Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


Wer weiterhin meine Bemerkungen über Gott und die Welt lesen möchte, klickt bitte hier:
Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Mittwoch, 19. September 2007

Dienstag, 11. September 2007: Melaka

Wir wachen auf und finden nur eine gaaanz kleine Pfuetze unter der Klimaanlage. Hm. Fruehstuecken kann man dafuer recht schoen im Innenhof. Nach dem Fruehstueck sagt man uns an der Rezeption, dass wir jetzt wieder in das urspruengliche Zimmer koennen, die Klimaanlage sei repariert. Wir packen also wieder alles ein, tragen die Koffer dahin, schalten die Klimaanlage an - und gleich faengt es wieder an, darunter heftig zu regnen. Was soll denn nun das? Man weist uns dafuer das genau gleich geschnittene Zimmer eine Etage hoeher an - dann sollen nun aber mal die Hotelangestellten unseren Kram dahin tragen, steht ja alles fertig gepackt da. Grrr. Nicht aergern, losgehen ...

Heute hat Mr Badrul schon wieder frei! Er hatte uns ja angeboten, uns herumzufahren, aber das hat in dem "historischen" Teil von Melaka kaum Sinn - das kann man viel besser zu Fuss erkunden, und das machen wir dann auch, und zwar auf eigene Faust. Unser Hotel liegt, wie schon berichtet, auf der ehemaligen Heeren-Strasse, die, bei dem Namen wenig ueberraschend, aus hollaendischen Zeiten stammt und spaeter ein Wohngebiet fuer die Straits Chinese (Peranakan wird diese Bevoelkerungsgruppe auf malaysisch genannt) wurde. Das sind die Nachkommen der Chinesen, die Malay-Frauen geheiratet haben. Waehrend der Alltag nach malayischen Braeuchen gestaltet und auch malaysisch gesprochen wurde, haben die Baba (die Maenner) in religioesen Sachen nicht mit sich spassen lassen: da wurden die chinesischen Traditionen beibehalten. Und was liegt auf der Skala der Ernsthaftigkeit zwischen Alltag und Religion? Essen natuerlich! Und da haben die Nyonya (die Frauen) aus beiden Traditionen eine ganz neue Kueche kreiert, aber offensichtlich haben die einschlaegigen Restaurants fast alle nur mittags geoeffnet, so dass wir's irgendwie nicht hinbekommen haben, mal wenigstens ein Nyonya-Gericht zu probieren … Skandal!

Aber jetzt habe ich schon weit ausgeholt, um eigentlich bloss zu sagen, dass wenige Haeuser neben unserem Hotel das Eng Choon Association House liegt, das wir zuerst inspizieren. Mir ist, wenn ich so darueber nachdenke, nicht ganz klar, ob das sowas Aehnliches wie die Clanhaeuser oder eher wie dieser Ahnentempel in Georgetown ist, oder ob gar zwischen den genannten auch kein grosser Unterschied besteht. Jedenfalls sieht es fuer Laienaugen aus wie ein chinesischer Tempel ohne Tempelbetrieb.

Dann geht's im Gaensemarsch die Strasse entlang auf der Suche nach dem Baba Nyonya Heritage Museum. Im Gaensemarsch, weil die Strasse nicht sehr breit ist und keinen Buergersteig, sondern bloss einen dieser offenen Abflusskanaele hat. Und die Autos rauschen ganz schoen durch … Das Museum ist einfach eins der praechtigen Peranakan-Buergerhaeuser vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Diese Haeuser waren sehr viel laenger als breit, was auf viel aeltere Steuervorschriften zurueckgeht - da wurden quasi Fensterfronten besteuert. Irgendwo habe ich gelesen, dass daraufhin manche Gebaeude sieben Mal so lang wie breit gebaut wurden! Damit nicht alles finster ist, gibt es in den zweistoeckigen Anlagen einen oder mehrere airwells, Luftbrunnen. Die Inneneinrichtung ist stark von chinesischen und europaeischen Einfluessen gepraegt und "stinkt nach Geld". Alles vom Feinsten …

Gegenueber war vielleicht auch mal alles vom Feinsten, die Waende innen zeigen noch Spuren von blauer Farbe, aber waehrend die Front nur etwas angerottet aussieht, blickt man dahinter in eine dachlose Ruine. O je, Melaka hat sich ja mit der Altstadt fuer die UNESCO-Weltkulturerbeliste beworben … denn men tau.

