Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


Wer weiterhin meine Bemerkungen über Gott und die Welt lesen möchte, klickt bitte hier:
Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Mittwoch, 30. April 2008

Samstag, 19. April 2008: Die Fortsetzung des Rundgangs

Gestaerkt mache ich mich auf den Rueckweg, denn das Raffles markiert sozusagen die meinem Hotel gegenueberliegende Ecke des Rundgangs (paradox, gell?). Unweit vom Haupteingang befinden sich die "Essstaebchen". So nennen angeblich die Einheimischen die vier 67 m hohen, aneinandergelehnten Saeulen des Mahnmals, das den immerhin 60.000 Zivilisten gewidmet ist, die im zweiten Weltkrieg in Singapur ums Leben kamen. So langsam verstehe ich, dass der Weltkrieg wirklich einer war. Ich muss zugeben, dass ich lange Zeit dachte, der habe sich im Wesentlichen zwischen Deutschland und den Siegermaechten abgespielt. Dass Japan auch irgendwie dabei war, wusste ich natuerlich schon, aber nie wirklich, was sich alles in Asien abgespielt hat.

Viel hoeher als die "Staebchen" ist das Hotel "The Stamford" mit dem spektakulaeren Blick, aber das ist ja alles nichts Neues, siehe Bericht von vor ueber einem Jahr. (Da glaubte ich noch faelschlicherweise, dass es sich um das Raffles-Hotel handele.) Daher bin ich auf dem Boden geblieben und habe als naechstes eine weitere Kirche besichtigt, die Sankt-Andreas-Kathedrale. Sie liegt am Padang ("Feld") – dieses Wort bezeichnet einen Rasenplatz in der Stadt fuer allerlei oeffentliche Veranstaltungen. In anderen Staedten heisst so was zum Beispiel Planwiese. Spontan faellt mir der Padang in Georgetown auf Penang ein, auf dem dieses Chingay-Fahnenwerfen geuebt wurde (siehe auch Artikel vom 2. September 2007).

An der Singapurer Planwiese zieht sich ein weiteres Gebaeude aus der Kolonialzeit entlang: der ehemalige oberste Gerichtshof. Dieser Komplex mit gruener Kuppel im zentralen Bereich wird jetzt zur Nationalgalerie umfunktioniert – so ein Pech aber auch, den konnte ich also noch gar nicht besichtigen. An der Stirnseite des ziemlich langen, schmalen Padang befindet sich der ehrenwert-viktorianische Cricket Club, aber den lasse ich links liegen und gehe vorbei zum Esplanade-Theater, um die "Durian-Konstruktion" aus der Naehe zu betrachten. Das moderne Gebaeude wird so genannt, weil die mit spitzigen Metallecken bedeckte rundliche Dachkonstruktion an die spitzige Stinkfrucht (so der deutsche Name der Durian) erinnert. Angeblich soll sie aber ein riesiges Mikrofon darstellen. Weil es dort ja auch Musiktheater gibt. Ja dann.

Auf der "theatertaufenden" Esplanade an der Muendung des Singapur-Flusses befindet sich das Lim Bo Seng-Denkmal (nicht Bimbo Seng!), das ich gar nicht naeher inspizieren kann, weil sich auf seinem Sockel ein sehr verliebtes Paar niedergelegt (jawohl) hatte. Die beiden konnten keine Stoerung gebrauchen. Eigentlich wollte ich ja auch bloss Sir Stamford Raffles einen Besuch abstatten, oder doch seiner Statue. Stattdessen finde ich einen Obelisken … ist das sein Denkmal? Jedenfalls ist es in Chinesisch, Hindi (?), Arabisch und Englisch beschriftet: nein, das ist jemand anderem gewidmet. Dann entdecke ich aber doch die gesuchte Bronzestatue, schwarzer Mann vor altem, weissem Victoria-Theater, sehr schwer zu fotografieren. Da ist ein anderes Kunstwerk gleich nebenan, das zu Bronze geronnene, kursiv geschriebene chinesische Zeichen fuer "chuan" gleich Kreativitaet, etwas dankbarer. Unweit befindet sich das Asian Civilizations Museum – ich habe es nicht besichtigt. Auf der Flussseite des Museums soll Raffles zuerst in Singapur gelandet sein, weshalb man gleich noch eine weiss-marmorne Kopie seiner Bronzestatue aufgestellt hat. Ein weisser Mann vor den dunklen Hochhausfassaden des Central Business District am anderen Flussufer – auch nicht viel fotografierfreundlicher!

Nun will ich aber rasch zurueck zum Hotel und komme da gegen viertel nach zwei an. Nicht ohne vorher zu entdecken, dass das MICA in der ehemaligen Polizeistation Hill Street nun wirklich direkt gegenueber vom Hotel auf der anderen Seite des Flusses liegt! Und da laufe ich mir die Fuesse platt auf der Suche danach … Wie auch immer, nach so vielen nicht besichtigten Museen brauche ich jetzt etwas Entspannung: eine Bootstour zu den Inseln im Sueden.

Montag, 28. April 2008

Samstag, 19. April 2008: Ein Rundgang in Singapur

Ich stehe tapfer frueh auf, fruehstuecke ueppig vom Fruehstuecksbuffet und gehe um 10 Uhr los. Ich will dem Rundgang durch den Civic District folgen, den mein Reisefuehrer vorschlaegt. Der fuehrt geradewegs an meinem Hotel vorbei – oder "eckenwegs", will sagen, er zeigt genau an meinem Hotel eine Ecke. Ich brauche ungefaehr eine Viertelstunde, bis ich die "genaue Ecke", sprich: den richtigen Anfangspunkt finde. Naemlich die ehemalige Polizeistation Hill Street: ein grosses, repraesentatives Gebaeude aus der Kolonialzeit mit Fensterlaeden in Regenbogenfarben. Hier residieren nicht laenger die Ordnungshueter, sondern das MICA: Ministerium fuer Information, Kommunikation und Kunst. Eine interessante Kombination ist das! Im Erdgeschoss und im Innenhof gibt es allerlei Kunst zu sehen, aber ich habe die Ausstellungen und Galerien nicht besichtigt. Die oeffneten naemlich erst um 11; als ich da war, hatten nur die Toiletten geoeffnet, auch gut. - Waehrend ich noch die beste Position fuer ein Foto suche, sehe ich hinter dem MICA Rauch aufsteigen. Vermutlich probiert die Abteilung Kommunikation die Verwendung von Rauchzeichen …

