Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


Wer weiterhin meine Bemerkungen über Gott und die Welt lesen möchte, klickt bitte hier:
Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Freitag, 31. August 2007

Mittwoch, 29. August 2007: Lata Kinjang und Orang Asli

Morgens geschehen seltsame Dinge im Hotel - ob das an der grossen Gruppe von malaysischen Veteranen aus Neuseeland liegt, die offensichtlich schon am Vortag anlaesslich der Unabhaengigkeitsfeierlichkeiten angereist waren? Jedenfalls sitzen wir ploetzlich beim Fruehstueck im Dunkeln. Als wir nach dem Fruehstueck zu unserem Zimmer im 7. Stock fahren und aus dem Aufzug treten, stehen wir schon wieder in - diesmal totaler - Finsternis. Das macht uns ganz nervoes - brennt's etwa irgendwo?? Wohl doch nicht, das war wohl noch eine Nachwirkung des ersten Stromausfalls. Tsts, keine Notbeleuchtung … es wird Zeit, dass wir wegkommen!

Wir verlassen also Kuala Lumpur in noerdlicher Richtung, nicht ohne vorher noch die neue Moschee (von aussen) zu besichtigen. Sie wurde erst kuerzlich gebaut, um die zu klein gewordene Nationalmoschee (die mit dem Faltschirmdach) zu ergaenzen oder -setzen. Sie hat nur zwei Minarette und eine modern abgewandelte Kuppel, die mich irgendwie an ein 50er-Jahre-Planetariumsdesign erinnert. Der nicht ganz so frische Eindruck wird von dem etwas graeulichen Stein unterstrichen - es waere meiner Meinung nach schoener gewesen, hier auch weissen Stein zu verwenden wie in der blauen Moschee. Aber wer weiss, vielleicht haette es dann insgesamt etwas zuviel nach Badeanstalt ausgesehen. Die Daecher sind naemlich tuerkisgruen mit mattgoldenen Intarsien, und besonders schoen sind die flachen Wasserbecken, die mit Mosaiksteinchen "gefliest" sind und weite Teile der Anlage unmittelbar umgeben.

Nach ca. 150 km Fahrt, meist auf der Autobahn, kommen wir in der Umgebung von Tapah an. Unweit der Autobahn liegt in Lata Kinjang ein ziemlich hoher und weithin sichtbarer Wasserfall. Laut unserem Reisefuehrer(buch) braucht man zum Besuch eine Genehmigung, was wir gar nicht verstehen. Der Platz am Fusse des Wasserfalls ist naemlich fuer wochenendliche Besucherstroeme eingerichtet; dass die immer alle mit Genehmigung kommen, glaube ich ja nun nicht. Zumal Mr Badrul hinterher erzaehlt, dass nach jedem Wochenende den Besuchern 40 Saecke Muell hinterhergeraeumt werden muessen. Jedenfalls wartet auf uns an einer
Strassenkreuzung eine Art Ranger in einer dunkelgruenen, kurzaermeligen Uniform.

In der Orang Asli-Ansiedelung am Fuss der Faelle sind moderne Zeiten angebrochen, es gibt Strom, Wasser, Autos etc., nicht zu vergessen das Telefonhaeuschen. Andererseits gibt es Bambushuetten, freilebendes Gefluegel, und das "Weibervolk" waescht gerade im Fluss die Waesche wie vor den Zeiten von Waschmaschine und Waschbrett - ich bin doch sehr dankbar fuer erstere. Wir begegnen hier auch unserem ersten Rambutanbaum. Der Stamm sieht urig aus, die letzten Fruechte sind noch zu sehen - die Saison ist so gut wie vorbei. Rambut heisst haarig - das sind also einfach haarige Fruechte.

Dann machen wir uns an den Aufstieg. Waehrend ein paar malaysische Juenglinge, offenbar unbegleitet, von einem erfrischenden Bad in einem der Wasserfall-Becken zurueckkommen, schwitzen wir zusammen mit unserer vierkoepfigen Begleitdelegation, bestehend aus dem Dorfvorsteher, dem erwaehnten Ranger, der, wie er mir erzaehlte, auch mal eine Zeitlang am FRIM studiert hat, einer Person, deren Funktion ich nicht mitbekommen hatte, und Mr. Badrul. Und Aussicht auf ein Bad haben wir auch nicht, bloss jede Menge betonierte Stufen vor uns. Ohne Gelaender, und einige kaputt. Auf diesen kann man bis zu einer Seilbruecke gelangen, die auf halber (?) Hoehe quer ueber den Wasserfall fuehrt. Hoeher lasse man niemanden steigen, erklaert der Ranger, das habe irgendwie mit der Wasserversorgung zu tun. Auf dieser Bruecke fuehle ich mich weniger wohl als auf dem canopy walkway des FRIM - an den Seiten sind keine Netze, sondern Maschendrahtzaun. Aber ganz unwohl fuehle ich mich auch nicht. Jaja,
Wasserfaelle haben sowas Frisches … ganz wie das Gemuese im Garten von Loriots grauen Rentnern. Wir erfahren noch ein bisschen was ueber die Pflanzen, koennen die malaysischen "Nationalschmetterlinge" (schwarz mit einer Reihe von smaragdgruenen Dreiecken) in freier Natur beobachten und verschiedene Arten dekorativer Wohnzimmerpflanzen hier mal ganz ohne Wohnzimmer bewundern. Dann danken wir unserer Delegation und fahren weiter. Irgendwo in oder bei Tapah nehmen wir als leichten Mittagsimbiss Bandnudeln mit Meeresfruechten und Gemuese zu uns. Mit 11 Ringgit sind Sie dabei - es wird immer billiger!

Unweit von hier besuchen wir eine kleine Familienmanufaktur, in der Bambuskoerbe geflochten werden (gewoben, sagen die Englaender). Relativ harte Arbeit, die arbeitsteilig ausgefuehrt wird. Der Bambus muss in duenne Streifen geschnitten werden, wobei diverse recht primitiv aussehende, aber offenbar sehr scharfe Maschinen zum Einsatz kommen. Damit man sich die Finger nicht aufreisst, muss man Arbeitshandschuhe tragen. Und vor allem muss alles unglaublich schnell gehen, Zeit ist Geld - bzw. Korb ist Geld, allerdings nur extrem wenig: laut Mr Badrul gibt es 1 Ringgit pro Korb. Diese Koerbe haben die Groesse eines normalen Waeschekorbs, sind rund und mit grossen Loechern, damit die Luft gut zirkulieren kann, denn sie dienen zum Transport von Gemuese.

Danach beginnt die Serpentinenstrecke, die in die nach einem gewissen William benannten Cameron Highlands hinauffuehrt. Wenn man gefahren wird, ist es ja schoen, aber zum Selberfahren … es ist wirklich endlos, etwa 60 Kilometer. Innenkurve, Aussenkurve, Innenkurve, Aussenkurve - bestimmt hat die jemand schon mal gezaehlt. Ich nicht. Unseren ersten Halt machen wir in Lata Iskandar. Da ist auch ein Wasserfall, aber weniger hoch als in Lata Kinjang, und "untenrum" noch viel abgewrackter. Auch hier gibt es eine Betontreppe, die allerdings auf halber Hoehe von einem umgefallenen Urwaldriesen abgeriegelt ist. Das ficht aber weder uns noch sonst jemanden an, an einer Stelle kann man sich darunterherbuecken.

Oben sitzt eine Versammlung gelber Schmetterlinge, die leider buchstaeblich auffliegt, bevor ich die Kamera bereit habe. Schade! Aber Burkhard hat unten schoene Schmetterlingsbilder gemacht, und der Wasserfall mit seinem spritzigen Weiss ist auch bestaendiger. - Nachdem wir wieder unten sind, kaufen wir uns wie frische Mutzen duftende, in Teig ausgebackene Fruechte. Den Namen kann ich mir leider nicht merken, aber sie sind so aehnlich wie Durian oder Jackfruit. Und so gebacken recht lecker. Interessiert studieren wir auch die Auslagen von
vielleicht einem Dutzend Buden, die hier entlang der Strasse gewachsen zu sein scheinen. Darunter ist auch eine "Waldapotheke", in der es verschiedene Hoelzer, Pilze etc. zu kaufen gibt, die gegen oder fuer alles gut sind. Schon oft genug gehoert: Tongkat Ali, "das malaysische Viagra". Kann man angeblich auch seinem Kaffee beimischen lassen … das sei etwas, das man gebraeuchlicherweise einfach in einem Café bestellen koenne: einen Tongkat Ali-Kaffee, bitte! Fuer Frauen gibt's natuerlich auch diverse Mittelchen, deren Namen aber noch nicht haengengeblieben sind.

Uebrigens, nicht dass jemand glaubt, dass Lata Wasserfall heisst - das habe ich natuerlich zuerst gedacht, aber dieses Wort bezeichnet eine ebene Flaeche.

Am Strassenrand halten Orang Asli diverse Gueter feil: irgendwelche "Baumbohnen", Durians, spezielle dekorative Pflanzen und wilden Honig. Und Blasrohre, wie wir dann bei unserem naechsten "Ausstieg" sehen. Wir besichtigen einige Orang Asli-Huetten, die recht dicht unterhalb der Strasse oben am Hang liegen. Ein alter Mann mit Stroh und Pflanzen im Haar bietet uns seine Kuenste dar: zuerst ein Lied auf der Floete, die hier mit der Nase geblasen wird. Wir trauen uns ja gar nicht, ein Foto zu machen, aber damit ist er nicht einverstanden. Watt mutt, dat mutt! Ja dann. Danach kommt die Vorfuehrung mit dem Blasrohr (auf Englisch uebrigens blowpipe). Zu diesem Zweck hat Mr Badrul Luftballons mitgebracht. Knall, hat der alte Herr den ersten zum Platzen gebracht. Fuer den Ballon nimmt er wohl einen unvergifteten Pfeil - die fuer die Jagd sind mit dem Saft oder Harz des Ipoh-Baums vergiftet. Im Hintergrund ist einer zu sehen, waehrend unterhalb der Huetten Durianbaeume wachsen und Fruechte
tragen. Dann darf oder soll ich mal schiessen. Oder sagt man blasen? O je! Ich, eine ausgewiesene Scharfschuetzin und Zielwerferin. Ein paar Kinder stehen im Hintergrund, ich habe schon Sorge um sie. Aber nein, heisst es, die wuerde ich nicht treffen. Daraufhin mache ich mir statt dessen lieber Sorgen um meine Fuesse (aehnlich wie beim Kugelstossen) und setze nach diversen Ermunterungen das Rohr an den Mund, ziele auf den Ballon, blase einmal kraeftig, und …

… und, man fasst es nicht, knall, zerplatzt auch der zweite Ballon! Ich bin vermutlich selbst am meisten ueberrascht. - Danach duerfen wir einen Blick in die Bambushuette des Floetenspielers werfen, die traditionsgemaess auf Stelzen steht. Darin ist es luftig und angenehm, und der kleine Raum ist sowohl Schlafstaette als auch Kueche. In einer Huette aus Bambus Feuer zu machen
scheint mir ja recht riskant, aber so ist das hier - und offensichtlich funktioniert es ja auch. Mittlerweile ist eine ganze Kinderschar da, und ich fuehle mich verpflichtet, ihnen meine Bilder zu zeigen, und dann auch, welche von ihnen zu machen. Es gefaellt ihnen offensichtlich, ein Bild von sich selbst auf dem kleinen Bildschirm ansehen zu koennen. Insgesamt fuehle ich mich
allerdings ein bisschen unwohl, da so die Huetten zu besichtigen und ihre Bewohner auch irgendwie - sollte man das Dorf vielleicht doch lieber links (oder in unserem Fall rechts) liegen lassen? Hm. Der alte Mann traegt uebrigens eine zu grosse dunkelblaue (ich wuerde mal sagen Polyester-)Hose, die an diversen Stellen gekrempelt ist, und eine grosse, silberfarben blinkende Herrenarmbanduhr. Die habe ihm vor Jahren jemand geschenkt, erzaehlt Mr Badrul, und erstens funktioniere sie immer noch, und zweitens trage er sie mit grosser Begeisterung. Mit grossem Stolz zeigt er auch einen Zeitungsausschnitt von vor zwei Jahren, mit einem grossen Bild von ihm. Ich denke, wir muessen den Leuten unsere Fotos zukommen lassen. Mr. Badrul meint, das wuerden fast alle sagen, aber noch nie habe es jemand auch wirklich getan. Na, da wollen wir doch mal sehen!

Irgendwann fahren wir weiter und kommen schliesslich an einem Stausee an, der zu verschlammen droht und deshalb regelmaessig ausgebaggert werden muss. Oberhalb liegt das erste dieser Tudor-Fachwerkhaeuser, durch die offensichtlich der fuer die Highlands "passende" Stil festgelegt wurde. Es beherbergt das Lakehouse Hotel.

Ein paar Serpentinen weiter liegen die ersten Teeplantagen auf kleinen Huegeln. Waehrend Teestraeucher selber doch recht unspektakulaer sind, bieten sie in langen Reihen als gruene, auf die Huegel geworfene Baender immer wieder faszinierende Anblicke. Leider hat das Terrassencafé schon geschlossen, da haette es sonst English Tea & Scones gegeben. Schade eigentlich!

