Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


Wer weiterhin meine Bemerkungen über Gott und die Welt lesen möchte, klickt bitte hier:
Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Montag, 30. April 2007

Sehenswert

... war Burkhards Gesicht eben. Er nahm seine Brille ab und betrachtete sie, und die Linienfuehrung war schlichter denn je, das Objekt ganz puristisch gestaltet. So puristisch, dass es nur aus zwei Glaesern, zwei Ohrenbuegeln und einem Nasenbuegel bestand. Kein unnoetiger Schnoerkel stoerte das klare Design. Aber wo waren die "Nasenaufleger" geblieben? Na, wo schon: auf der Nase!

Spezielle Dienste

Ich habe nun angefangen, den Reisefuehrer ueber Kambodscha zu studieren, denn das soll ja unser naechstes Urlaubsziel werden. Oder besser sollte, denn nach Beginn des Studiums habe ich als optimale Reisezeit das naechste chinesische Neujahr identifiziert. Wir muessen uns also fuer dieses Jahr etwas Anderes ueberlegen, wobei ich China erstmal ausgeschlossen habe, in der Annahme, dass es sich lohnt, noch ein Jahr zu warten, da dann meine Sprachkenntnisse besser sein werden. Fuer alle anderen Laender der Region gilt ja frustrierenderweise, dass meine Sprachkenntnisse naechstes Jahr genau so schlecht sein werden wie in diesem Jahr. Vielleicht Malaysia, worauf der grosse Reisefuehrer aus der Reihe "Insight Guides" mit Bild und Text durchaus Appetit macht. Die sind von der Art her so wie die DuMont-Reisefuehrer, mit denen ich ja meist sehr gut klarkomme. Deshalb hatte ich fuer Kambodscha auch den Insight-Kompaktfuehrer gewaehlt, an dem ich jetzt schon tagelang Vergnuegen habe. Eine schoene Formulierung lautet "visitors from Siem Reap who are suffering from temple fatigue", klasse! Aber das Beste findet sich im Spezialtipp fuer erschoepfte Besucher von Angkor Wat. Da heisst es naemlich "... places offering reflexology and other traditional styles of massage, as these are less likely to provide male-oriented services ..." Geniale Formulierung! In der Shanghai Daily heisst die einschlaegige Frage auf der Anzeigenseite "Do you like a massage with a happy end?" Buohahaha!

Sonntag, 29. April 2007

Meet the artist

Nae, nae ... also das mit dem Wetter hier laesst zu wuenschen uebrig. Nachdem gestern schoenes, sommerliches Wetter war (wenn auch mit zunehmend grauem Himmel, durch den die Sonne ein bisschen an truebe Tasse erinnerte), ist heute wieder Sonntagswetter: dunkelgrau und Regen. Aber wenigstens war das ja heute nicht so schlimm. Denn in der Zeitung war zu lesen gewesen, dass eine Ausstellung der Schweizer Kuenstlerin Renata Schalcher mit "vivid calligraphy" nur noch bis heute im Shanghaier Kunstmuseum zu sehen sei. Da musste ich natuerlich hin! Wir haben dann nach einem mittaeglichen Milchkaffee ein Taxi genommen. Da macht sich die Naehe zum JinMao bezahlt, denn gemaess vielzitierter Erfahrung sind Taxen genau dann nicht zu bekommen, wenn man sie am meisten braucht: wenn es regnet. Aber am JinMao fahren immer welche vor, so dass wir nur ca. 1 Minute zu warten brauchten. Die Fahrt zum Volksplatz hat dann allerdings trotzdem gut 45 Minuten gedauert und 31 RMB gekostet, nicht zu fassen, diese Verstopfung am Sonntag! Zurueck ging es spaeter in maximal 15 Minuten fuer 16 RMB ...

Im Museum an der Kasse haben die Maedels erst einmal dumm geguckt ... die wussten offenbar gar nicht, was fuer Ausstellungen da alles so laufen. Die Ticketabreisserin habe ich auf Chinesisch gefragt, wo die "Western style calligraphy" zu finden sei, weil ich zu dem Zeitpunkt noch dachte, dass es sich um solche handele. Sie hat uns ins san lou, das 2. Obergeschoss, das in China ja 3. Stock heisst, geschickt. Da war aber nichts zu finden. Wir haben etwas irritiert herumgeschaut und sind dann mal noch eine Etage heraufgegangen, und siehe da! Ob sie's nicht wusste oder ob sie extra die Langnasenzaehlung "eingeschaltet" hatte?

In der Shanghai Daily hatte es einen ganz schoenen Artikel ueber diese uebrigens nur wenige Tage lang (18.-29. April) gezeigte Ausstellung mit dem mir voellig unbegreiflichen Titel "Flash to the Future" gegeben. Da bin ich aber froh, dass wir das noch geschafft haben! Schoene Sache, wenn auch "much of the same": Grosse, einzelne Zeichen, mit offenbar riesigen Pinseln auf grossen, am Boden liegenden Boegen geschrieben. Auch mit mehreren Grautoenen in einer offenbar ganz interessanten Technik. Die Kuenstlerin war auch zugegen, wollte die Technik aber leider nicht verraten, da ihr chinesischer Lehrer ihr dies ans Herz gelegt hat. Bestimmt was ganz Simples ... sie hat aber verraten, dass sie das Papier nicht nur von vorn bearbeitet, sondern auch von der Rueckseite. Hm.

Textinterpretation ist nicht ihr Ding, wie gesagt: das sind alles einzelne Zeichen, von denen wir auch schon einen hohen Prozentsatz (> 95%) kannten. Sonne, Mond, Schnee, Schwein, Pferd, Vogel, Drachen, Phoenix ... von dieser Kategorie. Dies gibt einen kleinen Eindruck. Auch der zweite Typ von Werk ist nicht am Text interessiert, sondern an der Grafik. Die Stuecke heissen alle "Raster" und bestehen aus gleichmaessig ueber das Papier verteilten Zeichen, die jeweils ein eigenes Feld - eines Rasters, eben - in Anspruch nehmen. Und dann gibt es noch die "Decompositions". Das sind Ausschnitte aus solchen grossformatigen Zeichenbildern, die einzeln oder in Gruppen neu zusammengestellt sind. Nicht uebel. Aber eigentlich ist sie halt Bildhauerin.

Sie berichtete, es sei sehr spannend, wie sie ihren chinesischen Lehrer gefunden habe. Erst habe sie 5 Stunden lang diskutiert, und auf die Frage, ob er sie denn nun unterrichte, habe sie ein Schulterzucken geerntet. Er muesse erst ihr Atelier sehen. Das war ein Atelier in der Moganshan Road, eins fuer Kuenstlergaeste, in dem sie im letzten Herbst drei Monate lang gearbeitet hat. Sie haette alles vorbereitet und zusammengepackt und sei dann mit nichts gekommen. Nachdem der potentielle Lehrer das Atelier gesehen hatte, hat er sich bereit erklaert, sie zu unterrichten, und ist gegangen. Und dann sei er einfach jeden Sonntag gekommen, zusammen mit der Dolmetscherin. Sie muesse auch die japanische Kalligraphie ganz vergessen und jetzt chinesisch kalligraphieren, hat er gefordert (worueber sie anmerkte, dass das aber eigentlich kein grosser Unterschied sei ... na gut, dass das ausser mir keiner gehoert hat ;-)) ). Sie habe dann jede Woche 1200 Zeichen ueben muessen, die habe er in den ersten Wochen auch genau kontrolliert und nachgezaehlt. Und dann habe das freiere Arbeiten begonnen. Und Honorar habe er nicht genommen. Sie hat mich ermutigt, mein Projekt, Unterricht zu nehmen, in die Tat umzusetzen, und ihr Tipp war, nur das beste Papier zu kaufen. Das sei fuer uns immer noch erschwinglich und mache so viel mehr Vergnuegen als schlechtes ... Ja, das kann ich bestaetigen, zwar noch nicht von Reispapier, aber vom klassischen Aquarellpapier.

Ausserdem gab es noch zwei grossformatige Acrylbilder, ein gruenes ("Jade") und ein rotes ("rot"), und einige kleinere "Taenzer" aus Stahl. Das sind abstrakte Stuecke, ca. 40x40x40 ccm gross, schoen. Vergleichbares kann man hier anschauen, wenn man etwas herunterblaettert.

Wir besuchen dann noch die Fotoausstellung eines franzoesischen Suedchinareisenden - gute Fotos, ziemlich ungeschminkt. Die Kroenung war das Bild einer kleinen, niedrigen Huette auf einem Berg, mit weitem Blick ueber eine majestaetische Gebirgslandschaft, offenbar am Ende der Welt, mit einem - man glaubt es einfach nicht - Billardtisch. Samt Baellen und Queues. Einfach so auf dem freien, natuerlich ungepflasterten Platz vor dem Haeuschen.

Nach dem Besuch des Museums haben wir dann wegen des schlechten Wetters auf den Kaffee mit Aussicht aus dem Marriott-Hotel (das sich im Gebaeude befindet, das als "The Rocket" bekannt ist) verzichtet und lieber ein Taxi heim geangelt. Ging auch einigermassen trotz des Wetters, man muss halt ein bisschen Glueck haben und eins finden, aus dem gerade jemand aussteigt. Hier im Skyline Mansion Clubhouse hat gestern ein Massagesalon aufgemacht. Den haben wir dann gleich noch ausprobiert. Ohne Termin, zu zweit - dafuer gibt es die Raeume mit zwei "Knettischen". Eine einstuendige Ganzkoerpermassage fuer 70 RMB pro Person, da kann man nicht meckern.

Samstag, 28. April 2007

Tee und Leckerli

Heute waren wir nach laengerer Zeit mal wieder in der alten Chinesenstadt. Wir haben ein bisschen in einem weniger touristischen "Supermarkt" fuer "Antiquitaeten" (die Anfuehrungszeichen, weil sicher das Meiste weniger alt ist als es sich gibt) herumgestoebert. Natuerlich ist der auch fuer Touristen, aber es ist nicht sooo voll, und vor allem wird man nicht so viel und aufdringlich angelabert. Jade, Tuerbeschlaege, Holzkisten und -truhen, Schnitzereien und was weiss ich nicht alles noch gibt es da. Wenn man eine Treppe hinaufgeht, kommt man in einen Bereich, in dem heute offenbar ueberhaupt sehr wenig Kunden herumliefern, dafuer waren dort viele Anbieter zugegen. Eine nicht unerhebliche Anzahl von ihnen legt sich im Liegestuhl schlafen, andere legen Patiencen oder unterhalten sich mit dem Nachbarn - ganz eigene Stimmung da oben.

Danach hatten wir erst einmal Teedurst und sind in ein ebenfalls sehr nettes Teehaus im ersten Obergeschoss eines der Haeuser in der Fangbang Zhonglu gegangen. Burkhard hatte Plemper-Oolong - macht ja auch irgendwie Spass, dieses Herumgeplempere mit einer kleinen Teekanne mit Deckel, einer kleinen, innen glasierten Kanne ohne Deckel, dem winzigen Teetaesschen und dem nicht groesseren, aber hohen schmalen Duftwuerdigungsbecherchen. Dazu ein Teesieb und das Teeboot aus Holz und eine grosse Thermoskanne mit heissem Wasser - fertig ist die chinesische Teezeremonie. Einziger Nachteil gegenueber dem Huxinting-Teehaus: hier wird zwar mit (toenernem) Schweinchen auf dem Teeboot serviert, aber ohne Leckerli. Dafuer gab es aber Live-Musik: zwei aeltere Herren, die zwischendurch immer rauchten (meine Lieblingsmarke Double Happiness) und Tee tranken, spielten die zweisaitige chinesische "Geige", die Erhu genannt wird, und eine Art Zither. Das gibt zusammen diesen sehr typisch chinesischen Klang.

Wegen der nicht servierten Leckerli - und "wegen ueberhaupt" - haben wir uns hinterher noch fuer unser erstes Strassenessen in einer kleinen Schlange angestellt. Schlange ist schliesslich immer ein gutes Zeichen. Hier wurden kleine Kuechlein gebacken. Jeweils sieben in einer Mischung aus Crêpespfanne und Muffinbackblech. Mit einer Fuellung aus (vermutlich) roten Bohnen und Kakao, kandierten Keine-Ahnung-was-genau-das-war, bestreut mit Sesam und geschaelten Kuerbiskernen (?) und Zucker und dann in einem kleinen mobilen Oefchen gebacken in der Zeit, in der die naechste Portion vorbereitet wird. 2 Yuan das Stueck, und mit herrlichem Duft. Schmeckte auch gut, aber der Duft war noch ein bisschen besser als der Geschmack. Hmmmm!

