es nicht liegen. Wir kommen dann am Fuss einer kleinen Erhebung an und muessen jetzt ein bisschen "huegelsteigen". Hierfuer nehmen wir mal das geteilte Paar Walking-Stoecke mit und finden, dass das eine echte Hilfe ist. Zum Glueck ist das groesste Stueck des Wegs gnaedig beschattet, ich glaube, sonst waere ich da nicht heraufgekommen. Die Sonne brennt hier in der trocken-kalten Jahreszeit ganz schoen heftig bei gut 30 Grad Celsius. Wie mag es wohl in der trocken-heissen Jahreszeit sein?? Von den beiden feuchten Jahreszeiten (heiss/kalt) rede ich ja gar nicht erst.
Irgendwann kommen wir an einem Fluss mit heiligem Wasser an. Und warum ist das heilig? Weil es hier oben ueber lauter Lingam (ist das so korrekt dekliniert? Wer weiss das schon …) fliesst, angeblich mehr als 1000. Die sind hier in verschiedenen Groessen und Formen aus dem Felsflussbett gemeisselt, zusammen mit Goettern samt ihren Reittieren. Zum Teil sind das nur grosse flache runde Objekte, eins von ihnen mit sicher mehr als einem Meter Durchmesser und einem Loch in der Mitte. Ich weiss nun nicht genau, ob und wo hier eine Hauptbruecke ist, aber das ist auch egal. Wir gehen zuerst noch ein Stueck bachabwaerts - hier gibt es noch weitere in (mehrere Kubikmeter grosse) Fluss"kiesel" geschnitzte Goetterbilder, darunter auch einen Vishnu (?) ganz unter Wasser, knapp oberhalb eines vielleicht 4-5 m hohen oder besser tiefen Wasserfalls. An dieser natuerlichen Dusche spielen Kinder, Erwachsene und Schmetterlinge. Ja, diverse Erwachsene duschen hier wirklich (natuerlich bekleidet), waehrend die Kinder mehr planschen. Alles Touris, versteht sich, Einheimische sind weit und breit nicht zu sehen (von den offiziellen Tour Guides mit Aufnaeher des Ministeriums fuer Tourismus auf dem hell-ockerfarbenen Uniformhemdsaermel mal abgesehen). Burkhard geht mal wieder auf Schmetterlings-Fotosafari, was in Anbetracht der vielen herumlaufenden Leute natuerlich unter keinem guten Stern steht. Dabei sind die kleinen Maedels ja ganz suess, wenn sie durch die Ansammlung zitronengelber Schmetterlinge laufen und diese ihnen aufgeschreckt um die Beine flattern. Burkhard hat es aber noch mehr auf die groesseren braunen und weiss-orangefarbenen Flattertiere abgesehen oder auf den einen schwarz-gruenen "malaysischen Nationalfalter", der hier auch ploetzlich auftaucht. Aber die denken alle nicht daran, sich fotografieren zu lassen, statt dessen landet einer auf Burkhards Hintern und bleibt da ziemlich lange sitzen: schlau gewaehlter Platz!
Danach machen wir uns an den Abstieg, bei dem die Stoecke auch wieder recht hilfreich sind. Jaja, wahrscheinlich werde ich alt, andererseits hatten wir uns das vom Regenwaldfuehrer im malaysischen FRIM abgeguckt … und der war noch gar nicht sooo alt.
Unten angekommen, ist schon Zeit zum Mittagessen, heute essen wir gebratenen Ingwer mit Huehnchen, dazu den unvermeidlichen gedaempften Reis. Ganz lecker.
Danach fahren wir ein Stueck zurueck zur Zitadelle der Frauen, so die woertliche Uebersetzung von Banteay Srei. Das ist auch einer von den Tempeln im Wald. Dieser ist relativ klein und besonders fein. Der hier verwandte Sandstein ist rosafarben, offenbar besonders solide und sehr tief und fein ziseliert ausgearbeitet. Inmitten von reichlich Dekor (die hatten wohl auch horror vacui) kann man Szenen aus der hinduistischen Mythologie betrachten. Das Farbspiel von rotem Stein mit gruenlichen und grauen Flechten im Licht-und-Schatten-Fleckenmuster, das Blaetterwerk und Sonne immer wieder neu variieren, hat seinen ganz besonderen Reiz.
Wie ich schon erwaehnte, ist die Strasse nicht gerade gut, zum Teil einfach ein langer staubiger Streifen, der die Pflanzen an seinem Rand vermutlich ins Verderben reisst - jedenfalls sind sie voellig mit dem roetlichen Staub bedeckt, so dass sie wohl ersticken, wenn nicht sehr bald ein gnaediger Regen ihre Blaetter wieder frei waescht oder spuelt. Das Toilettenhaeuschen liegt hier in einem Lotusteich, in dem nicht nur Libellen spielen, sondern auch Wasserbueffel Essbares suchen. Neben Kuehen sind sie hier recht weit verbreitet. Allerdings verstehe ich nicht genau wieso - sind doch die "normalen" Rindviecher ganzjaehrig einsetzbar, die Wasserbueffel aber nur in den feuchten Jahreszeiten. Und dass man hier in nennenswertem Umfang Mozzarella produzieren wuerde, ist mir nicht bekannt.
Auf dem Rueckweg halten wir noch an der Strasse neben einer grossen dampfenden Metallschuessel an, um in die Geheimnisse der Palmzuckerzubereitung eingeweiht zu werden. Die entsprechenden Palmen sind zweihaeusig, von den weiblichen Pflanzen kann man weiche Nuesse ernten, die man einfach pur essen kann. Die maennlichen Pflanzen haben etwa 30-40 cm lange, vielleicht 3-5 cm dicke Bluetenstaende. Die werden (an der Pflanze) zwischen den zwei Haelften einer Art laenglicher hoelzerner Quetsche weichgewalkt und dann in ein Bambusrohr mit Wasser gesteckt (immer noch an der Pflanze). Die kleinen Bluetenteile fallen ab, und nach drei Tagen steigt wieder jemand auf den Baum, um das Wasser abzugiessen und den Bluetenstand anzuschneiden. Dann tropft wiederum tagelang suesser Saft in das besagte Bambusrohr - Palmsirup. Den braucht man dann nur noch lange genug zu kochen, fertig ist der Palmzucker!
Dann halten wir noch am Tempel Pre Rup. Burkhard hatte ihn schon am Morgen fotografiert, als das Licht besonders schoen dafuer war. Jetzt kommt die Sonne natuerlich schon aus dem Westen, was bei den meisten Tempeln die Seite ist, die der Schokoladenseite gegenueber liegt. Der Pre Rup hat bei mir keinen speziellen Eindruck hinterlassen - es ist so ein Pyramidentempel mit einer ganzen Reihe von Tuermchen. Allerdings scheint die Sonnenuntergangssekte, die wir schon vom Phnom Bakheng kennen, mit dem Pre Rup einen zweiten Stuetzpunkt gefunden zu haben. Dieser hier ist etwas besser zugaenglich: man kann mit dem Auto oder -bus vorfahren und die Stufen sind zwar auch steil, aber nicht ganz so steil und schmal wie auf dem Phnom Bakheng. Um so verwunderlicher, wie schnell eine ganze Busladung ziemlich betagter Japaner oder Koreaner den Tempelberg "entert". Gar nicht gut zu Fuss und mit dem Stock unterwegs, aber in Nullkommanix oben! Bewundernswert.
Dann geht's zurueck zum Hotel, wo wir uns ueber die vom Management anlaesslich des Weihnachtsfestes spendierte Obstschale hermachen. Apfel, Birne, Mandarine, Orange, zwei Rambutans, Mango, Ananas und Granatapfel - nicht uebel. Danach eine Scheibe von unserem mitgebrachten Christstollen, und das Weihnachtsdinner ist perfekt. Den Kaffee nehmen wir in der Hotelbar, und dann ist schon Schlafenszeit.
Irgendwann kommen wir an einem Fluss mit heiligem Wasser an. Und warum ist das heilig? Weil es hier oben ueber lauter Lingam (ist das so korrekt dekliniert? Wer weiss das schon …) fliesst, angeblich mehr als 1000. Die sind hier in verschiedenen Groessen und Formen aus dem Felsflussbett gemeisselt, zusammen mit Goettern samt ihren Reittieren. Zum Teil sind das nur grosse flache runde Objekte, eins von ihnen mit sicher mehr als einem Meter Durchmesser und einem Loch in der Mitte. Ich weiss nun nicht genau, ob und wo hier eine Hauptbruecke ist, aber das ist auch egal. Wir gehen zuerst noch ein Stueck bachabwaerts - hier gibt es noch weitere in (mehrere Kubikmeter grosse) Fluss"kiesel" geschnitzte Goetterbilder, darunter auch einen Vishnu (?) ganz unter Wasser, knapp oberhalb eines vielleicht 4-5 m hohen oder besser tiefen Wasserfalls. An dieser natuerlichen Dusche spielen Kinder, Erwachsene und Schmetterlinge. Ja, diverse Erwachsene duschen hier wirklich (natuerlich bekleidet), waehrend die Kinder mehr planschen. Alles Touris, versteht sich, Einheimische sind weit und breit nicht zu sehen (von den offiziellen Tour Guides mit Aufnaeher des Ministeriums fuer Tourismus auf dem hell-ockerfarbenen Uniformhemdsaermel mal abgesehen). Burkhard geht mal wieder auf Schmetterlings-Fotosafari, was in Anbetracht der vielen herumlaufenden Leute natuerlich unter keinem guten Stern steht. Dabei sind die kleinen Maedels ja ganz suess, wenn sie durch die Ansammlung zitronengelber Schmetterlinge laufen und diese ihnen aufgeschreckt um die Beine flattern. Burkhard hat es aber noch mehr auf die groesseren braunen und weiss-orangefarbenen Flattertiere abgesehen oder auf den einen schwarz-gruenen "malaysischen Nationalfalter", der hier auch ploetzlich auftaucht. Aber die denken alle nicht daran, sich fotografieren zu lassen, statt dessen landet einer auf Burkhards Hintern und bleibt da ziemlich lange sitzen: schlau gewaehlter Platz!
Danach machen wir uns an den Abstieg, bei dem die Stoecke auch wieder recht hilfreich sind. Jaja, wahrscheinlich werde ich alt, andererseits hatten wir uns das vom Regenwaldfuehrer im malaysischen FRIM abgeguckt … und der war noch gar nicht sooo alt.
Unten angekommen, ist schon Zeit zum Mittagessen, heute essen wir gebratenen Ingwer mit Huehnchen, dazu den unvermeidlichen gedaempften Reis. Ganz lecker.
Danach fahren wir ein Stueck zurueck zur Zitadelle der Frauen, so die woertliche Uebersetzung von Banteay Srei. Das ist auch einer von den Tempeln im Wald. Dieser ist relativ klein und besonders fein. Der hier verwandte Sandstein ist rosafarben, offenbar besonders solide und sehr tief und fein ziseliert ausgearbeitet. Inmitten von reichlich Dekor (die hatten wohl auch horror vacui) kann man Szenen aus der hinduistischen Mythologie betrachten. Das Farbspiel von rotem Stein mit gruenlichen und grauen Flechten im Licht-und-Schatten-Fleckenmuster, das Blaetterwerk und Sonne immer wieder neu variieren, hat seinen ganz besonderen Reiz.
Wie ich schon erwaehnte, ist die Strasse nicht gerade gut, zum Teil einfach ein langer staubiger Streifen, der die Pflanzen an seinem Rand vermutlich ins Verderben reisst - jedenfalls sind sie voellig mit dem roetlichen Staub bedeckt, so dass sie wohl ersticken, wenn nicht sehr bald ein gnaediger Regen ihre Blaetter wieder frei waescht oder spuelt. Das Toilettenhaeuschen liegt hier in einem Lotusteich, in dem nicht nur Libellen spielen, sondern auch Wasserbueffel Essbares suchen. Neben Kuehen sind sie hier recht weit verbreitet. Allerdings verstehe ich nicht genau wieso - sind doch die "normalen" Rindviecher ganzjaehrig einsetzbar, die Wasserbueffel aber nur in den feuchten Jahreszeiten. Und dass man hier in nennenswertem Umfang Mozzarella produzieren wuerde, ist mir nicht bekannt.
Auf dem Rueckweg halten wir noch an der Strasse neben einer grossen dampfenden Metallschuessel an, um in die Geheimnisse der Palmzuckerzubereitung eingeweiht zu werden. Die entsprechenden Palmen sind zweihaeusig, von den weiblichen Pflanzen kann man weiche Nuesse ernten, die man einfach pur essen kann. Die maennlichen Pflanzen haben etwa 30-40 cm lange, vielleicht 3-5 cm dicke Bluetenstaende. Die werden (an der Pflanze) zwischen den zwei Haelften einer Art laenglicher hoelzerner Quetsche weichgewalkt und dann in ein Bambusrohr mit Wasser gesteckt (immer noch an der Pflanze). Die kleinen Bluetenteile fallen ab, und nach drei Tagen steigt wieder jemand auf den Baum, um das Wasser abzugiessen und den Bluetenstand anzuschneiden. Dann tropft wiederum tagelang suesser Saft in das besagte Bambusrohr - Palmsirup. Den braucht man dann nur noch lange genug zu kochen, fertig ist der Palmzucker!
Dann halten wir noch am Tempel Pre Rup. Burkhard hatte ihn schon am Morgen fotografiert, als das Licht besonders schoen dafuer war. Jetzt kommt die Sonne natuerlich schon aus dem Westen, was bei den meisten Tempeln die Seite ist, die der Schokoladenseite gegenueber liegt. Der Pre Rup hat bei mir keinen speziellen Eindruck hinterlassen - es ist so ein Pyramidentempel mit einer ganzen Reihe von Tuermchen. Allerdings scheint die Sonnenuntergangssekte, die wir schon vom Phnom Bakheng kennen, mit dem Pre Rup einen zweiten Stuetzpunkt gefunden zu haben. Dieser hier ist etwas besser zugaenglich: man kann mit dem Auto oder -bus vorfahren und die Stufen sind zwar auch steil, aber nicht ganz so steil und schmal wie auf dem Phnom Bakheng. Um so verwunderlicher, wie schnell eine ganze Busladung ziemlich betagter Japaner oder Koreaner den Tempelberg "entert". Gar nicht gut zu Fuss und mit dem Stock unterwegs, aber in Nullkommanix oben! Bewundernswert.
Dann geht's zurueck zum Hotel, wo wir uns ueber die vom Management anlaesslich des Weihnachtsfestes spendierte Obstschale hermachen. Apfel, Birne, Mandarine, Orange, zwei Rambutans, Mango, Ananas und Granatapfel - nicht uebel. Danach eine Scheibe von unserem mitgebrachten Christstollen, und das Weihnachtsdinner ist perfekt. Den Kaffee nehmen wir in der Hotelbar, und dann ist schon Schlafenszeit.
Labels:
Kambodscha,
Reisetagebuch,
Reisetagebuch Kambodscha
Donnerstag, 27. Dezember 2007
Montag, 24. Dezember 2007: Ta Keo & Co. und Phnom Bakheng
So, ab heute kann unser Programm um 9:00 Uhr beginnen. Als erstes besuchen wir einen relativ kleinen Tempel am Wegesrand namens Prasat Kravan. Davon stehen eigentlich nur noch fuenf Tuerme (nebeneinander auf einem gemeinsamen Sockel). Uneigentlich gibt es noch einige Fundamente zu sehen, die zum Teil auch ein Stueck oberhalb des Grases liegen. Waehrend Angkor Wat aus grossen Quadern erbaut ist und Ta Prohm aus kleineren (lt. Sam der Grund fuer den schlechten Zustand), ist Prasat Kravan aus noch kleineren Teilen, naemlich Ziegeln, "zusammengepuzzlet". Das blasse Ziegelrot in der Vormittagssonne vor tiefblauem Himmel zwischen gruenem Laubwerk sieht toll aus. Und eine Besonderheit gibt's auch: Hier sind direkt in die Ziegelflaechen Reliefs hineingemeisselt worden, die mehr oder weniger vielarmige Hindugottheiten zeigen oder einfach nur Hilfspersonal wie Waechter oder Taenzerinnen. Am Boden bluehen Kriechmimosen.
Wir fahren dann weiter zum Srah Srang, einem vor ca. 1000 Jahren angelegten "koeniglichen Bad", so die woertliche Uebersetzung. Von einer steinernen Terrasse mit Loewen und Nagas aus kann man die Wasserflaeche ueberblicken, auf der jetzt einige wenige Seerosen die Einheitlichkeit auflockern. In einem geschuetzten und mehr "bewuselten" Bereich gleich unterhalb der Terrasse schwimmen kleine Fische, darunter gruenliche messerfoermige, die Sam als crocodile fish bezeichnet, und dunkle hochkant-rundliche. Aber apropos Loewen und Nagas: Habe ich eigentlich schon erwaehnt, dass die Loewen hier alle (in Anlehnung an einen uralten Emanzencartoon von Franziska Becker) "Arschbacken wie zwei Kokosnuesse und'n Ruecken wie'n Berggorilla" haben? Die knackige hintere Haelfte kontrastiert irgendwie mit der pfauenhaft aufgeblasenen Brustpartie. Nagas hingegen sind mythische mehr(3-7-)koepfige Schlangen, zum Teil eine Mischung aus Kobras und chinesischen Drachen (wobei das keine kunsthistorisch korrekte, sondern meine Erklaerung ist). Aufgrund der Schlangenform eignen sich Nagas besonders als Balustrade an Prozessionsstrassen, gern lassen sie sich auch von Goettern oder Daemonen tragen.
Gegenueber der Terrasse auf der anderen Strassenseite liegt der Eingang zum Banteay Kdei, einem weiteren Dschungeltempel. Er wirkt wie ein Labyrinth, mit verschachtelten Gaengen und Kammern. Ich bekomme beim Durchgehen keinen rechten Eindruck vom Grundriss, obwohl ich ja weiss, dass grundsaetzlich alles in einer mehr oder weniger quadratischen Ordnung steht. In einer der groesseren Hallen sind die Saeulen voller Apsaras, die teils im Schatten, teils in der Sonne tanzen. Die Kontraste von Helligkeit und gruener Waldfinsternis sind heftig … In einem Winkel entdecke ich ein ganz besonderes Spinnennetz mit einem groschengrossen Spezialgewebe in der Mitte, hinter oder in dem die kleine gelbliche Besitzerin wartet. Das "konventionelle" Netz drum herum ist so fein, dass man es kaum erkennen kann.
Nachdem wir uns hier sattgesehen haben und wiederum auf der anderen Seite herausgehen (wir durchwandern hier die Tempel oft von Ost nach West gemaess ihrer Ausrichtung), steht als naechstes Ta Keo auf dem Programm. Dieser Tempel hat Treppen, die mich mehr an Waende erinnern. Nachdem ich den ersten Absatz erklommen habe und hinuntersehe, wird mir ganz uebel … wie soll ich denn da je wieder herunterkommen??? Freihandklettern ist doch nichts fuer mich!! Andererseits kann ich ja nun auch gleich bis ganz oben gehen/klettern, das macht dann auch keinen Unterschied mehr. Oben gibt es mehrere Pavillons, im obersten waren eine kleine Raeucherstaebchenabbrennstelle und ein Junge, der unflaetige Bemerkungen machte. Irgendwo auf der Terrasse liegt ein unfertiger Steinblock herum, der zu grossen Teilen schon zu einem schoenen Quader verarbeitet worden ist, aber noch eine "wilde Ecke" hat.
Ich habe es dann tatsaechlich Schritt fuer Schritt geschafft, auch wieder herunterzukommen. Das ist aber wirklich ein bisschen gefaehrlich. Wenn man da strauchelt, dann - nein, das moechte ich mir lieber nicht ausmalen. Das Ganze erinnert mich ohnehin ein wenig an einen Maya-Tempel, der wiederum den Gedanken an Menschenopfer weckt …
Dann sind wir nach Angkor Thom gefahren und haben dort erst einmal zu Mittag gegessen. Herrje, hier kamen dauernd Kinder an den Tisch, die einem diverse Waren verkaufen wollten - solche gibt es auch scharenweise an den Ein- und Ausgaengen der Tempel. Die verkaufen vor allem Buecher, Postkarten, Schals, manchmal auch bunte Kinkerlitzchen. Aber wir wollen ja bloss in Ruhe was essen, bevor es dann zum Bayon geht.
