Schnipsel 1. Einen Nachtrag habe ich noch zum Besuch im Tempel, die Haartracht der Moenche oder Priester oder Swamis oder Gurus betreffend: Fuer meine Augen frappierend waren die glatten, wasserstoffblonden (!! jawohl, die waren nicht einfach weissgrau) Haare eines von ihnen, die im Nacken zu einem Dutt gebunden waren. Irgendwie eine schicke Frisur, die jeder Dame im Designerkostuem Ehre machen wuerde. Bestimmt verleihen diese ganz hellen Haare eine besondere Heiligkeit.
Schnipsel 2. Malaysisch scheint doch irgendwie wesentlich einfacher zu sein als zum Beispiel Chinesisch, auch wenn es erstmal nicht sooo einfach aussieht. Anders als auf Koreanisch braucht man zwar mindestens drei Gruesse (selamat pagi, selamat tengah hari, selamat petang) fuer guten Morgen, Tag, Abend, und auch das Sich-Bedanken ist (wie auf Koreanisch) mit fuenf Silben irgendwie kompliziert (terima kasih), aber dafuer gibt es in dieser Sprache eine Reihe von englischen Woertern (wie imigresen = immigration, und wenn man anhand dieses Beispiels verstanden hat, wie das -sen fungiert, versteht man auch gleich stesen = station - noch einfacher ist das teksi) oder sowas Internationales wie Restoran. Und alles in lateinischen Buchstaben! Wer ein bisschen schnuppern moechte, kann das zum Beispiel hier (Gruesse in Lektion 11).
Schnipsel 3. Es kommt natuerlich nicht von ungefaehr, dass es hier so viele englische Woerter gibt. Man feiert gerade 50 Jahre Unabhaengigkeit von Grossbritannien, wenn ich das Datum richtig im Kopf habe, wurde am 31. August 1957 die britische Flagge auf dem Unabhaengigkeitsplatz zum letzten Mal eingeholt. Daher gibt es die grosse Kampagne "Visit Malaysia 2007".
Neben der Sprache gibt es einige weitere Erbschaften, zum Beispiel den Linksverkehr und die Staatsform der konstitutionellen Monarchie. Im Reisefuehrer habe ich gelesen, dass Malaysia eine von zwei Wahlmonarchien sei. Es gibt naemlich 9 koenigliche Familien, die 9 der 13 Provinzen zu regieren pflegten (mit dem Titel Sultan, die uebrigen pflegten einen Gouverneur zu haben). Damit auch jeder mal drankommt, wechselt der Koenig alle fuenf Jahre, wobei nicht das Volk waehlt, sondern die Gesamtheit der koeniglichen Familien. Womoeglich faellt nicht jedem gleich ein, welches das andere Land mit Wahlmonarchie ist: der Vatikan, so sagt jedenfalls der Reisefuehrer. Anderswo habe ich gelesen, dass es die Vereinigten Arabischen Emirate seien.
Schnipsel 4. Wo wir schon bei Koenigen sind: Schon gewusst, dass der rote Teppich nur zweite Wahl ist? Gelb ist die koenigliche Farbe, und nur Koenige duerfen ueber den gelben Teppich gehen. Fuer andere Staatsoberhaeupter und sonstige Wuerdentraeger kommt der besagte rote Teppich zum Einsatz. Angeblich war es frueher unter Androhung von Haftstrafen verboten , gelbe Kleidung zu tragen. Heute sei das bei Anlaessen, zu denen der Koenig auftritt, immer noch nicht gern gesehen.
Uebrigens war gerade Koenigsgeburtstag. Aus diesem Anlass inseriert jede Firma, die auf sich haelt, ganzseitig ihre Glueckwuensche in der Straits Times. Und ueberall haengen gelbgrundige Plakate mit dem Koenig und seiner Koenigin. Daulat tuanku! (Das heisst vermutlich sowas wie "Hoch lebe der Koenig!", oder so aehnlich.)
Schnipsel 5. Abends sieht man so kleine Bewegungen an den Haeuserwaenden - Geckos! Einen kann ich mal aus etwas groesserer Naehe sehen - es handelt sich um kleine (weniger als 10 cm), quasi farblose (hell-graubraune), offenbar nachtaktive Tiere. Moegen sie recht viele Insekten vertilgen! Der eine, den ich aus relativer Naehe sehe, teilt sich die Wand mit einem Insekt, das er wohl nicht vertilgen wird ... nicht, dass es umgekehrt geht ... Es handelt sich vermutlich um eine Schabe, ca. 3-4 cm gross. Ich traue mich nicht, die beiden zu fotografieren, aus Furcht, die Schabe koenne mich, vom Blitzlicht aufgeschreckt, anspringen. Uah! Bei dem Gedanken ueberfaellt mich leichte Panik ...
