Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


Wer weiterhin meine Bemerkungen über Gott und die Welt lesen möchte, klickt bitte hier:
Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Freitag, 29. Juni 2007

Frauen an die Macht!

Das habe ich ja noch nie erlebt - heute gab es ein Meeting zum Start der Budget-Runde 2008 mit 19 Teilnehmenden ... davon 18 Frauen. Und nur keine Sorge - der eine Mann auf verlorenem Posten war keineswegs der Leiter oder Einladende oder "Chef vons Janze", sondern einfach nur ein "gewoehnlicher" Teilnehmer. Das ist auf den ersten Blick vielleicht ein bisschen ueberraschend ... aber auf den zweiten schon nicht mehr. Die Maedchen werden hierzulande von ihren Eltern (sicher auch wegen der Ein-Kind-Politik) ebenso gefoerdert wie die "Jungs", und an Ehrgeiz mangelt es ihnen auch nicht. Und dann kommen eben solche Meetings heraus wie das oben skizzierte.

Donnerstag, 28. Juni 2007

Goetterdaemmerung

Also, sowas habe ich ja wirklich noch nicht gesehen ... scheint mir ... oder ich hab's vergessen. Heute morgen beim Aufwachen war der Himmel heiter und blau, dann sind Wolken aufgezogen, und nach dem Mittagessen gab's schon ein bisschen "die Hucke voll", so dass wir auf die letzten Meter doch tatsaechlich noch ein bisschen rennen mussten, um (trotz Schirm) nicht allzu nass zu werden. Burkhard hat extra bei mir im Buero eine Weile gewartet, bis sich das Wetter wieder beruhigt hat. Aber dann - so gegen halb vier, denke ich - verfinsterte sich der Himmel, dass ich schon dachte, ich haette gleich Feierabend. Es war wirklich richtig dunkel, die Autofahrer haben das Licht angemacht - und hierzulande ist man nicht zimperlich und verzichtet normalerweise in der Daemmerung darauf. Normalerweise hat man vom Buero aus auch einen schoenen Blick auf den Bund. Bund? Was? Wo? Nichts zu sehen! Burkhard berichtete, dass der JinMao von unserer Wohnung aus nur deshalb noch auszumachen war, weil die Insassen das Licht eingeschaltet haben. Und dann kamen zur Finsternis noch Blitz und Donner, und danach wurde es zwar heller, aber ganz gelb. Und als es dann noch etwas heller wurde, rief unsere Xiao Li an, die sich uebrigens Marina nennt. Wegen des Regens koenne sie nicht kommen. Wie aergerlich, wo es doch am Montag schon ausgefallen war wegen Vergessens und letzte Woche, weil ich nicht da war. Ts, ts, ts ... so geht das aber nicht weiter. Ding Shifu war sicher auch frustriert - statt fruehen Feierabends musste er dann unerwarteterweise doch noch ein bisschen laenger auf mich warten.

Und zum Abschluss noch was aus der Kategorie "Praktische Tipps". Zum Abendbrot gab es ausser frischem Brot testhalber auch mal eine Laugenstange von der gleichnamigen Baeckerei, aber davon wuerde ich doch lieber abraten - die war ja sooooooooooooooooo zääääääääääääääääh (ja, dafuer habe ich jetzt extra die Tastatur umgestellt), dass ich vermutlich morgen Muskelkater in den Kaumuskeln haben werde.

Mittwoch, 27. Juni 2007

Manche moegen's heiss

... und die sind jetzt hier ganz richtig. Ich weiss nicht, ob es mit dem Pflaumenregen nun schon vorbei ist, aber die Temperaturen sind jetzt meist in den 30ern. Und es ist mehr oder weniger feucht. Heute mittag zum Beispiel war es bei graublauem Himmel sehr hell, ein bisschen windig und einfach heiss - irgendwie wie vor dem geoeffneten Heissluftbackofen. Aber vergleichsweise angenehm, weil wegen des Windes die Feuchtigkeit nicht so ins Gewicht fiel. Wir haben daher unsere Spar-Allueren aufgegeben und lassen die Klimaanlage ein bisschen laufen. Keine Sorge - bei uns steht sie auf 28 °C, schliesslich wollen wir nicht im Kuehlschrank wohnen. Aber speziell zum Schlafen ist das doch deutlich angenehmer.

Apropos Schlafen - ich habe neulich gar nicht berichtet, dass es auf den grossen Saison-Angebotsflaechen im JiaLeFu jetzt Bambusmatten und -kissen in allen Groessen, Formen, Farben gibt. Es scheint hier ueblich zu sein, solche Bambusmatten im Sommer aufs Bett zu legen und dann darauf zu schlafen. Interessant. Ich bleibe aber doch lieber bei meinem gewohnten Bettzeug. Sonst haette ich ja morgens lauter Bambusmattenabdruecke ueberall! Und ausserdem kann ich ohne Decke gar nicht richtig schlafen - das scheint wohl "ein kultureller Unterschied" zu sein. ;-))

Montag, 25. Juni 2007

Ping-Pong

Haijaijai, das war unserer Xiao Li aber peinlich - hat sie uns heute einfach vergessen! Ich war also schon vor sieben Uhr zu Hause. Wir haben erst ein kleines frisches Abendbrot von der gleichnamigen Baeckerei verzehrt, dann ein bisschen Pause gemacht und dann unsere neuen Eins-A-High-Tech-Ping-Pong-Schlaeger fuer ca. 4,50 Euro incl. Baellen im Clubhouse eingeweiht. Die Devise war allerdings "wir spielen Ping-Pong, nicht etwa Tischtennis", mit dem idealen Spielziel des unendlichen Ballwechsels. Ganz bis ins Unendliche haben wir es ja nun nicht geschafft, aber nach kurzen frustrierenden Anfaengen, die allerdings sportlich wertvoller waren (der eigentliche Sport beim Ping-Pong ist naemlich das Buecken nach dem Ball ;-)) ) als die "Spaetphase", klappte es dann doch einigermassen. Mit etwa je 35 Ping und Pong war allerdings fuer heute das Maximum erreicht. Nein, da gibt's nix zu laestern! Wir haben immerhin 1,5 Stunden gespielt, und danach noch sind wir noch gut 15 Minuten gelaufen oder eher schnell gegangen (Burkhard) bzw. Rad gefahren (ich). Fitness lass nach!

Sonntag, 24. Juni 2007

Kulinarisches

... aus Korea? Na, das war diesmal ja eher Fehlanzeige. Das fehlende Fruehstueck erwaehnte ich ja schon. Das Kalbi (so heisst das Holzkohlegrill-im-Tisch-Essen) ist ja nicht schlecht, aber zweimal hintereinander muss es ja nicht sein. Am Mittwoch habe ich dabei gelernt, dass es auch mit einem Gasgrill im Tisch geht, aber das war nicht sehr angenehm. Die schraeg an den Seiten angebrachten Heizflaechen drohten die Augen mitzukochen, und auch unter dem Tisch entwickelte diese Waermequelle eine solche Hitze, dass ich schon "schart schmelschende Schruempfe" befuerchtete. Zum Glueck stellte sich diese Befuerchtung als unbegruendet heraus. Der "Oelfilm" auf den Brillenglaesern war allerdings bedenklich. Irgendwie ist das doch wohl deutlich fetter, als man denken moechte.