Der Bayon ist der Haupttempel von Angkor Thom, mit schoenen Flachreliefs auf den umlaufenden Galerien. Die Szene mit zwei Lausbuben, die einer schlafenden Frau etwas stehlen, ist angeblich besonders beruehmt - die zwei Kampfschweine werden voellig zu unrecht total vernachlaessigt. Skandal! Die Hauptattraktion ist aber die obere Etage mit den Gesichtertuermen. Darauf blicken je vier riesige, raetselhaft laechelnde Gesichter in die vier Himmelsrichtungen, insgesamt ueber 100 oder gar ueber 200(?). Irgendwie fuehle ich mich hier an das Dach des Loire-Schlosses Chambord "in exotisch" erinnert. Leider benoetigen wir einen "Pausenraum" und koennen daher nicht laenger "zum Inhalieren der Atmosphaere" verweilen. Die war wohl auch gut genug fuer den Orte-Caster fuer Tomb Raider. Oder wie heisst der/diejenige, der die Drehorte auswaehlt? (Das mit den Pausenraeumen ist hier ein echter Nachteil: die Toilettendichte ist gering.)
Wir verlassen Angkor Thom, die "grosse Stadt", danach durch das Suedtor, auf das eine Bruecke zufuehrt, auf der links Goetter, rechts Daemonen je eine Naga traga. ;-)) Wir wollen zum Phnom Bakheng, um von dort aus den Sonnenuntergang ueber Angkor Wat zu beobachten. Das ist einer von diesen Reisefuehrer-Geheimtipps, die jeder Tourist kennt. Ich waere ja auch gern auf einem Elefantenruecken den Huegel hinaufgeritten, aber die grossen grauen Ruesseltiere waren schon voellig ausgebucht. Selber gehen macht schlank … so kommen wir nach einiger Zeit bei einem heiligen Stier vor einem Tempel oben auf dem Berg an. Der Tempel hat wieder furchtbar steile Stufen, aber ich bin ja schon geuebt jetzt.
Man kann Angkor Wat in der Ferne sehen, aber ich hatte erwartet, dass es nicht ganz so furchtbar weit weg waere … Ich nehme auf einem Lingam Platz, was bei einigen Betrachtern Heiterkeit hervorruft - ich aber glaube nicht, dass ich davon schwanger werde. Spaeter findet ein Waerter, ich sollte da nicht sitzen. Na gut, zu dem Zeitpunkt hatte ich die Hoffnung, Angkor Wat in rotes Abendlicht getunkt zu sehen, ohnehin schon aufgegeben. Es ist einfach zu dunstig heute. Dafuer konzentriert sich jetzt die Aufmerksamkeit der mindestens 300 Leute da oben auf den Sonnenuntergang hinter den Tuermen des Tempels, auf dem wir uns befinden. 300 Leute, die sich alle so benehmen, als ob sie noch nie einen Sonnenuntergang gesehen haetten - dabei ist es hier nun auch wieder nicht sooooo besonders. Kambodscha ist hier ziemlich flach, man blickt also einfach ueber eine weite Ebene mit Feldern und Wiesen und Baeumen.
Als wir vom Tempel schon wieder herunter sind, gibt es wirklich noch ein spektakulaeres Abendrot. Und dann muessen wir uns mit dem Abstieg beeilen, bevor es ganz finster wird - aber da kann man sich beeilen, wie man will: das geht nicht. Hier wird es so schnell dunkel, dass wir und viele andere Leute sich auf ihre Taschenlampen verlassen muessen. Burkhard hat die staerkste. ;-)
Dann fahren wir zurueck zum Hotel und kommen vor der Westfassade von Angkor Wat vorbei. Darueber ist gerade ein Honigvollmond aufgegangen, das sieht toll aus. Fotografieren ist nahezu unmoeglich, also muss man das Bild so einsaugen. Es sieht aus wie die alten Bilder flaemischer Meister vom Turmbau zu Babel.
Im Hotel wartet das Weihnachtsabendbuffet am Pool auf uns.
Wir fahren dann weiter zum Srah Srang, einem vor ca. 1000 Jahren angelegten "koeniglichen Bad", so die woertliche Uebersetzung. Von einer steinernen Terrasse mit Loewen und Nagas aus kann man die Wasserflaeche ueberblicken, auf der jetzt einige wenige Seerosen die Einheitlichkeit auflockern. In einem geschuetzten und mehr "bewuselten" Bereich gleich unterhalb der Terrasse schwimmen kleine Fische, darunter gruenliche messerfoermige, die Sam als crocodile fish bezeichnet, und dunkle hochkant-rundliche. Aber apropos Loewen und Nagas: Habe ich eigentlich schon erwaehnt, dass die Loewen hier alle (in Anlehnung an einen uralten Emanzencartoon von Franziska Becker) "Arschbacken wie zwei Kokosnuesse und'n Ruecken wie'n Berggorilla" haben? Die knackige hintere Haelfte kontrastiert irgendwie mit der pfauenhaft aufgeblasenen Brustpartie. Nagas hingegen sind mythische mehr(3-7-)koepfige Schlangen, zum Teil eine Mischung aus Kobras und chinesischen Drachen (wobei das keine kunsthistorisch korrekte, sondern meine Erklaerung ist). Aufgrund der Schlangenform eignen sich Nagas besonders als Balustrade an Prozessionsstrassen, gern lassen sie sich auch von Goettern oder Daemonen tragen.
Gegenueber der Terrasse auf der anderen Strassenseite liegt der Eingang zum Banteay Kdei, einem weiteren Dschungeltempel. Er wirkt wie ein Labyrinth, mit verschachtelten Gaengen und Kammern. Ich bekomme beim Durchgehen keinen rechten Eindruck vom Grundriss, obwohl ich ja weiss, dass grundsaetzlich alles in einer mehr oder weniger quadratischen Ordnung steht. In einer der groesseren Hallen sind die Saeulen voller Apsaras, die teils im Schatten, teils in der Sonne tanzen. Die Kontraste von Helligkeit und gruener Waldfinsternis sind heftig … In einem Winkel entdecke ich ein ganz besonderes Spinnennetz mit einem groschengrossen Spezialgewebe in der Mitte, hinter oder in dem die kleine gelbliche Besitzerin wartet. Das "konventionelle" Netz drum herum ist so fein, dass man es kaum erkennen kann.
Nachdem wir uns hier sattgesehen haben und wiederum auf der anderen Seite herausgehen (wir durchwandern hier die Tempel oft von Ost nach West gemaess ihrer Ausrichtung), steht als naechstes Ta Keo auf dem Programm. Dieser Tempel hat Treppen, die mich mehr an Waende erinnern. Nachdem ich den ersten Absatz erklommen habe und hinuntersehe, wird mir ganz uebel … wie soll ich denn da je wieder herunterkommen??? Freihandklettern ist doch nichts fuer mich!! Andererseits kann ich ja nun auch gleich bis ganz oben gehen/klettern, das macht dann auch keinen Unterschied mehr. Oben gibt es mehrere Pavillons, im obersten waren eine kleine Raeucherstaebchenabbrennstelle und ein Junge, der unflaetige Bemerkungen machte. Irgendwo auf der Terrasse liegt ein unfertiger Steinblock herum, der zu grossen Teilen schon zu einem schoenen Quader verarbeitet worden ist, aber noch eine "wilde Ecke" hat.
Ich habe es dann tatsaechlich Schritt fuer Schritt geschafft, auch wieder herunterzukommen. Das ist aber wirklich ein bisschen gefaehrlich. Wenn man da strauchelt, dann - nein, das moechte ich mir lieber nicht ausmalen. Das Ganze erinnert mich ohnehin ein wenig an einen Maya-Tempel, der wiederum den Gedanken an Menschenopfer weckt …
Dann sind wir nach Angkor Thom gefahren und haben dort erst einmal zu Mittag gegessen. Herrje, hier kamen dauernd Kinder an den Tisch, die einem diverse Waren verkaufen wollten - solche gibt es auch scharenweise an den Ein- und Ausgaengen der Tempel. Die verkaufen vor allem Buecher, Postkarten, Schals, manchmal auch bunte Kinkerlitzchen. Aber wir wollen ja bloss in Ruhe was essen, bevor es dann zum Bayon geht.
Der Bayon ist der Haupttempel von Angkor Thom, mit schoenen Flachreliefs auf den umlaufenden Galerien. Die Szene mit zwei Lausbuben, die einer schlafenden Frau etwas stehlen, ist angeblich besonders beruehmt - die zwei Kampfschweine werden voellig zu unrecht total vernachlaessigt. Skandal! Die Hauptattraktion ist aber die obere Etage mit den Gesichtertuermen. Darauf blicken je vier riesige, raetselhaft laechelnde Gesichter in die vier Himmelsrichtungen, insgesamt ueber 100 oder gar ueber 200(?). Irgendwie fuehle ich mich hier an das Dach des Loire-Schlosses Chambord "in exotisch" erinnert. Leider benoetigen wir einen "Pausenraum" und koennen daher nicht laenger "zum Inhalieren der Atmosphaere" verweilen. Die war wohl auch gut genug fuer den Orte-Caster fuer Tomb Raider. Oder wie heisst der/diejenige, der die Drehorte auswaehlt? (Das mit den Pausenraeumen ist hier ein echter Nachteil: die Toilettendichte ist gering.)
Wir verlassen Angkor Thom, die "grosse Stadt", danach durch das Suedtor, auf das eine Bruecke zufuehrt, auf der links Goetter, rechts Daemonen je eine Naga traga. ;-)) Wir wollen zum Phnom Bakheng, um von dort aus den Sonnenuntergang ueber Angkor Wat zu beobachten. Das ist einer von diesen Reisefuehrer-Geheimtipps, die jeder Tourist kennt. Ich waere ja auch gern auf einem Elefantenruecken den Huegel hinaufgeritten, aber die grossen grauen Ruesseltiere waren schon voellig ausgebucht. Selber gehen macht schlank … so kommen wir nach einiger Zeit bei einem heiligen Stier vor einem Tempel oben auf dem Berg an. Der Tempel hat wieder furchtbar steile Stufen, aber ich bin ja schon geuebt jetzt.
Man kann Angkor Wat in der Ferne sehen, aber ich hatte erwartet, dass es nicht ganz so furchtbar weit weg waere … Ich nehme auf einem Lingam Platz, was bei einigen Betrachtern Heiterkeit hervorruft - ich aber glaube nicht, dass ich davon schwanger werde. Spaeter findet ein Waerter, ich sollte da nicht sitzen. Na gut, zu dem Zeitpunkt hatte ich die Hoffnung, Angkor Wat in rotes Abendlicht getunkt zu sehen, ohnehin schon aufgegeben. Es ist einfach zu dunstig heute. Dafuer konzentriert sich jetzt die Aufmerksamkeit der mindestens 300 Leute da oben auf den Sonnenuntergang hinter den Tuermen des Tempels, auf dem wir uns befinden. 300 Leute, die sich alle so benehmen, als ob sie noch nie einen Sonnenuntergang gesehen haetten - dabei ist es hier nun auch wieder nicht sooooo besonders. Kambodscha ist hier ziemlich flach, man blickt also einfach ueber eine weite Ebene mit Feldern und Wiesen und Baeumen.
Als wir vom Tempel schon wieder herunter sind, gibt es wirklich noch ein spektakulaeres Abendrot. Und dann muessen wir uns mit dem Abstieg beeilen, bevor es ganz finster wird - aber da kann man sich beeilen, wie man will: das geht nicht. Hier wird es so schnell dunkel, dass wir und viele andere Leute sich auf ihre Taschenlampen verlassen muessen. Burkhard hat die staerkste. ;-)
Dann fahren wir zurueck zum Hotel und kommen vor der Westfassade von Angkor Wat vorbei. Darueber ist gerade ein Honigvollmond aufgegangen, das sieht toll aus. Fotografieren ist nahezu unmoeglich, also muss man das Bild so einsaugen. Es sieht aus wie die alten Bilder flaemischer Meister vom Turmbau zu Babel.
Im Hotel wartet das Weihnachtsabendbuffet am Pool auf uns.
Labels:
Kambodscha,
Reisetagebuch,
Reisetagebuch Kambodscha
Dienstag, 25. Dezember 2007
Sonntag, 23. Dezember 2007: Angkor Wat und Ta Prohm
Wir fruehstuecken draussen auf der Terrasse. Das Buffet ist sehr gut und vielseitig, fuer Augen und Ohren gibt es Weihnachtsgirlanden und Beos respektive. Am ersten Tag wollten wir uns etwas Ruhe goennen und starten erst um 9:30 Uhr mit "unserem Sam" nach Angkor Wat.
Zuerst muss man natuerlich eine Eintrittskarte erwerben. Fuer 1 Tag 20$, fuer 3 Tage 40 und fuer 7 Tage 60. Und fuer alle muss man in die kleine Kamera grinsen. Dann wird ein Blaettchen gedruckt und laminiert, fertig. Die naechste Gelegenheit zum Geldmachen nimmt der Verkaeufer von Umhaengebaendchen mit Clip wahr, mit dem man das laminierte Blaettchen tragen kann. Wollen wir aber nicht. Jedenfalls muss man den Ausweis ueberall vorzeigen - an lauter Stellen, an denen ich u. U. gar nicht merken wuerde, dass da ein Kontrollpunkt ist.
Die Tempelanlage Angkor Wat ist einfach nur riesig. Aussen liegt erst einmal ein (mindestens) 100 m breiter Graben, der ein grosses Quadrat umspannt und ueber den ein angeblich 250 m langer und 12 m breiter Steinway fuehrt. Dann kommt eine Aussenmauer. Das mittlere Tor war nur fuer den Koenig, die beiden rechts und links daneben fuer seine Frauen und Konkubinen und hohe Beamte, die beiden ganz weit aussen fuer alle (zahlreich vorhandenen), die sonst etwas im Tempel zu suchen hatten - das Volk jedenfalls nicht. Diese Tempel waren damals nur dem Koenig vorbehalten, das einfache Volk konnte zu Hause beten. (So habe ich es jedenfalls von Sam verstanden, auch wenn unser DuMont-Reisefuehrer anderer Ansicht ist.) Eigentlich war damit eine Moeglichkeit zur Demonstration von Reichtum und Macht verschenkt, aber vermutlich verliess man sich auf die Mund-zu-Mund-Propaganda der Angestellten in Kombination mit dem dadurch gefoerderten Hang zur Legendenbildung …
Im Innern folgt die Fortsetzung des steinernen Weges von draussen. Die Sonne knallt heftig und ich bin froh, dass ich wenigstens den Hut habe, sonst haette mich direkt ein Sonnenstich ereilt. Wir naehern uns der zweiten Mauer von der Seite, am Seerosentuempel vorbei. Dann kommen wir zu den sagenhaften Bildergalerien mit den verschiedenen Flachreliefs, ueber die man bei weitergehendem Interesse in der einschlaegigen Literatur nachlesen kann. Einige Bereiche sind durch die Haende frueherer Besucher ganz glatt poliert, was zum Teil fuers Fotografieren sogar von Vorteil ist. Heutzutage darf man sie natuerlich nicht mehr beruehren.
Eine ewig lange Galerie schliesst sich an die naechste an, und aus dem umliegenden Wald kommt ein unfassbar lauter Zirplaerm (Zirp-Laerm, nicht Zier-(Ge)Plaerr): Zikaden. Man ist versucht, es "ohrenbetaeubend" zu nennen.
Dann geht es eine Stufe naeher zu Gott, in diesem Fall also Vishnu. Die zentrale "Pyramide" (nicht im geometrischen Sinn) ist wegen Renovierung geschlossen, was vielleicht gar nicht sooo schade ist, in Anbetracht der extrem steilen Treppen. Es gibt eine Holztreppe, die gegenueber der Steintreppe bestimmt 2-3 m weiter hervorkommt, aber immer noch ziemlich steil ist … Davor gibt es noch zwei so genannte Bibliotheken und eine "Galerie der 1000 Buddhas", von denen aber nur noch wenige uebrig sind.
Dann haben wir uns ueber die Terrasse des Koenigs, die sich direkt vor dem Tempel am Ende des langen steinernen Wegs befindet, wieder zurueck zum Eingang begeben - da war es auch schon mindestens 13:30 Uhr. Sam fuehrt uns in ein "Huettenrestaurant" unweit vom Eingang, wo es einfache Kost gibt und Plastikmobiliar und abwaschbare Tischdecken. Nix Kulinarisches, aber o.k. - von der Nummer mit dem Mineralwasser mal abgesehen. Wir bekommen eine grosse Flasche wie bestellt, ich meine, dass sie nicht originalverschlossen ist, Burkhard ist davon nicht ganz ueberzeugt - aber dann ist Kokosmilch drin, diese klare Fluessigkeit. Wir bekommen natuerlich eine neue, originalverschlossene Flasche, aber mein Vertrauen in die hiesige Lebensmittelsicherheit ist bereits nachhaltig erschuettert.
Nach dem Essen muessen wir erst einmal das aufsuchen, was die Amerikaner Ausruhraum nennen - die Tueren dazu oeffnen sich (nicht technisch gemeint) auch mit dem Tempelausweis.
Danach besichtigen wir einen der Tempel, die vom Dschungel "in Schach" gehalten werden: Ta Prohm, Vorfahre (ta) von Brahma (prohm). Am Rande des sandigen Waldwegs, der von der aeusseren zur inneren Mauer fuehrt, hat sich eine Gruppe kriegsinvalider Musikanten platziert, die gegen den Zikadenlaerm anspielt. Anders als in Angkor Wat ist in Ta Prohm vieles zusammengefallen, und das Tempelareal ist nicht freigeschnitten, sondern liegt mitten im Wald. Und der Wald hat sich seinen Weg hineingebahnt: einige riesige Baeume konnten keinen besseren Platz zum Wachsen finden als auf Tempelmauern, die sie mit riesigen Wurzeln umklammert halten. Sieht aus wie in einem Fantasy-Film mit Baumwesen … Auch sonst ist die Stimmung hier ganz anders als in Angkor Wat, aber hier wie dort sind Spinnen die heimlichen Herrscher. Hier gibt es viele, die ein mindestens zwei Handteller grosses Gelaende mit einem mehrschichtigen Gewebe ueberspinnen und darin ein kreisrundes Loch, offenbar Eingang zur dahinterliegenden Wohnhoehle, besonders sorgfaeltig ausarbeiten. Sie sind ein bisschen gestreift, wie ich herausgefunden habe, und etwas hasenfuessig.
Sowohl in Angkor Wat wie in Ta Prohm gibt es viele in Stein gemeisselte Abbildungen von Apsaras, himmlischen Taenzerinnen. Deshalb laesst Sam uns am Abend mit einem "Tuk Tuk" zu einem "Theaterrestaurant" bringen. Ein Tuk Tuk ist ein offener zweiraedriger Anhaenger fuer zwei bis drei Personen, der von einem Moped gezogen wird. In diesem Restaurant gibt es ein Buffet (o.k., aber nicht gerade der Wahnsinn) und eine Buehne, auf der junge Leute in bunten traditionellen Kostuemen ebenso traditionelle Taenze vorfuehren, darunter auch solche, die zu sehen frueher dem Koenig vorbehalten waren. Aber hier sind ja heutzutage die Touris Koenig, dann wird das so wohl richtig sein. Alles in allem zahlen wir gut 30 US$. Wir werden vom selben Tuk Tuk zum Hotel zurueck befoerdert, mit dem wir gekommen sind - der Fahrer bekommt dafuer 4$. Der Dollar scheint hier Hauptzahlungsmittel zu sein, man bekommt nur die Betraege < 1$ in der Landeswaehrung namens Riel. Das sind dann auch Scheine mit grossen Zahlen drauf - Muenzen scheinen virtuell unbekannt zu sein.
Zuerst muss man natuerlich eine Eintrittskarte erwerben. Fuer 1 Tag 20$, fuer 3 Tage 40 und fuer 7 Tage 60. Und fuer alle muss man in die kleine Kamera grinsen. Dann wird ein Blaettchen gedruckt und laminiert, fertig. Die naechste Gelegenheit zum Geldmachen nimmt der Verkaeufer von Umhaengebaendchen mit Clip wahr, mit dem man das laminierte Blaettchen tragen kann. Wollen wir aber nicht. Jedenfalls muss man den Ausweis ueberall vorzeigen - an lauter Stellen, an denen ich u. U. gar nicht merken wuerde, dass da ein Kontrollpunkt ist.
