Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


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Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Samstag, 14. April 2007

Taiwan

Und gleich noch ein erstes Mal! Ich bin uebrigens "komisch drauf" - die Reise nach Seoul war fuer mich gefuehlsmaessig eine Reise nach Korea, die nach Taipeh - oder eigentlich Taibei, mit demselben Bei = Nord wie in Beijing - eine nach Taipeh und nicht eine nach Taiwan.

Der Flug hin mit Thai Airways war recht nett, trotz Economy. Wir brauchten die hinteren Reihen (Reihe 60 aufwaerts) mit nur ganz wenigen anderen zu teilen, so dass genuegend Platz war. Es war natuerlich schon dunkel, als wir eintrafen. Was trotzdem gut zu sehen war, war das angeblich hoechste Gebaeude der Welt. Wenn man sich so die Silhouetten anschaut (z. B. hier), kann ich allerdings verstehen, warum die Leute in Chicago ein bisschen sauer sind. Ich habe auch kuerzlich gehoert, dass es jetzt ein Komitee gibt, das Regeln festgelegt hat, wie die Hoehe von Gebaeuden zu rechnen sei. Jaja, manche haben Sorgen ... Aber zurueck zu meinen Reiseeindruecken: die Skyline von Taibei ist wirklich frappierend. Ganz anders als in Shanghai: da steht der JinMao ja nicht wirklich allein, sondern ist von einer ganzen Reihe weiterer ziemlich hoher Tuerme umgeben, incl. dem Oriental Pearl TV Tower. In Taipei hingegen sieht man eine relativ einheitlich flache Bebauung (eine Kollegin hat mir spaeter erzaehlt, dass 16 Stockwerke eine dort gebraeuchliche Hoehe bilden - fuer hoehere Gebaeude wuerde die Erdbebensicherung sonst zu kostspielig), aus der nahezu unwirklich hoch dieses besagte Taipei 101 herausragt. Es hat seinen Namen von seinen 101 Stockwerken. Mehr nachlesen und ansehen kann man zum Beispiel unter www.die-wolkenkratzer.de, wo es uebrigens auch "Baustellenfernsehen" zum Shanghai World Financial Center gibt, nur weniger aktuell als aus unserem Wohnzimmerfenster.

Mit Abendprogramm war es natuerlich nichts - wir sind gleich zum Hotel gefahren, Agora Garden, mit einem Garten mit "griechischen" Saeulen und reichlich Wasser. Ein bisschen sehr kitschig, aber es mag ja auch Schlimmeres geben. Das Zimmer ist grosszuegig und hat eine kleine Kueche, wirkt aber irgendwie ein bisschen trist. Sozialistische Edelraeume sozusagen, und das, obwohl Taiwan doch nun gar nicht sozialistisch ist. Und es hat einen Notaufzug vom Balkon herunter. "Balkon" ist allerdings uebertrieben - ein mit "Mosaikflieschen" belegter schmaler Streifen mit einer Bruestung, die ihren Namen verdient, naemlich bis etwa Brusthoehe heraufreicht, ich konnte gerade mal hinuntersehen - also eigentlich mehr eine Plattform fuer den besagten Notaufzug. Da konnte man irgendwie einen Metallarm ueber die besagte Bruestung schwenken und sich dann an einem Seil herunterlassen ... aber ganz genau habe ich es mir gar nicht angesehen. Ich haette ja dann auch beinahe frueh ins Bett gehen koennen, waere da nicht der kostenlose ADSL-Anschluss gewesen, so dass ich meinen Postkorb ueberpruefte ... dann war es doch wieder kurz vor Mitternacht. :-(((

Am naechsten Morgen bin ich frueh aufgestanden, so dass ich einmal tatsaechlich ein bisschen zu frueh fertig war. Das habe ich dem offenbar sehr angenehmen taiwanesischen Lebensstil zu verdanken - die Besprechung sollte erst um 9:30 Uhr beginnen. Wir sind dann um neun zu Fuss losgegangen, mein schweinsfarbenes Cape ueber dem Kostuem ueber der Bluse war natuerlich zu warm, aber wo haette ich es hintun sollen? Es war erst ca. viertel nach neun, als wir ankamen, aber ich musste ja auch noch einen Geldautomaten suchen, um Bargeld fuer das Taxi zum Flughafen zu besorgen. Da waren doch wirklich die Geschaefte in der Taipei 101 Shopping Mall noch alle geschlossen, werktags, morgens um viertel nach neun! Nur ein paar der Ess- und Trinklaedchen hatten geoeffnet - halt die, die Fruehstueckstaugliches anzubieten haben.

