Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


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Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Samstag, 5. Januar 2008

Donnerstag, 27. Dezember 2007: Angkor Thom und Angkor Wat 'revisited'

Heute morgen nehmen wir gleich Kurs auf das Suedtor von Angkor Thom, das morgens im richtigen Licht liegt. Waehrend es neulich spaetnachmittags hier recht beschaulich zuging, ist um diese Uhrzeit der Teufel los. (Ob die nagatragenden Daemonen auf der rechten Seite wirklich einen Tick frecher grinsen?) Autos, Tuk-Tuks, Busse und ueberall groessere oder kleinere Gruppen von Touristen mit ihren zighundertfach das Gleiche erklaerenden Fuehrern … Neben dem Gesichterturmtor kann man auf die Mauer steigen, was wir auch tun. (In einem Reisefuehrer steht, man koenne das tun, um hier das grosse Gesicht im Profil zu fotografieren - naja, da der Turm vier Gesichter hat, die in die vier Himmelsrichtungen blicken, kann man das wohl auch von unten. ;-)) ) Theoretisch kann man jetzt auf einem Elefanten durch das Suedtor zum Bayon reiten, aber praktisch ist kein grosses graues Ruesseltier zu sehen, weshalb ich auf den Ritt verzichten muss. Warten wollen wir auch nicht, denn wir wollen uns ja die nach Osten ausgerichtete Elefantenterrasse ansehen. Nicht dass uns die Sonne weggeht! Diese Terrasse ist ein recht massives Bauwerk, lang und hoch - und eben mit Reliefs von Elefanten, daher der Name. An den Aufgaengen stuetzen sich jeweils rechts und links die drei Ruessel des dreikoepfigen Elefanten Airavata auf drei Lotosblumen. Irgendwo mittendrin ist der Eingang zum Phimeanakas, dem koeniglichen Palast. Waehrend Burkhard noch fotografiert, sitze ich an einem schattigen Plaetzchen davor und diskutiere mit Sam. Mit der Frage konfrontiert, wie die Angkor-Herrscher ihre wie wahnsinnige Bautaetigkeit finanziert haetten (das moechte ich naemlich wirklich gern wissen), denkt Sam, er kaeme mit der Antwort davon, zu der Zeit haette es kein Geld gegeben. Aber nicht bei mir …! Am Ende weiss er es leider nicht befriedigend zu beantworten. Schade eigentlich. Falls es jemand weiss, bitte ich um Aufklaerung! - Hier im Palast ist wieder so ein halbwegs ruinierter Pyramidenbau zu sehen, diesmal aber kein Tempel, sondern der Wohnsitz der Schlange, die sich nach Einbruch der Dunkelheit in eine schoene Frau verwandelte, der der Koenig jeden Abend "beiwohnen" musste, bevor er zu seinen Frauen und Konkubinen ging. Und wehe, wenn nicht! Unheil fuer Koenig und Reich waren garantiert. Heute hat man auf der Rueckseite der Pyramide eine schmale Holztreppe mit einseitigem Gelaender installiert, aber die reicht nicht bis ganz oben. Irgendwie ist mir heute nicht danach, die letzten paar sogenannten Stufen hochzusteigen. Am Ende waere der Geist der Schlangenfrau mit mir unzufrieden …

An einem oder zwei rechteckigen Badebecken aus der Angkor-Zeit vorbei fuehrt uns der Weg dann zur Terrasse des Leprakoenigs. Kein schoener Name, die Terrasse hat ihn von einer Statue, die auf ihr gefunden wurde. Die stellt den Gott der Unterwelt dar, aber irgendwie sagt die Legende, sie sei ein Abbild eines Koenigs, der an Lepra erkrankt sein soll. Viel Konjunktiv … Jedenfalls ist diese Terrasse etwa 6 m hoch und von vielen Daemonen und anderen Personen auf mehreren Etagen ueppig bevoelkert.

Danach ist wieder Zeit fuer Mittagessen in einem der "Restaurants" zwischen Elefantenterrasse und Bayon. Sam meint, unser Programm waere fuer heute beendet und wir koennten zum Hotel zurueckfahren. Es tut mir ja ein ganz winzigkleines bisschen leid fuer ihn, aber wir sehen das anders. Erst wollen wir nochmal in oder besser auf den Bayon, die Atmosphaere auf der Gesichterterrasse geniessen. Einer der Fremdenfuehrer da oben fragt "seinen Gefuehrten", ob er auf einen der Tuerme steigen und den Buddha kuessen wolle. Der erklaert sich etwas unglaeubig sofort bereit, wird aber dann doch in seinem Tatendrang gleich wieder gebremst: "We don't do it like that." Statt dessen braucht man sich einfach nur an einer halbwegs passenden Stelle hinzustellen und die Lippen zu schuerzen, den Rest macht der Fotograf. Gruss aus Kalau!

