Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


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Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Montag, 18. Juni 2007

Annyonghaseyo!

Guten Abend aus Korea! Ich bin gestern (Sonntag) Abend wohlbehalten nach einem kurzen Flug (nur ungefaehr 1.5 Stunden) in Incheon gelandet und habe die Taxifahrt zum "Hotel" wunderbarerweise weitgehend unbeschadet ueberstanden.

Wunderbarerweise, weil der Fahrer dauernd mit Handy am Ohr telefoniert hat (mag ja noch angehen), dann mehrere Minuten lang in den Menus des besagten Handys herumnavigiert hat (oder ist?), 140 km/h gefahren ist, wo 100 zugelassen waren, und sich in der Stadt entsetzlich benommen hat - fast wie in Shanghai, dabei scheint mir der Verkehr in Seoul normalerweise deutlich geordneter zu sein. Man sagt wohl "gefahren wie ein Henker". Und dazu lief im Taxi-Fernsehen vorn in der Mitte, wo bei anderen Leuten ein Navigationsbildschirm zu sein pflegt, eins der offenbar beliebten Kostuemdramen aus der Zeit irgendeines koreanisch-chinesischen Krieges, mit zornigen Kriegern, die koreanisch-markig aus dem Lautsprecher wetterten.

Weitgehend, weil das Ohr doch gelitten hat. Nicht wegen der Klimaanlage (der Frischluftstrom war so hart an der Grenze, und ich konnte mich die ganze Zeit nicht entscheiden, ob ich den Fahrer bitten sollte, die Einstellung zu veraendern, oder ob sie mir doch angenehm waere), sondern vor allem wegen der Fahrt, mit der ich wohl leider ueber dasselbe gehauen wurde. Und dann wollte er mich nicht mit Kreditkarte bezahlen lassen und mir keine Quittung geben, hat dann aber doch beides widerwillig getan. Nae, nae ... Machte deutlich ueber 100 Euro und damit weit mehr als ein Drittel der Kosten fuer fuenf (!) Uebernachtungen hier im "Stay7".

Das Wort Hotel hatte ich oben schon gleich in Anfuehrungszeichen gesetzt, denn es handelt sich um eine "serviced residence". Es scheint aber so zu sein, dass es mehr residence als service ist, kein Vergleich zum Beispiel mit dem Ascott. Sein Geschirr muss man hier selber abwaschen, falls man es denn benutzt (Essen gehoert hier nicht zum Programm, es gibt aber eine spartanisch ausgestattete Kuechenzeile) - aber soll keiner glauben, dass man es dann auch abtrocknen soll, denn ein Trockentuch gibt es nicht. Auf dem Zettel mit den Dienstleistungen des Hauses steht, dass die Raeume taeglich ausser sonntags "aufgeraeumt" werden - aber das stimmt auch nicht. Die Kollegen, die schon seit letzter Woche da sind, bemaengeln schon, dass seit Donnerstag oder Freitag nichts mehr gemacht wurde und die Muelleimer langsam ueberquellen, zumal sie sich etwas zum Essen gekocht oder geholt hatten, na prima ... Am Mittwoch findet eine Ungeziefervorbeugungsbehandlung statt, steht am Aufzug. Da haette ich einen weiteren guten Tipp ... - Handtuecher austauschen? Betten machen? Alles Fehlanzeige. Wenn morgen abend meine Papierkoerbe nicht geleert sind, geh' ich mich beschweren. Aber wie gesagt, sehr preisguenstig und in nur kurzer Taxientfernung zum Buero gelegen. (Wenn man wenigstens zu Fuss gehen koennte ...) Der Kunde zahlt ... nachdem bei meinem ersten Besuch in Seoul das Hotel "zu gut" war, kann ich dann jetzt wohl sagen, dass ich im Schnitt recht ordentlich untergebracht war. Auch nicht schoen uebrigens: Die Zimmer enthalten keinen Fluchtwegeplan, und fuer das stockfinstere Fluchttreppenhaus habe ich spontan keinen Lichtschalter gefunden. Nochmal na prima. Und irgendwie bringe ich hier keine Internetverbindung zustande, aber das scheint nicht am Stay7 zu liegen, sondern irgendwie an meinem Rechner. Komisch. - Uebrigens ist auch das Aeussere des Gebaeudes sehr ansprechend, man vermisst eigentlich nur die Gitter vor den Fenstern. Wenn man erstmal im Zimmer ist, wird man aber feststellen, dass sie tatsaechlich da sind: Fliegengitter naemlich, fest eingebaut. Das ist ja vielleicht mal gar nicht so schlecht. Allerdings muss ich wegen des erheblichen Laerms der Kreuzung direkt unter meinem Zimmer das Fenster sowieso nachts geschlossen halten und Verkehrslaerm gegen lautes Klimaanlagenrauschen tauschen.

Aber genug gelaestert. Oder halt, doch noch nicht: Rund um das Hotel sind hier an vielen Hausecken diese schraeg gestreiften, rotierenden Blickfaenger angebracht, die in Shanghai ein sicheres Zeichen fuer einen Friseurladen sind. Ich sagte also arglos etwas in dieser Richtung zu einem Kollegen, der mir daraufhin nach einem pruefenden Seitenblick mitteilte, dass man ihm gesagt haette, dass dies hier auf male-oriented services hinweise. Oooops! Das sind dann wirklich die kleinen interkulturellen Stolperfallen. Wie gut, dass ich nicht wegen des noch fruehen Abends auf die Idee gekommen war, mir einen kleinen Friseurbesuch zu goennen ... Und apropos interkulturelle Stolperfalle: die haben mir hier doch wirklich ein Zimmer im 13. Stock gegeben, und den 14. Stock gibt es auch! -

Interessant war auch der heutige Workshop: mit vier Koreanern, von denen aber nur einer "mit uns Langnasen" geredet hat, obwohl offenbar alle den Moderator sehr wohl verstanden haben. Das war jedenfalls mein Eindruck. Zwischendurch wurde immer viel auf koreanisch diskutiert, teilweise ganz im Tonfall der zornigen Krieger - da fehlte jetzt nur noch das passende Kostuem. :-)) Kamsahamnida fuer Eure Aufmerksamkeit!

P.S. Ach ja, vielleicht ist "der eine oder die andere" noch neugierig auf die Aufloesung des Sisyphusrollenraetsels. Hm, eigentlich ist dieser Beitrag ja schon ziemlich lang, aber ... ich versuche, mich kurz zu fassen. Bei dem beschriebenen Ding handelt es sich also um eine speziell beschichtete und (mit uebrigens nur 18 und nicht, wie faelschlicherweise behauptet, 27 oder gar 30 Kaestchen) bedruckte Stoffrolle, auf der man mit klarem Wasser kalligraphieren ueben kann. Die Zeichen kommen sehr deutlich schwarz auf hellgrauem Grund zur Geltung, so dass man sie ansehen und kritisieren oder wuerdigen (oder beides) kann, und man kann stundenlang abfallfrei ueben, denn nach nicht allzu langer Zeit verdunstet das Wasser natuerlich. Ist doch klasse!

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