Donnerstag, 26. April 2007

Elektrische Schatten

Dian4ying3 - das ist Kino. Was es nicht alles fuer Massnahmen gibt, um die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern! Gab es doch heute Kinogutscheine - na so was! Fuer das Kino hier "um die Ecke" in der Super Brand Mall und fuer eins in Xujiahui. Gerade rechtzeitig fuer die herannahende Festwoche, denn naechste Woche goennen wir uns hier nicht nur den ersten Mai, sondern gleich den 1., 2. und 3. als Feiertage! Das kommt mir auch gerade recht, denn irgendwie war die letzte Zeit doch ein bisschen anstrengend. Dann wollen wir mal sehen, was es denn alles fuer schoene Filme gibt, am liebsten eOmcU (englisches Original mit chinesischen Untertiteln). DOmcU waere ja auch o.k. ;-) Und auch mal sehen, was wir sonst noch so Schoenes machen koennen. Zum Verreisen sind wir jetzt wohl etwas spaet dran, zumal - wie fuer das chinesische Neujahr - natuerlich die Empfehlung gilt, an diesen Tagen aufs Reisen zu verzichten. Aber vielleicht koennen wir noch einen Ausflug in die Umgebung machen. Im Moment wird das Wetter offenbar ganz angenehm. Heute mittag war es richtig warm und sonnig und heute abend lau. Und die Baeume sind jetzt auch gruen. Man kann sie also als Maibaum ausreissen ... ;-)))

Ein Nachteil der Feiertage ist aber, dass es dann naechste Woche auch keinen Chinesischunterricht gibt, denn unsere Xiao Li faehrt morgen heim nach Henan. So was Dummes, da kommen wir ja gar nicht voran, nachdem wir jetzt schon wegen meiner Reisen zwei Wochen pausieren mussten. Vor allem sind die Pausen schlecht verteilt. In der aktuellen Lektion haben wir uebrigens alles fuer den Friseurbesuch gelernt ... na denn men tou, aber das ist jetzt nicht pinyin (Tuer Kopf), sondern westfaelisch! Und ich kann jetzt auch endlich auf Chinesisch erzaehlen, was mein Friseur mir gesagt hat: "Sie haben keine Frisur, Sie haben nur Haare!" Ni3 mei2 you3 fa4xing2, ni3 zhi3 you3 tou2fa! [Ja, genau - auch im Chinesischen gibt es Fasching - aber da hat es nur indirekt mit Karneval zu tun, das heisst naemlich Frisur.]

Dienstag, 24. April 2007

Ein Null Null


Ja, wenn einem beim 100sten Post gar nichts Besonderes mehr einfaellt, dann doch noch die uralten Grundbeduerfnisse ... wem das zu unflaetig ist, der moege auf die Lektuere dieses Artikels verzichten. Moegliche Shanghaireisende mag es aber interessieren.

Als Prolog kann ich noch die unterschiedlichen Sichtweisen unserer beiden Chinesischlehrerinnen in Deutschland zum Besten geben. Hatten wir bei Angie aus Singapur das Wort ce4suo3 gelernt, das auch im HanDeDict mit Toilette (und nicht Klo) uebersetzt wird, war das Jufang (aus Mainland China) ueberhaupt nicht fein genug. Bei ihr sollten wir lieber in einen Waschraum gehen, einen xi3shou3jian1. Wobei ich ja immer Sorge habe, ob in einem Waschraum vielleicht nur Waschbecken sind ... ;-)) Vielleicht sollte ich ihr zu Ehren den Artikel in "Waschraumgeschichten" umbenennen?

Ich muss jedenfalls sagen, dass meine Erfahrungen hier weniger schlimm sind als vielleicht erwartet, steht doch in einem meiner Reisefuehrer, dass die Toiletten mit zum Gewoehnungsbeduerftigsten in Shanghai gehoeren - die Ansicht teile ich nicht, denn oeffentliche Toiletten sind ja auch in unserem ach so feinen Deutschland nicht immer ein schoenes Thema. Wie schon berichtet, die allerfeinsten Toiletten gibt's im Buero, mit immer frischem Folienschlauchbezug und im Winter sogar beheizt (nach dieser Definition ist immer noch Winter ... zumindest teilweise). Und mit handgewickeltem Toilettenpapier, denn Rollen, die schon ziemlich leer sind, muss man natuerlich austauschen, aber die Reste kann man ja nicht wegwerfen, sondern die muessen auch noch ihrer Bestimmung zugefuehrt werden. Zu Hause thronen wir auf leicht versnobter Villeroy&Boch-Keramik, und danach gibt es alle Abstufungen.

Etwas gewoehnungsbeduerftig finde ich tatsaechlich die weit verbreitete Sitte, dass ein oder zwei Stufen zu dem Toilettenbereich hinauffuehren - beim Hineingehen sieht man es ja, aber da muss man wirklich aufpassen, dass man hinterher nicht herausfaellt. Wobei ich mir Hineinstolpern auch nicht sehr angenehm vorstelle ... In Kuala Lumpur gab es uebrigens auch ein "Etablissement", in dem es zunaechst eine Stufe hinunter ging. Mal was Anderes! Aber zurueck nach China: Auch weit verbreitet sind diese "Stehklos" (bestimmt gibt es fuer die auch eine richtige Bezeichnung à la 'Auslegeware'), die im Familiensprachgebrauch wegen der einzunehmenden Koerperhaltung als "Hockgraeber" bekannt sind, wahlweise ganz flach in den Boden eingelassen oder mit einem conchenfoermigen Vorderteil vor den Trittseiten, dessen Zweck sich mir nicht ganz erschliesst. (Lenkung des Wasserflusses bei kraeftiger Spuelung?)

Zwei besondere "Highlights" muss ich aber noch separat erwaehnen: Die Toiletten im Longhua-Tempel und die im Hualian-Supermarkt in der Daxing-Strasse. Im Longhua-Tempel reichen die Trennwaende nur etwa bis in Brusthoehe hinauf, und es sind natuerlich Stehklos. Das ist sehr unbehaglich, eben ein massiver Eingriff in die Privatsphaere. Auch wenn sie natuerlich hoch genug sind, dass man oder frau sich dahinterducken kann. Eigentlich nicht schlimm, aber irgendwie bloed. Im besagten Supermarkt gibt es einen durchgaengigen gekachelten Graben, ca. 30-40 cm breit. Hell gekachelt und offensichtlich mit regelmaessigem Wasserfluss, also nicht wirklich furchtbar, aber doch angsteinfloessend wegen der grossen Oeffnung, in die man ja hineinfallen koennte ... was mir zum Glueck nicht passiert ist.

Von Burkhard hoere ich, dass auf den Herrentoiletten schon mal gern eine glaeserne Ablage in Stirnhoehe angebracht ist, an der man sich dann leicht mal eine Beule holen kann - weshalb alle weiter vor den sehr tief angebrachten Urinalen stehenbleiben, als gut ist ... das Ergebnis kann sich jeder selbst ausmalen. Sehr geschickt geregelt!

Uebrigens zur allgemeinen Beruhigung: es gibt hier wirklich viele oeffentliche Toiletten, man findet eigentlich ueberall welche. Einige sind richtige kleine Toilettenpalaestchen, schicke kleine Gebaeude mit Stahl und Glas oder sonstwie ein Schmuck fuer die Umgebung. Hier muss man natuerlich Eintrittsgeld bezahlen, fuer das man dann auch ein bis zwei Blatt Papier in die Hand gedrueckt bekommt. Das hat allerdings meist ein etwas groesseres Format als das deutsche Standardtoilettenpapierblatt.

Ganz bloed ist allerdings hier die Unsitte, die Tuer nicht zu verriegeln - wie oft bin ich schon in besetzte Kabinen hineingeplatzt, echt unangenehm! Warum kann man oder eben vor allem frau nicht einfach zusperren??

Zur Foerderung des Wohlgeruchs werden oft Raeucherstaebchen abgebrannt - gar nicht so bloed. Mit diesen Rauchschwaden will ich die Klogeschichten nun aber beenden. Wer mehr hoeren moechte, dem kann man vielleicht die Ausfuehrungen der Missfits ueber das besondere Verhaeltnis von Maennern und Baeumen empfehlen. Litfasssaeulen sind naemlich in Wirklichkeit Lesebaeume! ;-)) (Leider habe ich trotz halbwegs gruendlicher Suche hierzu keinen Link gefunden, man greife also auf sein eigenes Videoarchiv zurueck ...)
Lieber nochmal kurz zurueck zu den Waschraumgeschichten, denn danach soll man sich ja immer die Haende waschen. Jawohl, das moechte ich bekraeftigen: die Haende, im Plural! Hier sehe ich allerdings oft, dass entgegen der weit verbreiteten Ansicht ueber guanxi, Beziehungen (in Koeln heisst das Kluengel), nicht etwa die alte Regel gilt, dass eine Hand die andere waescht. Hier wird oft nur eine Hand gewaschen, oder genauer eher die Finger einer Hand. Hm.

Sonntag, 22. April 2007

Qualitaet

Ich hoerte gerade ein Maedel, das auf DW-TV ueber ein Konzert von Tokio Hotel mit folgenden Worten berichtete: "Ich bin beinahe in Ohnmacht gefallen, also muss es gut gewesen sein!" Na, da weiss ich was Besseres: die Aerzte (aber nicht unbedingt die Band). Da gibt es eine ganze Reihe, die so gut waren, dass ich tatsaechlich in Ohnmacht gefallen bin!!

Noch mehr Malaysia-Schnipsel

Schnipsel 1. Einen Nachtrag habe ich noch zum Besuch im Tempel, die Haartracht der Moenche oder Priester oder Swamis oder Gurus betreffend: Fuer meine Augen frappierend waren die glatten, wasserstoffblonden (!! jawohl, die waren nicht einfach weissgrau) Haare eines von ihnen, die im Nacken zu einem Dutt gebunden waren. Irgendwie eine schicke Frisur, die jeder Dame im Designerkostuem Ehre machen wuerde. Bestimmt verleihen diese ganz hellen Haare eine besondere Heiligkeit.

Schnipsel 2. Malaysisch scheint doch irgendwie wesentlich einfacher zu sein als zum Beispiel Chinesisch, auch wenn es erstmal nicht sooo einfach aussieht. Anders als auf Koreanisch braucht man zwar mindestens drei Gruesse (selamat pagi, selamat tengah hari, selamat petang) fuer guten Morgen, Tag, Abend, und auch das Sich-Bedanken ist (wie auf Koreanisch) mit fuenf Silben irgendwie kompliziert (terima kasih), aber dafuer gibt es in dieser Sprache eine Reihe von englischen Woertern (wie imigresen = immigration, und wenn man anhand dieses Beispiels verstanden hat, wie das -sen fungiert, versteht man auch gleich stesen = station - noch einfacher ist das teksi) oder sowas Internationales wie Restoran. Und alles in lateinischen Buchstaben! Wer ein bisschen schnuppern moechte, kann das zum Beispiel hier (Gruesse in Lektion 11).

Schnipsel 3. Es kommt natuerlich nicht von ungefaehr, dass es hier so viele englische Woerter gibt. Man feiert gerade 50 Jahre Unabhaengigkeit von Grossbritannien, wenn ich das Datum richtig im Kopf habe, wurde am 31. August 1957 die britische Flagge auf dem Unabhaengigkeitsplatz zum letzten Mal eingeholt. Daher gibt es die grosse Kampagne "Visit Malaysia 2007".
Neben der Sprache gibt es einige weitere Erbschaften, zum Beispiel den Linksverkehr und die Staatsform der konstitutionellen Monarchie. Im Reisefuehrer habe ich gelesen, dass Malaysia eine von zwei Wahlmonarchien sei. Es gibt naemlich 9 koenigliche Familien, die 9 der 13 Provinzen zu regieren pflegten (mit dem Titel Sultan, die uebrigen pflegten einen Gouverneur zu haben). Damit auch jeder mal drankommt, wechselt der Koenig alle fuenf Jahre, wobei nicht das Volk waehlt, sondern die Gesamtheit der koeniglichen Familien. Womoeglich faellt nicht jedem gleich ein, welches das andere Land mit Wahlmonarchie ist: der Vatikan, so sagt jedenfalls der Reisefuehrer. Anderswo habe ich gelesen, dass es die Vereinigten Arabischen Emirate seien.

