Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


Wer weiterhin meine Bemerkungen über Gott und die Welt lesen möchte, klickt bitte hier:
Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Mittwoch, 30. Januar 2008

Umgehauen

Ja, so muss es wohl sein - von dem beschriebenen Freitagabend habe ich mich noch nicht wieder erholt. Husten, abwechselnd Trief- und Stopfnase und die beruehmten Kopf- und Gliederschmerzen ... kurz, genuegend Anlass, um im Bett zu bleiben und das erst einmal auszukurieren. Leider hatte ich von Montag bis Mittwoch Termine mit "Zugereisten" - die lassen sich halt nicht verschieben. Bleibt zu verfolgen, ob ich die Gaeste erfolgreich angesteckt habe ... die Herrschaften kamen aus Singapur und liefen, obwohl hier noch mehr Schnee und Hagel gefallen ist, als auf den zuletzt veroeffentlichten Bildern zu sehen war, einer nur im Anzug, der andere gar nur im Hemd herum. Mit Krawatte. Wahrscheinlich kommt die Erkaeltung bei mir von diesem Anblick und eben gar nicht von dem besagten Freitagabend!

Aber wie auch immer, da liegt man schon halb darnieder, da fangen die Kollegen unserer Kommunikationsabteilung in Deutschland eine Diskussion darueber an, ob ich in einem Artikel fuer die Mitarbeiterzeitung Henry Ford zitieren koennte-sollte-duerfte. Der Spruch passte halt gut und ist ziemlich bekannt (wie auch viele andere Zitate von ihm, siehe z.B. hier) - aber, wie ich bei dieser Gelegenheit erfahren habe, "Henry Ford war bekennender Antisemit" ... und ob wir denn wohl ohne Not in einem internationalen Magazin bekennende Antisemiten zitieren koennten-sollten-duerften? Herrje!! Da sie einem sowieso den Artikelentwurf dreimal durch verschiedene Muehlen drehen und das, was am Ende herauskommt, mit dem Ausgangszustand meist im Wesentlichen nur noch den Inhalt der Ueberschrift gemein hat, haetten sie es ja einfach streichen koennen - ich hatte mir halt Muehe gegeben, den Text ein bisschen aufzupeppen. Ich hoffe nur, dass von den Kollegen niemand einen Ford faehrt ...

Sonntag, 27. Januar 2008

Eine loechrige weisse Decke

... hatte Shanghai doch tatsaechlich heute morgen! Da hatte es wohl in der Nacht noch weiter geschneit, und es ist wirklich eine ganz duenne Decke an den kalten Stellen liegen geblieben. Und kalte Stellen (wie man auf dem Foto sieht, koennen sogar Palmen dazu gehoeren!) gibt's hier natuerlich nicht zu knapp. Allerdings waren sie, wie schon gestern, nicht soooo kalt, so dass von dieser etwas mickrigen weissen Pracht schon gegen 10 Uhr morgens kaum noch etwas uebrig war. Die Daecher des Shikumen im Lujiazui-Park und der Haeuser in der Altstadt rund um den Stadtgott-Tempel und am Yu-Garten waren auch weiss gepudert. Burkhard behauptet, er habe Kinder auf den Rasenflaechen der Wohnanlage gesehen, die sich im Formen von Schneebaellen versucht haetten. Fuer richtige Schneemaenner hat es aber wohl nicht gereicht. Allemal ist das wohl eher ein seltenes Ereignis in Shanghai. Sogar der Oriental Pearl TV Tower hatte einen weissen "Kragen", s. Bild.

Ein Reh wurde allerdings nicht gesichtet, und wir wohnen ja auch nicht an einem See - sonst haette wieder der alte Zungenbrecher aus Janoschs Traumstunde gegolten: Es steht ein Reh im Schnee am See. Es tut mir in der Seele weh, wenn ich das Reh im Schnee steh'n seh'!

Samstag, 26. Januar 2008

Schneetreiben

... hatten wir heute fast den ganzen Tag, scheussliches Wetter! Liegenbleiben tut natuerlich nichts (und das ist auch gut so). Insgesamt ist es leider auch in der Wohnung nicht sehr warm, so dass wir heute erst einmal Zugluftbremsen fuer die Kuechenbalkontuer und die Wohnungstuer eingekauft haben. Mal sehen, ob das ein bisschen gegen die schreckliche Fusskaelte hilft. Fusskaelte kann ich naemlich jetzt ueberhaupt nicht gebrauchen, die Halsschmerzen von gestern waren wohl nicht nur auf das viele Bruellen zurueckzufuehren. Ich fuehl' mich auch ein bisschen schlapp und gehe jetzt mal lieber ziemlich sofort ins Bett. -

Rund um den ehemaligen Golfuebungsplatz wird jetzt fleissig abgerissen, und auch das Faehrhaus musste dran glauben. Ist schon Wahnsinn, wieviel hier schnell mal eben abgerissen und neu gebaut wird. Wir sind jetzt also weitgehend von Baustellen umgeben. Zum Glueck sind sie meist nicht mehr ganz so laut wie die Tunnelbaustelle zuletzt - die sind dort mittlerweile auch wieder zu weniger laermigen Taetigkeiten uebergegangen. Moege es recht lange so bleiben.

Heute hat mir uebrigens Zheng Hong mein zweites Spruchpaar mitgebracht, fertig als Rollbilder oder genau betrachtet Rollkalligraphien auf Seide aufgezogen. Auch schoen - und dann hat er mir auch noch einen Drachenstempel (nein, keinen Drachens-Tempel) geschenkt. Die Stempel (mittlerweile habe ich schon eine kleine Auswahl) darf ich naemlich nie bezahlen. Jedenfalls wird der Drachen (ausnahmsweise mal ein runder Stempel) das naechste Werk schmuecken. Die Vorarbeiten dazu haben bereits begonnen. Sinnigerweise habe ich mir eins ausgesucht, in dem das Wort "Schnee" vorkommt ...

Kleine Katastrophen

Heute (oder genauer gestern) durfte ich tagsueber den ganzen Tag an einer Schulung teilnehmen und abends an einem "Geschaeftsessen", wie das so schoen heisst. Man hatte ein Etablissement namens Enoteca ausgesucht, was zu Recht auf einen Laden mit einer grossen Weinauswahl deutet. Fuer mich nun leider nicht sooo spannend, aber nun gut ... Wasser gibt's da auch. Und reichlich Langnasen. Zum Essen kann man Tapas bestellen, ausserdem gibt's Suppen und Salate. Das ist alles nett (jedenfalls die Tapas). Wenn nur der Geraeuschpegel nicht so hoch waere - es ist furchtbar laut dort, und ich musste den halben Abend dagegen anbruellen. Jetzt habe ich Halsschmerzen. Aber noch schlimmer ist dieses gasfoermige Zeug, das den Raum ausfuellt. Luft kann man das ja kaum noch nennen ... so verrauchte Raeumlichkeiten habe ich schon lange nicht erleben muessen, grauenhaft. Bah, wie die Haare nach Qualm stinken - und natuerlich alle meine Kleidungsstuecke. Ekelhaft.

Leichtfertigerweise hatte ich Ding Shifu nach Hause geschickt, nachdem er uns da abgesetzt hatte. Das war, wie sich spaeter herausstellte, extrem leichtfertig, denn es hat zu regnen begonnen. Freitagabend und Regen - Taxi? No way. Bu xing. Das geht gar nicht. Zum Glueck war mein Kollege weniger leichtfertig gewesen und hatte seinem Fahrer noch nicht Dispens erteilt, weil wir ja internationale Gaeste hatten, die nach dem Essen in ihr Hotel verfrachtet werden mussten. Da musste der Fahrer, nachdem wir eine Weile vergeblich versucht hatten, ein Taxi zu bekommen, den Nicht-Gast-Rest von uns dann halt in einer zweiten Fuhre nach Hause fahren. Wir waren alldieweil noch einmal in die Raeucherstube zurueckgekehrt. Da war's dann doch ganz schoen spaet am Ende, so dass ich erst um viertel vor eins zu Hause war. Das Wachpersonal scheint hier jetzt zu wissen, dass ich die mit dem verlorenen Schluessel bin, obwohl das ja immer verschiedene Personen sind und ich bisher erst einen einzigen gefragt hatte, seltsam! Jedenfalls oeffnete er mir, ohne dass ich mich ueberhaupt schon angeschickt hatte, den Mund zu oeffnen, um um Hilfe zu bitten, gleich die Tuer und schaltete mir auch den Aufzug frei. Na sowas!

Wie vielleicht schon aus dem Nebensatz ersichtlich, sind meine Schluessel leider nicht wieder aufgetaucht. So ein Mist. Dann muss hier also jetzt die grosse Schlossaustauschaktion gestartet werden. :-(((

Mittwoch, 23. Januar 2008

Der Unsinn eines laengst vergangenen Tages

Heute habe ich eine Mitteilung ueber meinen Vielflieger-Kontostand bekommen. Und zwar ueber den Kontostand vom 30. Dezember 2007. Manchmal haben automatisierte Schreiben einen Hang zur unfreiwilligen Komik, endet doch die Mitteilung mit dem schoenen Satz "Um den Senator-Status zu erreichen, benoetigen Sie noch 57.930 Statusmeilen in 2007." Ja bitteschoen, wie soll ich es denn rein technisch bewerkstelligen, in zwei Tagen 57.930 Statusmeilen zu "erfliegen"?? (Hm - wahrscheinlich geht das sogar, wenn man einen langen Flug in der First Class bucht ... aber jetzt ist es auch zu spaet, na so was Dummes aber auch!)

Dienstag, 22. Januar 2008

Mittwoch, 2. Januar 2008: Penhs Berg

Hm, ist ja doch irgendwie schoener, wenn es ein grosses Fruehstuecksbuffet gibt statt bloss Baguette und Marmelade! Das versuesst das zeitige Aufstehen, hat Mony doch heute Abfahrt um 8:30 Uhr angeordnet. Zu arbeiten beginne ich ja immer erst um 9 Uhr, das ist eben der Unterschied zwischen Arbeit und Freizeit!

Als erstes fahren wir zum Koenigspalast. Den kennen wir ja schon vom Modell im cultural village … aber in Lebensgroesse ist es doch beeindruckender. Wir beginnen am Fluss bzw. am Chaktomuk ("vier Gesichter"), der Stelle, an der sich vier Fluesse treffen: der Sap-Fluss, vom Tonlé Sap kommend, der Bassac sowie der Mekong. Nein, ich bin NICHT zu dumm, bis drei oder eben vier zu zaehlen. Der Mekong zaehlt doppelt, sein Ober- und Unterlauf werden als zwei Fluesse betrachtet. An dieser Stelle findet ein Phaenomen statt, das es nur hier gibt: In der Regenzeit fuehrt der Oberlauf des Mekong sehr viel Wasser. So viel, dass die Fluten in den Sap-Fluss mit solcher Macht hineindruecken, dass sich dessen Fliessrichtung umkehrt: nicht mehr Richtung Meer, sondern landeinwaerts Richtung Tonlé Sap fliesst er dann. (Wie heisst es noch in dem alten neuen Lied "Wenn das rote Meer gruene Welle hat"? Ich meine, mich an die Zeile "Wenn die Fluesse rueckwaerts fliessen, dann bleiben wir hier …" zu erinnern. Man muss vorsichtig sein mit seinen Konditionalsaetzen …) Auf dem Palastgelaende steht auf dieser Hoehe ein wand- und fensterloses Gebaeude, der Mondlichtpavillon. Es heisst, der hiesse so, weil das Mondlicht ungehindert hineinfallen kann. Direkt am Fluss steht ein weiterer kleinerer Pavillon, in dem der Koenig die traditionelle Regatta auf dem Sap oder das Feuerwerk anlaesslich des Bon Om Tuk (Wasserfest) beobachten kann.

Mony hat den Koenigspalast als ersten Punkt aufs Programm gesetzt, weil die Morgensonne ihn am schoensten in Szene setzt, sagt sie. Das Problem ist nur, dass es heute gar keine Morgensonne gibt: eine geschlossene hellgraue Wolkendecke sorgt fuer schattenfreie Ausleuchtung, aber das koenigliche Gelb kann so natuerlich nicht strahlen. Uebrigens gibt es am Touristen-Eingang eine Broschuere mit Erlaeuterungen zum Palastgelaende und einem separaten Uebersichtsplan im Kleinposterformat, auf dessen Rueckseite die wichtigsten Vorschriften fuer die Besucher im Bild dargestellt sind, damit keiner mit der Ausrede kommen kann, er habe die Regeln nicht lesen koennen. Keine Shorts, keine aermellosen Oberteile, keine grossen Rucksaecke (oha! Burkhards Fotorucksack IST gross … aber Fotorucksaecke waren nicht gemeint, was Mony dem Wachpersonal in Erinnerung ruft) und noch einiges mehr, was man nicht darf. Aha, jetzt verstehe ich, warum Mony, bisher in engen Jeans und mit bunten Pullovern unterwegs, heute eine ganz brave cremefarbene Rueschenbluse und dazu einen knoechellangen dunkelblauen Rock traegt: Uniform fuer Tourifuehrer. Und im Koenigspalast gibt es sicher keine Entschuldigung.

Gleich als erstes stoesst man auf eine Galerie mit Staatsgeschenken. Anders als Mitterrands Staatsgeschenke-Museum, das uns hierzu sofort einfaellt, ist die Galerie aber fuer die Oeffentlichkeit nicht zugaenglich. Schade, ich haette ja gern mal wieder so eine schoene Auswahl groesstenteils grauenhaft kitschiger, aber sicher teurer nutzloser Herumsteh-und-Verstaubobjekte gesehen. ;-))

Links liegt dann die offene Festivitaetenhalle, in der der Koenig seine Geburtstagsparties stattfinden laesst. Es war wohl auch hier, wo der alte Koenig Sihanouk, der sich gern mal als Regisseur versuchte (oder war's als Schauspieler??), vor erlesenem Publikum seine Werke zur Auffuehrung brachte.