Am Donnerstagabend war es ja noch schlimmer. Es regnete ziemlich, so dass wir nicht weit gehen wollten, und weil die Kollegen das australische Restaurant "Outback" spontan nicht finden konnten, betraten wir die Raeumlichkeiten eines "Liebe Hof" genannten Etablissements. Bei dem Namen haett' ich mich allein nicht hineingetraut, schliesslich waren wir da mehr oder weniger im Rotlichtviertel. Wobei "Hof" eine Biermarke ist. Da gab es Beinahe-Essen fuer viel Geld. Die beruehmte Schlemmerplatte rot-weiss war da wirklich eine, naemlich mit einer kleinen Salatgarnitur, separaten Toepfchen fuer Mayonnaise und Ketchup und drei Sorten fritierten Kartoffeln (zwei unterschiedlich gewuerzte Sorten Pommes frites, eine mit Zimthauch, und einige ueblicherweise "potato wedges" genannte Kartoffelspalten). Knapp 10 Euro. Am Nachbartisch waren schon die ersten jugendlichen "Schnapsleichen" zu sehen, die im laermenden Kreis der Freunde sanft entschlummert waren ...

Chinesisches Essen in Korea ist auch ein bisschen anders als in China, vor allem wird es anders serviert, fein auf individuellen Tellern. Dabei kann es ja nicht daran liegen, dass man nicht gemeinsam aus irgendwelchen Schuesseln essen moechte - beim Kalbi ist das ja gang und gaebe.

Ich habe mich in der vergangenen Woche also mehr mit literarisch-Kulinarischem als mit realen Essgenuessen beschaeftigt, indem ich das kleine Buechlein "Der Gourmet" gelesen habe. Es spielt in Suzhou, also nicht weit von hier, und schildert sozusagen "in einem Wassertropfen" die neuere chinesische Geschichte aus einer ganz ungewohnten Perspektive. Ich kann es empfehlen.

Samstag, 23. Juni 2007

Von zaehneklappernden Reihern, Libellenschwaermen und nackten Maennern am Kai

Klingt wie absurde Raeuberpistole, ist aber nur insofern uebertrieben, als dass alles Genannte nur jeweils im Singular auftauchte. Aber der Reihe nach.

Gestern Abend bin ich also gegen 22 Uhr zu Hause gewesen. Super, der Flughafen von Korea, da haben die kein System (sagen sie), um das Meilenkonto zu fuellen, und empfehlen einem, doch in Shanghai zum Check-in-Schalter zu gehen. Als ob man bei der Ankunft da vorbei kaeme. Nix als Aerger, und dazu so eine daemliche Begruendung. Dafuer hat China Eastern eine Neuerung - oder halt, Innovation, wollte ich natuerlich sagen! - bei der Verpflegung erfunden. Oder, genauer gesagt, zwei. Man kann jetzt statt aus zwei Gerichten aus einem waehlen (schon beim Hinflug), und statt auf einem Tablett wird jetzt in einem Pappkarton serviert. Das hat immerhin den Vorteil, dass man hinterher alles schoen zusammenpacken kann, so dass es nicht herumfliegt.

Heute Morgen habe ich mit grossem Vergnuegen endlich wieder einmal richtig gefruehstueckt. Die Unterkunft in Seoul hatte solchen Luxus nicht zu bieten, so dass es also auf dem Weg zum Buero jeweils ein mehr oder weniger improvisiertes Coffee Shop-Fruehstueck gab, mit Bagel und Kaffee (oder Green Tea Latte) aus der Schnabeltasse, oder wie sonst soll man diese Coffee Shop-Deckelbecher bezeichnen?

Ja, und heute waren wir dann erst in der grossen "Shanghai Book World", in der es Gedrucktes auf 7 Etagen gibt, und anschliessend im Teehaus, das heute ganz schoen voll war. Am See, in dessen Herz sich das Teehaus bekanntlich befindet, liess sich heute trefflich das Tierleben studieren. Schildkroeten, grosse und kleine Zierkarpfen und drei Reiher konnten wir gut von unserem Platz im Obergeschoss beobachten. Einer der Reiher hatte offenbar ein bisschen mit der Hitze und/oder der Feuchtigkeit zu kaempfen, bewegte sich stundenlang nicht von seinem Platz und machte den Eindruck, mit den nicht vorhandenen Zaehnen zu klappern. Vermutlich eine Kuehlungsmethode, wenn ich auch nicht wirklich eine Ahnung habe, wie sie funktioniert. Auch gut die Szene, als ein ziemlich dicker gelber Karpfen eine Reiherkralle vermutlich mit einem Wurm verwechselte. Ich haette gern gewusst, wer von beiden sich bei Entdeckung des Irrtums mehr erschreckte, sie stoben jedenfalls in unterschiedliche Richtung davon. Zwar zaehlen Karpfen vermutlich sehr wohl zum Speiseplan von Reihern, aber dieser war wegen seiner Groesse definitiv "out of scope". Hihi.

Danach waren wir noch ein bisschen bummeln, ich habe eine Tempel-Singsang-CD gekauft, irgendwie klasse. (Kann wahrscheinlich beim Hoeren des Klangbeispiels keine/r nachvollziehen, die Platte ist auch noch ein bisschen "suesslicher" ;-)) ...) Und eine neue mobile Klimaanlage, denn mein alter Faecher ist mittlerweile ein bisschen abgewrackt. Dann waren wir noch in dem kleinen oeffentlichen Park in der Naehe des Jadegartens, von dem aus man geradewegs auf den Citigroup Tower gucken kann. Und auf der Bruecke, die einen Teil des Gartens weitraeumig ueberspannt, war der besagte Libellenschwarm anzutreffen. Leider fliegen die ziemlich schnell, so dass es nicht wirklich gelingt, die Tierchen zu beobachten. Aber es waren Libellen, das ist sicher, und viele, das ist auch sicher.

Auf dem Weg zur Faehre wurde der Himmel ploetzlich ziemlich draeuend, sozusagen "dunkelschwarz". Wir eilten ein wenig, um noch trocken auf der Faehre anzukommen, was auch so gerade gelang. Aber dann brachen die Wolken doch, und dieser Wolkenbruch war von reichlich Blitz und Donner begleitet. Die Wasseroberflaeche auf dem Fluss wirkte wie mattiertes Blei, jedenfalls stelle ich mir mattiertes Blei so vor. Hoffnungslos, auch nur halbwegs trocken nach Hause zu kommen. Deshalb wohl war auch der besagte nackte Mann am Flussufer in besagtem Zustand. Ich habe ja zweimal hingeguckt, aber der war wirklich nackt. Ich weiss nur nicht, was er wohl gemacht hat, um seine Sachen halbwegs trocken zu halten. Eigentlich recht vernuenftig. So einen Regen habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Und die Wassermassen konnten natuerlich auch nicht so schnell abfliessen, so dass der Heimweg durch diverse Seen fuehrte. Wir waren nach ca. 10 Sekunden nass bis auf die Haut und haben uns gefreut, dass der Eingangsbereich zur Wohnung aus Steinboden besteht, dem das Wasser nichts ausmacht. Wir haben uns naemlich gleich alles vom Leibe gerissen, und ich bin dann erstmal unter die Dusche gehuepft, da mein Eindruck war, dass der Regen die schmutzige Luft gut gereinigt hat. Und schliesslich will ich das Schmutzwasser nicht auf Haut und Haar haben - womoeglich war das ja auch saurer Regen ... also lieber gut abspuelen.

Am Abend haben wir uns die Brothers Grimm-DVD angesehen. Na, das ist vielleicht ein bisschen witzig, aber auch nicht wirklich ein Muss.

Dienstag, 19. Juni 2007

Etiquette Bell

Nun, ich brauchte mich also nicht zu beschweren - heute waren die Papierkoerbe geleert und die Handtuecher ausgetauscht, nur ein Trockentuch gibt es immer noch nicht.

