Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


Wer weiterhin meine Bemerkungen über Gott und die Welt lesen möchte, klickt bitte hier:
Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Montag, 29. September 2008

Ausnahmezustand

So, jetzt ist es soweit: die Golden Week ist angebrochen. [Wahrscheinlich heisst die so, weil sich viele dabei eine Nase aus dem besagten Metall verdienen.] Chinesische Firmen haben zum Teil am Wochenende durcharbeiten lassen und geben ihren Angestellten dafuer von heute, Montag, bis Sonntag frei. Denn vom 1. bis 3. Oktober ist hier ja Nationalfeiertag. Dementsprechend ist alles voll, es gibt reichlich chinesische Touristen in der Stadt, an so gut wie allen Restaurants muss man Schlange stehen oder (manchmal sind Chinesen ja sehr menschenfreundlich) Schlange sitzen - und die Starbucks-Filiale im Citigroup Tower hat geschlossen. Wenn das kein Ausnahmezustand ist!

Burkhard hatte so auch gestern bei seiner Fotosafari zum Bund schon wieder Gelegenheit, chinesische Touristen zu verblueffen. Er wurde gebeten, ein Foto von einer kleinen Gruppe zu machen, und begleitete den Akt des Fotografierens standesgemaess mit dem beruehmten yi - er - san - qiezi! (ich berichtete), was allerdings ganz kontraproduktiv war: anstatt breites Grinsen, aeh, 'tschuldigung, Laecheln auf die Gesichter zu zaubern, blieben den Fotografierten die Muender vor Ueberraschung offen stehen. Na sowas! das sieht doch bloed aus auf dem Bild! ;-))

Und dann habe ich heute noch eine Entdeckung ueber Indien gemacht. Das ist eins der wenigen Laender hier in der Region, fuer das man auch mit deutschem Pass ein Visum braucht. Und um das zu bekommen, braucht man 2 Antraege, 3 Passfotos, 1 Aufenthaltsgenehmigung fuer China, 1 Reisepass, 1 Einladungsschreiben, 1 Visitenkarte, 1 Kopie der Geschaeftslizenz des Arbeitgebers und 1 "Dispatch Letter" des Arbeitgebers, wobei ich gar nicht so genau weiss, was sich dahinter verbirgt. Wahrscheinlich eine Genehmigung, dass man die ausgesprochene Einladung auch annehmen darf ... Das Antragsformular finde ich aber aergerlich. Man muss seinen permanenten Wohnsitz im Heimatland angeben (hab' ich nicht) und den Namen des Vaters samt Beruf und Adresse und (nur fuer verheiratete Frauen) den Namen des Ehegatten. Fehlte gerade noch ein Genehmigungsschreiben desselben, dass frau reisen darf. Was ist das denn fuer ein Mist?!

Sonntag, 28. September 2008

(Lebens-)Geschichte wiederholt sich - oder: Lesezeichen sind wie Schollenroellchen

Vor Urzeiten war ich noch ein Teen und machte meine ersten Versuche mit der (un peu plus) haute cuisine. (Das war der erste Schritt nach dem Kinder-Haferflockenkochbuch, das ich auch sehr gern hatte.) Es gab etwas ganz Feines: Schollenroellchen. Vorsichtig mit irgendeiner Leckerei gefuellt und in einer leichten (!) Weinsauce ueberbacken, wenn ich mich recht entsinne. Mit Nordseekrabben. Nachdem die Gaeste bewirtet waren, brachte ich meiner Omi die Reste. Als ich mich am naechsten Tag erkundigte, wie es denn gemundet haette, lautete die Antwort "war weich ... konnte man gut 'beissen'" (wie sich meine Omi auszudruecken pflegte). Kurzform: Essbar.

Heute habe ich Zheng Hong die Ergebnisse meines Kreativanfalls gezeigt. Er hat sie rasch durchgesehen und dabei die chinesischen Zeichen vor sich hin gemurmelt. Kurzform: Lesbar.

Ansonsten habe ich den letzten von sechs Faechern fertiggestellt, mit einer (wie ich finde) besonders wenig gelungenen Landschaft auf der Rueckseite. Und ich habe die drei neuen Pinsel ausprobiert. Der mit den Marderhaaren ist irgendwie der festeste, aber ich wuesste nicht wirklich zu sagen, mit welchem ich am besten schreiben kann. Jedenfalls musste ich die kleine Signatur auf dem Faecher mit dem normal grossen Pinsel schreiben, gar nicht mal so leicht. Aber es ging einigermassen. Die Schriftseite ist in diesem Fall also besser als die Bildseite, finde ich. Sie traegt das Gedicht mit dem englischen Titel "Farewell at the Yellow Crane Tower to Mr. Meng going to Guangling":

Leaving Yellow Crane Tower, east my old friend will go;
In misty and flowery March he sails down to Yangzhou.
The lonely boat dims and is lost at the end of blue sky,
And all I can see is the Yangzi River's seaward flow.

Samstag, 27. September 2008

Der Pinsel singt, die Tinte tanzt

Selten genug: es ist Wochenende und der Himmel ist nicht nur am Morgen blau, sondern bleibt es sogar tagsueber! Man muss also nicht unbedingt ins Museum gehen - aber eben doch, denn wir sind mit meinem Kalligraphielehrer Zheng Hong verabredet, der uns in ein neues Pinselmuseum (genau betrachtet ein Pinsel-und-Tinte-Museum) fuehren will, das jetzt auf der Fuzhou Lu eroeffnet hat.