Schliesslich passieren wir Tanah Rata, einen Ort voller Hotels, Restaurants und Laeden, ansonsten offenbar wenig interessant. Unser Hotel, das Strawberry Resort, liegt etwas ausserhalb. Die Zimmer sind alle von draussen zugaenglich und sehen ein bisschen nach englischem Landhaus aus, was auch beabsichtigt ist. Das Bad ist gross, aber nicht besonders zweckmaessig. Wenn man warmes Wasser moechte, muss man sich das 20 Minuten vorher ueberlegen. Das steht interessanterweise auf Englisch, Deutsch und Japanisch geschrieben, aber zum Beispiel nicht auf Malaysisch. Abends, wir sind etwas faul, gehen wir im Tudor Grill das teure Candlelight Dinner essen (95 Ringgit netto pro Person). Der Seafood Salad ist mit viel Salat, aber ohne erkennbares Seafood, die Zwiebelsuppe mit cheese croutons ohne nennenswerten Kaese, und als dann auch noch das Rindfleisch mit Pilzragout ohne Pilze kommt, platzt mir der Kragen. Das hat zu diversen Diskussionen unter den Angestellten gefuehrt, mit dem mir berichteten Ergebnis, dass die Pilze in der Sauce verarbeitet seien. Aber dann waere das halt Pilzsauce und kein Pilzragout (davon mal ganz abgesehen, schmeckt die Sauce gar nicht besonders nach Pilzen). Daraufhin habe ich eine foermliche Entschuldigung bekommen, na toll. Der Erdbeer-Kaesekuchen kam mit einer (!) frischen Erdbeere auf Spruehsahne - fuer den Preis grenzt das an Unverschaemtheit.

Donnerstag, 30. August 2007

Dienstag, 28. August 2007: FRIM und die blaue Moschee

Unser erster Programmpunkt heute ist das FRIM, das Forest Research Institute of Malaysia. Und das Erste, was ich lerne, ist, dass der dort vorhandene Wald komplett von Menschen angelegt wurde - nix mit Urwald. Aber das macht nichts, ich kann das gar nicht unterscheiden. Und natuerlich ist der Wald seit seinen Anfangszeiten "ausgewildert". Den Namen unseres Fuehrers (den wir mit keiner Gruppe teilen muessen) habe ich leider vergessen. Zuerst fuehrt er uns zum Fischteich und lockt mit rhythmischem Haendeklatschen die grossen bis riesigen Exemplare von Arapaima gigas unter die Bruecke. Eigentlich sind die im Amazonas zu Hause … aber hier scheinen sie sich auch wohlzufuehlen. Als naechstes kommen wir an einem riesigen Bambusstrauch vorbei - der heisst bestimmt auch irgendwie gigas. Die "Halme" sind bis zu 25 Metern hoch. Der Boden daneben ist etwas aufgewuehlt, und der kundige Fuehrer erlaeutert, dass hier ein Wildschwein zugange gewesen ist. Oh, prima! Oink, oink! Heng! Wir gruessen Euch!

Wir werden vor Schlangen, Skorpionen und Egeln gewarnt. Gegen Schlangen (auch Koenigskobras) und Skorpione hilft der kundige Fuehrer. Er unterscheidet sich in seiner Ausstattung nur durch einen Teleskopstock von unserer, woraus wir schliessen, dass unsere nicht schlecht sein kann. Ausser als Stuetze beim Klettern im unwegsamen Gelaende kann man den Stock z.B. auch benutzen, um auf den Busch zu klopfen. Nach einer Aufforderung, nicht zu weit zurueck zu bleiben und nicht vom rechten Weg abzuweichen, was ja grundsaetzlich von jedem propagiert wird, geht es los.

Natuerlich stehen hier andere Baeume als Eichen und Buchen, aber insgesamt wirkt es weniger "exotisch", als ich erwartet haette. Anfangs geht der Weg wie ein Spazierweg los, aber das Gelaende wird zunehmend schwieriger - zum Teil haette ich die Wege, auf denen wir bleiben sollten, gar nicht richtig erkannt.

An einer Stelle kann man ein lichtes Blaetterdach von Kapur-Baeumen sehen. Das sind diese ganz distanzierten, wo jeder Hauptast seinen Kronenbereich hat, in den kein anderer hineinwachsen "darf". Die Struktur sieht damit so ein bisschen aus wie wegen Trockenheit aufgerissene Erde oder eben wie eine Septarie. Diese Baeume gibt es eigentlich in Malaysia gar nicht, sie sind wohl nur auf Papua heimisch. Wie schoen, dass die Waldforscher sie damals hier gepflanzt haben, so komme ich in den Genuss dieses irgendwie unglaublichen Anblicks.

Tiere sehen wir so gut wie keine: ein Eichhoernchen, einen dieser daumendicken, ca. 20 cm langen schwarzen Tausendfuesser, Tausende von Ameisen und diverse Egel. Die sind hier ganz klein und duenn (nicht laenger als 2 cm, sag' ich mal - Burkhard meint, auch doppelt so lange gesehen zu haben) und ziemlich geschickt. Knoechelhohes Schuhwerk mit dicken Socken, die ueber die Hose gezogen sind? Kein Problem. Nachdem wir den ersten Waldabschnitt durchquert haben, machen wir einen Egelcheck und lesen zwei oder drei von meinen Socken. Bei Burkhard ist keiner, unser Fuehrer erteilt einem einen Platzverweis. Wie beruhigend zu wissen, dass ich offenbar sehr attraktiv bin …

Dann geht es zunaechst auf einem Schotterweg bergauf und dann auf einem steilen Waldpfad mit Stufen. Aechz! Denn schliesslich ist es auch noch ziemlich warm und feucht. Kurz unterhalb der Huette, von der aus man den canopy walkway betritt, steht eine Bank zum Ausruhen. Ich weiss schon, dass ich nochmal meine Fuesse kontrollieren muss … und denke zunaechst, dass die grossen Blutflecken auf den Socken von zwischen mir und meinen Schuhen zermalmten Egeln stammen, aber nein - die lassen einfach los und kriechen guter Dinge ihres Wegs. Oberhalb des linken Knoechels habe ich einen Biss, der noch relativ viel blutet, rechts drei. Skandal! Frechheit! Da kommt mir Burkhards Ermahnung "Don't feed the animals!" gerade zu Pass. Aber wenigstens haben wir desinfizierende Tuecher und Pflaster, so dass ich alles gleich verarzten kann. Unser Fuehrer berichtet von einer Gruppe "Mode-Schuelerinnen", die in Shorts und bauchfreien Oberteilen unterwegs gewesen seien. Eine habe mindestens 5 oder 7 Egel gehabt, auch unter der Bluse, die sie in Panik vor ihm aufgerissen habe, auf dass er sie von der Plage befreie. Nun ist nicht ueberliefert, ob er Muslim ist - aber das ist jedenfalls das Wahrscheinlichste. Schmunzel.

Dann ist ploetzlich Eile angesagt: es beginnt zu regnen - wie sich das gehoert im Regenwald. (Das kann man uebrigens woertlich ins Chinesische uebersetzen, nur dass es nur in der Kombination mit 'tropisch' gebraeuchlich ist. Gibt es denn auch ausserhalb der Tropen Regenwald??) Das Blaetterdach haelt relativ dicht, nur auf dem kleinen Platz vor der Huette platschen die dicken Tropfen auf den Boden. Das war ja gerade rechtzeitig! In der Huette sitzt eine FRIM-Frau, die ihr hellblaues muslimisches Kopftuch hier zwar nicht an den Nagel, aber doch ueber ein Seil gehaengt hat. Es kommt dann noch eine grosse Gruppe junger Leute, (fast) alles Chinesen, dem Aussehen nach zu urteilen, und eine langnasige Familie mit drei Kindern. Als es langsam etwas weniger wird mit dem Regen, lassen wir der Gruppe schon mal freundlich Vortritt. Nicht laufen, nicht huepfen und immer schoen zwei Planken Abstand halten, so sind die Regeln. Eine junge Frau kehrt nach 2 Metern wieder um und hat ein bisschen Schwierigkeiten, den 2-m-Rueckweg zu bewaeltigen. Eine andere hat auch Panik, kann oder will sich aber nicht umdrehen. Unser Fuehrer fuehrt sie ueber die ganze Bruecke. Hoffentlich hat man ihr hinterher gesagt, wie toll sie das gemacht hat! Ach so, ich habe noch gar nicht erklaert, was der canopy walk ist. Das ist eine Haengebruecke von einem Baum zum naechsten, die im Wesentlichen aus Seilen und Netzen besteht. Damit man dort gehen kann, liegen unten Leitern, die ihrerseits mit "lueckenbuessenden" Planken belegt sind. Engmaschige Netze an den Seiten und die Tatsache, dass es insgesamt recht viele Seile sind, die an Stahlseilen befestigt sind, sorgen dafuer, dass ich ohne Schwierigkeiten darueber gehen kann. Es geht zwischen 10 und 30 Metern in die Tiefe. Zwischendurch kann man auf den drei Plattformen Halt machen und sich umsehen. Gar nicht weit entfernt erkennt man Kuala Lumpur, was natuerlich einerseits nicht ueberrschen kann, es andererseits aber doch tut, so sehr ist man im Regenwald abgetaucht. Danach geht es auf den Rueckweg, der auch nicht sehr schwer ist, aber trotzdem nicht als Spaziergang durchgeht. Wieder auf dem "zivilisierten" Teil des FRIM-Gelaendes angekommen, gehen wir in der Cafeteria irgendetwas Malaysisches essen, um zur Mittagszeit etwas zu uns zu nehmen, aber auch, um die Zeit bis zur Oeffnung des Museums zu ueberbruecken. Das Museum ist doch recht altmodisch - es zeigt viele Gegenstaende aus tropischen Hoelzern und ist auch sonst nicht sehr systematisch oder nach museumspaedagogischen Gesichtspunkten gestaltet, so dass ich, die ich es unbedingt sehen wollte, nun fast doch froh bin, dass das Obergeschoss wg. Ueberarbeitung der Ausstellung geschlossen ist. Einzig erwaehnenswert ist vielleicht das ausgestopfte Schuppentier - die soll es hier im Wald immer noch geben. Schade eigentlich, dass das Museum so wenig ansprechend und informativ gestaltet ist. Ich finde, hier vergeudet das FRIM eine gute Gelegenheit, die Waldwanderung noch mit zusaetzlichen Infos zu ergaenzen bzw. zu vertiefen.

Nun denn … ich will ja nicht meckern. Nach soviel Natur steht noch einmal Architektur auf dem Programm. Wir fahren nach Shah Alam, Hauptstadt der Provinz Selangor. Dort steht die grosse Sultan-Salahuddin-Abdul-Aziz-Shah-Moschee, auch als blaue Moschee bekannt. Sie hat eine grosse blaue, weissgebaenderte Kuppel und vier Minarette. (Uebrigens scheint mir dieses Wort mit dem malaysischen Menara fuer Turm doch grosse Verwandtschaft aufzuweisen.) Hier ist man noch ein bisschen strenger als in der Moschee von Kuala Lumpur, und eine lange Hose und lange Aermel samt Kopftuch genuegen nicht. Ich bekomme ein gruenes Plastikmaentelchen und ein lila Kopftuch, passend zu unserem Grimm'schen Woerterbuch. Die grosse Halle darf man als nicht-Muslim nicht betreten. Hineinfotografieren auch nicht. Dafuer bekommt man ein gelbes dreisprachiges und bebildertes Hochglanzblaettchen.

Insgesamt koennen hier bis zu 20.000 Leute beten kommen. Oder gar 24.000? Im Moment sind aber nicht mehr als vielleicht ein Dutzend Leute zugegen. Die Moschee wurde erst vor 19 Jahren fertiggestellt und ist (in den Aussenbereichen) recht fotogen. Nachdem Burkhard sich beinahe wieder einmal "die Seele aus dem Leib fotografiert" hat, ist der Tag auch schon so gut wie um. Wir fahren noch irgendwohin, wo man seine Fotos "ausladen" kann, was bei Burkhard schon noetig war. Danach geht es zurueck zum Hotel. Etwas spaeter dinieren wir in einem "hippen" Restaurant nicht weit von unserem Hotel entfernt. Die Kueche ist irgendwo zwischen malaysisch und thailaendisch angesiedelt. Es schmeckt nicht schlecht, aber der Service hat den Gesamteindruck total verbockt. Schwamm drueber.

Mittwoch, 29. August 2007

Montag, 27. August 2007: Batu Caves und Gluehwuermchen

Nachtrag zu gestern: Kritiker moegen sagen, dass ein 5-Ringgit-Schein noch keinen Geldsegen auf der Strasse macht, aber spaeter haben wir noch mindestens 3 Muenzen gefunden. Und nicht in einem Tempelbereich. Noch was zu "kamellen"?!

Hier wird es uebrigens erst um 7 Uhr morgens langsam hell (waehrend es abends zwischen sieben und halb acht dunkel wird) - wir sind fast auf Hoehe des Aequators, noch soeben auf der Nordhalbkugel. Da merkt man doch einen deutlichen Unterschied zu Shanghai, wo es abends ein ganz kleines bisschen frueher dunkel wird, waehrend die Sonne schon irgendwann zwischen 4 und 5 Uhr aufgeht.

