Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


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Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Samstag, 27. Oktober 2007

Die Schweine tanzen im Ueberseehotel Chachacha

Letzte Woche hatte ich ja schon mal ueber Parallelwelten philosophiert. Nun, dieses Phaenomen gehoert wohl in die Grossstadt. Am Tausend-Inseln-See jedenfalls heissen die Hotels auf Englisch zum Beispiel Qiandao Lake Haiwaihai Hotel, und auf Chinesisch Qiandao Hu Haiwaihai Dajiudian - man hat sich einfach entschieden, die Schluesselwoerter Hu = See und Dajiudian = Hotel zu uebersetzen und den Rest unuebersetzt zu lassen. Im Zweifelsfall scheint das recht weise, sind doch so die Chancen, dass ein Taxifahrer versteht, welches Ziel man hat, deutlich groesser.

In besagtem Hotel gibt man sich auch viel Muehe, die nicht parallele, sondern einfach nur fremde Welt (aus Uebersee vermutlich, das ist naemlich die Bedeutung von haiwai) freundlich willkommen zu heissen. Zum Beispiel mit dem Angebot einer Minibar. Die ist allerdings fest verschlossen - aber es gibt einen Hinweis, wie man trotzdem an den Inhalt kommen kann. "Dear Guest: If you need use the Mini-bar. please contact Housekeeping. Thanks!" (sic) Zwar glaube ich nicht, dass man auf diese Weise gute Geschaefte mit der Minibar machen kann - aber sie ist immerhin da. Es gibt auch kleine Tueten, die mit den raetselhaften Zeichen HOGNCHA beschriftet sind. Nein, das heisst nicht Hog'n'Cha und hat nichts mit Rock'n'Roll oder Chachacha tanzenden Schweinen (engl. hog) zu tun, sondern ist die leicht missratene Uebersetzung von 红茶, hong cha = rotem Tee, wie der schwarze hierzulande heisst. Und im Bad heisst die Aufforderung "Be careful slip & fall". Hab' ich mich aber nicht dran gehalten ... Aber ist doch suess, wie man sich Muehe gibt!

Bei den Betten musste ich mich allerdings an eine alte Reklame fuer Teppichboden erinnern. "Alles andere ist die Haerte!", hiess es darin. Normalerweise gibt so ein Bett ja ein wenig nach, wenn man sich draufsetzt - dieses nicht. Man weiss dann gar nicht, wo man Schulter, Arme und was man sonst so hat hinlegen soll! Ich war am naechsten Tag beruhigt, dass mindestens die anderen Langnasen sich auch darueber beklagten ... ich werde also nicht nur allein alt.

Auch bemerkenswert: die Vorstellungen von Langnasenfruehstueck. Ich musste feststellen, dass der Tee kaelter war als der Orangensaft, was nur zur Haelfte daran lag, dass die Warmhalteplatte unter dem Tee nicht eingeschaltet war. Den anderen halben Beitrag lieferte die Tatsache, dass das orangefarbene Getraenk, das im besten Fall ein Fruchtsaftgetraenk (also Wasser mit Zucker und einem kleinen Anteil Fruchtsaft) war, hoechstwahrscheinlich aber Wasser mit Zucker und einem Cocktail aus Farb- und Aromastoffen, aufgewaermt war. Brrr! Uebrigens stand vor dem "Saft"spender noch ein Schuesselchen mit Zucker, als ob die Bruehe nicht schon suess genug gewesen waere. Wir haben vermutet, dass das der Zucker war, der im kalten Zustand nicht mehr loeslich war ... nach der Erwaermung waere er sicher noch hineingegangen ... ;-))

Interessant auch das, was Kaffee darstellen sollte. Da war vermutlich schon ein bisschen Milch drin, jedenfalls brodelte eine milchig-graubraune Fluessigkeit auf einer offenbar viel zu heissen Warmhalteplatte froehlich vor sich hin. Da war mir ja doch der kalte Tee lieber ... Der Toaster mit vier Brotschlitzen hatte nur noch eine funktionierende Heizwand - aber insgesamt war man hier ohnehin deutlich besser bedient, wenn man allerhand Chinesisches zum Fruehstueck ass.

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