Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


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Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Sonntag, 7. Oktober 2007

Freitag, 14. September 2007: Ein ehrlicher Taxifahrer in KL!

Wie schade, unser letzter Urlaubstag ist angebrochen ... aber ein ganz kleines bisschen freue ich mich ja auch auf zu Hause. Aber einen ganzen vollen Tag haben wir erst noch, fliegen wir doch erst heute oder genauer morgen Nacht mit dem letzten Flug nach Shanghai, der um 1:40 Uhr starten wird. Da koennen wir uns ganz in Ruhe um 22 Uhr zum Flughafen bringen lassen und haben dann dicke Zeit. Da der Abend also lang wird, lassen wir es morgens ruhig angehen. Im Nipah Coffeeshop fruehstuecken wir diesmal ohne Begleitung sonnenbebrillter Haremsherren.

Da wir heute "fuehrerlos" unterwegs sind und ein bisschen abenteuerlustig, nehmen wir nicht einfach ein teksi (einfach so aussprechen, wie's da steht, dann weiss man, was das ist) sondern fahren monorel (dito). Wir wollen gern erst noch einmal zum Unabhaengigkeitsplatz und gucken, wie der jetzt ohne die ganzen Aufbauten aussieht. Aber dazu muss man umsteigen, und bei der Gelegenheit koennen wir feststellen, dass das innerstaedtische Verkehrsnetz nicht so ganz aus einem Guss ist - fuer diese Fahrt brauchen wir zwei Tickets. Jeder, versteht sich. Und wenn man zu zweit faehrt, ist es fast genau so teuer wie ein Taxi, woraus man umgekehrt ableiten kann, dass die Taxipreise vielleicht nicht ganz gerecht (buoah, brech - wo bleibt denn da die Gerechtigkeit??) sind. Aber egal - wir landen an der Masjid Jamek, dieser huebschen kleinen alten Moschee am Zusammenfluss der zwei Fluesse unweit vom Merdeka Square, die wir schon besichtigt hatten. Aus der Bahnstation heraus hat man einen ganz netten Ueberblick von leicht erhoehter Warte.

Das Wetter ist nicht supertoll, aber ein paar Bilder vom Merdeka Dataran, also dem Independence Square, kann man schon machen. Ich will noch ein paar Postkarten schreiben (ist ja schliesslich langsam die letzte Gelegenheit ;-)) ) und denke, ich koennte im kleinen Geschichtsmuseum am Ende des Platzes welche kaufen - das kann man doch wohl in jedem ordentlichen Museum. Aber erstens sagt mir der Waechter, dass es keine Postkarten gibt, und zweitens darf ich das Gebaeude gar nicht betreten, weil ich ja meine Wasserflasche dabei habe. Na dann ... gehen wir halt zum Central Market, dieser Jugendstil-Markthalle, die heute zahlreichen Souvenir- und Kunsthandwerkslaeden und einigen Restaurants und Imbissen eine Heimat bietet. Da gibt's natuerlich Postkarten, so dass ich einige erwerbe. Ich denke, es ist eine gute Idee, einen schoenen Kaffee zu trinken und dabei schnell mal eben die Karten zu schreiben. Also gehen wir in ein Etablissement namens Old Town White Coffee und bestellen einen solchen. Da sagt uns die Bedienung doch wirklich, der Kaffee sei aus, wir koennten aber statt dessen einen Apfelsaft haben. Was denken die denn wohl?? Leicht empoert und mit Bedauern verlasse ich das Lokal. Leider laesst sich in der naeheren Umgebung kein weiteres Café ausfindig machen, so dass wir uns doch tatsaechlich ein Getraenk bei McDoof kaufen muessen. Nae, nae ...