Weitere Gebaeude sind der farblich herausfallende, da hellgraue Napoleon-Pavillon mit lauter Ns auf den aetzdekorierten Scheiben, der urspruenglich bei den Festlichkeiten anlaesslich der Eroeffnung des Suezkanals als Behausung fuer seine Kaiserin Eugénie diente und spaeter als Geschenk fuer den Vasallen nach Kambodscha "entsorgt" wurde, das Arbeitsgebaeude (fuer einen Koenig reicht halt ein Arbeitszimmer nicht), das Haus zur Aufbewahrung der koeniglichen Insignien, in dessen Untergeschoss der gemeine Besucher eine Sammlung gemischter Objekte betrachten kann, der Thronsaal, das "Jagdhaus" mit Elefantenterminal und ein bisschen abseits die koenigliche Residenz mit den Privatraeumen und noch ein separates Gebaeude fuer irgendeine Koenigin, die nach dem Tod ihres Mannes als Nonne lebte - in ebendiesem Gebaeude. Mir faellt vor allem ein Baum vor dem "Jagdhaus" auf. Der hat ueberall Blueten, aber nur auf einer Seite Blaetter - Burkhard behauptet, das seien drei Baeume, von denen nur einer gruene. Wie prosaisch.

Den Thronsaal darf man nur barfuss oder in Socken betreten. Waehrend ich solche Etablissements in Malaysia immer als relativ sauber in Erinnerung habe, kann man hier feststellen, dass der koenigliche Saal voller Prunk und Pracht eine ruehmliche Ausnahme macht. So was richtig Erwaehnenswertes gibt es darin nicht, ausser vielleicht der Tatsache, dass der eigentliche Thron je Koenig nur ein einziges Mal "besessen" werden darf, naemlich bei seiner Kroenung. Fuer alle spaeteren Gelegenheiten gibt es daher noch einen koeniglichen Sessel. Genau betrachtet zwei, die Koenigin darf auch sitzen. Das Problem mit dem derzeitigen Koenig ist nur, dass er keine Frau und folglich auch keine Erben hat, tststs … und weder das eine noch das andere ist auch nur entfernt in Sicht.

Danach wechseln wir in den suedlichen "religioesen" Bereich, der von einer Galerie umgeben ist, die Anfang des 20. Jahrhunderts in buchstaeblich epischer Breite mit Szenen aus dem Ramayana-Mythos geschmueckt wurde. Dieser erzaehlt die Geschichten, die Vishnu in seiner Inkarnation als Prinz Rama erlebte. (Rama war also Vishnus Avatar in dem Leben, das wir fuer das erste halten - ich habe in diesem Zusammenhang gelernt, dass das Wort Avatar nicht erst im Zusammenhang mit der virtuellen Welt Second Life kreiert wurde.) Damit es nicht zu einfach wird, heisst Ramayana in der Sprache der Khmer Reamker - und nicht genug mit einer eigenen Bezeichnung, es gibt auch lokale Besonderheiten der Khmer-Version. (Und aller lokalen Versionen, weiss Mony.) Ein grosser Unterschied besteht darin, dass die Liebesgeschichte im Ramayana gluecklich, im Reamker aber ungluecklich ausgeht, was Mony uns ausfuehrlich darlegt. Sie scheint von diesem Unglueck persoenlich mitgenommen zu sein …

Das wichtigste Gebaeude auf dem Palastgelaende ist die Silberpagode. Nun stellt man sich ja vermutlich als durchschnittlicher Europaeer unter Silberpagode ein silbernes, turmfoermiges Gebilde mit geschwungenen Daechern vor - oder? Aber so ist es nicht - es handelt sich um eine rechteckige, einstoeckige, ockergelbe Halle, deren Name daher ruehrt, dass der Fussboden mit Silberfliesen ausgelegt ist. Jede wiegt eineinachtel Kilogramm, heisst es. Macht bei 5329 Platten zusammen 5995,125 kg, also knapp 6 t aus. Die Sache hat Gewicht! Bis auf einige kleine "Belegstellen" ist der Raum aber komplett mit Teppichen ausgelegt, so dass man die Wirkung des edlen Bodens gar nicht einschaetzen kann. Der Raum beherbergt eine grosse Buddhasammlung. Die zwei Glanzstuecke sind ein sogenannter Smaragdbuddha aus gruenem Glas und ein goldener, fast lebensgrosser, mit einem Gewicht von 90 kg (bei sehr schlanker Statur) und besetzt mit Tausenden von Edelsteinen, incl. einem 25-karaetigen Brillanten auf der Stirn. Zu seinem Schutz steht er in einem glaesernen Schrank, der mit einem winzigen Vorhaengeschloss verschlossen ist. Na, dann kann ja nichts passieren!! Auf und vor den Statuen und Vitrinen liegen duftende "Armbaender" aus Jasminknospen.

Die restlichen Dinge im Palastareal lassen sich mit "Sammelsurium" hinreichend beschreiben. Ein Modell von Angkor Wat, Plattformen, auf denen kambodschanisch musiziert wird, ein Tempelchen mit einem grossen goldenen Buddhafussabdruck, ein Webstuhl, an dem mit Hilfe speziell zweifarbig gefaerbter Schussfaeden traditionelle geometrische Muster gewebt werden, und eine Fotoausstellung ueber die 7 oder 8 Tage waehrende Zeremonie der Koenigskroenung - aber am Ende haben wir das alles geschafft und koennen uns neuen Programmpunkten zuwenden. Wir verlassen das Palastareal, ohne zu suendigen - die speziell hier lockende Versuchung bestuende darin, eine Bluete vom Kanonenkugelbaum zu pfluecken. Auf einem Schild am Baum heisst es daher extra: "Picking flower is sinful" - Achtung, falscher Freund: sinful heisst eben nicht sinnvoll! ;-)) Es sind aber auch in Pflueckreichweite gar keine Blueten zu sehen.

Wir haben es nicht sehr weit zum Nationalmuseum, das praktisch direkt nebenan liegt, wir muessen nur ganz um den Palast herum. Die typischen Daecher sehen genauso aus wie die der Palastgebaeude, der dunkelrote Anstrich ganz anders. Durchs Museum fuehrt ein lokaler Fuehrer, der brav sein Programm abspult - aber irgendwie ist das nicht sehr befriedigend. Und fotografieren darf man auch nicht. Wir gehen nach dem Ende der nicht sehr langen Fuehrung noch einmal herum und halten uns dann noch ein wenig im Innenhof auf - schoene Atmosphaere. Den "Leprakoenig", also die Statue, nach der die Terrasse in Angkor Thom benannt ist, finden wir aber nicht, obwohl er da sein sollte. Vielleicht ruht er sich noch in seiner Kiste aus - eine Auswahl von Stuecken ist gerade von einer Europareise zurueckgekehrt. Wie wir auf den Transportkisten lesen konnten, waren sie in der Bundeskunsthalle zu Gast und noch anderswo. Stark! So ein Pech aber auch, dass ich nicht da war!

Nach einer Weile reissen wir uns im Hinblick auf das volle Tagesprogramm los. Als naechstes geht es zum Wat Phnom, neben dem unser "Sonnenweg"-Hotel liegt. (Ich kann ja auch nichts dafuer, dass es so heisst.) Hier werden die Auslaender auch mal wieder diskriminiert: "Foreigners pay $1 here". Auf dem Huegel gibt es einen chinesischen Tempel mit vielen streunenden Hunden, Leute, die mit Kaefigen voller Voegel herumlaufen, welche man "als gute Tat" freikaufen kann (vermutlich damit sie sich auf der naechsten Mauerkante niederlassen und wieder eingesammelt werden koennen), einen Vihear mit einer weiteren Buddhasammlung und einen kleinen Schrein zur Verehrung von Frau Penh. Es war mal eine Witwe. Und wie hiess die? Penh. Und es war nicht irgendwer, sondern Witwe Penh, die in einem angeschwemmten Baumstamm fuenf Buddhafiguren gefunden hatte (ein Wunder! ein Wunder!). Und daraufhin begonnen hatte, Geld zu sammeln. Und nicht eher geruht hatte, als bis sie genug zusammen hatte, um das besagte Heiligtum, eben den Wat Phnom, zu erbauen, um den 5 Kumpels eine angemessene Heimstatt bieten zu koennen. Und so kam die ganze Stadt zu ihrem Namen: der Berg der Frau Penh. Die Figur sieht recht naiv aus, scheint sich aber, der Vielzahl der Opfergaben nach zu urteilen, grosser Beliebtheit zu erfreuen.

Beim Abstieg vom Huegel kommen wir am Denkmal fuer die Rueckgabe dreier Provinzen von Thailand an Kambodscha Anfang des 20. Jahrhunderts vorbei. Darunter war auch Siem Reap - da das heute wegen des Tourismus wohl eine der "profitabelsten" Provinzen ist, war die Rueckgabe fuer Kambodscha sicher noch viel besser, als man damals vermutlich glaubte … - Die grosse "Blumenbeetuhr" gleich unterhalb des Denkmals ist weniger interessant als die Tatsache, dass die Baeume gegenueber voller Flughunde haengen - und das mitten in der Stadt!

Dann ist es aber schon Zeit fuers Mittagessen. Mony liefert uns in einem Restaurant namens Bopha mit Terrasse ueber dem Fluss ab. Ganz aussen wollen wir aber nicht sitzen, denn es ist ziemlich windig. Das Restaurant ist zum Fluss hin sowieso wandlos, so dass fuer genuegend frische Luft gesorgt ist. Auf der Karte steht hier unter anderem Bueffelfleisch, das wir dann auch gleich probieren. Im Vergleich zu Rindfleisch soll es ja noch weniger Kalorien haben und ganz fettarm (obwohl doch die Bueffel hier im Schnitt deutlich wohler genaehrt aussehen als die Kuehe) und voellig cholesterinfrei sein (ja dann!). Und gut schmecken soll es auch noch! Und es ist wirklich ganz lecker zubereitet, was wahrscheinlich bei diesem Fleisch besonders wichtig ist, denn wegen der grossen Fettarmut ist es natuerlich ein bisschen trocken und auch nicht superzart. Aber der Koch oder die Koechin hier weiss damit umzugehen - und mit den uebrigen Lebensmitteln auch. Ausser gutem Essen gibt es hier auch noch tolle Brunnen. Es handelt sich dabei um viergesichtige Koepfe à la Bayon. Der besondere Reiz ruehrt daher, dass sie bewachsen und vor allem bemoost sind. Das Wasser laeuft tropfenweise ueber die moosigen Gesichter, und die Tropfen glitzern im Licht.

Gestaerkt koennen wir uns jetzt an das Nachmittagsprogramm wagen.

Sonntag, 20. Januar 2008

Das kleine Glueck und Unglueck des Alltags

Unglueck. Na ja, vielleicht ist es auch ein Glueck, dass wir zur Zeit nicht (satelliten-)fernsehen koennen. Unser Jahres"abo" fuer die sogenannte SmartCard scheint wohl abgelaufen zu sein. *** Das wirkliche Unglueck: Ich habe gestern meinen Schluesselbund verloren, o je. So ein Aerger! *** Der Golf(uebungs)platz vor unserem Fenster ist jetzt schon abgerissen - das allein waere noch kein Unglueck, aber die Zeile mit Restaurants an der Seite ist auch nicht mehr da. Kein Itoya - wo soll man jetzt brauchbare Sushi essen??? *** Meine beiden Reiseschweine sind beleidigt, weil sie heute baden mussten - ich wuerde das allerdings eher ein Glueck nennen, denn sie waren doch mittlerweile seeehr schmutzig und sind jetzt wieder groesstenteils rosafarben. ;o))

Glueck. Gestern waren wir mal wieder beim Baecker in der Seitenstrasse der Fangbang Lu, um die leckeren Waffeln zu kaufen - und es gab auch welche. *** Ausserdem habe ich es endlich geschafft, mir neue Knoepfe fuer mein Fellmaentelchen zu kaufen und diese auch anzunaehen. Die alten waren schon lange allzu locker, aber irgendwie war es mir zu langweilig, die einfach wieder fester zu naehen. *** Mein "Adventskalender" (ich hatte mir von unserem letzten Besuch in Deutschland eine Schachtel mit 24 Stuecken Niederegger-Marzipan gekauft und diese als meinen Adventskalender deklariert. Irgendwie habe ich es aber nicht geschafft, diese kleinen Marzipanbrote an den ersten 24 Tagen des Dezember zu essen, sondern habe erst am vergangenen Freitag das letzte "Tuerchen" verzehrt. Dann war also am Samstag Zeit fuer Bescherung: eine neue Speicherkarte fuer meinen Fotoapparat ... die 3 Gigabyte fuer Kambodscha waren einfach zu knapp ... *** Am vergangenen Mittwoch hatte ich mein regionales und das lokale Team zum Abendessen eingeladen, um das einjaehrige Bestehen meiner Organisationseinheit zu feiern. *** Ich habe mal wieder einen Artikel aus dem Reisetagebuch fertig, s.u. - und, noch besser, Burkhard hat die Malaysia-Foto-CD auch so gut wie fertig, und ich habe heute ein schoenes Titelbild dazu "gebastelt"! *** Mein zweites Spruchpaar mit je 7 Worten ist jetzt fertig und unterwegs zum Aufziehen.

Das mit dem Schluesselbund ist natuerlich wirklich aetzend, aber quantitativ ueberwiegt ganz offensichtlich das Glueck. So ist es recht!

Dienstag, 1. Januar 2008: Flussfahrt und Verkostungsreise nach Phnom Penh

Durch unser Gitterfenster blicken wir heute Morgen, am ersten Morgen 2008, auf einen leicht aufgewuehlten Mekong. Der Himmel haelt sich mit dichten Schaefchenwolken bedeckt, und der grosse Baum am Ufer wird vom Wind gezaust. Im Moment denke ich mir dabei noch nichts - die Gedanken kreisen mehr um Fragen wie "Wie mag das jetzt mit dem Duschen funktionieren?" und "Was gibt es zum Fruehstueck?". Duschen kann man, sogar mit warmem Wasser, aber die Wasserstrahlen sind sehr fein, so dass es schon eine ganze Weile braucht, bis man ueberall nass ist. Wie erwartet ist dafuer der Spruehnebel gut geeignet, fast das ganze Bad in eine Nasszelle zu verwandeln.

Fruehstueck gibt es in der Hotellobby, und es besteht im Prinzip aus dem Gleichen wie gestern. Der halbe Stern Unterschied hat zur Folge, dass es nicht gesalzene und ungesalzene Butter sowie zwei Sorten Marmelade zur Auswahl gibt: ungesalzene Butter und Erdbeermarmelade, fertig. Wir bestellen das Ei als Omelett und verstehen den Hinweis der Bedienung nicht, dass es nur Ei gebe - ach so, wahrscheinlich wollen Langnasen Omeletts mit Kaese, Schinken, Tomaten, Schnittlauch, Paprika udglm ... Nein, nein, nur Ei ist schon in Ordnung fuer uns. :-)) Was hingegen mehr nervt, sind die unendlich vielen Fliegen, die dauert auf den wenigen Lebensmitteln oder auf uns landen wollen. Die Haelfte der Zeit bin ich also beschaeftigt, ueberall leicht hektisch herumzuwedeln.