Heute haben wir ein zweigeteiltes Programm: Vormittags- und Abendprogramm. (Ach nee.) Da der Vormittag aber lang ist und der Abend schon frueh beginnt, liegen dazwischen gerade mal 45 Minuten. Wir sind wieder um 9 Uhr losgefahren, als erstes zur Royal Selangor-Zinnfabrik, oder wie nennt man das? Da wird natuerlich kein Zinn "hergestellt", sondern es werden Zinngegenstaende gefertigt. Dazu braucht man kein reines Zinn, sondern eine Legierung aus 94% Zinn und je 3% Antimon und Kupfer. Das Englische unterscheidet zwischen pewter und tin fuer Legierung und Metall, waehrend einem hier das Deutsche wenig zu bieten hat. - Die Firma, die sich seit einigen Jahren auf Geheiss des zustaendigen Sultans koeniglich nennen darf, hat eine hervorragende Besucherbetreuung. Man wird zuerst durch eine Sammlung alter Zinngegenstaende gefuehrt. (Besonders erwaehnenswert: das alte malaysische Tier-Zinngeld in Form z. B. eines Krokodils oder eines Elefanten, extrem unpraktisch in der Handhabung.) Dann fuehrt der Weg vorbei an einem Modell der Petronas Twin Towers, natuerlich aus Zinnbechern. Aus einem gekuehlten Zinnbecher bekommt man dann ein gekuehltes Sprite serviert, um die hervorragende Kuehlwirkung des Materials zu demonstrieren. Und dann kommen die Schau-Arbeitsplaetze. Nicht alle waren besetzt, aber an einem wurde das traditionelle Hammermuster gefertigt. Da darf man auch mal selbst 'ran, um festzustellen, dass es gar nicht einfach ist, mit nennenswerter Kraft Hammerschlaege mit halbwegs gleichen Abstaenden in halbwegs geraden Reihen zu setzen. Und dann kann man in die Fabrikhalle blicken, in der 500 Arbeiter/innen Standard-Verkaufsartikel und Einzelanfertigungen herstellen. Eine echte Vorzeigefabrik. Auch die beiden Tochterfirmen, die Silberwaren und Schmuck herstellen, sind hier vertreten, und man konnte einer Goldschmiedin bei ihrer diffizilen Arbeit zugucken. Uebrigens darf die Belegschaft sich nach fuenfjaehriger Betriebszugehoerigkeit mit einer Zinnhand verewigen. Danach kam das, was unweigerlich kommen musste - die Verkaufsausstellung. Die haben aber gute Designer, und es ist fuer (mindestens fast) jeden Geschmack etwas dabei. Keineswegs nur Gelsenkiiirchener Barockzubehoer! Wir haben ein bisschen mit der angeblich luftdichten Teedose mit Bambusdessin geliebaeugelt, aber bei 390 Ringgit zuckt man dann doch etwas zusammen, das waeren etwa 82,60 €. Fuer eine Teedose.

Der etwas schwuchtelige Schmuckverkaeufer hatte offensichtlich erfolgreich eine Schulung des Tourismusverbandes von Malaysia absolviert und hat sein Land nach allen Regeln der Kunst angepriesen und dafuer von Burkhard eine kostenlose Vorlesung ueber farbige Diamanten bekommen, fuer die er sich dann ueberschwaenglich und mit Handschlag bedankt hat. Schmunzel. Draussen vor der Tuer steht nicht Kriegsheimkehrer Wolfgang (oder wie heisst der noch gleich?), sondern der groesste Bierkrug der Welt, samt Schild mit Verweis auf das Guinness-Buch der Rekorde.

Weiter fahren wir zu den Batu Caves. Das sind diese beruehmten hinduistischen Tropfsteinhoehlentempel, zu denen im Januar die nadelgespickten Buesser pilgern. Jetzt war nur normales Volk auf den 272 Stufen der steilen Treppe unterwegs, aufmerksam von verfressenen kleinen Affen beaeugt. Oben in der nach oben offenen Hoehle (also eigentlich mehr ein Loch) ist es gefaehrlicher als gedacht, entging Burkhard doch einem Steinschlag nur knapp. Und richtig tief durchatmen kann man auch nicht - zuviel heiliger Rauch, zuwenig Luftzirkulation.

Wenige Stufen unterhalb des Tempelbereichs zweigt ein Seitenweg zu den so genannten Dark Caves ab. Keine sehr originelle Bezeichnung - nach meiner persoenlichen Erfahrung ist es in allen Hoehlen dunkel. Dort kann man eine separate Fuehrung der malaysischen Naturgesellschaft buchen (35 RM p.N.) und auch sofort machen. Die Hoehle haengt voller Fledermaeuse, aber das sieht man nicht wirklich. Vom Hoehlenboden haben Chinesen hundert Jahre lang Fledermausguano abgebaut, mittlerweile ist das nicht mehr erlaubt. Die Frucht- und Nektarfledermaeuse kann man uebrigens hoeren - die zirpen so. Die insektenfressenden hingegen machen Geraeusche in einem fuer Menschen nicht hoerbaren Bereich. Wir haben jeder einen Helm mit Stirnlampe, unser Fuehrer Jaya hat zusaetzlich eine etwas funzlige Lampe. Anfangs habe man den Besuchern MagLite-Taschenlampen in die Hand gedrueckt, aber das haette auf Dauer die Hoehlenbewohner zu sehr gestoert. Apropos Hoehlenbewohner: Die Kuechenschaben haben hier zwar keine Kuechen, aber wegen des besagten Guano genug zu schaben, weshalb es sie in allen Groessen gibt, bis zu 6 oder 7 Zentimeter lang. Die huschen so … und glitzern, weil ihr blanker Chitinpanzer das Licht reflektiert. Jaya erklaert uns was zu primaeren und sekundaeren Formationen (Auswaschungen von unterirdischen Fluessen und Tropfsteine) und zeigt sie uns auch. An so einem trockenen Tag wie heute sind auch die Tropfsteine ganz trocken und daher recht matt - einer der Unterschiede zu den Hoehlen in Europa, die ich bis dato gesehen habe. An einer Stelle werden dann alle Lichter ausgemacht, und es ist wirklich dunkel. Man kann absolut nichts sehen, und es ist auch sehr still - die Fruchtfledermausunterhaltungen dringen nicht durch. Wir werden unbeschadet wieder ans Tageslicht gefuehrt. Vor der Hoehle machen die Affen ein nach ihnen benanntes Theater. Dann nehmen wir den Abstieg in Angriff, der ein bisschen unangenehm ist, weil die Stufen zwar normale Hoehe haben, aber wegen des begrenzten Platzes recht schmal sind. Unten in einem Tempel ist die hinduistische Zeremonie, mit der die Geister in einen neu erbauten Tempel gebeten werden sollen, immer noch im Schwange. Mit Wechselsprechgesaengen, Opferfeuerchen und halbnackten Herren mit Dutt.

Ich mache mal wieder ein Foto von zweien vor dem grossen goldenen Lot Murgan oder wie der heisst - die schnelle Methode fuer die gute Tat des Tages.

Nach den Hoehlen steht Batik auf dem Programm. Im Moment gibt es eine Batik-Promotion im etwas arg touristischen Kompleks Kraf KL, dem Kunsthandwerkszentrum. Kleine Huetten, reichlich Gruen dazwischen - hach, wie idyllisch. Die Verkaufsausstellung erschlaegt einen fast. Weil es eine Sonderaktion ist, wird sogar auf einer kleinen Buehne live musiziert, mit einem ganz komischen Instrument, das Burkhard als Bambusorgel beschreiben wuerde. Im Obergeschoss werden die Batik-Techniken gezeigt, die zum Teil bei uns mehr unter Seidenmalerei als unter Batik firmieren. Man darf auch bei einigen Stellen selbst 'ran: ich male einen Schmetterling aus. Hach, wie entzueckend. Gut, dass ich als Kind schon mit dem Ausmalbuch "gearbeitet" habe! Das ist auch was fuer Frauen, waehrend das Drucken mit in heisses Wachs getauchten Modeln sowie die Herstellung derselben Maennersache ist. Jedenfalls wurde das gestern von Maennern praktiziert. Die Herstellung eines solchen Druckstocks aus Blechbaendern dauert bei einer Groesse von etwa 15 x 20 Zentimetern je nach Komplexitaet bis zu 5 Tage - und der Verkaufspreis betraegt dann um die 150 Ringgit, umgerechnet 31,77 €. Kein Wunder, wenn es nur noch 4 oder 5 Leute gibt, die diesem Kunsthandwerk nachgehen. So sagten jedenfalls die anwesenden Herren.

Zum Ende des Vormittagsprogramms haben wir in der Kafetaria des Kompleks Kraf mal rasch irgendsoein indisches Currygericht gegessen. Mit 14 Ringgit fuer zwei sind Sie dabei, incl. 1,5 l Wasser!

Gegen 14:45 Uhr sind wir wieder am Hotel, wo ich mich fuer unser Abendprogramm umziehen will. Vorher haben wir aber noch eine Dreiviertelstunde Pause, die ich fuer ein Mininickerchen nutze.

Dann faehrt Mr. Badrul mit uns Richtung Kueste. Unterwegs kommen wir durch einige Vororte mit langen Reihen von Reihenhaeusern, durch beinahe endlose Oelpalmenplantagen und dann an einem ziemlich vernachlaessigt wirkenden chinesischen Friedhof vorbei. Allerdings liegt Qing Ming, das Graeberfegefest, ja auch schon eine ganze Weile zurueck. Am Strassenrand direkt am Friedhof (der uebrigens keine Umzaeunung o.ae. besitzt) wachsen extrem empfindliche Kriechmimosen.

Nach laenglicher Fahrt durch weitere Plantagen, vorbei an einigen traditionellen Haeusern auf Stelzen und an Kampungs, so das malaysische Wort fuer Dorf, kommen wir schliesslich an einem Huegel in der Naehe von Kuala Selangor an. Da hocken die Affen noch auf den Baeumen … aber Mr. Badrul hat Leckerli dabei (Rambutans :-))) und Salzknabberzeug :-((( ), mit deren Hilfe sich die ebenso wie die Makaken an den Batu Caves verfressenen Silberblattaffen recht einfach ueberzeugen lassen, von denselben herunterzusteigen.

Nach dem ersten Zusammentreffen fahren wir noch ein winziges Stueck weiter, oben auf den Huegel. Unterhalb eines Leuchtturms steht ein zweistoeckiger Pavillon. Er wird von Kanonen flankiert und dient zur Beobachtung des -tja, was war es nun? Neu- oder Voll- - -monds ueber der Strasse von Melaka zum Beginn des Fastenmonats Ramadhan. Zu normalen Zeiten wie heute dient er als Treffpunkt fuer Affen und Menschen. Ploetzlich habe ich auch einen auf Schulter und Nacken, zu Hiiilfe! Ein bisschen fuettern und mich freuen, dass ich helle Sachen anhabe, auf denen die ungewaschenen Affenhaende und -fuesse weniger Sichtbares hinterlassen als auf Mr. Badruls dunkelblauer Hose, ist ja ganz nett, aber auf mir Platz nehmen muss ja nicht sein!

Ein paar hundert Meter weiter sieht man die Reste eines Forts (fast nichts), das anno dazumal von den Hollaendern erobert wurde, und einen steinernen Tisch, der angeblich als Arbeitsplatz fuer den Forthenker gedient haben soll. Makaber, makaber (Makkabaeer, mag man bibeltreu kalauern). Wieder ein paar hundert Meter weiter liegt das Mausoleum irgendeines Sultans, mit einer Kanone, die den Tod beruehmter Persoenlichkeiten bekanntgibt, so die Legende. Weil sie so schlau ist, hat sie extra ein "Maentelchen" in koeniglichem Gelb.

Die naechste Station ist ein Dorf in der Flussmuendung, wo wir uns in einem der lokalen Lokale, sozusagen, ein Seafood Dinner einverleiben. Es besteht aus Krabben, Chili-Krebs, Tintenfisch in einer Art suess-sauren Zubereitung, gemischtem Gemuese und Seafood-Reis. Gratis dazu gibt es chinesischen Tee, den Sonnenuntergangshimmel und immer wieder den Anblick einzelner heimkehrender Fischerboote.

Dann ist es Zeit, zum Bootsanleger zu fahren, von dem die Kaehne zur Gluehwuermchenbeobachtung ausschwaermen. Wir fahren noch einmal auf den Huegel - die Menschen und Affen sind wie weggeblasen - und beobachten mal rasch die Vollendung des Sonnenuntergangs. Das sind wirklich nur ein paar Minuten.

Leider hat es ein wenig zu regnen begonnen - aber am Ende steigen wir doch noch in den flachen Kahn fuer max. 4 Personen plus "Gondoliere". Diesmal faehrt Mr. Badrul mit. Wir haben Glueck genug: die Wolken sorgen dafuer, dass es trotz Vollmonds nicht allzu hell ist, der Regen haelt sich zurueck und windig ist es auch nicht. In der Ferne zucken zwar Blitze ueber den Himmel., aber das scheint die in immer noch hinreichender Zahl vorhandenen Gluehwuermchen nicht zu
stoeren. Sie verwandeln normale Straeucher am Flussufer in seltsame Signalgeber, deren pulsierendes Licht den Wissenschaftlern meines Wissens immer noch Fragezeichen zufunkt. Da unser Boot mit Muskelkraft betrieben wird, kann man in den Phasen, in denen wir uns treiben lassen, ungestoert den Geraeuschen der tropischen Nacht lauschen. Die Donner, die zu den fernen Blitzen gehoeren, kommen gar nicht erst bei uns an. Es ist toll! Auf malaysisch heissen die ca. 0,5 cm langen, schmalen Insekten mit dieser erstaunlichen biochemischen Besonderheit Kelip-Kelip, waehrend den Englaendern mal wieder nichts Anderes als Fliege eingefallen ist. Drachenfliege, Feuerfliege, Butterfliege - die haben wohl den alten Heraklit wegen mangelnder Kenntnis des Eszetts voellig missverstanden, heisst es doch "alles flieSSt" und nicht "alles flieGt", Gruss aus Kalau!

Nach einer halben Stunde auf dem dunklen Fluss treten wir die Rueckfahrt an - in deren Verlauf der Regen heftig zunimmt. Wir hatten wirklich grosses Glueck!! Zurueck in KL, machen wir noch kurz Halt am Titiwangsa-See in der Naehe des Theaters. Es regnet immer noch, schuettet aber nicht. Das bunt beleuchtete Riesenrad, das es nicht unter "Eye on Malaysia" macht, ist jetzt um kurz vor zehn offenbar schon nicht mehr in Betrieb, aber das tut dem Blick keinen Abbruch. Leider verpasst Burkhard einen sehr schoenen Blitz am Himmel hinter den Zwillingstuermen - aber mir scheint, dass es auf der Welt Schlimmeres gibt. So regnet es immer noch. Trotzdem ist die Sicht absolut klar - das kommt in Shanghai wohl nie vor. Nicht bei Regen. Im Hotel angekommen, fallen wir sehr zufrieden mit diesem Tag ins Bett. In meinem Buch finde ich leider nur gerade noch die Stelle, bis zu der ich am Vortag gekommen bin, dann fallen Buch und Augen zu. So wird das nichts mit der Lektuere …

Montag, 27. August 2007

Sonntag, 26. August 2007: Das Geld liegt auf der Strasse!