Wir sind 2 Minuten zu spaet gegenueber vom Foreign Language Bookstore - ich dachte, da seien wir verabredet. Aber Zheng Hong steht vor dem Buchgeschaeft, also auf der anderen Strassenseite, und macht keine Anstalten herueberzuschauen. Gleich darauf enteilt er - wir enteilen mit auf der anderen Strassenseite, ich krame mein "Mobtel" hervor und lasse es bei ihm klingeln. Bis er seins ausgegraben hat, haben wir es am naechsten Zebrastreifen ueber die Strasse geschafft und ihn fast erreicht. Waehrend ich den Anruf gerade abgebrochen habe, ist er stehengeblieben und ruft "Hallo?!" ins Telefon - ich rufe ihm ueber 5 m Strasse "Hallo!" zu, hihi! Doch noch gefunden. Jetzt heisst es das ganze Stueck und noch ein bisschen mehr zurueckeilen. Unter einem tuerkisblauen Glastuerschild befindet sich der Eingang. Unten sind nur zwei, drei Vitrinen mit Pinseln, einigen wenigen Reibsteinen und Tintenstangen, die zum Verkauf stehen. Hui, da sind auch schon Sachen in Preisklassen von mehreren tausend Euro dabei ... aber die Pinsel fangen bei ca. 1,50 Euro an.

Im Obergeschoss befindet sich ein nicht allzu grosser, langgestreckter Raum, mit Mondfenster-Raumteilern in der Mitte und Vitrinen dazwischen und an den Seiten. Am Ende wird auf den Boden projiziert, wie eine Kalligraphenhand chinesische Zeichen auf Papier praktiziert.

So ganz hundertprozentig habe ich nicht verstanden, wie aus den Tierhaaren (Kaninchen, Marder und Ziege) diese kleinen spitzen Haarberge hergestellt werden - die werden dann jedenfalls einfach zusammengebunden und in den Pinselschaft gesteckt, fertig. So einfach ist das! Das mit der Tinte ist schon etwas komplizierter, und da kommen exotische Zutaten rein - der Hauptbestandteil ist aber Russ, sieh an. Tierhautkleber ist die zweite Hauptkomponente, alles andere ist nice to have, zum Beispiel Moschus oder Perle oder Gold oder andere chinesische Medizin. Der schwarze zaehe Matsch wird tuechtig geknetet (mit Haemmern und Haenden) und dann in dekorative Modeln gedrueckt und anschliessend bemalt. Heutzutage scheinen Tuschesteine auch eher Sammlergegenstaende zu sein als Gebrauchsartikel, vor allem natuerlich die antiken. Neben Reibstein und Papier sind Pinsel und Tusche schliesslich zwei der Vier Schaetze des Gelehrtenzimmers. Recht informativ war ein Film ueber Herstellung von Pinseln und Tusche, sogar wenn man nichts verstehen konnte. Zu den Vitrinen gibt es englische Erklaerungen aus dem Lautsprecher, aber recht leise (ein Leisesprecher?!) und insofern schlecht zu verstehen, wenn es nicht ganz still war, und ausserdem ziemlich langwierig. Ein Teil der Beschriftung war auch in englischer Sprache.

Ich habe mir dann noch drei Pinsel gekauft - nachdem Zheng Hong langwierig mit der Verkaeuferin diskutiert hat und alle Pinsel genauestens in Augenschein genommen hat. Leider kann er nicht richtig erklaeren, worauf man denn nun achten muss. Eine Empfehlung: Bei gleichem Preis lieber den Pinsel mit dem billigen Bambusschaft nehmen statt den mit schoenem Schaft, dann ist die Qualitaet der Haare vergleichsweise besser. Trivial, aber irgendwie hatte ich ueber diese Trivialitaet noch nicht nachgedacht.

Anschliessend hat er uns noch einen Buchladen gezeigt, wo es billige Buecher gibt - Kalligraphievorlagen gibt's im Centbereich in grosser Auswahl, und natuerlich auch "Kunsthefte" mit Bildern, die man ebenfalls als Vorlage verwenden kann. Das Einkaufen war da ja wieder mal ein Erlebnis. Burkhard hat ein zweibaendiges Werk ueber "Seltsame Steine" gekauft. Die beiden Bildbaende kamen dann nicht in einen Schuber, sondern in eine mit gelbem Plastiksamt ausgekleidete repraesentative Schachtel. Nach Zheng Hongs Fuersprache haben wir mehrere Buecher und dieses "Gesamtkunstwerk" fuer 190 RMB bekommen. Dafuer musste er es aber fuer uns verpacken, bei dem Preis war der Service nicht mehr inbegriffen. Er bekam ein pinkfarbenes Bastband in die Hand gedrueckt und hat die Kiste damit fuer uns verschnuert.

Danach haben wir uns nach Hause bringen lassen und sind auf der Flusspromenade auf unserer Seite promenieren gegangen - es gab mal wieder einen schoenen Sonnenuntergang ueber dem Bund, das ist jedesmal sehenswert. Am Ende waren wir aber ziemlich durchgefroren. Gegessen haben wir im Sushiladen im Citigroup Tower. Die haben neben japanischem "Standardfutter" auch "Kreativrollen". Die Wasabi Challenge waren ganz schoen heftig, aber man hatte uns beim Bestellen gewarnt. Und lecker war's trotzdem, und das Preis-Leistungsverhaeltnis ist da richtig gut.

P.S. Eine Inschrift auf einem grossen senkrechten Schriftzeichenschild im Pinselmuseum dient hier als Artikeltitel.

Donnerstag, 25. September 2008

Das Observatorium laedt zum Observieren!

Vielleicht habe ich da auch einfach nur was missverstanden und es muss abservieren heissen? Nein, nein, mit O war's wohl schon richtig. Schon seit dem 30. August haben die Aussichtsetagen, auf Englisch the observatory des Shanghai World Financial Center (SWFC) geoeffnet. Aber bisher sind wir noch nicht hinaufgefahren - entweder weil die Schlange zu lang war oder weil die Aussicht gar zu truebe war. Wenn die Spitze des "Flaschenoeffners" von Wolken umwabert wird, kann man sich das Geld ja nun gleich sparen, sofern man nicht bloss die Raeumlichkeiten besichtigen will. Immerhin 150 RMB pro Nase, also etwa 15 Euro - nicht direkt ein Pappenstiel.

Aber heute morgen sah es recht klar und sogar blau aus, weshalb Burkhard "pfadgefunden" hat (denn "gepfadfindert" kann es ja wohl nicht heissen - irgendwie ist scouting doch einfacher) und fast einen halben Kilometer zum Himmel gefahren ist. Als Himmelfahrtskommando wuerde ich es aber deshalb nicht bezeichnen! Dafuer muss ich natuerlich schon wieder zwanghaft an einen Gary Larson-Cartoon denken, der ein Foto von zwei Leuten in einem vollen Aufzug zeigt und die folgende Bildunterschrift traegt: "Und das war letztes Jahr, als Helen und ich zur Hoelle gefahren sind ..."