Wenn man ein paar Meter weiter geht, stoesst man dafuer auf ein Vorzeigeobjekt: das Heeren Street No. 8-Restaurationsprojekt. Der Aufbau unterscheidet sich grundsaetzlich nicht vom Baba-Nyonya-Haus, aber hier gibt es nichts Ziseliertes, hier ist alles ganz einfach und schmucklos. Es ist ja auch viel aelter und gehoerte sicher weniger reichen Leuten: das Gebaeude, ein traditionelles shophouse, stammt aus dem 16ten Jahrhundert. Diese Haeuser waren jedes fuer sich ein kleines Universum: Laden, Lager, Wohnung, Stall, und mit eigenem Brunnen. Ja, da gab es noch keinen "Gegensatz" zwischen Leben und Arbeiten. - Auf klaren Tafeln werden die Baustoffe und Konstruktionsprinzipien erlaeutert. Ich nehme vor allem eine Info mit: Zement gehoert (in solchen alten Haeusern) verboten, es ruiniert die Substanz. Statt dessen braucht's Kalk: der kann atmen, eine in den Tropen unabdingbare Eigenschaft. Sonst laesst die Feuchtigkeit die Ziegel einfach verrotten. - Der aeltere Herr, der das Haus huetet, hat heute uebrigens Tag der deutschen Expats: Ausser uns ist noch eine Frau da, mit der er lebhaft diskutiert. Im Gaestebuch sehe ich dann, dass das Antje aus Lissabon (originally German) war.

Dann sind wir schon fast am Melaka-Fluss, der hier kurz davor ist, in die nach ihm (oder nach der Stadt) benannte Meeresstrasse zu muenden. Auf der anderen Seite liegt die Replik eines portugiesischen Schiffs, die jetzt erst einmal fotografiert werden muss. Es beherbergt ein laut Reisefuehrerbuch enttaeuschendes maritimes Museum, weshalb wir keine Ambitionen haben hinzugehen. Wie sich spaeter herausstellt, ist es sowieso geschlossen. Waehrend Burkhard wieder auf Fotosafari ist, beobachte ich das wilde Leben der Schlammspringer. Die sind hier schon relativ gross und auf dem schmalen Schlammstreifen, der jetzt bei Niedrigwasser freiliegt, recht zahlreich vertreten und recht aktiv. Was machen denn die beiden da? Umschleichen sich gegenseitig, zeigen die "Breitseite" und stellen ihre Flossen auf, nicht nur die hochaufragende Mittelrueckenflosse, die wie (meine Vorstellung von) ein(em) Dschunkensegel geformt ist, sondern auch noch einen schillernden Flossensaum zwischen Segel und Schwanz. Kaempfen die, oder balzen die??

Dann ueberqueren wir die Bruecke und stehen schon wieder auf dem roten Platz. Nein, da kann Moskau kein Copyright drauf eintragen lassen! Und dieser Platz erscheint deutlich roter als der besagte Namensvetter, sind doch alle Gebaeude in einem leuchtenden Terracotta-Ton gestrichen. Auch wenn das ein Einfall spaeterer Zeiten ist: die hollaendischen Gebaeude, naemlich das Stadthuys und die Christuskirche, seien urspruenglich weiss gewesen (vermutlich gekalkt). Klingt plausibel - ich z.B. assoziiere hollaendisch keineswegs mit terracottafarbenem Anstrich. Natuerlich ist das jetzige Aussehen, zusaetzlich "aufgeschoent" mit praechtigen Blumenbeeten, aeusserst pittoresk, wie es sich gehoert fuer das vermutlich meistfotografierte Motiv der Stadt. Apropos fotografieren: die weissen Pavillonzelte sind weggeraeumt, jetzt koennen sich die Fotografen also richtig austoben!