Im Hotel Equatorial wird das Fruehstuecksbuffet im Nipah Coffee Shop (oder so aehnlich) im Untergeschoss serviert. Wir teilen den Aufzug mit einem sonnenbebrillten arabischen Macho in Begleitung eines Juenglings und zweier verschleierter Frauen, ebenfalls mit Sonnenbrillen. Ein Gefuehl wie im Gangsterfilm. Das Buffet selber ist nicht aequatorial, sondern wirklich ziemlich international. Von malaysisch ueber japanisch und sonstwie asiatisch - so genau kenne ich mich da nicht aus - zu amerikanisch und dem sogenannten continental breakfast ist alles da. Ich weiss gar nicht, was ich essen soll. Die Sonnenbebrillten sitzen in der dunkelsten Ecke und sind genau fertig, als wir auch fertig sind …

Um 9 Uhr treffen wir Mr Badrul in der Lobby. Zuerst stehen die Petronas-Zwillingstuerme auf dem Programm. Erst aus relativer Ferne fuers Foto, dann aus der Naehe. Er hat uns Karten fuer die Skybridge besorgt. Oben Panik: Burkhards Kamera hat Anfaelle, meine keinen Strom. Und den Ersatzakku habe ich am ersten Tag nicht dabei, in straeflicher Missachtung der Tatsache, dass es keineswegs der erste Tag fuer den Akku war. Aber ich hatte noch gerade so alle Bilder machen koennen, die ich machen wollte. Und ich hatte ja noch die APS-Kamera dabei, um den Film (erst 2 Bilder gemacht) aus dem Apparat zu bekommen. Also holte ich, wieder unten angekommen, diese heraus, schaltete sie an, hoerte das Geraeusch, das auf Filmspulen hindeutet, und wurde mit der Meldung beschieden, dass der Film voll sei. Bitte?! Was ist los??!!! Zum Glueck hat Burkhards Kamera sich eingekriegt, allerdings hat sie im Tagesverlauf doch noch rumgezickt. Pubertaet oder Akklimatisationsschwierigkeiten?

Der naechste Programmpunkt war der Koenigspalast, der nur ein Fotografierhalt ist. Wie Mr Badrul sagte, wird jetzt ein neuer Palast gebaut. In Putrajaya, wo bereits die versammelten Regierungsbehoerden in einem futuristischen Komplex angesiedelt sind. Den bestehenden habe die Regierung irgendwann von einem chinesischen Geschaeftsmann gekauft. Aber er wird noch vom Koenig bewohnt und folglich von zwei Berittenen und einem Schilderhaeuschensteher bewacht, deren Hauptaufgabe darin besteht, mit Hinz, Kunz, Kim und Li abgelichtet zu werden. So sieht es jedenfalls aus, und das Publikum ist recht international. Und offenbar bueckfaul, denn hier liegt das Geld scheineweise auf der Strasse: immerhin 5 Ringgit, etwas mehr als ein Euro.

Weiter ging es zu einem chinesischen buddhistischen Tempel, der drei Goettinnen gewidmet ist, wobei die Meeresgoettin da die "Hauptfrau" ist. Wir schleichen uns von hinten herein, durch einen schattigen, steil ansteigenden kleinen Garten mit plaetschernden Wasserlaeufen. Hauptattraktion darin ist ein tortoise pool, also ein Schildkroetenteich. Der ist allerdings winzig und vor allem voellig ueberfuellt. Das kann doch nicht gut sein … aber angeblich verspricht es ein langes Leben, dort eins dieser Panzertiere auszusetzen. Der Tempel selbst hat weiss getuenchte Mauern und bunte Daecher, was vor dem mittlerweile knatschblauen Himmel sehr malerisch aussieht. Fotogener waere es wohl zu einer anderen Tageszeit, die Mittagszeit ist zu grell und nimmt den Farben ihre Tiefe. Aber es sieht trotzdem schoen aus. In der Haupthalle des Tempels wird gerade gebetet und gesungen, was fuer die richtige Geraeuschkulisse sorgt. Wir zuenden auf Betreiben von Mr Badrul jeder ein Raeucherstaebchen an - anders als in China macht man das hier nicht buendelweise. Und vor allem befragen wir das Tempelorakel. Bei mir bleibt Staebchen 31 oben. Bumper Harvest, besagt das Zettelchen, welches man der entsprechend numerierten Schublade entnimmt: "You are now entering a pleasant period of bounteous harvest, but you have, first of all, to work hard for it, and thereafter it's all yours for the taking." Aha! Alles meins! So ist es recht! Weiter stand darauf "Financial pursuit: Will be accumulating wealth. Honour & Merit: Good chance of topping the success list. Change of abode: Good. or Travel" Na, das klingt doch alles prima, und ich reise ja schon! Auf Burkhards Nr. 21 lautet die Ueberschrift "Be pious and devout", und hier steht nachzulesen, dass der Fotoapparat Maetzchen macht: "You may be beset with difficulties." Als Gegenmassnahme werden gute Taten empfohlen. Sofern es an Empfaengern mangelte, wuerde ich mich bereit erklaeren …. ;-))

Im Tempeluntergeschoss gibt es chinesisches Laedengewusel, wo man unter anderem Wasser und Tempelmusik kaufen kann, einen Imbiss mit Kantinenflair und das Hochzeitsregistrierbuero. Da ist aber diesen Monat nichts los, denn der siebte Monat des chinesischen Kalenders ist der Geistermonat, da macht man am besten gar nichts. Vor dem Tempel sind dann noch Tierkreiszeichenfiguren aufgestellt, unsere beiden, Ratte und Drache, sind gleich vornan. Wie bequem. Das dicke Schwein des laufenden Jahres haelt sich im Hintergrund. (Hintergrunz?!)

Danach geht es zum Nationaldenkmal, das irgendwo hinter dem ASEAN-Skulpturengarten in den Lake Gardens liegt. Ein schoen angelegter kleiner Park ist das, mit mehr oder weniger gelungenen Skulpturen (die von Singapur sieht irgendwie traurig aus - 6 kleinere Teile in einem leicht vertrockneten Rasenkreis … interessanter sind da schon die verschiedenen Palmen, z. B. die, bei denen die einzelnen Blaetter an langen Stielen in einer Ebene wachsen, oder die sogenannten Lippenstiftpalmen, die oben am Stengel, just unterhalb der Blaetter, leuchtendrot gefaerbt sind. Das Nationaldenkmal ist natuerlich sehr heroisch, das Motto heisst "Einheit ist Staerke". Das Landeswappen zeigt symbolisch die 5 foederierten und 4 unabhaengigen Sultanate, die vier Provinzen, die von Gouverneuren regiert werden, und den Hibiskus als Nationalblume.

Unweit von hier liegt die Nationalmoschee mit einem Ziehharmonikaschirmdach (laut Mr Badrul versucht man, neue Moscheen in moderner Architektur ohne die traditionellen Kuppeln zu bauen, um sie fuer junge Leute attraktiver zu machen - ob das hilft?), direkt gegenueber befindet sich das alte Eisenbahnverwaltungsgebaeude in maurisch inspiriertem Kolonialstil. Diesem gegenueber befindet sich der alte Bahnhof, ebenso maurisch inspiriert, aber weiss. Alle Gebaeude sind zur Zeit gewissermassen festlich eingekleidet, die Verkaeufer von Nationalfahnen habe dieses Jahr besonders gute Geschaefte gemacht. In wenigen Tagen, am 31. August, begeht Malaysia den 50sten Jahrestag seiner Unabhaengigkeit von Grossbritannien. Merdeka!

Der Bahnhof dient heute nur noch wenigen Zuegen als Haltestelle - die Bahnsteighalle mit ihren genieteten Eisentraegern in leicht nostalgisch-geschwungenem Design ist ungewoehnlich leer und still, so dass ein Huhn hier wirklich ungestoert - und vor allem ohne zu stoeren - hin und her gehen koennte. (Anders als in Christian Morgensterns Gedicht.) Ich denke, man sollte sich ein neues Nutzungskonzept einfallen lassen.

Unsere naechste Station ist das Nationalmuseum. In den Aussenbereichen stehen Zuege, Autos und ihre Vorgaenger sowie ein traditionelles Haus auf Stelzen, das angeblich kein gewoehnliches Haus, sondern Teil eines Palasts sei. Im Innern des Museums gibt es reichlich Folkloristisches. Die Ausstellungen im Obergeschoss sind nach einer Ueberarbeitung jetzt in neuer Gestalt (vermute ich jedenfalls) wieder geoeffnet. Eine Haelfte ist der Geschichte des Landes gewidmet, in der Portugiesen, Hollaender, Englaender sowie Zinn und Kautschuk eine Rolle spielen, auf der anderen Haelfte geht es um die besagte Merdeka, die Unabhaengigkeit. In einem Ruehrstueckfilmchen erklaert ein aelterer Herr, der die Unabhaengigkeit im Alter von 18 Jahren erlebt hat, drei Enkeln aus den drei Hauptbevoelkerungsgruppen (Malaien, Chinesen und Inder), wie das alles zugegangen ist damals und dass Unabhaengigkeit eine ganz wichtige Sache ist, die man gut hueten und niemals als Selbstverstaendlichkeit nehmen soll.

Im Museumsladen sehe ich mir einige der Buecher an, die es dort kaeuflich zu erwerben gibt. Kaum schlage ich das Buch "Travels in the Malaysian Rainforest" von einem gewissen Tan Teong Jin auf, habe ich die Seite mit den wild pigs getroffen. Wenn das kein Omen ist … also muss ich das kaufen. Es geht um Geheimnisse, Legenden, Waldvoelker und faszinierende Flora und Fauna, wie der Untertitel verspricht. Das klingt ja auch interessant.

Danach sind wir youdian e, etwas hungrig. Da sich gerade nicht so recht etwas anbietet in der Naehe des Unabhaengigkeitsplatzes, muessen wir mit beinahe Essen, zu Englisch fast food, vorlieb nehmen. Selbst diese Burger King-Filiale ist innen voller Nationalflaggen, aber davon schmeckt es auch nicht besser. Aber der kleine Hunger ist gestillt, und wir besichtigen als naechstes die aelteste Moschee der Stadt. Ich kriege einen dunkelblauen Plastik-Kaftan (warum koennen die keine helle Baumwolle verwenden??) und ein Kopftuch, unter dem die Haare verschwinden muessen, auf dass kein Mann durch meinen Anblick beleidigt werde. Dabei kann mich gar keiner sehen - die liegen alle auf dem offenbar nicht allzu kalten Steinboden der offenen Bethallen und nutzen, so Mr Badruls Vermutung, die Zeit, in der ihre Maedels einkaufen gehen, fuer ein Schlaefchen. Uebrigens muessen auch maennliche Traeger von Shorts so einen Kaftan ueberziehen. Die Moschee liegt auf dem Dreieck zwischen den beiden Flusslaeufen, die hier zusammenfliessen und damit sozusagen den Kristallisationspunkt fuer Kuala Lumpur, die schlammige Muendung, so die Bedeutung dieses Namens, bilden.

Danach koennen wir uns dem Dataran Merdeka zuwenden. Da sind die Vorbereitungen fuer Parade und sonstige Festivitaeten in vollem Gange. Der schoene Drei-Tuerme-Blick ist allerdings jetzt schon so gut wie verbaut, wie schade!

Danach ist die Stadtrundfahrt beendet, und gegen viertel nach Vier setzt uns Mr Badrul an unserem Hotel ab, wo wir erst einmal ein bisschen ausruhen. Danach gehen wir noch einmal zu den Petronas Towers, wo Burkhard die heute spektakulaere Abenddaemmerung einfaengt. Und eine gute Tat hat er auch vollbracht: ein skandinavisches Paerchen gluecklich gemacht, die mit den Fotos, die andere von ihnen gemacht hatten, nicht gluecklich waren. Da konnten sie von Burkhard nicht nur ein schoenes Foto gemacht bekommen, sondern auch noch einen Tipp zur Benutzung ihrer eigenen Kamera … es waere eben doch gut, sich mal mit der Gebrauchsanweisung auseinanderzusetzen …

Danach sind wir mit dem Taxi nochmal zum Unabhaengigkeitsplatz gefahren. Bei den Merdeka-Leuchtbuchstaben ist doch wirklich das k komplett ausgefallen - da steht also abends ganz gross MERDE A zu lesen. Na, wenigstens war das keine franzoesische Kolonie vor der Unabhaengigkeit, sonst waer' das ja Schei… !

Wir sind dann noch ein bisschen in der Gegend herumgelaufen, haben uns aber in ein grell erleuchtetes special curry food restaurant nicht hineingetraut, sondern sind zum Hotel zurueckgefahren und haben da im Bistrot L'étoile ein wenig gegessen. Und jetzt ist Schlafenszeit nach einem ersten, schoenen Urlaubstag.

Samstag, 25. August 2007

… und Ankunft in KL

Bei strahlendem Wetter inklusive blauem Himmel und weissen Woelkchen sind wir puenktlich abgeflogen und ebenso puenktlich und sicher gelandet. Das Meiste vom Flug habe ich mit dem Programm zur progressiven Muskelentspannung samt Sphaerenklaengen im Ohr verdoest. (Gar nicht so dumm, auch sowas auf dem mp3-Player mitzufuehren, da ist man nicht darauf angewiesen, dass das Audioprogramm so einen Kanal umfasst.) In diesen Economy-Sitzen kann man ja nicht so richtig schlafen. Zu allem Ueberfluss sassen wir auf den mittleren Plaetzen des Mittelblocks - nix mit schoener Aussicht. Ich weiss dann immer gar nicht, wohin mit meinen Beinen. Als ich kurz vor der Landung wieder in meine Schuhe schluepfen wollte, war "ruckedigu, ruckedigu, Butter im Schuh". Ja wirklich! Das ist der Nachteil, wenn vor einem wiggelige Kinder sitzen. So was Bloedes.