Wer neugierig ist, was es oben zu sehen gab/gibt, moege die ausgewaehlten Bilder im neuen Fotoalbum betrachten oder die Observatoriumswebseite swfc-observatory.com angucken. Heute Nachmittag war dann schon wieder Schicht mit dem Fernsehen, alles war grau in grau mit tiefhaengendem Himmel. Ich bin mal gespannt, wann ich mir das Observatorium mal selber anschauen kann.

Der tiefhaengende graue Himmel war vermutlich passend zum anderen Ereignis des Tages. Zu meinem aufrichtigen Bedauern musste ich heute dem "Angsthasen" aus meinem Team (s. Drachenquark) eroeffnen, dass wir unsere Beziehung nicht ueber das Ende der Probezeit hinaus ausdehnen wollen. In jeder Hinsicht frustrierend.

Mittwoch, 24. September 2008

Kreativanfall

Am Sonntag nach der Kalligraphiestunde hatte ich einen Kreativanfall, jawoll. Das Ergebnis sieht man rechts - ich habe im Moment soviele Buecher gleichzeitig in Benutzung und nie habe ich schoene Lesezeichen. Dabei mag ich's gar nicht, irgendwelche Zettel oder Bons udglm zur Markierung von Seiten zu benutzen. Deshalb hab' ich mir (mal wieder) kalligraphierte Lesezeichen gemacht. Ich habe keine Ahnung, wo alle frueheren Kreativanfallresultate abgeblieben sind.

Leider bin ich nicht so recht zufrieden - aber die Ideen sind schonmal nicht schlecht, und besser als ausrangierte Einkaufszettel sind die Ergebnisse allemal. Meine werten Leser duerfen jetzt raten, was die einzelnen Zeichen bedeuten moegen. Tipp: die deutschsprachigen Texte haben etwas damit zu tun ... ;-))

Burkhard hat sich uebrigens gleich das linke obere ausgesucht - ob das einer tiefenpsychologischen Bedeutung bedarf?!

Ansonsten geht hier alles seinen gewohnten Gang, es ist zwar jetzt meist nur noch zwischen 25 und 35 °C warm mit einer Tendenz zur Mitte (tagsueber), aber immer noch grauenhaft schwuel. Man darf gespannt sein, mit welchem Wetter uns der hiesige Wettergott zur grossen Festwoche um den 1. bis 3. Oktober herum zu bedenken gedenkt. Heute Morgen hat es jedenfalls geschuettet, vielleicht irgendwie in Zusammenhang mit dem Taifun, der Hong Kong gestern verschont hat ...





Samstag, 20. September 2008

Sommerregenkamele

Waehrend ich jetzt hier gerade diese Zeilen schreibe, ist es draussen furchtbar gelb, jetzt fast sepiafarben. Und vorhin hat's geschuettet, und das bei Temperaturen ueber dreissig Grad. Spaetherbstwetter wuerde ich das ja nicht nennen.

Insofern koennte man denken, dass es eine gute Idee war, heute mal wieder ins Shanghai Museum zu gehen, um die besagten mehrfarbigen Tang-zeitlichen Kera-mikka-mele ;-) zu fotografieren, die zur Ergaenzung der Seidenstrassen-Urlaubsfotos noetig sind. Zumal ich gehofft hatte, dass jetzt, nachdem auch die Paralympics zu Ende sind, diese komische "Sicherheitspruefung" wieder abgeschafft waere. Leider nein, so mussten wir uns bei der langen Schlange anstellen. Etwa 40 Minuten warten, so ein Sch...! Dummes Zeug ist das! Am Ende waren wir gluecklich, aber nass im Museum, denn natuerlich fing es ungefaehr nach den ersten 5 Minuten zu regnen an, und wir hatten keinen Schirm. Ein Paar junger Chinesen hat uns ein bisschen von seinem Schirm profitieren lassen - und zwischendurch haben sie mir sogar ein Taschentuch angeboten, um die Brille zu trocknen. Nett! Und wie gut, dass der ganz furchtbare Guss erst spaeter kam, sonst haetten wir gleich wieder umkehren koennen wegen voelliger Durchnaessung!

Die Kamele haben wir dann auch gleich gefunden. Irgendwie find' ich mittlerweile diese Porzellanfiguren gut. Frueher konnte ich denen nicht so recht etwas abgewinnen ... ist das ein Zeichen, dass ich alt werde? Aber dieses Pferd zum Beispiel, offenbar frisch vom Pferdefriseur, ist doch goettlich! Ueberhaupt muss ich sagen, dass die Porzellanausstellung sehr gut ist. Wunderbare Gefaesse gibt es da, "grosse Poette" und auch ganz kleine, feine, hauchduenne Schuesselchen mit subtilen Farben und Dekors.

Weil es so furchtbar schuettete, als wir eigentlich fertig waren, haben wir noch den Museumsladen besucht. Schoene Buecher haben die da, wir haben auch gleich einen ganzen Sack voll gekauft ... Da stehen uebrigens Buecher westlicher Verlage neben solchen chinesischer Verlage - unglaublich, wie teuer die ersteren sind - oder wie billig die letzteren.