Wir beginnen das Tagesprogramm dann mit einem Besuch des Marktes in Kompong Cham. Eine Betonhalle mit parabel(?)foermigem Querschnitt, durch mehrere Reihen von Oberlichtern vergleichsweise hell, beherbergt ein Gewirr von Staenden, mit furchtbar engen Gaengen dazwischen. Hier im Innenbereich gibt es vor allem die Dinge des taeglichen Bedarfs, die keine frischen Lebensmittel sind. Wasch- und Putzmittel, Koerperpflegemittel, Schreibwaren, Kleinelektrogeraete, Bekleidung, aber auch trockene Lebensmittel wie getrocknete Fruechte, Fische, Meeresfruechte, und die Dinge, die man fuer die nicht ganz alltaeglichen Zeremonien oder fuers Darbringen im Tempel benoetigt. Und vieles mehr. Laut Mony wird fuer alles der Preis ausgehandelt (also auch fuer 'ne Tube Zahnpasta oder ein Paket Waschpulver). Da stell' ich mir den taeglichen Einkauf aber ein bisschen aufreibend vor ... Aussen scharen sich die Staende mit Obst und Gemuese, Fisch und Fleisch um die Markthalle. Es gibt rohe Waren zu kaufen, aber zum Teil auch halb oder ganz zubereitete Lebensmittel. Und natuerlich die kurzen Baguettes, zu grossen Haufen aufgestapelt.

Dann kehren wir wieder zum Hotel zurueck bzw. eigentlich zur Uferpromenade. Heute Vormittag steht eine Flussfahrt auf dem Programm: Mit dem Schnellboot in einer Stunde zum 20 km flussaufwaerts gelegenen Prasat Han Chey. In Anbetracht des Windes lasse ich meinen Hut im Auto und freue mich, dass wegen der Schaefchenwolken die Sonne nicht so herunterbrennt. Das Schnellboot ist eine Nussschale aus Plastik, mit einer Sitzbank mit Kissen fuer die Passagiere und einem Aussenbordmotor. Zur weiteren Ausstattung gehoeren der Kraftstofftank und ein schmales hoelzernes Paddel, das war's. Die Schwimmwesten hat Mony fuer uns mitgebracht. Unsere Expedition besteht aus zwei Booten mit insgesamt 7 Leuten: wir beiden, Mony, ihr Verlobter, unser Fahrer und je ein Bootsfuehrer. Die Boote sind an einem groesseren Boot festgemacht, das man ueber zwei Planken erreichen kann, die ans Ufer unterhalb der Ufermauer gelegt wurden. Das eine Brett liegt schoen fest, entpuppt sich aber als sehr weich und biegsam und daher als fuer ausgewachsene Menschen wenig geeignet, das andere wackelt ein bisschen herum, ist dafuer aber dick und stabil, wenn man von seinem ausgefransten Ende mal absieht. Mittlerweile bin ich ja schon sehr mutig geworden ... frueher waere dies ein ernstes Hindernis gewesen. Dann vom grossen Boot ins kleine ... auch nicht viel ueberzeugender. Aber alle landen ohne Unglueck im Boot, und gleich geht's los.

Ui, jetzt merkt man, dass der Wind nicht ohne Auswirkungen bleibt. Der Mekong ist ziemlich breit, und die kleinen Schaumkroenchen auf der Wasseroberflaeche sehen viel harmloser aus, als sie sich anfuehlen. Das ist richtig heftig - ich weiss schon, warum ich den "fun sport", im Schnellboot laermig vor dem Strand zu kreuzen, gern anderen ueberlasse. Nach jeder Welle knallt das Boot auf die harte Wasseroberflaeche auf, und man kann sich in dieser Nussschale ja nicht mal richtig festhalten - die Sitzbank ist nur eingestellt, eine "Reling" oder sonstige Griffe gibt es nicht. Ich klammere eine Hand auf die Bootskante, das ist weder bequem noch ein echter Halt. Burkhard hat mit seinem 8kg-Fotorucksack auf dem Ruecken noch sein Extra-Paeckchen zu tragen. Irgendwann kippt er nach hinten vom Sitz wie ein Kaefer, der dann Schwierigkeiten hat, wieder auf die Beine zu kommen, bzw. genau betrachtet kippelt irgendwie die Sitzbank. Gut, dass das Kissen draufliegt, es ist auch so schon hart genug fuer die Beckenknochen ... Und wenn der Bootsfuehrer eine Welle "schraeg anschneidet", gibt es eine heftige Dusche. Viel mehr Wasser als aus der Hoteldusche, interessanterweise fast genau so warm. Die Feuchtigkeit ist wirklich kein Problem - der Rumpf bleibt in der Schwimmweste warm und trocken, der erste Guss ist warm, und der Wind foent uns rasch wieder trocken. Nach etwa 10 Minuten halten wir erst einmal im Windschatten am Ufer einer Insel: Mony checkt, ob wir weiterfahren wollen. Ich find's eigentlich recht cool, und deshalb fahren wir weiter. Dafuer angle ich uns das Seil, das vorn am Bug befestigt ist, um das Boot anzubinden. Damit haben wir jetzt was zum Festhalten, da geht's.

Nach mehr als einer Stunde (wir fuhren nicht nur flussaufwaerts, sondern auch gegen den Wind) erreichen wir die Stelle, an der der Prasat Han Chey oberhalb des Flusses liegt. Einen Anleger gibt es hier auch nicht, man faehrt halt einfach mit dem Boot bis ans Ufer und klettert dann die Boeschung hoch, um sich am Fuss einer Treppe mit 291 Stufen wiederzufinden, die im unteren Teil stueckweise ganz zerbrochen sind. Das sieht recht malerisch aus - ein bisschen wie auf Caspar David Friedrichs Bild "Das Eismeer", wenn auch nicht ganz so spitzig - und niemanden scheint's zu stoeren. Von oben hat man einen Blick ueber die Flusslandschaft des Mekong. Das Tempelareal ist wieder so ein "Disneyland" aus zig verschiedenen Gebaeuden in verschiedenen Stilen und aus verschiedenen Epochen; die aeltesten Tempelreste stammen auch hier etwa aus dem 7. Jahrhundert. Mony erzaehlt uns, dass es heute voll sei, weil ja Feiertag sei und die Leute deshalb Ausfluege hierher machten. Aber ich finde es nicht sehr belebt ... sieht man einmal von der Terrasse ab, auf der aus einigen Lautsprechern Hip-Hop droehnt. Das klingt nicht sehr buddhistisch und ist es auch nicht. Und so richtig voll ist es da auch nicht. Die Moenche, die hier oben leben, scheint es nicht zu stoeren.

Unterhalb des Tempelberges sehen wir uns noch den Arbeitsplatz einiger Archaeologen an. Hier werden gerade einige kleine alte Tempelchen wieder aufgebaut. Das finanziere der Abt des Klosters, heisst es - warum auch nicht. Man kann hier schoen sehen, wie die Steine mit Buckeln und Dellen gearbeitet sind, um moertellos zu mauern und trotzdem fuer ein gewisses Mass an Stabilitaet zu sorgen.

Dann fassen wir uns ein Herz und treten die Rueckfahrt mit dem Boot an. Das mit dem Herz waere gar nicht noetig gewesen. Mit dem Wind ist es deutlich weniger unsanft, ausserdem dauert es nur etwa 40 Minuten, da wir ja jetzt flussabwaerts fahren. Insbesondere hat man jetzt auch gar nicht mehr richtig frischen Fahrtwind, so dass es fast ein wenig zu warm wird. Am Ende gelingt es auch noch, unfallfrei wieder von der Nussschale auf das Boot des Nussschalenbesitzers und von dort ueber die "schwanken Planken" wieder an Land zu gehen. Ich trage nur wenige Blessuren davon: zwei Blasen an der Innenseite des Daumens vom Bootskantenumklammern und einen leichten Sonnenbrand auf den Knien. War die Strahlung doch noch so intensiv ... das ist jedenfalls definitiv der erste Sonnenbrand, den ich mir an Neujahr geholt habe!

Auf dem Mekong ist hier uebrigens ueberraschend wenig los. Auf der Hinfahrt haben wir hoechstens ein oder zwei kleine Boote gesehen, von der Faehre unterhalb von Prasat Han Chey abgesehen. Darauf wurden Autos verladen ... uchudduchudd! Und selbst um die Mittagszeit jetzt gibt es kaum Schiffsverkehr. (Oder ob das am Neujahrsfeiertag liegen sollte?) Die wenigen Schiffe, die uns entgegenkommen, sehen aus wie hoelzerne Seelenverkaeufer ...

Nun ist es ja schon Zeit zum Mittagessen, das wir wieder im Hao An einnehmen. Vorher zeigt Mony uns aber noch rasch eine Bambusbruecke, die in weitem Bogen auf eine der zahlreichen Flussinseln fuehrt. Interessante Konstruktion aus Bambus, wie der Name schon sagt. Zahlreiche Bambusstangen tragen eine Fahrbahn etwa in der Breite eines einspurigen Fahrstreifens. Diese Bambusstrasse ist geflochten und federt unter den Fuessen - ein bisschen gewoehnungsbeduerftig ist das schon. Maut muss man dafuer auch bezahlen. Die Bruecke haelt jeweils nur eine Saison lang und wird dann neu gebaut.

Fuer den Nachmittag steht nur noch die Fahrt nach Phnom Penh an. Man kommt dabei durch den Ort Skuon. Das ist der Ort, der fuer die fritierten Spinnen beruehmt ist (guckst du hier - Fotos und englischer Text, oder selber googeln ...). Ich will die unbedingt probieren. In Skuon selber sehe ich den ersten Teller, der vors Autofenster gehalten wird, aber Mony meint, wir sollten noch ein Stueckchen weiter fahren. Irgendwo hinter Skuon gibt es dann an der Strasse ein paar Gebaeude und ein Menschengewimmel, hier halten wir an und steigen aus. Hier gibt es sie, die Spinnen, die mit Knoblauch und etwas Salz fritiert werden. Insofern habe ich keine hygienischen Bedenken. Die Leckerbissen sind etwa handtellergross - schwarze Taranteln. Man kann sie auch lebend kaufen und selber fritieren, aber wir haben gerade unsere Friteuse nicht dabei ... Die Verkaeufer bieten einem an, mal eine auf die Hand zu nehmen, aber da sie giftig sind (im Nachhinein bin ich mir nicht mehr sicher, ob dem auch wirklich so ist) und nicht deutsch sprechen, sehe ich lieber davon ab. Als eine Verkaeuferin in ihren Eimer greift, um fuer einen Kunden ein paar frische Exemplare einzupacken, wird sie auch gebissen - aber die ist vermutlich an das Gift gewoehnt. Ausserdem kann man ebenfalls fritierte Grashuepfer sowie weniger Gewoehnungsbeduerftiges wie frische Ananas, Zuckerrohr und Cashewkerne kaufen. Aber ich will jetzt meine Spinne! Wir kaufen eine - 1500 Riel, etwa 0,38 US$. Ich glaube, das war ein etwas betruegerischer Preis, aber egal ... Wie jetzt essen? Ich probiere erst mal ein Bein. Hm, knusprig, wie Fritiertes eben, mit nicht sehr viel Fleisch drin und nicht sehr viel Geschmack. Man isst sie jedenfalls komplett, braucht also nicht, wie zum Beispiel bei Krebsbeinen, lange herumzuzutzeln und mit den Schalen zu kaempfen. Mony guckt nicht begeistert, Burkhard auch nicht. Letzterer probiert aber doch ein Bein, scheint aber nicht recht ueberzeugt zu sein. Dann versuche ich mal den Koerper, da ist wenigstens was dran! Oder eigentlich drin. Weisses Fleisch, das ein bisschen wie Krebsfleisch schmeckt, finde ich. Gar nicht uebel! Davon koennte ich freiwillig mehr essen - wuerde ich bei naechster Gelegenheit auch machen. Zum Mitnehmen kaufen wir aber lieber zwei Toepfchen mit Cashewkernen. Die sind hier frisch und sehr lecker, uebrigens auch verhaeltnismaessig teuer. Am Strassenrand stehen die Cashewbaeume einer Plantage, Burkhard geht die Blueten fotografieren.

Dann fahren wir weiter und machen den naechsten Halt bei einem Milchfruchtverkaeufer am Strassenrand. Die Milchfruechte (guckst du hier - Foto und englischer Text, oder selber googeln ...) haengen reichlich am Baum. Der Fahrer will ohnehin welche einkaufen, um sie seinen Lieben mitzubringen, so dass wir bei der Gelegenheit eine probieren. In der Konsistenz ein bisschen wie Mangostane, suess und sehr saftig. Der Saft ist milchig-weiss, daher vermutlich der englische Name, sagt Mony. Auf der Suche nach einem schoenen Milchfruchtbaum fuers Foto gehen wir ein paar Schritte in die Mini-Siedlung hinein, und was finden wir da gleich unter dem schoenen Baum? Einen offenen Schweinestall, mit Einwohnern verschiedener Groessen und Farben! Das aktivste ist rot wie die roten Mangalitzas (aber natuerlich ist es kein Wollschwein, das waere ja fuer das hiesige Klima extrem unangemessen). Dahinter befindet sich ein Entengehege - hier wird offenbar Gefluegel gezuechtet.

Danach setzen wir die Fahrt ohne weitere Unterbrechungen fort. Eine weitere Frucht, die noch probiert werden soll, wird dann nicht angeboten, so dass der geplante Halt ausfaellt. Die Ankunft in Phnom Penh ist mehr ein osmotischer Uebergang von weniger in mehr besiedeltes Land. Am Stadtrand faellt eine grosse Zahl von Ziegeleien auf. Am Ende wird die Haeuserdichte so gross, wie es sich fuer eine Stadt gehoert. Ein paar mehrstoeckige Gebaeude gibt es hier jetzt auch (in Siem Reap hatte ich schon ganz vergessen, wie sowas aussieht), aber Wolkenkratzer? Nein, die gibt's hier nicht. Es ist offenbar auch so Platz genug fuer die nur etwa 2 Millionen Leute. Ein Nest ...