Der heutige Workshop war etwas desillusionierend fuer mich, auch wenn wir mittags bei einem koreanischen Italiener waren - gar nicht so schlecht dort, das Essen. Und apropos Essen: nach dem preisguenstigen, aber nicht besonders herausragenden Essen gestern abend im Foodcourt des gegenueber vom Hotel gelegenen Kleinkaufhauses gab es heute abend preisguenstiges, recht gutes Essen in einer offenbar auch von Studenten frequentierten kleinen "Speisegaststaette" auch gegenueber vom Hotel, aber auf einer anderen Strasse. Es war so ein typisches Holzkohlegrill-im-Tisch-Restaurant. An der Wand war ein grosses (schwarz-weisses) Bild von einer schwarzen Sau (die auch auf einem Farbfoto schwarz gewesen waere) vor einer Steinhuette im Stroh, umgeben von ganz vielen noch ziemlich kleinen schwarzen Ferkelchen. Wie suuuueeeesssssss! Ich musste mich dann zwar beim Essen entschuldigen, aber ansonsten war es wirklich gut. Die Kollegen (alles Deutsche) hatten auch eine kleine Flasche Schnaps bestellt, wie sich das hier gehoert, von dem ich ca. 3 Tropfen (wirklich nicht mehr) probiert habe. Ganz mild, hat wohl nur 25 Vol% Alkohol. Ist aber auch, wie die gleichnamige Stadt an der luxemburgischen Grenze, wasserbillig und wird dementsprechend aehnlich wie Wasser gehandhabt. Das muss doch hier ein Volk von Leberkranken sein ... Oder ob das Wunder-Allheilmittel Kimchi auch gegen die boesen Wirkungen des Alkohols schuetzt? Vermutlich schwoeren die Koreaner darauf Stein und Bein.

Aber um den Titel zu erklaeren, muss ich mal das Thema Essen abschliessen bzw. mehr in Richtung Verdauung lenken und die Klogeschichten fortschreiben. Ich hatte mich schon eine Weile gefragt, was wohl die Funktion des ca. 15 x 10 x 3 cm grossen, oben halbrund gestalteten kleinen Kastens mit einem Druckknopf und einem Lautsprecher sei, den man hier in gepflegten "keramischen Abteilungen" finden kann, so auch am Flughafen oder eben in den "Etablissements" im Buero. Nachdem ich mich heute vergewissert hatte, den gesamten Waschraum fuer mich allein zu haben, habe ich einfach mal auf den Druckknopf gedrueckt. Da hat es nicht etwa gelaeutet, wie die Bezeichnung "Bell" ja befuerchten lassen koennte, sondern es ertoente ein plaetscherndes Geraeusch, dessen Lautstaerke mit Hilfe eines Drehknopfs noch den eigenen Beduerfnissen angepasst werden kann. Es dient also wohl dazu, moeglicherweise auftretende aehnliche plaetschernde Geraeusche zu kaschieren. Am Ende gibt es ein grosses Rauschen, das an Toilettenspuelung erinnert, und dann schaltet sich das Geraet selbsttaetig wieder aus. Ich finde, dieser Automat hat einen Platz im Guinness-Buch der Rekorde verdient, ich ueberlege nur noch, in welcher Kategorie. ;-)

Montag, 18. Juni 2007

Annyonghaseyo!

Guten Abend aus Korea! Ich bin gestern (Sonntag) Abend wohlbehalten nach einem kurzen Flug (nur ungefaehr 1.5 Stunden) in Incheon gelandet und habe die Taxifahrt zum "Hotel" wunderbarerweise weitgehend unbeschadet ueberstanden.

Wunderbarerweise, weil der Fahrer dauernd mit Handy am Ohr telefoniert hat (mag ja noch angehen), dann mehrere Minuten lang in den Menus des besagten Handys herumnavigiert hat (oder ist?), 140 km/h gefahren ist, wo 100 zugelassen waren, und sich in der Stadt entsetzlich benommen hat - fast wie in Shanghai, dabei scheint mir der Verkehr in Seoul normalerweise deutlich geordneter zu sein. Man sagt wohl "gefahren wie ein Henker". Und dazu lief im Taxi-Fernsehen vorn in der Mitte, wo bei anderen Leuten ein Navigationsbildschirm zu sein pflegt, eins der offenbar beliebten Kostuemdramen aus der Zeit irgendeines koreanisch-chinesischen Krieges, mit zornigen Kriegern, die koreanisch-markig aus dem Lautsprecher wetterten.

Weitgehend, weil das Ohr doch gelitten hat. Nicht wegen der Klimaanlage (der Frischluftstrom war so hart an der Grenze, und ich konnte mich die ganze Zeit nicht entscheiden, ob ich den Fahrer bitten sollte, die Einstellung zu veraendern, oder ob sie mir doch angenehm waere), sondern vor allem wegen der Fahrt, mit der ich wohl leider ueber dasselbe gehauen wurde. Und dann wollte er mich nicht mit Kreditkarte bezahlen lassen und mir keine Quittung geben, hat dann aber doch beides widerwillig getan. Nae, nae ... Machte deutlich ueber 100 Euro und damit weit mehr als ein Drittel der Kosten fuer fuenf (!) Uebernachtungen hier im "Stay7".

Das Wort Hotel hatte ich oben schon gleich in Anfuehrungszeichen gesetzt, denn es handelt sich um eine "serviced residence". Es scheint aber so zu sein, dass es mehr residence als service ist, kein Vergleich zum Beispiel mit dem Ascott. Sein Geschirr muss man hier selber abwaschen, falls man es denn benutzt (Essen gehoert hier nicht zum Programm, es gibt aber eine spartanisch ausgestattete Kuechenzeile) - aber soll keiner glauben, dass man es dann auch abtrocknen soll, denn ein Trockentuch gibt es nicht. Auf dem Zettel mit den Dienstleistungen des Hauses steht, dass die Raeume taeglich ausser sonntags "aufgeraeumt" werden - aber das stimmt auch nicht. Die Kollegen, die schon seit letzter Woche da sind, bemaengeln schon, dass seit Donnerstag oder Freitag nichts mehr gemacht wurde und die Muelleimer langsam ueberquellen, zumal sie sich etwas zum Essen gekocht oder geholt hatten, na prima ... Am Mittwoch findet eine Ungeziefervorbeugungsbehandlung statt, steht am Aufzug. Da haette ich einen weiteren guten Tipp ... - Handtuecher austauschen? Betten machen? Alles Fehlanzeige. Wenn morgen abend meine Papierkoerbe nicht geleert sind, geh' ich mich beschweren. Aber wie gesagt, sehr preisguenstig und in nur kurzer Taxientfernung zum Buero gelegen. (Wenn man wenigstens zu Fuss gehen koennte ...) Der Kunde zahlt ... nachdem bei meinem ersten Besuch in Seoul das Hotel "zu gut" war, kann ich dann jetzt wohl sagen, dass ich im Schnitt recht ordentlich untergebracht war. Auch nicht schoen uebrigens: Die Zimmer enthalten keinen Fluchtwegeplan, und fuer das stockfinstere Fluchttreppenhaus habe ich spontan keinen Lichtschalter gefunden. Nochmal na prima. Und irgendwie bringe ich hier keine Internetverbindung zustande, aber das scheint nicht am Stay7 zu liegen, sondern irgendwie an meinem Rechner. Komisch. - Uebrigens ist auch das Aeussere des Gebaeudes sehr ansprechend, man vermisst eigentlich nur die Gitter vor den Fenstern. Wenn man erstmal im Zimmer ist, wird man aber feststellen, dass sie tatsaechlich da sind: Fliegengitter naemlich, fest eingebaut. Das ist ja vielleicht mal gar nicht so schlecht. Allerdings muss ich wegen des erheblichen Laerms der Kreuzung direkt unter meinem Zimmer das Fenster sowieso nachts geschlossen halten und Verkehrslaerm gegen lautes Klimaanlagenrauschen tauschen.

