Heute ist Sonntag, und da keine Glocken laeuten, regnet es noch ein bisschen weiter, nachdem am Vorabend schon ein heftiges Gewitter reichlich Regen gebracht hatte. Wir fahren nach Kuala Kangsar. Hier residiert offiziell der Sultan von Perak (das heisst uebrigens auf malaysisch Silber, aber hier gab es auch "nur" Zinn). Irgendwo an einer Strassenecke koennen wir einen sehr grossen Gummibaum bewundern, der angeblich der erste ist, der hier in Malaysia gewachsen ist. Laut Legende wurden 6 Samen aus Brasilien eingeschmuggelt, aus denen dann ich weiss nicht wieviele Quadratkilometer Gummiplantagen geworden sind, die Leuten wie William Kellie-Smith Reichtum verschafft haben.
"Downtown" am Fluss ist Markt, ueber den wir erstmal bummeln. Die Obst- und Gemueseauslagen sind, wie eigentlich immer auf Maerkten, bunt und einladend. Der trockene, gesalzene Fisch riecht recht intensiv, beim frischen Fisch ueberkommen mich die ersten Zweifel - nicht ueberall liegt er auf Eis, teilweise einfach auf einer Plane auf der Strasse - und die Fleischstaende machen mich etwas nervoes. Ausserdem gibt es natuerlich reichlich Essbares fertig zu kaufen, wobei ich auch nicht ueberall weiss, was das wohl sein mag … aber da das Fruehstueck noch nicht lange zurueckliegt, denke ich auch gar nicht darueber nach. Ausser Lebensmitteln gibt es auch reichlich Textilien. In einem der normalen Geschaefte hinter den Marktstaenden kaufen wir ein paar Leckerli, bevor es weiter geht zur Ubudiah-Moschee. Zu meiner grossen Verwunderung laesst man mich nur mit Kaftan, aber ohne Kopftuch wandeln - vermutlich war gerade keins greifbar. Die Haupthalle hat sogar ein bisschen Wohnzimmeratmosphaere, mit einem grossen hoelzernen Paravent, einem Kronleuchter und Teppichboden, aber wir duerfen wieder nicht hinein. Mr Badrul hingegen darf fuer uns ein Deckenfoto machen, denn hier ist Fotografieren nicht verboten. Gegenueber der Moschee liegt ein Mausoleum fuer die koenigliche Familie oder eines ihrer Mitglieder, dazu gibt es noch einen "Privatfriedhof", bei dem der Sultan entscheidet, wer da liegen darf.
Wir fahren weiter zum Sultanspalast, von dem man im Wesentlichen nur ein paar goldene Kuppeln und Parkanlagen sehen kann. Unterwegs werden wir von einem verrueckten Motorradfahrer aufgehalten, der uns auf malaysisch und englisch nur dummes Zeug erzaehlt und schliesslich auch noch seinen Helm abnimmt, damit wir ihn in voller Schoenheit bewundern koennen: "I am James Bond".
Direkt hinter dem Sultanspalast gibt es auch schrecklich abgewrackte Huetten - der ganz normale Kontrast. Unten am Fluss steht ein grosser Regenbaum (ich habe keine Ahnung, wie die auf Deutsch heissen, und versuche es einfach mit einer woertlichen Uebersetzung des rain tree) - so ein grosser, weit ausladender Baum mit nicht allzu dichtem Blaetterdach, der auch anderen Pflanzen auf seinen dicken Aesten freundlich Unterschlupf bietet. Im Hintergrund sieht man wolkenumnebelte Berge.
Unweit vom grossen neuen Sultansprunkpalast steht der alte Istana Kenangan, ein traditioneller Bau auf Stelzen, ganz aus Holz und ohne Verwendung von Naegeln (wahrscheinlich haben sie nur Schrauben verwandt, haha!), mit geflochtenen Waenden in schwarz-weiss-gelb. Jetzt ist es angeblich ein Museum, das aber schon ewig geschlossen ist. Jedenfalls ist der Kontrast selbst von diesem hoelzernen Palast zum neuen Prunkbau ziemlich gross, dazu braucht es gar keine abgewrackten Huetten.
Wir fahren weiter in Richtung Taiping. Ewiger Frieden, wie schoen! Unterwegs sehen wir aber Hinweise auf einen "Mangrovenpark" und beschliessen, einen Besuch dort einzuschieben, der eigentlich nicht auf dem Programm steht. Zuerst faehrt Mr Badrul uns zu einem Fischerdorf, wo wir ueber einen breiten Fluss hinweg auf ein Mangrovengebiet sehen koennen. Auf einer vorgelagerten Sandbank turnen ein paar Affen herum, ueber dem Fluss segeln Adler, sagt Mr Badrul. Dann fahren wir zu dem fuer Besucher hergerichteten Park.