Die Abwicklung am Flughafen ging schnell, keine Schlange bei der Imigresen, wie die Malaysier Immigration zu schreiben pflegen. Aufs Gepaeck mussten wir ein bisschen warten, aber auch nicht allzu lange. Und am Ausgang stand ein gepflegter Herr mittleren Alters in einem orangefarbenen Poloshirt von Asia Experience, der ein Schild mit Burkhards Namen hochhielt und sich als der besagte Badrul vorstellte. Da stand noch ein halbes Dutzend ebenfalls orangebehemdeter Kollegen … die Geschaefte scheinen also zu laufen. Mit einem Kleinbus fuhr er uns in die Stadt zu unserem Hotel, und da sind wir jetzt. Gute Nacht.

Abflug!

So. Jetzt ist es also gleich soweit. Wir haben unsere Tropen- und Fotoausruestung sowie das normale Reisegepaeck in einem Koffer, zwei Trolleys, dem grossen Fotorucksack und meinem kleinen "Handtaschenrucksack" verstaut und hoffen, an moeglichst alles gedacht zu haben. Angeblich gibt es in Malaysia ja auch noch Geschaefte, in denen man ggf. Vergessenes nachkaufen kann ...

In weniger als einer halben Stunde wird uns Ding Shifu abholen und zum Maglev-Bahnhof bringen. Irgendwie ist das trotz des zusaetzlichen "Umsteigens" angenehmer, als sich mit dem Auto bis zum Flughafen bringen zu lassen. Interessanterweise mag ich dafuer lieber am Flughafen abgeholt werden. Das war gestern auch Ding Shifus groesste Sorge, gleich zu erfahren, wann wir denn wiederkaemen. Da muss er dann nochmal frueh aufstehen (wir landen um 7 Uhr morgens) - aber dafuer kann er ja jetzt drei Wochen ausschlafen.

Dann hoffen wir mal, dass alles gut geht, wir die Reise gesund und munter und "abgefuellt" mit vielen neuen Bildern und Eindruecken ueberstehen.

Selamat datang! (Das heisst in der Landessprache bahasa malaysia Willkommen!)

Freitag, 24. August 2007

Auf die Plaetze, fertig ...

Huch, der letzte Arbeitstag ist halt immer ein bisschen furchtbar. Und lang. Zu allem Ueberfluss wurde auch noch eine Telefonkonferenz von halb acht bis neun Uhr abends anberaumt. Und jetzt "bin ich noch am Packen und die letzten Platten am Rippen", wie man im Ruhrpott und anderswo wohl sagen mag.

Aber das ist ja alles ganz normal so - morgen kann ich schon im Flugzeug ein bisschen schlummern, und dann brauche ich abends nur noch ins Hotelbett zu fallen, und am Sonntag kann's dann losgehen.

Heute bekam ich noch ein eMail von einem gewissen Mr. Luckybaby - das war einer der kuerzlich interviewten Bewerber, der wohl gemerkt hatte, dass er nicht den allerbesten Eindruck hinterlassen hatte, und dem noch ein paar gute Ideen nachtraeglich gekommen waren, die er sich unbedingt von der Seele schreiben musste. Das macht ihn zumindest nicht unsympathisch. Aber leider war er nicht sehr professionell, so dass das Mail es auch nicht rettet. Und ausserdem kam er 40 Minuten zu spaet zum Vorstellungsgespraech. Zu seiner Entschuldigung brachte er an, dass er erst noch ein Geschenk fuer seine Freundin habe kaufen muessen. Manchmal sind sie wirklich von einer geradezu entwaffnenden Ehrlichkeit, die Chinesen ...

Donnerstag, 23. August 2007

Vermischtes

So, jetzt ist es doch wirklich nur noch ein Arbeits'tach' ... zweimal werden wir noch wach ... Wir haben jetzt auch noch Stirnlampen ... hm. Ich denke, dass man damit ein bisschen uncool aussieht. Oder ist das jetzt supercool??

Uebrigens habe ich ja zwischendurch gar nicht ueber die verschiedensten SWFC-Neuigkeiten berichtet. (Das Kuerzel steht, man erinnere sich, fuer Shanghai World Financial Center und bezeichnet dieses Gebaeude, das mittlerweile den JinMao an Hoehe bei weitem ueberrundet hat.) So hat es zum Beispiel letzte Woche dort gebrannt. Bei Schweissarbeiten hatte sich auf mehreren (!!), nicht direkt uebereinander liegenden Stockwerken herumliegender Muell entzuendet ... so dass die Feuerwehrleute bei ihrer Ankunft erst einmal Suchtrupps aussenden mussten, die aufzuspueren hatten, wo es denn eigentlich zu loeschen gaelte. Oder goelte? ;-)) Na, am Ende, nach ca. 1.5 Stunden, war ja alles im Lot bei angeblich nur kleinen Schaeden. Das haette insgesamt auch schlimmer ausgehen koennen - so richtig vertrauenerweckend hat das Krisenmanagement jedenfalls von aussen nicht ausgesehen. Gestern war auch ein wichtiger Baustellentag dort. Wichtige Baustellentage erkennt man an einem Feuerwerk, aber an einem (hoffentlich) kontrollierten und (auf jeden Fall) beabsichtigten. Das Loch in dieser modisch gestalteten tragbaren Thermosflasche ist naemlich jetzt so gut wie geschlossen. Meine werten Leser denken, ich fasele? Na dann 'guckstu hier'. Wenn das keine Thermosflasche ist!

In unserer vorerst letzten Chinesischstunde heute wurde mein Aberglaube gestaerkt - nicht nur, dass am Tag 4 des Countdowns der Unfall mit unserem Auto passierte, auch Xiao Li wurde bestohlen. Ihre Brieftasche samt ID card (das ist sowas wie ein Personalausweis und ganz wichtig) ist futsch. Und um eine neue ausstellen zu lassen, gilt hier wohl das biblische Prinzip: ein/e jede/r gehe in die Stadt seiner Vaeter (und Muetter) (und, fuer die Freunde von Brian, seiner Vaeter Vaeter ... und seiner Vaeter Vaeter Vaeter ... und seiner Vaeter Vaeter Vaeter Vaeter ... danke, es reicht! [s. auch hier unter 8. Szene]). Das heisst, sie muss eine Reise nach Henan unternehmen. Die Begeisterung ist nicht gerade gross. Jedenfalls werde ich in Zukunft plakative Vieren wohl besser vermeiden!!

Mittwoch, 22. August 2007

Eine Kuriositaet

Na, das war ja vielleicht was heute Morgen ... Die Geschichte beginnt gestern, oder war es schon vorgestern oder gar noch davor, dass Burkhard ein Schuhband gerissen war? Als ich heute Morgen zur Waeschekommode im Schlafzimmer gehe, sehe ich so ein Stueck Schuhband just vor besagter Kommode liegen. Ich habe aber gerade keine Zeit und keine Hand frei, es direkt wegzuraeumen. Zufaellig kommt Burkhard des Wegs, sieht nichts, aber ich spreche wie folgt zu ihm: guck mal, die Dinge nehmen komische Wege, da liegt ein Stueck von deinem kaputten Schuhband. Woraufhin er dieses Ding genauer in Augenschein nimmt und feststellt, dass es sich gar nicht um ein Stueck Schuhband, sondern um einen ... einen ... einen ... Regenwurm handelt. Um einen leibhaftigen, lebendigen Regenwurm! Wie kommt denn der in unser Schlafzimmer gekrochen??? Oder pflegte der vorher in unserem Palmenblumentopf zu wohnen und brauchte Tapetenwechsel? Alles ueberaus seltsam ... komisch ... kurios. Er hat dann Fliegen gelernt.

Burkhard malte sich (akustisch, versteht sich, wobei ich andererseits auch nicht weiss, was sich man unter akustischem Malen vorstellen soll ...) spaeter noch ausgiebig den spitzen Schrei aus, den es gegeben haette, wenn ich eine Hand frei gehabt haette ... Ich fass' es nicht. Vielleicht auch besser, dass ich es nicht nur nicht fasse, sondern auch nicht angefasst habe ...

Drei Aergernisse

Man hat auch nix wie Aerger mit allen moeglichen bloeden Firmen. So zum Beispiel mit diesem prima Kreditkartenunternehmen, mit dem ich ja in diesem Jahr noch fast ueberhaupt keinen Aerger hatte. Schicken mir letzte Woche die Privatkreditkarte und schreiben, die koennte nur freigeschaltet werden, wenn ich die Freischalterklaerung, die mit der Firmenkreditkarte kaeme, unterschrieben zurueckschickte. Und uebrigens wuerde die alte Karte am 31. August gesperrt. Nur leider habe ich natuerlich die Firmenkreditkarte nicht bekommen, und damit auch keine Freischalterklaerung. Dafuer habe ich gestern ein Schreiben bekommen, dass meine Kreditkarten am 31. August gesperrt wuerde, denn ich haette ja noch nicht die Freischalterklaerung unterschrieben ... Hallo??!! Das kann ich natuerlich wieder gerade gut gebrauchen, denn dann bin ich bekanntlich im Urlaub, das ist eine der Gelegenheiten, zu denen gesperrte Kreditkarten besonders viel Vergnuegen bereiten. Jetzt geht es wieder los mit laenglichen Telefonaten und Faxen hin und her ... rje!

Und dann war da noch die Sache mit der englischen Gebrauchsanweisung fuer den besagten mp3-Spieler, siehe "I go digital". Die kann man sich, jedenfalls im Prinzip, auf der Webseite der Firma herunterladen. Allerdings muss man die Seriennummer eingeben - kein Problem. Daraufhin werde ich dort mit einer Fehlermeldung beschieden, die besagt, ich haette das Geraet nicht bei einem der autorisierten Ueberseehaendler gekauft. Stimmt auffallend, ich wohne ja auch in Mainland China und habe es in Mainland China gekauft! Die haben wohl noch nicht gemerkt, dass es dort auch nicht Chinesisch sprechende Personen/Menschen gibt?! Ich habe ein Mail geschickt, das wird natuerlich geflissentlich ignoriert. Ich habe jetzt auch noch einen leicht angenervten Kommentar im Anwenderforum geschrieben, glaube aber auch nicht, dass das hilft. Im Forum hatten sich schon andere Leute zu dem Thema ausgelassen ... Bloeder Service. Denn das Herunterladen wird natuerlich bei besagter Fehlermeldung nicht zugelassen.

Besonders nett sind natuerlich die Firmen, denen man Bewerbungsunterlagen an eine spezielle Bewerbungsunterlagenemailadresse schickt und von denen man dann eine automatische Mail-Benachrichtigung des Inhalts bekommt, dass die eigene E-Mail ohne vorheriges Oeffnen geloescht wurde. Da muss man sich ja wohl ver"@#$k% vorkommen??!! So ist es Burkhard aber passiert, kein Wunder, wenn sich ein gewisser Frust ausbreitet!!

Dienstag, 21. August 2007

Aberglaeubisch?!

Jaja, ich weiss schon, die Chinesen moegen die Vier nicht. Klingt wie Tod. Und prompt muss uns heute jemand an die Karre fahren, buchstaeblich! Und das auch noch im Tunnel, aber aus dem sind dann alle erstmal herausgefahren - das ging noch. An unserem Auto ist fast nichts zu sehen, das "gegnerische" Gefaehrt habe etwas mitgenommener ausgesehen. Das war wohl alles eine langwierige Angelegenheit, habe ich mir sagen lassen ... irgendwann am Nachmittag rief Burkhard, dem zum Glueck nichts passiert ist, mich zuerst an, und heute Abend um viertel nach acht hat er mich auf dem Heimweg eingesammelt. Zwischendurch endlose Diskussionen, mit Polizei und allem Drum und Dran. Nach mehreren Stunden Diskussion konnte Burkhard dann auch zum Krankenhaus fahren, um die leichten Nackenschmerzen ueberpruefen zu lassen ... scheint aber alles in Ordnung zu sein. Natuerlich konnte er hierzu nicht auf WorldLink zurueckgreifen, unseren angestammten Versorger mit medizinischen Dienstleistungen, sondern musste die Dienste eines polizeilich anerkannten Instituts in Anspruch nehmen. Wie man hoert, sei dort die ... (zensiert) Toilette gewesen, die Burkhard seit langem gesehen habe. Und das im Krankenhaus. Und dann ohne Seife zum Haendewaschen ... und das sei schon die am Langnaseneingang gewesen ... na ja ... Cool finde ich ja auch, dass, wenn man nicht halb tot aussieht, offenbar zuerst die polizeilichen und versicherungstechnischen Dinge geklaert werden.

Die Arztrechnung darf der Unfallgegner bezahlen, der die ganze Zeit bei der Polizei sitzen musste und warten. Und die, weil man ja erst mit einiger Verzoegerung nach 17 Uhr im Krankenhaus war, auch noch 200 RMB hoeher ausfiel "als normal", weil der Arzt dann schon aus seinem Feierabend geholt werden musste ... Die Begeisterung hielt sich in Grenzen. Burkhard wurde dann auch gefragt, ob er noch weitere Ansprueche habe, z.B. dass der Unfallgegner sich entschuldige [ich sehe einen Kotau vor meinem geistigen Auge], aber er hat verzichtet. Komische alte Sitte. Die finde ich ja nun wirklich nicht mehr zeitgemaess.

