So, heute verlassen wir diese kuehle Gegend. Es beginnt mit einem Schreck in der Morgenstunde: Burkhards Kreditkarte ist weg! Einfach nicht aufzufinden. Futsch. Gone. Und keine Idee, wie, wo, wann sie weggekommen sein koennte. Hm. Wir benoetigen insgesamt eine Stunde fuer die Suche und fuer das Durchtelefonieren bis zu demjenigen, der die Karte dann sperren kann. Ich glaube, dafuer mussten wir 5 oder 6 Nummern anrufen und jeweils aus der Ansage die naechste mitschreiben. Zum Glueck konnte uns "der letzte Mensch" wenigstens sagen, dass der letzte Umsatz unser eigener in Kuala Lumpur war, schon mal gut. Auf die Notfallersatzkarte fuer den begrenzten Einsatz in Malaysia verzichten wir … wuerde schlappe 148 € kosten.
Wir sehen noch reichlich "foliengetunnelte" Flaechen und fahren nun ueber die neue, zweite Strasse weg - frueher war die besagte Serpentinenstrecke der einzige Weg in die Cameron Highlands, die uebrigens wegen ihrer Abkuerzung, die auch oft verwendet wird, gleich einen Gedanken an die Schweiz wachrufen. Diese zweite Strasse hat natuerlich auch reichlich Serpentinen, ist aber vierstreifig ausgebaut - und trotzdem ebenso von Erdrutschen bedroht wie die alte. Am Strassenrand fuehrt ein ganzes Buendel relativ duenner schwarzer Schlaeuche entlang - illegale Wasserleitungen, erklaert Mr Badrul. Und jeder Farmer hat offenbar seine eigene. Die Bergkulisse ist schon recht imposant, allerdings nicht so wie in der Schweiz - dafuer ist es viel zu gruen und waldig.
Schliesslich kommen wir an einem ersten "Hoehlentempel" in der Umgebung von Ipoh an. Es ist ein chinesischer Tempel mit Namen Sam Poh Tong. Der hat einen besonders schoenen "Vorgarten", mit lauter kuenstlichen Steinsaeulen (schon aus echten Steinen, aber halt zusammenzementiert), einem steinernen Drachenboot, kleinen dicken Buddhafiguren, schoenen Bluetenpflanzen und natuerlich Wasser. Zuerst besuchen wir den Urnenturm, der zwar gar nicht besonders nach Turm aussieht, aber "pagoda" heisst. Mir gefallen ja die "100.000" Ge- und Verbotsschilder am besten, die alle jedes fuer sich entworfen und auch angebracht worden sind, statt alles auf einer uebersichtlichen "Gesetzestafel" unterzubringen. Nur vegetarische Lebensmittel opfern, alle Lebensmittel nach dem Darbringen wieder wegraeumen, hier keine Raeucherstaebchen abbrennen etc.; mein Favorit: frueher beten kommen!! Neue Glasscheiben fuer die Urnenfaecher gibt's fuer 15 Ringgit bei der Verwaltung. Unter einem Abri (Felsvorsprung) sind ein paar ueberdachte Plaetze, an denen man Sachen fuer die Toten verbrennen kann. Vor der Pagode stehen mit Erde gefuellte Troege, in denen Hunderte von Raeucherstaebchen vor sich hin raeuchern. Den Ausgang schmueckt ein Relief mit drei gelben Hakenkreuzen auf blauem Grund, die von und mit mit rotem Schleifenband lose durchschlungen und zusammengebunden sind. Dann geht es in den eigentlichen Hoehlentempel, dem man die Hoehle kaum anmerkt. So richtig was Besonderes gibt es vom Inneren des Tempels nicht zu berichten, aber man kann in den Garten gehen, in dem es den unvermeidlichen Schildkroetenteich gibt. Hier sind einige ganz schoen grosse Exemplare dabei, darunter auch eine mit einem ganz deformierten Panzer - was der wohl passiert ist? Damit jeder sieht, dass auch die langlebigen Schildkroeten nicht unsterblich sind, liegen neben dem Gehege einige leere Schilde (oder wie heissen die Panzer?) herum. Einer ist schon ganz weiss - ob die Sonne den am Ende so weit ausgeblichen hat? Ansonsten gibt es im Garten einen sehr europaeisch aussehenden Brunnen mit Brunnenfigur, ein Gebaeude im chinesischen Stil, eine Minipagode und einen Landschaftsstein. Der Garten selbst wird auf allen Seiten von steil aufsteigenden Felswaenden begrenzt - eigentlich ist das einfach ein grosses Loch.
