Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


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Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Sonntag, 9. September 2007

Dienstag, 4. September 2007: Penang Hill und Kek Lok Si

Heute erkunden wir die Umgebung von Georgetown und beginnen mit dem Penang Hill, der mittlerweile offiziell Bukit Bendera heisst. Dem braucht man nicht zu Fuss zu Leibe zu ruecken, sondern man kann Seilbahn fahren. Ich weiss ja nicht, wie lang die Strecke tatsaechlich ist. Die Bergstation liegt vermutlich auf maximal 700-800 m Hoehe ueber dem Meeresspiegel, so dass sie nicht sehr lang sein kann. (Etwas unterhalb der Talstation steht naemlich ein Schild, dass man hier auf 609,?? m Hoehe sei.) Trotzdem braucht man eine halbe Stunde und muss dabei auf halber Hoehe noch einmal umsteigen. Ich stelle mir das fuer die Bewohner nicht sehr praktisch vor. Fuer Touris ist es ja nett. Uebrigens kauft man Seilbahntechnik in der Schweiz ein, die kennen sich damit aus. Schon fuer die allererste Bahn wurde extra ein Schweizer Ingenieur herbeigerufen. Die koennen also nicht bloss Li-co-la!

Auf der Bergstation kann man schonmal die ersten Ausblicke auf die Stadt und die Meerenge zwischen Penang und dem Festland geniessen. Leider ist es etwas truebe. Dann krabbelt mir so ein langer, dicker Tausendfuesser ueber den Weg, von dem ich mit meiner kleinen Kamera einen schoenen Minifilm drehe, der den Gang dieses Tierchens gut zeigt. So viele Fuesse beduerfen ja einer Portion Koordination! Zum Glueck dreht niemand Filmchen von unserem Gang. Wir laufen jetzt auf dem Huegel herum. Hier gibt es auch irgendwo einen Canopy Walkway, aber der hat nur freitags bis sonntags geoeffnet, steht auf dem Schild. Na, dann beaeugen wir erst einmal die religioesen Gebaeude hier oben, einen Hindutempel, der gerade renoviert wird, und eine Moschee mit gelben Zwiebeldaechern. Und zwischendurch immer die tollen Ausblicke! Auf den Ort, auf die Bruecke, auf Mini-Inselchen, auf die Berge in der Ferne. Darunter istauch der Gunung Jerai, an dessen Flanke Lembah Bujang liegt, das wir morgen erkunden wollen. In der Zwischenzeit hat Mr Badrul telefonisch Erkundigungen eingezogen - der Walkway sei doch geoeffnet. Sowas Bloedes habe ich ja noch nie gesehen - wie sollen da irgendwelche Leute kommen und Eintrittsgeld bezahlen, wenn man anschlaegt, dass geschlossen sei? Zumal man nicht mal eben so da vorbei kommt - es sind erstmal 1,6 km zu gehen. Unterwegs tun sich immer neue Ausblicke auf, an einer Stelle sind gerade ein paar Affen zugegen, und es gibt fuer uns wieder diverse tropische Pflanzen zu bewundern (die hier wahrscheinlich alle so gewoehnlich sind, dass sich niemand dafuer interessiert). Darunter diverse Bluetenpflanzen und Farne. Einen taufe ich als "die binaere Pflanze" - nach einem Stueck Stengel mit zwei Reihen langer schmaler Blaetter gabelt sich der Stengel jeweils in zwei neue, und so immer weiter. Die ganz neuen Triebe haengen hufeisenfoermig an den Enden - aber besonders interessant ist der Gesamteindruck. Die fraktale Geometrie der Natur …

Nachdem ich mich zum Fotografieren einer Farnspirale heruntergebeugt hatte, geraten beim Wiederaufrichten zwei schoene Kannenpflanzenkannen in mein Blickfeld - direkt in Augenhoehe und zum Greifen nah. Und was haben wir uns im "Zauberwald" am Gunung Brinchang verrenkt und unsere Haelse gereckt, um welche zu sehen!