Das Stadthuys und seine Satellitengebaeude beherbergen jetzt einen Museumskomplex, in dem 5 oder 6 Museen versammelt sind. Neben so Naheliegendem wie einem Geschichtsmuseum gibt es ein Literatur- und ein Demokratiemuseum und eine Zheng He-Galerie, hier in der Schreibweise Cheng Ho. Waehrend mich letztere am meisten interessiert, ist sie leider ziemlich enttaeuschend. Viel ueber Zheng He-Rezeption in spaeteren Zeiten, wenig ueber die Reisen, die Technik, die Wissenschaft - und falls doch, dann nicht auf Englisch - ich finde jedenfalls nichts.

Das Beste am Geschichtsmuseum ist die plakative Darstellung der Epochen, von denen jede der Stadt ein Erbteil mitgegeben hat. Es beginnt damit, dass ein gewisser Parameswara, trotz dieses mir indisch vorkommenden Namens angeblich ein malayischer Prinz aus Sumatra (sehr ominoes), hier um 1400 eine Stadt gruendete und sie nach dem Melaka-Baum nannte, unter dem er sass, als ihn die Idee heimsuchte. Sie (die Stadt, nicht die Idee) bluehte und gedieh unter den lokalen Herrschern und unter chinesischer Protektion (der besagte Zheng He kam hier auch oefters vorbei), die sich auch in der Heirat zwischen einem Sultan und einer gewissen chinesischen Prinzessin namens Hang Li Poh manifestierte. Alles waere so schoen gewesen … waeren nicht etwa 110 Jahre spaeter, 1511, die Portugiesen gekommen und haetten Melaka in ihre Gewalt gebracht. Aber wie gewonnen, so zerronnen - 130 Jahre spaeter, 1641, nahmen die Hollaender Melaka den Portugiesen ab, nur um es gut 180 Jahre spaeter, 1824, den Briten im Tausch gegen eine andere asiatische Laenderei zu ueberlassen. Die haben daraus zusammen mit Singapur und Penang das so genannte Straits Settlement gemacht. Die Briten wiederum konnten sich nach fast 120 Jahren der japanischen Besetzung im zweiten Weltkrieg 1941-45 nicht erwehren, haben nach Kriegsende aber doch wieder ihr Faehnchen (nicht nur in Melaka) hochgehalten, bis es schliesslich den Einheimischen zu bunt wurde und sie die schon mehrfach erwaehnte Unabhaengigkeit - Merdeka! - fuer sich mehr erdiskutierten denn erstritten, so wird jedenfalls kolportiert.

Im Geschichtsmuseum steht also jeweils eine lebensgrosse Puppe in typischer Kleidung unter einer Landesfahne mit einem Jahreszahlenschild - fertig. Das ist plakativ und eingaengig, gar nicht dumm also. Wir gehen nur halb interessiert durch die Museumsraeume (Nationalmuseum Kuala Lumpur und Penang-Staatsmuseum Georgetown hatten wir ja schliesslich schon, und so recht was Neues gibt's hier auch nicht zu sehen) und auch schnell wieder hinaus. Den St. Paul's-Huegel hinter dem Stadthuys ueberqueren wir auf halber Hoehe - in Anbetracht der Waerme sparen wir uns den Aufstieg, schliesslich waren wir ja gestern schon oben. Statt dessen inspizieren wir das, was noch vom portugiesischen Fort A Famosa uebrig ist - ein leeres Schneckenhaus, das jetzt immerhin Schatten spendet und, unvermeidlich, als Hochzeitsfotokulisse dient.