Der Rauch ist vor allem deshalb gut zu sehen, weil er als grau-weisse Wolke vor dem gruenen Huegel steht, dessentwegen vermutlich die Hill Street so heisst, wie sie heisst. Auf dem Huegel befindet sich der Fort Canning-Park. Strasse und Weg sehen mir aber zu steil aus, ich verzichte also auf den Aufstieg und besichtige den Park lieber nicht.

Ein paar zig Meter weiter stosse ich auf einen schoen gestalteten Postkasten und dann auf die alte "zentrale" Feuerwache: ein weiteres Gebaeude aus der Kolonialzeit, mit roten Ziegelwaenden und weiss verputzten Bereichen und knallrot gestrichenen Toren. Erst bei der Durchsicht meiner Fotos bemerke ich, dass der erwaehnte Postkasten sozusagen die Feuerwache in klein darstellt. Auch dieses Gebaeude erfuellt nicht mehr seinen urspruenglichen Zweck, sondern beherbergt die "Galerie des Zivilverteidigungserbes" (also Civil Defence Heritage Gallery). Ich habe sie nicht besichtigt.

Wieder ein paar zig Meter weiter findet sich die kleine, von oben bis unten weiss getuenchte armenische Kirche, die Sankt Gregor dem Erleuchter (nicht Armleuchter, Gruss aus Kalau!) geweiht ist. In dem kleinen, fast intimen Kirchenraum werden gerade Vorbereitungen fuer eine Hochzeit getroffen. Das kleine zweigeschossige Pfarrhaus (?) gegenueber, ebenfalls weiss getuencht, ist von Gruenpflanzen umgeben, hat eine Loggia im Erdgeschoss und sieht fuer mich wie ein Ferienhaus aus.

Ein paar hundert Meter weiter liegt das Peranakan-Museum in einem aufgemoebelten Kolonialzeitgebaeude. Peranakan – so wird die chinesisch-malaiische Mischkultur bezeichnet, die entstand, als die chinesischen Einwanderermaenner wegen Chinesinnenmangels einheimische malaiische Frauen heirateten und so zu babas (und die Frauen zu nyonyas) wurden. Aber das ist meinen werten Leser/inne/n natuerlich alles nicht neu, habe ich es doch schon im Reisetagebuch von Malaysia erwaehnt. Das Museum hingegen ist ganz neu, frueher war hier das Museum fuer asiatische Zivilisationen. Mir wird nicht ganz klar, ob die offizielle Eroeffnung noch bevorsteht oder ob es nur gerade geschlossen ist – jedenfalls habe ich es nicht besichtigt.

Gleich nebenan liegt "The Substation", ein Zentrum fuer experimentelle Gegenwartskunst. Auch dieses habe ich nicht besichtigt, sondern statt dessen die Kontraste zwischen weiteren Kolonialgebaeuden und der Management-Universitaet bestaunt. Zur Universitaet gehoeren zahlreiche grau-gruene Glaspalaeste mit geschwungenen Linien. Weitere Kontraste bilden die kleinen Kirchen, die tapfer ihre Tuerme gen Himmel strecken, aber den umgebenden Hotelkloetzen nicht mal bis zur Taille reichen. Immerhin passt die in graubeige-braun gehaltene Fassade des Carlton farblich genau zur Kathedrale des guten Hirten unweit davon. Bevor ich die aber erreiche, passiere ich noch das Nationalmuseum, welches ich nicht besichtigt habe, und das SAM. Diese Abkuerzung steht fuer Singapore Art Museum - auch nicht besichtigt. Beide befinden sich in schoenen alten, gut restaurierten Gebaeuden.

Vor der Kathedrale des guten Hirten steht eine bronzene Statue von Johannes Paul II. Von innen entpuppt sich die Kirche als groesser, als ich gedacht haette. Mir erscheinen nur die zahlreichen Ventilatoren ungewoehnlich: in Nord- und Mitteleuropa faellt mir zu Kirche "kaltes Gemaeuer" ein, und wenn eine Kirche etwas braucht, duerfte das eine Heizung sein – oder??!

Ich passiere eine Hoteleinfahrt, in der ein rotes Schild vor ganz gefaehrlichen Wesen warnt: BEWARE OF PEDESTRIANS, heisst es da, Vorsicht Fussgaenger! Kurz darauf erreiche ich das Hotel in Singapur schlechthin, das Raffles. Das ist nicht mehr nur ein Gebaeude, sondern ein ganzer Komplex mit Cafés, Restaurants und einer eigenen Einkaufsmeile. Nur Edelboutiquen, versteht sich, mit allem, was teuer ist. Strassenabgewandt tun sich verschiedene Hoefe auf – im „Raffles Courtyard“ goenne ich mir eine Mittagspause mit einem Cocktail und einem Caffè Latte zu Grandhotelpreisen. Aber es sitzt sich nett da. Das beruehmte Traditionsetablissement von 1887 besitzt auch ein kleines Hotelmuseum, welches ich – alle mal raten – genau! – nicht besichtigt habe.

Freitag, 25. April 2008

Noch am Leben ...