Ein Brettersteg aus Tropenholz fuehrt durch den Mangrovenwald. Tropenholz hin oder her - Holz ist einfach slippery when wet. Man muss also recht vorsichtig gehen, denn es gibt kein Gelaender, nur niedrige Seilbegrenzungen. Der Pfad fuehrt an einigen sogenannten Chalets vorbei (die man mieten kann), um sich dann langsam von der Uferzone in die hoeheren Bereiche "vorzuarbeiten". In Flussnaehe gibt es reichlich Krebse verschiedener Arten, so die leuchtend roten kleinen mit einer ueberdimensionalen Schere, matschgraue, die man ueberhaupt nur sehen kann, wenn sie sich bewegen, und die SciFi-Krebse mit leuchtend gruenen Augen, leuchtend roten Scheren und einem ansonsten unscheinbaren Koerper, die einen ansehen koennen wie fiese Roboter in Science Fiction Trash-Filmen. Oder so, wie ich mir vorstelle, dass einen fiese Roboter in Trash-Filmen ansehen, denn bei genauer Ueberlegung stelle ich fest, dass ich solche Filme gar nicht kenne. In einem Hain ist eine Affenbande zu Gange, von der ich zunaechst denke, es sei eine Schweinebande. Der grunzte naemlich, der Oberaffe, wirklich! Wie ein Schwein! Burkhard grunzt zurueck, und es entsteht ein Machtkampf. Ganz am Ende gibt der Kluegere nach. ;-)) Weiter oben im Wald sehen wir keine Tiere mehr, nur die Muecken wollen uns aergern. Wir sind natuerlich schon mit Repellentien einge"schmiert", legen aber lieber gleich nochmal nach. Fuers Gesicht, das ich nicht damit einreibe, funktioniert meine mobile Klimaanlage offenbar ganz gut, der Faecher. Der produziert genug Anti-Muecken-Wind. Aber kaum hoert man mal auf zu faecheln, weil man z.B. ein Foto machen will, heisst es gleich wieder bbsssssssss! Bestien! Und zu allem Ueberfluss sind es getigerte, vermutlich also Aedes-Muecken, die Dengue uebertragen koennen. Kleine Panik …! Ausser Farnen sehen wir auch mal eine Rattanpflanze. Die rankt und sieht so aus, als haette sie schwarze Borsten, aber das sind wohl eher Dornen - recht lang und spitz. Aber am beeindruckendsten sind natuerlich die Wurzeln der Mangrovenbaeume. Wieder zurueck am Fluss, sehen wir noch zwei Otternasen aus dem Wasser gucken (nein, keine Nachtigallenzungen), aber ihre Besitzer machen sich umgehend aus dem Staub bzw. Wasser. Und ausserdem sehen wir Schlammspringer in groesserer Anzahl, die zwar nicht richtig springen, sich aber doch recht lebhaft auf dem Schlamm bewegen. Sie sind auch prima getarnt und kaum auszumachen, wenn sie stillhalten.
Danach fahren wir nun aber wirklich nach Taiping. In einer etwas provisorisch wirkenden Halle irgendwo in den Aussenbereichen findet ein chinesisches Gebet zum Ende des Geistermonats statt. Mit weissen Papiergeistern ausgestattet bewegt sich ein Reigen durch die Halle, angefuehrt von einer besonders kostuemierten Taenzerin - sehr interessant. Dann machen wir noch kurz halt an einem Soldatenfriedhof, auf dem im zweiten Weltkrieg Gefallene verschiedener Nationalitaeten und Religionszugehoerigkeiten beerdigt sind, bevor wir uns den Lake Gardens zuwenden. Das ist ein weitlaeufiger Park, dessen besondere Attraktion nicht innerhalb, sondern ganz am Rand liegt: eine Reihe von Regenbaeumen. Allee kann man das nicht nennen, denn die rain trees stehen nur auf einer Seite. Trotzdem ueberspannen sie die ganze Strasse und reichen auf der anderen Seite bis auf den Wasserspiegel des Sees herab, zum Teil sogar ein kleines bisschen hinein. Das sieht toll aus! Heute, am letzten Tag des langen Wochenendes, ist die Strasse allerdings recht stark befahren. Und Affen gibt es nicht nur auf der Strasse, sondern auch daneben - heute bieten die Muelleimer wieder gute Schnaeppchen, fuer Makaken ebenso wie fuer Paviane - hier gibt es beides.
Nachdem wir uns sattgesehen haben, geht die Fahrt weiter nach Penang. Ueber die Autobahn dauert das gar nicht so lange. Unterwegs regnet es, aber als wir in Butterworth ankommen, der Stadt, die gegenueber von Georgetown auf dem Festland liegt, sieht es gar nicht mehr so schlecht aus, so dass Mr Badrul auf Faehrenwetter entscheidet. Die Faehre ist eine Autofaehre und kostet genau so viel wie die Benutzung der 5 km langen Bruecke. Auch zeitlich scheint kein grosser Unterschied zwischen beiden Moeglichkeiten zu bestehen. Die Faehrentour dauert etwa 15 bis 20 Minuten. Es ist geplant, im Sueden noch eine weitere Bruecke zu bauen - die soll 30 km lang werden, denn da ist einfach mehr Wasser zwischen dem Festland und der Insel. Nach der Ankunft in Georgetown muessen wir noch nach Batu Ferringhi, wo unser Hotel liegt, gebracht werden, was sich nicht ganz ohne eine Mini-Stadtrund- oder eher -durchfahrt bewerkstelligen laesst. Auf dem padang, der Veranstaltungswiese, ueben einige junge Maenner Chingay. Das ist die Kunst, riesige dreieckige Flaggen samt Bambusstock auf dem Kopf und anderswo zu tragen und von einem Traeger zum naechsten zu werfen.
Wir sind im Traditionshotel Lone Pine Resort untergebracht. Hier gibt es, wahrscheinlich auch traditionell, Geckos! Abends gehen wir im naheliegenden Food Court fuer wenig Geld essen.
Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!
Wer weiterhin meine Bemerkungen über Gott und die Welt lesen möchte, klickt bitte hier:
Das neue Jahr des Schweins
Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.
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