Unweit daneben steht eine Replik von so einem hoelzernen Sultanspalast, der aus der Ferne so aehnlich aussieht wie der, den wir gestern besucht haben. Daher verzichten wir auf eine eingehendere Besichtigung und entschliessen uns nach langem Hin und Her, uns mit der/dem Trishaw quer durch die alte Stadt bringen zu lassen, zum Cheng Hoon Teng-Tempel am oberen Ende der hiesigen Harmoniestrasse, die eigentlich Jalan Tokong heisst und parallel zur Heeren - und zur Jonker Street verlaeuft. Die Trishaws sind hier besonders touristisch, mit Bergen von falschen Blumen und teilweise gar Lichterschmuck und/oder Musik. Anders als in Georgetown benutzen die Einheimischen sie hier wohl gar nicht, obwohl die Insassen hier nicht die alleinige Knautschzone bilden, sitzt doch der Fahrer bei diesem Typ neben den Fahrgaesten und nicht dahinter. Zu zweit ca. 10-15 Minuten gefahren werden scheint mit 15 Ringgit immer noch erschwinglich. Ich weiss gar nicht, was der Preis in Georgetown war …

Wie auch immer - wir kommen wohlbehalten an und schreiten zur Besichtigung des "Tempels der hellen Wolken", der im spaeten 17. Jahrhundert gegruendet wurde und damit einer der aeltesten chinesischen Tempel des Landes sein soll. Auf der Infotafel draussen steht, dass er sowohl von Buddhisten als auch von Daoisten und Konfuzianern genutzt werde, wie praktisch! Und am Eingang sitzt ein Aufpasser, der einem weder mit einer Liste von Ge- und Verboten kommt noch abkassiert, sondern einem Bescheid gibt, dass man hier fotografieren darf. (Nein, ich habe kein NICHT vergessen!) Hier gibt es einen kleinen "Unteraltar" fuer den Tigergott, der hier gleich in Form mehrerer verschieden grosser Tiger repraesentiert wird und dem man auch gern ein Ei und andere ausgewaehlte Sachen mitbringt - ansonsten kann ich mich an nichts Spezielles erinnern. In einer Papierobjektwerkstatt ganz in der Naehe wird gerade ein grosses Haus gebaut - nur um bald bei einer Totenfeier verbrannt und durch den Rauch dem Toten zugefuehrt zu werden. Eigentlich ein bisschen frustrierend, wenn man an so einem Papierkunstwerk tagelang gearbeitet hat. Gegenueber auf der anderen Strassenseite befindet sich der (oder ein) Sitz der buddhistischen Gesellschaft von Malaysia. An den Strassenlaternen sind dicke Plastikkois angebracht, ich habe keine Ahnung, warum.

Ein paar Haeuser weiter steht die Kampung Kling-Moschee. Die Moscheen in Melaka haben keine Kuppeln, sondern dreistufige Pyramidendaecher (wobei die Pyramiden leicht nach aussen geschwungene Seitenkanten haben) - das sei eine von Sumatra uebernommene Bauform. Auch die Minarette sehen weniger "typisch islamisch" aus, sondern zeigen chinesische oder andere fremdlaendische Einfluesse. Aber egal, wie's aussieht - ich bin hier doppelt unwillkommen, weshalb ich nur ein bisschen im Eingangsbereich herumlungere, waehrend Burkhard, nur einfach unwillkommen, um das eigentliche Gebaeude herumgeht, um auf der anderen Seite einen Friedhof vorzufinden. Einen alten Friedhof, denn dies ist, wie es sich neben einem so alten chinesischen Tempel gehoert, eine der aeltesten Moscheen der Stadt (oder gar des Landes?). Dazu genuegt es aber, Mitte des 18. Jahrhunderts gegruendet worden zu sein. Ach, ist das hier alles jung! (Ich stamme ja aus dem aaaaalten Europa.)