Die Tempelanlage Angkor Wat ist einfach nur riesig. Aussen liegt erst einmal ein (mindestens) 100 m breiter Graben, der ein grosses Quadrat umspannt und ueber den ein angeblich 250 m langer und 12 m breiter Steinway fuehrt. Dann kommt eine Aussenmauer. Das mittlere Tor war nur fuer den Koenig, die beiden rechts und links daneben fuer seine Frauen und Konkubinen und hohe Beamte, die beiden ganz weit aussen fuer alle (zahlreich vorhandenen), die sonst etwas im Tempel zu suchen hatten - das Volk jedenfalls nicht. Diese Tempel waren damals nur dem Koenig vorbehalten, das einfache Volk konnte zu Hause beten. (So habe ich es jedenfalls von Sam verstanden, auch wenn unser DuMont-Reisefuehrer anderer Ansicht ist.) Eigentlich war damit eine Moeglichkeit zur Demonstration von Reichtum und Macht verschenkt, aber vermutlich verliess man sich auf die Mund-zu-Mund-Propaganda der Angestellten in Kombination mit dem dadurch gefoerderten Hang zur Legendenbildung …
Im Innern folgt die Fortsetzung des steinernen Weges von draussen. Die Sonne knallt heftig und ich bin froh, dass ich wenigstens den Hut habe, sonst haette mich direkt ein Sonnenstich ereilt. Wir naehern uns der zweiten Mauer von der Seite, am Seerosentuempel vorbei. Dann kommen wir zu den sagenhaften Bildergalerien mit den verschiedenen Flachreliefs, ueber die man bei weitergehendem Interesse in der einschlaegigen Literatur nachlesen kann. Einige Bereiche sind durch die Haende frueherer Besucher ganz glatt poliert, was zum Teil fuers Fotografieren sogar von Vorteil ist. Heutzutage darf man sie natuerlich nicht mehr beruehren.
Eine ewig lange Galerie schliesst sich an die naechste an, und aus dem umliegenden Wald kommt ein unfassbar lauter Zirplaerm (Zirp-Laerm, nicht Zier-(Ge)Plaerr): Zikaden. Man ist versucht, es "ohrenbetaeubend" zu nennen.
Dann geht es eine Stufe naeher zu Gott, in diesem Fall also Vishnu. Die zentrale "Pyramide" (nicht im geometrischen Sinn) ist wegen Renovierung geschlossen, was vielleicht gar nicht sooo schade ist, in Anbetracht der extrem steilen Treppen. Es gibt eine Holztreppe, die gegenueber der Steintreppe bestimmt 2-3 m weiter hervorkommt, aber immer noch ziemlich steil ist … Davor gibt es noch zwei so genannte Bibliotheken und eine "Galerie der 1000 Buddhas", von denen aber nur noch wenige uebrig sind.
Dann haben wir uns ueber die Terrasse des Koenigs, die sich direkt vor dem Tempel am Ende des langen steinernen Wegs befindet, wieder zurueck zum Eingang begeben - da war es auch schon mindestens 13:30 Uhr. Sam fuehrt uns in ein "Huettenrestaurant" unweit vom Eingang, wo es einfache Kost gibt und Plastikmobiliar und abwaschbare Tischdecken. Nix Kulinarisches, aber o.k. - von der Nummer mit dem Mineralwasser mal abgesehen. Wir bekommen eine grosse Flasche wie bestellt, ich meine, dass sie nicht originalverschlossen ist, Burkhard ist davon nicht ganz ueberzeugt - aber dann ist Kokosmilch drin, diese klare Fluessigkeit. Wir bekommen natuerlich eine neue, originalverschlossene Flasche, aber mein Vertrauen in die hiesige Lebensmittelsicherheit ist bereits nachhaltig erschuettert.
Nach dem Essen muessen wir erst einmal das aufsuchen, was die Amerikaner Ausruhraum nennen - die Tueren dazu oeffnen sich (nicht technisch gemeint) auch mit dem Tempelausweis.
Danach besichtigen wir einen der Tempel, die vom Dschungel "in Schach" gehalten werden: Ta Prohm, Vorfahre (ta) von Brahma (prohm). Am Rande des sandigen Waldwegs, der von der aeusseren zur inneren Mauer fuehrt, hat sich eine Gruppe kriegsinvalider Musikanten platziert, die gegen den Zikadenlaerm anspielt. Anders als in Angkor Wat ist in Ta Prohm vieles zusammengefallen, und das Tempelareal ist nicht freigeschnitten, sondern liegt mitten im Wald. Und der Wald hat sich seinen Weg hineingebahnt: einige riesige Baeume konnten keinen besseren Platz zum Wachsen finden als auf Tempelmauern, die sie mit riesigen Wurzeln umklammert halten. Sieht aus wie in einem Fantasy-Film mit Baumwesen … Auch sonst ist die Stimmung hier ganz anders als in Angkor Wat, aber hier wie dort sind Spinnen die heimlichen Herrscher. Hier gibt es viele, die ein mindestens zwei Handteller grosses Gelaende mit einem mehrschichtigen Gewebe ueberspinnen und darin ein kreisrundes Loch, offenbar Eingang zur dahinterliegenden Wohnhoehle, besonders sorgfaeltig ausarbeiten. Sie sind ein bisschen gestreift, wie ich herausgefunden habe, und etwas hasenfuessig.
Sowohl in Angkor Wat wie in Ta Prohm gibt es viele in Stein gemeisselte Abbildungen von Apsaras, himmlischen Taenzerinnen. Deshalb laesst Sam uns am Abend mit einem "Tuk Tuk" zu einem "Theaterrestaurant" bringen. Ein Tuk Tuk ist ein offener zweiraedriger Anhaenger fuer zwei bis drei Personen, der von einem Moped gezogen wird. In diesem Restaurant gibt es ein Buffet (o.k., aber nicht gerade der Wahnsinn) und eine Buehne, auf der junge Leute in bunten traditionellen Kostuemen ebenso traditionelle Taenze vorfuehren, darunter auch solche, die zu sehen frueher dem Koenig vorbehalten waren. Aber hier sind ja heutzutage die Touris Koenig, dann wird das so wohl richtig sein. Alles in allem zahlen wir gut 30 US$. Wir werden vom selben Tuk Tuk zum Hotel zurueck befoerdert, mit dem wir gekommen sind - der Fahrer bekommt dafuer 4$. Der Dollar scheint hier Hauptzahlungsmittel zu sein, man bekommt nur die Betraege < 1$ in der Landeswaehrung namens Riel. Das sind dann auch Scheine mit grossen Zahlen drauf - Muenzen scheinen virtuell unbekannt zu sein.
Labels:
Kambodscha,
Reisetagebuch,
Reisetagebuch Kambodscha
Montag, 24. Dezember 2007
24. Osternestchen
Niko-Nuki ist im Jadebuddhatempel. Es ist heute dort vielleicht nicht ganz so voll wie sonst, wie schoen! Zuerst ruht es sich ein bisschen im Hof mit den Bronzestuecken aus. Dann laesst es sich seinen Namen kalligraphieren und lauter gute Wuensche mit auf das Blatt schreiben: Gesundheit. Glueck. Reichtum. Freude. Essen. Dank. Damit geht es den Jadebuddha besuchen. Der sitzt im Lotossitz, laechelt entrueckt und verbreitet ganz viel Ruhe und Frieden. Nach zwei oder drei Stunden hat Niko-Nuki sich davon anstecken lassen. Ausgeruht und gestaerkt trabt es froehlich springend nach Hause, nicht ohne dabei "Froehlich soll mein Herze springen" vor sich hin zu summen. Ja, jetzt ist Weihnachten. Froehliche Weihnachten!
Samstag, 22. Dezember 2007: Ankunft in Kambodscha
Um 11 Uhr holt uns Ding Shifu ab. Mein erster Flug ab Hongqiao, denn es gibt leider keinen Direktflug, und wir muessen zunaechst nach Guangzhou fliegen. (Hongqiao ist der alte Flughafen von Shanghai, der jetzt fast ausschliesslich Inlandsfluege abwickelt.) Auf chinesischen Inlandsfluegen sind im Handgepaeck nicht nur Waffen wie Messer und Gabel und Fluessigkeiten etc. verboten, sondern auch Krebse, wofuer es ein eigenes Piktogramm gibt. Waehrend das zum Schmunzeln ist, bin ich ueber die Tatsache, dass das Gepaeck nicht durchgecheckt wird, weniger erfreut. Und die Frage, wie das dann in Guangzhou gehen soll, kann mir auch keiner beantworten. In der Sicherheitskontrolle faellt mein "Stoertebeker", das einaeugige Fernglas, auf. Auf der Suche danach findet die freundliche Dame meinen Faecher im Etui und guckt ihn an, als habe sie noch nie einen gesehen. Jaja, was Langnasen so alles im Gepaeck haben … Als sie dann den Stoertebeker findet, schaut sie von der falschen Seite durch. Der Kollege scheint etwas mehr damit anfangen zu koennen und zieht das Teleskoprohr pruefend auseinander, bevor man mir beflissen beim Verstauen meiner sieben Sachen behilflich ist.
Dann heisst es warten, mit einem "intelligent card dispenser" im Ruecken. Ich werde nicht schlau, ob der Spender intelligent ist oder die gespendeten Karten … sind wohl Telefonkarten oder so aehnlich. Waehrend des Wartens werden wir durch die vielen Ansagen ueber verspaetete oder gestrichene Fluegen schon ganz nervoes gemacht, denn auch ein Flug nach Guangzhou ist darunter. Wegen schlechten Wetters. Vermutlich mit einem kleinen Flugzeug, das per Sicht landen soll … unsere Boeing 737 ist gluecklicherweise nicht betroffen.
Auf dem Flug nach Guangzhou gibt es den wohl schlechtesten Imbiss, den ich je bekommen habe - eine Plastikkiste mit div. Backwaren, alle suess, auch die mit Thunfisch und einer wurstaehnlichen Fuellung. Dafuer sind wir recht puenktlich, so dass wir in Ruhe unser Gepaeck auflesen und es neu einchecken koennen. Unsere Bordkarten hatten wir schon zuvor am Transfer-Schalter bekommen. Dann heisst es wieder warten und natuerlich wieder durch "1000" Kontrollen gehen. Eine Gruppe von Maennern in khakifarbenen Arbeitsanzuegen steht hinter uns in der Warteschlange. Die haben alle einen gruenen Punkt auf der Brust - dann kommen die bestimmt in den gelben Sack?!
Burkhard findet noch eine kleine geschnitzte Wildsau mit Maehne, die noch mit will, dann geht es los nach Siem Reap. Mit 1700 Flugkilometern ist diese Strecke ein bisschen laenger als das erste Teilstueck (1300 km). Gegen 10 Uhr abends Ortszeit (eine Stunde zurueck gegenueber Shanghai, also sechs Stunden vor deutscher Zeit) kommen wir an. Das Flugzeug parkt auf dem Rollfeld, aber fuer die wenigen Meter zum Terminalgebaeude gibt es keinen Bus, die geht man einfach zu Fuss. Die Einreiseformalitaeten koennten noch glatter gehen, wenn die Formulare (hier Ankunfts- und Abreisekarte und Zollerklaerung), die man ausfuellen muss, entweder im Flugzeug verteilt wuerden (wie es ueberall sonst genacht wird) oder doch wenigstens offen auslaegen. Aber nein, die Beamten koennen einem sagen, dass man das Formular braucht, aber nicht, wo man es bekommt. Und dann stellt irgendwer fest, dass man den frischen Schwall Touristen mit Formblaettchen versorgen muss. Aber es hat ja alles geklappt. Am Ausgang wartet ein freundlicher junger Mann auf uns, der sich als Sam vorstellt. In einem Toyota Camry - hier ein sehr weit verbreitetes Modell - mit Fahrer begleitet Sam uns zum Hotel. Er spricht sogar ein bisschen Deutsch und erzaehlt uns, dass in den letzten 10 oder 12 Jahren aus damals 3 Hotels mittlerweile 100 geworden sind, und dass die "non-smoking industry" hier einer der Hauptpfeiler der wirtschaftlichen Entwicklung ist.
Im Hotel werden wir freundlichst begruesst, aber wir wollen vor allem eins: rasch ins Bett.
Dann heisst es warten, mit einem "intelligent card dispenser" im Ruecken. Ich werde nicht schlau, ob der Spender intelligent ist oder die gespendeten Karten … sind wohl Telefonkarten oder so aehnlich. Waehrend des Wartens werden wir durch die vielen Ansagen ueber verspaetete oder gestrichene Fluegen schon ganz nervoes gemacht, denn auch ein Flug nach Guangzhou ist darunter. Wegen schlechten Wetters. Vermutlich mit einem kleinen Flugzeug, das per Sicht landen soll … unsere Boeing 737 ist gluecklicherweise nicht betroffen.
Auf dem Flug nach Guangzhou gibt es den wohl schlechtesten Imbiss, den ich je bekommen habe - eine Plastikkiste mit div. Backwaren, alle suess, auch die mit Thunfisch und einer wurstaehnlichen Fuellung. Dafuer sind wir recht puenktlich, so dass wir in Ruhe unser Gepaeck auflesen und es neu einchecken koennen. Unsere Bordkarten hatten wir schon zuvor am Transfer-Schalter bekommen. Dann heisst es wieder warten und natuerlich wieder durch "1000" Kontrollen gehen. Eine Gruppe von Maennern in khakifarbenen Arbeitsanzuegen steht hinter uns in der Warteschlange. Die haben alle einen gruenen Punkt auf der Brust - dann kommen die bestimmt in den gelben Sack?!
Burkhard findet noch eine kleine geschnitzte Wildsau mit Maehne, die noch mit will, dann geht es los nach Siem Reap. Mit 1700 Flugkilometern ist diese Strecke ein bisschen laenger als das erste Teilstueck (1300 km). Gegen 10 Uhr abends Ortszeit (eine Stunde zurueck gegenueber Shanghai, also sechs Stunden vor deutscher Zeit) kommen wir an. Das Flugzeug parkt auf dem Rollfeld, aber fuer die wenigen Meter zum Terminalgebaeude gibt es keinen Bus, die geht man einfach zu Fuss. Die Einreiseformalitaeten koennten noch glatter gehen, wenn die Formulare (hier Ankunfts- und Abreisekarte und Zollerklaerung), die man ausfuellen muss, entweder im Flugzeug verteilt wuerden (wie es ueberall sonst genacht wird) oder doch wenigstens offen auslaegen. Aber nein, die Beamten koennen einem sagen, dass man das Formular braucht, aber nicht, wo man es bekommt. Und dann stellt irgendwer fest, dass man den frischen Schwall Touristen mit Formblaettchen versorgen muss. Aber es hat ja alles geklappt. Am Ausgang wartet ein freundlicher junger Mann auf uns, der sich als Sam vorstellt. In einem Toyota Camry - hier ein sehr weit verbreitetes Modell - mit Fahrer begleitet Sam uns zum Hotel. Er spricht sogar ein bisschen Deutsch und erzaehlt uns, dass in den letzten 10 oder 12 Jahren aus damals 3 Hotels mittlerweile 100 geworden sind, und dass die "non-smoking industry" hier einer der Hauptpfeiler der wirtschaftlichen Entwicklung ist.
Im Hotel werden wir freundlichst begruesst, aber wir wollen vor allem eins: rasch ins Bett.
Labels:
Kambodscha,
Reisetagebuch,
Reisetagebuch Kambodscha
Sonntag, 23. Dezember 2007
23. Karaeffchen
Heute besucht Niko-Nuki die Xujiahui-Kathedrale im neogotischen Stil, nicht wirklich mit Flair, aber trotzdem irgendwie anruehrend mit ihren zwei Tuermen, die neben den umstehenden Hochhaeusern klein wirken. Hier gibt es Tannenzweige und einen echten Adventskranz samt dem beruehmten "Atzventzkrantzkertzenglantz". Und ein Weihnachtsbaum steht auch schon da, sogar ein echter. Nach all seinen kleinen Abenteuern fuehlt sich Niko-Nuki zufrieden und gluecklich, aber auch ein bisschen muede. Denn Glueck ist alles, was die Seele durcheinanderruettelt, meint Arthur Schnitzler. Nach soviel Geruettel - Niko-Nuki hat ein geruettelt Mass an Glueck erlebt - wird es Zeit, dass das Warten vorbei geht und es nun endlich Weihnachten wird.
Klappe!
So, jetzt (schon am Donnerstag) sind die Dreharbeiten fuer Burkhard nach Fitting plus drei Drehtagen vorbei. Leicht verdientes Geld, wenn man vom fruehen Aufstehen mal absieht. Immerhin ca. 100 Euro pro Tag plus 20 fuers Fitting, dazu freie (aber auch nicht gerade tolle) Kost und die Moeglichkeit, mal was mitzumachen, was man sonst nicht so mitbekommt, incl. Gelegenheit, vor einer Green Screen zu stehen und den Regisseur und sogar die Hauptdarsteller mal aus naechster Naehe zu erleben. Die chinesischen Komparsen bekommen uebrigens - wo bleibt denn da die Gerechtigkeit?! - nur ein Fuenftel des Geldes (oder so aehnlich), dafuer aber einen hongbao (roten Umschlag) mit 20 RMB extra, falls sie im Film sterben muessen. Burkhard brauchte nicht zu sterben, das wird dann spaeter digital erledigt …
Uebrigens sind Schauspieler ja auch nicht so cool und hip, wie man vielleicht denken koennte. Am 70. Jahrestag des Massakers von Nanjing (13. Dezember) hatte es im "Fokus Asien", der (wochen)taeglichen Viertelstunde der deutschen (Radio-)Welle mit Reportagen aus Asien, einen Beitrag ueber den Film gegeben, mit einem Schnipsel aus einem Interview mit Ulrich Tukur. (Vielleicht noch auf der DW-World-Webseite zum Nachhoeren?) Burkhard hatte "den Ulrich" (jaja, da waren alle wieder ganz locker drauf ;-)) ) kurz darauf angesprochen, dabei das Wort "Podcast" in den Mund genommen und war damit auf Unverstaendnis gestossen. Als in der Erlaeuterung der Begriff mp3 fiel, war es dann ganz vorbei - haette ich doch gedacht, dass so Schauspieler diese Moeglichkeit, Audioinformationen rasch mal zwischendurch aufzunehmen, kennen und womoeglich gezielt einsetzen. Aber offenbar ist dem nicht so, schmunzel. Vielmehr war Herr Tukur beunruhigt, dass nun seine Worte im Internet ewig herumstehen wuerden. Aber Burkhard konnte ihn wenigstens insofern beruhigen, dass es kein DZ* gewesen war.
Ach ja, am Set herrschte gemaess Ankuendigung striktes Film- und Fotografierverbot. Am ersten Tag hatte Burkhard daher keinen Fotoapparat dabei, nur um festzustellen, dass der klar im Nachteil ist, der lesen kann: es wurde fotografiert, was das Zeug hielt. Jetzt hat er auch fast 100 Bilder mitgebracht, die ich hier aber wegen des Fotografierverbots nicht veroeffentlichen werde.
* dummes Zeug
Uebrigens sind Schauspieler ja auch nicht so cool und hip, wie man vielleicht denken koennte. Am 70. Jahrestag des Massakers von Nanjing (13. Dezember) hatte es im "Fokus Asien", der (wochen)taeglichen Viertelstunde der deutschen (Radio-)Welle mit Reportagen aus Asien, einen Beitrag ueber den Film gegeben, mit einem Schnipsel aus einem Interview mit Ulrich Tukur. (Vielleicht noch auf der DW-World-Webseite zum Nachhoeren?) Burkhard hatte "den Ulrich" (jaja, da waren alle wieder ganz locker drauf ;-)) ) kurz darauf angesprochen, dabei das Wort "Podcast" in den Mund genommen und war damit auf Unverstaendnis gestossen. Als in der Erlaeuterung der Begriff mp3 fiel, war es dann ganz vorbei - haette ich doch gedacht, dass so Schauspieler diese Moeglichkeit, Audioinformationen rasch mal zwischendurch aufzunehmen, kennen und womoeglich gezielt einsetzen. Aber offenbar ist dem nicht so, schmunzel. Vielmehr war Herr Tukur beunruhigt, dass nun seine Worte im Internet ewig herumstehen wuerden. Aber Burkhard konnte ihn wenigstens insofern beruhigen, dass es kein DZ* gewesen war.