P.S. Der Haibao ist ein aufdringliches Kerlchen, der kommt jetzt schon unverlangt per Post ins Haus, wie ich beim Nachhausekommen feststellen konnte:

Freitag, 19. September 2008

Hexenhaare

So heissen Haare, die aus Leberflecken oder Warzen wachsen (ja, tolles Thema) - habe ich beim Googeln gelernt. Gegoogelt habe ich, weil die hier in China wohl tabu sind, die Hexenhaare. Ueblicherweise sind das hier Zaubererhaare, an Frauen sind mir noch keine aufgefallen. Immer mal wieder steht man irgendwo im Aufzug oder in einer Schlange und hat jemanden vor sich, der stolzer (??) Besitzer solcher "Haarpracht" ist. Da gibt es dann Herren, bei denen alles saeuberlich (na ja, meist mehr oder weniger) glattrasiert ist - bis auf zwei bis drei Haare, die bestimmt bis zu 10 cm lang sind, auf einer Warze am Kinn oder auf der Wange prangen und in der Gegend herumstehen ... scheusslich finde ich das!! Aber wahrscheinlich steckt da soviel Qi drin, dass es gar zu frevelhaft waere, sie abzuschneiden - bestimmt kommt das einem Selbstmord nahe, oder so aehnlich. Anders kann ich mir nicht erklaeren, dass selbst in einer modernen Metropole wie Shanghai ein alter Aberglaube noch so lebendig zu sein scheint ...

Donnerstag, 18. September 2008

Spaetherbst

Wenn Mittherbst vorbei ist, ist Spaetherbst - und das ist ein bisschen frustrierend, denn jetzt ist es schon um sechs Uhr abends, also wenn ich zum Chinesischunterricht gehe, dunkel. Oder fast, aber es dauert nicht mehr lange, dann ist es um die Zeit schon "schwarz" draussen, wie die Chinesen sagen.

Abel dafuel gab es heute eine Uebellaschung in del Zeitung: im letzten Juli (nicht in diesem, sondern am 18. Juli 2007) hatte Burkhard ein Dutzend Fotos bei der Shanghai Daily eingereicht. Die schoensten Ansichten, die top twelve aus unserer privaten Hitliste von Shanghai-Fotos. Und seither ward nie mehr davon gehoert. Dabei erfolgte die Einsendung nicht voellig unverlangt: Das hiesige Kaeseblatt laedt in der Reihe eye spy ausdruecklich dazu ein.

Siehe da: Heute schlaegt Burkhard die Zeitung auf und es kommt ihm ein Bild so bekannt vor ... Unter der Ueberschrift "Zoom in on Shanghai" sind sieben der zwoelf Bilder abgedruckt und folgendermassen kommentiert: "Arriving in Shanghai at the end of 2006, German B.F. very much enjoys the exciting city life here. He has a special eye for every detail of this fast-moving metropolis, and these similarly exciting photos tell all." Kleiner Wermutstropfen: Eigentlich wuerde ich jetzt gern einen Link einfuegen, da diese Bilder auch auf www.shanghaidaily.com/feature verfuegbar sein sollten ... aber leider kann ich da (noch?) nichts finden.

Montag, 15. September 2008

Mittherbstfest

... war gestern. Und weil die Chinesen einen Sinn fuer ausgleichende Gerechtigkeit haben (oder was?! ;-)) ), "ist Montag Wochenende", wie sie es nennen. Denn das geht ja nicht, dass der Feiertag auf einen ohnehin freien Tag faellt, ohne Ausgleich! Nach Graeberfegefest und Drachenbootfest beschert nun das Mittherbstfest den dritten arbeitsfreien Tag statt der "Golden Week" um den ersten Mai herum, nochmal ausgleichende Gerechtigkeit. Mir gefallen die einzelnen Tage ganz gut, viel besser als so eine Festwoche!

Das Mittherbstfest heisst auch Mondfest und findet am Tag des achten Vollmonds statt. Die oder eine zugehoerige Legende, ach wie bittersuess!, kann man hier nachlesen. Nicht bittersuess, sondern eher salzigsuess, sind die Mondkuchen angeblich, oder auch nur suess. Dieses Jahr haben wir keine verzehrt (ich gehe mal davon aus, dass heute keine auf uns herunterregnen werden); letztes Jahr (wie die Zeit vergeht!) haben wir in Malaysia im Zheng He-Museum davon gegessen. Aber im Jialefu (Carrefour) gab es Mondkuchen tonnenweise. (Yuebing, mooncake, also Mohnkacke, wie ich verhohnepipelnd zu lesen pflege.) In Geschenkverpackungen und auch lose, mit den typischen Dekors obendrauf. Aber die richtig schicken Verpackungen gibt's natuerlich nicht im Jialefu, da geht man statt dessen zu irgendwelchen edelen Restaurants oder sonstigen speziellen Lieferanten, bei denen man schon vor ein bis zwei Monaten Mohnkacke in noblen Schatzkisten fuer teures Geld ordern konnte. Samt "early bird"-Rabatt. Dann zwei Kuechlein nur 30 Euro, so ungefaehr war wohl die Preislage ... ich hab's eigentlich schon wieder verdraengt.

Ich gerate allerdings ueber die Bezeichnung "Mittherbst-" etwas ins Gruebeln - nach unserem Kalender hat der Herbst ja noch nicht einmal begonnen, statt dessen haben wir Spaetsommer. Und hier soll schon die Mitte des Herbstes da sein? O je - es wird allerdings auch schon wieder um kurz nach sechs dunkel. Den Temperaturen nach zu urteilen ist das Wetter aber noch nicht dieser Ansicht, denn es ist immer noch bzw. schon wieder recht warm und vor allem ziemlich feucht. Als ich Samstagnacht aus dem Flugzeug stieg, dachte ich ja schon, mir bleibt der Atem weg - ich hab' doch keine Kiemen zum Wasseratmen!

Sonntag, 14. September 2008

Fluege fuer Aberglaeubische

Abflug in einem indischen Flugzeug am 11. September an einem amerikanischen Flughafen und Ankunft am 13. - lieber nicht so genau darueber nachdenken. Das machen einem die Leute im San Francisco International Airport aber schwer, dort gab es alle paar Minuten die Durchsage "We are at Homeland Security Threat Level orange" - die zweithoechste von fuenf Bedrohungsstufen. Uaah!

Die Inder von Jet Airways (ja, diese Fluglinie gibt es wirklich, auch wenn der Chauffeur vom Limousinenservice behauptet hat, die floegen nicht ab SFO) haben auch schoene Flugzeuge, recht neu noch. Am Bordservice faellt vor allem auf, dass zumindest in der Business Class, die hier Premiere heisst, nicht mit Serviercontainern herumgeschoben wird. Statt dessen wird alles jedem/r einzeln auf dem Tablett serviert. Die Kueche ist natuerlich recht indisch inspiriert. Ganz lecker! Es gibt auch Wessifutter, aber ich wollte die Gelegenheit nutzen ...