Schnipsel 4. Wo wir schon bei Koenigen sind: Schon gewusst, dass der rote Teppich nur zweite Wahl ist? Gelb ist die koenigliche Farbe, und nur Koenige duerfen ueber den gelben Teppich gehen. Fuer andere Staatsoberhaeupter und sonstige Wuerdentraeger kommt der besagte rote Teppich zum Einsatz. Angeblich war es frueher unter Androhung von Haftstrafen verboten , gelbe Kleidung zu tragen. Heute sei das bei Anlaessen, zu denen der Koenig auftritt, immer noch nicht gern gesehen.
Uebrigens war gerade Koenigsgeburtstag. Aus diesem Anlass inseriert jede Firma, die auf sich haelt, ganzseitig ihre Glueckwuensche in der Straits Times. Und ueberall haengen gelbgrundige Plakate mit dem Koenig und seiner Koenigin. Daulat tuanku! (Das heisst vermutlich sowas wie "Hoch lebe der Koenig!", oder so aehnlich.)

Schnipsel 5. Abends sieht man so kleine Bewegungen an den Haeuserwaenden - Geckos! Einen kann ich mal aus etwas groesserer Naehe sehen - es handelt sich um kleine (weniger als 10 cm), quasi farblose (hell-graubraune), offenbar nachtaktive Tiere. Moegen sie recht viele Insekten vertilgen! Der eine, den ich aus relativer Naehe sehe, teilt sich die Wand mit einem Insekt, das er wohl nicht vertilgen wird ... nicht, dass es umgekehrt geht ... Es handelt sich vermutlich um eine Schabe, ca. 3-4 cm gross. Ich traue mich nicht, die beiden zu fotografieren, aus Furcht, die Schabe koenne mich, vom Blitzlicht aufgeschreckt, anspringen. Uah! Bei dem Gedanken ueberfaellt mich leichte Panik ...

Schnipsel 6. Trotz der vielen Chinesen und Inder ist Malaysia ein muslimisches Land. Allerdings passt zum allgemeinen easy going style gut, dass die Kleiderordnung fuer Frauen offenbar nicht sehr streng ist. Zwar gibt es viele mit Kopftuch, und einmal habe ich sogar jemanden in diesem Ganzkoerperbekleidungsstueck (Burka heisst das wohl) gesehen, aber andererseits gibt es auch die Frauen in freizuegigen Tops und Miniroecken (und nicht bloss Touristinnen), bei denen ich mich frage, wie die es schaffen, sich nicht zu erkaelten in diesen kalten Malls, Hotelbars, Restorans und so weiter ... brr! Wo ich gerade bei Kleidungsstuecken bin: die traditionell indische Kleidung, die die Tempelbesucherinnen im Sri Mahamariamman Hindu Temple trugen, umfasst als typisches Stueck den Sari, aber hier kamen noch jeweils passende Untergewaender dazu. Der Sari selber ist nur das grosse Tuch, das man um den Koerper drapiert.

Schnipsel 7. Wieder eine der kleinen Erfahrungen, die mit dem eigenen Erfahrungsschatz kollidieren: das tropische Klima. Am ersten Morgen, als ich im Hotelzimmer aufwache, ist die Fensterscheibe ganz beschlagen. Ich wundere mich, ich habe doch am Abend nicht geduscht, und die Klimaanlage war doch an, wo kommt denn die ganze Feuchtigkeit her? War natuerlich alles Quatsch, die Scheibe war selbstredend von aussen beschlagen und nicht von innen. Schmunzel.

Schnipsel 8. Das Besichtigungsprogramm am Donnerstag umfasste einen Besuch der Petronas (Betonung auf der ersten Silbe, so heisst die staatliche Erdoelfirma) Twin Towers, des Menara KL, des Koenigspalastes (auf den wir natuerlich nur einen Blick von aussen werfen konnten) und des Unabhaengigkeitsplatzes. Ausserdem fuhren wir durch die ausgedehnten Gruenbereiche der Lake Gardens, in denen es so schoene Sachen wie Hibiskusgaerten, eine Skulpturenausstellung etc. geben soll - aber das weiss ich nur vom Hoerenlesen.
Der Besuch der Twin Towers ist eigentlich nicht sooo toll, kann man doch nur in die 42ste Etage auf die Skybridge fahren. Ungefaehr so hoch duerfte ja auch das Skyline Mansion sein ... Und dann faehrt man in Aufzuegen, die wie Lastenaufzuege aussehen. Und da man nur auf der Bruecke ist, kann man natuerlich nicht herumgehen. Bevor man hinauffahren darf, gibt es einen 3D-Werbefilm fuer Petronas. Ich habe natuerlich wieder nichts davon, aber dafuer haben wir mit den dunklen Polarisationsfilterbrillen alle ganz schoen cool ausgesehen. Mafia convention, wie einer der Teilnehmer anmerkte. ;-))
Am interessantesten ist noch die Ausstellung im Eingangsbereich. Und die Information, dass einer der Konferenzorganisatoren sich um 6:15 Uhr in die Kartenschlange gestellt hat, um fuer uns Karten zu besorgen. Um die fruehe Zeit war sie noch kurz, die Schlange, aber um acht Uhr, als der Verkauf oeffnete, waehnte er ca. 300 Leute hinter sich ... man kann naemlich nur Karten fuer den aktuellen Tag kaufen, und das Kontingent sind 1200 oder 1300 Karten pro Tag. Und dass es sich nicht wirklich lohnt, weiss man erst hinterher, wie gut also, dass ich in diesem Rahmen dort oben war - unter den beschriebenen Bedingungen wuerde ich privat nie Karten bekommen ...
Unser Reisebegleiter war uebrigens ein echtes Redetalent, der konnte ununterbrochen erzaehlen. Zum Beispiel erzaehlte er, dass Autos und Motorraeder aus lokaler Produktion relativ erschwinglich seien, waehrend Importfahrzeuge durch hohe Zoelle verteuert seien. Als waeren solche Massnahmen gegen den freien Handel das Natuerlichste von der Welt!

Schnipsel 9. Ich muss ja noch vom Rest meiner gestrigen Tour berichten! Parallel zu der Strasse mit dem hinduistischen Tempel verlaeuft die Jalan Petaling = Petaling Street, die angeblich Chinatown verkoerpert. Total aetzend ist die! Ueberdacht, der Dachhimmel mit roten chinesischen Laternen behaengt, darunter nur Fake-Buden. Der Reisefuehrer hatte schon gesagt, dass hier ausser Speisen und Getraenken nichts echt sei. Hundertmal dieselben gefaelschten Taschen und Uhren (wer will bloss diesen ganzen Schrott haben???), und DVDs nach Lust und Laune. Angeblich kann man froh sein, wenn sowohl Bild als auch Ton drauf sind, aber der Ton ist dann meist auch nicht gerade in einer Sprache, die man verstehen kann ... Und beim Handeln solle man ruhig mit 10% vom zuerst geforderten Preis einsteigen ...
Danach wurde es langsam dunkel, mit dramatischen Bildern wegen des Nach-Gewitter-Himmels. Ich ging noch mal zum Unabhaengigkeitsplatz, durfte da eine fremde Familie fotografieren und wurde dann auch noch mit aufs Foto gebeten (oh, wie peinlich), und dann machte ich mich auf den Weg zu den Petronas Towers bei Nacht - ich wollte sie ja noch fotografieren. Der Weg war dann doch relativ laenglich, aber ich kam schliesslich unbeschadet an, waehrend die Buergersteige (five foot ways, wie die Einheimischen in ihrer Landessprache Bahasa Malaysia sagen) teilweise noch mit Klaubholz von dem Gewittersturm uebersaet waren, darunter ein riesiger (!) Palmwedel.
Irgendwie fuehlte ich mich an Koeln erinnert, guckt doch mal hier ... Nach einem kurzen Besuch der schicken Mall Suria KL, wo ich Durian-Pralinen, 3M-Halstabletten (nein, die kleben nicht, werden ja von Nestlé hergestellt) und Haarspangen kaufte, liess ich mich von einem betruegerischen Taxifahrer nach einiger Diskussion fuer 10 RM ins Hotel fahren. Nach einem Tee und pinkfarbenem Guavensaft in der Hotelbar war es Zeit fuer die Fahrt zum Flughafen, der 73 km von der Stadt entfernt ist. Das kostet nur 80 RM (scheint ein Festpreis zu sein). Am Flughafen kaufte ich noch einen Reisefuehrer fuer Kambodscha, ging kurz in die Lounge, in der hier Massageservices angeboten werden (gute Sache, das, aber ich hatte gar nicht mehr sehr lange zu warten), trank einen Tomatensaft, der mit "contains 80% Vitamin C" beschriftet war (vergib ihnen, sie wissen nicht, was sie schreiben ... zum Glueck stimmte das nicht) und nahm dann den letzten Flug vor der Nachtpause, 1:40 Uhr nach Pudong. Die schreiben da nirgendwo Shanghai hin und wuenschen einem spaeter auch einen angenehmen Aufenthalt in Pudong, was soll das denn? Und wenn ich mal nach Puxi 'ruebermoechte?? Leider gab es auch fuer den Rueckflug keine neuen Business-Sitze, aber ich habe trotzdem die meiste Zeit verschlafen. Gelandet um 6:29 Uhr, trotz Busfahrt und Immigration um 6:50 Uhr in der Gepaeckausgabehalle, um 6:54 Uhr Koffer aufgelesen, um 6:56 Uhr in der Ankunftshalle, skandaloese 6 Minuten auf Ding Shifu gewartet, um kurz vor acht zu Hause, wo mich ein schoenes Fruehstueck schon fast erwartete. Das ging doch prima!

Der allerletzte Schnipsel. Zur Freude der Biertrinker wurde das lokale Tiger Beer am Montagabend mit Eis serviert - wer will schon warmes Bier. :-)) Na dann Prost!

Chinesisch fuer Angeber

Eine wunderbare Anekdote vom gemeinsamen Abendessen am Donnerstag nach dem Besichtigungsprogramm. An diesem Abend hatte es chinesisches Essen gegeben, wir hatten ueber allerlei gesprochen, darunter ueber das Erlernen von Sprachen. Wie immer waren noch reichlich Reste da (muss ja auch, nicht dass der Gastgeber in den Ruch des Geizes komme), und die Bedienung hatte dezent jemanden gefragt, ob sie die Reste einpacken sollte. Zufaellig hatte ich mit halbem Ohr das Stichwort gehoert (dabao), und obwohl das Thema Sprachen schon laengst vorbei war, fragte mich just in diesem Moment jemand pruefend, was die Bedienung gesagt habe. Ich sage also souveraen, dass sie gefragt habe, ob sie uns die Reste einpacken soll. Die Chinesen am Tisch (zwei oder drei) bestaetigen die Richtigkeit, und ein beeindrucktes Raunen geht um den Tisch ...

... und ich, statt mich in diesem falschen Sonnenlicht zu sonnen, erklaere das mit dem Schluesselwort. Daraufhin fragen die Chinesen, ob ich denn nun wirklich Mandarin lerne, denn das (was ich gesagt hatte) sei ja kein Mandarin (sondern irgendein anderer chinesischer Dialekt), in Mandarin hiesse das naemlich da3bao1 - das gab allerdings ein grosses Gelaechter unter den Expats am Tisch (also ca. 8 Leuten), denn niemand hatte den Unterschied gehoert.

Samstag, 21. April 2007

Mehr Malaysia

Ach, jetzt tun mir aber die Fuesse weh, nachdem ich von halb fuenf bis viertel vor zehn halb Kuala Lumpur (Ke-i Ell, wie die hippen (kleingeschrieben, jawohl - das hat mit Bergziegenoma nichts zu tun!) und coolen Insider sagen) zu Fuss durchquert habe! Nach dem Ende der Konferenz um viertel vor vier habe ich mir nur rasch Laufschuhe angezogen und mich dann mit dem Taxi zum Unabhaengigkeitsplatz bringen lassen. Das ist zwar nicht superweit, hat aber relativ lange gedauert - was waere eine Landeshauptstadt ohne den alltaeglichen Verkehrsbeinahezusammenbruch? Ich bin dann ein bisschen um den Platz herumgeschlichen, vor allem auf der Seite mit den Tudorhaeuschen, die irgendwie ein bisschen unangebracht wirken. Dabei braute sich ueber mir schon was zusammen, und der Himmel verfinsterte sich, nachdem ich das erste Bild von diesem langen Sultan-Sowieso-Gebaeude ja noch im schoensten Sonnenschein gemacht hatte. Fuer ein Foto der originellen Ansicht mit dem Uhrturm des Sultans-Gebaeudes (das heute als Gerichtsgebaeude dient), dem Menara KL (Fernsehturm, den wir am Donnerstag im Rahmen des gleichnamigen Programms besucht haben)) und den Petronas Twin Towers musste ich schon "im Trueben fischen". Alle Fotos mache ich uebrigens immer noch (halb) konventionell in APS - aber ja, ja … zum Geburtstag habe ich mir von Burkhard schon eine kleine Digitalkamera gewuenscht, am liebsten eine, die das 10:18-Format unterstuetzt, ich fuerchte nur, die gibt's nicht. Schaaade!