Das sei unser Hotel, sagt Mony und weist auf einen hellen Klotz. Noch um einen kleinen Huegel herum (das ist Wat Phnom auf Penhs Berg, wie sich spaeter herausstellt), und wir sind da. Gegenueber vom "Sunway" liegt die amerikanische Botschaft, ein ganz schoen grosser Klotz. Mony uebernimmt fuer uns den Check-in. Na, das ist aber langwierig hier, bis wir am Ende einen Schluessel ausgehaendigt bekommen. Leider ist es, wie sich herausstellt, kein Zimmerschluessel, sondern ein Kuehlschrankschluessel. Es ist eisig in diesem Raum, der zumindest technisch die Anforderungen an ein Vier-Sterne-Hotel erfuellt. Ach ja, ich werde wohl alt ... drunter mag ich nicht mehr gern naechtigen.

Leider finden wir auch nicht heraus, wie man die Temperatur irgendwie angenehmer gestalten kann. Wir richten uns ein und werden dann von einem Anfall akuter Faulheit heimgesucht - jetzt noch irgendwo hingehen und ein Restaurant suchen? Och nooooeeeee ... wir probieren mal das Restaurant des Hotels aus. Die Karte ist "international" (es gibt auch ein paar lokal inspirierte Speisen) und das Essen ist ja auch nicht direkt schlecht. Aber insgesamt hat das Etablissement (eigentlich wenig ueberraschend) genau so viel Atmosphaere wie ein Hotelrestaurant fuer Geschaeftsreisende. Die Hotelbar ist noch schlimmer - eine Wand ist von einer Leinwand ausgefuellt, auf der Sportfernsehen laeuft. Das will aber definitiv niemand sehen, keiner, nobody, personne - die gemuetlichen Clubsessel sind ausnahmslos leer. Wir gehen also lieber auf unser Zimmer (warum heisst das eigentlich "auf"??), aber da kann man auch nicht sitzen, ohne Anfluege von Schuettelfrost zu bekommen - also muessen wir notgedrungen ins Bett gehen.

Dienstag, 15. Januar 2008

Nach dem Nebul klirrt ...

... der Saebul? Nein, klirrt die Kaelte! Na ja, es ist nicht gleich wie in Sibirien, aber bei Temperaturen um den Nullpunkt und dem typisch eisigen Wind ist es schon schaurig kalt jetzt. Ich bin dem Wettergott (oder wer sonst dafuer zustaendig ist) wirklich fuer den lauen Empfang bei der Rueckkehr aus Kambodscha noch im Nachhinein extrem dankbar, so konnte ich mich vorsichtig wieder akklimatisieren. Dafuer hat er jetzt den Shanghaiern auch noch Schnee beschert, was hierzulande der Shanghai Daily eine grosse Schlagzeile auf der Titelseite wert ist, inklusive Foto vom Schneetreiben. Das soll es hier am Sonntagabend gegeben haben - ich habe allerdings nichts gesehen, obwohl ich durchaus zwischendurch aus dem Fenster geschaut habe. Ich behaupte einfach mal, dass es hier in Lujiazui nicht geschneit hat. Liegengeblieben ist ja schliesslich auch in den anderen Stadtteilen nichts.

Insofern kann ich jetzt schon auf den Fruehling hoffen - das Fruehlingsfest (was dasselbe ist wie das chinesische Neujahr) wirft ja seine Schatten voraus. Es faellt dieses Jahr auf den 6. bis 8. Februar. Die freundliche Mahnung, die auf dem Ticker im Aufzug des Citigroup Tower zur Vorsicht anhaelt, war auch keine Eintagsfliege, sondern erinnert jetzt taeglich an das nahende Fest. Und seit dem letzten Wochenende ist die Weihnachtsdeko im Foyer nicht wie ausgewechselt, sondern ausgewechselt. Der meterhohe Kegel, der vorher in ein dunkelgruenes Kunsttannennadelkleid gehuellt war, ist aber noch da. Jetzt allerdings "nackt", dafuer haengt das rote Drahtgestell voll mit den typischen roten chinesischen Laternen. Die roten Ringe, die vorher rund um den "Tannebaum" lagen, sind jetzt einfach dekorativ im Innern des Kegels auf den Boden geworfen worden. Die goldenen Stoffhuellen fuer die Kuebel der Topfpflanzen sind ueber Nacht erroetet. Dafuer sind die Aufkleber, Spruchbaender und Kisten mit den Wuenschen "Merry X'mas & happy new year" wie vom Erdboden verschluckt, statt dessen haengen rote Zettelchen in den Pflanzen. Wie schon vermutet: die Saisondekorationen gehen hier ohne Pause ineinander ueber. Kuerbisse, Tannenbaeume, Laternen ... und wenn das alles weg ist, dann sollte es hoffentlich wirklich langsam Fruehling werden!

Montag, 14. Januar 2008

Montag, 31. Dezember 2007: Transfer nach Kompong Cham und Wat Nokor Ba Chey

Heute kommt zuerst die bange Frage: was mag es hier zum Fruehstueck geben? Fisch-Congee, das waere ein duenner salz- (und auch zucker-)loser Reisbrei mit verdaechtigen undefinierbaren Zutaten? Oder eine Art Currygericht mit richtigem gedaempftenReis? Oder gar fritierte Heuschrecken?? Ich denke schon sehnsuechtig an das bekannte, nicht gerade tolle franzoesische Fruehstueck mit Baguette, Butter und Marmelade zurueck - und manchmal werden Wuensche eben doch wahr: als Ueberbleibsel aus der franzoesischen Kolonialzeit gibt es genau das, dazu ein Glas schwarzen Beuteltee und sogar frische Ananas, die wir aber wg. Hygienebedenken vorsichtshalber verschmaehen, obwohl sie lecker aussieht. Eine weitere Abweichung zum franzoesischen Fruehstueck ist ein ueberaus fettes Omelett, offenbar aus dem Oelbad. Beim Verlassen des Restaurants lernen wir auch Monys deutschen Verlobten aus Karlsruhe kennen, der extra angereist ist, um den Jahreswechsel und ihren heutigen Geburtstag wenigstens teilweise mit ihr zu verbringen. So, so.

Das Programm sieht heute die Fahrt nach Kompong Cham und die Besichtigung diverser Staetten "am Wegesrand" vor. Und mit einem Halt ganz buchstaeblich am Wegesrand faengt es auch an. Gar nicht weit hinter Kompong Thom liegen Steinmetz-Werkstaetten an der Strasse. Eine neben der anderen, wie das hier so ueblich ist. Buddhas in allen moeglichen Groessen und Fertigstellungsgraden meditieren am Strassenrand, vom Laerm der sie umgebenden Handwerker bei der Arbeit voellig ungeruehrt. Gearbeitet wird einfach "im Gelaende" unter freiem Himmel. Im Hintergrund sieht man ein paar Schuppen, aber die sind vermutlich nur zum Unterstellen der Werkzeuge und vielleicht zum Wegsperren der kleinformatigen Arbeiten ueber Nacht. Es gibt natuerlich eine Vielzahl an Skulpturen, aber Buddhas und vielleicht noch die klassischen Waechterloewenpaare machen bei weitem den groessten Anteil aus. Man kann aber auch anderes, z.B. Portraetbuesten, arbeiten lassen. Bald darauf erreichen wir den Phnom Santuk, der eigentlich schon gestern auf dem Programm stand. Jaja, man merkt's, das Programm war etwas lieblos zusammengezimmert, mit dem Textbaustein fuer die (sicher viel haeufigere) Variante, dass die Leute von Phnom Penh nach Siem Reap reisen und nicht umgekehrt … Aber egal, so koennen wir uns die 810 Stufen, die auf den Berg fuehren, in der relativen Morgenfruehe vornehmen. Schoen hier, uebrigens – zu den Tempeln auf den Bergen fuehrt immer eine Treppe, man braucht also nicht durch unwegsames Gelaende zu klettern, sondern nur an Scharen von Bettlern vorbei. Dass viele Leute hier Betteln zu ihrem Beruf gemacht haben, ist laut Mony eine weitere schlechte Angewohnheit ihrer Landsleute. Unterwegs gibt es einen Pavillon, in dem man ein bisschen ausruhen kann, aber am Ende sind wir, wie ich finde, ueberraschend schnell oben. Ich kann gar nicht glauben, dass das wirklich 810 Stufen gewesen sein sollen! Vielleicht entstand dieser Eindruck aber auch, weil Programm und Reisefuehrer uebereinstimmend von 980 Stufen schrieben? Das uebernimmt auch wohl jeder ungeprueft … obwohl die Treppenstufen hier in beiden Richtungen gezaehlt und entsprechend beschriftet sind. Von (fast) oben hat man einen Blick ins weite flache Land, allerdings ist es insgesamt etwas dunstig, so dass der Horizont sich irgendwo im Gewaber versteckt. Man kommt an einem weiss getuenchten Tempel mit kreuzfoermigem Grundriss und viel Rot und Gelb und Gold an, der vor dem blauen Himmel und von Baeumen und bluehenden Bougainvilleen umgeben sehr malerisch und edel aussieht. Jenseits der gelb-gruen gestrichenen steinernen Umfriedung beginnt dann aber so ein Gewusel von lauter verschiedenen Tempelchen und Statuen und Pavillons und kuenstlichen wie echten Hoehlen. Die Gebaeude und die Figuren sind teilweise grellbunt und recht naiv gestaltet, ein bisschen à la Disneyland - das ist dann nicht mehr so edel. In den (Halb-)Hoehlen liegen mehrere tote Buddhas herum, die man daran erkennt, dass die Fuesse nicht bequem gekreuzt sind, sondern streng parallel uebereinander liegen. Es gibt auch noch ein zweites Erkennungszeichen, aber das habe ich leider wieder vergessen. Besonders erwaehnenswert ist noch "Mr. Baumarkt": so habe ich eine buntbemalte Goetterstatue mit 8 Armen (viele Haende machen bekanntlich schnell ein Ende) getauft, die verschiedene Werkzeuge in den Haenden haelt, darunter eine neumodische Saege à la Fuchsschwanz und eine Kneifzange. Ich glaube nicht, dass die Werkzeuge der alten Goetter oder auch Handwerker so ausgesehen haben. ;-))

Insgesamt ist es noch recht leer da oben. Vereinzelt turnen ein paar Affen herum, vor denen Mony jedesmal warnt, auch wenn sie noch kilometerweit weg sind. Irgendwie muss sie wohl mal schlechte Erfahrungen gemacht haben … In einer Halbgrotte ist in sehr naiver Malerei eine von diesen vielen seltsamen Legenden dargestellt. Diese Geschichte geht so: Es waren einmal zwei Brueder. (Nei-en! Wir haben eben NICHT "Und wie hiiieeessen die??" gefragt!) Ein guter und ein boeser. Als der gute Bruder die Taten des boesen nicht laenger mit ansehen mochte, schlug er vor, die Koepfe zu tauschen (tolle Idee!), woraufhin sich beide die Koepfe abschlugen (noch besser!). Es fand sich ein Wesen (Mensch? Geist? Ich weiss es nicht.), das den Kopf des guten Bruders trug, um ihn auf den Leib des boesen zu setzen. Den Kopf des boesen Bruders aber wollte niemand tragen. (Genau das ist gemalt: zwei Kopflose, ein Kopftraeger, ein herumliegender Kopf.) Daraufhin musste der boese Bruder sterben. Und wenn der gute nicht gestorben ist - ja, was dann? So lebet er noch heute in staendigem Konflikt zwischen gutem Kopf und boesem Koerper, vermutlich, und ist irgendwann nach Palaestina gereist, um die Bibelschreiber zu dem beruehmten Satz "Der Geist ist willig …" zu inspirieren. Ja, so muss es gewesen sein!

Nach dem Abstieg vom Santuk-Berg fahren wir weiter Richtung Sueden. Ich denke, dass wir einen Abstecher zum Prasat Kuhak Nokor machen sollten; das (der?) liegt einigermassen auf halbem Weg und bietet sich deshalb m. E. fuer einen Zwischenstopp an. Das gibt erst mal eine Diskussion, weil es nicht auf dem Reiseplan steht und mal wieder ca. 30 km Umweg bedeutet. Diesmal lenkt der Fahrer rasch ein, immerhin - buchstaeblich in diesem Fall nach rechts. Es ist nur ein kurzes Stueck "Marterstrecke", dann sind wir da. Der Prasat Kuhak Nokor befindet sich auf einem dieser Tempelgelaende, das offenbar schon lange in Gebrauch ist und wo neue Bauwerke bei Bedarf gleich neben den alten errichtet werden. Man verspuert hier wohl nicht das Beduerfnis, Altes durch Neues zu ersetzen. Daher steht zwischen mehr oder weniger zeitgenoessischen, weiss oder in hellem Ocker getuenchten Gebaeuden einer dieser alten Tempel, hauptsaechlich aus ohnehin schon recht dunklem Laterit, das hier so aussieht, als haetten die Waende durch Feuer teilweise eine schwarze Patina bekommen. Die architektonische Struktur gleicht der der Tempel von Angkor, es ist nur alles viel kleiner. Das Areal ist zwar offenbar (wohl von Moenchen?!) bewohnt, wirkt aber gottverlassen leer, bevor wie aus dem Nichts ein Mann mit einer grossen blauen Wahlurne und einem DIN A4-Notizbuch auftaucht, der in Nullkommanichts von einer Horde von Kindern verschiedener Groessen umringt ist. Die Wahlurne wird uns natuerlich nicht zum Einwerfen eines Stimmzettels praesentiert, sondern zum Einwerfen einer Dollarnote, bevor wir den alten Tempel betreten duerfen. Nach der Besichtigung duerfen wir auch nicht einfach gehen, jetzt kommt das erwaehnte Notizbuch zum Einsatz. Jede Seite ist schon beschriftet, unsere hat die Ueberschrift "585ième impression". Parlez-vous français? Ach herrje, was soll man denn da hinschreiben, verfolgt von reichlich neugierigen Augenpaaren? Ich schreibe irgendwas Nettes (in Englisch), dann muss ich noch meinen Namen eintragen und Mony ihren, dann duerfen wir weiterfahren.