Ach ja, am Set herrschte gemaess Ankuendigung striktes Film- und Fotografierverbot. Am ersten Tag hatte Burkhard daher keinen Fotoapparat dabei, nur um festzustellen, dass der klar im Nachteil ist, der lesen kann: es wurde fotografiert, was das Zeug hielt. Jetzt hat er auch fast 100 Bilder mitgebracht, die ich hier aber wegen des Fotografierverbots nicht veroeffentlichen werde.
* dummes Zeug
Samstag, 22. Dezember 2007
22. Tuetchen
Da Niko-Nuki ja nun gerade schon in Xintiandi ist, geht es noch in die Bar mit Live-Jazzmusik. Es hat Kerzen dabei, die es an den Tischen verteilt, und dann begibt es sich auf die Buehne. Die Band findet Niko-Nuki total cool und ist gern bereit, es zu begleiten. Die Jazzversion von "Wir sagen Euch an - dabadibuuu - den lieben Aaaeeedvent - schubidaduuu - hey guckt mal (Basssolo), die viiieeerte Kerze brennt" findet beim Publikum grossen Anklang und viel Beifall. Die Band ernennt Niko-Nuki zum Leadsaenger h.c..
Freitag, 21. Dezember 2007
21. Futteraelchen
Jetzt ist Niko-Nuki in Xintiandi angekommen - der-die-das neue Himmel-und-Erde. Es will hier die Verkaeufer und Verkaeuferinnen im Souvenir-Laden der Gruendungsstaette der Kommunistischen Partei Chinas besuchen. Der Souvenir-Laden strahlt den Charme eines durch planvolle Planwirtschaft nur "maessig ueberquellenden" Ladens in der DDR der 1960er Jahre aus (nicht, dass ich so einen Laden persoenlich gesehen haette, aber so wie man's "aus Film und Fernsehen" kennt halt), und passend dazu quillt auch das Personal vor Lebensfreude nur maessig ueber. Niko-Nuki kommt hereingetrabt, sieht sich kurz um, kauft eine ganze Reihe von KPC-Merchandising-Waren, versieht sie mit Herzruesselabdruecken (es hatte noch Lippenstift uebrig, und so sind die Sachen auch viel poppiger) und schenkt sie den Angestellten zum erneuten Verkauf, zusammen mit ein paar kleinen Leckereien, die es unterwegs eingekauft hat. Als es den Saal verlaesst, wird es mit froehlichen "Zaijian!"("Wiedersehen!")-Rufen verabschiedet.
Donnerstag, 20. Dezember 2007
20. Tiegelchen
Nachdem Niko-Nuki eine Dreiviertelstunde lang das sanfte Dahingleiten im Boot genossen hat, mischt es sich wieder unter die Leute. Hier im Lu-Xun-Park sind (wie in eigentlich allen Parks) viele Leute unterwegs, an einem Wochentag wie heute vor allem aeltere Leute. Vermutlich alles unwissende, aber praktizierende Anhaenger des singenden Filz- und Fettliebhabers mit Hut: Jeder ist ein Kuenstler. Wobei der Schwerpunkt hier auf Musik und Kalligraphie liegt. Wenn viele Kalligraphen auf kleinem Raum versammelt sind, ist das ja kein grosses Problem, bei den Musikanten wird es schon etwas schwieriger, weil Musik bekanntlich mit Geraeusch verbunden ist. Deshalb bringen auch viele nicht nur Stimme und/oder Instrumente mit, sondern auch gleich einen Verstaerker, was zu einer wahren Kakophonie fuehrt. Unter diesen Umstaenden verzichtet Niko-Nuki auf eine eigene Darbietung und begnuegt sich damit, jedem ein bisschen zuzuhoeren und tuechtig zu applaudieren.
Mittwoch, 19. Dezember 2007
19. Glaeschen
Nachdem Niko-Nuki das schon etwas aufgemunterte Schwein in ein Waeldchen begleitet hat, wo es sich einer Rotte anschliessen konnte, trabt es guter Dinge in die Stadt zurueck und nimmt einen zweiten Anlauf, zum Lu-Xun-Park zu fahren. Diesmal ist es erfolgreich. "Man muß jedem Hindernis Geduld, Beharrlichkeit und eine sanfte Stimme entgegenstellen." So einfach ist das. Und wie zur Bestaetigung scheint jetzt wieder die Sonne. Niko-Nuki trabt in den Park hinein und macht, wie immer guter Dinge, erst einmal eine kleine Bootsfahrt auf dem See.
Dienstag, 18. Dezember 2007
18. Amphoerchen
Niko-Nuki ist also im Zoo und besucht (was sonst) die Schweine. Denkt es. Aber da ist ja nur ein einziges Schwein! Ein armes, einsames Wildschwein, das nicht nur keine Gesellschaft hat, sondern auch ein verletztes Bein - und nicht einmal einen Kaefig, in dem es ordentlich graben und suhlen kann. Nein, statt dessen hat es nur unfreundlichen Betonboden unter den Hufen. Es grunzt Niko-Nuki leise und traurig an. Es ist nicht Niko-Nukis Art, aber hier muss es doch mal etwas tun, was nicht so ganz im Einklang mit irgendwelchen Vorschriften ist ... es strahlt das Schwein an, erinnert sich an den Dalai Lama, der gesagt hat "Wer alles mit einem Laecheln beginnt, dem wird das meiste gelingen!", findet rasch den Schluessel, schliesst auf, laechelt das unglaeubig schnuppernde Schwein aufmunternd an und trabt mit ihm zusammen davon.
Laerm :-(
Viermal werden wir noch wach, heissa, dann ist Reisetach ... oder so aehnlich. Und das ist auch gut so. Im Moment gibt es hier naemlich Dauerlaermberieselung von der Tunnelbaustelle hinter dem Haus. Und Dauer... heisst hier natuerlich permanent, 24/7, wie das gemeinhin abgekuerzt dargestellt wird. Und damit sind nicht Drei Drei Siebtel gemeint. Speziell in der Nacht stoert es sogar mich, sogar bei geschlossenem Fenster - und unsere Fenster isolieren ja schon recht gut. Ich hoere deshalb zum Einschlafen jetzt immer die neuesten Podcasts, zum Uebertoenen. Aber manchmal hilft das auch nicht, im besten Fall, weil ich lachen muss. So neulich bei einer Episode von Dieter Nuhr, sinngemaess zitiert etwa so: "Ich sehe mir ja auch gern Karneval in Muenster an. Die haben da auch einen Elferrat und so. Und dann singt der ganze Saal Westfaaaaaaaaaalenland, Westfaaaaaaaaaalenland, ist wiiiiieeeeeder aaaaaauuuuusser Raaaand und Baaaand - ja! das ist ein ganz anderes Konzept von Ekstase!"
Ich hoffe jedenfalls, dass diese schreckliche Bauphase halbwegs abgeschlossen sein wird, wenn wir zurueckkommen.
Apropos Reise - in Hong Kong gab es ein paar Dollar zu beschaffen (voellig problemlos), und in Shanghai gab es Visa zu beschaffen (nicht voellig problemlos, und am Ende konnten sie nicht mal meinen Namen von der vorderen Seite des Passes richtig auf das Visum uebertragen - aber da stehen sie den Chinesen in nichts nach, die hatten das damals fuer meine Einreise auch nicht hinbekommen). Dafuer hat der Herr Konsul sich persoenlich bei Burkhard entschuldigt, und das wuerde auch bei der Einreise bestimmt keine Probleme machen. Ja dann. Damit sollten dann die letzten Vorbereitungen getroffen sein, vom Kofferpacken mal abgesehen. Einziger Wermutstropfen: ich habe zur Vorbereitung noch keineswegs all das lesen koennen, was ich lesen wollte.
Ich hoffe jedenfalls, dass diese schreckliche Bauphase halbwegs abgeschlossen sein wird, wenn wir zurueckkommen.
Apropos Reise - in Hong Kong gab es ein paar Dollar zu beschaffen (voellig problemlos), und in Shanghai gab es Visa zu beschaffen (nicht voellig problemlos, und am Ende konnten sie nicht mal meinen Namen von der vorderen Seite des Passes richtig auf das Visum uebertragen - aber da stehen sie den Chinesen in nichts nach, die hatten das damals fuer meine Einreise auch nicht hinbekommen). Dafuer hat der Herr Konsul sich persoenlich bei Burkhard entschuldigt, und das wuerde auch bei der Einreise bestimmt keine Probleme machen. Ja dann. Damit sollten dann die letzten Vorbereitungen getroffen sein, vom Kofferpacken mal abgesehen. Einziger Wermutstropfen: ich habe zur Vorbereitung noch keineswegs all das lesen koennen, was ich lesen wollte.
Montag, 17. Dezember 2007
17. Flakoenchen
Niko-Nuki nimmt sich wieder ein Taxi. Es sagt dem Fahrer, dass es zum Lu Xun Gong Yuan will, einem Park in der Naehe des Hongkou-Stadions, der dem Schriftsteller Lu Xun gewidmet ist. Weil Niko-Nuki ein bisschen vor sich hin traeumt, was es wohl am besten im Park machen sollte, merkt es erst nach einer ganzen Weile, dass sie nicht nach Norden zur Dongjiangwan-Strasse im Hongkou-Viertel unterwegs sind, sondern nach Westen zum Dongwuyuan, dem Zoo. Hm - der Fahrer hat es wohl an den Ohren?! Aber wo Niko-Nuki nun schon einmal fast da ist, aendert es seine Plaene. Oder genauer, es akzeptiert die Aenderung seiner Plaene: "Life is what happens to you while you busy making other plans."
Sonntag, 16. Dezember 2007
Am Set
So, jetzt hat Burkhard seinen ersten Drehtag hinter sich. Die "Maedels" mussten schon um 4 Uhr morgens da sein, wegen Garderobe und Maske, die da wohl etwas laenger gedauert hat. Es gab 30er-Jahre-Hochsteckfrisuren, weshalb es auch verboten war, mit frisch gewaschenen Haaren zu kommen. Die "Jungs" brauchten erst um 5 Uhr anzutreten. Aechz! Das heisst aufstehen mitten in der Nacht, und dann ging es mit dem Taxi zu einer Stelle am Fluss, etwa gegenueber vom Ascott.
Und dann haben sie wohl alle ganz schoen lange herumstehen muessen, bis die ersten Aufnahmen gemacht wurden. Anders als angekuendigt waren sie aber schon um ungefaehr 4 Uhr nachmittags fertig und durften nach Hause gehen. Huch, da war ich ja noch dabei, fuer Zheng Hong ein paar e-Mails zu schreiben! (Das geht natuerlich viel schneller als die duilian-Haelfte, die ich heute fertiggestellt habe. Diesmal eine mit 7 Woertern.)
Burkhard ist einer der Passagiere, die noch mit dem letzten Schiff wegfahren koennen. Das Schiff ist aber nur ein Stueck Wand, kein echtes oder auch nur ganzes Gefaehrt. Japanische Soldaten halten eine Menge Leute hinter einer Barriere zurueck, die verzweifelt versuchen, auch noch aufs Schiff zu kommen. Dann bahnt sich John Rabe (Ulrich Tukur) mit seiner Freundin und einem Kanarienvogel im Kaefig den Weg durch die Menge, die Soldaten lassen ihn auch durch, er steigt mit seiner Freundin die Treppe hoch - um dann doch nicht den letzten Schritt aufs Schiff zu machen. Er bleibt auf der Treppe zurueck. Klingt nach schmerzhafter Trennung ...
Wie auch immer, so hat Burkhard jedenfalls die Schauspieler und den Regisseur bei der Arbeit beobachten koennen. Laut Anweisungsschreiben herrschte striktes Fotografierverbot, aber es wurde wohl allenthalben geknipst, was das Zeug haelt. Wer lesen kann, ist klar im Nachteil ...
Und dann haben sie wohl alle ganz schoen lange herumstehen muessen, bis die ersten Aufnahmen gemacht wurden. Anders als angekuendigt waren sie aber schon um ungefaehr 4 Uhr nachmittags fertig und durften nach Hause gehen. Huch, da war ich ja noch dabei, fuer Zheng Hong ein paar e-Mails zu schreiben! (Das geht natuerlich viel schneller als die duilian-Haelfte, die ich heute fertiggestellt habe. Diesmal eine mit 7 Woertern.)
Burkhard ist einer der Passagiere, die noch mit dem letzten Schiff wegfahren koennen. Das Schiff ist aber nur ein Stueck Wand, kein echtes oder auch nur ganzes Gefaehrt. Japanische Soldaten halten eine Menge Leute hinter einer Barriere zurueck, die verzweifelt versuchen, auch noch aufs Schiff zu kommen. Dann bahnt sich John Rabe (Ulrich Tukur) mit seiner Freundin und einem Kanarienvogel im Kaefig den Weg durch die Menge, die Soldaten lassen ihn auch durch, er steigt mit seiner Freundin die Treppe hoch - um dann doch nicht den letzten Schritt aufs Schiff zu machen. Er bleibt auf der Treppe zurueck. Klingt nach schmerzhafter Trennung ...
Wie auch immer, so hat Burkhard jedenfalls die Schauspieler und den Regisseur bei der Arbeit beobachten koennen. Laut Anweisungsschreiben herrschte striktes Fotografierverbot, aber es wurde wohl allenthalben geknipst, was das Zeug haelt. Wer lesen kann, ist klar im Nachteil ...
16. Faesschen
Vom Volksplatz aus hat Niko-Nuki die U-Bahn zum Jing'An-Tempel genommen. Jetzt steht es vor der Tempelfront mit den grossen bronzenen Loewen und den massiven verschlossenen Holztoren. Fuer die Besucher steht nur ein Torfluegel an der Seite offen. Ob die Haupttore wohl irgendwann mal geoeffnet sind? Vielleicht zum Fest des Badenden Buddha? Genau betrachtet ist das Buddhas Geburtstag. Als Buddha geboren wurde, sollen ihn naemlich neun Drachen gebadet haben -daher der alternative Name fuer das Fest, das am 8. Tag des 4. Mondmonats stattfindet. Aber das ist ja noch ein Weilchen hin. Im Moment warten wir erst einmal auf das Fest der Geburt Christi. Niko-Nuki stellt sich vor dem mittleren Tor auf und singt aus vollem Hals "Macht hoch die Tuer, die Tor macht weit!" Schon nach kurzer Zeit ist es von einer nennenswerten Zuhoererschar umringt.
Samstag, 15. Dezember 2007
15. Paeckchen
Nach mehreren Stunden "Schwein macht gluecklich" ist Niko-Nuki auch gluecklich, aber ein bisschen erschoepft. Es beendet seine Aktion mit dem 333sten Ruesselabdruck. Jetzt muss es sich erst einmal ausruhen. Dazu faehrt es in die 38ste Etage des gegenueber liegenden Wolkenkratzers mit den vier Spitzen, die eine Kugel umschliessen: "The Rocket". Auf der besagten Etage liegt eine Hotelbar mit wunderbarem Blick ueber den Volksplatz. Jedenfalls, wenn gutes Wetter ist. Jetzt ist es ja ganz trueb und grau, und die Wolken haengen tief. Niko-Nuki hat sich mittlerweile die Lippenstiftreste vom Ruessel gewischt, sitzt zufrieden bei einem Kakao in einem Sessel und summt "O Heiland, reiss die Himmel auf" vor sich hin ... So einen braucht man in Shanghai regelmaessig ...
Familientag
Heute hat die Firma einen "Familientag" veranstaltet. Schliesslich sind wir hier ja alle eine grosse Familie. Leider mussten wir dann fuer die Familie recht zeitig aufstehen. Zwar hatten wir schon entgegen der Empfehlung, mit einem der angemieteten Busse zu fahren, beschlossen, mit dem Auto zu fahren, aber los gehen sollte es trotzdem um 8:45 Uhr. Da ich erst heute morgen gegen 0:15 Uhr aus Hong Kong wieder daheim war (dann allerdings wegen heftiger Kopfschmerzen auch schon um 0:30 Uhr im Bett), war die Nacht nicht sehr lang. Wie auch immer.
Ding Shifu konnte uns ziemlich puenktlich um 10 Uhr im Freizeitpark "Oriental Land" absetzen. Der Park liegt an diesem See in der Naehe der Wasserdoerfer, westlich von Shanghai, unweit vom Grand View Garden (DaGuan Yuan). Als erstes wurde nach der Registrierung ein Foto gemacht, jede Familie unter dem Schriftzug "We are a family". Am Ausgang gab's das dann im bedruckten Papprahmen fuer jeden zum Mitnehmen. Grauenhaftes Foto, das ...
Das Programm bestand aus einer "interaktiven Trommel-Sitzung", die so ungefaehr 3 Minuten gedauert hat, dann einem Drachenbootrennen (Burkhards Boot hat natuerlich in seiner Gruppe gewonnen) (dank seiner Kuenste als Steuermann, das Hauptproblem bei allen Booten war das unkoordinierte "Herumtorkeln" auf dem Wasser, grins ...) und Kinder- und Erwachsenenbelustigung. Dazwischen Mittagessen vom Buffet. Die Vorgabe, dass die Familien mit dem gruenen Eintrittsaufkleber zuerst und danach die mit dem blauen essen sollten, hat ausser uns niemand beachtet, und wenn, dann wohl nur zufaellig ... ein herrliches Beispiel fuer chinesische Disziplin. Und wie die Kollegen und Kolleginnen sich die Teller vollpacken ... ach, herrje. Uebrigens waren nicht sehr viele Langnasen anwesend. Und was die wohl auf ihren Tellern hatten, habe ich nicht gesehen.
Dank Burkhards Zielkuensten beim Dart-Ballon-Toeten (mein Pfeil hatte es ja leider nicht bis zur Wand geschafft, buohaha!) waren wir berechtigt, einen Preis einzusammeln. Eine Mini-Bratpfanne in Schweinsform, in der man ein Ei braten kann, sehr lustig. Auf diese Weise spart man den Schinken! Und eine schweinsfoermige Taschenlampe, deren Akkus man durch Druecken wieder aufladen kann. Jaja, Jahr des Schweins verpflichtet!
Danach sind wir Tretauto fahren gegangen. Das Wetter war heute sehr schoen, zwar dunstig, aber sonnig und windstill und folglich mittags relativ angenehm warm. Leider durfte man nur eine Viertelstunde fahren, damit alle die Gelegenheit bekommen konnten - schade eigentlich. Also mussten wir weitere Erkundungen im Park zu Fuss vornehmen. Es gibt einen Skulpturenpark mit westlichen und chinesischen Kuenstlern und Wissenschaftlern, recht gut gemacht.
Um kurz nach drei Uhr nachmittags wurde es schon wieder frischer, und ausserdem sollte um halb vier die Abschlussaktion stattfinden: der unvermeidliche lucky draw - was waere eine solche Veranstaltung ohne Verlosung? (Oder fuer die, die sich an den nicht ganz nuechternen Roberto Blanco erinnern, "was waere Muenchen onne...onne...onnedieWiiieeesn?") Als wir aber um 15:10 Uhr in der Veranstaltungshalle ankamen, war die Siegerehrung vom Drachenbootrennen schon so gut wie vorbei, und bis halb vier waren wir dann auch schon mit der Verlosung durch, so dass wir eine halbe Stunde eher als geplant aufbrechen konnten. Die Rueckfahrt war wegen des samstaeglichen Staus ein bisschen langwierig, aber wenigstens konnten wir direkt los und mussten nicht auf die vollstaendige Busbesetzung warten. Ganz lustig, der Tag.
Ding Shifu konnte uns ziemlich puenktlich um 10 Uhr im Freizeitpark "Oriental Land" absetzen. Der Park liegt an diesem See in der Naehe der Wasserdoerfer, westlich von Shanghai, unweit vom Grand View Garden (DaGuan Yuan). Als erstes wurde nach der Registrierung ein Foto gemacht, jede Familie unter dem Schriftzug "We are a family". Am Ausgang gab's das dann im bedruckten Papprahmen fuer jeden zum Mitnehmen. Grauenhaftes Foto, das ...
Das Programm bestand aus einer "interaktiven Trommel-Sitzung", die so ungefaehr 3 Minuten gedauert hat, dann einem Drachenbootrennen (Burkhards Boot hat natuerlich in seiner Gruppe gewonnen) (dank seiner Kuenste als Steuermann, das Hauptproblem bei allen Booten war das unkoordinierte "Herumtorkeln" auf dem Wasser, grins ...) und Kinder- und Erwachsenenbelustigung. Dazwischen Mittagessen vom Buffet. Die Vorgabe, dass die Familien mit dem gruenen Eintrittsaufkleber zuerst und danach die mit dem blauen essen sollten, hat ausser uns niemand beachtet, und wenn, dann wohl nur zufaellig ... ein herrliches Beispiel fuer chinesische Disziplin. Und wie die Kollegen und Kolleginnen sich die Teller vollpacken ... ach, herrje. Uebrigens waren nicht sehr viele Langnasen anwesend. Und was die wohl auf ihren Tellern hatten, habe ich nicht gesehen.