Danach beschliessen wir, den Rest des Tages in Angkor Wat zu verbringen, und schieben kurzfristig noch die Fahrt mit dem stationaeren gelben Freiluftballon ein, der etwa einen Kilometer nordnordwestlich der Anlage stationiert ist. "Fahrt" ist eigentlich fast zu viel gesagt: einmal mit dem Ballon auf 200 m Hoehe steigen und dann wieder sinken, das ist alles. Der Blick ist natuerlich toll, aber man hat kaum Zeit, genug zu gucken. Kaum oben, geht es schon wieder abwaerts. Gefuehle von Unsicherheit kommen uebrigens nicht auf: alles sieht sehr modern und solide aus, der ringfoermige Korb aus Metall ueberaus stabil und die Seile alle intakt. Das haben wir der Firma 'Ballonbautechnik Woerner' zu verdanken. Auch die "Landeplattform" aus Holz und Stahl macht einen hervorragenden Eindruck von solider Technik made in Germany. Insgesamt 10 Minuten fuer 15 Dollar pro Schnueffel - Einheimische zahlen die Haelfte. Diskriminierung! Wo bleibt denn da die Gerechtigkeit, mag man als Deutsche/r fragen?!! ;-))

Danach besuchen wir noch einmal Angkor Wat wie geplant. Waehrend Burkhard auf Fotosafari geht, sehe ich mir nochmals die Flachreliefs an, insbesondere das von Himmel und Hoelle (aehnlich schockierend ausgemalt wie in Europa oder China) und das vom Quirlen des Milchsees. Oder der Milchsee = des Milchozeans? Seltsame Geschichte, kann man sicher irgendwo nachlesen. Wir bleiben dann bis zum Sonnenuntergang und noch ein bisschen laenger an einem der Teiche, in dem sich die Tempelsilhouette spiegelt. Froschkonzert inbegriffen, ganz schoen laut, aber leider kommen die kleinen gruenbraunen Tierchen mit ihrem Gequake nicht gegen das Geschnatter der Menschentraube an, die hier mit uns auf den Sonnenuntergang wartet. Dass es heute nicht ganz klar war, entpuppt sich jetzt als Vorteil: die Wolkenschleier ueber Angkor Wat koennen die Strahlen der untergehenden Sonne reflektieren und so als Projektionsflaeche fuer die schoensten Farbspiele dienen. Dann ist die Sonne weg, der Westhimmel ueber der Aussenmauer glueht in Ofenfarben. Das Gute: die Traube ist jetzt auch weg, jetzt brauchen die Froesche nicht mehr gegen etwas anzuquaken. Fuer die, die weg sind, ist es schade: zuzusehen, wie der Himmel dunkler und blauer wird und wie ploetzlich die Tempelgemaeuer anfangen, wie aus sich selbst heraus zu gluehen (ja wirklich!) ist naemlich sehr sehenswert. Um 6 Uhr abends werden wir dann "vertrieben", aber da ist es auch wirklich so gut wie vorbei. Bis wir am Ausgang sind, ist es tatsaechlich stockfinster - das geht hier schnell mit dem Sonnenuntergang. Als wir dann am Anfang des Steinwegs angekommen sind, beginnt hinter dem Tempel von Angkor Wat eine Lasershow - rund um den Jahreswechsel gibt es hier eine Spezialveranstaltung, wohl vom Typ Son et Lumières (zu deutsch vermutlich Sonne und Laerm, Gruss aus Kalau).

Das war ein toller Tag heute, deshalb fehlt hier gerade noch ein tolles Abendessen. Wir goennen uns das Khmer-Degustationsmenu im Restaurant Le Grand in unserem Hotel. Inclusive einem halben Hummer und auch sonst mit allerhand Leckereien, perfekt angerichtet und mit gutem Service kann man fuer 65 US$ echt nicht meckern - das war das richtige Sahnehaeubchen fuer den Tag.

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