Bei Kompong Cham gibt es zwei Huegel, den Phnom Srei (Berg der Frauen) und den Phnom Proh (Berg der - alle mal raten!). Der erste ist hoeher, der zweite protziger. Hierzu gibt es auch eine Legende (hier in der Version von Mony wiedergegeben): Die Frauen waren damals diejenigen, die den Maennern vorschlugen zu heiraten - und eben auch manchmal einen Korb bekamen. Sie waren es daher leid, um die Maenner werben zu muessen, und schlugen einen Wettbewerb vor. Wer bis Tagesanbruch den hoeheren Berg bauen koenne, habe gewonnen und duerfe fortan um sich werben lassen. Maenner und Frauen machten sich an die Arbeit. Zur Zeitmessung wurde mangels Uhr das Sonnenlicht herangezogen. Mitten in der Nacht zuendeten die Frauen dann ein helles Licht an, so dass die Maenner (nicht die hellsten, scheint mir) glaubten, der naechste Tag sei schon angebrochen. Mangelnde Fairness kann man ihnen aber nicht vorwerfen: Immerhin hielten sie sich an die Regeln und stellten daraufhin die Arbeit ein, waehrend die Frauen noch (regelkonform) fleissig weiterarbeiteten, so dass ihr Berg am Morgen hoeher war. Gewonnen! Und meine Moral von der Geschicht': trau niemals Maenneraugen nicht. Ich hab's gewusst: die gucken einfach nicht richtig hin! Burkhard eiert dann noch 'rum, der Maennerhuegel waere ja viel solider und mit einer vernuenftigen breiten Auffahrt statt einer unbequemen Treppe, und viel geraeumiger, weshalb auch mehr, groessere und schoenere Gebaeude darauf stuenden- nicht ziel- bzw. ergebnisorientiert! ;-))

Nach der Bergbesteigung fahren wir nach Kompong Cham hinein. Es ist schon zwei Uhr durch, aber das macht nichts. Hier bekommt man offenbar zu jeder Tages- und Nachtzeit etwas zu essen, weshalb wir jetzt zum Lunch im Hao An einkehren. Klingt chinesisch, aber es gibt auch Khmer-Kueche. Als "Leckerli" bestellen wir Cashew-Kerne, die daraufhin offenbar frisch geroestet auf den Tisch kommen. Allerdings sind sie mit Zucker bestreut, nicht mit Salz, aber trotzdem lecker. Dann checken wir im Hotel "Mekong" ein, das am Ufer desselben liegt. Auch ein "Einsterne-Etablissement", aber ein bisschen schlechter als das Royal Garden in Kompong Thom, finde ich. Unser Zimmer hat Flussblick (durch ein vergittertes Fenster), keine Nachttische, keine Sitzecke: es ist relativ klein. Im Bad gibt es keine Badewanne oder Duschtasse oder auch nur einen Vorhang - da kommen irgendwo zwei Duschschlaeuche aus der Wand (einer fuer kaltes Wasser und einer, der durch einen Durchlauferhitzer fuehrt) "unn joot is'". Na, das wird eine echte Nasszelle, wenn man da duscht! Die Entlueftung dieser Zelle wird durch ein paar durchbrochene Steine, die in Oberlichthoehe auf den Flur hinaus gehen, sichergestellt. Apropos Flur: Was in den Zimmern an Platz gespart wurde, kommt dem Flur zugute. Der ist bestimmt mindestens 7 oder 8 m breit und kann ohne Probleme als Versammlungshalle benutzt werden. Aber so wie es aussieht, finden jedenfalls heute und morgen keine Versammlungen statt.

Der letzte Programmpunkt fuer dieses Jahr (es ist jetzt auch schon etwa vier Uhr nachmittags) ist der Wat Nokor Ba Chey, am Stadtrand gelegen. Das ist wieder so ein Gelaende mit alten und neuen Gebaeuden, aber hier sozusagen in einer "verschaerften" Version. Das alte Zentralheiligtum war schon damals buddhistisch, mit vielarmigen Lokeshvara-Figuren ueber den Eingaengen, die man daran erkennen kann, dass auf dem Kopf noch ein kleiner Buddha sitzt – ansonsten sehen die [fuer mich] auch nicht anders aus als Shivas oder Vishnus. Dieses Heiligtum mit seinen 4 reich dekorierten Eingaengen bildet jetzt die Stirnseite eines "modernen", offenen Vihear, wobei die Reliefs der Ostseite im Innern des Vihear liegen und den anzubetenden Buddha zeigen. Hier wurde also nicht nur nebeneinander, sondern heftig ineinander gebaut. Und der Kontrast ist hier ebenso gross wie z.B. am Prasat Kuhak Nokor: das alte, dunkle Lateritgemaeuer mit der groben Oberflaeche und die glatten, (fast grell-)bunt bemalten Waende des Vihear zeigen keinerlei Gemeinsamkeit. Und doch bilden sie ein Ganzes, das nicht einmal unharmonisch wirkt. – Uebrigens sind im Zentrum des Zentralheiligtums bunt bemalte Buddha-Figuren aufgestellt, die man schon von weitem erkennen kann, wenn man sich dem Tempel auf einer seiner Achsen naehert: alle Durchbrueche und Eingaenge sind auf diesen Achsen so praezise ausgerichtet, dass man geradewegs bis ins Zentrum schaut.

In der naeheren Umgebung des Tempelbereichs gibt es reichlich Stupas in vielen Groessen und Formen, vom "Taschenformat", Schutz suchend an eine Mauerbasis geschmiegt, bis zu recht monumentalen Gebilden, die dann auch frei stehen. Eine Art Friedhof ist das also, denn ein Stupa (oder erwaehnte ich das schon?) ist ein Grabdenkmal, in dem eine oder auch mehrere Urnen aufbewahrt werden. Groesse und Ausschmueckung richten sich, wie ueberall, nach dem Geldbeutel. Ueblicherweise werden Tote hier eingeaeschert, wobei das in den meisten Faellen direkt erfolgt. Einige Bevoelkerungsgruppen aber, so hat uns Mony erklaert, bestatten ihre Toten zunaechst fuer maximal 5 Jahre in der Erde. Danach buddeln sie die Knochen wieder aus, um diese einzuaeschern und dann dem Verstorbenen bzw. der Asche seiner Knochen den endgueltigen Ruheplatz anzuweisen.

Und wo wir gerade bei Bestattungsriten sind: Innerhalb der Tempelmauer zeigt Mony uns eine gut einen Meter grosse Pflanze mit grossen rundlichen, silbrig behaarten Blaettern und etwas pelzig wirkenden weissen Blueten, die mich ein wenig an Edelweiss erinnern. Die Pflanze wuerde bei Begraebnissen verwendet, da wuerden die Blueten zu Girlanden verarbeitet.

Im "vorletzten" Spaetnachmittagslicht kehren wir zum Hotel zurueck. Zwar ist heute Silvester, aber erstens ist weit und breit kein Etablissement in Sicht, das ein festliches Dinner anbieten wuerde, und zweitens sind wir auch in Anbetracht des noch nicht lange zurueckliegenden Mittagessens gar nicht "appetitlich", wie ich zu sagen pflege. Stattdessen machen wir einen Abendspaziergang am Mekong. Wir gehen noch gerade bei Tageslicht los. Die haben hier eine irgendwie unpassend breite Uferpromenade fuer Fussgaenger, auf der es relativ belebt zugeht. Mobile Strassencafés bestehen aus ein paar Plastiktischen und Stuehlen, einer Kuehlbox, die hierzulande im Handumdrehen, dafuer auch jeden Morgen neu aus einer Isolierkiste und einem oder mehreren grossen Eiskloetzen hergestellt wird, und einem kleinen Rollwagen, auf dem Getraenkedosen huebsch ordentlich in ein paar Reihen uebereinander aufgestapelt werden. Einige Gruppen junger Leute spielen Volleyball oder so ein aehnliches Spiel, bei dem das Objekt (kein Ball) mit dem Koerper gespielt wird. Auf der Boeschung unterhalb der niedrigen Ufermauer wird auf einigen Stuecken Land Gemuese angebaut. Auf der anderen Strassenseite liegen reihenweise Gaestehaeuser - ich wuesste ja zu gern, wie die wohl sind, speziell im Vergleich zu unserem besternten Hotel … Bis wir etwa auf Hoehe der grossen, ebenfalls von den Japanern gestifteten Bruecke ueber den Fluss angekommen sind, ist es dunkel. Hier findet ein Minirummel statt: zwei Karussells und ein Luftballonverkaeufer. Die Karussell-Anlage bedroehnt die Umgebung mit den bekannten traditionellen kambodschanischen Volksweisen "Lambada" und "Hey Macarena". Auf dem Rueckweg kehren wir noch kurz in einer Bar ein (genau betrachtet bleiben wir draussen sitzen) und trinken so was Spektakulaeres wie ein Tonic Water, bevor wir in unserem Hotelzimmer nichts Besseres zu tun wissen, als uns hinzulegen, die letzten Stunden von 2007 fuer den beruehmten Schoenheitsschlaf vor Mitternacht zu nutzen und den Jahreswechsel ganz einfach zu verschlafen.

Sonntag, 13. Januar 2008

Sonntag, 30. Dezember 2007: Transfer nach Kompong Thom und Sambor Prei Kuk

Heute Morgen lassen wir uns Zeit. Sam hat uns gesagt, dass unser neues Fuehrer/Fahrer-Duo uns um 12 Uhr mittags abholt. Wir wundern uns - wie sollen wir da das Programm schaffen? Das ist viel zu spaet! Aber da die beiden angeblich erst aus Phnom Penh kommen muessen, waere es eben nicht frueher. Als wir uns gerade um halb neun anschicken, zum Fruehstueck gehen zu wollen, klingelt das Telefon. Unser Fuehrer, der diesmal eine Fuehrerin namens Mony ist, meldet sich am anderen Ende. Man sei schon da, die Firma haette sie fuer 8 Uhr morgens bestellt. Na, das nenne ich doch eine gute Koordination ... Mit etwas Gehuddel schaffen wir es also, um kurz nach 10 Uhr loszufahren. Wir verlassen Siem Reap in suedlicher Richtung auf der Nationalstrasse 6 mit dem Ziel Kompong Thom. Dabei kommen wir am Ortsausgang an dieser wunderbaren Stelle auf der Strasse vorbei, an der links in der Reihe der "Garagenlaeden" ein Verkaeufer traditioneller Geisterhaeuser (spirit houses) seine hauptsaechlich in Rot, Gelb und Gold gehaltene Ware feilbietet, die sich gegenueber in den Schaufenstern eines modernen mehrstoeckigen Zweckbaus mit einer Huelle aus gruenem Glas und graeulich-beigefarbenem Kunststein spiegelt: MODERN HOMEMART CENTER prangt in roten Lettern ueber dem Eingang. Moebel fuer moderne Geister? ;-))

Oha, bei Reisefuehrerin Mony weht ein ganz anderer Wind! Das ist eine ernsthafte junge Frau, nett und freundlich, vielleicht ein bisschen zu ernsthaft. Waehrend uns Sam brav das in der Ausbildung gelernte Wissen weitererzaehlt hat und er sonst der liebe Junge von nebenan war, stehen jetzt soziale Themen auf der Tagesordnung. Auf den fast drei Stunden Fahrt erfahren wir ueber verschiedene soziale Probleme, die fuer Mony bad habits, also schlechte Angewohnheiten ihrer Landsleute sind. Dazu gehoeren die Korruption, haeusliche Gewalt, schlechte Ausbildung der Kinder, besonders der Frauen, aber auch so (vergleichsweise) harmlose Themen wie der Umgang mit Muell, der hier meistens einfach in der Landschaft landet.

Ja, fast drei Stunden - so lange braucht man fuer die 140 km. Das, was hier Nationalstrasse heisst und von "Geberlaendern", in diesem Fall Japan, gebaut wurde, waere in Deutschland eine bessere Landstrasse. Darauf kann man meist nicht sehr schnell fahren. Zum Beispiel, weil Kuehe oder Huehner oder Hunde (oder, viel seltener, Leute) darauf herumlaufen, die man nicht ueberfahren will, oder weil zu viele Zweiraeder, motorisierte oder (wenn eine der beiden "Schulschichten" aufhoert oder anfaengt) unmotorisierte, sich darauf breitmachen. Dann gibt es noch dahinschleichende "Ell-Ke-i-Dabbleju:s" (also LKWs) oder die noch langsameren Ochsenkarren, die immer noch in betraechtlicher Anzahl existieren.

"Gefuehlt kurz vor" Kompong Thom machen wir halt am buddhistischen Kloster Wat Andri. Hier lebt irgendein "Obermoench" aus der Hierarchie der buddhistischen Organisation, man frage mich nicht nach Details, ich muss mich jetzt sowieso als voellig ahnungslos in Sachen Buddhismus bekennen. Die Gebaeude sind zum Teil grellbunt ausgemalt, hier hoere ich zuerst die Sache mit den fuenf Buddhas, von denen vier schon da waren, so dass wir jetzt alle auf den fuenften warten, der aber erst im (buddhistischen) Jahr 5000 kommen wird. Das ist noch so ungefaehr 2500 Jahre hin. Insofern finde ich eigentlich, dass es sich fuer mich persoenlich nicht besonders lohnt zu warten ... Aber im Ernst: hier sehen wir erstmalig so einen Vihear (allgemein eine Versammlungsstaette, in diesem Kontext eine Bethalle zur Verehrung einer Buddhafigur) in der typischen traditionellen Architektur mit "mehrfachen" Daechern und den geschwungenen Dachspitzen darauf. Mit dem hellen (weiss/ockerfarbenen) Anstrich vor dem blauen Himmel sieht das so ganz anders aus als die Tempel von Angkor - auch schoen!

Dann checken wir erst einmal im Stung Sen Royal Garden Hotel ein. Das hatte auch schon mal bessere Tage gesehen, scheint mir - es begnuegt sich mit altem Luxus, der mittlerweile nur noch fuer einen Stern reicht. Hm. Da ist der Kontrast zum renovierten Luxus in Siem Reap unangenehm scharf. Aber unser Zimmer ist gross und einigermassen sauber. Das wird also schon gehen fuer eine Nacht. Den meisten Spass habe ich an der Hausordnung. Da ist es wie bei der Janosch'schen Brieftraegertruppe von Hasen mit schnellen Schuhen. Bei denen lautet die Dienstanweisung zum Briefgeheimnis bekanntlich "Ihr duerft die Briefe nicht lesen und niemandem sagen, was darin steht." Hier im Hotel heisst das "Wir sind nicht verantwortlich fuer Diebstaehle, die durch Prostituierte veruebt werden, und gewaehren Prostituierten keinen Zugang zum Hotel." (Englische Fassung: We are not responsible for any thing stolen by prostitutes (asid not allow prostitutes in).) Auch schoen: Please be careful all cash valuables ETC, Hotel will not be responsible for any thing missing or stolen in room this service is provide free of charge. (sic) Aeh, Moment, was genau war jetzt der Service??