Der Flug ist lang, planmaessig 13:45 Stunden. So kommt es eben auch, dass man am Donnerstag abfliegt und erst am Samstag ankommt. Und zwar um 1:30 Uhr, so steht es im Flugplan. Aber schon bald nach dem Start teilt der Pilot mit, es wuerde diesmal schneller gehen, die Ankunftszeit sei mit 0:10 Uhr berechnet worden. Oha! Was nuetzt mir die Verfruehung, wenn Ding Shifu erst um viertel vor zwei kommt?? Aber heutzutage gibt es ja zum Glueck "in-flight communication". Ziehen Sie Ihre Kreditkarte durch den Schlitz in der Fernbedienung, und Sie koennen telefonieren (8 US$ die Minute) oder SMSen (2.50 US$ das Stueck). Zuerst versuche ich's mit dem Telefon, aber irgendwie funktioniert das nicht. Hm. Dann muss ich wohl SMSen ... hoffentlich kriegt Burkhard das auch mit. Beim Aussteigen (0:18 Uhr Terminal betreten) die spannende Frage - ich rufe mal zu Hause an, und siehe da, Ding Shifu ist informiert, sagt Burkhard. Um 0:47 Uhr sitze ich im Auto, und um 1:30 Uhr bin ich schon zu Hause, prima! Etwa um diese Zeit koennen die meisten Passagiere weiterfliegen. In Shanghai sind nur etwa zwei Dutzend ausgestiegen, die ueberwiegende Mehrheit will nach Mumbai, noch weitere fuenf Stunden ... ist ja klar, dass das eigentliche Ziel einer Jet Airways-Maschine nicht in China ist.

P.S. Wer lange fliegt, kann hinterher Filmtipps geben ... Dark Matter, dunkle Materie, ist ein Film, der von universellen und interkulturellen Problemen handelt und ziemlich drastisch endet. Es geht um einen chinesischen Studenten, der an einer amerikanischen Universitaet bei einem beruehmten Professor mit einer Arbeit promovieren will, die dessen beruehmtes Modell und damit ihn selbst angreift. Der Konflikt ist programmiert. Meryl Streep spielt eine wichtige Nebenrolle. -
Wer nichts gegen reichlich Filmblut hat, ist m.E. auch mit In Bruges (der deutsche Titel scheint "Bruegge sehen ... und sterben ...?" zu heissen) hervorragend bedient. Wunderbar changierend zwischen Posse, Karikatur und Drama.

Mittwoch, 10. September 2008

Floraler Haarschmuck

Heute hat das Konferenzprogramm fuer uns um 18 Uhr einen "short trip to San Francisco" vorgesehen. Na, das war ja was! Die Golden Gate Bridge versteckte sich im spaetnachmittaeglichen Nebel, dann sind wir mit dem Bus einmal an den Piers entlanggefahren, hatten im Vorbeifahren einen ganz guten Blick auf Alcatraz, und dann ging es in die Stadt zum Apple Shop. Nein, damit ist kein Obstladen gemeint, meine Kollegen sind nur (so gut wie) alle darauf versessen, trendige mp3-Player zu erwerben. Relativ (im Preisvergleich zu Deutschland) verstehe ich das, bloss eben absolut nicht. - Das Besichtigungsprogramm liess also zu wuenschen uebrig. Auf einer Strasse mit cable car-Betrieb wurden wir dann abgesetzt, um im Bankers Club im 52sten Stock mit Blick ueber San Francisco und die San Francisco Bay zu dinieren. Der Blick war natuerlich schoen, aber bei der Gelegenheit faellt doch auf, wie wenig bunt und wenig abwechslungsreich "SF" illuminiert ist - ganz anders als asiatische Metropolen.

Das Essen war immerhin lecker, hat aber furchtbar lange gedauert. Nicht eigentlich das Essen selbst, sondern vor allem das Warten auf die Vorspeise. Ich hatte als solche einen "Krebsfleischturm" und danach gebratenen Wolfsbarsch auf Kraut, das ein bisschen saeuerlich zubereitet war und insofern an Sauerkraut erinnerte. Zum Nachtisch gab es Vanilleeis mit Erdbeeren und Likoer (Cassis?) - nicht gerade eine originelle Kreation. Alkoholfreie Cocktails konnte man mir nicht anbieten, und der Service war nit so doll. Naja. Blick und Essen konnten das durchaus wieder wettmachen.

Das einzig Dumme: so waren wir erst ziemlich spaet zurueck im trauten Lafayette Park Hotel. Dabei muessen wir doch alle noch packen, und morgen geht es schon (stoehn!) um sieben Uhr frueh los …

Dienstag, 9. September 2008

Verrohung

Amerikanische Steaks sind auch nicht mehr das, was sie mal waren, oder genauer: was ich mal geglaubt habe, das sie seien. Heute waren wir in Vic Stewart’s Restaurant dinieren. Da schon gleich “famous for steak” ueber dem Eingang stand, hab’ ich auch eins bestellt: Vic's Rib Eye Steak. Dass das standardmaessig medium rare serviert wird, ist vielleicht eine Verrohung (oder vielleicht in den USA auch nicht?!), denn frueher war der Standard ja wohl medium. Aber das macht mir gar nichts, da ich es so ja auch bestellen wuerde, wenn man mich fragte. Dass es aussen ganz schwarz ist und auch so schmeckt, dass Vic’s rote Spezialitaet-des-Hauses-Barbecuesauce schmeckt wie ganz normaler Ketchup und dass das “beiliegende” Kartoffelpueree arg salzig ist, passt mir hingegen gar nicht.