Schnipsel 6. Trotz der vielen Chinesen und Inder ist Malaysia ein muslimisches Land. Allerdings passt zum allgemeinen easy going style gut, dass die Kleiderordnung fuer Frauen offenbar nicht sehr streng ist. Zwar gibt es viele mit Kopftuch, und einmal habe ich sogar jemanden in diesem Ganzkoerperbekleidungsstueck (Burka heisst das wohl) gesehen, aber andererseits gibt es auch die Frauen in freizuegigen Tops und Miniroecken (und nicht bloss Touristinnen), bei denen ich mich frage, wie die es schaffen, sich nicht zu erkaelten in diesen kalten Malls, Hotelbars, Restorans und so weiter ... brr! Wo ich gerade bei Kleidungsstuecken bin: die traditionell indische Kleidung, die die Tempelbesucherinnen im Sri Mahamariamman Hindu Temple trugen, umfasst als typisches Stueck den Sari, aber hier kamen noch jeweils passende Untergewaender dazu. Der Sari selber ist nur das grosse Tuch, das man um den Koerper drapiert.
Schnipsel 7. Wieder eine der kleinen Erfahrungen, die mit dem eigenen Erfahrungsschatz kollidieren: das tropische Klima. Am ersten Morgen, als ich im Hotelzimmer aufwache, ist die Fensterscheibe ganz beschlagen. Ich wundere mich, ich habe doch am Abend nicht geduscht, und die Klimaanlage war doch an, wo kommt denn die ganze Feuchtigkeit her? War natuerlich alles Quatsch, die Scheibe war selbstredend von aussen beschlagen und nicht von innen. Schmunzel.
Schnipsel 8. Das Besichtigungsprogramm am Donnerstag umfasste einen Besuch der Petronas (Betonung auf der ersten Silbe, so heisst die staatliche Erdoelfirma) Twin Towers, des Menara KL, des Koenigspalastes (auf den wir natuerlich nur einen Blick von aussen werfen konnten) und des Unabhaengigkeitsplatzes. Ausserdem fuhren wir durch die ausgedehnten Gruenbereiche der Lake Gardens, in denen es so schoene Sachen wie Hibiskusgaerten, eine Skulpturenausstellung etc. geben soll - aber das weiss ich nur vom Hoerenlesen.
Der Besuch der Twin Towers ist eigentlich nicht sooo toll, kann man doch nur in die 42ste Etage auf die Skybridge fahren. Ungefaehr so hoch duerfte ja auch das Skyline Mansion sein ... Und dann faehrt man in Aufzuegen, die wie Lastenaufzuege aussehen. Und da man nur auf der Bruecke ist, kann man natuerlich nicht herumgehen. Bevor man hinauffahren darf, gibt es einen 3D-Werbefilm fuer Petronas. Ich habe natuerlich wieder nichts davon, aber dafuer haben wir mit den dunklen Polarisationsfilterbrillen alle ganz schoen cool ausgesehen. Mafia convention, wie einer der Teilnehmer anmerkte. ;-))
Am interessantesten ist noch die Ausstellung im Eingangsbereich. Und die Information, dass einer der Konferenzorganisatoren sich um 6:15 Uhr in die Kartenschlange gestellt hat, um fuer uns Karten zu besorgen. Um die fruehe Zeit war sie noch kurz, die Schlange, aber um acht Uhr, als der Verkauf oeffnete, waehnte er ca. 300 Leute hinter sich ... man kann naemlich nur Karten fuer den aktuellen Tag kaufen, und das Kontingent sind 1200 oder 1300 Karten pro Tag. Und dass es sich nicht wirklich lohnt, weiss man erst hinterher, wie gut also, dass ich in diesem Rahmen dort oben war - unter den beschriebenen Bedingungen wuerde ich privat nie Karten bekommen ...
