Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


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Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Freitag, 28. Dezember 2007

Dienstag, 25. Dezember 2007: Kbal Spean und Banteay Srei

Heute morgen haben wir eine etwas laengere Fahrt vor uns. Unser Ziel heisst Kbal Spean ("Hauptbruecke") und liegt etwa 33 km von Siem Reap entfernt - das sind im Auto ungefaehr 1:20 h. Mehr geben die Strassen hier nicht her, denn an unserem dunkelgruenen Toyota Camry kann es nicht liegen. Wir kommen dann am Fuss einer kleinen Erhebung an und muessen jetzt ein bisschen "huegelsteigen". Hierfuer nehmen wir mal das geteilte Paar Walking-Stoecke mit und finden, dass das eine echte Hilfe ist. Zum Glueck ist das groesste Stueck des Wegs gnaedig beschattet, ich glaube, sonst waere ich da nicht heraufgekommen. Die Sonne brennt hier in der trocken-kalten Jahreszeit ganz schoen heftig bei gut 30 Grad Celsius. Wie mag es wohl in der trocken-heissen Jahreszeit sein?? Von den beiden feuchten Jahreszeiten (heiss/kalt) rede ich ja gar nicht erst.

Irgendwann kommen wir an einem Fluss mit heiligem Wasser an. Und warum ist das heilig? Weil es hier oben ueber lauter Lingam (ist das so korrekt dekliniert? Wer weiss das schon …) fliesst, angeblich mehr als 1000. Die sind hier in verschiedenen Groessen und Formen aus dem Felsflussbett gemeisselt, zusammen mit Goettern samt ihren Reittieren. Zum Teil sind das nur grosse flache runde Objekte, eins von ihnen mit sicher mehr als einem Meter Durchmesser und einem Loch in der Mitte. Ich weiss nun nicht genau, ob und wo hier eine Hauptbruecke ist, aber das ist auch egal. Wir gehen zuerst noch ein Stueck bachabwaerts - hier gibt es noch weitere in (mehrere Kubikmeter grosse) Fluss"kiesel" geschnitzte Goetterbilder, darunter auch einen Vishnu (?) ganz unter Wasser, knapp oberhalb eines vielleicht 4-5 m hohen oder besser tiefen Wasserfalls. An dieser natuerlichen Dusche spielen Kinder, Erwachsene und Schmetterlinge. Ja, diverse Erwachsene duschen hier wirklich (natuerlich bekleidet), waehrend die Kinder mehr planschen. Alles Touris, versteht sich, Einheimische sind weit und breit nicht zu sehen (von den offiziellen Tour Guides mit Aufnaeher des Ministeriums fuer Tourismus auf dem hell-ockerfarbenen Uniformhemdsaermel mal abgesehen). Burkhard geht mal wieder auf Schmetterlings-Fotosafari, was in Anbetracht der vielen herumlaufenden Leute natuerlich unter keinem guten Stern steht. Dabei sind die kleinen Maedels ja ganz suess, wenn sie durch die Ansammlung zitronengelber Schmetterlinge laufen und diese ihnen aufgeschreckt um die Beine flattern. Burkhard hat es aber noch mehr auf die groesseren braunen und weiss-orangefarbenen Flattertiere abgesehen oder auf den einen schwarz-gruenen "malaysischen Nationalfalter", der hier auch ploetzlich auftaucht. Aber die denken alle nicht daran, sich fotografieren zu lassen, statt dessen landet einer auf Burkhards Hintern und bleibt da ziemlich lange sitzen: schlau gewaehlter Platz!

Danach machen wir uns an den Abstieg, bei dem die Stoecke auch wieder recht hilfreich sind. Jaja, wahrscheinlich werde ich alt, andererseits hatten wir uns das vom Regenwaldfuehrer im malaysischen FRIM abgeguckt … und der war noch gar nicht sooo alt.

Unten angekommen, ist schon Zeit zum Mittagessen, heute essen wir gebratenen Ingwer mit Huehnchen, dazu den unvermeidlichen gedaempften Reis. Ganz lecker.