Dank Burkhards Zielkuensten beim Dart-Ballon-Toeten (mein Pfeil hatte es ja leider nicht bis zur Wand geschafft, buohaha!) waren wir berechtigt, einen Preis einzusammeln. Eine Mini-Bratpfanne in Schweinsform, in der man ein Ei braten kann, sehr lustig. Auf diese Weise spart man den Schinken! Und eine schweinsfoermige Taschenlampe, deren Akkus man durch Druecken wieder aufladen kann. Jaja, Jahr des Schweins verpflichtet!
Danach sind wir Tretauto fahren gegangen. Das Wetter war heute sehr schoen, zwar dunstig, aber sonnig und windstill und folglich mittags relativ angenehm warm. Leider durfte man nur eine Viertelstunde fahren, damit alle die Gelegenheit bekommen konnten - schade eigentlich. Also mussten wir weitere Erkundungen im Park zu Fuss vornehmen. Es gibt einen Skulpturenpark mit westlichen und chinesischen Kuenstlern und Wissenschaftlern, recht gut gemacht.
Um kurz nach drei Uhr nachmittags wurde es schon wieder frischer, und ausserdem sollte um halb vier die Abschlussaktion stattfinden: der unvermeidliche lucky draw - was waere eine solche Veranstaltung ohne Verlosung? (Oder fuer die, die sich an den nicht ganz nuechternen Roberto Blanco erinnern, "was waere Muenchen onne...onne...onnedieWiiieeesn?") Als wir aber um 15:10 Uhr in der Veranstaltungshalle ankamen, war die Siegerehrung vom Drachenbootrennen schon so gut wie vorbei, und bis halb vier waren wir dann auch schon mit der Verlosung durch, so dass wir eine halbe Stunde eher als geplant aufbrechen konnten. Die Rueckfahrt war wegen des samstaeglichen Staus ein bisschen langwierig, aber wenigstens konnten wir direkt los und mussten nicht auf die vollstaendige Busbesetzung warten. Ganz lustig, der Tag.
Freitag, 14. Dezember 2007
14. Beutelchen
Niko-Nuki ist endlich am Shanghaier Kunstmuseum angekommen. Das ist das Gebaeude, das in den Anfaengen des vergangenen Jahrhunderts die Rennbahn, an deren Stelle sich jetzt der Volksplatz befindet, mit seinem Uhrenturm ueberragte. Jetzt ist derselbe Turm geradezu niedlich klein zwischen all den Hochhaeusern … Niko-Nuki holt die Lippenstifte aus dem schicken Papiertaeschchen und malt sich den Ruessel in verschiedenen Rosatoenen an, unter besonderer Beruecksichtigung der angedeuteten Spitze und Kerbe. Und dann bekommen alle Passanten - jedenfalls alle, derer Niko-Nuki habhaft werden kann - einen dicken, herzfoermigen Kuss auf die Wange. Natuerlich hat Niko-Nuki beim Einkauf darauf geachtet, dass der Lippenstift nicht kussecht ist. Seine Aktion heisst "Schwein macht gluecklich!"
Donnerstag, 13. Dezember 2007
13. Kanisterchen
Niko-Nuki laesst sich vor dem Shanghai Museum absetzen. Es gibt dem Taxifahrer ein fuerstliches Trinkgeld, was zu freudiger Ueberraschung fuehrt, denn Trinkgelder sind hier ja gar nicht ueblich. Dann trabt es, bei mittlerweile leider etwas bedecktem Himmel – me gusta la bruma*, me gustas tu – um das „dingfoermige" Gebaeude herum. Auf dem Platz dahinter lassen Kinder und Erwachsene Drachen steigen – me gusta el viento*, me gustas tu. Teilweise sind die Leinen richtig lang, bestimmt mindestens 200 Meter. Niko-Nuki nimmt sich ein bisschen Zeit, den bunten Drachen zuzusehen. Die fischfoermigen gefallen ihm besonders gut, zwei goldfischrote und ein schwarzer. Sie spielen da oben am Himmel miteinander, und man kann sich von der Illusion mitreissen lassen, dass da wirklich Fische schwimmen. Niko-Nuki ist mitgerissen.
* la bruma, der Dunst – el viento, der Wind
* la bruma, der Dunst – el viento, der Wind
Mittwoch, 12. Dezember 2007
12. Koerbchen
Niko-Nuki nimmt sich ein Taxi und faehrt zum Volksplatz. Ihm geht ein Stueck von Manu Chao im Kopf herum: Me gustan las taxistas, me gustas tu. Me gusta la ciudad, me gustas tu. Me gustan los chinos, me gustas tu. Me gustan rascacielos, me gustas tu. Me gustan los parques, me gustas tu. Me gustan los museos, me gustas tu. Que voy a hacer, je ne sais pas, que voy a hacer, je ne sais plus, que voy a hacer, je suis perdu?!* Es erinnert sich gar nicht mehr richtig an den Text, hmm, der koennte im Original auch ein bisschen anders geheissen haben, aber das ist ja nun auch egal. Vor allem kann Niko-Nuki dem Refrain gar nicht zustimmen: Es weiss schliesslich genau, was es will.
* Mir gefallen die Taxifahrer, mir gefaellst du. Mir gefaellt die Stadt, mir gefaellst du. Mir gefallen die Chinesen, mir gefaellst du. Mir gefallen Wolkenkratzer, mir gefaellst du. Mir gefallen Parks, mir gefaellst du. Mir gefallen Museen, mir gefaellst du. Was ich machen werde, weiss ich nicht. Was ich machen werde, weiss ich nicht mehr. Was ich machen werde? Ich bin verloren! …
* Mir gefallen die Taxifahrer, mir gefaellst du. Mir gefaellt die Stadt, mir gefaellst du. Mir gefallen die Chinesen, mir gefaellst du. Mir gefallen Wolkenkratzer, mir gefaellst du. Mir gefallen Parks, mir gefaellst du. Mir gefallen Museen, mir gefaellst du. Was ich machen werde, weiss ich nicht. Was ich machen werde, weiss ich nicht mehr. Was ich machen werde? Ich bin verloren! …
HKIA Frequent Visitor
Ha! Das war ja mal ein gutes Gefuehl heute. Nach meinen ersten drei Besuchen in Hong Kong hatte ich mir eine "HKIA Frequent Visitor"-Karte ausstellen lassen, was man tun kann, wenn man in zwei Jahren mindestens dreimal den Flughafen in Hong Kong benutzt hat. Heute komme ich also zu den Einreise-Schaltern und sehe eine drachenlange Schlange - und daneben den Schalter fuer Leute mit Diplomatenpass oder eben "HKIA Frequent Visitor"-Karteninhaber. Genau einer vor mir. Klasse! Das hat sich schon gelohnt. Auch so war ich ja erst um 23 Uhr in meinem Hotelzimmer, und das, obwohl heute bei der Reise wirklich alles fluppte, vom Maglev angefangen. Aber jetzt muss ich hier im Nichtraucherzimmer in der 24sten Etage des Park Lane-Hotels (mit angedeutetem Hafenblick) unbedingt sofort schlafen.
Dienstag, 11. Dezember 2007
11. Doeschen
Nach dem Essen ist Niko-Nuki durstig. Welches Getraenk waere in China passender als Tee? Tee erleuchtet den Verstand, schaerft die Sinne, verleiht Leichtigkeit und Energie, und vertreibt Langeweile und Verdruss. So heisst es. Nach dem Essen koennen ein bisschen Leichtigkeit und Energie nicht schaden. Also steigt Niko-Nuki im Teehaus im Herzen des Sees die steile Stiege ins Obergeschoss hinauf. Es bestellt sich eine Teeblume und schaut versonnen zu, wie sich nach kurzer Zeit die zusammengebundenen Teeblaetter entfalten und weisse Blueten freigeben, die, an einen Faden geknotet, langsam in der glaesernen Kanne aufsteigen. Wie schoen! Mit dem Tee gelingt es Niko-Nuki, sich hier mitten im Trubel vor dem Eingang zum Yu-Garten eine Oase der Ruhe zu schaffen. Danach trabt es beschwingt von dannen.
Montag, 10. Dezember 2007
10. Taeschchen
Jetzt hat Niko-Nuki erst einmal eine kleine Staerkung noetig. Weil die Sonne scheint und es guter Dinge ist, trabt es zu Huf Richtung Stadtgotttempel. Rund um den sogenannten See mit dem Teehaus in seinem Herzen gibt es ja besonders leckere Happen. Ausserdem will es noch Leute zu seiner Aktion einladen … wo ginge das besser als in der Warteschlange vor dem Dim Sum-Laden? Das ist eine ganz seltsame Warteschlange: immer da, und fast immer annaehernd gleich lang. Bisher hat Niko-Nuki sich noch nie dazu durchgerungen, sich dort hinten anzustellen, jetzt ist seine Neugierde auf das offenbar extrem beliebte Essen gross. Der einzige Wermutstropfen: da gibt es auch Dim Sum mit Schweinefleisch. Brrr! Krebsfleisch schmeckt doch viel besser! Oder eine leckere vegetarische Fuellung! Niko-Nuki kostet jeden Bissen aus – das ist keine Haute Cuisine, aber es schmeckt koestlich. Konfuzius beklagte seinerzeit, dass es niemanden gibt, der nicht isst und trinkt, aber nur wenige, die den Geschmack zu schaetzen wissen. Die hier so lange und geduldig darauf gewartet haben, an der Reihe zu sein, gehoeren aber nicht dazu.
Sonntag, 9. Dezember 2007
Neues aus dem Jing'An-Tempel
Heute morgen war wieder richtig schoenes, sonniges Wetter. Das kenn' ich hier schon, zuletzt war es oefter so ... dass es sich dann nachmittags richtig zuzieht. Also bin ich halbwegs beizeiten aufgestanden, und wir sind zum Jing'An-Tempel gefahren. Das ist ausnahmsweise ein Ziel, das richtig gut mit der U-Bahn zu erreichen ist, denn der Tempel liegt direkt an einer Haltestelle. Als wir ankamen (irgendwann zwischen zwoelf und halb eins), war der Himmel noch strahlend blau, als wir um zwei gingen, trueb-grau.
Als ich im letzten Jahr waehrend meines Sechs-Wochen-Aufenthalts da war, stand in der Mitte so ein Klotz aus rohem Beton, in dem diverse Buddha-Statuen auf Anbetung warten. Die Statuen warten immer noch, aber der Klotz ist jetzt schon nicht mehr ganz roh. Die untere Haelfte der Treppenstufen, die auf das Klotzdach fuehren, ist schon mit Stein verkleidet, und auf dem Klotzdach stehen einige grosse Holzsaeulen und reihenweise steinerne Saeulenbasen. Aha, da oben soll also die neue, offenbar ziemlich monumentale Haupthalle entstehen! Ein angemessener Rahmen fuer den grossen goldenen Buddha, fuer den schon lange Spenden gesammelt werden. Ich bin gespannt, ob ich seinen Einzug ins neue Heim noch erlebe.
Apropos monumental: in einem der Pavillons im ersten Obergeschoss des Eingangsfluegels steht eine dieser Trommeln, die fuer Tempel typisch sind. Aber diese ist riesig - ich weiss ueberhaupt nicht, womit die bespannt ist. Eine Kuhhaut war es jedenfalls nicht - aber nicht, weil die Trommel auf keine Kuhhaut geht, sondern umgekehrt, weil keine Kuhhaut auf diese Trommel geht. Ob das eine Elefantenhaut war?? Die wuerde ich gern mal in Aktion hoeren. Wahrscheinlich hoert man die nur mit dem Magen ... Fuer die Ohren gab's heute statt dessen reichlich Geklingel von den Gloeckchen, die die vielen Dachecken des "Raeucherhochofens" schmuecken. (Ich meine diese hohen, schmalen Oefen, aus denen es raucht und die immer mit Geld beworfen werden. Im Jing'An-Tempel steht ein besonders grosses Exemplar.)
Als ich im letzten Jahr waehrend meines Sechs-Wochen-Aufenthalts da war, stand in der Mitte so ein Klotz aus rohem Beton, in dem diverse Buddha-Statuen auf Anbetung warten. Die Statuen warten immer noch, aber der Klotz ist jetzt schon nicht mehr ganz roh. Die untere Haelfte der Treppenstufen, die auf das Klotzdach fuehren, ist schon mit Stein verkleidet, und auf dem Klotzdach stehen einige grosse Holzsaeulen und reihenweise steinerne Saeulenbasen. Aha, da oben soll also die neue, offenbar ziemlich monumentale Haupthalle entstehen! Ein angemessener Rahmen fuer den grossen goldenen Buddha, fuer den schon lange Spenden gesammelt werden. Ich bin gespannt, ob ich seinen Einzug ins neue Heim noch erlebe.
Apropos monumental: in einem der Pavillons im ersten Obergeschoss des Eingangsfluegels steht eine dieser Trommeln, die fuer Tempel typisch sind. Aber diese ist riesig - ich weiss ueberhaupt nicht, womit die bespannt ist. Eine Kuhhaut war es jedenfalls nicht - aber nicht, weil die Trommel auf keine Kuhhaut geht, sondern umgekehrt, weil keine Kuhhaut auf diese Trommel geht. Ob das eine Elefantenhaut war?? Die wuerde ich gern mal in Aktion hoeren. Wahrscheinlich hoert man die nur mit dem Magen ... Fuer die Ohren gab's heute statt dessen reichlich Geklingel von den Gloeckchen, die die vielen Dachecken des "Raeucherhochofens" schmuecken. (Ich meine diese hohen, schmalen Oefen, aus denen es raucht und die immer mit Geld beworfen werden. Im Jing'An-Tempel steht ein besonders grosses Exemplar.)
9. Toennchen
Mittlerweile haben die Geschaefte geoeffnet. Niko-Nuki trabt, wie immer guter Dinge, ueber die Nanjing Lu. Abends, wenn die Neonreklamen die Strasse in buntes Licht tauchen, gefaellt es Niko-Nuki hier besser, aber schliesslich will es einkaufen. Es hat einen Plan … und braucht dazu erst einmal Lippenstift, der eine Nuance tiefer schweinsrosa ist als sein Ruessel. In der sehr sehr schicken Kosmetikabteilung eines Kaufhauses steht es lange vor der riesigen Auswahl von Lippenstiften. Nicht nur, dass es beinahe unendlich viele Farbnuancen gibt, nein, die haben auch alle die tollsten Namen. Das macht es nicht leichter, sondern schwerer, denn fuer Niko-Nuki muss nicht nur die Farbe stimmen, nein, auch der Name muss einen guten Klang haben. Soll es “Nectarine” nehmen oder doch lieber “Pink-a-boo” oder gar “Spanish Rose”?? Am Ende nimmt es drei, schenkt der Verkaeuferin einen in ihrer Lieblingsfarbe, weil sie ohnehin schon ganz verdattert ist … bisher hat sie noch nie einen Ruesselstift verkauft … und trollt sich mit einem etepetete-Papiertragetaeschchen. „Mische ein bisschen Torheit in dein ernsthaftes Tun und Trachten! Albernheiten im rechten Moment sind etwas Koestliches“, meinte schon Horaz. Niko-Nuki freut sich auf die bevorstehenden Koestlichkeiten.
Samstag, 8. Dezember 2007
8. Schatuellchen
Es ist uebrigens frueher Morgen, als Niko-Nuki die Faehre bestiegen hat. Zu der Zeit bevoelkert eine grosse Menge von Chinesen den Bund. Sie sind mit ihren allmorgendlichen Taijiquan-Uebungen beschaeftigt. Als es dort froehlich vorbeitrabt, fordern einige Niko-Nuki auf, doch mitzumachen. Also stellt es sich mit in die Reihen und versucht sich in den sanften, fliessenden Bewegungen, die gar nicht mal so schwierig aussehen. Aber Schweine haben nun mal einen tonnenfoermigen Koerper auf relativ duennen Beinen – und wer auch immer Taijiquan entwickelt hat, hat dabei definitiv kein Schwein vor seinem inneren Auge gesehen. Es sieht also eher so aus, als ob dem Niko-Nuki die schwierigste aller Turnuebungen gelaenge: sich selbst auf den Arm zu nehmen. Jedenfalls muss es ueber sich selbst lachen, und nach kurzer Zeit hat es schon alle Zuschauer angesteckt. Sie lachen herzhaft und koennen gar nicht wieder aufhoeren ...
In einem Spruch heisst es: Die sich totlachen können, werden sich nicht totschlagen. Dann war das also Niko-Nukis erste gute Tat des Tages: Frieden stiften!
Freitag, 7. Dezember 2007
7. Maeppchen
Wellen, Wogen, Wind,/ das weiss jedes Kind,/ sind fuer eine Seefahrt gut,/ wenn man eine machen tut – so singt Wutz, Urmels Ziehmutter, und irgendwie stimmt das ja fuer eine Flussfahrt auch. Auf der Schlummertonne/ ist es eine Wonne! Ja, schoen waer’s! die zwei Dinge, die Niko-Nuki bedauert, sind, dass die Faehre zum Bund keine Schlummertonne ist – und dass die Fahrt so kurz ist, dass sie zum Schlummern sowieso nicht reicht. Und ausserdem ist die Luft so schlecht – zwar haengen ueberall Rauchverbotsschilder, aber die stoeren niemanden. Vorsichtshalber geht Niko-Nuki mal den Kaept’n befragen und atmet erleichtert auf, als es sieht, dass es sich um einen behaebig-freundlichen Chinesen namens Xiaolong (kleiner Drache, nicht: kleines Urmel) handelt und nicht um einen grimmigen Weissen (griechisch Charon).
Donnerstag, 6. Dezember 2007
6. Saeckchen
Nachdem Niko-Nuki die Schiffe auf dem Huangpu aus luftiger Hoehe beobachtet hat, bis es richtig dunkel ist, ist es, wie immer guter Dinge, zur Wellenbetrachtungsplattform getrabt. Statt aber die Wellen zu betrachten, die man in der Dunkelheit kaum sehen kann, schaut es auf den bunt beleuchteten Bund hinueber. Da faellt ihm ein, dass es ja heute Spitznamenstag hat! Wie soll es das feiern? Nun, es hat eine Idee. Es kauft rasch die Schokoladen-Nikolaeuse auf, die im Supermarkt darauf warten, mitgenommen zu werden, und laeuft damit Richtung Faehrstation. Da stehen doch immer Essensverkaeufer mit Fleischspiessen, die sie auf dem Fahrradgrill garen, Maiskolben, Tee-Eiern und anderen Leckereien. Es stellt sich einfach dazu, und wenn jemand sich nach dem Preis der Ware erkundigt, bekommt er oder sie einen Schoko-Nikolaus geschenkt. Niko-Nuki bekommt dafuer die erfreut-erstaunten Blicke der Frauen, Maenner und Kinder und kann sich nach kurzer Zeit reich beschenkt trollen.
Mittwoch, 5. Dezember 2007
5. Phioelchen
Leider herrscht in der ‚Space Cabin’ zwar reges Touristentreiben, aber gar keine Schwerelosigkeit, so dass sich Niko-Nuki ganz schoen recken und strecken und auf die Hufspitzen stellen muss, um ueberhaupt etwas ausser dem Himmel sehen zu koennen. Es schaut lange auf den Fluss hinunter. Auf dem Huangpu fahren viele Schiffe. Grosse und kleine, Fracht- und Personenschiffe, Kriegsschiffe auch manchmal, mit Matrosen in weissen Ausgehuniformen, und riesige Kreuzfahrtschiffe. Polizeiboote, finstere Kohlenkaehne mit schwarzen Kohlenbergen drauf und weisse Ausflugsboote. Fest vertaeute Restaurantschiffe gibt es auch, die traeumen vielleicht vom Fahren. Staendig schlaengeln sich die Faehren zwischen den anderen Schiffen quer ueber den Fluss und bringen Leute und Fahrraeder und Mofas ans andere Ufer, den ganzen Tag ueber. Dann wird es dunkel. Abends sind die Ausflugs- und Restaurantschiffe bunt beleuchtet. Die beleuchteten Taue eines Segel-Ausflugsschiffs, das vielleicht noch nie die Segel gesetzt hat, lassen es wie ein Geisterschiff aussehen, waehrend die Lastkaehne fast unsichtbar ueber das Wasser gleiten. „Es kommt ein Schiff gela-a-aden bis an sein’ hoechsten Bord“, summt Niko-Nuki versonnen vor sich hin.
