Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


Wer weiterhin meine Bemerkungen über Gott und die Welt lesen möchte, klickt bitte hier:
Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Dienstag, 25. Dezember 2007

Sonntag, 23. Dezember 2007: Angkor Wat und Ta Prohm

Wir fruehstuecken draussen auf der Terrasse. Das Buffet ist sehr gut und vielseitig, fuer Augen und Ohren gibt es Weihnachtsgirlanden und Beos respektive. Am ersten Tag wollten wir uns etwas Ruhe goennen und starten erst um 9:30 Uhr mit "unserem Sam" nach Angkor Wat.

Zuerst muss man natuerlich eine Eintrittskarte erwerben. Fuer 1 Tag 20$, fuer 3 Tage 40 und fuer 7 Tage 60. Und fuer alle muss man in die kleine Kamera grinsen. Dann wird ein Blaettchen gedruckt und laminiert, fertig. Die naechste Gelegenheit zum Geldmachen nimmt der Verkaeufer von Umhaengebaendchen mit Clip wahr, mit dem man das laminierte Blaettchen tragen kann. Wollen wir aber nicht. Jedenfalls muss man den Ausweis ueberall vorzeigen - an lauter Stellen, an denen ich u. U. gar nicht merken wuerde, dass da ein Kontrollpunkt ist.

Die Tempelanlage Angkor Wat ist einfach nur riesig. Aussen liegt erst einmal ein (mindestens) 100 m breiter Graben, der ein grosses Quadrat umspannt und ueber den ein angeblich 250 m langer und 12 m breiter Steinway fuehrt. Dann kommt eine Aussenmauer. Das mittlere Tor war nur fuer den Koenig, die beiden rechts und links daneben fuer seine Frauen und Konkubinen und hohe Beamte, die beiden ganz weit aussen fuer alle (zahlreich vorhandenen), die sonst etwas im Tempel zu suchen hatten - das Volk jedenfalls nicht. Diese Tempel waren damals nur dem Koenig vorbehalten, das einfache Volk konnte zu Hause beten. (So habe ich es jedenfalls von Sam verstanden, auch wenn unser DuMont-Reisefuehrer anderer Ansicht ist.) Eigentlich war damit eine Moeglichkeit zur Demonstration von Reichtum und Macht verschenkt, aber vermutlich verliess man sich auf die Mund-zu-Mund-Propaganda der Angestellten in Kombination mit dem dadurch gefoerderten Hang zur Legendenbildung …

Im Innern folgt die Fortsetzung des steinernen Weges von draussen. Die Sonne knallt heftig und ich bin froh, dass ich wenigstens den Hut habe, sonst haette mich direkt ein Sonnenstich ereilt. Wir naehern uns der zweiten Mauer von der Seite, am Seerosentuempel vorbei. Dann kommen wir zu den sagenhaften Bildergalerien mit den verschiedenen Flachreliefs, ueber die man bei weitergehendem Interesse in der einschlaegigen Literatur nachlesen kann. Einige Bereiche sind durch die Haende frueherer Besucher ganz glatt poliert, was zum Teil fuers Fotografieren sogar von Vorteil ist. Heutzutage darf man sie natuerlich nicht mehr beruehren.

Eine ewig lange Galerie schliesst sich an die naechste an, und aus dem umliegenden Wald kommt ein unfassbar lauter Zirplaerm (Zirp-Laerm, nicht Zier-(Ge)Plaerr): Zikaden. Man ist versucht, es "ohrenbetaeubend" zu nennen.

Dann geht es eine Stufe naeher zu Gott, in diesem Fall also Vishnu. Die zentrale "Pyramide" (nicht im geometrischen Sinn) ist wegen Renovierung geschlossen, was vielleicht gar nicht sooo schade ist, in Anbetracht der extrem steilen Treppen. Es gibt eine Holztreppe, die gegenueber der Steintreppe bestimmt 2-3 m weiter hervorkommt, aber immer noch ziemlich steil ist … Davor gibt es noch zwei so genannte Bibliotheken und eine "Galerie der 1000 Buddhas", von denen aber nur noch wenige uebrig sind.

