Ach, jetzt tun mir aber die Fuesse weh, nachdem ich von halb fuenf bis viertel vor zehn halb Kuala Lumpur (Ke-i Ell, wie die hippen (kleingeschrieben, jawohl - das hat mit Bergziegenoma nichts zu tun!) und coolen Insider sagen) zu Fuss durchquert habe! Nach dem Ende der Konferenz um viertel vor vier habe ich mir nur rasch Laufschuhe angezogen und mich dann mit dem Taxi zum Unabhaengigkeitsplatz bringen lassen. Das ist zwar nicht superweit, hat aber relativ lange gedauert - was waere eine Landeshauptstadt ohne den alltaeglichen Verkehrsbeinahezusammenbruch? Ich bin dann ein bisschen um den Platz herumgeschlichen, vor allem auf der Seite mit den Tudorhaeuschen, die irgendwie ein bisschen unangebracht wirken. Dabei braute sich ueber mir schon was zusammen, und der Himmel verfinsterte sich, nachdem ich das erste Bild von diesem langen Sultan-Sowieso-Gebaeude ja noch im schoensten Sonnenschein gemacht hatte. Fuer ein Foto der originellen Ansicht mit dem Uhrturm des Sultans-Gebaeudes (das heute als Gerichtsgebaeude dient), dem Menara KL (Fernsehturm, den wir am Donnerstag im Rahmen des gleichnamigen Programms besucht haben)) und den Petronas Twin Towers musste ich schon "im Trueben fischen". Alle Fotos mache ich uebrigens immer noch (halb) konventionell in APS - aber ja, ja … zum Geburtstag habe ich mir von Burkhard schon eine kleine Digitalkamera gewuenscht, am liebsten eine, die das 10:18-Format unterstuetzt, ich fuerchte nur, die gibt's nicht. Schaaade!
Am "world's tallest flagpole" (behaupten die jedenfalls) wehte eine grosse Flagge von Malaysia: rot-weisse Streifen und eine blaue Ecke mit je einem gelben Stern und Halbmond - bestimmt ist die riesig, ich haette ja gern gewusst, wie gross die ist. Dann habe ich mich auf die Suche nach diesem ganz bunten Hindutempel mit dem fuer mich komplizierten Namen Sri Mahamariamman (na ja, so schlimm auch wieder nicht, ich hab's jetzt auswendig hinbekommen) gemacht und unterwegs diesen Hochhausklotz mit islamisch inspirierter Filigranfassade gefunden und den ehemaligen Central Market, der in seiner Jugendstil-Form aus den 1930er Jahren erhalten ist. Heute ist das auch ein Markt, fuer diversen Kram allerdings - schrottige und hier vielleicht auch etwas weniger schrottige Souvenirs - zum Teil vielleicht echtes Kunsthandwerk …
Dann bin ich um zwei, drei Ecken gegangen und schwupp, da war er schon. Die Fassade sieht fuer mich ACHTUNG! POLITISCH NICHT KORREKTE PASSAGE! ein bisschen nach Goetterdisney aus (aber Lourdes laeuft bei mir ja auch unter Kirchendisney) HIER WEITERLESEN: ist allerdings total verblichen. In meinem Reisefuehrer ist ein Bild mit strahlenden Farben vor knackblauem Himmel, dann sieht das schon ganz anders aus. Das meiste darf man anbehalten, nur die Schuhe muss man ausziehen. Vor dem Eingang gibt es einen Schuhhueter, der numerierte Koerbe anbietet. Allerdings kostet das 30 oder 50 Cent, ich erinnere mich nicht genau. So wenig fuer so lange Zeit, denn ich bin ca. 100 Minuten dageblieben. Ich war kaum auf Struempfen hereingeschlichen und in etwa fuenf Minuten halb herumgegangen, da fing es ernsthaft an zu regnen. Ich habe mich dann etwas verstohlen in die Haupthalle gestellt, aber es wollte nicht aufhoeren. Bald darauf begann eine Zeremonie, unueberhoerbar begleitet von einem Grundton vom Band, einem klarinettenaehnlichen Blasinstrument, einer Trommel, deren eine Seite mit einem Stock und die andere Seite mit der Hand "bearbeitet" wurde, und