Der Canopy Walkway ist hier auch etwa 200 m lang und fuehlt sich irgendwie "eieriger" an als der im FRIM. Mein Eindruck ist auch, dass es mehr in die Tiefe geht. Aber neuerdings bin ich ja sooo tapfer! Mr Badrul sagt, der Walkway sei erst vor kurzem wieder eroeffnet worden. Eine Sache, die dem Sicherheitsgefuehl aber abtraeglich ist, ist die, dass die Bretter an ihren Stosskanten schon mal mit knackenden und knarzenden Geraeuschen miteinander Kontakt haben, dabei sieht wirklich alles sehr solide aus. Und, man soll es nicht glauben, unterhalb der Planken ist auch noch ein Lebensraum. Ich gehe auf einigen Teilstuecken als erste und sehe gruenbaeuchige, glatte Echsen mit einem graubraunen Krawattenmuster (etwas trist) auf dem Ruecken, etwa 20-30 cm lang. Vielleicht Skinks? Jedenfalls biegen sie natuerlich flugs um die Brettecke, sobald ich ihnen zu nahe komme. Sind doch keine Geckos - wo gehen die denn da hin?? Und wie halten sie sich fest?

Vom Rueckweg gibt es wenig zu berichten. Nachdem wir jetzt wissen, dass es auch hier Kannenpflanzen gibt, sehen wir noch reichlich davon. Ist schon komisch - auf dem Hinweg hatte keiner welche entdeckt. Ich sehe noch so einen kurzen Tausendfuesser, vermutlich einen von der Sorte, die sich bei Gefahr zu einer Kugel zusammenrollen. Und die Ausblicke sind jetzt noch besser, da die Sonne kurzzeitig hervorkommt. Die Affen haben zwischenzeitlich das Feld geraeumt. Der runde rote englische Briefkasten aus alten Zeiten (frueher durften nur die englischen Kolonialisten dort oben wohnen) haelt weiterhin irgendwo in gruener, gebluemter, gezaehmter Wildnis Wache.

Dann faengt es an zu regnen. Oder eigentlich zu schuetten. Aber da wir jetzt wieder mit dem Bahnfahren beschaeftigt sind, stoert uns das wenig. Die Kabinen sind verglast, der Umsteigebahnhof ist ueberdacht. In der halben Stunde Fahrzeit regnen sich die Wolken aber weitgehend aus. Unten angekommen ist es schon nur noch ein bisschen Regen. Wir eilen zu unserem Kleinbus und fahren zum Kek Lok Si.

Das Kek Lok Si ist, wie man "bekanntlich" aus dem Wort si schon ableiten kann, ein buddhistisches Kloster. Und zwar ein riesengrosses, die muessen Geld haben ohne Ende. Hier eine Halle, da noch eine, ein Pavillon, Tore in allen Ausfuehrungen, Kalligrafien auf Felsen, Treppen, riesige Haeuser (Wohnraum fuer Moenche und Gaeste?), safrangelb glasierte Dachziegel, eine besteigbare Pagode, Gaertnereien - ich weiss nicht, wieviele Quadratmeter das insgesamt umfasst. Und alles ist natuerlich sehr fotogen, nur der Himmel ist arg grau, zwischendurch sprueht ein bisschen Regen. Von der Pagode aus (man kann bis ins 6te Stockwerk gehen, was wir natuerlich auch tun) hat man auch einen schoenen weiten Blick ueber die Stadt, nur eben truebe.

Dann nehmen wir den Schraeglift zum Plateau mit der grossen Tie Guan Yin-Statue. Vielleicht haette die Ueberschrift fuer heute "Tag der schraegen Befoerderung" heissen sollen? Oben am Lift liegt eine giftig-gruene Tempelviper um einen Pfeiler geringelt da und laesst sich von der Technik nicht weiter stoeren. Beim Ausstieg ist dann zwischen Schlange und Mensch eine Wand, die zum Glueck da, aber leider nicht durchsichtig ist.

Auf dem Aufzughaeuschen steht schon eine meterhohe Bueste von Tie Guan Yin, irgendwie gemauert und verputzt und bemalt, waehrend einige zig Meter weiter die grosse bronzene Ganzkoerperausgabe inmitten einer Baustelle steht und barmherzig auf die Menschheit herunterlaechelt. Dazwischen liegt noch so ein Tempel, und im Garten davor sind steinerne Abbilder der Tiere des chinesischen Tierkreises aufgestellt. Als schoene Skulpturen und als alberne Steinbanktragefiguerchen. Mittlerweile ist es aufgeklart, der Himmel zeigt sich blau mit weissen Woelkchen, und die grosse Terrasse bietet wiederum schoene Ausblicke auf Georgetown, die hier noch durch Bonsais in Kuebeln im Vordergrund verbessert werden.