Dann haben wir uns ueber die Terrasse des Koenigs, die sich direkt vor dem Tempel am Ende des langen steinernen Wegs befindet, wieder zurueck zum Eingang begeben - da war es auch schon mindestens 13:30 Uhr. Sam fuehrt uns in ein "Huettenrestaurant" unweit vom Eingang, wo es einfache Kost gibt und Plastikmobiliar und abwaschbare Tischdecken. Nix Kulinarisches, aber o.k. - von der Nummer mit dem Mineralwasser mal abgesehen. Wir bekommen eine grosse Flasche wie bestellt, ich meine, dass sie nicht originalverschlossen ist, Burkhard ist davon nicht ganz ueberzeugt - aber dann ist Kokosmilch drin, diese klare Fluessigkeit. Wir bekommen natuerlich eine neue, originalverschlossene Flasche, aber mein Vertrauen in die hiesige Lebensmittelsicherheit ist bereits nachhaltig erschuettert.

Nach dem Essen muessen wir erst einmal das aufsuchen, was die Amerikaner Ausruhraum nennen - die Tueren dazu oeffnen sich (nicht technisch gemeint) auch mit dem Tempelausweis.

Danach besichtigen wir einen der Tempel, die vom Dschungel "in Schach" gehalten werden: Ta Prohm, Vorfahre (ta) von Brahma (prohm). Am Rande des sandigen Waldwegs, der von der aeusseren zur inneren Mauer fuehrt, hat sich eine Gruppe kriegsinvalider Musikanten platziert, die gegen den Zikadenlaerm anspielt. Anders als in Angkor Wat ist in Ta Prohm vieles zusammengefallen, und das Tempelareal ist nicht freigeschnitten, sondern liegt mitten im Wald. Und der Wald hat sich seinen Weg hineingebahnt: einige riesige Baeume konnten keinen besseren Platz zum Wachsen finden als auf Tempelmauern, die sie mit riesigen Wurzeln umklammert halten. Sieht aus wie in einem Fantasy-Film mit Baumwesen … Auch sonst ist die Stimmung hier ganz anders als in Angkor Wat, aber hier wie dort sind Spinnen die heimlichen Herrscher. Hier gibt es viele, die ein mindestens zwei Handteller grosses Gelaende mit einem mehrschichtigen Gewebe ueberspinnen und darin ein kreisrundes Loch, offenbar Eingang zur dahinterliegenden Wohnhoehle, besonders sorgfaeltig ausarbeiten. Sie sind ein bisschen gestreift, wie ich herausgefunden habe, und etwas hasenfuessig.

Sowohl in Angkor Wat wie in Ta Prohm gibt es viele in Stein gemeisselte Abbildungen von Apsaras, himmlischen Taenzerinnen. Deshalb laesst Sam uns am Abend mit einem "Tuk Tuk" zu einem "Theaterrestaurant" bringen. Ein Tuk Tuk ist ein offener zweiraedriger Anhaenger fuer zwei bis drei Personen, der von einem Moped gezogen wird. In diesem Restaurant gibt es ein Buffet (o.k., aber nicht gerade der Wahnsinn) und eine Buehne, auf der junge Leute in bunten traditionellen Kostuemen ebenso traditionelle Taenze vorfuehren, darunter auch solche, die zu sehen frueher dem Koenig vorbehalten waren. Aber hier sind ja heutzutage die Touris Koenig, dann wird das so wohl richtig sein. Alles in allem zahlen wir gut 30 US$. Wir werden vom selben Tuk Tuk zum Hotel zurueck befoerdert, mit dem wir gekommen sind - der Fahrer bekommt dafuer 4$. Der Dollar scheint hier Hauptzahlungsmittel zu sein, man bekommt nur die Betraege < 1$ in der Landeswaehrung namens Riel. Das sind dann auch Scheine mit grossen Zahlen drauf - Muenzen scheinen virtuell unbekannt zu sein.

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