Am "world's tallest flagpole" (behaupten die jedenfalls) wehte eine grosse Flagge von Malaysia: rot-weisse Streifen und eine blaue Ecke mit je einem gelben Stern und Halbmond - bestimmt ist die riesig, ich haette ja gern gewusst, wie gross die ist. Dann habe ich mich auf die Suche nach diesem ganz bunten Hindutempel mit dem fuer mich komplizierten Namen Sri Mahamariamman (na ja, so schlimm auch wieder nicht, ich hab's jetzt auswendig hinbekommen) gemacht und unterwegs diesen Hochhausklotz mit islamisch inspirierter Filigranfassade gefunden und den ehemaligen Central Market, der in seiner Jugendstil-Form aus den 1930er Jahren erhalten ist. Heute ist das auch ein Markt, fuer diversen Kram allerdings - schrottige und hier vielleicht auch etwas weniger schrottige Souvenirs - zum Teil vielleicht echtes Kunsthandwerk …

Dann bin ich um zwei, drei Ecken gegangen und schwupp, da war er schon. Die Fassade sieht fuer mich ACHTUNG! POLITISCH NICHT KORREKTE PASSAGE! ein bisschen nach Goetterdisney aus (aber Lourdes laeuft bei mir ja auch unter Kirchendisney) HIER WEITERLESEN: ist allerdings total verblichen. In meinem Reisefuehrer ist ein Bild mit strahlenden Farben vor knackblauem Himmel, dann sieht das schon ganz anders aus. Das meiste darf man anbehalten, nur die Schuhe muss man ausziehen. Vor dem Eingang gibt es einen Schuhhueter, der numerierte Koerbe anbietet. Allerdings kostet das 30 oder 50 Cent, ich erinnere mich nicht genau. So wenig fuer so lange Zeit, denn ich bin ca. 100 Minuten dageblieben. Ich war kaum auf Struempfen hereingeschlichen und in etwa fuenf Minuten halb herumgegangen, da fing es ernsthaft an zu regnen. Ich habe mich dann etwas verstohlen in die Haupthalle gestellt, aber es wollte nicht aufhoeren. Bald darauf begann eine Zeremonie, unueberhoerbar begleitet von einem Grundton vom Band, einem klarinettenaehnlichen Blasinstrument, einer Trommel, deren eine Seite mit einem Stock und die andere Seite mit der Hand "bearbeitet" wurde, und vor allem vom heftigen Laeuten einer Glocke mit leichtem Schepperton. Ganz schon laut! Daraufhin habe ich diese Haupthalle wieder verlassen und mich unter das transparente Vordach gestellt. Aber der ernsthafte Regen entwickelte sich rasch zu einem heftigen Gewitter mit Wolkenbruch, so dass ich doch wieder die (uebrigens offene) Halle betreten musste, wollte ich nicht voellig nass werden. Die aufmerksamen Hotelangestellten hatten mir zwar einen Schirm mitgegeben, aber der hilft unter solchen Umstaenden ja nicht wirklich. Der Tempel enthaelt mehrere Altaere oder Schreine fuer Goetter oder Heilige, die meisten sind mit Sri + Namen beschriftet. In der Haupthalle gibt es an den Pfeilern noch einige lebensgrosse weibliche Figuren, die mit Blumenketten geschmueckt sind. Vor dem Hauptschrein kanalisieren starke Edelstahlgitter den Fluss oder Stau der praktizierenden. Der Tempel wird offenbar von einer Art Moenche "bedient", die sich mit freiem Oberkoerper und weissen oder bunten Tuechern, die um die Hueften gebunden sind, deutlich von der Menge der Besucher abheben. Dazu sind sie mit weiss-grauer Farbe (die mein Reisefuehrer heilige Asche nennt) beschmiert oder wohl besser bemalt. Hieran koennen auch die Teilnehmer der Zeremonie partizipieren, die aber nur einen Aschenpunkt (und kein Aschenkreuz) auf die Stirn bekommen und keine Gruppen von drei waagerechten Strichen. Waehrend der Zeremonie geht die Gemeinde von einem Schrein zum naechsten, ueberall wird mit loderndem Feuer hantiert. Spaeter werden noch Teller mit Opfergaben, vornehmlich Bananen, gebracht.

Die Kleidung der Besucher des Tempels variiert bei den Maennern von Schlips und Kragen bis zu traditionelleren Varianten, waehrend die Frauen groesstenteils das tragen, was ich fuer typisch indische Kleidung halte, mit einer langen Art von Tunika, die oben irgendwie schraeg ueber die Schulter verlaeuft, und darunter Hosen aus demselben Material.

Die Darstellungen erschliessen sich mir nicht, wieder einmal muss ich feststellen, dass ich leider nichts weiss. Irgendwie gibt es den elefantenhaeuptigen Ganesha, aber ich dachte bislang, das sei eine maennliche Gestalt. Hier im Tempel gibt es allerdings viele mollige Frauengestalten mit einem elegant herabhaengenden und wohlgeschwungenen Ruessel im Gesicht.

Nach ca. 1 1/4 Stunden laesst der Regen zumindest nach, ganz aufhoeren tut er erst spaeter. Und es ist auch wieder etwas heller geworden, nach dieser Weltuntergangsfinsternis. Aber die Goetter bleiben verblichen. Ich komme nun natuerlich nicht mehr trockenen Fusses zum Ausgang, da auch die Flaeche unter dem Vordach ganz nass ist. Sei's drum, ich versuche halt, die Struempfe vor dem "Betreten" der Schuhe etwas auszuwringen. Wenigstens ist es ja nicht kalt, sondern feucht-warm, so dass ich das leicht fiebrige Gefuehl, das meine Klimaanlagenerkaeltung begleitet, nicht von den Wirkungen der Umgebung unterscheiden kann. In den Konferenzraeumen selber haben wir die Temperatur ja immer hochgeregelt (das Personal stellt sie schon mal auf 14 Grad Celsius ein …), aber der Pausenbereich davor war zum Teil eisig. Donnerstagmittag duerfte es passiert sein, da zog es mir eisig in den Ruecken …

Sonntag, 15. April 2007

Malaysia

Nun, es gab leider noch keine neuen Business-Sitze, nur Reklame dafuer ... insofern konnte ich waehrend des Fluges nicht so richtig gut schlafen, ein bisschen aber doch. Rechtzeitig vor dem Erreichen der malaysischen Ostkueste war ich aber wieder wach. Es gab einige weisse Woelkchen, aber ich konnte die Kuestenlinie und dann die Landschaft schon gut sehen. Interessant war diese Flussmuendung - offenbar hatte der gelbe Fluss schon fuer ein bisschen Schwemmland in Form einer kleinen Landzunge um die Muendung herum gesorgt - dafuer gibt es bestimmt einen geografischen Fachbegriff, den ich bloss leider nicht kenne. Und auch vor der Landzunge sind die gelben Wasserstroeme aus dem Fluss im blauen Meer noch gut zu sehen. Sehr breit ist die malaysische Hal-binsel (alter Gag) nicht, etwa 260 km, wie ich einer Ansage des Piloten entnehmen konnte, denn Kuala Lumpur liegt ziemlich nah an der Westkueste. Beim Landeanflug lag die Stadt relativ weit weg in einer deutlich sichtbaren Smog- und Dunstglocke, es blitzten zwei Lichter heraus, die ich fuer die Spitzen der Petronas Twin Towers gehalten habe - aber mit Sicherheit sagen kann ich das nicht. Wir sind ueber eine Landschaft geflogen, die ganz viel Wasser in allen moeglichen Farbschattierungen (gelb, roetlich-gelb, gruen-gelb, viele Gruenschattierungen und blaeuliche Toene) zeigt und viel Gruen, direkt in Flughafennaehe in Form von ausgedehnten Palmenplantagen.

Imigresen, wie das hier in der Landessprache heisst, und Gepaeckauflesen gingen recht schnell, und da die Kollegen eine Hotel-Limousine gebucht hatten, haben sie mich mitgenommen. Wozu frag' ich denn vorher, ob noch jemand zur gleichen Zeit ankommt wie ich?? Aber egal, es hat ja auch so funktioniert. Das Auto ist natuerlich klimatisiert, und der Fahrer teilt erstmal jedem eine Flasche Wasser aus. Und das ist auch gut so, denn es ist ganz schoen warm. 33 Grad Celsius, hiess es. Nach etwa einer Stunde sind wir am Hotel. Unterwegs war Gelegenheit, sich die Skyline anzusehen, denn soooo dunstig war es wieder nicht. Wieder ganz anders als Shanghai oder Taibei. Hier gibt es noch andere hohe Gebaeude, darunter den (Fernseh?-)Turm, aber sie stehen nicht so konzentriert wie in Shanghai.

Das Ritz-Carlton glaenzt allerdings mit hervorragendem Service, so zum Beispiel dem 24-Stunden-Butler-Service. Ich brauchte nicht dumm an der Rezeption herumzustehen, sondern wurde mit freundlichem Gesicht und noch freundlicherem SmallTalk empfangen und gleich auf mein Zimmer mit der Nummer 1013 (den 13-er-Aberglauben gibt es hier offenbar nicht ;-)) ) begleitet, wo dann nach kurzer Zeit "mein persoenlicher" Butler mit einem Glas giftig-gruenem Guavensaft und dem unvermeidlichen Formular erschien. So konnte ich beim Ausfuellen gemuetlich in "meiner eigenen" Sitzecke sitzen. Und man muss ja nicht glauben, dass das ein Vermoegen kostet - mit 390 Ringgit Malaysia, so heisst hier die Waehrung, netto (kommen noch 15% drauf) sind Sie dabei. Der Umrechnungskurs betraegt etwa 1 EUR : 4,6 RM. Das Zimmer hat eine kleine Bueroecke (incl. ipod Docking Station oder wie man sowas nennt, so ein Pech aber auch, dass ich keinen ipod habe!), ein grosses Bad mit separater Dusche, ein breites Bett mit sage und schreibe 7 Kopfkissen (und ich habe ja jetzt noch als achtes mein Koernerkissen dazu gelegt :-)) ) und eine Sitzgruppe (ein Polstersofa mit passenden Polstersesseln, wie Herr Winkelmann weiss) zum Sitzen und Fernsehen oder Musikhoeren. Der Blick aus dem Fenster ist weniger spektakulaer, und einen Balkon gibt es auch nicht, aber ich will wirklich nicht meckern.

Als erstes habe ich mich fuer eine Dreiviertelstunde ins Bett gelegt, dann meine Sachen ausgepackt, und dann bin ich noch kurz hinausgegangen. Alles ist ziemlich belebt, hier ist eine schicke Einkaufsgegend mit "coolen Malls", die so Namen tragen wie Lot 10 oder KL Plaza. Ich habe ein bisschen Bargeld geholt (leider geht meine chinesische Bankkarte hier nicht, schade eigentlich), mir eine Spange gekauft und mich dazu zur Kasse quetschen muessen. Beim Wiederwegquetschen habe ich so einen unsaeglichen Bilderrahmen mit plastischer Gans heruntergeworfen, und da die Gans leider bei dieser Gelegenheit gekoepft wurde, musste ich das Teil auch noch bezahlen. Er war gerade im Angebot und kostete daher nur 11 RM, na prima ... Der Schaden ist sicher ueberschaubar, aber irgendwie aergert mich sowas ueber Gebuehr. So, jetzt ist es viertel nach neun und ich will mich mal ausnahmsweise wirklich frueh zu Bett begeben ... der Workshop wird sicher ein bisschen anstrengend.