Direkt nebenan liegt ein weiterer Tempel, mehr am als im Fels. Er heisst Ling Sen Tong und umfasst neben einer kleinen, sehr raeucherigen und entsprechend geschwaerzten Tempelhalle Aussenanlagen, die ein bisschen nach Kirmes und/oder Kinderbelustigung aussehen. Besonderes Merkmal: Raeucherspiralen. Das sind spiralfoermige Raeucherstaebchen mit einem Durchmesser von ca. 0,8 - 1 cm, die die Form eines oben abgerundeten Kegels beschreiben und sich im leichten Luftzug ein wenig drehen. Dazwischen fixieren grosse Gluecksdrachen die Besucher mit rot leuchtenden Augen. In einer Seitennische thront Hanuman, der Affengott. Wir halten uns nicht sehr lange auf und fahren weiter zu einem ganz anderen Hoehlentempel, dem Gua Kek Look Tong. Hier empfaengt einen eine riesige Halle, die insgesamt etwas leer wirkt. An verschiedenen Plaetzen stehen verschiedene Statuen, die teils buddhistisch, teils taoistisch sind. Sagt Mr Badrul, ich kann das nicht wirklich unterscheiden. Ausser diesen ganzen golden schimmernden Anbetungswuerdigen gibt es bestaunenswerte Tropfsteinformationen. Dazwischen geflieste Waende und Sitzbaenke, auf denen man sitzen (ach!) und z.B.
meditieren, nicht aber sich hinlegen darf. Bestimmt ein wichtiger Hinweis fuer die ganzen Oeffentlich-Schlaefer! ;-))
Nach hinten oeffnet sich die Hoehle auf einen extrem gepflegten Garten mit chinesischen Elementen. Es gibt einen Teich, in dem Fische und Schildkroeten unerwuenscht sind, einen Lotusteich, interessante Baeume mit Dornen in der Rinde, die ich mich nicht anzufassen traue, kleine chinesische Pavillons und einen Barfussweg aus dicken, einzementierten Kieseln. Ich versuche, darueber zu gehen, aber nein! Aua! Das tut ja total weh! Kann ich nicht! Mit Muehe schaffe ich zwei oder drei Schritte.
Vor dem Gua Kek Look Tong steht eine grosse Statue von Tie Guan Yin, der Goettin der Barmherzigkeit, nach der auch ein beruehmter Oolong-Tee benannt ist. Das Gelaende vor dem Tempeltor belegt ein - o Wunder! - muslimischer Friedhof. Am Rande der naechsten Siedlung machen wir einen "fruit stop" und bewundern diverse Fruechtchen in situ: Jackfruits, Rambutan, Kokosnuesse, Papayas und noch welche, deren Namen ich nun leider vergessen habe.
Unser naechstes Ziel sind einige Steinzeitmalereien. Mr Badrul weiss zu berichten, dass zuletzt der Weg dorthin ganz zugewachsen gewesen sei … aber wir wollen es mal versuchen. Und siehe da: alles ist frei. Man muss, nachdem man ueber eine etwas privat aussehende Wiese gestiefelt ist, eine etwas anstrengende Treppe hinaufsteigen und dann noch ein paar Schritte entlang der Wand in etwas steinigem Gelaende zuruecklegen, dann ist man da und kann in halbwegs luftiger Hoehe eine groessere Anzahl von Zeichnungen bewundern. Toll! Man sieht Menschen, Fische, Schildkroeten, einen Tapir??, ein Schwein???, Zickzacklinien, Hirsche? im wesentlichen in Dunkelrot und in Orange. Man kann sich allerdings fragen, wie lange diese Bilder noch erhalten bleiben - sie sind ungeschuetzt dem Wetter ausgesetzt. Die Angaben, wie alt diese Werke sein moegen, schwanken uebrigens zwischen 2000 und 4000 Jahren.
Zum Abschluss machen wir noch eine Stadtrundfahrt in Ipoh, bei der wir lauter sehr gepflegte Gebaeude aus Kolonialzeiten sehen, die diversen oeffentlichen Zwecken dienen. Vor dem gegenueber vom Bahnhof (Provinzverwaltung? Ich hab's leider vergessen.) sind die Aufraeumarbeiten nach der Parade zum Unabhaengigkeitstag noch in vollem Schwange. Vor dem Bahnhof steht uebrigens ein Exemplar des namengebenden Ipoh-Baumes, aus dessen Harz/Saft die Orang Asli Gift fuer ihre Blasrohr-Pfeile machen. Dabei sieht der ganz harmlos aus! Hier rutscht Burkhard die Brille von der schweissnassen Nase, schlaegt unnguenstig auf, und schon hat er eine dicke Macke in einem Glas. Scheint nicht sein Tag zu sein.
Danach checken wir frueh im Hotel ein, lassen uns ein Weilchen spaeter noch von Mr Badrul in die Stadt fahren und ein Restaurant namens AssamHouse empfehlen, in dem wir sehr lecker speisen. Dann geht es frueh zurueck ins Hotel; ich kann aber leider wegen Muedigkeit praktisch nichts aufholen, was den Stand dieses Reiseberichts betrifft. Schade.
Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!
Wer weiterhin meine Bemerkungen über Gott und die Welt lesen möchte, klickt bitte hier:
Das neue Jahr des Schweins
Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.
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