Das Dessert, eine reichliche Portion Crême brulée, ist dafuer sehr lecker und, anders als das Steak, wenn auch entgegen dem Namen, nicht angebrannt. Mit irischem (jaha, drunter tun die’s nicht!) Rahm und Butterscotch verfeinert, heisst es auf der Karte. Bei Holtmann’s in der Koelner Altstadt steht auf der Dessertkarte “Wir glauben, dass alle unsere Desserts kalorienarm sind”, vielleicht erwaehnte ich das schon einmal. Diese Formulierung waere fuer die besagte Crême brulée irgendwie zu schwach, die war eher zucker- und fettfrei und vollkommen kalorienlos, wuerde ich sagen. Bei solchen Desserts ist es ja kein Wunder, dass grosse Teile der hiesigen Bevoelkerung unter Obösität leiden, oder wie heisst das noch gleich auf Deutsch?

Ich bin jetzt jedenfalls schon im Bett (da ist es wenigstens warm), gedenke hier seit ewig mal wieder bei geoeffnetem Fenster zu schlafen und lausche dem Plaetschern eines Brunnens im Hof.

Montag, 8. September 2008

Lost in time and space

Jetzt bin ich also in Kalifornien, irgendwo in der Naehe von Berkeley. Und voellig zeitverloren. Ich bin um halb neun heute (??) Morgen von Ding Shifu abgeholt worden, um 12 Uhr nach Seoul geflogen und von dort um 17:50 Uhr nach San Francisco gestartet, wo ich (auch heute) gegen 12:30 Uhr angekommen bin. Am Nachmittag habe ich mich ein bisschen ausgeruht, und um 18:30 Uhr gab's ein Konferenzbeginndinner im Innenhof des netten Lafayette Park Hotel. (Oha! Wo ich gerade so auf die Website schaue, stelle ich fest, dass ich die "Einwanderungsformulare" nicht ganz korrekt ausgefuellt habe. Ich hatte naemlich in meinen Mails nur die Internetadresse des Hotels und musste also, was die Strassenadresse betraf, raten ... Hm. Demnaechst muss ich mir also die Adresse irgendwohin schreiben, wo sie auf Reisen zugaenglich ist.)

Aber zurueck zum Abendessen. Innenhof, da sollte man ja denken, es sei windgeschuetzt - aber nein, ein arg frischer Wind fuhr offenbar von oben 3 Stockwerke tief in den Hof hinein, sodass ich am Ende des Essens voellig durchgefroren war. Hoffentlich geht das gut! Jedenfalls fuehle ich mich jetzt muede (dabei ist es nach "meiner" Zeit Dienstag viertel nach zwei nachmittags, also eigentlich ist sogar die Mittagsschlaefchenzeit schon vorbei ...) und vermute, dass ich bestimmt bis zum Weckerklingeln schlafen kann. Minus fuenfzehn Stunden - das uebersteigt meine Vorstellungswelten bei weitem. Ich bin definitiv lost in time.

P.S. Was hier nett ist: Im Zimmer gibt's ein kleines Buecherregal mit einer gar nicht so bloeden Auswahl. Mir stach gleich ein Werk namens "Wordstruck" von einem gewissen Robert MacNeil ins Auge ...

Sonntag, 7. September 2008

Heim-liches Intermezzo

Die Flugverbindungen zwischen Bangkok und Shanghai sind miserabel - abends gibt es keinen Flug. Und noch eine Nacht in Thailand im Hotel verbringen und dann (fast) den ganzen Samstag im Flug? Nein danke. Ich hatte mich also fuer den Nachtflug entschieden, 1:55 h Bangkok ab, 7:00 h Shanghai Pudong an. Zumal der thailaendische Himmel ohnehin versucht hat, mich wegzuschwemmen - ab etwa sechs Uhr abends hat es sintflutartig geregnet, mit ein paar "Schwaechephasen" dazwischen. Um halb neun habe ich das Buero verlassen, weil ich dachte, ich koennte ja auch prima in der Lounge arbeiten. Eine gute Stunde hat's bis zum Flughafen gedauert, der Verkehr war teilweise arg zaeh. Aber dann die bloede Entdeckung: der Check-in ist nicht geoeffnet. Kein Check-in, keine Lounge. :-(( Waehrend die meisten Fluege drei Stunden vorher oeffnen, oeffnet meiner erst 2:40 h vorher. Ist das oede! Und ich habe nicht mal ein vernuenftiges Restaurant gefunden, sonst waere ich ja einfach was essen gegangen. Na ja. Schliesslich habe ich um kurz nach Mitternacht die Lounge gefunden und konnte nun da erstmal ein bisschen was essen und trinken - mittlerweile lag das Mittagessen ja schon lange zurueck.

Aber eine gute Ueberraschung gab es wenigstens: Selbst China Eastern hat mittlerweile Flugzeuge mit den neuen Business Class-Sitzen, die sich flach einstellen lassen. Das hatte ich wirklich nicht erwartet und war umso positiver ueberrascht. Ich habe mich dann auch gleich nach dem Start hingelegt und - ohne Abendessen-Nachtmahl und Fruehstuecks-Nachtmahl bis zum Landeanflug geschlafen, also gut drei Stunden (Bangkok liegt in der Zeitzone +7, Shanghai in +8). Zu Hause wartet um halb neun schon ein schoenes Fruehstueck auf mich, und nach dem Fruehstueck habe ich mich einfach noch einmal hingelegt, wie ich das ja wochenends gern tue.

Am Nachmittag sind wir zum Jing'an-Viertel gefahren. Der Tempelbau macht Fortschritte, die Pfeiler der neuen grossen Haupthalle sind jetzt fertig. Und vor allem ist das Dach schon drauf, samt goldenen Zierobjekten. Fehlen bloss noch die Waende und der Innenausbau, bin gespannt, wann alles komplett sein wird. - Danach sind wir auf der Nanjing Xilu entlanggebummelt. Wir haben mal einen dieser sogenannten "Freundschaftslaeden" inspiziert, aij! bei den Preisen hoert die Freundschaft aber auf! Das sind vermutlich alles richtig gute oder jedenfalls echte Antiquitaeten ... zum Teil wirklich schoene Sachen, gluecklicherweise muss ich mich ja ueber die Preise nicht aergern, weil wir sowieso keine Antiquitaeten haben moechten.