Dienstag, 4. Dezember 2007
"Perplexion"
Ich merkte anlaesslich meiner aktuellen Flugbuchung fuer die kleine Reise nach Hong Kong naechste Woche gegenueber unserer Sekretaerin an, dass der Flug nach Osaka weniger als drei Stunden gedauert haette (tatsaechliche Flugzeit war ja nur etwa 1:40 Stunde) und dass deshalb Business Class gar nicht noetig gewesen waere. Zur Antwort hiess es "Doo-och, der Flug war laenger als drei Stunden wegen der Zeitverschiebung." Da fehlten mir die Worte, und sie sind noch nicht wiedergekommen.
Ob wohl konsequenterweise bei einem Flug beinahe um die Erde entgegen der Zeit nur Economy gebucht wuerde??
Ob wohl konsequenterweise bei einem Flug beinahe um die Erde entgegen der Zeit nur Economy gebucht wuerde??
4. Schaechtelchen
Irgendwann muss Niko-Nuki in der obersten Kugel des Oriental Pearl TV Tower eingenickt sein. Es traeumt, dass es ein Schmetterling sei, ein flatternder Schmetterling, der sich wohl und gluecklich fuehlt und nichts weiss von Niko-Nuki. Ploetzlich wacht es auf: da ist es wieder wirklich und wahrhaftig Niko-Nuki. Nun weiss ich nicht, ob Niko-Nuki getraeumt hat, dass es ein Schmetterling sei, oder ob der Schmetterling getraeumt hat, dass er Niko-Nuki sei, obwohl doch zwischen Niko-Nuki und dem Schmetterling sicher ein Unterschied ist. So ist es mit der Wandlung der Dinge. Meint Zhuang Zi.
Im Moment ist Niko-Nuki erst einmal sehr zufrieden, Niko-Nuki zu sein und kein Schmetterling, denn der Dezember ist definitiv keine gute Zeit fuer Schmetterlinge.
Im Moment ist Niko-Nuki erst einmal sehr zufrieden, Niko-Nuki zu sein und kein Schmetterling, denn der Dezember ist definitiv keine gute Zeit fuer Schmetterlinge.
Montag, 3. Dezember 2007
3. Flaeschchen
Ja, ganz recht: Kaum, dass Niko-Nuki um die Ecke gebogen war, war die Katze einfach verschwunden, waehrend ihr Grinsen noch eine ganze Weile stehen blieb. Nun, ich denke, die Grinsekatze ist das Alter Ego der Sphinx, die es irgendwann leid war, immer ernst dreinschauen zu muessen. Aber das alles bekuemmert unser Niko-Nuki gar nicht. Es ist inzwischen auf den Oriental Pearl TV Tower gefahren, bis in die ‚Space Cabin’ genannte oberste Kugel. Es ist ein besonders schoener Tag, der Himmel ist blau und weit und Niko-Nuki jetzt mittendrin. Irgendwer* hat mal gesagt „Auch die Augen haben ihr tägliches Brot: den Himmel“, und Niko-Nuki isst sich mit seinen wachen dunkelblauen Augen erst einmal satt.
* Das war ein gewisser Ralph Waldo Emerson.
* Das war ein gewisser Ralph Waldo Emerson.
Sonntag, 2. Dezember 2007
Filmhauptstadt Shanghai
Mein Mann ist jetzt beim Film taetig. Jawohl, er spielt eine Rolle im Film "John Rabe" des Regisseurs Florian Gallenberger, der 2008 in die Kinos kommen soll. Jetzt weiss ich auch, dass er schon immer einen 30er-Jahre-Haarschnitt traegt. Gestern war naemlich "Fitting", und bei der Gelegenheit bekam er ausser einem dunklen Anzug mit allem Drum und Dran, samt Hemd und Hosentraegern und Weste und Fliege und Lederschuhen, auch den besagten Haarschnitt verpasst. Ob man den wohl sehen wird? Er hat naemlich auch Hut und Mantel bekommen. Einen "antiken" Hut von einem Hutmacher vom Kurfuerstendamm. 1. Haus am Platz, damals. Bestimmt.
Nach dem Besuch der "Kleiderkammer" samt Friseur ging's zum Fototermin. Ein Verbrecherfoto von vorn mit Nummernschild, eins von hinten, eins mit Ausweiskaertchen. Und dann noch ein Gesamtbild von ihm, auf dem er voll eingekleidet ist. Alles ohne Brille - Brille jibbet nicht. Er wird einen (dann also blinden, hahaha!) Schiffspassagier spielen. Danach musste er wieder alles ausziehen. An den ganzen Klamotten haengt jetzt eine braune Karte, dass die fuer Burkhard sind. Drehtermine sind am 16., 17. und 20. Dezember.
Was den Haarschnitt betrifft, habe ich uebrigens gar keinen Unterschied bemerkt, als er damit nach Hause gekommen ist, hihi.
Nach dem Besuch der "Kleiderkammer" samt Friseur ging's zum Fototermin. Ein Verbrecherfoto von vorn mit Nummernschild, eins von hinten, eins mit Ausweiskaertchen. Und dann noch ein Gesamtbild von ihm, auf dem er voll eingekleidet ist. Alles ohne Brille - Brille jibbet nicht. Er wird einen (dann also blinden, hahaha!) Schiffspassagier spielen. Danach musste er wieder alles ausziehen. An den ganzen Klamotten haengt jetzt eine braune Karte, dass die fuer Burkhard sind. Drehtermine sind am 16., 17. und 20. Dezember.
Was den Haarschnitt betrifft, habe ich uebrigens gar keinen Unterschied bemerkt, als er damit nach Hause gekommen ist, hihi.
2. Kistchen
„Würdest Du mir bitte sagen, welchen Weg ich einschlagen muß?“, fragt Niko-Nuki die Katze.
„Das hängt in beträchtlichem Maße davon ab, wohin du gehen willst“, antwortet die Katze.
„Oh, das ist mir ziemlich gleichgültig“, sagt Niko-Nuki.
„Dann ist es auch einerlei, welchen Weg du einschlägst“, meint die Katze.
„Hauptsache, ich komme irgendwohin“, ergänzt Niko-Nuki.
„Das wirst du sicher, wenn du lange genug gehst“, sagt die Katze.
Dagegen laesst sich nichts einwenden. Es ist Advent, also werde ich ankommen - einfach immer dem Schnueffel nach!, denkt Niko-Nuki und geht guter Dinge seines Wegs.
„Das hängt in beträchtlichem Maße davon ab, wohin du gehen willst“, antwortet die Katze.
„Oh, das ist mir ziemlich gleichgültig“, sagt Niko-Nuki.
„Dann ist es auch einerlei, welchen Weg du einschlägst“, meint die Katze.
„Hauptsache, ich komme irgendwohin“, ergänzt Niko-Nuki.
„Das wirst du sicher, wenn du lange genug gehst“, sagt die Katze.
Dagegen laesst sich nichts einwenden. Es ist Advent, also werde ich ankommen - einfach immer dem Schnueffel nach!, denkt Niko-Nuki und geht guter Dinge seines Wegs.
Samstag, 1. Dezember 2007
1. Kaestchen
Niko-Nuki macht sich auf den Weg. Seine Freunde nennen es so, weil es oft eine rote Zipfelmuetze mit weissem Pelzsaum und Pelzboemmelchen traegt. Die Muetze ist ein altes Erbstueck, der Pelz ist schon ein bisschen vergilbt ... aber wie auch immer, mit der Muetze sieht es ein bisschen aus wie ein Nikolaus, auch wenn es natuerlich keinen langen weissen Bart traegt, sondern nur ein paar blonde Borsten rund um seinen vorwitzigen grossen rosa Schweineruessel. Was es nicht erschnueffeln kann, findet es mit seinen wachen dunkelblauen Augen, mit denen es meist gut gelaunt in die Welt blickt. Es macht sich also – gut gelaunt – auf den Weg. Gleich vor dem Haus trifft es eine Katze – ah! Eine gute Gelegenheit, sich nach dem Weg zu erkundigen!
Freitag, 30. November 2007
Die Kuerbisse und Gespenster sind weg!
Von drauss' durch die Lobby komm' ich her.
Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr.
Von daneben haengenden Christbaumspitzen
sah ich bunten Krimskrams blitzen.
Und nicht nur hier im Eingangstor
schaut die Weihnachtsdeko jetzt maechtig hervor:
Wie ich so strolch' durch die Super Brand Mall
haeng'n Styroporschneefahnen an den Bruestungen all.
"Huanying gonglin" ruft's von ueberall her -
ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!
Der Santaklaus grinst von den Fenstern herein
"Merry Christmas" steht da, in gross oder klein.
Spruehschnee klebt an den Fensterscheiben,
so wird es wohl mindestens 6 Wochen bleiben.
Und riesige "Tann'" wachsen ploetzlich empor:
Pyramiden aus Plastikgruen, ich bin ganz Ohr -
so schnell wie die wachsen muesst' man's hoeren koennen,
doch die Stadt ist zu laut, sie will mir's nicht goennen.
Statt Pyramiden sind oefters auch Kegel dabei,
stets Plastik, stets gruen, mit Dekorallerlei.
Nun sprecht, wie ich's hier innen find:
Sind's gute Kind? Sind's boese Kind?
P.S. Mein Schwager macht auch Gedichte. Wie war das noch? "Ich muss die Nase meiner Ollen/ an jeder Grenze neu verzollen." Hahahahaha!
P.P.S. Und ab morgen gibt's den Blog-o-ventskalender!
Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr.
Von daneben haengenden Christbaumspitzen
sah ich bunten Krimskrams blitzen.
Und nicht nur hier im Eingangstor
schaut die Weihnachtsdeko jetzt maechtig hervor:
Wie ich so strolch' durch die Super Brand Mall
haeng'n Styroporschneefahnen an den Bruestungen all.
"Huanying gonglin" ruft's von ueberall her -
ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!
Der Santaklaus grinst von den Fenstern herein
"Merry Christmas" steht da, in gross oder klein.
Spruehschnee klebt an den Fensterscheiben,
so wird es wohl mindestens 6 Wochen bleiben.
Und riesige "Tann'" wachsen ploetzlich empor:
Pyramiden aus Plastikgruen, ich bin ganz Ohr -
so schnell wie die wachsen muesst' man's hoeren koennen,
doch die Stadt ist zu laut, sie will mir's nicht goennen.
Statt Pyramiden sind oefters auch Kegel dabei,
stets Plastik, stets gruen, mit Dekorallerlei.
Nun sprecht, wie ich's hier innen find:
Sind's gute Kind? Sind's boese Kind?
P.S. Mein Schwager macht auch Gedichte. Wie war das noch? "Ich muss die Nase meiner Ollen/ an jeder Grenze neu verzollen." Hahahahaha!
P.P.S. Und ab morgen gibt's den Blog-o-ventskalender!
Donnerstag, 29. November 2007
Shanghaier Sehens- und Hoerenswuerdigkeiten
In Shanghai gibt es tolle Sehenswuerdigkeiten. Wir zaehlten heute auch wieder einmal dazu. Wir waren am Mittag mal wieder beim Japaner gegenueber vom JinMao essen, vernuenftige Sushi - die, die wir als kleine Staerkung vor dem Kino vom Sushi-Fliessband in der Super Brand Mall gekostet hatten, waren schlechter denn je, und dafuer echt viel zu teuer. Der Reis zu warm und zu wenig gesaeuert (oder dieser Eindruck beruhte auch auf der Temperatur), die Lachs-Sushi dafuer offenbar aus dem Kuehlschrank, die experimentellen Gewuerz-Lachs-Sushi einfach nur irgendwie geschmacklos, Wasabi nur nach langem Nachfragen ... nae, nae, das war nichts. Die Auswahl der Sorten auf dem Band war auch schlecht, den Lachs gab's nur auf Anfrage. Und handgeformt sind die Nigiri Sushi da ja nie. Von wegen "Der Reis wird hierbei mit der Hand zu einer kleinen, zwei Finger breiten Rolle gedrückt und mit Fisch, Meeresfrüchten oder Omelette belegt." Mir kommt es so vor, als wuerde die Qualitaet in diesem Laden wirklich jedesmal schlechter. Da lob' ich mir doch das Itoya (eben der Laden gegenueber vom JinMao).
Sei's drum. Als wir uns jedenfalls auf den Rueckweg machten, wurden wir von einigen mittelalten Chinesen mit unverhohlener Neugier betrachtet. Die konnten den Blick gar nicht wieder abwenden - vielleicht haetten wir ihnen aktiv anbieten sollen, ein Foto von uns zu machen? ;-))
Und Ding Shifu hat einen neuen Klingelton. Der sagt in mildem Rap-Rhythmus "I'm in your lower left pocket". Na, wenn das mal immer stimmt ...
Sei's drum. Als wir uns jedenfalls auf den Rueckweg machten, wurden wir von einigen mittelalten Chinesen mit unverhohlener Neugier betrachtet. Die konnten den Blick gar nicht wieder abwenden - vielleicht haetten wir ihnen aktiv anbieten sollen, ein Foto von uns zu machen? ;-))
Und Ding Shifu hat einen neuen Klingelton. Der sagt in mildem Rap-Rhythmus "I'm in your lower left pocket". Na, wenn das mal immer stimmt ...
Dienstag, 27. November 2007
Kino
Wow! Das waren allerdings die groessten und breitesten Kinosessel, die ich je gesehen habe, mit verstellbarer Rueckenlehne und Fussstuetze. Und Teetischchen dazwischen, um bequem allerhand abzustellen. Zu sehen gab es "Gefahr und Begierde" (Lust, Caution) von Ang Lee. Sehr spannend und kurzweilig - da hat man gar nicht gemerkt, dass der Film mit knapp 2 1/4 Stunden extrem lang ist. Wie ich auf der Seite, auf die der Link zeigt, gelesen habe, ist die anderswo gezeigte Fassung mit 156 Minuten sogar mehr als 2 1/2 Stunden lang ... na ja, es ist ja in jedem Fall ganz schoen spaet geworden. Andererseits haette ich natuerlich auch gern das vollstaendige Werk gesehen. Damit wir auch folgen konnten, hatte der Film chinesische und englische Untertitel. Mit dieser Hilfe konnte ich sogar einzelne kurze Saetze verstehen.
Und weil der Film (unter anderem) im Kino in der Super Brand Mall lief, konnten wir hinterher bequem zu Fuss nach Hause gehen. Schade, dass es da nur so selten etwas gibt, was ich wirklich sehen will - ein Kino in "fusslaeufiger" (super Wort) Entfernung hatte ich in meinem Leben ja bisher noch nicht. Und ausserdem habe ich noch zwei Kinogutscheine uebrig fuer dieses Kino ...
Und weil der Film (unter anderem) im Kino in der Super Brand Mall lief, konnten wir hinterher bequem zu Fuss nach Hause gehen. Schade, dass es da nur so selten etwas gibt, was ich wirklich sehen will - ein Kino in "fusslaeufiger" (super Wort) Entfernung hatte ich in meinem Leben ja bisher noch nicht. Und ausserdem habe ich noch zwei Kinogutscheine uebrig fuer dieses Kino ...
Montag, 26. November 2007
Einer von vielen ehrlichen Taxifahrern in Shanghai
Am Samstag waren wir abends auswaerts essen und mussten mit dem Taxi zurueckfahren. Dieses kleine Erlebnis nehme ich jetzt zum Anlass, mal ein Loblied auf die vielen ehrlichen Taxifahrer hier in Shanghai zu singen. (Keine Angst, ich singe nur im uebertragenen Sing, aeh, Sinn!) Hier ist es naemlich nicht so wie in KL (siehe dort). Zwar habe ich schon mal vereinzelt Geschichten von betruegerischen Taxifahrern gehoert, aber meine eigenen Erfahrungen sind durchweg gut.
In diesem Fall hatten wir einen erwischt, der die Mitteilung des Ziels ganz ohne Rueckfrage entgegennahm - das war schon mal ungewoehnlich. Bald merkten wir, warum - er hatte sowieso keine Ahnung, wozu also nachfragen? Aber das Beste: er brauchte eigentlich keine Ahnung, weil er ein Navigationssystem hatte (das war allerdings das erste Mal, dass ich eins in einem Taxi gesehen habe). Aber offenbar wusste er es nicht zu gebrauchen, wirkte ganz aufgeloest, war staendig in einer Besprechung mit sich und ist erst einmal ein paarmal fast um den Block gefahren. Man sah ihm virtuellen Schweiss in Stroemen herunterlaufen - ich habe schon vor mich hinfantasiert, dass er seinen Schwager beim Taxifahren vertritt, oder so ... der hatte wirklich Null Ahnung.
Als das Taxameter schon 18 RMB anzeigte, hatte er einigermassen auf den rechten Weg zurueckgefunden. Daraufhin stoppte er das Taxameter, nahm den entsprechenden Beleg an sich und startete es neu, um uns am Ende eine Rechnung ueber 20 RMB zu praesentieren. Das ist ja wohl sehr in Ordnung! Immerhin hatte er da tatsaechlich schon ein Stueck Wegs fuer uns zurueckgelegt. Das finde ich wirklich prima, wir haben uns daher das Leid mit ihm geteilt. :-)
In diesem Fall hatten wir einen erwischt, der die Mitteilung des Ziels ganz ohne Rueckfrage entgegennahm - das war schon mal ungewoehnlich. Bald merkten wir, warum - er hatte sowieso keine Ahnung, wozu also nachfragen? Aber das Beste: er brauchte eigentlich keine Ahnung, weil er ein Navigationssystem hatte (das war allerdings das erste Mal, dass ich eins in einem Taxi gesehen habe). Aber offenbar wusste er es nicht zu gebrauchen, wirkte ganz aufgeloest, war staendig in einer Besprechung mit sich und ist erst einmal ein paarmal fast um den Block gefahren. Man sah ihm virtuellen Schweiss in Stroemen herunterlaufen - ich habe schon vor mich hinfantasiert, dass er seinen Schwager beim Taxifahren vertritt, oder so ... der hatte wirklich Null Ahnung.
Als das Taxameter schon 18 RMB anzeigte, hatte er einigermassen auf den rechten Weg zurueckgefunden. Daraufhin stoppte er das Taxameter, nahm den entsprechenden Beleg an sich und startete es neu, um uns am Ende eine Rechnung ueber 20 RMB zu praesentieren. Das ist ja wohl sehr in Ordnung! Immerhin hatte er da tatsaechlich schon ein Stueck Wegs fuer uns zurueckgelegt. Das finde ich wirklich prima, wir haben uns daher das Leid mit ihm geteilt. :-)
Sonntag, 25. November 2007
Maulaffen feilhalten
Heute haben wir mal wieder den klassischen Sonntagnachmittagsausflug unternommen, mit der Faehre nach Puxi und dann zum Teehaus im Herzen des Sees. Das mag ja alles "voll tourimaessig" sein, aber mir gefaellt's trotzdem. Natuerlich war es wieder unendlich voll, und im Moment ist bekanntlich Wollhandkrebssaison, was die Tourismusverantwortlichen zu einer aufwendigen Dekoration des sogenannten Sees, in dessen Herzen sich das Teehaus befindet, inspiriert hat. Schliesslich will man den Touris auch was bieten fuer das Geld, das sie dalassen!
Ich dachte ja, ich koennte mich im Teehaus gemuetlich hinsetzen und weiter im Buch "Mondkuchen und Pflaumenregen" lesen, aber erst musste ich mich den Fleischbonbons und anderen Leckerli widmen (und natuerlich der Teezeremonie, bei den Minitassen muss man schliesslich andauernd nachschenken), und ausserdem ist es einfach zu schoen, das bunte Treiben auf dem Platz und auf der Zickzackbruecke zu beobachten.
Das Lustigste kam aber spaeter: wir waren zu "meinem" Kalligraphenbedarfsladen gegangen, um da Geschenkpapier zu kaufen, und auf dem Rueckweg wollte ich noch ein paar kleine Eimerchen in die grosse Bilderflut giessen, so dass Burkhard ein bisschen herumstand, mit dem zusammengerollten Geschenkpapier unter dem Arm, und - ja, so wuerde man es wohl sagen - Maulaffen feilhielt. Da hat ihm doch glatt einer 2 Yuan fuer einen Bogen Geschenkpapier angeboten, hihi! (So haetten wir beinahe das Geschaeft des Tages gemacht, 100% Gewinn! Aber Burkhard hat es nicht verkaufen wollen.)