... aber erst heute wieder mit Mueh' und Not in der Lage zu bloggen. Das war ja vielleicht was mit der Rueckreise von Singapur! Laut Plan Abflug um 17:05 Uhr, Ankunft 22:25 Uhr in Pudong. Also brav um 14:30 Uhr ein Taxi genommen. Die Kollegin hatte mir ein siebensitziges Taxi gebucht - ich hatte ja wohl viel Gepaeck (wegen des Workshops), aber sooo viel war es nun auch wieder nicht! Der Taxifahrer entpuppte sich als ehemaliger Kollege, der Hinz und Kunz (oder heisst das hier Teng und Wang?) kennt und in seinem selben Taxi eine Woche zuvor eines unserer Vorstandsmitglieder gefahren hat. Haaach! Da bin ich natuerlich gleich wieder 2 cm groesser geworden (hoffentlich nicht 2 cm dicker).

Auf diese Weise war ich also ganz brav 2 Stunden vor dem Abflug am Flughafen. Irgendwann wurde zum Boarding aufgerufen. Wir sassen alle schon eine ganze Weile auf unseren Plaetzen, als der Pilot mitteilte, wir haetten ein technisches Problem. Die Ingenieure seien schon an Bord und versuchten, das Problem zu beheben. Deng yixia (sprich etwa: döng ihs-chja, mit "kleinem" ö gleich unbetontem e), warte mal ein bisschen, wie die Chinesen sagen. Hm. Nach bravem Warten (was bleibt einem schon anderes uebrig?) hiess es, wir moechten doch lieber noch einmal von Bord gehen, es wuerde wohl etwas dauern. Wir moechten bitte im Flughafenrestaurant bzw. in der Lounge das Abendessen einnehmen. Hm. Irgendwann wurde dann der neue Abflug mit 20:15 Uhr angegeben. Na ja. Das wuerde also spaet werden. Als ich um acht Uhr immer noch in der Lounge sass und keine Meldung durchgegeben wurde, verliess mich endgueltig das Zutrauen, dass wir zur angegebenen Zeit abfliegen wuerden. Statt dass die Betroffenen in der Lounge als erste informiert werden, konnten die Internetnutzer aus aller Welt (sogar die in der Lounge) die schlechte Nachricht zuerst empfangen: statt um 190 Minuten wuerde sich der Flug nun um 265 Minuten verspaeten, weiss http://www.flightstats.com/ (gar nicht uebel, die Seite). Stoehn. Deng yixia: 21:30 Uhr also. Um kurz vor neun wurde wieder zum Re-Boarding aufgerufen, was natuerlich jetzt nicht mehr ganz so flott von der Hand ging, weil manuell notiert werden musste, wer an Bord geht.

Wir waren wieder alle im Flugzeug, als der Pilot sagte, dass das technische Problem durch ein Ersatzteil hatte geloest werden koennen. Jetzt sei alles in Ordnung, und wir koennten abfliegen, sobald alle ihre Plaetze eingenommen haetten. Nun, denke ich, nichts leichter als das - und frohlocke, dass es endlich losgeht. Aber deng yixia: zu frueh gefreut. Es geht und geht eben nicht los. Ploetzlich sind mehrere Polizisten an Bord, der Vorhang zur ersten Klasse wird zugezogen, da vorn ist ein Menschenauflauf und es wird schon ewig diskutiert - was ist denn da bloss los?? Irgendwann wird es ein bisschen laut ...

Dann, nun ist es schon 22:30 Uhr und wir sind immer noch in Singapur, kommt die Durchsage, dass einige Fluggaeste das Flugzeug jetzt verlassen haetten. Man muesse jetzt nur noch ihr Gepaeck identifizieren und ausladen. Na prima.

Da waren also irgendwelche Pappnasen, die fanden, dass die Verspaetung ihnen automatisch ein Upgrade von Economy in die erste Klasse garantiere. Verhandlungen hatten sie nicht ueberzeugt, an ihre eigentlichen Sitzplaetze zurueckzukehren. Schliesslich hatten sie das doch getan, aber dann angefangen zu randalieren. Der Pilot hatte daraufhin im Sinne der Flugsicherheit beschlossen, diese Gaeste hoeflich auszuladen.

Hoffentlich bekommen diese Leute Flugverbot mindestens bei allen Fluggesellschaften, mit denen ich fliege!! Wegen solcher Unverschaemtheit muss eine ganze Boeing 747-Ladung von Leuten sich die Nacht um die Ohren schlagen; was ist denn das?!! Der Flug selbst ging dann schnell: Abflug um 23:00 Uhr, Ankunft um 3:30 Uhr. Die Abwicklung ging auch gut, wenn auch nicht ganz so gut wie in Singapur:
  • Terminalgebaeude betreten: 3:42 Uhr
  • Terminalgebaeude verlassen: 4:03 Uhr
  • Zu Hause gewesen: 4:45 Uhr (ging also auch schnell, zu dieser Nachtzeit hatte Ding Shifu vor der Ankunftshalle geparkt, was man normalerweise nicht darf)
  • Im Bett gelegen: 5:00 Uhr

Und dann habe ich natuerlich bis heute gebraucht, um mich halbwegs wieder von dieser schrecklichen Nacht zu erholen. Jetzt ist es schon wieder furchtbar spaet, und ich bin furchtbar muede. Zum Teufel mit diesen verstockten Leuten!!!

P.S. Das ist der Vorteil von Blondinen - die kann man leichter an den richtigen Platz zurueckverfrachten als schwarzhaarige Asiaten, jedenfalls wenn man dem ultrabloeden und deshalb schon wieder guten Blondinenwitz glaubt, der wie folgt geht und der natuerlich zu meiner Geschichte passt wie die beruehmte Faust aufs Auge: Eine Blondine steigt ins Flugzeug nach Mallorca und setzt sich gleich in die erste Klasse. Nach diskreter Pruefung der Sachlage bittet die Stewardess sie, ihren Economy-Platz einzunehmen, aber es ist nichts zu machen. "Ich bin Manuela und ich will nach Mallorca und ich bleibe hier sitzen", lautet die stereotype Antwort auf alle Fragen, Bitten, Aufforderungen, Drohungen. Nachdem die Kabinenmannschaft lange nicht recht voran gekommen ist in dieser Angelegenheit, wird sie schliesslich zur Chefsache. Der Pilot geht persoenlich hin, fluestert der Blondine kurz etwas ins Ohr, sie steht auf, geht an ihren Platz - und alle sind baff. Wie er das gemacht habe? "Ganz einfach", sagt der Pilot, "ich habe ihr gesagt, die erste Klasse fliegt nicht nach Mallorca."