Im Jingdezhen-Laden fuer Elefanten haben wir alles heil gelassen, ich habe mir eine neue Bueroteetasse mit Deckel gekauft. Daraus trinkt es sich bestimmt angenehmer als aus dem Thermosbecher, in dem mir der Tee auch manchmal kalt wird, und auf jeden Fall ist sie viiieeel schoener. Mit Drachenmotiv in Gruenblaugelb mit Gold. Aber bevor die neue Tasse Premiere hat, gehen ja noch ein paar Tage ins Land ... ich habe gar nicht erst ausgepackt, denn nach genau zwei Tagen zu Hause geht es morgen frueh um halb neun gleich wieder zum Flughafen. Richtung Seoul und von dort im Direktflug nach San Francisco. Unsere firmeninterne Konferenz findet in Berkeley statt. Rueckflug Donnerstagabend, Ankunft Samstagnacht ... dann bin ich aber auch zufrieden, wenn ich mal wieder 'ne Woche normal im Buero arbeiten kann.

Am Abend haben wir uebrigens im KaKaTei in der Westgate Mall diniert - Teppanyaki nach laengerer Zeit mal wieder. Pilze, Austern, Hummer, (Rinder-)Filet, Gemuese und gebratenen Reis gab's von der heissen Zubereitungsplatte vor unseren Augen, vorab Sashimi, hinterher noch Misosuppe, Obst und Kaffee (leider keinen Espresso). Alles ueberaus lecker! Heute gibt's (schlechte Planung) nochmal Rinderfilet, und ich mach' jetzt gleich ein Risotto dazu. Wird bestimmt auch lecker.

Ach, beinahe haette ich das jetzt vergessen: Heute Premiere! Ich habe ein chinesisches Landschaftsbild gemalt! Diesmal 98% selbst, von Zheng Hong sind nur wenige Pinselstriche. Es ist natuerlich nicht wirklich gut, aber fuer mein erstes will ich mal nicht zu streng sein ... Das Frustrierende ist bloss, dass das zweite auch nicht besser werden wird, fuerchte ich.

Donnerstag, 4. September 2008

Bangkok Bulletin

Wetter durchwachsen, Verkehrslage normaler Wahnsinn, Koenig wohlauf, politische Lage chronisch instabil, akute Situation nicht speziell kritisch, Essen lecker, Hotel gut - ungefaehr so muss wohl der Lagebericht lauten.

Genau betrachtet kann ich ueber die Lage gar nicht viel sagen, vor allem nicht ueber die politische, weil ich gar nichts mitbekommen habe. Ein bisschen witzig war hier heute meine Fruehstueckserfahrung. Im Erdgeschoss gibt's Fruehstuecksbuffet, im 1. OG in einem Restaurant namens Glow "die gesunde Alternative". Klingt doch gut - ich komme heute Morgen dahin und pralle vor soviel Leere fast zurueck: drei weissgekleidete Angestellte und null Gaeste! Das à la carte-Fruehstueck umfasst je ein kaltes und warmes Gericht und Getraenk. "Kaltes Getraenk" steht hier fuer eine der zahlreichen Saftkreationen aus Obst und Gemuese. (Ach, beim Schreiben faellt's mir wie Schuppen von den Augen: die potentiellen Kunden haben vermutlich gehoert, es handele sich um einen Saftladen, was ja auch stimmt, wenn man sich die grosse, appetitlich klingende Auswahl ansieht!) Ich nehme tropischen Fruchtsalat mit Joghurt, Eiklar-Omelette mit Pilzen, Spinat und gegrillten Tomaten, "Mumbai Mango" und Maulbeerblatttee. "Dotter muessen draussen bleiben" ist zwar eine Omelette-Maxime, die sich mir nicht erschliesst, aber die Pilze und Tomaten gleichen das mit intensivem Aroma aus. Als ich fast fertig bin, kommen nacheinander noch zwei "Fruehsportler" aus dem Trainingsraum nebenan, aber zum Fruehstuecken ist kein Mensch/kein Schwein erschienen. Ausser mir. Schade eigentlich, denn dann wird das Angebot sicher bald wieder abgeschafft …

Heute Abend war ich in einem Restaurant in der Naehe des Hotels zum Essen eingeladen. Natuerlich haben die Kollegen Tom Yam-Suppe bestellt. Und Gemuese, Huhn, Fisch und zwei Vorspeisen. Zum Nachtisch frische Mango mit Klebreis und Kokoseis, mjam! Alles lecker (nicht nur das Dessert) und uebrigens gar nicht scharf. So weit, so gut.

Mittwoch, 3. September 2008

One night in Bangkok

Ausgerechnet! Muss das gerade jetzt sein?! Ja, muss, der Termin war schon laenger geplant, und keine Sorge - alles halb so wild. (Dafuer auch doppelt so lang, denn ich bleibe gar nicht bloss eine Nacht, sondern zwei.) Ich habe vorher genuegend Erkundigungen eingezogen und die Seite mit Reisehinweisen des Auswaertigen Amts konsultiert und unsere Corporate Security und ein paar lokale Kollegen, und die Botschaft lautet ueberall "business as usual", sofern man sich nicht gerade zum Regierungssitz begibt, und das kann ich leicht vermeiden. Meine groesste Sorge war ein eventueller Streik, der dem Nichtvorhandensein von Taxis haette zugrunde liegen koennen - aber auch diese Sorge war voellig unberechtigt.

Vor der Landung konnte ich die Felder "vor" (warum sagt man eigentlich nicht hinter? oder neben?) der Stadt sehen. Hier liebt man wohl sehr langgezogene Rechtecke: ueber weite Strecken gibt es lange, gerade Strassen, die in einem gewissen Abstand parallel verlaufen und an denen Haeuser liegen und recht viele Baeume stehen, die vermutlich zum Schattenspenden gebraucht werden. Typische Strassendoerfer also. Hinter den Haeusern hat dann wohl jede Familie ihr Feld, das sich, vielleicht nur "hausbreit", bis zur Mittellinie zwischen dieser und der naechsten Strasse erstreckt. Auf vielen Feldern steht Wasser, das sieht nach Reisanbau aus. Obwohl ... die jetzt doch dann eigentlich gruen sein muessten? Hm, vielleicht gibt's hier mehrere Ernten.