vor allem vom heftigen Laeuten einer Glocke mit leichtem Schepperton. Ganz schon laut! Daraufhin habe ich diese Haupthalle wieder verlassen und mich unter das transparente Vordach gestellt. Aber der ernsthafte Regen entwickelte sich rasch zu einem heftigen Gewitter mit Wolkenbruch, so dass ich doch wieder die (uebrigens offene) Halle betreten musste, wollte ich nicht voellig nass werden. Die aufmerksamen Hotelangestellten hatten mir zwar einen Schirm mitgegeben, aber der hilft unter solchen Umstaenden ja nicht wirklich. Der Tempel enthaelt mehrere Altaere oder Schreine fuer Goetter oder Heilige, die meisten sind mit Sri + Namen beschriftet. In der Haupthalle gibt es an den Pfeilern noch einige lebensgrosse weibliche Figuren, die mit Blumenketten geschmueckt sind. Vor dem Hauptschrein kanalisieren starke Edelstahlgitter den Fluss oder Stau der praktizierenden. Der Tempel wird offenbar von einer Art Moenche "bedient", die sich mit freiem Oberkoerper und weissen oder bunten Tuechern, die um die Hueften gebunden sind, deutlich von der Menge der Besucher abheben. Dazu sind sie mit weiss-grauer Farbe (die mein Reisefuehrer heilige Asche nennt) beschmiert oder wohl besser bemalt. Hieran koennen auch die Teilnehmer der Zeremonie partizipieren, die aber nur einen Aschenpunkt (und kein Aschenkreuz) auf die Stirn bekommen und keine Gruppen von drei waagerechten Strichen. Waehrend der Zeremonie geht die Gemeinde von einem Schrein zum naechsten, ueberall wird mit loderndem Feuer hantiert. Spaeter werden noch Teller mit Opfergaben, vornehmlich Bananen, gebracht.
Die Kleidung der Besucher des Tempels variiert bei den Maennern von Schlips und Kragen bis zu traditionelleren Varianten, waehrend die Frauen groesstenteils das tragen, was ich fuer typisch indische Kleidung halte, mit einer langen Art von Tunika, die oben irgendwie schraeg ueber die Schulter verlaeuft, und darunter Hosen aus demselben Material.
Die Darstellungen erschliessen sich mir nicht, wieder einmal muss ich feststellen, dass ich leider nichts weiss. Irgendwie gibt es den elefantenhaeuptigen Ganesha, aber ich dachte bislang, das sei eine maennliche Gestalt. Hier im Tempel gibt es allerdings viele mollige Frauengestalten mit einem elegant herabhaengenden und wohlgeschwungenen Ruessel im Gesicht.
Nach ca. 1 1/4 Stunden laesst der Regen zumindest nach, ganz aufhoeren tut er erst spaeter. Und es ist auch wieder etwas heller geworden, nach dieser Weltuntergangsfinsternis. Aber die Goetter bleiben verblichen. Ich komme nun natuerlich nicht mehr trockenen Fusses zum Ausgang, da auch die Flaeche unter dem Vordach ganz nass ist. Sei's drum, ich versuche halt, die Struempfe vor dem "Betreten" der Schuhe etwas auszuwringen. Wenigstens ist es ja nicht kalt, sondern feucht-warm, so dass ich das leicht fiebrige Gefuehl, das meine Klimaanlagenerkaeltung begleitet, nicht von den Wirkungen der Umgebung unterscheiden kann. In den Konferenzraeumen selber haben wir die Temperatur ja immer hochgeregelt (das Personal stellt sie schon mal auf 14 Grad Celsius ein …), aber der Pausenbereich davor war zum Teil eisig. Donnerstagmittag duerfte es passiert sein, da zog es mir eisig in den Ruecken …
Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!
Wer weiterhin meine Bemerkungen über Gott und die Welt lesen möchte, klickt bitte hier:
Das neue Jahr des Schweins
Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.
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