Aber genug gelaestert. Oder halt, doch noch nicht: Rund um das Hotel sind hier an vielen Hausecken diese schraeg gestreiften, rotierenden Blickfaenger angebracht, die in Shanghai ein sicheres Zeichen fuer einen Friseurladen sind. Ich sagte also arglos etwas in dieser Richtung zu einem Kollegen, der mir daraufhin nach einem pruefenden Seitenblick mitteilte, dass man ihm gesagt haette, dass dies hier auf male-oriented services hinweise. Oooops! Das sind dann wirklich die kleinen interkulturellen Stolperfallen. Wie gut, dass ich nicht wegen des noch fruehen Abends auf die Idee gekommen war, mir einen kleinen Friseurbesuch zu goennen ... Und apropos interkulturelle Stolperfalle: die haben mir hier doch wirklich ein Zimmer im 13. Stock gegeben, und den 14. Stock gibt es auch! -

Interessant war auch der heutige Workshop: mit vier Koreanern, von denen aber nur einer "mit uns Langnasen" geredet hat, obwohl offenbar alle den Moderator sehr wohl verstanden haben. Das war jedenfalls mein Eindruck. Zwischendurch wurde immer viel auf koreanisch diskutiert, teilweise ganz im Tonfall der zornigen Krieger - da fehlte jetzt nur noch das passende Kostuem. :-)) Kamsahamnida fuer Eure Aufmerksamkeit!

P.S. Ach ja, vielleicht ist "der eine oder die andere" noch neugierig auf die Aufloesung des Sisyphusrollenraetsels. Hm, eigentlich ist dieser Beitrag ja schon ziemlich lang, aber ... ich versuche, mich kurz zu fassen. Bei dem beschriebenen Ding handelt es sich also um eine speziell beschichtete und (mit uebrigens nur 18 und nicht, wie faelschlicherweise behauptet, 27 oder gar 30 Kaestchen) bedruckte Stoffrolle, auf der man mit klarem Wasser kalligraphieren ueben kann. Die Zeichen kommen sehr deutlich schwarz auf hellgrauem Grund zur Geltung, so dass man sie ansehen und kritisieren oder wuerdigen (oder beides) kann, und man kann stundenlang abfallfrei ueben, denn nach nicht allzu langer Zeit verdunstet das Wasser natuerlich. Ist doch klasse!

Samstag, 16. Juni 2007

Sisyphusrolle

Nach einer kurzen Einkaufstour zum "Jialefu" - so die phonetische und ueberaus positiv besetzte [Familie - froehlich - Glueck] Uebersetzung des Namens einer grossen franzoesischen Supermarktkette ... weder Leclerc noch Mammouth noch Intermarché - haben wir uns heute von Ding Shifu noch zum Jadegarten bringen lassen und ihm dann fuer den Rest des Tages freigegeben. Und dann haben wir uns halt die Fuesse plattgelaufen auf den schon bekannten Strassen und in den schon bekannten Laeden - und auf unbekannten Strassen und in unbekannten Laeden. Nicht zu fassen, wie viele Laeden es allein in diesem kleinen Bereich rund um den Yu Yuan gibt! Der namenlose, auf den Stadtplaenen nicht eingezeichnete Tempel, den Burkhard neulich schon entdeckt hatte, hatte seine Tore schon geschlossen, als wir dort vorbeikamen. Den muessen wir also "andermal" besuchen. In einem (aber ganz woanders gelegenen) "Tempelbedarfsladen" dudelte diese typische Tempelmusik, und das Gedudel habe ich jetzt schon die ganze Zeit als Ohrwurm! Aber schlimmer als Paolo mit dem Pizzablitz kann ja nichts sein ...

Burkhard hat dann einen "Brocken" erstanden ... nae, nae, wir sind einfach immer noch nicht richtig versiert im Handeln. Nur knapp die Haelfte des ersten Haendlerangebots - das war bestimmt viel zu viel. Aber da es ihm das wert war ... Und ich musste diesen dicken Gipsbrocken dann die ganze Zeit herumtragen! Und den schoen geschnitzten "Untersetzer", auf dem der Brocken prima steht, auch! (Ich war naemlich heute mit dem kleinen Rucksack unterwegs, in dem reichlich Platz war.) Na gut, nicht die ganze Zeit, nur die meiste - Burkhard hat ihn auch ein bisschen geschleppt.

Zwischendurch waren wir dann auch noch im Teehaus im Herzen des Sees - fuer die richtige "Plemperzeremonie". Dazu muss man allerdings Oolong bestellen, komisch eigentlich - mit Gruentee kann man doch auch plempern, aber der wird meist irgendwie einfach nur im Glas oder in der Tasse serviert. Uebrigens kann ich nach meiner Erfahrung nicht bestaetigen, was so viel behauptet wird: dass es dort furchtbar touristisch und viel zu voll waere. Heute waren wir zugegebenermassen ziemlich spaet da, da waren wirklich nur wenige Tische besetzt. Ok, ok, die Langnasenquote ist relativ hoch, aber das fuehre ich auch auf die fuer chinesische Verhaeltnisse extrem hohen Preise zurueck. Ich hatte jedenfalls noch nie ein Problem damit, einen Tisch zu bekommen. Der Feng Huang Oolong scheint mir uebrigens der beste zu sein.

Weitere Einkaeufe des Tages umfassten eine angeblich seidene Kleenextuecherschachtelhuelle (schoenes Wort ;-)) ) fuer 5 RMB (nicht zu fassen), einen neuen Knoten fuer meinen kleinen Drachenanhaenger aus San Francisco Chinatown fuer 4.5 RMB (auch nicht zu fassen, das geht so, dass man sich einen vorbereiteten Knoten aussucht, und dann werden die kleinen Jadeteilchen vom alten Anhaenger geloest und neu angeknotet, das dauerte mindestens 5 Minuten), sowie die titelgebende Sisyphusrolle. Das ist eine kleine Rolle eines offenbar speziell beschichteten Stoffs, der an zwei Stangen befestigt und mit (ich glaube 27 oder 30) jeweils diagonal und parallel zu den Kanten geteilten Kaestchen bedruckt ist, siehe Bild. Jetzt moegt Ihr, werte Leser, Euch fragen, was das soll und/oder was das ist. Aber jetzt mache ich es wie in "the story of the stone", wo jedes Kapitel mit dem Hinweis endet, dass man das naechste Kapitel lesen muss, wenn man wissen moechte, wie es weitergeht. Also, wer wissen moechte, was das ist, muss auf den naechsten Post warten. In der Zwischenzeit werden Wetten entgegengenommen.

Freitag, 15. Juni 2007

Rote Rosen

Eigentlich haette ich den gestrigen Post ja besser "Fuer mich soll's gelbe Pflaumen regnen" betitelt, damit niemand an die sprichwoertlich pflaumenblauen Zwetschgen denkt. Bei den namengebenden mei handelt es sich naemlich um die in Japan unter dem Namen Ume bekannte Pflanze/Frucht. Vor allem kann ich aber heute berichten, dass das mit der Regenzeit zum Glueck wohl nicht ganz so woertlich zu nehmen ist, denn das Wetter war heute eher angenehm, und zwischendurch waren sogar ein paar Sonnenstrahlen auszumachen. Die Temperaturen waren auch sehr angenehm, tagsueber warm und abends ein ganz kleines bisschen frisch. Was die betrifft, koennte es jetzt fuer meinen Geschmack 4 Monate dabei bleiben. Und meinetwegen kann es auch gern dazu noch rote Rosen regnen.

Donnerstag, 14. Juni 2007

梅雨 - mei2yu3

Heute bin ich mit einem Uebermorgen-Ex-Kollegen (will sagen: morgen ist sein letzter Arbeitstag hier) zum Mittagessen gegangen. Man muss schon fast "geschwommen" sagen, das Wetter war ja scheusslich heute! Furchtbar grau, so dass einem die (Wolken-)Decke auf den Kopf zu fallen drohte, und eben nass. Nach dem kurzen Weg zur Super Brand Mall und zurueck hatte ich nachhaltig nasse Schuhe und Fuesse, so dass mir sogar ein bisschen froestelig war am Nachmittag. Hoffentlich habe ich mir keine Erkaeltung gefangen ...