Danach fahren wir ein Stueck zurueck zur Zitadelle der Frauen, so die woertliche Uebersetzung von Banteay Srei. Das ist auch einer von den Tempeln im Wald. Dieser ist relativ klein und besonders fein. Der hier verwandte Sandstein ist rosafarben, offenbar besonders solide und sehr tief und fein ziseliert ausgearbeitet. Inmitten von reichlich Dekor (die hatten wohl auch horror vacui) kann man Szenen aus der hinduistischen Mythologie betrachten. Das Farbspiel von rotem Stein mit gruenlichen und grauen Flechten im Licht-und-Schatten-Fleckenmuster, das Blaetterwerk und Sonne immer wieder neu variieren, hat seinen ganz besonderen Reiz.

Wie ich schon erwaehnte, ist die Strasse nicht gerade gut, zum Teil einfach ein langer staubiger Streifen, der die Pflanzen an seinem Rand vermutlich ins Verderben reisst - jedenfalls sind sie voellig mit dem roetlichen Staub bedeckt, so dass sie wohl ersticken, wenn nicht sehr bald ein gnaediger Regen ihre Blaetter wieder frei waescht oder spuelt. Das Toilettenhaeuschen liegt hier in einem Lotusteich, in dem nicht nur Libellen spielen, sondern auch Wasserbueffel Essbares suchen. Neben Kuehen sind sie hier recht weit verbreitet. Allerdings verstehe ich nicht genau wieso - sind doch die "normalen" Rindviecher ganzjaehrig einsetzbar, die Wasserbueffel aber nur in den feuchten Jahreszeiten. Und dass man hier in nennenswertem Umfang Mozzarella produzieren wuerde, ist mir nicht bekannt.

Auf dem Rueckweg halten wir noch an der Strasse neben einer grossen dampfenden Metallschuessel an, um in die Geheimnisse der Palmzuckerzubereitung eingeweiht zu werden. Die entsprechenden Palmen sind zweihaeusig, von den weiblichen Pflanzen kann man weiche Nuesse ernten, die man einfach pur essen kann. Die maennlichen Pflanzen haben etwa 30-40 cm lange, vielleicht 3-5 cm dicke Bluetenstaende. Die werden (an der Pflanze) zwischen den zwei Haelften einer Art laenglicher hoelzerner Quetsche weichgewalkt und dann in ein Bambusrohr mit Wasser gesteckt (immer noch an der Pflanze). Die kleinen Bluetenteile fallen ab, und nach drei Tagen steigt wieder jemand auf den Baum, um das Wasser abzugiessen und den Bluetenstand anzuschneiden. Dann tropft wiederum tagelang suesser Saft in das besagte Bambusrohr - Palmsirup. Den braucht man dann nur noch lange genug zu kochen, fertig ist der Palmzucker!

Dann halten wir noch am Tempel Pre Rup. Burkhard hatte ihn schon am Morgen fotografiert, als das Licht besonders schoen dafuer war. Jetzt kommt die Sonne natuerlich schon aus dem Westen, was bei den meisten Tempeln die Seite ist, die der Schokoladenseite gegenueber liegt. Der Pre Rup hat bei mir keinen speziellen Eindruck hinterlassen - es ist so ein Pyramidentempel mit einer ganzen Reihe von Tuermchen. Allerdings scheint die Sonnenuntergangssekte, die wir schon vom Phnom Bakheng kennen, mit dem Pre Rup einen zweiten Stuetzpunkt gefunden zu haben. Dieser hier ist etwas besser zugaenglich: man kann mit dem Auto oder -bus vorfahren und die Stufen sind zwar auch steil, aber nicht ganz so steil und schmal wie auf dem Phnom Bakheng. Um so verwunderlicher, wie schnell eine ganze Busladung ziemlich betagter Japaner oder Koreaner den Tempelberg "entert". Gar nicht gut zu Fuss und mit dem Stock unterwegs, aber in Nullkommanix oben! Bewundernswert.

Dann geht's zurueck zum Hotel, wo wir uns ueber die vom Management anlaesslich des Weihnachtsfestes spendierte Obstschale hermachen. Apfel, Birne, Mandarine, Orange, zwei Rambutans, Mango, Ananas und Granatapfel - nicht uebel. Danach eine Scheibe von unserem mitgebrachten Christstollen, und das Weihnachtsdinner ist perfekt. Den Kaffee nehmen wir in der Hotelbar, und dann ist schon Schlafenszeit.

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