Aber genug gelaestert. Nachdem wir Ananas und Mango aus dem zweiten Obstkorb, den wir im Grand Hotel d'Angkor als freundliche Ueberraschung vorgefunden hatten, verzehrt haben, geht es auf zur grossen Fahrt nach Sambor Prei Kuk. Das ist ein recht altes Tempelareal in etwa 20 km Entfernung. Mony eroeffnet uns als erstes, dass die Fahrt dorthin eine Stunde in Anspruch nehmen wird. Ups! Ich kann mir das gar nicht vorstellen ... die ersten paar hundert Meter sind dann noch asphaltiert, die naechsten schon nicht mehr. Die Fahrt hier ist jetzt eine staubige Angelegenheit, aber man kann immer noch ein bisschen fahren. Dann beginnen die Schlagloecher groesser zu werden - macht bestimmt keinen Spass, hier Fahrer zu sein und sich muehsam und zum Teil zentimeterweise durch die Kraterlandschaft zu schlaengeln. Zumal ein Camry bekanntlich kein Gelaendewagen ist. Das Gerumpel ist stark genug, in den hinteren Reihen leichte Seekrankheit hervorzurufen - zum Bloggen kann ich die Zeit jedenfalls nicht nutzen. Statt dessen gibt es auch hier immer wieder lang an der Strasse entlang gezogene Doerfer, so dass sich eine andere Beschaeftigung anbietet: Pigspotting. Von to spot, etwas ausfindig machen, also das gezielte Ausschauhalten nach Schweinen. Und es gibt sie: die gluecklichen Schweine, die in relativer Freiheit wuehlen und suhlen koennen. Gefleckte oder rosafarbene, schwarze habe ich nicht gesehen. Und hier sieht man auch mal wieder, dass Schweine einfach schlauer sind: Waehrend die viel zahlreicheren Rinder meist mit Kuhhaut behaengte Knochengestelle sind, sind die Schweine immer recht wohlgenaehrt. Nicht uebermaessig fett, aber schoen tonnenfoermig, wie es sich gehoert. Und schliesslich ist das hier ein Land, in dem auch in der Trockenzeit keineswegs grosse Duerre herrscht, sondern, von abgeernteten Reisfeldern mal abgesehen, ueppige Vegetation zu bewundern ist.

Damit das Pigspotting nicht zu leicht wird, stehen an allen Haeusern grosse bauchige Keramikkuebel, die zur Aufbewahrung von Trinkwasser dienen. Wenn man die so aus dem Augenwinkel sieht, sind die meist auch undefinierbar graubraun und irgendwie rundlich und insofern leicht mit Schweinen zu verwechseln ... :-)) Und wo ich gerade ueber die Huetten schreibe: die stehen hier, wie auch in Malaysia, auf Stelzen, wobei es die unterschiedlichsten Stelzenhoehen gibt. Die Stelzen sind meist noch aus Holz, vor allem natuerlich bei den recht aermlichen Flechthuetten, bei neueren und groesseren Holzhaeusern aber eher aus Beton, der mittlerweile wohl auch billiger ist als zur Herstellung starker Pfeiler geeignetes Holz. Ab einer Stelzenhoehe von vielleicht 1,40 m - 1,50 m wird der Raum darunter fleissig mitbenutzt. Vermutlich ist er in der Mittagshitze vergleichsweise kuehl, weshalb sehr oft Haengematten dort zu sehen sind - wie eigentlich ueberall auf unserer Reise. Und die werden auch benutzt, versteht sich.

Speziell hier auf der Fahrt nach Sambor Prei Kuk fallen uns die Dachfirste auf, auf denen oft in der Mitte die Jahreszahl (der Fertigstellung des Daches) befestigt ist, die manchmal von einem Tierpaar bewacht wird (vielleicht das chinesische Tierkreiszeichen des Besitzers?). Am Wegesrand kann man sehr sporadisch auch Graeber sehen, wie uns Mony erklaert. Ein Gedenkstein mit einem kleinen Holzdach ist das dann zum Beispiel - hier stehen keine richtigen Stupas. Zwar sind die Graeber meist in kleinen Gruppen von 2-4 zu finden, aber von einem speziellen Friedhof kann nicht die Rede sein.

Nach langem Gerumpel und der Fahrt vorbei an einer Schule, die die Eltern eines japanischen Soldaten gestiftet haben, der hier in einem Minenfeld umgekommen ist, kommen wir endlich in Sambor Prei Kuk an (hier gibt's einen begeisterten englischsprachigen Reisetipp). Wir werden von einem lokalen Fuehrer durch den Wald begleitet, der allerdings kein Englisch spricht. Vermutlich auch ein Minenopfer, ihm fehlt ein Arm ... das sieht man hier traurigerweise, wenn auch wenig ueberraschend, recht haeufig. Wir erfahren, dass dieses etwas "undurchsichtige" Waldgelaende eins der Rueckzugsgebiete der Roten Khmer gewesen ist, was den Erhaltungszustand der ziemlich alten Ruinen, die aus der Zeit vor dem Angkor-Reich stammen (die aeltesten aus dem 7. Jahrhundert), auch nicht verbessert hat. Es sind alles Backstein-Bauten, zig einzelne Tempeltuerme, die in mehreren Gruppen jeweils mit eigener Umfassungsmauer heute ganz friedlich im Wald liegen. Den Frieden der Besucher stoeren nur die Muecken (ab 5 Uhr nachmittags, sagt Mony) und reichlich Schlangen (nur in der feuchten Jahreszeit, sagt Mony) - unseren Frieden stoert also nichts. Eine der Besonderheiten, die man hier bewundern koennen soll, sind die sogenannten "Fliegenden Palaeste", Reliefs an den Waenden der Tempel. Aber so richtig sehen konnte ich die gar nicht - die offenbar am besten erhaltenen lagen ein bisschen abseits des Weges, so dass ich sie nur aus der Ferne bemerkte, ausserdem hat uns weder der Fuehrer noch Mony irgendwas dazu erzaehlt, so dass ich zu Beginn immer dachte, die guten Exemplare kaemen noch ... Der Begriff stand naemlich (ohne weitere Erklaerung, so was Bloedes) in unserem Reisefuehrer und regt irgendwie meine Phantasie an. Erst im Nachhinein habe ich herausgefunden, dass diese Darstellungen so genannt werden, weil sie Gebaeudefassaden zeigen, die von gefluegelten Wesen getragen werden. In den Fassadenoeffnungen sind Menschen abgebildet. Das geht natuerlich auch wieder auf eine Legende zurueck, in diesem Fall auf eine, die besagt, dass die Goetter einem Menschen, der aus ihrem Reich wieder ins Reich der Menschen zurueckgeschickt wurde, als Abschiedsgeschenk seinen himmlischen Palast mitgegeben haben. Und der wurde eben von Fluegelwesen getragen, Goetter brauchen sowas nicht Stein fuer Stein abtragen und wieder neu zusammensetzen zu lassen.

Ausser den fliegenden Palaesten gibt es noch zum Teil recht gut erhaltene reliefierte Tuerstuerze. Wenn man das Alter bedenkt ... Weitere Erinnerungsfetzen: die Loewen vor dem nach ihnen benannten Loewentempel sehen aus, als haetten sie Verdauungsprobleme - ein namenloses Mini-Tempelchen ist besonders eindrucksvoll von einem Baum umklammert (siehe auch das Bild von Prasat N18 auf dieser Seite, auf der es uebrigens gute Fotos nicht nur von Sambor Prei Kuk gibt, sondern von den meisten Orten, die wir besucht haben) - der kleine Tempel Asram Isey (N17 fuer die Archaeologen) ist, anders als alle anderen, kein Backsteinbau, sondern besteht aus grossen Steinplatten und wirkt nicht sehr asiatisch, sondern ueberraschenderweise etwas roemisch; an seiner Wand erinnern Beschaedigungen an Beschuss zu Zeiten der Roten Khmer.

Mony draengt mit Hinweis auf die Muecken ein bisschen zur Eile, im Nachhinein weiss ich gar nicht warum - wir haben uns gehetzt gefuehlt und fahren dann doch schon gegen 16:20 Uhr wieder ab. Na ja. Die Rueckfahrt ist natuerlich genau so holprig wie die Hinfahrt. Im Spaetnachmittagslicht bekommt die flache Landschaft mit ihren Tuempeln und den Palmen im Gegenlicht einen etwas melancholischen Anstrich.

In Kompong Thom gehen wir in der Daemmerung noch kurz in den kleinen "Stadtpark" am Stung Sen-Fluss. Hier gibt es verschiedene Denkmaeler, vielleicht soll das in Wirklichkeit ein Skulpturenpark sein? Jedenfalls kann man hier eine Skulptur sehen, die Wale zeigt, welche eine Weltkugel auf der Schnauze balancieren - und die ist wieder aus dem vermutlich am einfachsten verfuegbaren Metall hergestellt: Gewehrschrott. Erwaehnenswert - erschreckend! - ist, was man auf der Erlaeuterungstafel lesen kann: "The Monument was created with weapons collected from the residents in Kompong Thom Province under the 'Peace Building and Comprehensive Small Arms Management Programme in Cambodia' from Sep 2005 to Sep 2007, funded by the Government of Japan. The weapons were destroyed in public destruction ceremonies held in this Province." Zu deutsch: Das Monument wurde aus Waffen geschaffen, die in der Zeit von September 2005 bis September 2007 von den Bewohnern der Provinz Kompong Thom im Rahmen des von der japanischen Regierung finanzierten Programms 'Frieden Schaffen und umfassendes Management von Kleinwaffen' eingesammelt wurden. Die Waffen wurden in oeffentlichen Zerstoerungszeremonien, die in dieser Provinz abgehalten wurden, zerstoert." Das ist ja noch ganz frisch! Deshalb wohl auch Neider dryings (sic) nor weapons are allowed in hotel.

Das Abendessen nehmen wir auf Monys Empfehlung hin im Restaurant des Arunras-Gaestehauses ein. Irgendwie haben die Restaurants hier meist Kantinenatmosphaere ... aber das Essen ist ganz in Ordnung. Danach wissen wir hier nicht sehr viel anzufangen - gute Gelegenheit zum Ausschlafen!

Samstag, 12. Januar 2008

Nebul, Nebul!

Nix ze saihen! Ja, das konnte man wohl sagen, in den letzten Tagen, und vor allem gestern! Von wegen Schiffchen zaehlen. Flussblick? Und wo ist der JinMao geblieben? Gibt es hier Hochhaeuser in Shanghai? Nein wirklich, einen so dichten Nebel habe ich hier noch nicht erlebt. Waehrend das aber fuer mich eher ein Phaenomen zum Staunen und Starckdeutsch-Reden ist, ist das fuer die Faehrenbenutzer ein ziemliches Aergernis, denn der Faehrbetrieb ist bei dieser "Suppe" eingestellt. Statt dessen werden die Zweiradfahrer auf LKWs verladen, au weia ... Ich bin gespannt, ob welche der neuen Tunnel dann auch fuer den "kleinen Flussverkehr" geoeffnet werden bzw. ob sie einen spezielle Roehre dafuer haben werden. Bisher sind die Tunnel natuerlich fuer Fahrraeder und Mofas gesperrt.

Bei der Gelegenheit kann man auch die nachhaltige Wirkung von Matthias Koeppels Starckdeutsch feststellen. Einiges hat sich ja offenbar (wie man leicht feststellt, wenn man nur ein bisschen googelt) nicht nur in meinem persoenlichen Sprachgebrauch einen festen Platz erworben. Es gibt sogar einen Wikipedia-Eintrag zum Thema, nicht zu fassen! Wer uebrigens mal das ganze Herbstgedicht nachlesen moechte, kann das zum Beispiel hier tun, wo es zusaetzlich und buchstaeblich ein ganz anderes Stimmungsbild gibt (welches aber nicht besonders zum Inhalt des Gedichts passt ... da ist schliesslich von Stoppelfeldern die Rede).

Dienstag, 8. Januar 2008

Philosophisches

Seit gestern habe ich an einer schwierigen philosophischen Denksportaufgabe zu knacken, die das Nachrichtenlaufband auf dem kleinen Werbebildschirm in den Aufzuegen im Citigroup Tower stellt. Da heisst es zwischen den tagesaktuellen Wechselkursen, der lokalen Wettervorhersage und einer ausgewaehlten Nachricht des Tages "With the festival approaching, please take care of yourself and shut the door after you." Ich kenne die Woerter, aber der Sinnzusammenhang erschliesst sich mir nicht.

Sonntag, 6. Januar 2008

Samstag, 29. Dezember 2007: Elefantenritt und Preah Khan

Der Tag beginnt heute mit komischen Geschichten. Sam erklaert Burkhard zuerst, dass wir unser Programm ja schon vollstaendig absolviert haetten und dass ihn deshalb seine Firma (Indochina Services heisst der Laden uebrigens) schon anderweitig eingeplant haette. Was ist los?? Wo gibt's denn sowas! Den Fahrer haetten wir aber trotzdem. Na ja, o.k. - einerseits kriegt die Firma TUI da eine Beschwerde, da offenbar unsere Anforderung nach flexibler Programmgestaltung zusammen mit dem lokalen Fuehrer gar nicht korrekt weitergegeben wurde und dauernd bloss auf das Programm gepocht wird. Andererseits koennen wir uns dank der Reisefuehrerbuecher wohl auch allein was ansehen, ohne voellig rat- und ahnungslos in der Gegend herumzustehen. Ich habe ja gestern Abend schon ueberlegt, was wir heute machen wollen, und ein kleines Programm zusammengestellt. Hm. Als wir ca. 20 min spaeter durch die Lobby des Hotels kommen, steht Sam immer noch da und erzaehlt uns jetzt eine ganz andere Geschichte, dass er naemlich zu seiner Familie muesse, sein Vater habe ihm heute Morgen schon mehrere SMS geschickt. Und wenn wir uns beim Veranstalter beschweren wuerden, wuerde er seine Stelle verlieren. Hm. Eine family emergency - nun schon die zweite in diesem Dezember, war doch auch einer meiner Mitarbeiter ploetzlich mit diesem Argument fuer voellig unplanbare Zeit (im Nachhinein drei Wochen) verschwunden. Ich glaube, ich werde allergisch ... Ich bin hin- und hergerissen. Man will ja kein Unmensch sein und koennte auch mal in solche Situationen kommen, aber trotzdem ... in diesem Fall hinterlaesst es bei mir einen schalen Beigeschmack vor allem deshalb, weil Sam uns gestern Abend auf der Rueckfahrt zum Hotel freudestrahlend verkuendet hatte, dass wir unser Programm schon "abgearbeitet" haetten und wir uns deshalb morgen den ganzen Tag im Hotel entspannen koennten. Man spuerte die allgemeine Missstimmung im Hohlraum des Autos, als wir ihm sagten, dass wir uns das nicht so vorstellen. Nun hatte er sich die ganze Woche beeilt, uns ueberall hin zu fuehren, um einen freien Samstag zu erhaschen, und da kommen wir mit sowas ... Egal. Wir wollen jetzt los.