Im Hindutempel nebenan sind heute wenigstens alle gleich unwillkommen - wir stehen vor verschlossenen Tueren. Dann suchen wir uns eben andere Tueren - hier soll es irgendwo in der Naehe zwei Heldenmausoleen geben. Da uns aber nur arg (unzulaessig!) vergroeberte Stadtplaene zur Verfuegung stehen, finden wir diese gar nicht erst. Statt dessen gehen wir zur Moschee Kampung Hulu, die sich von der Kampung Kling-Moschee im Wesentlichen dadurch unterscheidet, dass diese ein gruenes, jene aber ein dachziegelrotes Dach hat. Sie ist ungefaehr gleich alt, und ich verzichte lieber gleich auf eine Besichtigung.

Nun muessen wir uns aber erstmal ausruhen und staerken. Da kommt uns ein "Saftladen" auf der Jonker Street, die jetzt natuerlich offiziell auch einen anderen Namen traegt, gerade recht. Die servieren frischen Saft pur, als Milchshake mit (Speise-)Eis oder als Milchshake mit Joghurt, den sie dann Lassi nennen. Burkhard nimmt einen Shake mit roter Drachenfrucht (Pitahaya) - ganz schoen knallig! Dazu essen wir einen Pita-Imbiss (ohne haya). Allerdings ist es kein richtiges Pita, sondern das Ergebnis des Versuchs, etwas zu produzieren, das der Vorstellung einzelner Suedostasiaten von Pita nahe kommt. Egal. Schmeckt ganz akzeptabel.

Die besagte Jonker Street ist fuer ihre Antiquitaetenhaendler bekannt, heute aber weitgehend von Billigkramlaeden ueberschwemmt, auch wenn es wohl noch einige serioese "Altertuemer" zu finden gibt. Viele Laeden haben auch immer noch geschlossen, so dass wir uns, ehe wir uns versehen, schon wieder am Roten Platz wiederfinden. Warum die da wohl diese alberne Miniatur-Windmuehle (sicher nicht mehr als 4-5 m hoch) aufgebaut haben? Wahrscheinlich wussten sie das selber nicht und haben sie daher wenigstens etwas schamhaft an den Rand gestellt …

Eigentlich wuerde ich jetzt gern noch eine kleine Bootstour auf dem leider etwas dreckigen Fluss machen. Aber wie und wo? Im Reisefuehrer steht, man koenne an der Touristeninformation buchen. Davor steht aber ein Schild, das zurueck zum Platz weist. Wir finden am Ende eine ganze Reihe von Schildern mit Pfeilen, aber nichts, wo sie hindeuten. Unterwegs haben wir ein Stueck der Flussuferpromenade entdeckt und landen vor der neogotischen Kirche St. Francis Xavier, die mit ihren Tuermen und dem cremefarbenem Anstrich der "Skyline" von Melaka einen besonderen Akzent verleiht. Aber wo geht's denn nun zur "Flusskreuzfahrt"?? Wir gehen zurueck Richtung Flussmuendung und finden Schilder mit Pfeilen in die entgegengesetzte Richtung, die offenbar von einem anderen Anbieter stammen, aber genauso ins Leere fuehren. Dafuer stossen wir hinter der Touristeninformation auf ein kleines Ausgrabungsgelaende, auf dem Fundamente des portugiesischen Forts (oder war's doch erst hollaendisch?) freigelegt worden sind: das muesste der Turm an der Hafeneinfahrt gewesen sein. Frueher war halt die ganze Gegend ein befestigter Komplex, von hier bis zum Fort A Famosa, das einmal die Porta de Santiago war, oder so aehnlich. Ganz um den Huegel herum.

Dann setzen wir uns einfach gemuetlich auf eine mit vorgeblich portugiesischen Fliesen geschmueckte Bank in der Naehe des vermuteten "Kreuzfahrtschiffs", eines halben Seelenverkaeufers mit vielleicht 8 Plaetzen hinten und 6 vorn, und warten. Auf der besagten Bank finde ich einen dieser chinesischen Anhaenger; dieser ist aus Rosenquarz, und der fruehere Besitzer ist bestimmt ein bisschen traurig. Ich habe jetzt eine huebsche Kennzeichnung meiner Trinkflasche.