Aber halt, ich habe ja noch gar nicht vom Badmenu berichtet! Ja, das habt Ihr schon richtig gelesen! Man kann sich hier jemanden bestellen, der einem ein besonderes Bad bereitet. Es gibt sechs Baeder zur Auswahl, so zum Beispiel Gentlemen's Bath fuer RM 100. Erlesene Essenzen mit Herrenduft kommen ins Badewasser, und dazu gibt es eine Rey del Mundo-Zigarre und einen Remy Martin - was wuerde wohl passieren, wenn ich mir das bestellen wuerde? Wo ich doch ein Nichtraucherzimmer gebucht habe ... Aber selbst in einem Raucherzimmer ... - Fuer den doppelten Preis - aber das ist ja auch fuer zwei vorgesehen - gibt es Lover's Bath, wobei ich hierfuer die Badewanne allerdings als relativ klein empfinde. Dazu gibt's Bluetenblaetter, Pralinen, Duftkerzen und zwei Glas Champagner ... Oder Cleopatra's Bath: natuerlich ein Milchbad mit Lavendel, dazu gibt es Gurkenscheiben und eine Flasche Perrier. Last but not least erwaehnenswert finde ich das My First Bubble Bath, das mit einer freundlichen (ja, steht extra da!) kleinen gelben Gummiente kommt. Und das fuer nur RM 60! Ich krieg' mich gar nicht ein darueber - aber eigentlich ist das doch 'ne tolle Idee!

Spaete Lieferung - oder: Ende gut, alles gut

Na, das war ja was gestern … ich komme also zum Stoffmarkt und will mein Jeans"joeppelchen" abholen - und was ist? Es ist nicht fertig. Sowas hab' ich ja noch nie gehoert. Die hatten doch 'ne ganze Woche Zeit, normal sind zwei oder drei Tage! Man bietet mir morgen Abend an. Ich erklaere, das sei zu spaet, dann sei ich nicht mehr in Shanghai. Mit einiger Diskussion kommen wir dahin, dass es morgen frueh fertig waere. Ich erklaere (auf Chinesisch!), das ginge auch nicht, ich muesse schon um acht Uhr zum Flughafen. Ja dann um sechs, lautet das neue Angebot. Nein, da habe ich keine Zeit, und (wieder auf Englisch) wenn es morgens um sechs fertig waere, koenne es auch heute abend fertig sein. Das naechste Angebot ist Lieferung um ein Uhr nachts. Hallo?!! Da muss ich schlafen, weil ich doch frueh raus muss. Mittlerweile ist der Schneiderfritze schon extrem aergerlich, ich habe auch schon angeboten, die Jacke in zwei Wochen abzuholen, aber dann weniger zu zahlen. Da wird jemand herangeholt (Burkhard meint, eine Kundin eines anderen Standes) zwecks Uebersetzung. Aber das, was der Schneiderfritze ihr zu uebersetzen aufgibt, fuehrt zu keiner Uebersetzung, sondern zu einer "innerchinesischen" Diskussion - war wohl doch zu absurd, schmunzel. Schliesslich einigen wir uns auf Lieferung um elf Uhr, ich hinterlasse meine Adresse, mahne zur Puenktlichkeit und bin gespannt …

Und in der Tat: um 22:55 Uhr klingelt es an der Tuer, jemand bringt die Jacke, sie passt, ich zahle den ausstehenden Betrag, und alle sind mehr oder weniger zufrieden - der Bote vermutlich weniger, denn auf dem Motorrad zu spaeter Stunde durch den Regen zu gurken muss er bestimmt nicht haben … Aber ich habe jetzt sozusagen ein schwarzes Jeanskostuem und kann es guter Dinge mitnehmen, denn das Cape ist a) zum Reisen weniger praktisch und b) fuer Kuala Lumpur viel zu warm.

Was nur nicht klappt ist, um ein Uhr laengst zu schlafen - die Nacht wird leider sehr kurz, nachdem ich noch meine Flipcharts geschrieben habe, was deutlich laenger gedauert hat als erwartet. Aber ich habe ja diesmal einen Business-Flug und Malaysia Airlines hat hoffentlich schon schoene neue Business-Sitze, so dass ich die Flugzeit (immerhin fuenf Stunden) fuer eine Extraportion Schlaf nutzen kann. Jetzt bin ich in der Lounge und warte aufs Einsteigen - heute morgen waren die Strassen zwar merklich voller als erwartet und der Flughafen selbst extrem voll, aber es gab keine Probleme, so dass ich schon seit neun Uhr hier sitze. Diesmal habe ich wegen der ganzen Workshopmaterialien die beiden kleinen Koffer mit, und weil die Materialien "nur" einen halben fuellen, habe ich mir noch mein Koernerkopfkissen gegoennt. Das macht ja dann auch nichts mehr, es ist sowieso furchtbar: Zwei Trolleys (wenigstens rollen die ja - wie waere es mit dem Vorschlag "Rollies" fuer eine deutsche Entsprechung? ;-) ), dazu die Laptoptasche, die Handtasche, die ja in Wirklichkeit mein "Survival Kit" ist - und diese vermaledeiten Flipcharts, denn die Rolle ist knapp 10 cm zu lang fuer die Trolleydiagonale, so dass ich sie separat mitfuehren muss. :-(((

Samstag, 14. April 2007

Taiwan

Und gleich noch ein erstes Mal! Ich bin uebrigens "komisch drauf" - die Reise nach Seoul war fuer mich gefuehlsmaessig eine Reise nach Korea, die nach Taipeh - oder eigentlich Taibei, mit demselben Bei = Nord wie in Beijing - eine nach Taipeh und nicht eine nach Taiwan.

Der Flug hin mit Thai Airways war recht nett, trotz Economy. Wir brauchten die hinteren Reihen (Reihe 60 aufwaerts) mit nur ganz wenigen anderen zu teilen, so dass genuegend Platz war. Es war natuerlich schon dunkel, als wir eintrafen. Was trotzdem gut zu sehen war, war das angeblich hoechste Gebaeude der Welt. Wenn man sich so die Silhouetten anschaut (z. B. hier), kann ich allerdings verstehen, warum die Leute in Chicago ein bisschen sauer sind. Ich habe auch kuerzlich gehoert, dass es jetzt ein Komitee gibt, das Regeln festgelegt hat, wie die Hoehe von Gebaeuden zu rechnen sei. Jaja, manche haben Sorgen ... Aber zurueck zu meinen Reiseeindruecken: die Skyline von Taibei ist wirklich frappierend. Ganz anders als in Shanghai: da steht der JinMao ja nicht wirklich allein, sondern ist von einer ganzen Reihe weiterer ziemlich hoher Tuerme umgeben, incl. dem Oriental Pearl TV Tower. In Taipei hingegen sieht man eine relativ einheitlich flache Bebauung (eine Kollegin hat mir spaeter erzaehlt, dass 16 Stockwerke eine dort gebraeuchliche Hoehe bilden - fuer hoehere Gebaeude wuerde die Erdbebensicherung sonst zu kostspielig), aus der nahezu unwirklich hoch dieses besagte Taipei 101 herausragt. Es hat seinen Namen von seinen 101 Stockwerken. Mehr nachlesen und ansehen kann man zum Beispiel unter www.die-wolkenkratzer.de, wo es uebrigens auch "Baustellenfernsehen" zum Shanghai World Financial Center gibt, nur weniger aktuell als aus unserem Wohnzimmerfenster.

Mit Abendprogramm war es natuerlich nichts - wir sind gleich zum Hotel gefahren, Agora Garden, mit einem Garten mit "griechischen" Saeulen und reichlich Wasser. Ein bisschen sehr kitschig, aber es mag ja auch Schlimmeres geben. Das Zimmer ist grosszuegig und hat eine kleine Kueche, wirkt aber irgendwie ein bisschen trist. Sozialistische Edelraeume sozusagen, und das, obwohl Taiwan doch nun gar nicht sozialistisch ist. Und es hat einen Notaufzug vom Balkon herunter. "Balkon" ist allerdings uebertrieben - ein mit "Mosaikflieschen" belegter schmaler Streifen mit einer Bruestung, die ihren Namen verdient, naemlich bis etwa Brusthoehe heraufreicht, ich konnte gerade mal hinuntersehen - also eigentlich mehr eine Plattform fuer den besagten Notaufzug. Da konnte man irgendwie einen Metallarm ueber die besagte Bruestung schwenken und sich dann an einem Seil herunterlassen ... aber ganz genau habe ich es mir gar nicht angesehen. Ich haette ja dann auch beinahe frueh ins Bett gehen koennen, waere da nicht der kostenlose ADSL-Anschluss gewesen, so dass ich meinen Postkorb ueberpruefte ... dann war es doch wieder kurz vor Mitternacht. :-(((

Am naechsten Morgen bin ich frueh aufgestanden, so dass ich einmal tatsaechlich ein bisschen zu frueh fertig war. Das habe ich dem offenbar sehr angenehmen taiwanesischen Lebensstil zu verdanken - die Besprechung sollte erst um 9:30 Uhr beginnen. Wir sind dann um neun zu Fuss losgegangen, mein schweinsfarbenes Cape ueber dem Kostuem ueber der Bluse war natuerlich zu warm, aber wo haette ich es hintun sollen? Es war erst ca. viertel nach neun, als wir ankamen, aber ich musste ja auch noch einen Geldautomaten suchen, um Bargeld fuer das Taxi zum Flughafen zu besorgen. Da waren doch wirklich die Geschaefte in der Taipei 101 Shopping Mall noch alle geschlossen, werktags, morgens um viertel nach neun! Nur ein paar der Ess- und Trinklaedchen hatten geoeffnet - halt die, die Fruehstueckstaugliches anzubieten haben.

Unsere Bueros sind in der 54sten bis 56sten Etage (oder war es die 53ste bis 55ste?), und man fragt sich natuerlich, wie man Zugang bekommt. Dank der mit Siemens-Technik ausgestatteten Besucher"buedsche" ist das kein Problem. Man waehlt die Etage und bekommt die dort ansaessigen Firmen zur Auswahl angeboten. Man waehlt die gewuenschte Firma und bekommt eine Telefonverbindung dorthin. Man erklaert, wer man ist, mit wievielen Personen man da ist und was man moechte, und dann spuckt einem der Automat Besucherausweiskarten aus. Mit denen kann man die Zugaenge passieren, die so gemacht sind wie oft in U-Bahnhoefen, allerdings ohne Drehkreuz. Dafuer steht auch Wachpersonal da. Das Hochfahren ist dann aber nicht so einfach, denn es gibt keine durchgehenden Aufzuege (jedenfalls nicht fuer den Buerobereich), so dass man auf der 36sten Etage umsteigen muss. Von dort fuehren aber nur Aufzuege in die ungeraden Etagen, man muss erst per Rolltreppe in die 37ste Etage fahren, von da geht es in die geraden Etagen weiter. Aber das findet man nicht so einfach - wirklich nicht gut gemacht.

Die Aussicht koennte schoen sein - aber es war leider recht trueb. Da kann man aber trotzdem gerade noch so sehen, dass Taibei (in dieser Hinsicht aehnlich wie Hong Kong) von allerhand Bergen umgeben ist. Vermutlich ist der Blick von der Aussichtsplattform auch nicht viel besser, jedenfalls nicht bei diesem Wetter. Ich habe irgendwo gelesen, dass man ein eindrucksvolles Erdbebenschutzpendel sehen kann - aber dafuer hatte ich natuerlich leider keine Zeit. Die Kollegen sind abends noch essen gegangen, aber die Restaurants auf der 85sten und 86sten Etage waren voll ausgebucht - da habe ich also jedenfalls in der Hinsicht nichts verpasst, ich musste ja schon um 15:40 Uhr wieder los zum Flughafen. Der Flug ging um 18:10 Uhr nach Hong Kong, freundlicherweise hatte ich diesmal ein Ticket in der Business Class, so dass ich die Wartezeit in der Lounge verbringen konnte. Die war passend zum Hotelzimmer - verblichener Sozialistencharme. Aber egal. Obwohl es Freitag der 13. war und ich als Umsteigezeit in Hong Kong nur 50 Minuten hatte und ich erst beim Final Call am Abflugausgang ankam, hat alles gut geklappt (uebrigens waere ich zum Flug eine Viertelstunde frueher auch gerade zum Final Call dagewesen, da der Ausgang weniger weit entfernt lag). Sogar das Gepaeck war reibungslos bis nach Shanghai geflogen und erwartete mich schon am Band, nachdem ich diesmal bei der Immigration relativ lange warten musste. Ungefaehr um Mitternacht war ich dann zu Hause. Und morgen frueh werde ich dann schon um viertel vor acht wieder abgeholt, diesmal (ist ja Sonntag, ich erwarte also relativ freie Strassen) geht es wieder mit dem Auto zum Flughafen.