Unsere Bueros sind in der 54sten bis 56sten Etage (oder war es die 53ste bis 55ste?), und man fragt sich natuerlich, wie man Zugang bekommt. Dank der mit Siemens-Technik ausgestatteten Besucher"buedsche" ist das kein Problem. Man waehlt die Etage und bekommt die dort ansaessigen Firmen zur Auswahl angeboten. Man waehlt die gewuenschte Firma und bekommt eine Telefonverbindung dorthin. Man erklaert, wer man ist, mit wievielen Personen man da ist und was man moechte, und dann spuckt einem der Automat Besucherausweiskarten aus. Mit denen kann man die Zugaenge passieren, die so gemacht sind wie oft in U-Bahnhoefen, allerdings ohne Drehkreuz. Dafuer steht auch Wachpersonal da. Das Hochfahren ist dann aber nicht so einfach, denn es gibt keine durchgehenden Aufzuege (jedenfalls nicht fuer den Buerobereich), so dass man auf der 36sten Etage umsteigen muss. Von dort fuehren aber nur Aufzuege in die ungeraden Etagen, man muss erst per Rolltreppe in die 37ste Etage fahren, von da geht es in die geraden Etagen weiter. Aber das findet man nicht so einfach - wirklich nicht gut gemacht.

Die Aussicht koennte schoen sein - aber es war leider recht trueb. Da kann man aber trotzdem gerade noch so sehen, dass Taibei (in dieser Hinsicht aehnlich wie Hong Kong) von allerhand Bergen umgeben ist. Vermutlich ist der Blick von der Aussichtsplattform auch nicht viel besser, jedenfalls nicht bei diesem Wetter. Ich habe irgendwo gelesen, dass man ein eindrucksvolles Erdbebenschutzpendel sehen kann - aber dafuer hatte ich natuerlich leider keine Zeit. Die Kollegen sind abends noch essen gegangen, aber die Restaurants auf der 85sten und 86sten Etage waren voll ausgebucht - da habe ich also jedenfalls in der Hinsicht nichts verpasst, ich musste ja schon um 15:40 Uhr wieder los zum Flughafen. Der Flug ging um 18:10 Uhr nach Hong Kong, freundlicherweise hatte ich diesmal ein Ticket in der Business Class, so dass ich die Wartezeit in der Lounge verbringen konnte. Die war passend zum Hotelzimmer - verblichener Sozialistencharme. Aber egal. Obwohl es Freitag der 13. war und ich als Umsteigezeit in Hong Kong nur 50 Minuten hatte und ich erst beim Final Call am Abflugausgang ankam, hat alles gut geklappt (uebrigens waere ich zum Flug eine Viertelstunde frueher auch gerade zum Final Call dagewesen, da der Ausgang weniger weit entfernt lag). Sogar das Gepaeck war reibungslos bis nach Shanghai geflogen und erwartete mich schon am Band, nachdem ich diesmal bei der Immigration relativ lange warten musste. Ungefaehr um Mitternacht war ich dann zu Hause. Und morgen frueh werde ich dann schon um viertel vor acht wieder abgeholt, diesmal (ist ja Sonntag, ich erwarte also relativ freie Strassen) geht es wieder mit dem Auto zum Flughafen.

P.S. In Taiwan ist wirklich easy going angesagt. Der ultimative Beweis: Die Regeln zum Haendewaschen, besser gesagt zur "Handhygiene mit Wasser und Seife". Waehrend das bei uns in Shanghai und in Hong Kong eine Prozedur in neun Schritten ist (in der noch der zehnte Schritt fehlt - Nummer eins ist naemlich, Schmuck abzulegen, aber dann gibt es keine Erinnerung, ihn wieder anzulegen), reichen in Taiwan fuenf! ;-)))

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