Mein eigenes Programm fuer heute beginnt mit einem Elefantenritt. Jetzt aber! Nachdem es nicht geklappt hatte, uns per Elefant auf den Phnom Bakheng oder vom Suedtor von Angkor Thom zum Bayon im Mittelpunkt der alten Koenigsstadt bringen zu lassen, machen wir heute einen Ritt rund um den besagten Bayon. Wir muessen auch komischerweise gar nicht warten. Von einem hoelzernen "Elefantenterminal" gegenueber dem Osteingang aus klettert man auf den Sitz. Dazu muss man dem Elefanten auf den Ruecken treten, das finden wir schwierig - man will doch so ein Tier nicht einfach mit Fuessen treten! Der Sitz ist eine breite Bank mit einem flachen Kissen und einem flachen "Gelaender" hinten und an den Seiten, vorn wird eine Metallstange ueber den Beinen geschlossen, damit man beim ganz schoen holprigen Ritt auch oben bleibt. Die Mahuts haben gruene Anzuege (mit einer kleinen Tasche zwischen den Schulterblaettern - damit auch jeder den Sinn und Zweck dieser Tasche versteht, ist sie mit dem Wort "Tips", engl. fuer Trinkgeld, bestickt) und sitzen den Elefanten im Nacken. Keine schoene Vorstellung, den ganzen Tag jemanden im Nacken sitzen zu haben ... wenn's nicht gerade der Schalk ist. ;-)) Dann geht es los. Ich habe ueberhaupt kein Zeitgefuehl und weiss nicht, wie lange es gedauert hat. Jedenfalls schwankt und rumpelt es ganz schoen, aber man hat doch eine deutlich erhoehte Position (wir haben einen der besonders grossen Elefanten erwischt), von der sich der Bayon gewissermassen in einer neuen Perspektive zeigt. Der Mahut bleibt auch manchmal kurz stehen, so dass man fotografieren kann - unterwegs geht es wirklich nicht. Der Elefant bekommt sein "Trinkgeld", das in Naturalien ausgezahlt wird, schon haeppchenweise unterwegs. Dazu kauft man vorher ein Buendel Bananen von "fliegenden Haendlern". Die werden mit dem Greiffinger am Ruessel dem Mahut aus der Hand genommen und dann mit Schale verspeist. Die Bananen, die am Ende noch uebrig sind, verfuettere ich hinterher an unseren und zwei andere wartende Elefanten. Manche haben ganz viele von diesen fuer indische Elefanten typischen "Sommersprossen", speziell einer ist richtig schwarz ...

Als naechstes sehen wir uns noch einmal kurz die Terrasse des Leprakoenigs von unten bzw. vorn an - um diese Uhrzeit ist die Vorderseite noch in voller Sonne, beim letzten Mal waren wir hier zu einer Zeit angekommen, als die Sonne schon ein kleines bisschen zu weit gegangen war. Aber das war nur ein relativ kurzer Foto-Halt, bevor wir zum Hauptpunkt des heutigen Programms kommen: dem Preah Khan-Tempel. Der liegt noerdlich von Angkor Thom, das wir dementsprechend durch das Nordtor verlassen. Dann fahren wir erst, der Strasse folgend, 5/8 um den Tempel herum, um zum Ost-(=Haupt-)eingang zu gelangen. Den Fahrer bitten wir, uns am Westeingang oder besser -ausgang zu erwarten. Ueber eine Naga-Balustrade erreichen wir das Haupttor in der Aussenmauer, an der grosse Garuda-Reliefs Wache halten. Links davor liegt ein Steinblock, der von fleissigen Spinnen wie mit einer Seidenhuelle bespannt ist - sowas habe ich echt noch nicht gesehen.

Preah Khan ist einer von den Waldtempeln. Waehrend ich noch auf der Eingangsterrasse damit beschaeftigt bin, mich mit "Anti-Mueck" einzureiben (insgesamt ist es mit den Muecken hier nicht sehr schlimm, obwohl auch in der jetzigen Trockenzeit ueberall Tuempel und Teiche sind), beginnt Burkhard schon die Fotosafari. Als ich fertig bin und mich umsehe, sehe ich in einer Entfernung von bestimmt 20 m wiederholte Bewegungen - irgendein Tier, offenbar. Burkhard sieht nach: Aha, eine handtellergrosse, roetliche, ziemlich ungeruehrte Kroete. Ich gehe dann auch hin. Die laesst sich wirklich durch nichts aus der Ruhe bringen. Man kann sie anblitzen, mit dem Fotoapparat ganz nah herangehen, die Blaetter um sie herum aus dem Weg raeumen - sie bleibt sitzen. Wahrscheinlich ist das eine Inkarnation eines meditierenden Buddha, die sich mit den paar Huepfern vorher (die, die ich gesehen hatte) in die richtige Meditationspose gebracht hatte und nun die naechsten Stunden so bleiben will. Lustig zu beobachten ist auch, dass das intensive Betrachten dieser Ecke genuegend Leute anlockt, die dann auch alle mal gucken wollen, hihi! Hinterher haben wir einen "Auflauf" von vier oder fuenf Personen! Da kann ich mich schon neuen Herausforderungen zuwenden - ich habe eine kleine Spinne entdeckt, die nur etwa 1 cm gross ist, aber total beborstet mit hellen Borsten und vielen dunklen Augen. Die ist schon schwieriger zu fotografieren, da etwas "wiggelig". Am Ende springt sie mir auf die Kamera und will das Objektiv einspinnen! Na gut, so kann ich sie im Gegenzug mit der Kamera an eine sonnige Stelle tragen, da wird das Bild besser ...

Der Tempel selber ist ziemlich labyrinthisch. Zum Glueck gibt es ja diese Ost-West-Achse, die entweder erhalten blieb oder restauriert wurde (da kann man jedenfalls ueberall durch- bzw. entlanggehen) - ansonsten wuerde man sich in diesem Gewirr aus Hoefen, Galerien, Kammern und Truemmerhaufen vermutlich schnell verlaufen. Rechts hinter dem Eingang gibt es hier ein ganz ungewoehnliches zweistoeckiges Gebaeude, das ein bisschen griechisch-roemisch wirkt. Unten dicke Saeulen, oben etwas duennere Pfeiler (oder war's umgekehrt?). Die Funktion ist unklar. Wir irren ein bisschen rechts und links der Achse herum, finden schoene Hoefe mit reliefierten Tuerstuerzen, einen "Stupa im singhalesischen Stil" aus dem 16. Jahrhundert (sagt der Reisefuehrer) im Hauptheiligtum, weitere malerische Exemplare von Baumriesen auf Tempelgemaeuern - eine Wurzel sieht wirklich aus wie ein Elefantenruessel - und geniessen die Atmosphaere dieses Urwaldtempels.

Danach sieht mein Programm eigentlich vor, dass wir noch einmal zum Phnom Krom zurueckfahren, in der Naehe vom Tonlé Sap. Aber da geht die Diskussion mit dem Fahrer los ... das waere ja nicht auf dem Programm, und so weit zu fahren, und Benzin waere so teuer, hmm, nae, da muesse er erst mit der Firma sprechen, nein, "I feel I don't want to go to Phnom Krom", und warum wir denn nicht gestern hingegangen waeren, wo wir doch da waren - wir haben schon die Nase voll, fuer 25 Kilometer zu diskutieren, und schmieden rasch einen Alternativplan. Als wir am Hotel ankommen, will er uns doch noch fahren, aber das ist mir ja nun auch zu bloed. Am Ende soll man dann wohl noch besonders dankbar sein und ein besonders ueppiges Trinkgeld geben, oder wie??

Der Alternativplan sieht vor, erst einmal den afternoon tea im Hotel auszuprobieren. Den gibt's ab halb drei, und so spaet ist es jetzt. Man bekommt suesse und salzige Leckerli auf einer Etagere serviert, alles kleine Koestlichkeiten. Burkhard probiert die westliche Ausgabe mit Scones und Foccacia und koestlichen Kuchen-Happen, ich nehme die Khmer-Version mit Fruehlingsrollen und Fleischspiesschen, Gelee- und Klebreishappen und Obst - dazu gibt's halt Tee. Gar nicht uebel und mit 14 bzw. 12 US$ keineswegs zu teuer.

Danach inspizieren wir noch die Gaerten des Hotels und muessen dann unsere Faulheit ueberwinden, was aber zum Glueck gelingt. Wir machen einen Spaziergang in Siem Reap. Der beginnt mit dem oeffentlichen Garten vor dem Hotel oder genauer gesagt zwischen dem Hotel und der koeniglichen Residenz (fuer den Fall, dass er in Siem Reap zu Gast ist - im Moment ist er das aber nicht). Wir gehen am Fluss entlang und stossen gleich darauf auf die Fotogalerie von John McDermott. (Tolle Bilder, die gibt's auch online - unbedingt hier gucken, unter Images ... Angkor portfolio.) Sehr sehenswert! Davor stehen eher kunsthandwerkliche als kuenstlerische Skulpturen. Was sie bemerkenswert macht, ist das Material: sie bestehen aus Gewehrteilen, das ist vermutlich die einzige Form von Metall, die den Kunsthandwerkern in hinreichender Menge zur Verfuegung stand. Man sieht uebrigens oft in "Hausordnungen", dass Waffen verboten sind - diese Regel habe ich bisher in anderen Laendern noch nicht so explizit gesehen, vermutlich war es nirgends so noetig wie hier ... insofern gut, wenn alte Gewehre durch Verarbeiten in Skulpturen definitiv aus dem Verkehr gezogen werden.

Weiter unten am Fluss liegt ein grosses buddhistisches Kloster, und bald darauf kommt man schon in der Gegend des alten Markts an. Wir streifen noch ein bisschen im Viertel herum, in dem es noch Gebaeude aus der franzoesischen Kolonialzeit gibt, und goennen uns einen Fruchtcocktail in einem Strassencafé an einer belebten Kreuzung. Die Langnasendichte ist hoch - es herrscht aber auch eine schoene Stimmung hier im Abendlicht. Dann machen wir uns auf den Rueckweg, es wird ja jetzt rasch dunkel. Auf dem Platz vor dem Hotel entdecken wir, dass die Baeume hier voller Flughunde haengen, die jetzt langsam aktiv werden - ganz schoen grosse Tiere! Dann stammten die Geraeusche, die ich hier am Nachmittag gehoert hatte, gar nicht von Voegeln, jetzt faellt es mir "wie Bohnen aus den Ohren" - das waren die kleinen Pfiffe der Flughunde!

Ich gehe mich umziehen, denn heute abend wollen wir uns noch das Konzert von Beatocello ansehen bzw. -hoeren. Burkhard zieht mit Taschenlampe und Fotoapparat noch einmal auf Fotosafari, um die Flughunde zu erwischen, aber leider scheitert die Expedition weitgehend, weil natuerlich im passenden Moment die Batterien der Taschenlampe leer sind und die Kameraautomatik nicht mehr scharfzustellen weiss ... Nae, nae - und mehr Zeit fuer Experimente haben wir halt wegen des Konzerts nicht.

Mit dem Tuk-Tuk lassen wir uns zum Kinderhospital Jayavarman VII fahren, das auf dem Weg von unserem Hotel nach Angkor liegt. Das ist eins der Kinderkrankenhaeuser, die der Schweizer Arzt Dr. Beat Richner (Webseite mit Texten in englischer, deutscher und franzoesischer Sprache, etwas chaotisch - das waere mal ein kleines wohltaetiges Projekt, die Seite zu ueberarbeiten, ist ja schliesslich fuer einen guten Zweck) in Kambodscha aufgebaut hat. Zum Sammeln von Spenden (Geld und Blut) gibt er Konzerte auf seinem Cello, Stuecke von Bach und einige eher ein bisschen witzige Lieder von ihm selbst. Unter dem Namen "Beatocello" ist er wohl schon in seiner Jugendzeit als Musikclown aufgetreten. Zwischen den Stuecken erzaehlt er ueber seine Arbeit und zeigt auch Filmausschnitte. Einige Zahlen (die man zum Teil auch in Wikipedia nachlesen kann) und Fakten ruetteln wirklich auf. Die WHO und andere Organisationen finden, sein Tun sei nicht nachhaltig, da auf recht viel Geld angewiesen, das seine Stiftung allein noch nicht hergibt. Das Gesundheitswesen muesse zum allgemeinen Entwicklungsstand eines Landes passen, heisst es, vereinfacht. Richner meint, wenn man das Gesundheitswesen in Kambodscha dem Stand des Landes anpasst, muessen Zigtausende von Kindern sterben - und dass er schon sehr viele gerettet und geheilt habe, sei ja wohl nachhaltig genug. Stoff zum Nachdenken, in gut eineinviertel Stunden abwechslungsreich und einpraegsam serviert.

Trotz Nachdenkens lassen wir uns danach, wieder per Tuk-Tuk, zum Hotel zurueck bringen. Heute haben wir fuers Dinner im Le Grand reserviert, denn ab diesem Wochenende war das Hotel nur noch mit Halbpension zu buchen - der Jahreswechsel wirft seine Schatten voraus. Ich nehme als Vorspeise einen leckeren, limonig-frischen Rindfleischsalat, dann ein mildes Huehnercurry. Burkhard hat Fisch bestellt, aber kein Amok - ja wirklich, so heisst hier eine typische Zubereitungsart. Haben wir auch schon probiert, das schmeckt gut und hat keine vom Namen suggerierten Nebenwirkungen! Zum Nachtisch nehmen wir beide "Trio de coco", drei Kokosleckereien, eine leckerer als die andere. Ein schoener und abwechslungsreicher Tag war das!