P.S. In Taiwan ist wirklich easy going angesagt. Der ultimative Beweis: Die Regeln zum Haendewaschen, besser gesagt zur "Handhygiene mit Wasser und Seife". Waehrend das bei uns in Shanghai und in Hong Kong eine Prozedur in neun Schritten ist (in der noch der zehnte Schritt fehlt - Nummer eins ist naemlich, Schmuck abzulegen, aber dann gibt es keine Erinnerung, ihn wieder anzulegen), reichen in Taiwan fuenf! ;-)))

Freitag, 13. April 2007

Korea

Eins der vielen ersten Male, die ich hier zur Zeit erlebe, wobei leider die Eindruecke auf so kurzen Geschaeftsreisen nicht mal fuer richtige Mosaiksteine reichen. Allerdings kann man so grundlegende Sachen lernen wie die, dass Seoul keinen "eigenen" Flughafen hat. Incheon, so der Name, sei naemlich selbst eine Grossstadt, die zweite nach Seoul, sagt der Fahrer, aber da sie so nah bei Seoul liegt, genuegt ein Flughafen fuer beide. Das muss man halt wissen, wenn man nicht am Flughafen in leichte Panik fallen will, dass der Flug nach Seoul gar nicht angeschlagen ist. Incheon (oder jedenfalls der Flughafen) liegt auf einer Insel vor der Westkueste Koreas, die ueber eine Bruecke mit dem Festland verbunden ist. Zweite Lektion also: Seoul liegt in Kuestennaehe.

Unterwegs sehe ich schon, dass ich ein bisschen nach Norden geflogen bin - es ist noch kein Gruen zu sehen, aber viele Baeume und Straeucher bluehen. Auch in der Stadt gibt es unheimlich viele dieser weiss-rosa (mehr Richtung lachsfarben, nicht pink - aber eigentlich weiss) bluehenden Baeume - ob das Zierkirschen waren und dies das koreanische Pendant zum japanischen Kirschbluetenfest? Der Fahrer, der mich mit dem company car abgeholt hat und recht gut englisch sprach, war botanisch nicht so begabt und konnte hierzu keine sachdienlichen Hinweise geben. Dafuer habe ich bei ihm kostenlosen Sprachunterricht genommen und mir einen koreanischen Grundwortschatz angeeignet, jawohl! Der besteht aus zwei Woertern: Annyonghaseyo - das heisst Guten Morgen, Tag, Abend. Das andere heisst Kamsahamnida und bedeutet danke. Damit hatte ich ein bisschen Schwierigkeiten (wie bei Loriots Bratfettraetsel: man musste nur die Silben in die richtige Reihenfolge bringen …), aber nach den Prinzipien des mnemonischen Lernens mit action, action, action stelle ich mir jetzt vor, dass ich als Kaiser = Caesar nach Korea komme: ich kam, sah - ham nie da. Nein danke! Vielleicht albern, aber es hilft!

Der Fahrer dachte doch wirklich, er solle mich am Mittag gleich ins Hotel fahren, damit ich mich einen halben Tag lang ausruhen koenne vor den Besprechungen am naechsten Morgen. Sehr fuersorglich von ihm - schoen waer's gewesen … Dafuer habe ich am Nachmittag mit lauter wichtigen Leuten sprechen koennen, nicht uebel. Das war auch gleichzeitig buchstaeblich die halbe koreanische Expat-Community. Abends sind die Kollegen mit mir koreanisch essen gegangen. Es gab Rindfleisch, auf koreanische Art gegrillt, und dazu "2000" Sorten Beilagen, vor allem Gemuese, darunter natuerlich viel Kimchi. Das ist scharf eingelegter Kohl, manchmal auch anderes Gruenzeug. Es gebe ueber 250 Arten Kimchi … ja dann … Auf koreanische Art gegrillt heisst: in die Vertiefung im Tisch wurde ein Schuesselchen gluehender Holzkohle gestellt, darauf kam so ein rundes Metallteil, das aussah wie ein Felgenzierdeckel. Das Rindfleisch wurde dann irgendwie "rippenweise" gebracht, wobei es so vorbereitet war, dass es einfach von der Rippe abgewickelt werden konnte (ca. 1-2 cm dick). Wenn es gar war, wurde es von der Bedienung mit einer Schere in Stuecke geschnippelt, die staebchen- und mundgerecht waren. Koreanische Staebchen sind, anders als die chinesischen oder japanischen, nicht aus Holz oder Bambus oder Plastik, sondern aus Metall. Da die "Felgen" offenbar nicht gefettet waren, wurden sie andauernd gewechselt, bevor das Fleisch allzuviel anpappen konnte. Als ich von diesen ganzen Sachen recht satt war, hoerte ich, dass das die Vorspeise war. Aber keine Sorge, das Hauptgericht ist Reis, ich hatte mich fuer die Variante gedaempfter Reis mit einer Schuessel Suppe entschieden. Vom Reis nahm ich dann einige Hoeflichkeitsbrocken, das ging ja noch so gerade. Sehr lecker uebrigens, diese im Wesentlichen klare Bruehe. Zum Nachtisch wurden dann noch eine Kirschtomate und ein Stueck Orange gereicht. Fertig, von den Plaetzen, los! Da wird nicht noch lange herumgesessen. Somit waren wir schon um kurz nach acht fertig, das ist ja auch irgendwie angenehm. Frustrierend fuer die Kollegen war sicher, dass wir gar nicht zusammen saufen konnten - das scheint in Korea ein Nationalsport zu sein, jedenfalls spricht jeder darueber. Fuer mich hat das leider auch den Nachteil, dass ich sicher nie die volle Wahrheit erfahren werde …

Zum Uebernachten hatte man mir ein Zimmer im Grand Hyatt gebucht, auf einem Huegel mit Blick ueber die Stadt, zum Fluss hin. In Seoul gibt es nicht so viele richtig hohe Hochhaeuser, insgesamt wirkte es auf mich ein wenig europaeisch. Der Blick war schoen, aber eigentlich fand ich das Hotel zu teuer. Mit Designbad, das natuerlich nur richtig gut aussieht, wenn man es nicht benutzt - sonst stoeren halt ueberall die Wasserflecken … Da die Essstaebchen ja aus Metall sind, kann man das Holz fuer andere Dinge verwenden. Wie z. B. Wattestaebchen - sehr unangenehm, wenn die so unflexibel sind! Um nochmals auf die Preise zurueckzukommen - Korea ist wohl ziemlich teuer. Und das liegt nicht nur an dem Wechselkurs von 1 EUR zu ca. 1200 Won, der die Zahlen immer gleich einschuechternd lang aussehen laesst … Die Wellnessangebote (Massagen, Peelings etc.) waren ab 100 EUR aufwaerts zu haben, fuer dann immerhin 60 Minuten. O.k., o.k., das waren die Hyatt-Preise, aber trotzdem … Dafuer gab es am naechsten Morgen ein schoenes Fruehstuecksbuffet mit leckerem Bircher Mueesli, Lachs, Kaese, Aufschnitt, Ei und Blick auch auf die hoteleigenen Gartenanlagen. Sehr nett - und wenigstens in dem hohen Uebernachtungspreis inbegriffen.

Die hohen Preise sind wohl auch mit auf starke Gewerkschaften zurueckzufuehren, die bei einer Inflationsrate von ca. 3% in den letzten Jahren immer noch Tarifabschluesse von ca. 8-6% ausgehandelt haben, wie ich am Rande erfahren habe. Da erblassen die deutschen Genossen bestimmt, etwas Anderes ist mit denen sicher nicht zu machen.

Drei "Mosaiksplitter" noch: Erstens die Zahnbuerstenhorde auf der Damentoilette im Buero: ein Becher vollgepfropft mit Zahnbuersten und daneben eine (offenbar Gemeinschafts-)Tube Zahnpasta - die Zahngesundheit der Kolleginnen muss ausgezeichnet sein! Zweitens: ganz Seoul ist voller christlicher Kirchen, ich bin sicher an deutlich mehr als zehnen vorbeigekommen. Die wenigsten sind aber in besonderen Gebaeuden untergebracht, meist handelt es sich um gewoehnliche Haeuser mit einem Neonkreuz und oft grossen Aufschriften, die teilweise wie Reklame wirken (und das ja letztlich auch sind). "English Preaching - Korean Translation, Priest David Irgendwie, Tel. soundso" Und drittens lagen in einem Schrankfach im Hotel nicht nur das neue Testament, sondern auch "The teachings of Buddha". Interessant!

Soweit meine Bruchstuecke, die ich leider nicht schon gleich aus Korea zum Besten geben konnte, weil dort mein Blackberry nicht funktioniert hat. Das ist schon ein bisschen bloed, wenn man ploetzlich so ganz ohne Telefon dasteht …

Donnerstag, 12. April 2007

Maglev

Genial, das Ding. Erwaehnte ich eigentlich schon mal, dass ich "Jahre" gebraucht habe, bis mir auffiel, dass das nicht irgendein toll erfundener Name fuer den Shanghaier Transrapid ist, sondern bloss ein Kurzwort fuer MAGnetic LEVitation train? Das sind so kleine Frustmomente … weniger frustrierend ist die Benutzung. Ich bin begeistert! Nachdem es bei meiner letzten Hong Kong-Reise mit der Fahrt zum Flughafen zwar geklappt hatte, mir aber unterwegs heiss und kalt wurde, als es zwischendurch so gar nicht vorangehen wollte, und ich mit Mueh' und Not kurz vor acht da war (Abfahrt viertel vor sieben), bin ich diesmal auch um viertel vor sieben losgefahren, aber in Richtung Longyang Station. Laut Fahrplan faehrt der Maglev ab sieben im 20-Minuten-Takt. Um kurz nach sieben war ich da und hatte meine Fahrkarte und sogar noch Zeit, gewisse Oertlichkeiten aufzusuchen. Auf dem Bahnsteig musste ich noch ca. eine Minute warten, dann durften die Wartenden einsteigen - und dann ging es zu meiner grossen Ueberraschung schon um 7:15 Uhr los. Ankunft irgendwie 6 oder 7 Minuten spaeter, d.h. zwischen 7:20 und 7:25 Uhr. Kein Stau, kein Problem - ich kam halt nur am einen Ende des Flughafengebaeudes an, musste ganz zum anderen Ende gehen zum Check-in und dann wieder fast ganz zurueck zum Ausgang, aber da ich ja Zeit "satt" hatte, war das auch kein Problem. Und dabei faehrt der Maglev ausserhalb der Kernzeit (ca. von 9 - 17 Uhr) nur mit reduzierter Geschwindigkeit, naemlich 300 km/h - sonst 400 km/h. Sa-gen-haft!

Dienstag, 10. April 2007

Pferde stehlen

Heute hat sich Silvia aber gefreut, glaube ich - sie hat die never ending story mit den Flipcharts zum Unding erklaert, sie zu Ende gebracht und mir 5 Stueck "gestohlen" - also eigentlich ja aus einem Meetingraum entnommen, schliesslich will ich sie nicht gerade zu privaten Zwecken benutzen. Daraufhin habe ich ihr erklaert, dass man auf Deutsch ueber einen guten Freund sagen wuerde, dass man mit ihm Pferde stehlen kann - und ich wuerde jetzt ueber sie sagen, dass man mit ihr Flipcharts stehlen kann! :-)

Ausserdem ist doch sage und schreibe just heute meine neue Miles&More-Karte gekommen, gerade rechtzeitig fuer meinen Flug von Seoul nach Taipei, mit Thai Airways! Nachdem ich vor kurzem mit viel Hin und Her (wegen der untergegangenen Karte) meine Asbach-Uralt-Meilen (alt, aber viele) gegen unsere Deutschlandfluege im November getauscht habe, 2 Tage vor ihrem Verfallsdatum, kann ich nun seit "100 Jahren" erstmalig wieder mit der Star Alliance fliegen und einige wenige frische Meilen sammeln - schliesslich habe ich noch zigtausend uebrig. Diese ganzen Vielfliegerprogramme sind andererseits auch eine Pest, denn fuer jedes bekommt man selbstredend so eine Mitgliedskarte im Scheckkartenformat, die das Portemonnaie verstopft. Wenn ich sie nur zum Reisen mitzunehmen gedaechte, wuerde ich sie vermutlich dauernd vergessen ... Die Karte von AsiaMiles ist kuerzlich eingetroffen, und da ich mich fuer das Programm von Air Malaysia auch noch eingeschrieben habe ... wird dann wohl noch eine kommen. Das bringt vielleicht nicht viel, aber wer weiss. Ich haette mich ja auch noch fuer EVA Air eingeschrieben - aber die haben ja nicht einmal ein Online-Formular, sondern da muss man drucken und faxen oder gar per SnailMail versenden, Gott im Himmel! Das lass' ich dann doch.