Ich bin also am spaeten Nachmittag nach einem relativ turbulenten Flug problemlos hier gelandet und mit einem ganz normalen Taxi zum Hotel gefahren. Mal wieder eine Premiere: zum ersten Mal Thailand! Allerdings ist es nun auch nicht mehr soooo ueberraschend und ganz neu und ganz anders als alles, was ich hier schon gesehen habe. Zunaechst ist das mal eine asiatische Grossstadt, mit weiten, eher haesslichen Auslaeufern und schicken Glas- und Stahlpalaesten, wenn man in das/ein Zentrum kommt. An der Flughafenautobahn sind mir zu meiner Ueberraschung gleich zwei Moscheen aufgefallen - dabei ist Thailand doch buddhistisch. (Das ist auch gut so, denn sonst waer' ich ja jetzt wieder inmitten von Fastern im Ramadan-Fieber.) Zum Teil sieht man, als Versatzstueck meist, diese typischen thailaendischen Daecher. Aber die kenne ich schon aus Kambodscha. Und dann gibt's diese kleinen Strassen mit dem quirligen Alltagsleben und die grossen Strassen mit dem alltaeglichen Verkehrschaos. (Man haette ja denken koennen, dass im Ausnahmezustand die Strassen menschen- und autoleer waeren - aber nichts da!) Also alles gar nichts Neues. Neu ist hier nur die noch wieder andere Schrift (und schon wieder kann ich Nullkommanichts lesen) - und die vielen Fotos von Koenig Rama IX., besser bekannt als Bhumibol, und seiner Frau, die allgegenwaertig sind. Und wenn es gerade nicht um den Koenig geht, sind die Thais offenbar auch witzig: waehrend der Taxifahrer noch das Hotel suchte, kamen wir an einem ziemlich heruntergekommen wirkenden, aber offenbar auch/noch als Hotel genutzten Gebaeude vorbei. Das nannte sich "Budget Hilton".

P.S. Gefahren lauern meist ganz woanders - ich bin vorhin im Bad eine Stufe hinuntergestuerzt - ooops, die hatte ich gar nicht gesehen! Zum Glueck ist aber nichts passiert. Ansonsten ist das Metropolitan seeehr schoen. Das Zimmer gross mit einem breiten Bett und einer grosszuegigen Sitzecke, recht ansprechend und mit einigen huebschen Details. Nach der Ankunft kommt jemand einen Begruessungstee bringen, und auf dem Tisch steht eine Obstschale mit einer Mango, einer Pitahaya (Drachenfrucht) und mehreren Kakis. Nicht uebel!

P.P.S. Zu One Night in Bangkok gibt es sogar einen Wikipedia-Eintrag, na sowas! Und wer den ollen Text nachlesen will, kann das hier tun.

Dienstag, 2. September 2008

m50

Ich hatte ja noch gar nicht ueber die "Entdeckungen" auf der Moganshan Lu Nr. 50 berichtet! So geht das aber nicht. Das deutsche Generalkonsulat beschreibt es so: "Seit Ende der Neunziger Jahre hat sich in Shanghai eine rege Kunst- und Galerieszene etabliert. Vor allem entlang des Suzhou-Flusses wurden viele Fabrikhallen und Lagerhäuser zu Künstlerstudios und Galerien umgewandelt. Das wohl bekannteste Künstlerquartier ist das M50, kurz für Moganshan Lu (Strasse) Nr. 50, wo sich bis zu 100 Bildhauer/innen, Künstler/innen und Galerist/innen angesiedelt haben." Diese Ansiedlung hat auch eine schicke, aber leider vernachlaessigte Webseite, auf der man das Wort Version in der phonetischen Version "vison" sehen kann - auch Kuenstler sind offenbar keineswegs so intellektuell, wie man denken koennte ... hihi.

Da uns das Ausmass dieses "Kuenstlerquartiers" vorher nicht bekannt war, war ich doch ueberrascht ueber die grosse Anzahl von Galerien. Gar nicht so einfach, als erstes mal die Raeume der Affordable Art Fair (AAF) zu finden. Wir finden sie aber doch, und diese "Messe" unterscheidet sich wohltuend von der Gift & Home Decoration Fair. Dies ist einfach eine ganz normale Galerie-Raeumlichkeit mit ca. 200 Kunstwerken und einem Prozess-Fliessbild zum Thema "Wie erwerbe ich ein Stueck der hier gezeigten Kunst". Der Prozess kann mit den Varianten "zahle bar", "zahle per Scheck" und "mache eine Anzahlung" umgehen. Alles andere sowie eventuelle Unregelmaessigkeiten beduerfen der eingehenden Diskussion. Diese kluge Klausel macht das schwarzgrundige Prozess-Schaubild schon etwas sympathischer. (Oder sollte ich einem Irrtum aufgesessen sein und das war gar kein Prozess-Fliessbild, sondern selbst ein Kunstwerk? ;-)) )

Es wuerde zu weit gehen, die Werke zu beschreiben. Burkhard gefaellt ein Bild in Collagetechnik aus alten Fotos, Kalenderblaettern und blauem Farbhimmel, das die Skyline von Pudong zeigt. Mir gefaellt das extrem grossformatige Foto, das auf den ersten Blick eine typisch chinesische Tempelfront zeigt und auf den zweiten eine Grossaufnahme eines mickrigen Wellpappmodells ist, nicht uebel. Auch sonst gibt es noch ein paar ganz interessante Sachen, aber in Anbetracht mangelnder Wandflaechen sehen wir davon ab, ein Bild zu erstehen. Ein richtiger coup de coeur war auch ohnehin nicht dabei. Wenn ich's recht ueberlege, waere mir auch was Plastisches sympathischer (wenn es auch um Stellraum keineswegs besser bestellt ist als um Wandflaeche) - und das ist auf der AAF eindeutig unterrepraesentiert.

Anschliessend besuchen wir noch etwa eine Handvoll anderer Galerien. Zum Teil gibt's da recht interessante Sachen. Hier muessen wir auf jeden Fall nochmal hin!