Montag, 21. April 2008

Melde mich zurueck!

Von einem Wochenende, an dem ich mir die Fuesse ziemlich platt gelaufen habe. Das reicht fuer 3+2 Blogeintraege, aber abends war ich immer so muede, dass die Zeit nur gereicht hat, um die Stichworte aufzuschreiben. Meine werten Leser/innen duerfen also gespannt sein.

Heute waren meine Fuesse froh, dass sie mich nur von einem Meeting zum naechsten zu tragen brauchten. Komischerweise waren in meinem Kalender nur 3 Stunden fuer Besprechungen reserviert, trotzdem bin ich von einer zur naechsten geeilt und habe noch nicht alles behandelt, was auf der Agenda steht - da sieht man, dass meine Planung sehr weise war: auch ohne volle Agenda einige Tage anzuhaengen, wenn ich schon mal da bin. Wie gut, dass die grauen Borsten nicht allein kommen. ;O)) [Sondern auch ein Loeffelchen Weisheit mitbringen.]

Zwei Wermutstropfen: erstens muss ich morgen schon um halb neun im Buero sein (jaja, nur nicht laestern - fuer mich ist das frueh, zumal ich ja so gut wie nie vor acht Uhr abends wieder gehe). Das ist insbesondere deshalb nicht schoen, weil ich auschecken muss. Zweitens, viel schlimmer: das schoene Restaurant, in dem ich mir heute was Leckeres goennen wollte, hatte seine Kueche schon geschlossen. :-((((((( Jetzt ist anderswo meine Black Pepper Crab gekommen, ich muss also Schluss machen.

Freitag, 18. April 2008

Permanente Mahlzeit

Ouf! Geschafft. Diese Woche ist schon mal ueberstanden. Und natuerlich war groesstenteils permanente Mahlzeit angesagt. Beginnend am Sonntagabend mit einem Willkommensdinner am Fluss. Es gab nach chinesischer Manier "1000" Gerichte, die am runden Tisch auf der typischen Drehscheibe serviert wurden. Viel Fisch und Meeresfruechte, besonders zu erwaehnen ein tellergrosser Black Pepper Crab: Krebs in einer aromatisch-scharfen Sauce (mehr eine Paste als etwas Fluessiges) mit schwarzem Pfeffer als Hauptzutat. ["Fuer Bilder zum Kucken googelst du selber", wuerden manche in Koeln und anderswo wohl sagen.] Das ist angeblich eine Landesspezialitaet - wie das Adjektiv zu Singapur heisst (singapurisch? singapuresisch? singapuran?) und wie dementsprechend die Buerger dieses Landes genannt werden, weiss ich immer noch nicht - ich glaube, ich hatte darueber schon mal philosophiert ... Am sehenswertesten an diesem Krebs war sicher, wie unser Geschaeftsfuehrer versuchte, dem Tier im wesentlich mit Nussknacker, Messer und Gabel zu Leibe zu ruecken. Der Tisch sieht natuerlich danach auf jeden Fall chaotisch aus. Man kann auch froh sein, wenn das nur fuer den eigenen Tisch und den eigenen Platz gilt, jedenfalls was das selbst verursachte Chaos betrifft. ;-)) Aber trotz solcher Unbilden schmeckt so ein Krebs wirklich guuut!

An den Wochentagen habe ich das Fruehstueck hier im Hotel ausgelassen - eine "kleine" Variante gibt es nicht und das Fruehstuecksbuffet kostet 28 Singapur-Dollars (etwa 14 Euro) - fuer ein bisschen Obst und eine Tasse Tee war mir das zu teuer, und mehr haette ich ja nicht essen wollen. Ausserdem konnte ich so ein bisschen laenger schlaaafen ... Schon gegen 10:30 Uhr wartete naemlich an den Konferenz- und Workshoptagen der Pausenimbiss auf uns, gegen 13:00 Uhr das Mittagessen, gegen 15:30 Uhr die Kaffeepause, ebenfalls mit Imbiss - und natuerlich gab es jeweils ein Dinner. Bei diesem Programm, das wird ja jede/r zugeben, kann man wirklich nicht auch noch ein opulentes Fruehstueck verzehren!

Am Montagabend war ich mit einer Kundin/Kollegin in einem Seafood-Restaurant. Ich habe mir die andere Variante der schon erwaehnten Landesspezialitaet gewuenscht: Chili Crab. Der war nicht besonders scharf, und insgesamt fand ich die Pfeffersauce auch aromatischer. Dafuer hatten wir einen Tisch neben einem Becken, in dem eine grosse Anzahl seltsamer Viecher auf den Kescher wartet - die Sorte Viech, von der eins auch in meinem Aquariumsfilmchen zu sehen ist - leider leicht unscharf, gleich nach der blaeulichen, spoettisch dreinschauenden Languste (war doch eine, oder?). Interessant sehen die aus! Aber um noch einmal auf den Krebs zurueckzukommen: was ich nicht verstehe ist, dass es dafuer normale Nussknacker mit einer kleineren Rundung fuer Hasel- und einer groesseren Rundung fuer Walnuesse gibt. Das ist fuer Krebse wenig geeignet - manche Stellen sind sehr viel dicker als eine Walnuss, und die Beine duenner als Haselnuesse, und dann knackt es sich einfach schlecht damit. Warum kann man eigentlich nicht ... hierfuer ein Spezialwerkzeug bereithalten?