Ansonsten habe ich heute ein bisschen herumgesurft in Sachen Korea. Mir hat die Seite explorekorea.de ganz gut gefallen, aber es gibt natuerlich noch "1000 andere". Ich habe, wen wundert's, als Erstes ueber die Sprache nachgelesen, und ueber die Schrift. (Und uebers Essen, Frauen denken ja immer nur an das Eine ... und ueber die Fettnaepfchen.) Die Schrift heisst Han-gûl und wurde im 15. Jahrhundert auf Geheiss eines wohltaetigen Koenigs entwickelt. Soll extrem einfach zu erlernen sein (anders als die Grammatik) und hat, wie erholsam nach chinesischer Bilderschrift, ein einfaches Lautschriftalphabet mit einer eng begrenzten Anzahl an Konsonanten und Vokalen. Wie diese Anzahl nun ist, darueber sind sich die Quellen nicht 100%ig einig, aber das ist ja vielleicht auch egal. Wer linguistisch veranlagt ist, kann zum Beispiel den ausfuehrlichen Wikipedia-Artikel lesen ... Vielleicht habe ich ja an den naechsten Abenden Zeit, mehr zu berichten (glaube ich eigentlich nicht), aber jetzt muss ich erstmal dringend packen, denn morgen geht es ja schon um viertel vor sieben los. Diesmal will ich aber den Maglev nehmen, mir ist die Staugefahr zu gross.

Montag, 9. April 2007

Workshopvorbereitungen

Naechste Woche findet ja, ich glaube, ich erwaehnte es schon (andauernd), unter anderem ein Workshop meiner neuen Funktion statt (in Kuala Lumpur halt), den ich in den letzten Wochen vorbereitet habe. Das zaehlt auch eher zu den Erfahrungen hier, nicht wirklich zu den Erfolgen (wohingegen ich natuerlich hoffe, dass der Workshop selber ein voller Erfolg wird, bei meiner hervorragenden Vorbereitung!!). Ich wollte gern einige Boegen Flipchartpapier haben, damit ich einige Charts vorbereiten kann. Fehlanzeige. Die gibt es nur fuer die Besprechungsraeume, "einfach so" kann man die nicht bekommen. Also muss ich jetzt erst noch welche "stehlen" gehen. Ich haette ja auch wohl auf eigene Kosten einen Block gekauft - aber wo? Die grosse Staples-Filiale hier, die allerdings auch total weit ab "vom Schuss" liegt, war eine ziemliche Enttaeuschung. Und es mag ja die groesste gewesen sein, die es hier gibt, aber wirklich gross war sie nicht. Allerdings grosszuegig - wenige Waren auf vergleichsweise grosser Flaeche. Farbiges A3-Papier? Jibbet nit. Moderationskaertchen? Jibbet nit. Na gut - die kann man ja auch selber schneiden. Also farbiges starkes Papier, ca. 180g? Jibbet nit. Nur 230g-Karton, aber nur solchen mit lederaehnlicher Narbung, wie er oft als Einbanddeckel verwandt wird. Na ja, ok - wenn's nichts anderes gibt ... Dafuer gibt es Klopapier und Instant-Nudeltoepfe - beides klassische Bueromaterialien, oder? (Andererseits - ein Buero, in dem es kein Klopapier gibt, ist ja auch unangenehm ... nur die Nudeltoepfe scheinen wirklich voellig entbehrlich.) Ausserdem gibt es Ohrstopfen in knallorange - bestimmt zum Demonstrativ-in-die-Ohren-Stecken, wenn der Chef einen anbruellt. Und die Flipchartbloecke? Natuerlich erst recht Fehlanzeige. Das Einzige, was es wirklich in extrem grosser Auswahl und in allen Varianten dort gibt, sind Binder Clips (ich weiss gar nicht, wie die genau auf Deutsch heissen - also diese Teile hier meine ich). Wir benutzen sie hier bei uns zu Hause ja auch gern und reichlich fuer alles Moegliche, z.B. zum Verschliessen aller moeglichen geoeffneten Lebensmittelverpackungen - das ist eine der vielfaeltigen und ueberaus weit verbreiteten Anwendungen. Da haben die echt einen kleinen Tick, die Chinesen, glaube ich. Schwarz lackiert, bunt lackiert - pastell oder knallig -, gar nicht lackiert, vermessingt, mit bunten Plastikteilen in den Metallbuegelchen, klassische Prismenform, runde Varianten ... der Phantasie sind fast keine Grenzen gesetzt. Und die sind ziemlich billig hier - 40 Stueck fuer ein paar Cent ... bei uns verdienen sich die Bueromaterialienlieferanten damit goldene Langnasen!!

Lustig bei Staples war aber dafuer die Nummer mit den Oeffnungszeiten. Wir kommen also am Samstagnachmittag hin, da steht auf der Glastuer "Business hours Mo-Fr 9:00 - 17:00". Ich will gerade anfangen, mich zu aergern (wir waren ja ziemlich weit gefahren, um dahin zu kommen) ... da oeffnet sich die Tuer, als wenn nichts waere. Es sind zwei Angestellte da, aber die ganze Zeit ueber ausser uns kein einziger Kunde. Seltsam.

Heute mittag haben wir noch ein weiteres Restaurant in der Super Brand Mall ausprobiert. Eins, das eigentlich immer voll ist, was ja normalerweise dafuer spricht. In diesem Fall zu Recht - ich hatte fuer 66 RMB Sachen bestellt, und da mussten wir uns doch schon wieder einen "Piggybag" geben lassen, das war einfach zuviel. Und ganz lecker. Bei den Preisen muss man allerdings fuer die Piggybag-Schale extra zahlen, 1 RMB. Da ich meinen Wunsch auf Chinesisch geaeussert hatte, wurde ich natuerlich gleich auf Chinesisch "zugetextet". Da ich nicht verstand, hat die Bedienung mir ihr Anliegen - eben das mit dem einen Yuan extra - lieber aufgeschrieben, buohahahaha! Aber irgendwie haben wir uns ja am Ende doch verstanden, und wir hatten fuer die besagten 67 RMB Mittag- und Abendessen zum Sattwerden fuer zwei.

Im Chinesischunterricht haben wir heute Abend gelernt, dass die Brueder Grimm und auch Hans Christian Andersen mit ihren Maerchen hier sehr bekannt sind - die Geschichten gehoeren offenbar zum Kanon an den hiesigen Schulen. Interessant! Und ausserdem erwaehnte ich unser erstes chinesisches Schweinchen, das ich ja auf den Namen Changbizi getauft habe - Langnase, weil es so einen langen Ruessel hat. Das hat sie gleich verstanden, unsere Xiao Li, aber so sagen die Chinesen eben nicht zu den "Wessies". Das sind naemlich die mit den blauen Augen und den hohen Nasen (hoch wie engl. tall, nicht wie hoch getragen).

Sonntag, 8. April 2007

Knutmania

So, jetzt landet der Knutwahn, der uns natuerlich schon laengst per DW-TV ereilt hat, sogar in der Shanghai daily: "German marketers cash in on 'Knutmania' with toys, candy" (Link vermutlich vergaenglich) schreibt die in ihrer Wochenendausgabe. Vor allem muss ich da lesen, dass Knut mir Konkurrenz macht und sogar in drei Sprachen bloggt - damit kann ich natuerlich nicht dienen. Es sieht ja ganz so aus, als gaebe es in Deutschland kein Entrinnen. Ich habe auch schon eine Sammlung satirischer Fotos mit gefaelschter Werbung fuer Knut-Artikel gesehen, zum Teil bitterboese, wie der neue Knutburger von M.D. (auf Chinesisch heissen die Maidanglao). Auf dem Bild sieht man zwischen pappigen Sesambroetchenhaelften, einem Salatfetzen und 'ner Tomatenecke weisses Fellgewusel, aus dem ein paar schwarze Krallen hervorlugen ... Nae, nae!

Im Moment kann uebrigens nichts passieren wg. deutscher Welle - unser Fernseher oder die Satellitenschuessel oder was auch immer funktioniert nicht: "Service not available". Nicht, dass ich besonders viel fernsehe, aber mal ... da muss wohl doch noch mal ein Fernsehtechniker ran. Der soll dann auch noch den Eingang ueber Antenne vernuenftig installieren, damit ich noch ein bisschen Chinesisch lernen kann, von den Nachrichtensprechern. Es muss gehen - andere koennen es doch auch! (So wie Karl-Heinz Melzer und Renate Dinkel ... ;-)) )

Ansonsten haben wir den Ostersonntag heute wieder faul verbracht - irgendwie brauche ich das zwischendurch. Wo doch wieder so viele Reisen bevorstehen: Am Mittwoch frueh nach Seoul/Korea, am spaeten Donnerstagnachmittag von dort nach Taipei/Taiwan, am Freitagabend ueber Hong Kong zurueck nach Shanghai (denn es gibt keine Direktfluege, meine ich irgendwo gelesen zu haben - eine kleine Suche im Reiseportal scheint das zu bestaetigen), wo ich dann gerade noch am Freitag ankommen werde, wenn es keine groesseren Verspaetungen gibt. Am Sonntagmorgen dann nach Kuala Lumpur/Malaysia, wo die ganze Woche lang unsere Regionalkonferenz und diverse Workshops stattfinden werden. Zurueck Freitagnacht 1:40 Uhr, so dass ich am Samstag gleich fruehmorgens in Shanghai bin. Uff!

Freitag, 6. April 2007

Produktwelten

Habe ich eigentlich schon von der suessen Dauerwurst berichtet? Hier kann man naemlich so kleine Dauerwuerste kaufen, die aussehen wie rund geratene Mettendchen, und die kann man natuerlich aufschneiden, in den Mund stecken ... und sich wundern. Burkhard (lustig!) probierte sie und bemerkte, dass diese Wurst aber komisch gewuerzt sei. Ja, sagte ich, genau, ziemlich viel Zucker dran, und da fiel es ihm wie Schuppen von den Geschmacksknospen: stimmt, das ist ja suess! Nun weiss ich bloss nicht, ob hier Dauerwurst grundsaetzlich suess ist oder ob wir nur so eine Spezialitaet erwischt hatten ... man traut sich ja jetzt nicht, die zu kaufen, denn die suesse Variante war nicht wirklich unser Fall.

Wir sind daher jetzt feige und kaufen Produkte von yurun. Da gibt es Salame Milano oder auch "Italian Style Wind-Dried Beef (Ham)", so die woertliche Uebersetzung der chinesischen Aufschrift. (Schinken heisst uebrigens, wenn wir mit der woertlichen Uebersetzerei weiter machen, Feuerbein - auch huebsch. Wie waere es denn mit Feuerbein mit Blumengeburt?) Auf ditalienisch heisst das - na, wie? Natuerlich Bresaola. Diese ganzen vermeintlich italienischen Produkte werden angeblich unter Lizenz der Salumificio Fratelli Beretta hergestellt, aber irgendwie muss es da Sprachschwierigkeiten geben - oder die Italiener haben den Chinesen einfach nicht verraten, dass man diese Produkte auch salzen muss. Nicht, dass sie voellig ungesalzen waeren ... aber eben irgendwie ein bisschen zu wenig. Ich koche ja selber mit wenig Salz, aber das ist sogar mir zu wenig ... grundsaetzlich geht mir das hier mit vielen Sachen so. Auch das ganze Brot ist ein bisschen fade (vom deutschen mal abgesehen), und Frischkaese zum Teil auch.

Besser schmeckt da schon das (offenbar absichtlich leicht suesse) gruene Brot. Nein, das ist natuerlich nicht verschimmelt, sondern bekommt seine Farbe von gruenem Tee. Richtiges, sattes Gruen, nicht bloss ein leichter Schimmer! Und es sind rote Bohnen eingebacken - eine "Création" von BreadTalk, ganz lecker, muss ich sagen.