Jedenfalls brachte mir der o.g. Kollege ein neues Wort bei, mei2yu3 (sprich etwa me-i üh, mit langem ü). Das sei diese Regenperiode, die hier den Fruehling beendet. Sie dauere etwa 10 bis 14 Tage, und danach sei mit Sommerhitze zu rechnen. O je, so ein Wetter zwei Wochen lang? Zu Hilfe, ich krieg' Depressionen! Burkhard berichtete auch, dass bei diesem Wetter kein Schwein freiwillig vor die Tuer ginge und er deshalb trotz urspruenglich anderslautender Plaene doch lieber zu Hause geblieben sei. Der Regen war wirklich ziemlich heftig, und da das Wasser auch nicht ueberall so schnell ablaeuft, wuerden wirklich wohl nur Gummistiefel und ein langer Regenmantel helfen. Hoch lebe Friesland!

Meine Nachforschungen haben jedenfalls ergeben, dass die besagte Regenperiode unter dem Namen Tsuyu bekannt ist (mir aber bisher nicht), vor allem aus Japan. Das (sowohl in der chinesischen wie auch in der japanischen Form) heisst woertlich Pflaumenregen, aber keine Sorge, es regnet nur gewoehnliche Wassertropfen. Wer wissen will, was es mit der Bezeichnung auf sich hat, kann das hier nachlesen.

Montag, 11. Juni 2007

Ach ja ...

... das ist laestig, zur Zeit ist wieder irgendetwas los, so dass der blogspot geblockt ist. Und neuerdings sind auch diverse Schleichwege geblockt, so dass ich immer wieder nutzlos Zeit mit Pfadfinden verschwenden muss. (Dies ist so ein schoenes Beispiel, ueber das jetzt alle Verfechter eines guten Stils sich die Maeuler zerreissen koennen. Ich reisse mit!) (Will sagen: haette ich jetzt nicht diese selbstkritische Bemerkung gleich "zu Papier" gebracht, haette ich den Satz natuerlich korrigiert.) Wozu bloss? Die ganze Zeit zwischendurch war alles frei und bequem zugaenglich, und soweit ich gesehen habe, ist trotzdem nichts zusammengebrochen.

Im Chinesischunterricht machen wir jetzt immer heiteres Woerterraten - wie Montagsmaler, aber Malen ist natuerlich verboten, denn wir sollen ja dabei sprechen ueben. Eine/r bekommt ein Wort gezeigt, das er/sie dann dem/der anderen erklaeren muss. Wie schrecklich, wenn man nur so limitiertes Vokabular zur Verfuegung hat! Aber es ist bestimmt eine gute Uebung.

Ansonsten gab es heute den Schreck in der Abendstunde, hat doch der Rechnungsbezahlautomat Burkhards Bankkarte "gefressen". Habe ich eigentlich schon mal berichtet, wie man hier Rechnungen bezahlt? Zu einem der besagten Automaten gehen, den Barcode der Rechnung scannen, die Bankkarte einschieben, zwischendurch ein paar Tasten druecken, fertig. Das ist zwar immer noch etwas unbequemer als das Lastschriftverfahren, aber da im Yanlord Clubhouse, wo sich unsere Unterrichtsraeume befinden, so ein Automat steht, haelt sich der Aufwand in Grenzen. Das ist halt noch eine Nuance bequemer, als in die Raeume unseres Managements zu gehen, wo auch so ein Automat steht. Und nachdem der Automat, wie gesagt, die Karte vor der heutigen Stunde nicht mehr ausgespuckt und Burkhard das gleich an der Rezeption gemeldet hat, rief genau in dem Moment, als die Stunde vorbei war, jemand an, die Karte sei wieder da und der Automat jetzt als defekt gekennzeichnet. Dann ist ja alles im Lot! (Zum Einsetzen der Karte braucht man naemlich ueblicherweise immer die PIN und fast immer auch noch eine Unterschrift, so dass ich keine grossen Sorgen habe.)

Sonntag, 10. Juni 2007

Windrose

Heute war wieder einmal fauler Sonntag angesagt. Anders als gestern, wo es am Nachmittag ein bisschen blaute, war es zwar nicht dunkelgrau, aber doch hellgrau. Also kann ich mich heute auf die Aufloesung des kleinen interkulturellen Raetsels beschraenken. Natuerlich gibt es hier auch Norden, Sueden, Westen und Osten, auch wenn die nicht so heissen, sondern bei3, nan2, xi1 und dong1. Aber waehrend unsere Hauptachse Nord/Sued zu sein scheint, ist es hier Ost/West. Das sieht man an den Zwischenrichtungen, die nicht etwa beidong oder nanxi heissen, sondern dongbei und xinan respektive. Und ganz generell sind die Himmelsrichtungen hier im taeglichen Leben irgendwie praesenter, kommen sie doch in sehr vielen Namen vor. Wie z.B. in Xi'an = westlicher Frieden oder auch, den meisten bekannt, Beijing = noerdliche Hauptstadt. Auch Nanjing gibt es - und sogar Dongjing, wobei letzteres keineswegs in China liegt. Dabei handelt es sich vielmehr um Tokyo. Aber nicht nur in Namen sind die Himmelsrichtungen allgegenwaertig, noch mehr sind sind sie es auf den Strassenschildern, auf denen jeweils Osten und Westen bzw. Norden und Sueden bezeichnet sind. Und die laengeren Strassen teilen sich, aber das erwaehnte ich wohl schon einmal, in den explizit so bezeichneten West-, Mitte- und Ostabschnitt bzw. Nord-, Mitte- und Suedabschnitt. Ja, so ist das.

Samstag, 9. Juni 2007

Sommersamstag

Bevor wir den Rest von China unsicher machen, gibt es ja in Shanghai noch das eine oder andere zu sehen. Heute waren wir in Jiading, einem Stadtbezirk im Nordwesten der Stadt. Habe ich eigentlich schon mal erwaehnt, dass die Himmelsrichtungen in China ganz anders sind als in Europa? Ein echter Kulturunterschied! [Aufloesung spaeter.]

Jiading gibt es (als eigene Stadt) laut unserem Reisefuehrer schon lange (mehr als 2000 Jahre), und gerade jetzt scheint das ein aufstrebender Stadtteil (von Shanghai) zu sein. Die Hauptstrasse, auf der wir gekommen sind, wird gerade ueberarbeitet und soll sich offenbar zu einem Prachtboulevard mausern. Rund um das Gelaende des Konfuziustempels (der hier Kongzi Miao heisst und nicht Wen Miao wie in Shanghai City) und des Teichs der sich Treffenden Drachen (Hui Long Tan) gibt es schicke Boutiquen und Geschaefte und Coffeeshops (das ist, glaube ich, etwas anderes als Kaffeehaeuser). Und zu den beiden Sehenswuerdigkeiten der Stadt (ausser dem genannten Areal gibt es noch den Garten der Herbstwolken, den wir allerdings heute zu besuchen nicht geschafft haben) gibt es zweisprachige Wegweiser - was ich hier, ein wenig abseits der Touristenstroeme, durchaus bemerkenswert finde.