Montag, 20. August 2007

Countdown

Der Countdown laeuft! Fuenfmal werden wir noch wach, heissa, dann ist Reisetag! Wir haben uns jetzt noch aus der schier unerschoepflichen Auswahl an Flaschen fuer unterwegs (nein, nicht "fuer Flaschen unterwegs", Gruss aus Kalau) welche gekauft. Eigentlich sehr vernuenftig, dass es hier so eine grosse Auswahl gibt. Ob ich wohl mehr trinken wuerde, wenn ich mir eine um den Hals haengte ... ? Es gibt sie jedenfalls in fast allen Groessen, Ausfuehrungen und Farben, nur nicht in der Ausfuehrung, die Burkhard am besten gefallen haette. Je nun. Dafuer sind sie auch hitzebestaendig, einige sind offenbar speziell fuer Tee gemacht und haben auch ein Sieb, das die Blaetter zurueckhalten kann. Warum eigentlich? Die Chinesen scheinen es doch zu moegen, die Blaetter in den Mund zu bekommen?!? Oder vielleicht doch nicht wirklich? Da extra auf der Flasche stand, dass es sich um ein von der FDA zugelassenes Material handelt, hoffe ich mal, dass wir uns damit nicht vergiften. So langsam sollte die Ausruestung damit komplett sein ... auf den Tropenhelm wollen wir verzichten. Huete haben wir. Zumal wir ja ohnehin keine Rucksacktour machen, sondern uns statt dessen von einem gewissen Mr. Badrul von einem komfortablen Hotel zum naechsten fahren lassen, grins! Und zwischendurch zu den Sehenswuerdigkeiten.

Der Plan sieht folgendermassen aus:


Samstag, 25. August. Flug nach Kuala Lumpur, Ankunft am spaeten Abend.
Sonntag, 26. August. Halbtaegige Stadtrundfahrt in Kuala Lumpur (National Museum, Merdeka Square, National Monument, King’s Palace, Petronas Twin Towers). Nachmittags freie Besichtigung.
Montag, 27. August. Umgebung von Kuala Lumpur. Sultan Salahuddin Abdul Aziz Shah's ‘Blaue Moschee’ und Klang. Am Nachmittag Fahrt zur Kueste und Treffen mit Silberblattaffen (falls die auf Deutsch so heissen), abends "Gluehwuermchentour" in den Mangroven.
Dienstag, 28. August. Umgebung von Kuala Lumpur. Besichtigung der Hoehlen von Batu und des Waldforschungsinstituts FRIM.
Mittwoch, 29. August. Fahrt in die Cameron Highlands. Unterwegs Besuch des Lata Kinjang-Wasserfalls.
Donnerstag, 30. August. Halbtaegige Tour durch die Cameron Highlands mit Besuch einer Erdbeerfarm und einer Teefabrik, nachmittags freie Besichtigung.
Freitag, 31. August. Fahrt nach Ipoh. Unterwegs Besichtigung von Sam Poh Tong, Kek Look Tong und Kellie’s Castle.
Samstag, 1. September. Besichtigung von Ipoh mit Gua Tempurung und dem Geologiemuseum.
Sonntag, 2. September. Fahrt zur Insel Penang. Unterwegs Besichtigung der Ubudiah-Moschee, des Iskandariah-Palast und des (oder der?) Istana Kenangan.
Montag, 3. September. Inselrundfahrt mit Besichtigung des Fort Cornwallis, des State Muesum und des Wat Chayamangkalaram. Abends Besuch des Nachtmarkts.
Dienstag, 4. September. Freie Besichtigung der Insel Penang.
Mittwoch, 5. September. Tagesausflug zur archaeologischen Ausgrabungsstaette Lembah Bujang.
Donnerstag, 6. September. Fahrt nach Tasik Kenyir. Wir durchqueren die Halbinsel Malaysia von West nach Ost und hoffen auf tolle Ausblicke auf den Regenwald.
Freitag, 7. September. Freizeit am See.
Samstag, 8. September. Ueberlandfahrt nach Kuala Tembeling, von dort Bootsfahrt in den Nationalpark Taman Negara. Nachtwanderung im Regenwald.
Sonntag, 9. September. Tagwanderung im Regenwald.
Montag, 10. September. Bootsfahrt zurueck nach Kuala Tembeling, von dort Weiterfahrt nach Melaka.
Dienstag, 11. September. Freie Besichtigung von Melaka.
Mittwoch, 12. September. Besichtigung der Umgebung von Melaka.
Donnerstag, 13. September. Fahrt zurueck nach Kuala Lumpur. Dort freie Besichtigung.
Freitag, 14. September. Freie Besichtigung von Kuala Lumpur. Nachtflug zurueck nach Shanghai.

Zum Neidischwerden, oder? Ich freue mich jedenfalls.

Sonntag, 19. August 2007

Volksmuseum

Am letzten Sonntag (jaja, es gab zwischendurch ja noch anderes zu berichten, so dass ich erst jetzt mit nennenswerter Verzoegerung dazu komme) waren wir im Science & Technology Museum (kurz ScientologyMus? ;-)) ). Anlass war die Dinosaurierfossilienausstellung mit Stuecken aus Zigong. Zigong liegt in Sichuan und ist beruehmt fuer mindestens Salzabbau, das Laternenfest und eben die Dinosaurierfossilien. Es gibt da auch ein grosses, weltberuehmtes Dinosauriermuseum, aber irgendwie scheint das ungemuetlich zu sein, so dass die Dinosaurierknochen sich da nicht gern aufhalten, sondern durch die ganze Welt reisen und jetzt eben im ScientologyMus (ganz kurz SM ;-)) ) zu Gast sind. Man kann sie da sogar "fuer umsons'" besuchen. Es war natuerlich total voll, und mein Eindruck war sehr wohl, dass der Unterhaltungsaspekt deutlichen Vorrang vor wissenschaftlicher Bildung hat. Und am allerwichtigsten ist es, sich gegenseitig vor ollen Gerippen zu fotografieren. Eine besondere Attraktion war das Studio, in dem man vor grasgruener Wand auf einen grasgruenen Bock steigen und sich so auf einem Dino reitend fotografieren lassen konnte. Fuer Geld, selbstredend, aber die Schlange war extrem lang.

Wir haben dann auch noch Teile der "normalen" Ausstellung besucht. Es ist alles ziemlich riesig, so dass man kaum an einem Tag durchkommt, zumal wir ja auch erst gegen 14 Uhr da waren - an einem halben Tag ist es unmoeglich, aber nach drei Stunden ist ohnehin "der Kopf voll". Wir haben uns auf "Erdkunde" konzentriert, mit so Themen wie Vulkanologie (alle 20 Minuten gibt's einen Vulkanausbruch), Erdbeben (die Warteschlange am Simulator war uns zu lang), Mineralogie, Bodenschaetze etc.. Alles beginnt mit einer Erdkugel (ich wuerde mal sagen mit einem Durchmesser von ca. 1,5 - 2 Metern), die in einem Magnetfeld schwebt. Dann sind wir mit einem Aufzug ein Stockwerk tiefer gefahren, der einem suggerierte, man wuerde jetzt irgendwo in 1500 Metern Tiefe ankommen. Zurueck ging's zu Fuss, das waren zum Glueck nur 2 Treppen. Man merkt schon - alles recht nett gemacht, um dem Spieltrieb der Asiaten entgegenzukommen. Am allerbesten fuer den Spieltrieb ist aber die Ausstellung "Light of Wisdom", die entgegen ihrem Namen allerdings in ziemliches Daemmerlicht getaucht war. Da gibt es alle moeglichen Spiele und Experimente rund um physikalische Phaenomene, und entsprechend gross war das Gedraenge. Ich persoenlich war ja von dem Tunnel beeindruckt, an dessen Waenden LEDs umlaufende Muster produzieren - das fuehrt dazu, dass unser dummes Gehirn uns glauben macht, der absolut feste und ebene Boden wuerde schwanken. Kein Verlass auf die eigene Wahrnehmung!

Zum Schluss haben wir noch einen Blick auf die Spinnenausstellung geworfen. Die zahlreichen ausgestopften Saeugetiere eine Etage tiefer wurden da schon alle mit Plastikhuellen zugedeckt, da die Ausstellung gerade ueberarbeitet wird. Wir haben auf dem Weg zum Ausgang auch noch zwei verpackte Schweine gesehen - das sah alles aus wie in dem Spot, in dem Mr. Bean anstreichen will ...

Uebrigens ist das SM auch architektonisch recht interessant. Hier ist ein Uebersichtsbild.

Leider regnete es, als das Museum schloss ... das war kein schoener Heimweg. Taxi? Bei Regen bekanntlich extrem schwer zu bekommen, und wenn wir ohne Schirm nur ein kleines Weilchen an der Strasse gewartet haetten, waeren wir ja schon durchnaesst gewesen. Also hinein in die Menschenmasse, die sich zur Metro waelzte ... dann in der Fahrkartenschlange warten und schliesslich drei tiefgekuehlte Stationen bis nach Lujiazui fahren. In der Metro ist es schon recht kuehl ... Zum Glueck regnete es nur noch wenig, so dass wir nur leicht feucht, nicht nass, zu Hause ankamen.

Donnerstag, 16. August 2007

Neues vom Schreiben

Nun, wie gestern zu lesen war, mache ich ja mittlerweile noch mehr "elektrisch" als ohnehin schon. Aber nicht alles! Nach jahrelanger professioneller Deformation kann ich ja schon lange schneller und besser auf einer Tastatur schreiben als auf Papier - jedenfalls wenn es darum geht, flugs ein paar Gedanken einzufangen. Kalligraphie ist davon selbstverstaendlich ausgenommen. Sowohl die "westliche", wenn ich mich mit lateinischen Buchstaben auseinandersetze, wie auch die chinesische, in der ich kleine Fortschritte mache. Es ist schon ein bisschen frustrierend, wie schwer es ist, die einzelnen Striche und Haken aufs Papier zu pinseln, und noch schwerer, korrekt gepinselte Striche und Haken in einem quadratischen Feld so zusammenzufuegen, dass sie eines der vielen chinesischen Zeichen in einer schoenen, ausgewogenen, harmonischen Form darstellen. Selbst mit den Hilfslinien, naemlich den Diagonalen und Mittellinien des besagten Quadrates (Leser/innen mit schwachem Sinn fuer Geometrie koennen sich das mit Hilfe der kleinen Illustration im Beitrag Sisyphusrolle vergegenwaertigen), ist das keineswegs so einfach, wie es scheinen mag. Andererseits gilt fuer die lateinischen Buchstaben dasselbe ...

Jedenfalls habe ich am vergangenen Samstag die ersten Zeichen geschrieben. Wolke (yun), literarisches er/sie/es (qi) und die literarische Fragepartikel yi ... man merkt schon, es wird poetisch-literarisch. Fuer den Fall, dass ich auch mal was anderes schreiben moechte und wissen muss, wie die Strichreihenfolge ist, hat mir Zheng Hong ein Woerterbuch fuer Kinder mit 3500 Zeichen mitgebracht. Fuer sage und schreibe 7 Yuan, und das bei einem festen Einband ...!

In der vorhergehenden Stunde habe ich dann auch Theorie gelernt - ueber die Entwicklungsgeschichte der chinesischen Zeichen, fein saeuberlich auf ein Blatt Papier geschrieben, von dem mir eine Kopie ausgehaendigt wurde. Ich lerne natuerlich kaishu, Normalschrift, was sonst.




Und wo wir gerade beim Schreiben sind, koennen wir auch ueber "Sprooach anne fuer sisch" reden: Heute haben wir die dritte kleine Chinesisch-Pruefung gemacht. Wir haben jetzt angeblich das Level "Elementary II". Klingt nicht soo ueberzeugend, aber es ist ja noch ein bisschen Zeit, mehr zu lernen. Xiao Li war's jedenfalls zufrieden. Und jetzt koennen wir mit dem dritten Buch anfangen. Wir hatten bisher 35 Doppelstunden, bleiben zunaechst noch 15, mal sehen, ob das fuer dieses Buch reicht. Und danach darf man dann gespannt sein, wie es weitergeht.

Mittwoch, 15. August 2007

"I go digital"

Na sowas! Hinter diesem seltsamen Kauderwelsch, das ja offenbar international gebraeuchlich ist, aber auch auf Englisch keinen richtigen Satz darstellt, verbirgt sich die Aussage, dass ich jetzt sowohl eine Digitalkamera als auch einen mp3-Spieler, der allgemein als player bekannt ist, habe. Wow! Ich koennte jetzt also nicht nur meine eigenen Fotos ohne schwierige Zwischenschritte wie bei denen aus Kuala Lumpur hier zur Ansicht stellen, sondern statt des geschriebenen Wortes mich zukuenftig in einem Audioblog "verwirklichen". Aber keine Angst, das lass' ich mal lieber. Statt dessen beschaeftige ich mich mit bislang ungekannten Taetigkeiten wie dem Installieren von Konvertierungssoftware und dem Rippen meiner CDs. Dazu braucht man erst einen grabber und dann einen encoder ... Vor zwei Wochen kannte ich diese ganzen Woerter noch gar nicht, also habe ich wieder was Neues gelernt, das ist ja nun immer gut. Das Ganze bedeutet auch gar nichts anderes, als dass ich meine Audio-CDs (oder Teile davon) in mp3-Dateien umwandele, die auf dem mp3-Spieler abgespielt werden koennen. Und dann kann ich demnaechst grosse Teile "meiner Musik" in einer ganz kleinen "Kiste" (ca. 8x5x1 cm) mit mir herumtragen und mit Hilfe von "Ohrstoepseln" sogar hoeren. Jaja, "I needed to feel younger", wie mal eine amerikanische Kollegin sagte, als sie sich im Alter von ca. 35 Jahren einen Delphin oberhalb des Fussknoechels hatte taetowieren lassen ... Zum Glueck ist so ein mp3-Spielzeug weniger intrusiv. ;-))

Und eine weitere neue Taetigkeit habe ich noch fuer mich entdeckt: die Suche nach interessanten Podcasts. Das sind kleine "Hoerstuecke", die man z. T. auch nicht einfach nur herunterladen, sondern abonnieren kann, so dass man immer mit "Frischem" versorgt wird. Dazu habe ich auch einen podcatcher namens Juice installiert ... gar nicht so uebel, der funktioniert sehr komfortabel. Im Moment erforsche ich so Dinge wie den (englischsprachigen) Minuten-Podcast von National Geographic oder die taeglichen Asien-Nachrichten der Deutschen Welle. Spannend!