Freitag, 28. Dezember 2007: Tonlé Sap und krauses Allerlei

Ha, heute gibt es mal was anderes als Tempel von morgens bis abends: Wir fahren zum Tonlé Sap, diesem grossen See, der jetzt eher klein ist: in der Regenzeit ist er siebenmal so gross wie in der Trockenzeit. (Und jawohl, das heisst Sap in einer Silbe und nicht esS-Ah-Peh, sonst waere ich da nicht hingefahren!!) Wir steigen auf einen Kahn mit bestimmt mindestens einem Dutzend Rattanstuehlen, aber den haben wir fuer uns allein. Dann geht es los - erstmal eine Art Kanal entlang, man sieht das ja nicht so richtig … Hier sind alle moeglichen Gebaeude auf schwimmender Unterlage: Schule, Bibliothek, Kirche - mich persoenlich hat ja am meisten die Basketballhalle beeindruckt. Irgendwann sind dann die Gebaeude "zu Ende" und die Landschaft besteht aus graubraungelbem Wasser unten, einem schmalen gruenen Streifen aus Bueschen und ueppigen Wasserhyazinthen in der Mitte und reichlich blassblauem Himmel oben. Dann liegen wieder vermehrt Boote herum: das ist dann wohl schon das schwimmende Dorf. Das sind Hausboote, vielleicht um die 6 m lang und gut 1,5 m breit. In der Mitte spendet ein halbtonnenfoermiges Flechtdach Schutz und Schatten. Nicht viel Platz, um da mit der ganzen Familie zu leben und zu arbeiten. Es gibt auch etwas groessere Haeuser - die haben dann auf jeden Fall eine Antenne, und auf mindestens einem habe ich einen Fernsehapparat in Betrieb gesehen. Arbeiten mag allerlei heissen - wir sehen auf unserer Fahrt vor allem Leute, die ziemlich kleine silbrige Fische aus feinen Netzen in ein Sammelnetz klopfen. Daraus wird wohl eine Art Fischpaste zubereitet. Ich mag mir gar nicht so recht ausmalen, wie die Leute auf diesen Booten leben. Wasserver- und -entsorgung hat man wahrscheinlich direkt rund ums Boot herum … hmmm …

Irgendwann kommen wir dann am Ende dieses Kanalsystems an und sehen auf die freie Wasserflaeche bis zum Horizont. An den gruenen Raendern liegen die meisten Boote, hier auch groessere mit richtigen "hausfoermigen" Haeusern drauf, samt Kuebelpflanzen: die gehoeren wohl den reicheren Seebewohnern. Interessant sind auch die schwimmenden Frischfischcontainer aus Netzen an Rahmen und die Brennholzfloesse - jedenfalls nehme ich an, dass es sich um Brennholz handelt, denn wie Baumaterial sieht das Zeug darauf nicht aus. Auch eine abenteuerliche Vorstellung, auf diesen Booten offenes Feuer zu machen. Loeschwasser gibt es ja genug, aber trotzdem … Die Touristenboote werden mehrfach von Kindern und Erwachsenen geentert, die Getraenke oder Bananen verkaufen wollen, es ist irgendwie schrecklich. Einige Kinder paddeln in runden Blechwannen herum und wollen Geld fuers Fotografiertwerden, ein Maedchen praesentiert zwei Schlangen.

Dann legen wir an einer schwimmenden Fisch- und Krokodilfarm mit Souvenirverkauf und "Café" an. Frueher gab es hier im See wilde Krokodile, heute nur noch gefangene. Die sind schon relativ gross, finde ich, bestimmt 2-3 m lang, und liegen in so einem schwimmenden Container in der Sonne oder im Schatten oder nehmen darin ein Bad. Die sehen alle ziemlich satt aus - zwar hatte Burkhard in einer Reportage gehoert, dass sie mit Schlangen gefuettert werden, aber diese sind wohl auf Fischdiaet: das Futter schwimmt nebenan. Es sind gierige Welse, die das Wasser aufbrodeln lassen, wenn ihre eigene Fischdiaet aus kleinen silbrigen Fischchen handvollweise serviert wird. Die Farm hat auch eine Aussichtsplattform in der zweiten Etage, von wo aus man den aufgeschnittenen, zum Trocknen ausgelegten Fisch auf dem Dach der ersten Etage sehen kann, das schwimmende Dorf auf der einen Seite und den offenen See auf der anderen Seite. Im spaetvormittaeglichen Gegenlicht sieht das Wasser hart und stahlgrau aus, mit den Reflexen einer bleichen Sonne rund um die graubraunen Holzboote unter dem blassblaugrauen Himmel. Ein Moewenschwarm zieht hier seine Kreise und setzt so silbrig-weisse Akzente. (Jaja, habe meinen lyrischen Tag heute.)

Bevor wir die Rueckfahrt antreten, konsumieren wir gemaess einer freundlichen Aufforderung noch ein Getraenk, gewissermassen statt Eintrittsgeld fuer die Fischfarm und statt Toilettenbenutzungsgebuehr. Ja, die haben hier Toiletten …

Um die Mittagszeit kommen wir wieder am Anleger an bzw. an der Stelle, an der wir abgelegt haben. Richtige Anleger gibt es hier gar nicht. Man legt ein Brett vom Boot ans Ufer - fertig! Unweit von hier befindet sich der Phnom Krom, ein Huegel mit Aussicht. Eine Treppe fuehrt hinauf, aber im Moment ist mir der Gedanke, sie in praller Mittagssonne zu erklimmen, sehr zuwider, zumal ich nicht mal ueberzeugt bin, dass es eine tolle Aussicht gibt. Und der Tempel da oben (hier gibt es wohl auf jedem Huegel einen Tempel) wird auch nirgendwo als besondere Sehenswuerdigkeit erwaehnt. Insofern lassen wir ihn einfach buchstaeblich links liegen und fahren zurueck nach Siem Reap. Dass jeder Huegel hier so etwas Besonderes ist, dass man einen Tempel daraufsetzen muss, wird wohl daran liegen, dass das ganze Land unglaublich flach ist. Erwaehnte ich das schon? Es wirkt eigentlich ueberall wie Schwemmland, obwohl es das definitiv nicht ist - weite Ebenen mit Feldern und einzelnen Baeumen und Bueschen. Dagegen erscheint das Muensterland fast schon huegelig. Insofern ist ein Huegel hier immer gleich eine Landmarke mit strategischer Bedeutung.

In Siem Reap steht ein Besuch der Ateliers der "Artisans d'Angkor" (recht schoene Website in englischer Sprache) auf dem Programm. Das ist ein Projekt aus den 1990er Jahren, das knapp 10 Jahre lang mit Foerdergeldern aus Frankreich (?) und spaeter der EU betrieben wurde und jetzt schon seit einigen Jahren autark besteht. In diesen Werkstaetten erhalten begabte Jugendliche aus dem Umland eine Ausbildung in traditionellem kambodschanischem Kunsthandwerk, vor allem als Bildhauer oder Holzschnitzer. Dazu gibt es ein paar andere Richtungen, wie Seidenmalerei oder Oberflaechenveredelung der Bildhauerarbeiten und aehnliches. Die Jugendlichen bekommen die Ausbildung umsonst, dazu ein kleines Entgelt, und die Arbeiten (vornehmlich Kopien von Kunstgegenstaenden aus den Tempeln von Angkor) werden im eigenen Laden und anderswo verkauft. Nach Abschluss der Ausbildung hilft "Artisans d'Angkor", den Jugendlichen eine Arbeit zu vermitteln. Zur Zeit sind das etwa 1000 pro Jahr, das laesst sich doch sehen. Mittlerweile gibt es noch Sonderprojekte, so wird jetzt eine Gruppe von Taubstummen in Seidenmalerei ausgebildet. Als Tourist wird man durch die Werkstaetten gefuehrt und kann den jungen Leuten bei der Arbeit ueber die Schulter sehen und bei der Gelegenheit auch erfahren, wie das Kopieren der Kunstwerke vor sich geht. Und dass die schoenen schwarzen, innen vergoldeten Schuesseln nicht ganz so traditionell sind, wie man denken mag: nur die Oberflaeche ist Handarbeit, die Schuesselrohlinge werden maschinell aus so "uncoolem" Material wie MDF erstellt.

Danach ist Zeit fuers Mittagessen. Sam fuehrt uns in ein neu eroeffnetes Restaurant, das mit Khmer-Familienessen (vermutlich das hiesige Wort fuer Hausmannskost) wirbt. Man sitzt recht nett im Obergeschoss eines Holzhauses auf einer offenen Veranda, es gibt einen nett gedeckten Tisch und Stoffservietten - also mal ein richtiges Restaurant. Leider gibt es entgegen der Ankuendigung auf der Speisekarte unten am Haus nur ein Menu, dabei sind wir wirklich nicht hungrig. Wir "belabern" den Besitzer, dass er uns ein Menu fuer zwei serviert, wozu er sich auch breitschlagen laesst (und was sich als reichhaltig entpuppt und mehr als ausreichend fuer zwei!). Was leider nicht so gut ist: er serviert uns das, was er hat, nicht das, was wir bestellt haben. Die Vorspeisen sind lecker, aber das Schweine-Hauptgericht (von dem ich wirklich genau weiss, dass ich es nicht bestellt habe - habe ja extra was mit Fisch und Rind ausgesucht) ist nun wirklich nicht unser Fall, irgendwie komisch suess-sauer - brrr! Davon muss leider das meiste zurueckgehen. 'tschuldigung, Schwein, das tut mir wirklich sehr leid! Der Nachtisch, irgendwas auf Kokosnussbasis, was ich immer sehr gern mag, ist auch nicht verfuegbar, statt dessen wird uns eine Platte mit frischem Obst angeboten. Eins von den Dingen also, die man eigentlich nicht essen soll. Wir essen es trotzdem und kommen immerhin unbeschadet davon - es wird also wenigstens hygienisch gearbeitet. Na ja. Wir stehen insofern mit gemischtem Eindruck von der Tafel auf.

Fuer den Nachmittag steht das "cultural village" auf dem Programm. Eine Anlage fuer die Touris: verschiedene Gebaeude und Gebaeudemodelle in einer Parklandschaft, allenthalben mit Imbissbuden und Lautsprechern, aus denen es ganz schoen droehnt. Aber da greife ich schon vor. Es beginnt mit einem Wachsfigurenkabinett, in dem Szenen aus der Geschichte Kambodschas sowie beruehmte Persoenlichkeiten dargestellt werden. Da darunter natuerlich auch koenigliche Figuren waren, musste man sage und schreibe seinen Hut abnehmen. Na ja - da hoert mein Verstaendnis aber auf. Fuer 'ne Wachsfigur den Hut abnehmen! - Die zweite Ausstellungshalle darf man "behuetet" betreten, hier sind die Figuren nicht mehr als 20 cm gross und zeigen Leben und Arbeiten zur Hochzeit des Angkor-Reichs. Hier sind auch die Kampfschweine zu sehen, wie sie auf dem Relief im Bayon abgebildet waren.

Dann gehen wir also im Park spazieren. Es gibt immer irgendwo irgendwelche folkloristischen Vorfuehrungen, meist wohl solche, die sich nicht lange mit einem Grenzgang zwischen Kunst und Kitsch aufhalten, sondern sich klar fuer letzteres entschieden haben. O je. Sehr beliebt ist auch der "Judgement tunnel", in dem, wie uns Sam erzaehlt, die Hoellenqualen von den Reliefs in Angkor Wat spannend in Szene gesetzt werden. Der Nervenkitzel kostet extra, und Scharen johlender junger Leute kommen heraus. Och noe! Da ist unser Interesse fuer die diversen Minderheiten, die es in Kambodscha gibt und die jeweils mit einem eigenen Pavillon vertreten sind, rasch am Nullpunkt. Die Modelle des Koenigspalasts und des Nationalmuseums in Phnom Penh im Massstab 1:100 (oder so) reissen uns auch nicht vom Hocker. Wir wollen weg, uns aber vorher noch ein bisschen ausruhen. Als wir diesen Entschluss gefasst haben, sind wir ausgerechnet am chinesischen Pavillon. Und da droht auch noch eine dieser laermigen Vorfuehrungen. Na egal, tun wir uns die noch eben an. Da wird auf Stelzen getanzt, jongliert, mit einem ueberdimensionalen Klebe-Schnauzbart grimassiert - was daran nun speziell chinesisch sein soll, entzieht sich meiner Einsicht, aber egal. Wir fahren alsbald in die Stadt zurueck und besuchen den Psar Chas, den alten Markt.

Der alte Markt findet in finsteren, schmutzigen Hallen statt. Es gibt Lebensmittel, trockene wie frische, Tourikram, Bekleidung und alles, was man sonst noch irgendwie brauchen koennte oder eben auch nicht. Und alles mehr oder weniger durcheinander, nicht zu fassen. Die hygienischen Bedingungen wirken auf mich ziemlich katastrophal. Und dann auch noch die Schweinskoepfe, die einen hier und da anblicken … eins guckt immer noch ganz verschmitzt, das arme Schwein. Allerdings scheinen die meisten hier vorher ein artgerechtes Leben fuehren zu koennen, mit weitgehender Freiheit incl. genug Wuehl- und Suhlmoeglichkeiten. Immerhin.

Sehr faszinierend sehen auch die getrockneten und/oder geraeucherten Fischprodukte aus, ich kann's gar nicht so richtig beschreiben. Eine Sorte wird in mehrere Fleischstraenge geschnitten, die dann irgendwie rundlich nebeneinander ausgebreitet werden. Dann gibt es Teile wie kurze schwarzbraune Aale, offenbar geraeuchert, die abwechselnd in Laengs- und Querschichten zu grossen Kloetzen gestapelt werden. Dies sind nur zwei von vielen Produkten, von denen ich mir nicht ganz genau vorstellen kann, ob und wenn ja wie sie essbar sind …

Als wir genug gesehen haben, geht's zurueck ins Hotel. Wir sind immer noch relativ satt und beschliessen daher, nur noch einen Snack in der Hotelbar zu uns zu nehmen. Der entpuppt sich als weniger klein als erwartet, aber wohlschmeckend. Und hier hat es eben Flair.