Im Konfuziustempel befindet sich nicht genau das, was man nach Lektuere des oben verlinkten Wikipedia-Artikels vermuten wuerde, naemlich ein angestaubtes Stadtbezirksmuseum mit langweiligen Exponaten von meist nicht einmal lokaler Bedeutung oder skurrilen Gegenstaenden diverser Provenienz. Nein, die Raeume beherbergen das "China Imperial Examination System Museum". Und das ist ueberhaupt nicht angestaubt, sondern vom Feinsten. Schoen praesentierte und zweisprachig beschriftete Gegenstaende und Bilder, gut ausgeleuchtet (zum Teil mit Bewegungsmelder) und in verschiedene Themenbereiche gruppiert. Das System zur Auswahl von Beamten hat es immerhin 1300 Jahre lang gegeben, von 605 bis 1905. Und ein bisschen bemerkenswert ist es ja schon, dass im feudalen China auch arme Schlucker etwas werden konnten, wenn sie ein bisschen schlau und vor allem ziemlich fleissig waren. Nett und offenbar bei Eltern mit Kindern wegen des erzieherischen Gehalts besonders beliebt war die Ausstellungshalle zur Durchfuehrung der Imperial Examination. Dort gab es unter anderem eine Auswahl von Spickzetteln und -tuechern zu sehen; die Kroenung war das Bild der von mir so getauften "Weisheitsweste" (siehe Fotoalbum). Auf alten Zeichnungen war aber auch zu sehen, dass auf ertappte Betrueger, zum Beispiel auch auf die, die einen "Ghostwriter" schickten, drastische Strafen warteten. Auf die Ghostwriter selber auch, wenn ich's richtig gesehen habe ... Hinter der Ausstellungshalle waren "Pruefungszellen" zu sehen, in denen die Prueflinge offenbar waehrend der mehrtaegigen Pruefung isoliert voneinander hausten.

Der Tempel bzw. das Museum hatte heute so etwas wie einen Tag der offenen Tuer, niemand wollte uns Eintritt abnehmen. Vielleicht aus Anlass der jetzt irgendwann stattfindenden Abschlusspruefungen an den Schulen? Wer weiss. Bei der Gelegenheit kann man auch verstohlen einen Wunsch bei Meister Kong anbringen. Zwar gibt es offenbar keinen Tempelbetrieb und keine Raeucherstaebchen und dergleichen, aber etwas verschaemt standen rechts und links der Konfuziusstatue in der Haupthalle (siehe Fotoalbum) doch diese Wunschaufhaengegestelle, die auch benutzt werden. Hoffentlich koennen die Wuensche den Meister auch ohne den "Botenrauch" erreichen ...

Nachdem wir uns sattgesehen und ein bisschen im Haupthof herumgesessen hatten (sehr idyllisch!), sind wir in den Park gegangen. Auch sehr idyllisch! Im dreigeschossigen Pavillon auf dem "natuerlich kuenstlichen" Berg im Teich haengt im Obergeschoss eine dieser grossen Bronzeglocken, die Burkhard fuer 10 RMB auch dreimal angeschlagen hat. Dazu kommt die Glockenwaerterin extra die rotlackierten Stufen herauf und entfernt das Vorhaengeschloss, das die Kette sichert, mit der der Glockenbalken fixiert ist.

Zum Abschluss haben wir noch bei "U.B.C. Coffee" einen Kaffee getrunken. Dazu hatten wir Mandeln und trockenes Rindfleisch bestellt, wobei zu unserer Ueberraschung erstere in der Schale serviert wurden. Da hiess es selber Nussknacker spielen ... Aber das Fleisch kam schon ohne Fell.

Donnerstag, 7. Juni 2007

Fahr'n, fahr'n, fahr'n mit der Schwebebahn

Ui, heute Morgen mussten wir aber frueh aufstehen, damit Ding Shifu unsere Gaeste um sieben Uhr morgens zum Longyang-Bahnhof bringen konnte. Wir sind mitgefahren, ich bis zum Bahnhof, Burkhard bis zum Flughafen (der wollte ja bloss mal Maglev fahren ... ;-)) ). Auf dem Bahnhofsvorplatz wurde fleissig Taijiquan geuebt, obwohl doch laengst sieben Uhr vorbei war, als wir dort ankamen, und ich verstanden habe, dass man das am besten um sechs Uhr morgens praktiziert ... Auf der Century Avenue waren andere Gruppen dann noch um kurz vor Acht beim Training.

Zum Flughafen ging es mit 301 km/h, zurueck mit 430 km/h, habe ich mir sagen lassen. Da war es dann offenbar schon neun Uhr durch. Nach gruendlichem Kofferfilzen hoffen wir dann also mal, dass die Heimreise gut geklappt hat. So langsam duerfte sie sich jetzt ihrem Ende entgegenneigen, dann haben die beiden auch sicher genug davon.

Ich war auf diese Weise schon um kurz nach acht Uhr im Buero und damit auf 'meiner' Seite definitiv die Erste. Am Abend hatten wir wieder Chinesisch, und es war wie immer ganz lustig. Da habe ich auch gelernt, dass der Maglev eine "U-Bahn" ist, jedenfalls heisst der besagte Bahnhof U-Bahnhof und nicht Eisenbahnhof. Ja dann ...

Mittwoch, 6. Juni 2007

Immer noch kein Kaufkater

Zwar hatte BBC fuer heute "plein soleil" angesagt (in breitem provençalischem Dialekt heisst das "plaeng ssolej", also volle Sonne), aber obschon die BBC sonst eher gut liegt mit ihren Vorhersagen, war es heute eher heiter bis wolkig. Am Vormittag mussten wir erst einmal die Brille fuer meine Mutter abholen - gut! Und richtig sehen kann sie damit auch. Ich habe dann noch mal fuer mich geguckt, aber nach langem Aussuchen eines Gestells sollte das dann schon 540 RMB kosten, "watt is' los?" So konnten wir leider nicht einig werden, egal - ich brauch' ja auch nicht wirklich eine. Waehrend wir auf Ding Shifu warteten, gab es offenbar eine kleine Razzia gegen die Lebensmittelverkaeufer/innen (vor allem Mais) - jetzt weiss ich auch, warum die "fliegende Haendler" heissen. Aber kaum war die Luft wieder rein, kamen alle zurueckgeflogen und nahmen ihre alten Plaetze (oder auch neue) ein, schmunzel!

Danach sind wir zum Antikmarkt in die Dongtai Lu gefahren. Das klingt wie unsere eigene Adresse, aber ein Blick auf die Zeichen zeigt, dass es sich um ganz verschiedene Dongtais handelt. Natuerlich gibt es da viel Troedel, sicher auch eine ganze Menge brandneuen, aber trotzdem ist es nett zum Bummeln und Gucken. Hinter den Buden gibt es auch Geschaefte, die sehen schon eher so aus, als ob es da echte Antiquitaeten gaebe. Unweit von dort befindet sich der Blumen- und Vogelmarkt auf der Tibet-Road, den wir dann auch besichtigten. Wenig Blumen, aber nicht nur Voegel, sondern auch Katzen, Maeuse und andere kleine Pelztiere, verschiedene Raupen, Schildkroeten, Krebse und Fische. Die Aquarienstaende waren mir irgendwie lieber als die mit den Voegeln - die sind zu laut! Laut sind auch die Staende mit den Grillen. Die sind ca. 5 cm lang und einzeln "eingekaefigt", entweder in geflochtenen Vielecken mit mehr oder weniger runden Loechern oder in kleinen Kaefigen aus Holz oder in durchsichtigen Plastikdosen. Ob die Chinesen die fuettern? Seltsam ... Vor dem Gebaeude konnte man einem Kaefigflechter bei der Arbeit zusehen. Vor dem Schliessen des Vielecks wurde durch die letzte akzeptable Oeffnung dann jeweils eine Grille "hineinpraktiziert".