Unser Reisebegleiter war uebrigens ein echtes Redetalent, der konnte ununterbrochen erzaehlen. Zum Beispiel erzaehlte er, dass Autos und Motorraeder aus lokaler Produktion relativ erschwinglich seien, waehrend Importfahrzeuge durch hohe Zoelle verteuert seien. Als waeren solche Massnahmen gegen den freien Handel das Natuerlichste von der Welt!
Schnipsel 9. Ich muss ja noch vom Rest meiner gestrigen Tour berichten! Parallel zu der Strasse mit dem hinduistischen Tempel verlaeuft die Jalan Petaling = Petaling Street, die angeblich Chinatown verkoerpert. Total aetzend ist die! Ueberdacht, der Dachhimmel mit roten chinesischen Laternen behaengt, darunter nur Fake-Buden. Der Reisefuehrer hatte schon gesagt, dass hier ausser Speisen und Getraenken nichts echt sei. Hundertmal dieselben gefaelschten Taschen und Uhren (wer will bloss diesen ganzen Schrott haben???), und DVDs nach Lust und Laune. Angeblich kann man froh sein, wenn sowohl Bild als auch Ton drauf sind, aber der Ton ist dann meist auch nicht gerade in einer Sprache, die man verstehen kann ... Und beim Handeln solle man ruhig mit 10% vom zuerst geforderten Preis einsteigen ...
Danach wurde es langsam dunkel, mit dramatischen Bildern wegen des Nach-Gewitter-Himmels. Ich ging noch mal zum Unabhaengigkeitsplatz, durfte da eine fremde Familie fotografieren und wurde dann auch noch mit aufs Foto gebeten (oh, wie peinlich), und dann machte ich mich auf den Weg zu den Petronas Towers bei Nacht - ich wollte sie ja noch fotografieren. Der Weg war dann doch relativ laenglich, aber ich kam schliesslich unbeschadet an, waehrend die Buergersteige (five foot ways, wie die Einheimischen in ihrer Landessprache Bahasa Malaysia sagen) teilweise noch mit Klaubholz von dem Gewittersturm uebersaet waren, darunter ein riesiger (!) Palmwedel.
Irgendwie fuehlte ich mich an Koeln erinnert, guckt doch mal hier ... Nach einem kurzen Besuch der schicken Mall Suria KL, wo ich Durian-Pralinen, 3M-Halstabletten (nein, die kleben nicht, werden ja von Nestlé hergestellt) und Haarspangen kaufte, liess ich mich von einem betruegerischen Taxifahrer nach einiger Diskussion fuer 10 RM ins Hotel fahren. Nach einem Tee und pinkfarbenem Guavensaft in der Hotelbar war es Zeit fuer die Fahrt zum Flughafen, der 73 km von der Stadt entfernt ist. Das kostet nur 80 RM (scheint ein Festpreis zu sein). Am Flughafen kaufte ich noch einen Reisefuehrer fuer Kambodscha, ging kurz in die Lounge, in der hier Massageservices angeboten werden (gute Sache, das, aber ich hatte gar nicht mehr sehr lange zu warten), trank einen Tomatensaft, der mit "contains 80% Vitamin C" beschriftet war (vergib ihnen, sie wissen nicht, was sie schreiben ... zum Glueck stimmte das nicht) und nahm dann den letzten Flug vor der Nachtpause, 1:40 Uhr nach Pudong. Die schreiben da nirgendwo Shanghai hin und wuenschen einem spaeter auch einen angenehmen Aufenthalt in Pudong, was soll das denn? Und wenn ich mal nach Puxi 'ruebermoechte?? Leider gab es auch fuer den Rueckflug keine neuen Business-Sitze, aber ich habe trotzdem die meiste Zeit verschlafen. Gelandet um 6:29 Uhr, trotz Busfahrt und Immigration um 6:50 Uhr in der Gepaeckausgabehalle, um 6:54 Uhr Koffer aufgelesen, um 6:56 Uhr in der Ankunftshalle, skandaloese 6 Minuten auf Ding Shifu gewartet, um kurz vor acht zu Hause, wo mich ein schoenes Fruehstueck schon fast erwartete. Das ging doch prima!
Der allerletzte Schnipsel. Zur Freude der Biertrinker wurde das lokale Tiger Beer am Montagabend mit Eis serviert - wer will schon warmes Bier. :-)) Na dann Prost!
Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!
Wer weiterhin meine Bemerkungen über Gott und die Welt lesen möchte, klickt bitte hier:
Das neue Jahr des Schweins
Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.
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