Irgendwann kommt dann ein bisschen mehr Leben auf, wir bezahlen (da ist nichts mit vorher "buchen") und gehen an Bord, wozu man ueber ein anderes Boot klettern und ein Stueck auf dessen Aussenplanke entlanggehen muss - aber wenn der alte Herr, der von einer Begleitung gestuetzt wird, das schafft, werde ich es ja wohl auch koennen. Auf der Bootstour werden wir beinahe "totgequatscht", waehrend es mir so vorkommt, als wuerde uns im Wesentlichen das Hinterzimmer der Stadt vorgefuehrt. Die schnieke Uferpromenade ist erst auf einigen kleinen Teilstuecken fertig und fuehrt teils im uebertragenen, teils gar im woertlichen Sinn durchs Hinterzimmer, letzteres da, wo der Weg durch teilabgerissene, frueher mal bis an den Fluss heranreichende Haeuser geht. Aber bis 2010 soll alles fertig und ganz toll sein, hoeren wir. Das ist wohl die einzige Botschaft. Ach nein, halt: es gibt noch eine Botschaft: Kommt alle nach Malaysia! Malaysia ist sicher, Malaysia unterstuetzt keine Terroristen! Sagt es allen Euren Freunden und Bekannten, dass Malaysia total prima ist und auch ganz sicher, keine Terroristen, kein nix! Sicherheit und Ordnung sind hier unser Lebensprinzip - oder so aehnlich. Hm - bislang hatte ich gar nicht an der Sicherheit gezweifelt, aber wenn man das so betonen muss, kommen bei mir ein paar Zweifel auf. Unterwegs werden wir noch auf einen ziemlich grossen Waran hingewiesen, der am Rande des Flusses schwimmt - huch, der hat ja wirklich Kleinkrokodilformat! Man goennt sich auch ein paar Mangroven, die rechts und links von einem hoelzernen Mangroven-Brueckenweg liegen (wahrscheinlich nur, damit man den so nennen kann). Fuer einen richtigen Wald reicht es also nicht.

Fuer die Rueckfahrt hat sich die Plaudertasche von Fuehrer nichts aufgehoben, alles ist schon erklaert. Aber nicht, dass wir nun still ueber den Fluss gleiten, um das Abendlicht zu geniessen - nein! Drei Viertel der Rueckfahrt werden mit der Vorfuehrung seiner beeindrueckenden Sprachkenntnisse gefuellt: "for the French: merci et au revoir! - for the Chinese: xiexie, zaijian! - for the Spanish: gracias y hasta la vista! - …" und so weiter, vermutlich in allen Sprachen der Welt, oder fast. Jaja, hasta la vista, Baby - und als er durch ist, erinnert er uns noch einmal, dass 2010 alles schoen sein wird und dass Malaysia ganz sicher ist, so dass man unbesorgt kommen kann, denn die Malaysier sind gegen Terrorismus, und dann faengt er wieder an, hasta la vista. Da ist man ja schon fast froh, wenn man aussteigen darf ...

Zum dritten Mal heute haengen wir dann am roten Platz herum, bewundern den Sonnenuntergang und die Daemmerung und warten auf die naechtliche Beleuchtung der Christuskirche. Wir warten und warten - nichts. Die lassen ihr Hauptmotiv doch einfach im Halbdunkel liegen, na sowas! Wir trollen uns also irgendwann und gehen zum Abendessen ins Geographér's Café (ja, die schreiben sich mit diesem albernen Akzent). Das ist nett gestaltet, und es gibt malaysisch-internationale Bistrotkueche. Die Nyonyas haben ja abends keine Lust mehr, fuer uns zu kochen, schade. Ich esse eine Kokossuppe in der Frucht - bisschen effektheischerisch, aber o.k..

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