Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


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Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Montag, 28. April 2008

Samstag, 19. April 2008: Ein Rundgang in Singapur

Ich stehe tapfer frueh auf, fruehstuecke ueppig vom Fruehstuecksbuffet und gehe um 10 Uhr los. Ich will dem Rundgang durch den Civic District folgen, den mein Reisefuehrer vorschlaegt. Der fuehrt geradewegs an meinem Hotel vorbei – oder "eckenwegs", will sagen, er zeigt genau an meinem Hotel eine Ecke. Ich brauche ungefaehr eine Viertelstunde, bis ich die "genaue Ecke", sprich: den richtigen Anfangspunkt finde. Naemlich die ehemalige Polizeistation Hill Street: ein grosses, repraesentatives Gebaeude aus der Kolonialzeit mit Fensterlaeden in Regenbogenfarben. Hier residieren nicht laenger die Ordnungshueter, sondern das MICA: Ministerium fuer Information, Kommunikation und Kunst. Eine interessante Kombination ist das! Im Erdgeschoss und im Innenhof gibt es allerlei Kunst zu sehen, aber ich habe die Ausstellungen und Galerien nicht besichtigt. Die oeffneten naemlich erst um 11; als ich da war, hatten nur die Toiletten geoeffnet, auch gut. - Waehrend ich noch die beste Position fuer ein Foto suche, sehe ich hinter dem MICA Rauch aufsteigen. Vermutlich probiert die Abteilung Kommunikation die Verwendung von Rauchzeichen …

Der Rauch ist vor allem deshalb gut zu sehen, weil er als grau-weisse Wolke vor dem gruenen Huegel steht, dessentwegen vermutlich die Hill Street so heisst, wie sie heisst. Auf dem Huegel befindet sich der Fort Canning-Park. Strasse und Weg sehen mir aber zu steil aus, ich verzichte also auf den Aufstieg und besichtige den Park lieber nicht.

Ein paar zig Meter weiter stosse ich auf einen schoen gestalteten Postkasten und dann auf die alte "zentrale" Feuerwache: ein weiteres Gebaeude aus der Kolonialzeit, mit roten Ziegelwaenden und weiss verputzten Bereichen und knallrot gestrichenen Toren. Erst bei der Durchsicht meiner Fotos bemerke ich, dass der erwaehnte Postkasten sozusagen die Feuerwache in klein darstellt. Auch dieses Gebaeude erfuellt nicht mehr seinen urspruenglichen Zweck, sondern beherbergt die "Galerie des Zivilverteidigungserbes" (also Civil Defence Heritage Gallery). Ich habe sie nicht besichtigt.

Wieder ein paar zig Meter weiter findet sich die kleine, von oben bis unten weiss getuenchte armenische Kirche, die Sankt Gregor dem Erleuchter (nicht Armleuchter, Gruss aus Kalau!) geweiht ist. In dem kleinen, fast intimen Kirchenraum werden gerade Vorbereitungen fuer eine Hochzeit getroffen. Das kleine zweigeschossige Pfarrhaus (?) gegenueber, ebenfalls weiss getuencht, ist von Gruenpflanzen umgeben, hat eine Loggia im Erdgeschoss und sieht fuer mich wie ein Ferienhaus aus.

Ein paar hundert Meter weiter liegt das Peranakan-Museum in einem aufgemoebelten Kolonialzeitgebaeude. Peranakan – so wird die chinesisch-malaiische Mischkultur bezeichnet, die entstand, als die chinesischen Einwanderermaenner wegen Chinesinnenmangels einheimische malaiische Frauen heirateten und so zu babas (und die Frauen zu nyonyas) wurden. Aber das ist meinen werten Leser/inne/n natuerlich alles nicht neu, habe ich es doch schon im Reisetagebuch von Malaysia erwaehnt. Das Museum hingegen ist ganz neu, frueher war hier das Museum fuer asiatische Zivilisationen. Mir wird nicht ganz klar, ob die offizielle Eroeffnung noch bevorsteht oder ob es nur gerade geschlossen ist – jedenfalls habe ich es nicht besichtigt.

Gleich nebenan liegt "The Substation", ein Zentrum fuer experimentelle Gegenwartskunst. Auch dieses habe ich nicht besichtigt, sondern statt dessen die Kontraste zwischen weiteren Kolonialgebaeuden und der Management-Universitaet bestaunt. Zur Universitaet gehoeren zahlreiche grau-gruene Glaspalaeste mit geschwungenen Linien. Weitere Kontraste bilden die kleinen Kirchen, die tapfer ihre Tuerme gen Himmel strecken, aber den umgebenden Hotelkloetzen nicht mal bis zur Taille reichen. Immerhin passt die in graubeige-braun gehaltene Fassade des Carlton farblich genau zur Kathedrale des guten Hirten unweit davon. Bevor ich die aber erreiche, passiere ich noch das Nationalmuseum, welches ich nicht besichtigt habe, und das SAM. Diese Abkuerzung steht fuer Singapore Art Museum - auch nicht besichtigt. Beide befinden sich in schoenen alten, gut restaurierten Gebaeuden.

Vor der Kathedrale des guten Hirten steht eine bronzene Statue von Johannes Paul II. Von innen entpuppt sich die Kirche als groesser, als ich gedacht haette. Mir erscheinen nur die zahlreichen Ventilatoren ungewoehnlich: in Nord- und Mitteleuropa faellt mir zu Kirche "kaltes Gemaeuer" ein, und wenn eine Kirche etwas braucht, duerfte das eine Heizung sein – oder??!

Ich passiere eine Hoteleinfahrt, in der ein rotes Schild vor ganz gefaehrlichen Wesen warnt: BEWARE OF PEDESTRIANS, heisst es da, Vorsicht Fussgaenger! Kurz darauf erreiche ich das Hotel in Singapur schlechthin, das Raffles. Das ist nicht mehr nur ein Gebaeude, sondern ein ganzer Komplex mit Cafés, Restaurants und einer eigenen Einkaufsmeile. Nur Edelboutiquen, versteht sich, mit allem, was teuer ist. Strassenabgewandt tun sich verschiedene Hoefe auf – im „Raffles Courtyard“ goenne ich mir eine Mittagspause mit einem Cocktail und einem Caffè Latte zu Grandhotelpreisen. Aber es sitzt sich nett da. Das beruehmte Traditionsetablissement von 1887 besitzt auch ein kleines Hotelmuseum, welches ich – alle mal raten – genau! – nicht besichtigt habe.

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