Dienstag, 14. August 2007

Festessen

(mit spitzen Lippen zu sprechen) Am Samstag beliebten die Herrschaften bei Jean Georges zu speisen. (Beliebten, nicht beleibten! Auch wenn wir ziemlich satt herauskamen.)

Da es nach Regen aussah, mussten wir uns ein Restaurant auswaehlen, das auch ohne Taxifahrt zu erreichen ist. Und da kommen zum Beispiel alle Restaurants am Bund in Frage - dahin kommt man ja mit der klimatisierten "Edelfaehre". Die kostet auch nicht wie unsere Haus- und Hof-Uebersetzhilfe einen halben Yuan pro Person, sondern das Vierfache. Aber die Fahrt ist ja auch ein bisschen laenger. Und es gibt Polstersitze und Videobildschirme zur Unterhaltung. Am Bund kommt man irgendwo "auf dem unteren Level" heraus und muss sich erst einmal merken, wie man dahin zurueck kommt - ich hatte ja seinerzeit die Faehre gar nicht erst gefunden.

Dann kommt das naechste Problem - wie kommt man ueber die Strasse? Das hat dann erst einmal ein bisschen gedauert, bis wir den Ueberweg gefunden haben - aber ich war ja eigentlich ganz froh, dass wir die Unterfuehrung nicht gefunden haben - fuer die gilt naemlich das Prinzip "Augen und Nase zu und durch".

Bei Jean Georges - das ist einer der Three on the Bund (deutscher Artikel, recht interessant) empfing uns dann vermeintlich noble Finsternis. Dunkle Raeume mit so gut wie keinen Lampen. Uns wurde ein Tisch am Ende des Restaurants angewiesen, der die Form eines Kreisring-Sektors hatte, an dem wir nebeneinander sitzend den Raum "beaufsichtigen" konnten. Oder das, was aus dem Halbdunkel darin auftauchte, laester ... Die Chinesen moegen ihre Restaurants ja am liebsten hell bis unangenehm grell, damit man sehen kann, was man so isst. Das finde ich sehr vernuenftig, was das betrifft, bin ich offenbar voll akklimatisiert. Und ich rede vom Essen - es fing ja schon damit an, dass die Speisekarte kaum zu erkennen war, dafuer vor den Fenstern der Oriental Pearl TV Tower in voller Samstagabendbuntbeleuchtung. Jedenfalls konnte ich die Haelfte davon sehen, Burkhard musste sich zu diesem Zwecke ein bisschen herueberbeugen.

Es gab zwei Menus, das saisonale und das des Hauses. Burkhard nahm das erste (6 Gaenge), ich das zweite (6 Gaenge + 1 Suppe). Als ich meine Suppe bekam, bekam Burkhard extra einen frischen leeren Teller samt Besteck serviert, der dann hinterher fuer den naechsten Gang wieder abserviert wurde, schmunzel.

Ich weiss gar nicht mehr so ganz genau, was ich da alles gegessen habe - aber grob bekomme ich die 7 Gaenge noch zusammen. Es begann mit einem gebratenen Eigelb und Kaviar, ging dann mit Foie gras weiter, dann kamen noch irgendwie Jakobsmuscheln, das Sueppchen war ein Knoblauchsueppchen mit (Asche auf mein Haupt) cuisses de grenouille, dann gab es Kabeljau und der Fleischgang bestand aus Lamm. Als Dessert gab es die Dessertauswahl, wobei man zwischen der Schokoladenauswahl und der Passionsfruchtauswahl auswaehlen konnte. Wir haben uns beide fuer Schokolade entschieden. Da war ein warmes Schokoladenfondantkuechlein mit Vanilleeis, eine Mousse mit Schokolade und Karamel, ein Parfait mit warmer Schokoladensauce und irgendeiner Obstkomponente und Schokoladeneis auf Rucolasalat mit Olivenoel. Was Burkhard hatte, weiss ich nicht so genau - und wie ich ihn kenne, weiss er es auch nicht mehr, also frag' ich mal gar nicht erst.

Alles war wirklich hervorragend. Nur der Service duerfte noch etwas zulegen. So hat es zum Beispiel mit Burkhards Rotwein zum Fleischgang nicht wirklich geklappt. Na ja. Alles in allem aber trotzdem noch recht empfehlenswert. Auf die Kueche kann man wirklich nichts kommen lassen. Interessanterweise war fuer uns beide der Fleischgang der Tiefpunkt des Menues - allerdings ein Tiefpunkt auf ziemlich hohem Niveau. Als amuse-bouche gab es uebrigens etwas ganz Lustiges: eine Kugel aus Geleehaut, gefuellt mit Champagner und, wenn ich mich recht entsinne, einem Trueffelbroeckchen. Ich mutmasste, die Kueche von Jean Georges sei die erste Station fuer angehende Gentechniker. Da muss doch immer ein Zellkern in eine Zelle injiziert werden, und alles ist ganzganzganz winzig klein - da ist es doch besser, wenn man vorher das Champagner-in-Geleehuellen-Injizieren schon drauf hat - mit ca. 2.5 cm Kugeldurchmesser scheint das auch fuer Halbgrobmotoriker machbar zu sein. ;-))

Uebrigens mag man sich fragen, welche Klientel wohl dieses (natuerlich auch nicht ganz billige - das grosse Menu des Hauses gab es fuer ca. 82 Euro) Restaurant besuchen mag. Nun, viele Langnasen, aber auch gemischte Gruppen, so in unserem Raum ein laut Englisch redendes "Westlerpaar" in Begleitung eines Chinesenpaars, alle nicht mehr ganz jung, zwei langnasige "Karrierefrauen", ein neureiches junges chinesisches Paar, das nicht nur gegessen, sondern vor allem geturtelt und Selbstportraets aufgenommen hat und très chic angezogen war, sowie ein allein speisender, noch nicht sehr alter Herr in knielangen Schlabberhosen mit T-Shirt und Sandalen, der die meiste Zeit mit seinem elektronischen Notizbuch hantierte. Und die Leute im Hauptraum habe ich ja gar nicht so genau gesehen - der "Laden" war jedenfalls ziemlich gut besetzt.

Freitag, 10. August 2007

... heisst mit Vornamen Pabuk

Wer? Na, Mr. Blue Sky natuerlich! Und das ist das freundliche Gesicht eines Taifuns (jaja, aber keine Sorge!). Mehr darueber kann man (zumindest fuer eine begrenzte Zeit) in einem kurzen (englischsprachigen) Artikel der Shanghai daily nachlesen. Bald gibt's hier noch neue Fotos zum Thema Licht und Wetter - so ein Pech aber auch, dass ich bei diesem wunderbaren Wetter im Buero sitzen muss! Burkhard ist natuerlich auf Fotosafari gegangen. Und da war er wohl nicht allein - das war das beruehmte Kaiser- oder Postkartenwetter, bei dem offenbar auch Profifotografen mit entsprechend schwerem Geraet unterwegs waren, die die herrlichen Ansichten auf grosse Platten udglm. zu bannen versucht haben. Das gibt dann demnaechst vielleicht schoene aktuelle Postkarten.

Und angenehm "kuehl" soll es ja auch werden, so 30 bis 31 Grad Celsius am Wochenende. Ja, es ist eben alles relativ!

Dienstag, 7. August 2007

Mr Blue Sky

Was soll ich da gross posten? Heute war hier traumhaftes Postkarten-Sommerwetter, mit Brise und blauem Himmel samt weissen Woelkchen. Ziemlich heiss auch, aber so ein blauer Himmel entschaedigt fuer (fast) alles. Die Skyline von Pudong sieht dann einfach toll aus. Ueberhaupt sieht alles unendlich viel besser aus als in dem ewigen Grau. Mr Blue Sky, please tell us why you had to hide away for so long??

Damit meine werten Leser auch etwas zu schmunzeln haben, habe ich hier noch ein Schmankerl - meine neue Brille steht auch Krauskoepfen!

Montag, 6. August 2007

Oeffentlich schlafen

... stellt wohl einen der wenig beachteten kulturellen Unterschiede zwischen China und Deutschland (oder vielleicht einem weiteren, europaeischen Kulturkreis?) dar. Wie viele Leute kann man hier in der Oeffentlichkeit schlafen sehen! Wenn man das zum Thema eines Fotobandes machen wollte, koennte man das Einsammeln des Rohmaterials sicher in wenigen Tagen erledigen. Den liebenden, zahlenden und vor allem schlafenden jungen Mann, der seine "Gefaehrtin" ins Nagelstudio begleitete, habe ich ja schon in diesem Post verewigt. Und das war keinesfalls ein Penner (obwohl er ja pennte, das waere vermutlich auch noch ein interessantes Thema fuer eine kleine sozio-linguistische Studie)! Aber auch Fahrer, Bauarbeiter und Angehoerige unbestimmbarer Berufsgruppen nutzen eine freie Zeit gern mal fuer ein Schlaefchen - und wenn sie sich eben an einem oeffentlichen Ort aufhalten, stoert das auch nicht. Wie schwer tun sich hingegen Langnasen dabei! Ich muss mich auch explizit einschliessen. Mittlerweile habe ich ja meinen Frieden damit gemacht, in Fliegern zu schlafen, aber ich kann mich noch erinnern, dass mir das anfangs ein bisschen schwer fiel, und nicht bloss, weil es da noch die alten, weniger bequemen Business-Sitze gab.

Offensichtlich haben Deutsche auch bei diesem Thema einen allzu sachlichen Tunnelblick, wie ein Blick auf schlaf.de zeigt - von kulturhistorischen und interkulturellen Betrachtungen keine Spur, ts, ts, ts! Aber jetzt muss ich auch ins Bett, gaehn ...

P.S. Dieses ist ein wenig, aber nicht voellig unbeachtetes Thema. Ich habe hier ein schoenes Bild gefunden (etwa bis zur Mitte der Seite herunterblaettern), das - wo auch sonst! - natuerlich in China aufgenommen wurde.

Sonntag, 5. August 2007

Mehr Regen ...

Oh no, it's raining again! Ich dachte, der Pflaumenregen sei nun endlich (lange!) vorbei, aber raindrops keep falling on my head. [Coole Frisur, dieser B. J. Thomas (nie gehoert) - wusste gar nicht, dass es frueher schon Videoclips gab. 1A Ballett, unbedingt gucken! ;-)) ] Bei den vielen Regentropfen bleibt meine Frisur natuerlich nicht so cool, vor allem, wo ich doch hier gar kein Dreiwettertaft habe. Denn vorher war es sehr warm und ein bisschen windig, vor allem auf der Faehre. Wir hatten ja Genaehtes abzuholen und mussten deshalb mal wieder uebersetzen. Meine kopierten Flatterblusen waren jetzt fertig, zu einer habe ich mir noch Knoepfe gekauft, da die Standardwahl dazu ein bisschen gar zu oede aussieht. Meine Leinensachen muessen, bis auf ein Hemd, nochmal ein bisschen ueberarbeitet werden. Iiiih, wie doof, ich in Hosen ... aber was macht man nicht alles aus Panik, um ja nicht den kleinen blutgierigen Plagegeistern zum Opfer zu fallen ... Dieses eine passende Leinenhemd habe ich dann gleich einem anderen Schneider "ueberantwortet", der es mir in einem Baumwolle/Seide-Gemisch kopieren soll. Burkhards langaermelige Leinenhemden passten, damit ist die "Tropenausruestung" dann schon wieder etwas vollstaendiger. Wir brauchen dann jetzt noch Regenschutz. Der ist offenbar fuer zu Hause auch noetig, hier scheint es jetzt jeden Tag gegen fuenf Uhr nachmittags einen Wolkenbruch zu geben ... mit Blitz und Donner, versteht sich. Ich dachte, hier gibt es keinen Monsun??? Da kann man seine Laune wohl nur noch singing in the rain ueber Wasser halten. Fred Astaire, komm her ... Zum Trost habe ich mal eine Auswahl der schoensten Licht- und Wetterfotos zusammengestellt, s. oben.

Samstag, 4. August 2007

Brillenschlangen

Nach einem kleinen Ausflug ins Bett und unter die Dusche war ich leider nur halbwegs frisch - schrecklich muede Augen plagen mich ein bisschen. Aber eigentlich glaube ich, dass das weniger am Jetlag liegt als vielmehr an der Tatsache, dass die Gesamtschlafzeit der letzten Woche etwas zu kurz ausgefallen ist. Aber apropos Augen - das ist auch das richtige Stichwort. Auf zum Bahnhof: heute sollten ja unsere Brillen fertig sein! Waren sie auch, und wir brauchten nicht einmal in einer "Brillenschlange" zu warten, obwohl "unser" Laden recht gut besucht war. In ungefaehr 10 Minuten waren die Brillen - alle samt festem, recht brauchbaren Etui (ohne Aufpreis, versteht sich) "eingesackt" - und dafuer die weite Fahrt zum Bahnhof! Ich habe gewisse Zweifel, ob mein Gestell echt ist ... kennt jemand Saint Maritn? Das ist der mit dem geteilten Mantel, oder war das der Martin? Aber echt oder nicht, es sieht gut verarbeitet aus. Und auf den ersten Versuch hin sitzen die Brillen alle, mal sehen, ob sie im Dauergebrauch irgendwo Druckstellen verursachen. Und Burkhard ist mit seiner neuen viel zufriedener als mit der "alten neuen", die damals ja als rascher Ersatz her musste. Der Optiker hatte beim Bestellen schon angemerkt, dass die Glaeser nicht hundertprozentig richtig platziert seien ... - Jetzt fehlt also nur noch die richtige Sonne fuer die Sonnenbrillen. Hier ist sie Mangelware. Im Moment ist nach der Regenzeit jetzt wohl die Gewitterzeit dran, und Burkhard hat gestern - meint er - sein "Bild des Jahrhunderts" gemacht. Dabei ist das Jahrhundert doch noch lang ...! (Auf die Darstellung der ungetoenten Exemplare verzichte ich hier aus offensichtlichen Gruenden.)