Nachdem wir uns sattgesehen hatten, haben wir Burkhard zu Hause aufgesammelt und sind in den Jahrhundertpark gefahren, den wir mit dem Vierer-Tretauto unsicher gemacht haben, kreuz und quer durch den Park und um den See. Es ging dort heute eher beschaulich zu. Im Bonsaigarten gab es heute ausser den Bonsais (die zum Teil wirklich sehr schoen sind und/oder die Phantasie anregen, wie zum Beispiel der, der aus einer Richtung wie eine sitzende Gazelle und aus der anderen wie ein Seeloewe aussieht - leider hat Burkhard keine Bilder davon gemacht) ein mit einem spektakulaeren Spinnenseidenseil befestigtes Netz am Dach des Pavillons zu bestaunen. Nach zwei Stunden haben wir den Garten wieder verlassen und sind auf dem Fussgaenger-Boulevard, der geradewegs auf den Eingang zufuehrt, wieder bis zum Oriental Arts Center zurueck"gelustwandelt". Mit den Drachen vor der Silhouette von Lujiazui ergibt das auch schoene Ansichten.

Zu Hause wurden dann die gesammelten "Schaetze des Orients" auf dem Tisch ausgebreitet, zum Zwecke eines Dokumentationsfotos. Gut, dass der Tisch eine dicke Glasplatte hat, sonst haette er sich womoeglich unter den vielen Schaetzen biegen muessen! Jetzt werden noch die Koffer gepackt, und morgen um sieben geht es dann zur Maglev-Station.

Dienstag, 5. Juni 2007

Kaufrausch³

Das Sonntagsprogramm laesst sich mit dem Wort "Kaufrausch" kurz zusammenfassen: Zum Stoffmarkt fahren, das neue zweiteilige Seidenkleid anprobieren. Rock gut, Oberteil braucht noch eine Retusche. Und eigentlich moechte meine Mutter ja doch noch Seidentops zum Drunterziehen. Wir geben ein roetliches und ein gruenliches in Auftrag, passend zu den Toenen des Kleides - jeweils fuer 150 Yuan. Alle zucken ein bisschen, weil ich sie fuer Montag bestelle, stimmen aber zu. Der schon abzuholende Leinenrock passt auch, prima. Wir kaufen ausserdem noch Tuecher und lassen uns dann zum Konfuziustempel (Wen Miao) fahren. Schade, der Haupthof vor der Dacheng Hall ist gerade aufgerissen, so dass die Kalligraphiepavillons zu seinen Seiten nicht zugaenglich sind. Aber die Teekannensammlung, die Bibliothek und vor allem die Gelehrtensteinsammlung sind zugaenglich. Die Dacheng Hall selbst auch. Vor allem ist es wieder ziemlich leer und ruhig - das ist mit das Beste am Konfuziustempel. Als wir uns sattgesehen haben, nehmen wir nochmal ein Taxi, auch nur in die Fangbang Zhonglu am Jadegarten. Ketten, Kalligraphien, Tempel- und andere Schweine, Faecher, Drachen, Armbaender und was weiss ich noch wurden fuer vermeintlich oder tatsaechlich wenig Geld erstanden ... wie das eben so ist, im Rausch. Nur Wangdalong-Schaelmesser konnten wir nicht kaufen - die gibt es nicht. Selbst das kleinste Messer schien noch zu gross. Zwischendurch haben wir uns im Teehaus im Herzen des Sees mit Tee und den dazu gereichten Leckerli aller Arten gestaerkt. Und dann mussten wir uns auch schon ein bisschen beeilen: ohne gross rechts und links zu gucken zur Faehre, ueber den Huangpu und nach Hause. Dort rasch umziehen, dann ins Taxi zum Hotpot Shanghai. Das ist in Hongqiao, aber da die Strassen frei waren, kamen wir problemlos puenktlich an und wurden in dasselbe Séparé gefuehrt, in dem wir schon unsere Heiligabendmahlzeit eingenommen hatten. Mit "double choice"-Suppe, diversen Sorten Fleisch, Surimi, Aal, Pilzen, Gemuesen und Tofu war das sehr lecker. Und unsere Bedienung ja sooo suess, habe ich mir sagen lassen. Ein junger Mann, der auch ein bisschen Englisch radebrechte. Oder heisst das vielleicht radebroch? Passte jedenfalls zu meinem Chinesisch.

Das Montagsprogramm kenne ich mehr vom Hoerensagen, denn ich hatte keinen Urlaub. Am Vormittag ging es ins Stadtentwicklungszentrum auf dem Volksplatz, um das beeindruckende Modell von Shanghai und die Fotos von Pudong von vor 15 Jahren zu bestaunen. Ca. 1000 m² Flaeche bedeckt das Modell, mir ist voellig schleierhaft, wie ich es im letzten Jahr geschafft habe, das zu uebersehen. Jedenfalls habe ich es nicht gesehen, sowas aber auch! Am Nachmittag wurde in der Fangbang Zhonglu der Kaufrausch fortgesetzt, und dann mussten ja noch die Tops und das retuschierte Kleideroberteil im Stoffmarkt abgeholt werden. Und dann musste es heimwaerts gehen, denn wir hatten ja wieder Chinesischunterricht. Dafuer konnten sich meine Mutter und Renate dann mal in Ruhe erholen, diesmal wurde auch nur das Wasser gebracht, aber diesbezueglich hatte Burkhard sie schon vorgewarnt.

Das Dienstagsprogramm darf ich wohl auch als gelungen bezeichnen. Nach einem durchwachsenen Morgen incl. Regen und einem kurzen Abstecher zum Konsulat zwecks Beglaubigung einer Unterschrift sind wir zum Longhua-Tempel gefahren. An den Buden vor dem Eingang wurde schon wieder dem Kaufrausch gefroent. Ich sage nur Klangschale, Teetasse, Hornkamm ... Kaum dass wir den Tempel betreten haben, fing das Wetter an, deutlich besser zu werden, und der Himmel blaute sogar ein bisschen, super! Der Tempel ist ja auch schoen und war heute, an einem Werktag, sogar relativ beschaulich. So beschaulich offenbar, dass sich sogar die weisse, schwarz-ocker gefleckte Tempelkatze und ihre Artgenossen hervorgetraut haben. Hunger hatten wir nicht, so dass wir auf den Besuch des schoenen Buffetrestaurants verzichtet haben. Aber Tempelschweine mussten noch gekauft werden! Als es dann ganz sonnig war, sind wir zum Oriental Pearl TV Tower gefahren und haben sogar fuer die "Space Cabin" auf 350 m Hoehe (10 m hoeher als das JinMao Observation Deck) gebucht, und ich muss sagen, dass es sich gelohnt hat. Die Sicht war heute ziemlich gut, man konnte den Yangzi fliessen sehen, die beiden Bruecken waren superklar zu sehen (sind ja nicht weit weg, aber trotzdem oft gar nicht zu erkennen), und mit dem Licht, das Flecken auf das Haeusermeer warf, sah das alles toll aus. Vermutlich war dafuer das am Vortag besichtigte Stadtmodell die richtige Vorbereitung ... Danach gab es draussen an der Super Brand Mall einen kleinen Imbiss, und dann mussten wir uns schon wieder auf den Heimweg machen, uns umziehen und uns von Ding Shifu zur Shanghai Circus World bringen lassen, denn fuer heute hatten wir Karten fuer ERA - Intersection of time (zwei verschiedene Links). Wirklich sehr gelungen.



Mehr Fotos gibt's auf der eigenen Website http://www.era-shanghai.com/.

Die Erkenntnis dieses Morgens

Buersten mit Schweineborsten buersten besser als Buersten 'mit keine' Borsten.

