Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


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Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Freitag, 13. April 2007

Korea

Eins der vielen ersten Male, die ich hier zur Zeit erlebe, wobei leider die Eindruecke auf so kurzen Geschaeftsreisen nicht mal fuer richtige Mosaiksteine reichen. Allerdings kann man so grundlegende Sachen lernen wie die, dass Seoul keinen "eigenen" Flughafen hat. Incheon, so der Name, sei naemlich selbst eine Grossstadt, die zweite nach Seoul, sagt der Fahrer, aber da sie so nah bei Seoul liegt, genuegt ein Flughafen fuer beide. Das muss man halt wissen, wenn man nicht am Flughafen in leichte Panik fallen will, dass der Flug nach Seoul gar nicht angeschlagen ist. Incheon (oder jedenfalls der Flughafen) liegt auf einer Insel vor der Westkueste Koreas, die ueber eine Bruecke mit dem Festland verbunden ist. Zweite Lektion also: Seoul liegt in Kuestennaehe.

Unterwegs sehe ich schon, dass ich ein bisschen nach Norden geflogen bin - es ist noch kein Gruen zu sehen, aber viele Baeume und Straeucher bluehen. Auch in der Stadt gibt es unheimlich viele dieser weiss-rosa (mehr Richtung lachsfarben, nicht pink - aber eigentlich weiss) bluehenden Baeume - ob das Zierkirschen waren und dies das koreanische Pendant zum japanischen Kirschbluetenfest? Der Fahrer, der mich mit dem company car abgeholt hat und recht gut englisch sprach, war botanisch nicht so begabt und konnte hierzu keine sachdienlichen Hinweise geben. Dafuer habe ich bei ihm kostenlosen Sprachunterricht genommen und mir einen koreanischen Grundwortschatz angeeignet, jawohl! Der besteht aus zwei Woertern: Annyonghaseyo - das heisst Guten Morgen, Tag, Abend. Das andere heisst Kamsahamnida und bedeutet danke. Damit hatte ich ein bisschen Schwierigkeiten (wie bei Loriots Bratfettraetsel: man musste nur die Silben in die richtige Reihenfolge bringen …), aber nach den Prinzipien des mnemonischen Lernens mit action, action, action stelle ich mir jetzt vor, dass ich als Kaiser = Caesar nach Korea komme: ich kam, sah - ham nie da. Nein danke! Vielleicht albern, aber es hilft!

Der Fahrer dachte doch wirklich, er solle mich am Mittag gleich ins Hotel fahren, damit ich mich einen halben Tag lang ausruhen koenne vor den Besprechungen am naechsten Morgen. Sehr fuersorglich von ihm - schoen waer's gewesen … Dafuer habe ich am Nachmittag mit lauter wichtigen Leuten sprechen koennen, nicht uebel. Das war auch gleichzeitig buchstaeblich die halbe koreanische Expat-Community. Abends sind die Kollegen mit mir koreanisch essen gegangen. Es gab Rindfleisch, auf koreanische Art gegrillt, und dazu "2000" Sorten Beilagen, vor allem Gemuese, darunter natuerlich viel Kimchi. Das ist scharf eingelegter Kohl, manchmal auch anderes Gruenzeug. Es gebe ueber 250 Arten Kimchi … ja dann … Auf koreanische Art gegrillt heisst: in die Vertiefung im Tisch wurde ein Schuesselchen gluehender Holzkohle gestellt, darauf kam so ein rundes Metallteil, das aussah wie ein Felgenzierdeckel. Das Rindfleisch wurde dann irgendwie "rippenweise" gebracht, wobei es so vorbereitet war, dass es einfach von der Rippe abgewickelt werden konnte (ca. 1-2 cm dick). Wenn es gar war, wurde es von der Bedienung mit einer Schere in Stuecke geschnippelt, die staebchen- und mundgerecht waren. Koreanische Staebchen sind, anders als die chinesischen oder japanischen, nicht aus Holz oder Bambus oder Plastik, sondern aus Metall. Da die "Felgen" offenbar nicht gefettet waren, wurden sie andauernd gewechselt, bevor das Fleisch allzuviel anpappen konnte. Als ich von diesen ganzen Sachen recht satt war, hoerte ich, dass das die Vorspeise war. Aber keine Sorge, das Hauptgericht ist Reis, ich hatte mich fuer die Variante gedaempfter Reis mit einer Schuessel Suppe entschieden. Vom Reis nahm ich dann einige Hoeflichkeitsbrocken, das ging ja noch so gerade. Sehr lecker uebrigens, diese im Wesentlichen klare Bruehe. Zum Nachtisch wurden dann noch eine Kirschtomate und ein Stueck Orange gereicht. Fertig, von den Plaetzen, los! Da wird nicht noch lange herumgesessen. Somit waren wir schon um kurz nach acht fertig, das ist ja auch irgendwie angenehm. Frustrierend fuer die Kollegen war sicher, dass wir gar nicht zusammen saufen konnten - das scheint in Korea ein Nationalsport zu sein, jedenfalls spricht jeder darueber. Fuer mich hat das leider auch den Nachteil, dass ich sicher nie die volle Wahrheit erfahren werde …