Am Dienstag- und Mittwochabend war jeweils "fine Chinese dining" angesagt. Leider auch mit Haifischflossensuppe, das ist mir unangenehm - zumal das wirklich geschmacklich nichts Besonderes ist. Eine leckere Bruehe, ja, aber eben nichts Typisches. Gestern Abend war ich dann zu faul, noch irgendwo anders hinzugehen als in eins der Restaurants im Hotel. "Blue Potato" schimpft sich das. Der langsam gesimmerte Lachs war ja nicht schlecht, aber die Gruentee-Crème brûlée mit Walnusseis war nix. Falsche Konsistenz, Geschmack nicht ueberzeugend. Wahrscheinlich fuer Schweine gedacht, denn ein Kriterium war (anders als beim Lachs) auf jeden Fall erfuellt: es war VIEL!

Heute hatte dann aber die permanente Mahlzeit ein ziemlich jaehes Ende. Ich hatte mir bei einer der 150 (!!) Starbucks-Filialen nicht nur einen Milchkaffee, sondern auch noch ein Croissant gekauft, in der Annahme, dass es heute vielleicht keinen Vormittagsimbiss geben wuerde. Das war auch gut so, denn am Ende fiel auch noch das Mittagessen aus ... o je! Kaffeepause? Fehlanzeige, es gab ja nicht einmal Kaffee! Um kurz nach acht Uhr "ahms" habe ich mich dann aber doch aus dem Buerostaub gemacht und auf dem Weg zurueck zum Hotel in einem der zahlreichen indischen Restaurants am Boat Quay ein Linsengericht mit Kraeuter-Naan bestellt, dazu zwei Lassi. Und jetzt muss ich gleich sofort ins Bett, ich bin wirklich ziemlich muede.

Sonntag, 13. April 2008

Das nenn' ich schnell!

Der Flug war so lala - trotz warmer "Plastik"decke habe ich viel gefroestelt. Fuer Strecken wie diese gibt's auch nicht die Sitze, die man zu einer ganz waagerechten Liegeflaeche machen kann - insofern habe ich leider nicht besonders gut geschlafen. Und kurz ja sowieso, keinesfalls laenger als von 0:45 bis 4:45 Uhr. Aber dann ging alles ganz schnell. Ich denke ja immer, dass der Flughafen Pudong schon sehr flott ist in der Abwicklung, aber Changi (so der Name des internationalen Flughafens hier in Singapur) zu nachtschlafender Zeit ist unschlagbar. Hier der Ablauf:

  • 5:12 h auf dem Rollfeld aufgesetzt
  • 5:22 h Terminalgebaeude betreten
  • 5:30 h Einreiseformalitaeten erledigt und (!) Gepaeck aufgelesen
  • 5:33 h Taxi faehrt los
  • 5:52 h Ankunft am Hotel
  • 6:03 h Zimmer betreten
  • 6:18 h noch fuer ein Stuendchen hingelegt

Fuer alle, die meine deutsche Mobilfunknummer kennen: ich bin "im Notfall" unter dieser Nummer zu erreichen - und SMS kann ich laut einer Begruessungsmitteilung hier angeblich sogar roamingkostenfrei empfangen.

Samstag, 12. April 2008

Heute an Bord

... morgen geht's fort: So ist das beim Nachtflug von Pudong nach Singapur. Einsteigen um 23:40 Uhr, Abflug um 0:10 Uhr - das ist jedenfalls der Plan. So ein Nachtflug mag ja unbequem erscheinen, aber nach einiger Ueberlegung finde ich den mit Abstand am guenstigsten. Die Alternative waere gewesen, um 10:xx Uhr zu fliegen. 8 Uhr am Flughafen, 7 Uhr losfahren, vor 5 Uhr aufstehen - nicht gut. Der einzige Nachteil ist, dass Singapur ein bisschen zu nah ist - planmaessig fuenfeinviertel Stunden, und zum Starten und Landen muss man ja bekanntlich die Tische zurueckklappen, den Bildschirm verstauen und die Rueckenlehnen senkrecht stellen. Und ich schlafe nun mal im Liegen ... Aber egal. Mein Hotelzimmer ist dann schon gebucht, so dass ich mich vielleicht dort noch ein bisschen hinlegen kann.

Womoeglich gibt's doch noch einen weiteren Nachteil. Ich stehe vor der Wahl, die auch Garfield immer Kopfschmerzen bereitet: Essen oder Schlafen? Wo ich doch einmal nicht China Eastern fliege, sondern Singapore Airlines. Bei denen soll ja Service und Essen und ueberhaupt alles so viel besser sein. Und da kann ich nun das gute Essen gar nicht ausprobieren! Ich troeste mich also damit, dass ich ja noch den Rueckflug zur besten Dinnerzeit habe. Im Moment sitze ich erst einmal in der Silver Kris Lounge, freue mich, dass man hier bequem Internetzugang hat, und habe jetzt noch 35 Minuten zu warten.

Donnerstag, 10. April 2008

Reiseplaene und Winkekatzen

Es entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie, dass Mandarin House just jetzt, im Jahr der Ratte (oder meinetwegen Maus), eine von diesen grauenhaften glueckbringenden Winkekatzen aufgestellt hat. Ratten und Maeuse halten sie wahrscheinlich eher fuer verderbenbringend ...

Es wuerde mich jedenfalls WAAAHNSINNIG machen, neben so einem Wesen zu arbeiten, glaube ich - das winkt halt ununterbrochen. Es ist jetzt immer suess beim Abschied: Yang XiaoLi begleitet uns, wie ueblich, zur Tuer und winkt uns ein bisschen; jetzt winkt sie gemeinsam mit der Katze. Und wir passen unsere Art des Zurueckwinkens der Bewegung der Katze an. Das ist jedesmal ein Grund fuer allgemeine Erheiterung. Auch heute, als es wieder einmal fuer ein bisschen laenger Abschied nehmen hiess. Die naechsten fast eineinhalb Wochen werde ich in Singapur verbringen - 2 Tage Regionalkonferenz, 2 Tage Workshop mit meinem regionalen Team, 3 Tage fuer weitere Besprechungen, wenn ich schon mal da bin. Nicht dass irgendeine/r denkt, das sei Urlaub oder sonstwie erholsam!