Gluecksschweinchen

Oder wie sonst soll man das nennen? Beim leicht verspaeteten Boarding sagte mir die Dame ganz lapidar "You've been upgraded". Und damit meinte sie nicht, dass mein Betriebssystem auf den neuesten Stand gebracht worden sei, sondern dass ich in der ersten Klasse fliegen wuerde. Ich pflichtete ihr daher ausdruecklich bei, als sie der Vermutung Ausdruck verlieh, dass ich mich wohl nicht beschweren wuerde. Insgesamt war das natuerlich auch geeignet, den Eindruck von Servicewueste, den ich in Montville gewonnen hatte, etwas zu zerstreuen. An einem Abend war ich naemlich mit einigen der Kollegen in die naechstgelegene "Mall" gefahren. Als einer von ihnen auf der Suche nach Hilfe war, um die heissbegehrten Kinderjeans zu finden, war einfach niemand aufzutreiben. Unglaublich! Aber es gibt natuerlich auch positive Beispiele, so die Dame, die im Firmengebaeude fuer das Catering fuer die Besprechungsraeume zustaendig ist. Ich musste/wollte nach Konferenzende ja noch den Nachmittag dort verbringen. Als sie kam, um den Vormittagskaffee abzuraeumen, fragte sie mich natuerlich, ob ich davon noch etwas wolle. Ich wollte mir noch ein Wasser nehmen, aber es war gar keins mehr da. Sie bot an, mir welches zu bringen, und fragte auch gleich, wie lange ich noch bliebe. Sie war voller Mitleid (?! komisch!), als sie hoerte, dass ich bis halb sechs zu bleiben gedenke, und brachte mir bald darauf nicht nur 2 Halbliterflaschen Wasser, die ich auch dankbar geleert habe, sondern auch eine Tuete mit Brezelchen. Wie nett! -

Ich muss allerdings sagen, dass speziell der Schlafkomfort in dieser ersten Klasse nicht wesentlich besser war als in der "Club World" vorher. Zusaetzlich bekam man hier nur eine Art mit einem Baumwolllaken bezogene duenne Matratze und einen Schlafanzug. Wobei ich erstere mit einem Kopfkissen "velwechsert" und mich ueber das schoene feste Kissen gefreut habe, schmunzel. Ansonsten war hier waagerecht genau so waagerecht wie anderswo, und dass der Sitz viel breiter gewesen sei, kann ich auch nicht sagen. Vielleicht war es ein Glueck, dass meine "Unterhaltungselektronik" irgendwie "durch den Wind" war. Auf Knopfdruecke reagierte sie nur manchmal, die Lautstaerke liess sich gar nicht regeln, und zum Film "Becoming Jane", irgendwas halb Biografisches ueber Jane Austen, gab es den Soundtrack eines Actionfilms, so dass ich nach wenigen Minuten beschloss, sowohl darauf wie auch auf Reparaturversuche der Crew zu verzichten. Einen bis zwei hatte ich ja schon hinter mir, da ich die Sicherheitsunterweisung nicht sehen konnte … So habe ich jedenfalls 5 oder 6 Stunden sogar recht gut geschlafen, bin nur zweimal zum "Saufen" aufgewacht - dass ich halbe Liter Wasser mal eben herunterschuette, kommt sonst nur selten vor. Apropos trinken: der groesste Unterschied bestand vermutlich in diesem Fall in der Qualitaet des Essens. Einiges war wirklich exzellent.

Mittlerweile habe ich mein Gepaeck eingesammelt, die Shanghaier Schwuele schon wieder zu spueren bekommen (und der ewige Dunst ist natuerlich auch da, keine Chance fuer ein schoenes Foto im Landeanflug) und sitze im Auto auf dem Heimweg. Ich sehe wohl trotz allem ein bisschen "angematscht" aus - Ding Shifu hat mich heute gar nicht als erster gesehen - vermutlich nicht auf Anhieb erkannt?! ;-))

Freitag, 3. August 2007

Muellberge

Nun, es war dann doch nicht wirklich ein Steakhaus, sondern ein spanisches Restaurant, Don Pepe II. Das Ambiente kam mir etwas spanisch vor ... zwei mittelgrosse, relativ niedrige Lagerhallen mit Strukturstyropordeckenplatten und bemalten Waenden. Bemalt mit typisch spanischen Motiven wie startenden (oder landenden bzw. wassernden) Flugenten und mit landwirtschaftlichen Aktivitaeten beschaeftigten toros. Der (deutsche) Kollege aus Barcelona fuehlte sich spontan wie zu Hause. Aber nicht, dass eine/r denkt, da haetten noch irgendwelche Pflanzen oder Raumteiler oder dergleichen den Raum freundlicher gemacht ... Entsprechend war es auch ziemlich laut, da ziemlich voll. Das wiederum ist ja normalerweise eher eine Empfehlung - und das Essen war auch wirklich lecker. Und reichlich, was die Amerikaner sicher auch schaetzen. Ich hatte eine Mariscada Don Pepe (nachdem die urspruenglich gewaehlte Spezialitaet des Hauses leider nicht verfuegbar war, stutz?!!). Die enthielt einen kleinen halben Hummer, bergeweise Shrimps und Jacobsmuscheln und verschiedene andere Muscheln in einer leichten tomatenbasierten, sehr leckeren Sauce. (Hier gibt's einen Link zur Speisekarte, leider ohne Restaurantphoto). Ich war halt nur frustriert, weil ich deutlich mehr als einen "Anstandshappen" zurueckgehen lassen musste. Schade drum! Von dieser riesigen Portion haetten locker zwei essen koennen. Meinem Tischnachbarn, der dasselbe bestellt hatte, ging es ebenso. Und der "fleischfressende" Kollege aus Spanien musste vor einem Filetsteak von der Groesse eines (fast) halben Kalbes ebenso kapitulieren. Den anderen ging es nicht viel besser. Wir hatten schon ueberlegt, ob ich mir vielleicht einen Doggy Bag geben lassen und auf dem Heimflug die Stewardess bitten sollte, mir das doch eben aufzuwaermen ... (Und dann am besten noch nach einer Teilerstattung fragen: "Werden billiger wenn bringen eigenes Curry?" Alter running gag in der Familie ...) Eben typisch amerikanisch ...

Und wo ich nun schon bei meinen gepflegten Vorurteilen bin, muss ich natuerlich auch sagen, dass man sich dort drueben alle Muehe gibt, ihnen zu entsprechen. Am meisten beeindruckt war ich diesmal von den Muellbergen, insbesondere beim Hotelfruehstueck und in der Firmenkantine. Das ist wirklich unglaublich - da werden nur Styroporgeschirr und Plastikbesteck und Kunststoffglaeser verwandt. Wo tun die bloss den ganzen Muell hin?? In der Kantine gibt es aber wiederverwendbare Tabletts, die natuerlich gespuelt werden muessen - warum man dann nicht auch Geschirr spuelen kann, ist und bleibt mir unbegreiflich. Als ob wir Erdoel zu verschwenden haetten.

Zur Ehrenrettung und zu Burkhards Freude moechte ich aber noch rasch zu Protokoll geben (und tue das hiermit), dass auch mehrere Prius gesichtet wurden. Aber ob die zwischen den vielen SUVs und Hummers und sonstigen ziemlich unsinnigen Benzingrossverbrauchern wirklich auf- oder ins Gewicht fallen ... die sind naemlich immer noch deutlich in der Ueberzahl.

Ich sitze (bzw. lungere) hier jetzt uebrigens in der British Airways Lounge herum. Gerade wurden die Passagiere nach Timbuktu aufgerufen. Ach, den Ort gibt's wirklich?! ;-))

Und bevor der Post zu lang wird (Anm. der Redaktion: hmm, zu spaet, ist er schon), muss ich jetzt noch von den neuen Business Class-Sitzen schwaermen, die ich auf dem Flug hierher erstmals ausprobieren konnte. Sooo neu sind die schon gar nicht mehr - es gibt wohl schon eine zweite Generation, ich hatte jetzt die erste. Ein ganz kleines bisschen unbequem sind die Staumoeglichkeiten - irgendwie wenig und nicht leicht zu erreichen. Aber wen interessiert's? Vielleicht liegen darin ja auch die Verbesserungen der zweiten Generation. Man hat jedenfalls ziemlich viel Privatsphaere, da man versetzt sitzt (einer nach vorn, einer nach hinten blickend) und eine faltbare Trennwand zwischen sich hat. Und man kann den Sitz wirklich richtig flach machen. So flach, dass man sogar auf dem Bauch schlafen kann. C'est vraiment génial, ça! Super! Klasse! Ich bin wirklich ziemlich begeistert. Es gibt auch eine halbwegs vernuenftige baumwollene Steppdecke (und nicht so eine Plastikdecke, unter der ich erstens furchtbar schwitze und die mir zweitens die Haare zu Berge stehen laesst, so dass es zum Teil sogar knistert). Schade eigentlich, dass der Flug relativ kurz war (nur 6 Stunden) und ich beim Warten auf den Snack begonnen hatte, den Film Paris, je t'aime anzusehen, so dass ich ihn dann natuerlich auch zu Ende gucken musste. Mir hat er recht gut gefallen, und ich war nicht mal sehr muede ... Aber gleich kommt ja noch der Flug nach Shanghai - derselbe Flugzeugtyp, und ich habe sogar denselben Sitz 11 G. Da sollte es ja bei 11 Stunden Flugdauer genug Zeit zum Schlafen geben. Na dann gute Nacht!

Mittwoch, 1. August 2007

American cuisine

Nae, nae ... auf so einer Konferenz hat man ja nicht mal Zeit zum Bloggen! Gestern abend bin ich beim Schreiben des Beginns dieses Posts so gut wie eingeschlafen und musste daher darauf verzichten, ihn fertigzustellen.

Vorgestern fand die Konferenzeroeffnung mit einem Abendessen im Highlawn Pavilion statt. 'Edeles' Ambiente mit mediterranem Anstrich aus dem guten alten Europa - es gab extra einen antik aussehenden Wandteppich ungefaehr in diesem Stil. Der atemberaubende Blick auf New York fiel wegen des in mir shanghaimatliche Gefuehle ausloesenden Dunstes weitestgehend aus. Zu etwas vorgerueckter Stunde, als die Lichter angegangen waren, wurde allgemein geraetselt, welcher der Lichtpunkt-Cluster denn nun Manhattan sei. Es konnte allerdings keine Einigkeit erzielt werden. War auch irgendwie egal.

Aber zum Post-Thema: Ich hatte als Vorspeise Austern, dann den nicht waehlbaren Zwischensalat, der wirklich nicht so toll war - man muss Salat ja nicht in Dressing ertraenken, aber wenn es bitte wenigstens so viel sein duerfte, dass jedes Blatt ein wenig benetzt ist??! Als Hauptgang (den die Amerikaner ja zu meiner andauernden Verwirrung Entree nennen [es passiert mir immer noch, dass ich quasi mechanisch die Speisekarte auf der Suche nach den Hauptgerichten umblaettere, bevor mir wieder das "ach jaaaa ...!" durch den Kopf geht], waehrend die Vorspeisen schlicht Appetizer heissen) ... also, als Hauptgang gab es Kabeljau, auf der Haut gebraten, mit getrueffeltem Kartoffelpueree, gruenem Spargel und (im Gegensatz zur Salatsauce reichlich zugeteilter) milder Senfsauce mit koernigem Senf. Nicht schlecht. Das gemischte, nicht waehlbare Dessert des Hauses bestand aus einer Creme brulee, deren Kruste allerdings nicht knusprig war, einem Schokoladenkuchenhappen und einer leichten Charlotte. Alles nicht schlecht, aber auch nicht gerade der Wahnsinn schlechthin. Und nicht mal ein gruenes Kraeuterblaettchen zur Dekoration! Aber dafuer mussten die Herren im Jackett kommen (obwohl wir einen eigenen Raum fuer uns hatten). Und das Beste: einer der Teilnehmer hatte, obwohl das in der Konferenzeinladung deutlich angekuendigt worden war, kein Jackett eingepackt, da als Kleiderordnung business casual angesagt war. Da musste er also nach der Ankunft noch schnell in die naechste Mall fahren und sich ein hervorragendes 50-Euro-Joeppelchen kaufen. Wie immer gilt: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. ;-)))

Zum Mittagessen geht es in die Kantine - gestern dachte ich, wenn schon USA, dann richtig - habe aber am Ende versaeumt, mir zum "orig." Hamburger mit Kaese, Speck, Tomate und Salat samt french fries eine Cola zu nehmen, na sowas! Dafuer wurden am Nachmittag im Konferenzraum besonders leckere Brownies und Cookies serviert - eben dieses typisch amerikanische Gebaeck - das koennen sie gut.

Abends war ich mit einigen Kollegen im mediterran gestalteten Restaurant des Hotels essen. (Ja, ich weiss auch nicht, was die Amis hier alle am alten Europa finden ... aber mediterran scheint immer noch hoch im Kurs zu stehen.) Wir assen Pizza, aber die Entscheidung war nicht sooo gut. Die wurde mit einem gefaehrlich aussehenden Messer, das an ein halblanges Brotmesser erinnerte, serviert, mit dem man allerdings keineswegs vernuenftig schneiden konnte. Der Teig war einfach irgendwie zu hart. Und der Belag ... na ja. Haette besser sein koennen. Und dann kam die Rechnung. Zum Umfallen! 5 Personen 150 US-$! Ich hatte ein Wasser dazu und die Kollegen jeweils 1-2 Bier. Umpf!

Heute abend geht es wahrscheinlich ins Steakhaus, falls es da fuer die Gruppe noch einen Tisch gibt - vorab war nichts reserviert. Aber Steakhaus ist ja nicht das Schlechteste - wenn sie ausser Cookies noch was koennen, die Amis, dann Steaks. Ich berichte.