Zum Uebernachten hatte man mir ein Zimmer im Grand Hyatt gebucht, auf einem Huegel mit Blick ueber die Stadt, zum Fluss hin. In Seoul gibt es nicht so viele richtig hohe Hochhaeuser, insgesamt wirkte es auf mich ein wenig europaeisch. Der Blick war schoen, aber eigentlich fand ich das Hotel zu teuer. Mit Designbad, das natuerlich nur richtig gut aussieht, wenn man es nicht benutzt - sonst stoeren halt ueberall die Wasserflecken … Da die Essstaebchen ja aus Metall sind, kann man das Holz fuer andere Dinge verwenden. Wie z. B. Wattestaebchen - sehr unangenehm, wenn die so unflexibel sind! Um nochmals auf die Preise zurueckzukommen - Korea ist wohl ziemlich teuer. Und das liegt nicht nur an dem Wechselkurs von 1 EUR zu ca. 1200 Won, der die Zahlen immer gleich einschuechternd lang aussehen laesst … Die Wellnessangebote (Massagen, Peelings etc.) waren ab 100 EUR aufwaerts zu haben, fuer dann immerhin 60 Minuten. O.k., o.k., das waren die Hyatt-Preise, aber trotzdem … Dafuer gab es am naechsten Morgen ein schoenes Fruehstuecksbuffet mit leckerem Bircher Mueesli, Lachs, Kaese, Aufschnitt, Ei und Blick auch auf die hoteleigenen Gartenanlagen. Sehr nett - und wenigstens in dem hohen Uebernachtungspreis inbegriffen.

Die hohen Preise sind wohl auch mit auf starke Gewerkschaften zurueckzufuehren, die bei einer Inflationsrate von ca. 3% in den letzten Jahren immer noch Tarifabschluesse von ca. 8-6% ausgehandelt haben, wie ich am Rande erfahren habe. Da erblassen die deutschen Genossen bestimmt, etwas Anderes ist mit denen sicher nicht zu machen.

Drei "Mosaiksplitter" noch: Erstens die Zahnbuerstenhorde auf der Damentoilette im Buero: ein Becher vollgepfropft mit Zahnbuersten und daneben eine (offenbar Gemeinschafts-)Tube Zahnpasta - die Zahngesundheit der Kolleginnen muss ausgezeichnet sein! Zweitens: ganz Seoul ist voller christlicher Kirchen, ich bin sicher an deutlich mehr als zehnen vorbeigekommen. Die wenigsten sind aber in besonderen Gebaeuden untergebracht, meist handelt es sich um gewoehnliche Haeuser mit einem Neonkreuz und oft grossen Aufschriften, die teilweise wie Reklame wirken (und das ja letztlich auch sind). "English Preaching - Korean Translation, Priest David Irgendwie, Tel. soundso" Und drittens lagen in einem Schrankfach im Hotel nicht nur das neue Testament, sondern auch "The teachings of Buddha". Interessant!

Soweit meine Bruchstuecke, die ich leider nicht schon gleich aus Korea zum Besten geben konnte, weil dort mein Blackberry nicht funktioniert hat. Das ist schon ein bisschen bloed, wenn man ploetzlich so ganz ohne Telefon dasteht …

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