Aber dafuer habe ich heute meinen naechsten Urlaub eingereicht: in der zweiten Maihaelfte muss ich mich mal wieder anderen Dingen widmen als nur der Arbeit. Nachdem Burkhard vor einigen Wochen unsere grosse Chinakarte mit kleinen "Flaggen" versehen hat, welche die als Weltkulturerbe ausgewiesenen Staetten markieren, standen wir vor der Qual der Wahl: wohin? Es gibt ja sooo viel zu sehen hier! Wir haben jetzt beschlossen, zuerst die Yangzikreuzfahrt (aber flussaufwaerts) und die sonstigen Sehenswuerdigkeiten in der Provinz Chongqing sowie die Provinz Sichuan (die mit dem guten Menschen) aufs Programm zu setzen. Ein Programm, das diesmal ein dritter Reiseveranstalter fuer uns nach unseren Vorgaben ausgearbeitet hat. Man darf gespannt sein. Wir machen natuerlich wieder eine Gruppenreise. ;-))

Mittwoch, 9. April 2008

Kernfusion

... fuer den Hausgebrauch hatten wir hier gestern: der Kern des Trocknersteckers und der Kern der Steckdose, in der er steckte, haben fusioniert, unter Aufschmelzung diverser Plastikelemente. Hilfe! Vergiftungsgefahr! Es stinkt heftig in der Wohnung, heute ist die Giftwolke zwar so gut wie weg, aber trotzdem ... Das ist mir extrem unangenehm. Und leider sehe ich nicht, was ich dagegen tun koennte.

Just in dem Moment, als Burkhard die Ursache gefunden hatte, sprang auch schon die Sicherung heraus - das ersparte zumindest das laestige Abschalten der Hauptsicherung. Insgesamt ist das aber nicht sehr beruhigend. Die Miele-Fritzen, die heute da waren, fuehren das Uebel auf die schlechte Qualitaet der hier verwendeten Stecker zurueck - das troestet wenig.

Da hoffen wir mal dringend, dass das nie nie nie wieder passiert!

Montag, 7. April 2008

Já!

(mit kurzem, betontem, siegesgewissem a) - Oh happy day! Na, das muss doch jetzt mal Glueck bringen: Heute sind die zwei Gongs angetreten, um ihre neue Arbeit aufzunehmen. ("Die hoise so", alle beide - sind aber natuerlich weder verwandt noch verschwaegert, wenn auch Gong im Vergleich zu Zhang und Zhou schon merklich seltener ist.) Schonmal gut, dass zwei da sind - und jetzt brauche ich nur noch dafuer zu sorgen, dass sie auch bleiben. Moege es gelingen. Aber da ich ja immer aberglaeubischer werde, je laenger ich in meiner Branche arbeite, bin ich heute sehr zuversichtlich. Mittags war ich naemlich mit dem Team essen, und zum allerersten Mal in meinem Leben habe ich auf einem (einer?) fapiao, der Quittung, etwas anderes freigerubbelt als das uebliche 谢谢您 - XieXie Nin - danke. Das Rubbelfeld ist das auf dem Abschnitt rechts; das Foto zeigt natuerlich ein "hoefliches" Exemplar. 5 RMB habe ich gewonnen und darf mich fortan wohl zu den Superreichen zaehlen ... aber nein, im Ernst, ich nehme das mal wirklich als gutes Zeichen. - Die Rubbellos-fapiao stellen uebrigens die chinesische Methode gegen Steuerbetrug dar: damit den Kunden die Gewinnchanchen nicht entgehen, sollen sie moeglichst auf dem Aushaendigen von fapiao bestehen. Ob das wohl wirklich hilft? Bei den Wahnsinnsbetraegen ...

Apropos Ernst: ich las kuerzlich, dass Ernst laut Nietzsche "ein unmissverstaendliches Anzeichen eines muehsamen Stoffwechsels" sei. Pruuust!

Sonntag, 6. April 2008

Beschaeftigung fuer truebe Ta...

...ge, nicht ...ssen, versteht sich! Es ist aber auch zu gemein - wieder ist Wochenende, und sogar langes, und wieder ist es grau und unendlich trueb. Ein paar matte Sonnenstrahlen, die es um die Mittagszeit durch den Dunst geschafft hatten, waren allzu kraftlos, um laenger als ein paar Minuten durchzuhalten.

Am letzten Samstag waren wir, wie berichtet, auf Fotosafari im Aquarium, am letzten Sonntag habe ich im Wesentlichen mein vorerst letztes duilian* fertiggestellt und dann das Filmchen weitgehend ausgearbeitet. Am Freitag habe ich viel Zeit damit verbracht, das mit den letzten Retuschen versehene Filmchen in Flash-Format zu bringen, um es meinen werten Lesern zugaenglich zu machen - gar nicht einfach. Als ich es dann geschafft hatte (wohl mehr so von hinten durch den Bauch ins Auge), musste ich feststellen, dass Blogger das Flash-Format nicht unterstuetzt, aber zum Beispiel das Windows Media Audio-/Video-Format (wmv). Und just in diesem hatte unser Film-und-Foto-Verarbeitungsprogramm das Ergebnis meiner Bemuehungen ausgespuckt - na prima. Alles umsonst? Nein, doch nicht, musste ich doch feststellen, dass mein Filmchen zu gross war. Die Flash-Version ist natuerlich viel kleiner (weniger als 15% der wmv-Datei). Warum kann man eigentlich nicht ... Aber nun gut, mittels YouTube geht's ja auch. Die sind so nett, dass sie den Benutzern erlauben, sich mit ihren Google-Zugangsdaten anzumelden.