Sonntag, 3. Juni 2007

Heilige Hoehen

Gestern waren wir am She Shan. Mit der Seilbahn sind wir heraufgegondelt, haben das alte Observatorium und die Kirche angesehen und sind dann zum Teegarten gegangen. Leider lag das Schau-Teehaus oed und leer, so ein Pech - zumal der Wind relativ frisch blies und mir das mitgebrachte Trinkwasser zu kalt war. So musste meine Mutter sich mit der Ent-Taeuschung begnuegen (sie hatte sich einen Teegarten ganz anders vorgestellt, ohne genau zu wissen, wie) und wir anderen damit, die Schmetterlinge zu beobachten und die Abstufungen der Gruentoene und -formen zu geniessen, von den runden Teestraeuchern ueber den fiedrigen Bambus zu den verschieden geformten Baeumen. Dann ging es zurueck ueber den Bambuspfad zum Seilbahneingang und mit der Seilbahn auf den oestlichen She Shan. Frecherweise musste man da Seilbahn und Eintritt getrennt bezahlen. Alles Nepp! Ich wollte ja vor allem den Schmetterlingspark sehen. Nun war aber die Enttaeuschung zunaechst bei mir: im ersten Raum aufgespiesste lokale Schmetterlinge an den Waenden, im zweiten aufgespiesste lokale und andere Schmetterlinge in Kisten und unter Mikroskopen, die meistenteils ihre guten Zeiten schon lange hinter sich gelassen hatten, im dritten eine Verkaufsausstellung mit Schmetterlingswaren, der Schwerpunkt lag auf chinesischen Zeichnungen von Leuten in traditionellen Gewaendern, wobei die Gewaender aus Schmetterlingsfluegeln collagiert waren. Als ich die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte, haben wir aber doch noch eine Voliere mit lebendigen Exemplaren gefunden. Das war dann schon besser, vor allem handelte es sich um eine Freiluftvoliere, also offenbar um lokale Schmetterlinge - oder jedenfalls um solche, die sich in diesen Breiten bzw. in diesem Klima wohlfuehlen. Und da waren schon sehr schoene Exemplare dabei! Nachdem wir unser Interesse durch hinreichend langes Verweilen belegt hatten, holte die "Aufpasserin" auch noch die "Brutkaesten" mit Raupen und Puppen hervor. Nett.

Danach waren alle ganz erschoepft, und wir haben die Heimreise angetreten. Leider war oder hatte (?) das Wetter waehrend des ganzen Tages nicht richtig aufgeklart, und auf der Rueckfahrt begann es sogar ein bisschen zu regnen. Die Spitzen des JinMao und des SWFC waren wieder nicht zu sehen, aber da wir kein besonderes Abendprogramm vorgesehen hatten, war das nicht weiter schlimm. Ich bin mit meiner Mutter zur Fussmassage gegangen, mit Rosenoel, ui! Ganz angenehm, und dabei konnte ich dann gleich noch ein bisschen Chinesisch ueben, denn der Masseur plauderte offenbar gern ein bisschen. Na ja, haette schlechter sein koennen ...

Freitag, 1. Juni 2007

Mir naehmet immer no' nix!

Gestern morgen bin ich erst noch ein bisschen ins Buero gegangen, trotz Urlaub, um eine kleine Einfuehrung fuer eine Schulung zu machen ... das Thema liegt mir schliesslich ein bisschen am Herzen. Auf der "Noch Fragen?"-Folie hatte ich diesen Satz auf chinesisch (schliesslich war es eine rein chinesische Audienz), mit einem kleinen Fehler, was ein grosses Hallo gab. :-))

Nach einem kleinen japanischen "Loentsch" (in echter Loriot-Aussprache) sind wir dann zum Stoffmarkt gefahren, haben unsere Sommer-Morgenmaentelchen abgeholt (nett!) (und wirklich seiden, wie der Feuerzeugtest - natuerlich nicht am fertigen Maentelchen, sondern beim Bestellen am Ballenrand - gezeigt hatte) und dann fuer meine Mutter gesucht. Schwierige Geburt, aber am Ende haben wir etwas gefunden, was jetzt auch hoffentlich schoen wird. Danach waren die Fuesse platt, und wir sind zum Volksplatz gefahren, um in der schicken (und ziemlich kalten) Lobby des Marriott einen Kaffee zu trinken. Nicht, dass ich eine Anhaengerin des Herumhaengens in schicken Hotellobbies waere, aber die besagte befindet sich in "The Rocket" (warum das Gebaeude wohl so heisst ...) im 38sten Stock (das duerfte so ungefaehr in dem Bereich sein, in dem die obere Haelfte gegen die untere Haelfte "verdreht" wird, auf dem Bild kann man hoffentlich halbwegs nachvollziehen, wie das gemeint ist) und bietet einen schoenen Ausblick auf den Volksplatz. Zwar war es schon ziemlich zugezogen, aber das hat trotzdem was. Bei Geschaeftsleuten scheint diese Lokation auch sehr beliebt zu sein, es wimmelte von Laptops und Mobtels. Den Kaffee (und Beinah-Essen, aber das war nur fuer die anderen Leute) gibt es da zu Wessiepreisen, klar.

Dann war es schon Zeit, sich auf den Heimweg zu machen, denn wir hatten ja Chinesischunterricht, den ich nicht gern ausfallen lassen wollte. Ausserdem waren die beiden Damen einer kleinen Ruhepause auch gar nicht so abgeneigt. Nachdem wir sie mit Schluessel und Telefon ausgeruestet und auf dem Sofa drapiert hatten, sozusagen, konnten wir beruhigt gehen. Mitten im Unterricht klingelte Burkhards Telefon - da wolle jemand was bringen, und wie, und was ... Hinterher hoerten wir dann, dass die erste Bewegung eine Abwehrgeste war, wie man sie nach 1000 Malen Anquatschen schon im Schlaf macht ... mir naehmet nix! Aber bei einigem Kombinieren stellte sich dann heraus, dass das nur die verspaetet gelieferten Sachen aus der Reinigung waren. "Ja, was haben wir da gelacht!"

Heute war es leider ziemlich grau und regnerisch, so dass ich meinen urspruenglichen Plan ueber den Haufen werfen musste. Wir haben ausfuehrlich gefruehstueckt und dann noch gequatscht und ueberlegt ... und sind dann nach Xintiandi gefahren, die Gruendungsstaette der KPC besichtigen. (Geheimtipp: Besonders zu empfehlen ist dort der Souvenirladen. Warum? Das ist das Geheime am Tipp.) Danach gab es einen Tee mit Knabberzeug (Walnuesse, Ginseng kandiert und knusprig, getrocknete Aprikosen und getrocknete Rot- oder Weissdornfruechte), und dann sind wir zum Blumenmarkt gefahren. Die ganzen Garagenlaeden gegenueber sind weg, und die Kalligraphiebedarflaeden auch - so ein Mist, darauf war ich doch ganz gespannt gewesen, denn die habe ich noch nicht gesehen! Danach haben wir von unseren Gaesten noch einen wunderschoenen Blumentopf mit einer hoechst dekorativen Pflanze bekommen, sieht ganz toll aus. Danke! (Man kann also nicht sagen, dass man mit den beiden keinen Blumentopf gewinnen kann, Gruss aus Kalau.) Ding Shifu musste sich schon wieder am Kopf kratzen, dabei passte sie diesmal wirklich problemlos in den Kofferraum.

Wir haben uns dann zurueck nach Xintiandi bringen lassen, um uns das 'Open Shikumen' anzusehen, ein museal hergerichtetes Shikumen, in dem zusaetzlich ueber das Projekt Xintiandi berichtet wird. Danach war es schon Zeit fuers Abendessen. Wir haben thailaendisch gespeist, jede/r eine der leckeren Suppen, ausserdem thailaendische Fruehlingsrollen, gruenes Curry mit Huhn und knusprigen Fisch mit suess-scharfer Sauce. Dazu Thai-Duftreis und zum Nachtisch im Teigblatt fritierte Banane. Lecker. Der Abend war zum Ausruhen und Sich-Pflegen, und nun sind schon alle im Bett. Dann geh' ich wohl besser auch.