Ich dachte ja, ich koennte mich im Teehaus gemuetlich hinsetzen und weiter im Buch "Mondkuchen und Pflaumenregen" lesen, aber erst musste ich mich den Fleischbonbons und anderen Leckerli widmen (und natuerlich der Teezeremonie, bei den Minitassen muss man schliesslich andauernd nachschenken), und ausserdem ist es einfach zu schoen, das bunte Treiben auf dem Platz und auf der Zickzackbruecke zu beobachten.
Das Lustigste kam aber spaeter: wir waren zu "meinem" Kalligraphenbedarfsladen gegangen, um da Geschenkpapier zu kaufen, und auf dem Rueckweg wollte ich noch ein paar kleine Eimerchen in die grosse Bilderflut giessen, so dass Burkhard ein bisschen herumstand, mit dem zusammengerollten Geschenkpapier unter dem Arm, und - ja, so wuerde man es wohl sagen - Maulaffen feilhielt. Da hat ihm doch glatt einer 2 Yuan fuer einen Bogen Geschenkpapier angeboten, hihi! (So haetten wir beinahe das Geschaeft des Tages gemacht, 100% Gewinn! Aber Burkhard hat es nicht verkaufen wollen.)
Samstag, 24. November 2007
Ein neuer Eintrag im Werkeverzeichnis
Hm, da kann ich mich ja gleich 2 Zentimeter groesser fuehlen! Heute hat mir Zheng Hong mein Spruchpaar (hat ein ganzes Weilchen gebraucht, bis ich seinerzeit, als er mir dieses Projekt nahebrachte, dieses Wort verstanden hatte - 3 Konsonanten vor und 2 hinter einem kleinen einsamen u, das ist fuer Chinesen einfach zu schwierig - mein erster Hoereindruck war etwas in der Richtung "Spoba" ;-)) ) mitgebracht, fertig auf einer Rolle aufgezogen: 养天抵正气。Yang tian di zheng qi. 法古今完人。Fa gu jin wan ren. So steht da, allerdings in traditionellen Schriftzeichen - Abweichungen gibt's bei yang und bei qi. Es handelt sich hier um das Lebensenergie-Qi, und ich kenne auch die Bedeutung jedes Worts/Zeichens, aber wie man das nun insgesamt sinnvoll ins Deutsche uebertraegt, weiss ich immer noch nicht. Es ist ein Elend ... aber auch Chinesen wissen das offenbar nicht spontan zu erlaeutern.
Jedenfalls sieht das jetzt richtig edel aus, mit diesem schimmernden Stoff (Seide?!) und dem saeuberlich eingearbeiteten Blatt. Das ist so ein Papier mit Goldflitter, wie man vielleicht auf dem Detailfoto hier erahnen kann (nein, das sind keine Tintenkleckse!!). Und wenn man so einen Lehrer hat, der natuerlich jemanden kennt, der solche Arbeiten macht, ist es auch gar nicht teuer. Laecherlich billig, wuerde ich eher sagen.
Zheng Hongs Absicht war uebrigens, dass ich dieses Projekt rechtzeitig vor Weihnachten fertigmache, damit ich, wenn ich dann nach Deutschland fliege, das Spruchpaar jemandem zu Weihnachten schenken kann. Uff! Ihr habt alle Glueck gehabt, denn ich fliege ja nicht nach Deutschland! ;-))
Das einzige Problem mit diesen schoenen Schriftrollen: die Kalligraphie darauf ist nicht gut. Trotzdem finde ich Zheng Hongs Vorgehensweise recht gut - fuer den Lernerfolg ist es ja auch schoen, den Schuelern und Schuelerinnen Erfolgserlebnisse zu verschaffen, und dies ist sicher eins. Beifallsbekundungen werden per e-Mail entgegengenommen.
Zheng Hongs Absicht war uebrigens, dass ich dieses Projekt rechtzeitig vor Weihnachten fertigmache, damit ich, wenn ich dann nach Deutschland fliege, das Spruchpaar jemandem zu Weihnachten schenken kann. Uff! Ihr habt alle Glueck gehabt, denn ich fliege ja nicht nach Deutschland! ;-))
Das einzige Problem mit diesen schoenen Schriftrollen: die Kalligraphie darauf ist nicht gut. Trotzdem finde ich Zheng Hongs Vorgehensweise recht gut - fuer den Lernerfolg ist es ja auch schoen, den Schuelern und Schuelerinnen Erfolgserlebnisse zu verschaffen, und dies ist sicher eins. Beifallsbekundungen werden per e-Mail entgegengenommen.
Freitag, 23. November 2007
Einstechende Massnahmen
Uijuijui! Seit ich in China bin, gehe ich ja "immer" zur Grippeschutzimpfung, so auch heute. Nachdem ich die Buero-Impftermine wegen Abwesenheit nicht wahrnehmen konnte, bin ich den Anweisungen gefolgt und gleich morgens zusammen mit Burkhard zum Pudong Weifang District Hospital gefahren. Von aussen sah das ganz beschaulich aus, drinnen herrschte ein grosses Gewusel. Eine "Rezeption" war zuerst einmal nicht zu finden. Aber eine hilfsbereite Schwester wandte sich uns zu, als wir etwas ratlos umherblickten. Natuerlich sprach sie kein Englisch, das waere ja zu schoen gewesen. Ich habe (immerhin auf Chinesisch) fragen koennen, ob es jemanden gebe, der Englisch spreche. Daraufhin wurden wir zu einem Arzt gefuehrt, an der langen Schlange der Wartenden vorbei, durch die offene Tuer. Dass da gerade eine Konsultation im Gange war, hat niemanden gestoert ... Leider stellte sich nach Beendigung der besagten Konsultation allerdings heraus, dass der Arzt auch nicht wirklich Englisch sprach - Woerter wie flu und vaccination gehoerten jedenfalls nicht zu seinem Wortschatz. Mit Haenden, Fuessen und minimalen Worten auf Chinesisch ("wir sind nicht krank", "Injektion") haben wir versucht zu erklaeren, was wir wollten - daraufhin hat er uns in die Kinderabteilung gefuehrt, was unser Zutrauen nicht unbedingt verstaerkte. Im Hof des Krankenhauses, das den Charme einer 70er-Jahr-Sachlichkeits-Architektur verstroemt, gibt es uebrigens tatsaechlich einen winzigen chinesischen Garten mit Pavillon!
Hm. Lange Schlangen von Leuten mit meist schreienden Kleinkindern auf dem Arm - ob wir da wirklich richtig sind?? Burkhard geht erst einmal meinen Laptop holen. Leider klappt im Moment der Zugang zu den privaten e-Mails nicht (keine Ahnung, was da los ist), so dass wir die "Anweisungen" fuer die Impfung nicht ausgedruckt hatten. Da stand auch gar nichts Chinesisches drin ausser dem Namen des Impfstoffs, aber in Anbetracht der unerwartet grossen Kommunikationsschwierigkeiten wollen wir mit dem Pfund diesen einen einzigen hilfreichen Wort, das wir da stehen hatten, aber nicht lesen koennen, wuchern. Inzwischen hat der Arzt mit einer Schwester zusammen schon ein Schaechtelchen der Firma Novartis hervorgekramt, auf dem 'Agrippal' steht - das sieht ja schon mal nicht schlecht aus. Und woll! so isses! Ein Vergleich der Zeichen im Mail mit denen auf der Schachtel zeigt, dass dies der richtige Impfstoff ist. Also "werden wir" in der Anmeldeschlange vorgedraengelt und bekommen einen Kassenzettel. Damit muessen wir erst einmal zur Kasse und bezahlen, dann wieder zurueck in die Paediatrie.
Nun ist gar kein Arzt und gar keine Schwester mehr da, und wir muessen uns einmal tatsaechlich in die Schlange stellen. Dann bin ich dran - Arm freimachen und im Stehen bzw. in der Hocke die einstechende Massnahme ueber mich ergehen lassen. Ich habe schon Panik - ich vertrage Stiche doch nur im Liegen ... Danach wollen wir uns kurz hinsetzen, es gibt aber nur kleine tonnenfoermige Hocker fuer die Kinder an niedrigen Tischen. Nach zwei Minuten Sitzen ist es soweit - mir wird schwarz vor Augen. Au weia. Wie sich auf dem Hocker halten?? Burkhard stellt mir einen zweiten hin, aber richtig liegen kann man da nicht. Am Ende habe ich vier und falle fast runter. Das "Beruhigendste": das schert da wirklich niemanden. Wenn man im Krankenhaus tot umfaellt, wuerde das wahrscheinlich auch keine weitere Aufmerksamkeit erregen. Aber ich werde ja irgendwie besser - nach nur zehn Minuten schaffe ich es, zum Auto zu eilen, ohne erneuten Zusammenbruch. Uff.
Hm. Lange Schlangen von Leuten mit meist schreienden Kleinkindern auf dem Arm - ob wir da wirklich richtig sind?? Burkhard geht erst einmal meinen Laptop holen. Leider klappt im Moment der Zugang zu den privaten e-Mails nicht (keine Ahnung, was da los ist), so dass wir die "Anweisungen" fuer die Impfung nicht ausgedruckt hatten. Da stand auch gar nichts Chinesisches drin ausser dem Namen des Impfstoffs, aber in Anbetracht der unerwartet grossen Kommunikationsschwierigkeiten wollen wir mit dem Pfund diesen einen einzigen hilfreichen Wort, das wir da stehen hatten, aber nicht lesen koennen, wuchern. Inzwischen hat der Arzt mit einer Schwester zusammen schon ein Schaechtelchen der Firma Novartis hervorgekramt, auf dem 'Agrippal' steht - das sieht ja schon mal nicht schlecht aus. Und woll! so isses! Ein Vergleich der Zeichen im Mail mit denen auf der Schachtel zeigt, dass dies der richtige Impfstoff ist. Also "werden wir" in der Anmeldeschlange vorgedraengelt und bekommen einen Kassenzettel. Damit muessen wir erst einmal zur Kasse und bezahlen, dann wieder zurueck in die Paediatrie.
Nun ist gar kein Arzt und gar keine Schwester mehr da, und wir muessen uns einmal tatsaechlich in die Schlange stellen. Dann bin ich dran - Arm freimachen und im Stehen bzw. in der Hocke die einstechende Massnahme ueber mich ergehen lassen. Ich habe schon Panik - ich vertrage Stiche doch nur im Liegen ... Danach wollen wir uns kurz hinsetzen, es gibt aber nur kleine tonnenfoermige Hocker fuer die Kinder an niedrigen Tischen. Nach zwei Minuten Sitzen ist es soweit - mir wird schwarz vor Augen. Au weia. Wie sich auf dem Hocker halten?? Burkhard stellt mir einen zweiten hin, aber richtig liegen kann man da nicht. Am Ende habe ich vier und falle fast runter. Das "Beruhigendste": das schert da wirklich niemanden. Wenn man im Krankenhaus tot umfaellt, wuerde das wahrscheinlich auch keine weitere Aufmerksamkeit erregen. Aber ich werde ja irgendwie besser - nach nur zehn Minuten schaffe ich es, zum Auto zu eilen, ohne erneuten Zusammenbruch. Uff.
Dienstag, 20. November 2007
Japanischer Humor
Uff, wenn e-Mails Pasteten waeren, haette ich mich heute im Schlaraffenland waehnen koennen. Einen ganzen Berg zum "Durchfressen" hatte ich vor mir (und fuer morgen ist auch noch genug da). Es ist wirklich unglaublich, was sich in so kurzer Zeit ansammelt ...
Als Sahnestueck bekam ich heute noch eine ganz frische Pastete, aeh, e-Mail, aus Japan: Man wolle mich noch kurz informieren, dass der fuer naechsten Montag geplante Workshop in Japanisch gehalten wuerde. Was, wie? Da soll ich, bei einem Zeitplan, der mittlerweile wie amerikanisches Sandwichbrot auf ein Bruchteil der urspruenglich geplanten Dauer komprimiert wurde, den ganzen Weg machen, um in einem Raum mit 30 Japanern zu sitzen, nichts zu verstehen und dabei zu versuchen, ein bisschen schlau auszusehen? Und diesen Tipp bekommt man weniger als eine Woche vor dem Termin?! Och noe, da verzichte ich doch weise auf den zweiten Teil der Reise. (Ganz wie die Ringelnatz'schen Ameisen, die nach Amerika reisen wollten.)
Als Sahnestueck bekam ich heute noch eine ganz frische Pastete, aeh, e-Mail, aus Japan: Man wolle mich noch kurz informieren, dass der fuer naechsten Montag geplante Workshop in Japanisch gehalten wuerde. Was, wie? Da soll ich, bei einem Zeitplan, der mittlerweile wie amerikanisches Sandwichbrot auf ein Bruchteil der urspruenglich geplanten Dauer komprimiert wurde, den ganzen Weg machen, um in einem Raum mit 30 Japanern zu sitzen, nichts zu verstehen und dabei zu versuchen, ein bisschen schlau auszusehen? Und diesen Tipp bekommt man weniger als eine Woche vor dem Termin?! Och noe, da verzichte ich doch weise auf den zweiten Teil der Reise. (Ganz wie die Ringelnatz'schen Ameisen, die nach Amerika reisen wollten.)
Montag, 19. November 2007
Mineralkitt
Gar nicht so bloed, von einem kleineren Flughafen zu fliegen, da sind die Schlangen beim Einchecken und bei der Sicherheitskontrolle nicht so lang. Ich waere ja beinahe bei letzterer im Boden versunken - hat Burkhard doch seinen Mineralkitt im Handgepaeck! Der sieht natuerlich extrem verdaechtig aus, genau so, wie ich mir Plastiksprengstoff vorstelle ... aber der Sicherheitsmensch hat nach ausfuehrlicher Betrachtung mit ziemlich skeptischem Gesicht nicht verlangt, den Kleber zurueckzulassen. Und in Muenchen brauchten wir (insofern zum Glueck) komischerweise nicht noch einmal durch die Sicherheitskontrolle zu gehen. Andererseits gibt's im Sicherheitsbereich leider keinen Briefkasten mehr, so dass ich Schwierigkeiten hatte, einen Brief noch loszuwerden. Ich hoffe, dass die Verkaeuferin aus dem "Travel Value"-Laden, die ich gebeten habe, meinen Brief in die Post zu geben, das auch tut ...
Der Flug nach Shanghai war ganz in Ordnung, "nur" 10 Stunden, allerdings ziemlich kalt - trotz zwei Decken habe ich gefroestelt und natuerlich nicht besonders gut geschlafen. Unterwegs hatten wir eine tolle Aussicht auf das naechtliche Moskau (nur leider ist das Bild nicht ganz scharf geworden, aber fuer einen Eindruck reicht es wohl). Ding Shifu war puenktlich zur Stelle und wir waren so puenktlich um fuenf Uhr nachmittags zu Hause. Die Heizung haben wir schon mal angeworfen, es war in der Wohnung recht kuehl (ist aber mittlerweile akzeptabel warm). Draussen ist es nicht so eisig wie in Deutschland, aber natuerlich auch nicht mehr sommerlich - mal sehen, wie sich das Wetter weiter entwickelt.
Der Flug nach Shanghai war ganz in Ordnung, "nur" 10 Stunden, allerdings ziemlich kalt - trotz zwei Decken habe ich gefroestelt und natuerlich nicht besonders gut geschlafen. Unterwegs hatten wir eine tolle Aussicht auf das naechtliche Moskau (nur leider ist das Bild nicht ganz scharf geworden, aber fuer einen Eindruck reicht es wohl). Ding Shifu war puenktlich zur Stelle und wir waren so puenktlich um fuenf Uhr nachmittags zu Hause. Die Heizung haben wir schon mal angeworfen, es war in der Wohnung recht kuehl (ist aber mittlerweile akzeptabel warm). Draussen ist es nicht so eisig wie in Deutschland, aber natuerlich auch nicht mehr sommerlich - mal sehen, wie sich das Wetter weiter entwickelt.
Sonntag, 18. November 2007
Das erste Haus am Platz
Gestern hatte ich Gelegenheit, "meinen Ostersamstag" nachzuholen, an dem ich schon jahrelang nach Muenster fahre, um in Ruhe zu stoebern. Nur das Wetter war nicht richtig oesterlich, und es war auch viel zu frueh dunkel. Aber das ist alles egal - natuerlich ist es ein Muss, dort mein altes Stammcafé aufzusuchen. Seit 1850 besteht es, und ich habe schon immer zu Zeiten, als ich noch die gymnasiale Oberstufe besuchte (also mehr oder weniger in den Anfangstagen ;-) ), diverse Freistunden dort verbracht. Obwohl die Speisen- und Getraenkekarte nur ganz vorsichtig ueberarbeitet wird, geht der Laden immer noch, und offenbar gut - jedenfalls ist es immer voll, wenn ich hinkomme (und das ist jedesmal, wenn ich in Muenster bin) (also nicht waaahnsinnig oft, zugegeben). Ich weiss auch immer schon, wo ich nach Moeglichkeit sitzen moechte (naemlich an einem der vier Tische im sogenannten Nichtrauchersalon), und welches Getraenk ich bestelle: SchocMoc, ein Gemisch aus halb Kaffee und halb Kakao, mit Schlagsahne. Der Nichtrauchersalon hat zu einer Seite einen grossen Durchgang und zur anderen einen grossen Durchbruch, was die Rauchbelaestigung frei zirkulieren laesst - aber wenigstens gibt's nicht die volle Droehnung vom Nachbartisch. Gestern hatte ich das Glueck, dass in der Nichtraucherecke gerade jemand aufstand, als ich kam, so dass ich zwischen den mittlerweile dunkelrot lackierten Waenden Platz nehmen konnte. Wie schoen! Uebrigens standen auch noch Tische draussen, und dazu gehoerten ein paar Wolldecken - mir scheint, die Muensteraner und/oder die Touris sind langsam total bekloppt. Warum um Himmels willen wuerde man im November draussen sitzen wollen, in eine fremde Decke gewickelt, mit klammen Fingern, mit denen man die Getraenke recht schnell zum Munde fuehren muss, bevor sie kalt werden, und kalten Fuessen?? Aber es scheint genug Bekloppte zu geben - fast alle Cafés hatten noch Tische mit Decken draussen ...
P.S.: Ich habe uebrigens eben festgestellt, dass das besagte Café sogar eine Website hat. Aber sie sind offenbar besser im Cafébetreiben als im Gestalten einer Internetpraesenz. Und dann noch dieser grottenschlechte Film hier ... grottenschlecht, aber sehr authentisch: genau so sieht es da aus.
P.S.: Ich habe uebrigens eben festgestellt, dass das besagte Café sogar eine Website hat. Aber sie sind offenbar besser im Cafébetreiben als im Gestalten einer Internetpraesenz. Und dann noch dieser grottenschlechte Film hier ... grottenschlecht, aber sehr authentisch: genau so sieht es da aus.
Samstag, 17. November 2007
Der Rohstoffpreis schlaegt voll zu
Neulich war mein "antikes" Granatkettchen gerissen, das, was ich mir irgendwann im Teen-Alter gekauft hatte (von dem Geld, das ich zur Konfirmation geschenkt bekam, weiss meine Mutter). Weil Ketten zu loeten oft Aerger macht, weil die Goldschmiede nicht ordentlich arbeiten und manchmal einfach den dicken Loetkolben auf ein zartes Kettchen halten, und weil ich es auch lieber 1-2 cm laenger haette (kein Wunder, wenn man "auf" der Arbeit oefter mal einen dicken Hals hat), bin ich auf die schlaue Idee gekommen, die beiden Kettenhaelften gegen neue tauschen zu lassen. Nun verkauft die hiesige Goldschmiedin keine Artikel aus 333er Gold, was ich nachvollziehen kann - aber mit den aktuellen Goldpreisen sollte der Kettentausch 290 Euro kosten, Moff! (s. Titel), und ich bin fest ueberzeugt, dass seinerzeit die ganze Kette nicht diesen Betrag in DM gekostet hat. Da habe ich ja doch geschluckt ... Das war wahrscheinlich der tiefenpsychologische Grund dafuer, dass ich beinahe vergessen haette, mein gutes Stueck wieder abzuholen. Aber vermutlich war die Goldschmiedin in Sorge, kein Geld zu bekommen, weshalb sie extra gestern Abend noch anrief ... So habe ich es gleich heute morgen abgeholt. Die gute Nachricht war, dass es statt der avisierten 290 "nur" 255 Euro kostete. Ja dann!