Dann geht's zur Post, die Karten auf den Weg bringen. Von dort finden wir irgendwie einen Weg zur Nationalmoschee mit dem Faltschirmdach, und damit sind wir ja schon fast in den Lake Gardens. Wir muessen uns nur den Huegel hocharbeiten. Waehrend wir gerade oberhalb des Vogelparks sind, der aussieht, als ob eine riesige Spinne hier ihren Vorrat eingesponnen hat (den Eindruck machen die Netze der Volieren), und unterhalb eines Miniatur-Stonehenge (keine Ahnung, was das soll), beginnt es nicht zu regnen, sondern zu schuetten. Igitt! Burkhard packt ein Regencape aus, ich beschliesse, dass mir der Schirm reicht, wenn wir nicht gehen. Es haelt auch gar nicht furchtbar lange an, so dass wir kurz darauf weiter gehen koennen zum Eingang des Vogelparks. Aber hineinzugehen, dazu fehlt uns irgendwie der Elan - sind ja bloss dumme Voegel. Meinetwegen auch schlaue, aber es bleiben Voegel. Ein Schweinepark waere ja was anderes gewesen, aber so ... kaufen wir uns bloss ein Eis am Stiel und essen es schnell auf: Eis am Stiel hat in tropischen Laendern gewisse Tuecken. Eigentlich ist das ja sowieso der Wahnsinn, in diesem Klima draussen an den Verkaufsstaenden einfach solche Tiefkuehltruhen aufzustellen ... die muessen doch Strom fressen ohne Ende.

Statt dessen ueberqueren wir einfach die Strasse und befinden uns am Eingang zu den Orchideen- und Hibiskusgaerten, die man wochentags kostenlos betreten darf. Ein ganz schoener Garten mit Aussicht ueber die Stadt und auf die Tuerme ist das. Schade nur, dass der Himmel so grauweiss ist. Wir stellen auch fest, dass wirklich ein bisschen die Luft raus ist ... und dass der Garten noch schoener waere, wenn es darin ein Parkbank gaebe, denn auf einer steinernen Beeteinfassung zu sitzen ist einfach ein bisschen unbequem.

Nachdem wir genug Blumen gesehen haben, suchen wir einen Ausweg - aeh, -gang - durch den Hibiskusgarten. Sicher erwaehnte ich schon mal, dass der Hibiskus die Nationalblume Malaysias ist. Auf einer Tafel kann man dort nachlesen, dass nach seiner Unabhaengigkeit Malaysia auch das Beduerfnis nach einer Nationalblume verspuert hat - komisch, fuer Deutsche ist dergleichen offenbar fremd. Die Regierung hat dann Vorschlaege aus den Provinzen eingesammelt und hatte am Ende eine Vorschlagsliste mit 7 Elementen. Die Westkuestler gaben einer Blume, die Ostkuestler einer anderen den Vorzug - weshalb die Zentralregierung in einer weisen Entscheidung keine von beiden ausgewaehlt hat, sondern eben den Hibiskus, auch wenn Jamaica, Hawaii u.a.m. schon dieselbe Idee vorher hatten.

Wir finden schliesslich einen Ausgang aus dem jetzt am Spaetnachmittag ziemlich menschenleeren Garten, in dem nur noch ein paar Affen ihr (Un)Wesen treiben, und ueberlegen uns, nochmal zu den Petronas Towers zu fahren, um dort auch irgendwo etwas zu Abend zu essen. Wunderbarerweise kommt auch auf der fast genau so leeren Strasse ein Taxi des Wegs, das auch bereit ist, uns mitzunehmen. Der Taxifahrer traegt so ein muslimisches Kaeppi und schaltet, o Wunder, gleich das Taxameter ein. Das ist uns ja noch nie vorgekommen hier! Als wir das mal mit Mr Badrul diskutiert hatten, wusste er von der hiesigen Debatte zwischen Taxifahrern und Regierung zu berichten. Die Taxifahrer wollen, dass die Taxipreise angehoben werden (s.o. - es ist hier wirklich ziemlich verdaechtig billig), wozu sich die Regierung erst durchringen will, wenn die Taxifahrer ehrlich werden. Dabei kann man verstehen, dass es sich bei den Preisen und den Kosten fuer ein Taxi unter Umstaenden einfach nicht lohnt, Fahrgaeste durch den Feierabendverkehr 2 oder 3 km zu fahren, wenn das mindestens eine halbe Stunde dauert ... So lange dauert es auch wirklich, bis wir an den Petronas Towers ankommen, und viel mehr als 3 km sind das bestimmt nicht. Das kostet dann - ich weiss es schon gar nicht mehr, jedenfalls definitiv unter 20 Ringgit. Da wir noch relativ viel Bargeld haben, geben wir ihm 50 und lassen uns nichts zurueckgeben, als Anerkennung fuer die Ehrlichkeit. Da hat er sich auch ehrlich gefreut! Es sei ihm von Herzen gegoennt!