Aber zurueck zur Baustelle rund um die bronzene Tie Guan Yin: es handelt sich um ein Grossprojekt. Man will der bestimmt 20 m hohen Statue nun auch noch einen Pavillon spendieren, um sie nicht so unbarmherzig Sonne, Wind und Regen auszusetzen. Dazu werden 16 riesenhafte Saeulen, natuerlich skulpiert und mit chinesischen Zeichen beschriftet, aus 2 m dicken Ringen zusammengesetzt. Obendrauf kommt dann irgendein fein gearbeitetes Dach. Und alles kommt aus China. Wie die Frachtdeklaration an den herumstehenden fertig ausgearbeiteten Saeulenhohlscheiben besagt, stammen diese aus der Provinz Fujian.

Nachdem wir wieder heruntergefahren sind, muss ich mir unbedingt noch eine CD mit Tempelmusik kaufen. Aber es ist gar nicht so leicht, die richtige zu finden. Freundlicherweise spielt man mir alle moeglichen mal an. Als gerade die Platte mit den Gesaengen der Moenche von Kek Lok Si abgestellt wird, singen die doch tatsaechlich live weiter - genau wie von der Platte schallt es nicht laut, aber deutlich hoerbar aus einer der unteren Hallen herauf. Aber ich kaufe dann trotzdem eine andere.

Mit diesen beiden Punkten ist schon das meiste vom Tag um. Allerdings gibt es noch einen Hindutempel zu sehen, dessen Namen ich jetzt gerade nicht nachschlagen kann. Es ist nicht ganz so schlimm wie an den Batu Caves, aber auch hier hat man einige Stufen vor sich, und auch hier koennen sich die Buesser zum Thaipusam-Festival emporquaelen. Unterwegs steht eine bunte Hahnenskulptur auf einem schattigen Plaetzchen, und es laufen auch einige noch ungegarte Broiler frei herum - die scheinen hier eine besondere Bedeutung zu haben. Der Tempel hat schon Feierabend. In einem Kaefig dahinter stolzieren Pfauen, waehrend auf dem Kaefig und beim Muell Affen herumturnen. Ich grunze eine Aeffin an, die daraufhin doch lieber den starken Beschuetzer der Horde herbeiholt und sich dann dezent zurueckzieht. Er zeigt mir die Zaehne, ich ihm auch, es geht unentschieden aus, da es nicht zum Kampf kommt. - Die Geldsammellotterie, so steht angeschlagen, wurde von diesem Juli bis naechsten Februar verlaengert - vermutlich sind die Chinesen im Schnitt geschaeftstuechtiger und spendenfreudiger als die Inder …

Zum Abschluss machen wir noch einen Gang durch den botanischen Garten, aber nur einen kurzen, zumal alle Haeuser und Spezialgaerten schon geschlossen zu sein scheinen. Erwaehnenswert ist vielleicht noch die Nibong-Palme, die horstartig, fast wie ein Bambus, waechst. Die Staemme sind auch nicht viel dicker als dicker Bambus, aber seeehr hoch. Aus diesem Holz war die erste Version des Fort Cornwallis gebaut worden, bevor dann spaeter Ziegel und Steine verwandt wurden. Ausserdem erwaehnenswert, wenn auch kein Einheimischer, sondern ein Gast aus Suedamerika (Guyana): der Kanonenballbaum. Der hat einen Stamm und eine Krone mit Blaettern, wie das halt bei Laubbaeumen so ueblich ist. Aber um den Stamm herum haengt ein holziges Gewusel, in dem grosse, etwas wachsartige, braunrote und sehr attraktive Blueten Insekten eine Hoehle zum Durchkrabbeln anbieten, wobei diese dann den Pollen aufgedraengt bekommen. Zugleich haengen in dem besagten Gewusel auch kugelrunde Fruechte in brauner, holziger Schale, von faustgross bis kokosnussgross. Ich weiss auch nicht, woher der Baum seinen Namen hat.

Dann fahren wir zurueck zum Hotel, haengen noch ein bisschen im Garten am Strand herum und gehen spaeter noch einmal zum Food Court. Burkhard isst einen Fisch, ich esse Nudeln vom heissen Teller, zum Nachtisch goennen wir uns einen crispy pancake mit Banane und Kaese zum Preis von 3 Ringgit. Einen fuer zwei, ich falle vom Fleisch!

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