P.S.: Wie gut, wenn man bloggen kann - das hilft bei der Bewaeltigung von allerlei Begebenheiten des Alltags und spart professionelle Beratungsarbeit. ;-))) Vielen Dank fuer die Geduld, bis hierher gelesen zu haben!
P.S.: Wie gut, wenn man bloggen kann - das hilft bei der Bewaeltigung von allerlei Begebenheiten des Alltags und spart professionelle Beratungsarbeit. ;-))) Vielen Dank fuer die Geduld, bis hierher gelesen zu haben!
Freitag, 16. November 2007
Ofenlob
Nein, bitte nicht loeschen, das Feuerchen! Oder auch nur ausgehen lassen ... Wo es doch hier so kalt ist, bin ich ja froh ueber Rollkragenpullover, warme Plueschnachthemden, kuschelige Biberbettwaesche und natuerlich das Feuerchen im Ofen. Da scheinen im Vergleich die ca. 15 °C in Shanghai ja noch fast sommerlich - angeblich laufen bei solchen Temperaturen Islaender ja auch im T-Shirt herum ... ich natuerlich nicht, und die Chinesen wohl auch nicht. Wir muessen bestimmt die Heizung anwerfen, wenn wir wiederkommen. Die 5-Tage-Vorhersage behauptet, ab naechster Woche wuerden wir dort auch Nachttemperaturen im einstelligen Bereich zu spueren bekommen, waehrend es tagsueber noch bei den erwaehnten Teen-Temperaturen bleiben soll. Dann werde ich wohl auch die zweite Haelfte der so genannten Duo-Bettdecke wieder in Betrieb nehmen. Und mich freuen, dass wir unsere schoene warme Wolldecke, die ihren Platz auf dem Sofa hat, diesen Winter nicht vermissen muessen wie zuletzt im Ascott. Mit Heizung und Decke werde ich dann trotz grossen Ofenlobes einen Ofen oder Kamin nicht vermissen - finde ich auch irgendwie fuer eine Hochhaus-Etagenwohnung unpassend.
Donnerstag, 15. November 2007
Kalt hier!
Nun sind wir ja schon seit letztem Samstag in Deutschland, und es ist vor allem - brrrr! - kalt. Waehrend wir mit Pullover und Fellmaentelchen ueber dem Arm auf dem Weg zum Flughafen in Pudong schon ins Schwitzen gerieten, waren wir spaetestens ab der Ankunft am Flughafen Muenster-Osnabrueck froh, beides zu haben - frieren tut's uns trotzdem. Dabei herrschen noch die (kleinen) positiven Grade vor.
Und nicht nur kalt ist es, sondern auch dunkel - viel dunkler als in Shanghai, jedenfalls nachts. Hier gibt es (wenig ueberraschend) deutlich weniger Restlicht. Tagsueber ist es dafuer meist sonnig, und mit blauem Himmel und buntem Herbstlaub sieht es gar nicht schlecht aus - auf jeden Fall viel besser als das erwartete Novembergrau.
Ansonsten ist im Wesentlichen alles beim Alten. Die Veraenderungen scheinen hierzulande doch langsamer vonstatten zu gehen als in Shanghai. Die oertlichen Geschaefte sind auch fast alle noch da, in mehr oder weniger (un)veraenderter Form. Im Buchgeschaeft habe ich beim Stoebern das Buch "Shanghai - Mondkuchen und Pflaumenregen" gefunden - die Buchhaendlerin hat die Reihe ausdruecklich empfohlen. Verfasser sind Qiu Xiaolong, der Krimiautor aus Shanghai (s.a. ... Tee mit 'Gepaeck'), und seine deutsche Uebersetzerin. Nach Lektuere des ersten Kapitels sieht es so aus, als koenne ich es weiterempfehlen - vermutlich ist es aber fuer diejenigen am interessantesten, die die darin beschriebenen Gaststaetten auch mal ausprobieren koennen. Ich hab's mir jedenfalls schon fest vorgenommen und berichte weiter.
Und nicht nur kalt ist es, sondern auch dunkel - viel dunkler als in Shanghai, jedenfalls nachts. Hier gibt es (wenig ueberraschend) deutlich weniger Restlicht. Tagsueber ist es dafuer meist sonnig, und mit blauem Himmel und buntem Herbstlaub sieht es gar nicht schlecht aus - auf jeden Fall viel besser als das erwartete Novembergrau.
Ansonsten ist im Wesentlichen alles beim Alten. Die Veraenderungen scheinen hierzulande doch langsamer vonstatten zu gehen als in Shanghai. Die oertlichen Geschaefte sind auch fast alle noch da, in mehr oder weniger (un)veraenderter Form. Im Buchgeschaeft habe ich beim Stoebern das Buch "Shanghai - Mondkuchen und Pflaumenregen" gefunden - die Buchhaendlerin hat die Reihe ausdruecklich empfohlen. Verfasser sind Qiu Xiaolong, der Krimiautor aus Shanghai (s.a. ... Tee mit 'Gepaeck'), und seine deutsche Uebersetzerin. Nach Lektuere des ersten Kapitels sieht es so aus, als koenne ich es weiterempfehlen - vermutlich ist es aber fuer diejenigen am interessantesten, die die darin beschriebenen Gaststaetten auch mal ausprobieren koennen. Ich hab's mir jedenfalls schon fest vorgenommen und berichte weiter.
Boudoirgeschichten
Das Bad im Westin-Hotel in Osaka war fuer mich anfangs zu schwierig: ein typischer Einhandmischer - aber wie Wasser herausbekommen? Ich zieh' und zieh' den Hebel hoch - nix. Bis ich irgendwann gemerkt habe, dass man ihn herunterdruecken muss. Ach so. Troestlicherweise habe ich hinterher von den Kollegen gehoert, dass es ihnen genau so ergangen ist. Nach einer Woche Uebung machten mir dann aber die Wasserhaehne sowohl in Shanghai wie auch in Deutschland zuweilen Schwierigkeiten ...
Das Bad war auch mehr ein Boudoir, mit Teppichboden und Polsterhocker vor dem Waschtisch - ob das so guenstig ist, sei mal dahingestellt. Toilette, Dusche und Badewanne befanden sich aber in einem zweiten, gefliesten Raum. Im Boudoir war es auch immer irgendwie zu voll: die dreiseitige Verspiegelung macht halt aus einem Benutzer unendlich viele.
Besonders zu erwaehnen sind aber tatsaechlich die Toiletten. Fast schon Standard, zum Teil auch fuer oeffentliche Toiletten, scheinen die Modelle mit "Bidetfunktion" zu sein. Es gibt einen Wasserstrahl fuer vorn, einen fuer hinten, man kann Temperatur und Staerke des Strahls einstellen, und selbstredend ist der Sitz beheizbar. Wenn ich denke, dass Wohnraum knapp ist, ist es natuerlich sehr praktisch, wenn man kein separates Bidet benoetigt. Und ueberhaupt ist das praktisch. Und dann gab es noch ein vergleichsweise primitives Detail, das mir am allerbesten gefiel: der Toilettendeckelschliessmechanismus (schoenes Wort). Man musste den Deckel nur ein ganz kleines bisschen bewegen, dann schloss er sich langsam von selbst und fiel am Ende mit einem ganz leisen klapp zu. Ich versuche ja auch immer, den Deckel recht leise zu schliessen, aber wenn er einem mal aus der Hand faellt, gibt es gleich einen lauten Knall. Warum kann man eigentlich nicht ... diese schoene Sache auch in anderen Laendern uebernehmen? Als ob wir nicht alle laermgeplagt waeren ...
Ich hoerte spaeter, dass sich einer der ehemaligen Japan-Expats solche schoenen Toilettensitze mit nach Deutschland genommen habe. Dann aber die Super-Luxus-Variante, bei der sich der Deckel beim Betreten des Raumes oeffnet und dann auch gleich die Musik angeht ... ;-)) Bitte Platz zu nehmen!
Das Bad war auch mehr ein Boudoir, mit Teppichboden und Polsterhocker vor dem Waschtisch - ob das so guenstig ist, sei mal dahingestellt. Toilette, Dusche und Badewanne befanden sich aber in einem zweiten, gefliesten Raum. Im Boudoir war es auch immer irgendwie zu voll: die dreiseitige Verspiegelung macht halt aus einem Benutzer unendlich viele.
Besonders zu erwaehnen sind aber tatsaechlich die Toiletten. Fast schon Standard, zum Teil auch fuer oeffentliche Toiletten, scheinen die Modelle mit "Bidetfunktion" zu sein. Es gibt einen Wasserstrahl fuer vorn, einen fuer hinten, man kann Temperatur und Staerke des Strahls einstellen, und selbstredend ist der Sitz beheizbar. Wenn ich denke, dass Wohnraum knapp ist, ist es natuerlich sehr praktisch, wenn man kein separates Bidet benoetigt. Und ueberhaupt ist das praktisch. Und dann gab es noch ein vergleichsweise primitives Detail, das mir am allerbesten gefiel: der Toilettendeckelschliessmechanismus (schoenes Wort). Man musste den Deckel nur ein ganz kleines bisschen bewegen, dann schloss er sich langsam von selbst und fiel am Ende mit einem ganz leisen klapp zu. Ich versuche ja auch immer, den Deckel recht leise zu schliessen, aber wenn er einem mal aus der Hand faellt, gibt es gleich einen lauten Knall. Warum kann man eigentlich nicht ... diese schoene Sache auch in anderen Laendern uebernehmen? Als ob wir nicht alle laermgeplagt waeren ...
Ich hoerte spaeter, dass sich einer der ehemaligen Japan-Expats solche schoenen Toilettensitze mit nach Deutschland genommen habe. Dann aber die Super-Luxus-Variante, bei der sich der Deckel beim Betreten des Raumes oeffnet und dann auch gleich die Musik angeht ... ;-)) Bitte Platz zu nehmen!
Mittwoch, 14. November 2007
Japanese Food
Waehrend ich mich grundsaetzlich in China bekanntlich recht wohl fuehle und auch das Essen gern mag (oder jedenfalls genuegend Gerichte kenne, die ich gern mag - sicher ist nicht alles mein Fall), ist, was letzteres betrifft, Japan irgendwie die Kroenung. Vor allem waere es da vermutlich merklich leichter, sich gesund zu ernaehren - viel Fisch, kaum Fett, alles relativ leicht.
Am Sonntagabend gab es ein grosses Willkommensessen in einem traditionellen japanischen Restaurant. Als kleines Zugestaendnis an barbarische Langnasen war der Speisesaal aber mit einem Tisch und Stuehlen ausgestattet - uff. Die Schuhe musste man aber trotzdem ausziehen. Es gab Kaiseki. Die Bedienung, gar nicht mehr junge Frauen, war nicht nur blass, sondern zusaetzlich weiss geschminkt, und trug traditionelle Kimonos mit diesen Rueckenpaeckchen, deren Namen ich vergessen habe. Das koestliche Tempura wurde jeweils frisch auf faecherfoermigen Drahtgittern neben dem Platzteller serviert, die auf einem Metallbehaelter lagen - sozusagen zum Abtropfen. Aber bei so feiner Kueche tropfte da nichts.
Am Montagabend gab es im kleinen Kreis Shabu-Shabu. Das heisst angeblich gar nichts, sondern sei lautmalerisch: das soll das Geraeusch sein, das entsteht, wenn man das hauchduenn aufgeschnittene, fein marmorierte Rindfleisch in der Bruehe schwenkt. Es handelt sich naemlich um eine Art Fondue. Dazu gab es Buchweizennudeln (Soba). Diesmal hatten wir uebrigens zu sechst so einen privaten Raum fuer uns, mit gemaessigt japanischer Ausstattung: Schuhe ausziehen und auf dem Boden sitzen, aber unter dem Tisch ist der Boden etwas ausgehoehlt, so dass man praktisch normal (nur ohne Lehne) sitzen kann. P.S.: Ich habe nichts vom Schwenken gehoert - da war wohl die Unterhaltung zu laut. ;-))
Am Dienstagabend war die ganz grosse Gruppe im "Dynamic Kitchen Sun" (hier ein Link zur Seite dieses "Konzeptrestaurants" mit ein paar Bildern), einem Restaurant in luftiger Hoehe mit einem phaenomenalen Ausblick ueber das naechtliche Osaka. Sitzen konnte man hier ebenfalls an "unterhoehlten" Tischen. Hier gab es ein offenbar auch relativ traditionelles japanisches Essen, mit Wintergemuese ("Wuazeln" aller Arten, wie der Westfale sagen wuerde, darunter auch Riesenradieschen - jedenfalls schmeckten die so), Tofu, Nudeln ... viele der Kollegen und Kolleginnen waren von mehreren der Gaenge weniger angetan, aber ich fand's gar nicht so schlecht. Andererseits auch nicht sooo toll. Am allerleckersten sind eben doch Sushi, Sashimi & Co.!
Am Mittwochabend hatte ich die Teilnehmer "meines" Workshops zum Abendessen eingeladen. Das war jetzt ein echtes japanisches Restaurant mit chinesischer (jawohl) Bedienung und keiner Aushoehlung unter dem Tisch, aechz! Keine Lehne und dann irgendwie im Schneidersitz sitzen, furchtbar! Das Essen war ja ganz in Ordnung, aber der Getraenkeservice ... zuerst hatten diverse Leute Orangensaft bestellt, da hiess es "wir haben leider nur noch zwei". Dann wurden doch mehr serviert; offenbar war jemand rasch zum naechsten Laden gelaufen und hatte Nachschub eingekauft. Der haette am besten auch gleich noch Rotwein mitgebracht, von dem es auch nur noch ein Glas gab, wie sich spaeter herausstellte, als der Kollege, der welchen bestellt hatte, gern ein zweites geleert haette. Und japanischen Tee hatten sie auch keinen, nur chinesischen (jawohl!), und den bestelle ich natuerlich nicht freiwillig. So hatten wir aber wenigstens viel Spass. Nur der japanische Kollege fuehlte sich etwas unwohl und meinte, sich 1000mal entschuldigen zu muessen, der Arme.
Am Donnerstagabend gab es dann im kleineren Kreis (7 Personen) Sushi in einer nicht hervorragenden, aber guten Sushibar. Das war jetzt das erste Etablissement, in dem man die Schuhe anliess. Besonders koestlich: buri (Bernsteinmakrele soll das sein, nie gehoert) und natuerlich der fette Thunfisch toro, der aus Gruenden der Hoeflichkeit otoro genannt wird. Interessant war auch der Heringsrogen am Stueck. Zum grossen Bedauern einzelner Anwesender war der uni (Seeigel) ausgegangen - schade, der soll, wenn frisch, auch phaenomenal gut schmecken. Vielleicht habe ich beim naechsten Besuch Gelegenheit, welchen zu probieren.
Auch gut fuer die alkoholtrinkenden Kollegen: das all-you-can-drink-Angebot. Das ist in Japan immer befristet, typischerweise auf 90 Minuten ab der ersten Bestellung. Nur aufgrund besonderer Kulanz wurden die Getraenke, die schon vor der eigentlichen Bestellung geordert worden waren, in dieses Angebot mit einbezogen. Und 10 Minuten vor Ablauf der Zeit kommt noch einmal jemand, verbeugt sich artig und weist hoeflich auf das bevorstehende Ende der Frist hin. Sauft!
Am Sonntagabend gab es ein grosses Willkommensessen in einem traditionellen japanischen Restaurant. Als kleines Zugestaendnis an barbarische Langnasen war der Speisesaal aber mit einem Tisch und Stuehlen ausgestattet - uff. Die Schuhe musste man aber trotzdem ausziehen. Es gab Kaiseki. Die Bedienung, gar nicht mehr junge Frauen, war nicht nur blass, sondern zusaetzlich weiss geschminkt, und trug traditionelle Kimonos mit diesen Rueckenpaeckchen, deren Namen ich vergessen habe. Das koestliche Tempura wurde jeweils frisch auf faecherfoermigen Drahtgittern neben dem Platzteller serviert, die auf einem Metallbehaelter lagen - sozusagen zum Abtropfen. Aber bei so feiner Kueche tropfte da nichts.
Am Montagabend gab es im kleinen Kreis Shabu-Shabu. Das heisst angeblich gar nichts, sondern sei lautmalerisch: das soll das Geraeusch sein, das entsteht, wenn man das hauchduenn aufgeschnittene, fein marmorierte Rindfleisch in der Bruehe schwenkt. Es handelt sich naemlich um eine Art Fondue. Dazu gab es Buchweizennudeln (Soba). Diesmal hatten wir uebrigens zu sechst so einen privaten Raum fuer uns, mit gemaessigt japanischer Ausstattung: Schuhe ausziehen und auf dem Boden sitzen, aber unter dem Tisch ist der Boden etwas ausgehoehlt, so dass man praktisch normal (nur ohne Lehne) sitzen kann. P.S.: Ich habe nichts vom Schwenken gehoert - da war wohl die Unterhaltung zu laut. ;-))
Am Dienstagabend war die ganz grosse Gruppe im "Dynamic Kitchen Sun" (hier ein Link zur Seite dieses "Konzeptrestaurants" mit ein paar Bildern), einem Restaurant in luftiger Hoehe mit einem phaenomenalen Ausblick ueber das naechtliche Osaka. Sitzen konnte man hier ebenfalls an "unterhoehlten" Tischen. Hier gab es ein offenbar auch relativ traditionelles japanisches Essen, mit Wintergemuese ("Wuazeln" aller Arten, wie der Westfale sagen wuerde, darunter auch Riesenradieschen - jedenfalls schmeckten die so), Tofu, Nudeln ... viele der Kollegen und Kolleginnen waren von mehreren der Gaenge weniger angetan, aber ich fand's gar nicht so schlecht. Andererseits auch nicht sooo toll. Am allerleckersten sind eben doch Sushi, Sashimi & Co.!
Am Mittwochabend hatte ich die Teilnehmer "meines" Workshops zum Abendessen eingeladen. Das war jetzt ein echtes japanisches Restaurant mit chinesischer (jawohl) Bedienung und keiner Aushoehlung unter dem Tisch, aechz! Keine Lehne und dann irgendwie im Schneidersitz sitzen, furchtbar! Das Essen war ja ganz in Ordnung, aber der Getraenkeservice ... zuerst hatten diverse Leute Orangensaft bestellt, da hiess es "wir haben leider nur noch zwei". Dann wurden doch mehr serviert; offenbar war jemand rasch zum naechsten Laden gelaufen und hatte Nachschub eingekauft. Der haette am besten auch gleich noch Rotwein mitgebracht, von dem es auch nur noch ein Glas gab, wie sich spaeter herausstellte, als der Kollege, der welchen bestellt hatte, gern ein zweites geleert haette. Und japanischen Tee hatten sie auch keinen, nur chinesischen (jawohl!), und den bestelle ich natuerlich nicht freiwillig. So hatten wir aber wenigstens viel Spass. Nur der japanische Kollege fuehlte sich etwas unwohl und meinte, sich 1000mal entschuldigen zu muessen, der Arme.
Am Donnerstagabend gab es dann im kleineren Kreis (7 Personen) Sushi in einer nicht hervorragenden, aber guten Sushibar. Das war jetzt das erste Etablissement, in dem man die Schuhe anliess. Besonders koestlich: buri (Bernsteinmakrele soll das sein, nie gehoert) und natuerlich der fette Thunfisch toro, der aus Gruenden der Hoeflichkeit otoro genannt wird. Interessant war auch der Heringsrogen am Stueck. Zum grossen Bedauern einzelner Anwesender war der uni (Seeigel) ausgegangen - schade, der soll, wenn frisch, auch phaenomenal gut schmecken. Vielleicht habe ich beim naechsten Besuch Gelegenheit, welchen zu probieren.
Auch gut fuer die alkoholtrinkenden Kollegen: das all-you-can-drink-Angebot. Das ist in Japan immer befristet, typischerweise auf 90 Minuten ab der ersten Bestellung. Nur aufgrund besonderer Kulanz wurden die Getraenke, die schon vor der eigentlichen Bestellung geordert worden waren, in dieses Angebot mit einbezogen. Und 10 Minuten vor Ablauf der Zeit kommt noch einmal jemand, verbeugt sich artig und weist hoeflich auf das bevorstehende Ende der Frist hin. Sauft!
Abonnieren
Posts (Atom)