Wir spazieren ein bisschen durch den KLCC-Park hinter den Tuermen. Hier sind also die ganzen Leute! Man haengt herum, guckt den Wasserspielen zu, fotografiert sich und andere mit den Zwillingstuermen und wartet darauf, dass es Zeit zum Fastenbrechen wird. Wir tun dasselbe und suchen dann ein schoenes Restaurant in der schicken Shopping Mall, wo wir uns fuer ein sundanesisches (watt nich' alle jibt!) entscheiden. Wir essen Fisch - der frittierte "tanzende" Fisch ist wirklich spektakulaer. Da werden die Filets zu beiden Seiten von der Mittelgraete geloest, aber der Kopf bleibt dran. Das ganze wird in einen leichten Teig getunkt und dann frittiert, wobei sich die Filets so ein bisschen aufrollen. Der ganze goldbraune Fisch wird dann auf einer Platte angerichtet, wobei er i.W. auf der Unterseite des Kopfes steht, und so aufgetragen - diese "Darreichungsform" ist schon was Besonderes. Er scheint wirklich zu tanzen. Schmecken tut's wie gebackener Fisch, dazu gibt es eine leckere Sauce und Reis - nicht uebel. Ich gehe dann noch zum Dessertbuffet, das es anlaesslich des Ramadhan gibt. Ich probiere nur von einigen Desserts und immer nur einen Happen, aber hinterher bin ich trotzdem pappsatt ... aber noch fit genug, um in ein Buchgeschaeft zu gehen. Anders als in China kann ich hier die meisten Werke lesen - oder ich habe den grossen Bereich mit den malaysischen Werken gar nicht erst gefunden. Ich kaufe zwei Buecher aus der Abteilung Chinesische Geschichte, und dann ist es so langsam Zeit, zum Hotel Equatorial zurueckzugehen.

Wir holen unser Gepaeck aus der Aufbewahrung, und Mr Badrul, seine letzte Tat fuer uns, faehrt uns zum Flughafen. Oder seine vorletzte: er muss ja noch bei seinem naechsten Besuch bei den Orang Asli unsere Fotos ueberreichen, an denen er uebrigens auch Gefallen gefunden hatte. Ich denke, da koennen wir uns auf ihn verlassen.

Der Flug ist ziemlich leer, und der Service irgendwie bloed. Nach dem Start wird ein Essen serviert (als ob irgendwer mitten in der Nacht essen wollte), aber vor der Landung um 7 Uhr morgens gibt es dafuer kein Fruehstueck. Also krieg' ich gar nichts zu essen, was andererseits nicht weiter schlimm ist, weil ich ja ein reichliches Abendessen hatte - Fruehstueck hilft halt nur beim Frischwerden. Ich hatte ja ein bisschen geschlafen, dank meines neuen mp3-Players von der ruhigen Stimme des Sprechers eingeschlaefert, der mich zum Entspannungstraining nach Jacobson anleiten will, aber dem das nie gelingt, weil ich immer dabei einschlafe ... Nicht dass es so richtig bequem waere, aber es ging wirklich einigermassen.

Jedenfalls landen wir puenktlich, Ding Shifu ist auch da, um uns abzuholen, und ich bringe dann schon mal die Sachen hoch, waehrend Burkhard noch kurz zum Lotus faehrt, um ein bisschen was fuers Fruehstueck und die naechsten Tage einzukaufen. Schon gegen 9 Uhr koennen wir dann unser Fruehstueck nach eigenem Gusto zu uns nehmen, das ist ja auch schoen - vielleicht sogar schoener als ein zweifelhaftes Airline Economy Class Breakfast. Danach haben wir uns noch ein bisschen hingelegt ... und ab Mittag geht dann das Leben wieder seinen gewohnten Gang im home mode, dem Zuhause-Modus.

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