Und dann gibt es ja noch die gefaelschten Haftzettel. Die Klebewirkung ist so stark, dass man die Zettel kaum vom Block herunterbekommt. Man muss also stark, aber ganz vorsichtig ziehen, damit man das Papier nicht zerreisst. Im Gegenzug kann man den muehsam geloesten Zettel dafuer auch nirgends mehr anheften, buohahaha!

Mein Lieblingsprodukt ist aber gerade die Zahnseide Marke Heidelberg, angeblich aus der Firmengruppe der "Bayerischen Gesundheitsideologie GmbH". Ich hatte mich ein bisschen gewundert - wer um alles in der Welt wuerde eine Firma so nennen? - und habe daher "gegoogelt" und bin auf dies hier gestossen. Klasse!

Donnerstag, 5. April 2007

Qing Ming

Wir haben hier heute einen Feiertag, naemlich Qing Ming (Link englisch, habe keinen brauchbaren deutschen gefunden - auch in der Wikipedia scheint es nur einen englischen Artikel zu geben) - nur dass es leider kein arbeitsfreier Tag war. Schade eigentlich, sonst haetten wir das gut zum Anlass nehmen koennen, mal einen chinesischen Friedhof zu besuchen. (An diesem Tag kuemmert man sich naemlich trotz des Namens, der "hell und klar" bedeutet, um die Graeber der lieben Verstorbenen. Man bringt ihnen etwas zu essen "und so", und man fegt die Graeber. Dafuer sollen sie einem gefaelligst ein bisschen behilflich sein, die Ahnen!) Und da ich sonst in allen moeglichen Staedten, Laendern, Fluessen ja auch immer gern auf die Friedhoefe gehe, ist das hier noch ein Programmpunkt - aber den koennen wir ja auch noch spaeter "abarbeiten". Bei der Gelegenheit faellt mir auf, dass ich gar nicht weiss, wo es einen Friedhof gibt, von diesem nicht repraesentativen Maertyrerfriedhof in der Naehe vom Longhua-Tempel abgesehen.

Der morgige Karfreitag ist hier natuerlich auch kein Feiertag. Zu meiner milden Verwunderung habe ich gelernt, dass es in Singapur einer ist, sieh mal an.

Apropos fegen: hier werden auch die Rasenflaechen gefegt. Nicht geharkt oder irgendwas, nein, mit dem Besen gefegt, und danach sehen sie aus wie neu.

Apropos neu: neue Sachen haben ja oft Schutzfolien, damit sie nicht auf dem Weg zum Kaeufer Schaden nehmen. Und damit die Sachen recht lange recht neu aussehen, kommen Chinesen offenbar nicht leicht auf die Idee, diese Schutzfolien zu entfernen. Wenn ich Ding Shifu nicht eine explizite Anweisung gegeben haette, waeren das Schiebedach und die Sonnenblenden etc. sicher immer noch in Folie gehuellt, so wie der Teppichboden im Bereich der Ruecksitze. Das ist ein bisschen unpraktisch, denn so rutschen die daraufliegenden Teppichmatten mehr als noetig ... An der Fahrertuer ist der Griff auch immer noch wohl geschuetzt. - Absurd wird es dann, wenn es so laeuft wie in den Unterrichts"kabueffchen" bei Mandarin House. Da stehen Stuehle mit hellen Kunstledersitzflaechen ("Eierschal passt ja immer", wie Loriot sehr treffend beobachtet hatte), die natuerlich auch mit einfacher Folie ueberzogen waren. Die ist allerdings deutlich weniger haltbar als das Kunstleder, und die Stuehle sind eben nicht mehr ganz neu, so dass die Folie teilweise in Fetzen daneben haengt. Aber wuerde einer auf die Idee kommen, sie dann lieber ganz zu entfernen? Wo denkt Ihr hin!! Dann wuerden sie ja nicht mehr neu aussehen!

Apropos Mandarin House: Wir haben jetzt das erste der drei Lehrbuecher abgeschlossen und dazu heute einen Test gemacht und bestanden. Glueckwuensche werden gern entgegengenommen. Leider muss ich aber auch berichten, dass - mein armes Ohr! - ich schon wieder ueber dasselbe gehauen wurde. Ich hab's noch nicht so richtig drauf, dass man ueberall handeln muss, auch bei Sprachunterricht. Ein Kollege hat ihn nun deutlich billiger. So was Dummes ... das aergert mich ziemlich. Aber da werde ich fuer die naechsten x Stunden dann ein bisschen "nachkarten", vielleicht kein feiner Zug von mir, aber das mit dem Ohr war ja auch kein feiner Zug von denen ...

Mittwoch, 4. April 2007

Kuerzer

... ja, genau, das wuensche ich mir zum Geburtstag: ein Scrabble, chinesische Gelehrtenausgabe. Mit 50.000 Spielsteinen fuer verlaengertes Spielvergnuegen!

Ansonsten habe ich wohl noch gar nicht berichtet, dass unser chinesisch inspiriertes, selbst entworfenes Vollholz-Buecherregal mit den passenden zwei Kleinmoebeln fuer die Stereoanlage (gibt's das Wort ueberhaupt noch? wahrscheinlich habe ich mich soeben wieder als hoffnungslos altmodisch ge-out-et, au weia ...) ja schon am Montag eingetroffen ist. Ich habe gehoert, das Regal soll sehr schwer sein - so schwer, dass jede der beiden Haelften von vier Personen getragen werden muss -, und Burkhard findet es, ich weiss gar nicht warum, allzu gewaltig. Ist es aber gar nicht! Es fungiert jetzt als Raumteiler hinter dem Sofa. Da fliegen einem nicht mehr die boesen Geister in den Nacken, wenn man darauf sitzt (auf dem Sofa natuerlich, nicht auf dem Regal!!), und trotz aller Massivitaet und Schwere, die es ja auch braucht, um standfest zu sein, kann man immer noch ein bisschen hindurchsehen, solange man nicht alles mit Buechern zustopft. Ich finde, dass es prima aussieht. Uebrigens hat es Rollen, wie die beiden Kleinteile auch - ein weiterer Grund, dass es nicht zu schwer wirkt.

Und ich will Euch auch die Aufloesung der Aufgabe von vor ein paar Tagen nicht laenger vorenthalten, Ihr erinnert Euch: Meister A. hatte einen Strich in den Sand im Hof gezogen und seinen Schuelern die Aufgabe gegeben, ihn kuerzer zu machen, ohne ihn zu beruehren. Nichts einfacher als das fuer Schueler B.: der zieht einen laengeren Strich in den Sand, ohne den ersten zu beruehren. Alle Umstehenden stimmen zu: der erste Strich ist kuerzer.

Montag, 2. April 2007

April und andere Wechselbaeder

Wie, das habt Ihr geglaubt? April, April! Wenn es wirklich so waere, dass man alle diese Sachen ausfuellen und auch noch regelmaessig etwas unterschreiben muesste, haette ich doch lieber auf das Lokalblatt verzichtet und mit der anonymen Internetseite vorlieb genommen! Oder fuer Geld ein kostenloses Was-ist-los-Magazin abonniert. Nein, man muss einfach nur bezahlen "unn joot iss". Das geht auch ganz schnell. Also haben wir heute unsere erste Shanghai daily bekommen, mit der beinahe galaktischen Schlagzeile "Shanghai vies to win battle of moon rovers". Das fast halbseitige Foto dazu zeigt eine mit Gold- und Silberfolie verkleidete Seifenkiste mit Fluegeln, wuerde ich mal sagen. (Guckt selbst. Allerdings wird der Link vermutlich nicht lange aktuell sein.) Ob die wohl am 2. April noch ihre Leser in den April schicken wollen?? Es beginnt mit "Shanghai has developed a prototype lunar rover it hopes will be chosen for China's first landing on the moon in 2012 ..." Wahrscheinlich ist das doch erst gemeint ...

Ansonsten glaenze ich noch von dem Widerschein, den der Haendedruck eines leibhaftigen Vorstandsmitglieds bei der erwaehnten Zeremonie im Shangri-La bei mir hinterlassen hat. Das war ja ganz nett; dass allerdings Leute aus ganz Greater China fuer diese Veranstaltung angereist sind, scheint mir ziemlich abwegig. Na ja, wird schon jeder mindestens einen Alibi-Zusatztermin (oder vielleicht sogar einen echten?!) vereinbart haben. Offenbar war heute, am ersten Arbeitstag des zweiten Quartals, nicht nur bei uns Zeremonienzeit. Heute morgen im Foyer des Citigroup Tower liefen Leute in schmuddeligen T-Shirts, aber mit rot-gold-gelb-gefiederten Jogginghosen zwischen Stuehlen herum, die auf einem eigens ausgelegten roten Teppich vor einer kleinen Buehne aufgestellt worden waren. Waehrend ich mich noch ueber dieses seltsame "Outfit" wunderte, fiel mein Blick dann auf einen Drachen ... ach so, das waren gar keine Transvestiten-Jogginghosen, sondern Drachenbeine! Und Burkhard wusste auch von einem Empfang mit reichlich Leuten in dunklen Anzuegen und Kostuemen im Bank of China Tower zu berichten, durch den er sich in seiner wenig angepassten Kleidung hindurchwuseln musste, um unser heutiges Abendbrot (Haferflockenbrot) der gleichnamigen Baeckerei abzuholen.

Was die anderen Wechselbaeder betrifft: Heute ist der blogspot wieder zugaenglich, na, ich weiss auch nicht, was das gibt. Und ein echtes Wechselbad: Das Wetter. Nachdem es am Samstag definitiv ueber 20° C warm war, bewegten sich die Temperaturen heute wieder im einstelligen Bereich. Brrr!

Sonntag, 1. April 2007

Abonnementsverhoer

Wir wollten hier gern das oertliche Kaeseblatt, 'tschuldigung, die Stadtzeitung abonnieren: Shanghai daily heisst die. Zwar koennen wir ja schon "fast alles" auf chinesisch [so habe ich gestern per Telefon einen Tisch reserviert, im Restaurant mitgeteilt, dass ich reserviert hatte, und als wir unsere Bestellung aufgegeben hatten und mir einfiel, dass ich vergessen hatte, eine Suppe zu bestellen, habe ich gesagt, dass wir noch Suppe bestellen wollten, und zum Beweis, dass ich verstanden wurde, hielt mir der Kellner die Speisekarte hin, die auf der Seite mit den Suppen aufgeschlagen war. Und dass ich keinen Wein (=Traubenalkohol) trinke, hatte ich auch gesagt. Und zum Schluss haben wir dann noch einen Piggybag bestellt. Ich bin sehr stolz!], aber fuers Zeitunglesen reicht es noch nicht ganz, deshalb ist die Auswahl beschraenkt. Und da ich an oertlichen Veranstaltungen interessiert bin, muss es eben ein Lokalblatt sein und nicht China daily. Irgendwie krieg' ich naemlich nicht so richtig mit, was hier los ist. Fuer diese entsprechenden kostenlosen Wochen- oder Zweiwochenblaettchen, die man sich im Ascott mal leicht mitnehmen konnte, habe ich im Moment keine Bezugsquelle, und die (dann fuer Geld) abonnieren finde ich auch irgendwie bloed. Und eine gescheite Website mit Veranstaltungshinweisen habe ich auch noch nicht gefunden, irgendwie sind die alle doof.

Da muss man doch also, wenn man eine Zeitung abonnieren will, einen laenglichen Fragebogen ausfuellen - wieviel Personen die Zeitung lesen, welche Teile der Zeitung wer liest, wo genau man die Zeitung liest, ob minderjaehrige Kinder im Haushalt anwesend sind. Und natuerlich lauter so Dinge wie Nationalitaeten, Passnummern aller Leser, Arbeitgeber, Altersgruppe usw. usf. - und zur Kroenung man muss eine Erklaerung unterschreiben, dass man die Zeitung nicht irgendwo herumliegen laesst, sondern ordnungsgemaess entsorgt, und dass man bereit ist, einmal monatlich zu quittieren, dass man sie regelmaessig gelesen hat. Unverschaemtheit! Komische Sitten sind das hier. Aber was tut man nicht alles, bloss um auf dem Laufenden zu sein!

P.S. Der Zustand, dass der blogspot wieder zugaenglich war, war wohl vergaenglich - der Link fuehrt uns hier jetzt immer wieder ins Leere.