Gestern wollten wir uns lieber etwas goennen, statt uns mit unbotmaessiger Software zu plagen. Also sind wir in den grossen Buchladen in der Fuzhou Lu gefahren und haben dort die CD- und DVD-Abteilung durchgeforstet. Am Ende hatten wir 15 Teile, darunter auch einige Mehrfach-CDs und zwei BBC-Dokumentationen, fuer umgerechnet etwa 33 Euro - alles zusammen, versteht sich. Klasse, oder?

Heute habe ich mein neues Kalligraphieprojekt angefangen: einen Faecher. Die Aufgabe besteht darin, ihn mit Poesie zu versehen. Wer nicht hoeren kann, muss fuehlen? Nein. Wer nicht gucken kann, muss lesen? Auch nur halb zutreffend. Wer nicht malen kann, muss (be)schreiben? Ja! Das Gedicht aus der Tang-Zeit handelt von dunklem Wald, erschrecktem (sic!) Gras und bogenschiessenden Generaelen. Den Rest krieje mer naechstes Mal.

Uebrigens war es recht witzig neulich: Am Tag vor der vorletzten Kalligraphiesitzung hatte ich vor mich hin sinniert, dass ich gern mal etwas Anderes machen wuerde. Duilian sind ja schoen, aber Abwechslung ist auch schoen. Und ich hatte gegruebelt, ob ich mal nachfragen solle. Gar nicht noetig: Just am naechsten Tag brachte mir Zheng Hong ein Buch mit - einen Katalog einer Versteigerung von chinesischen Faechern. Die meisten waren bemalt, aber einige eben auch beschriftet. Ich koenne jetzt mal Faecher machen. Und das passende Buch mit beruehmter Poesie hatte er dann auch gleich parat. Heute hat er mir statt des letztens mitgebrachten Exemplars eins gegeben, in dem er von Hand mit hellem Stift die Buchstabenquadrate mit den Orientierungslinien (Mittellinien und Diagonalen, s. auch das Bild hier) versehen hatte. Ist das nicht total nett??!

* Endlich mal eins, das ich uebersetzen kann: Der Ozean ist dem Drachen die Welt. Die Wolke ist des Kranichs Heimat.

Samstag, 5. April 2008

Extra drei

Nicht nur, dass ich vorgestern das 33ste Treffen meines regionalen Teams veranstaltet habe (telefonisch wie meistens, das "3te" Praesenztreffen wird uebernaechste Woche in Singapur stattfinden) - nein, dies ist auch sage und schreibe schon der 333ste Post in diesem Blog. Eigentlich haette ich den wohl besser direkt vorgestern veroeffentlicht, am "3ten". Aber da war ich dann schon zu muede.

Ich habe noch gar nicht vom letzten Wochenende berichtet - zu Burkhards Geburtstag gab es leider gar kein Geburtstagswetter. Es war extrem trueb und grau, man konnte teilweise nicht einmal die Spitzen der normalen Wohnhochhaeuser sehen, von JinMao und SWFC gar nicht zu reden. Das machte wirklich dem truebsten Novembertag alle Ehre! Auf unseren "lose" geplanten Fruehlingsausflug haben wir doch lieber verzichtet - und statt dessen einen Ort mit extra viel Wasser aufgesucht, an dem es trotzdem garantiert trocken sein wuerde: das Shanghai Ocean Aquarium.

Leider war die arme (da vom Aussterben bedrohte) weisse Yangzi-Weichschildkroete mit dem kleinen Ruesselchen nicht mehr da - die aktuelle Sonderausstellung zeigt gefaehrliche Meerestiere. Bizarre Wesen sind das teilweise! Am meisten beeindruckt waren wir diesmal wohl von den Kegelschnecken. Wie von einem anderen Stern ... Ich finde, dass sie eigentlich ganz nett aussehen - das taeuscht aber. Wie heisst es in unserem Tierbuch: "Kegelschnecken sind gefaehrliche Raeuber. Mit ihren harpunenartigen Mundwerkzeugen greifen sie Fische und andere Tiere an und injizieren ihnen ein Gift, das sogar fuer Menschen toedlich ist." Ooops!

Aber auch die ungefaehrlichen Meeresbewohner sind teilweise recht bizarr. Fetzenfische hat man ja schon mal gesehen, aber in diesem Aquarium gibt es auch Pfeilschwanzkrebse. Von und zu, denn sie haben blaues Blut. Und sind mit den Spinnen verwandt - sagt unser schlaues Buch. Bizarr verhalten tun sich aber nicht nur die Meeresbewohner, sondern auch die Stadtbewohner. Vor jedem Aquarium posieren sie ("ich mit Arapaima", "ich mit Rochen", "ich mit bunten Fischchen" usw. usf.), und natuerlich wird wie wild an die Scheiben geklopft. Auch bei den Becken, bei denen extra ein Schild bittet, dies eben nicht zu tun, damit die Bewohner nicht bekloppt werden. Weil das nicht hilft, sind die Aquarien der Fetzenfische und der Paradiesfadenfische ("first public display in Asia!") mit Absperrungen versehen, so dass man sie gar nicht mehr vernuenftig sehen kann (die Fische, die Aquarien sind schon noch zu erkennen).

Einen Nachteil hat das Shanghai Ocean Aquarium: die haben da ueberhaupt keine Tintenfische. Vor allem keinen Kraken. Das ist nur insofern ein Vorteil, als dass der Besuch fuer mich mindestens eine halbe Stunde kuerzer wird - die Zeit, die ich ansonsten fuer die Beschaeftigung mit dem Oktopus verwendet haette. Es dauert immer erst ein bisschen, eine Beziehung mit dem Tier aufzubauen ... es muss merken, dass ich mich ernsthaft fuer es interessiere. Statt eines leibhaftigen Oktopus gibt es im Aquariumsladen eine Pluesch-Ausgabe. Aber was ist das denn?? Ein schwachsinniger Designer offenbar ... der verunglueckte Oktopus hat nur sechs Arme bzw. Beine und sieht somit eher aus wie eine ebenfalls verunglueckte Spinne. Vermutlich ist es weder das eine noch das andere, sondern - was denn sonst - ein total geglueckter Sexopus!

Aus den Fotos unseres Ausfluges habe ich jedenfalls ein schoenes (finde ich) kleines Filmchen gemacht. Zur Feier des 333sten Eintrags gibt es also erstmalig ein selbstgemachtes Video hier in diesem Blog zu bewundern. Also bitte die Premierengarderobe hervorkramen! Fuer die Zeitplanung: die Vorstellung dauert knapp 7 Minuten. (Am besten erst zu Ende laden lassen ...)


Freitag, 4. April 2008

Langes Wochenende

Ah, tut das gut: diesmal haben wir hier ein langes Wochenende. Anders als im letzten Jahr ist das Graeberfegefest Qing Ming naemlich nicht nur ein Fest, sondern auch ein Feiertag. Und der faellt auf dieses Jahr auf den heutigen Freitag. Die chinesische Regierung hatte letztens beschlossen, dass drei Feiertagswochen zu viel seien. Alles zu voll, alles zu teuer - fott damit! (Koelner Aussprache)

Waehrend die Regierenden aber die "goldenen Wochen" anlaesslich des chinesischen Neujahrs und anlaesslich des Nationalfeiertags Anfang Oktober nicht angetastet haben, wurden die Maifeiertage auf den 1. Mai "zurueckgeschnitten". Damit aber die Arbeitnehmer nicht um freie Tage betrogen werden, wurden kurzerhand Qing Ming und das Drachenbootfest Anfang Juni zu Feiertagen erklaert. Auch gut!

Weniger gut ist, dass an diesen einzelnen Feiertagen nicht gerade Ruhe einkehrt. Die Baustellen laermen froehlich weiter vor sich hin - und natuerlich rund um die Uhr. Zur Zeit ist die Tunnelbaustelle hinterm Haus wieder furchtbar laut. Laut Heimprof Buckel werden dort nicht mehr benoetigte querliegende Betonbaugrubenstrebestuetzen abgebrochen. Das nervt.

Mittwoch, 2. April 2008

Gelblehmschnecken

Nennen Sie mal ein Tier mit 16 Buchstaben und genau 4 e, das mit einer Ecke endet! Nun, nichts einfacher als das: die Gelblehmschnecke. Und fuer diese Tierchen gilt das, was schon Gary Larsons Biber bei Entdeckung eines Holzbeins feststellten: "Die sind essbar! Das aendert alles."

Die gute Geschichte dazu liegt schon ein bisschen zurueck. Als ich neulich bei diesem Seminar war, gab es mittags neben "1000" anderen Speisen so einen Teller mit graugruenlichen Dingen drauf, die ich bei halbem Hinsehen fuer irgendwie marinierte dicke Bohnen hielt. Aber die hatten eine "knusprige" Schale und schmeckten so gar nicht pflanzlich. Meine chinesische Tischnachbarin war erstaunt, dass ich diese "Dinger" gern mochte ("I thought foreigners wouldn't like them"), und recht amuesiert, weil ich sie mit Schale ass. Bei genauerem Hinsehen entpuppten sich die Schalen als durchsichtige Schneckenhaeuser (eher Typ Pantoffel- als Weinbergschnecke). Ich erklaerte ihr, dass man diese zerbrechlichen Haeuschen mindestens genau so gut mitessen koennte wie die Schale von Shrimps, was ja hier gang und gaebe ist. Sie gab mir zwar rein technisch recht, aber trotzdem isst man diese eben nicht mit Schale. Na gut.

Als ich neulich mal wieder auf der Suche nach abwechslungsreichen Lebensmitteln war, fand ich solche Schnecken in einem Glas im Kuehlregal. Ja, ich finde die wirklich lecker, und so habe ich eins gekauft. (Eins Glas, nicht eins Schnecke, versteht sich.) Die Schnecken scheinen standardmaessig in einer Reiswein-basierten Marinade herumzuliegen. Gestern haben wir dieses Glas Huang Ni Luo aufgemacht. Dann kann ich ja jetzt meinen Chef und seine Frau zum Abendessen einladen: Es gibt Schnecken. Fette Schnecken. (Die Loriotfreunde unter meinen Lesern wissen Bescheid.)

Dienstag, 1. April 2008

Beruehmte Gemaelde

Nun, mein (ehemaliger) Mitarbeiter ist nicht wieder aufgetaucht. Dafuer hat man jetzt seine Wohnung ueberprueft und festgestellt, dass dort keinerlei Sachen zu finden waren (insbesondere also auch nicht der Firmenlaptop - den kann ich damit wohl endgueltig in den Wind schreiben). Also ist er untergetaucht - durchgebrannt - verschwunden. Aber ich bin trotzdem erleichtert, dass man dort keine Leiche entdeckt hat. Ouf! Ansonsten fuehle ich mich von der Angelegenheit ziemlich beschwert statt erleichtert: nicht nur, dass die Arbeitskraft fehlt, es hat natuerlich unter diesen Umstaenden auch keine Uebergabe gegeben und man kann auch nichts nachfragen. Das Resultat ist, dass ich in den letzten Wochen fast immer bis 10 Uhr abends im Buero bin - ausser montags und donnerstags, denn den Chinesischunterricht streiche ich nicht. :-(( Seit gut einer Woche habe ich zur Unterstuetzung einen Projektmanager extern eingekauft, nach dem bewaehrten Prinzip "Leih' dir was, dann hast du auch was Eigenes!" Der macht sich zum Glueck ganz gut, so dass ich einen ganz schmalen Goldreif im Tunnelhorizont sehe, oder wie hiess noch dieses beruehmte Bild?

P.S. Dies ist leider und/oder zum Glueck alles kein Aprilscherz!