Herrje, der Freitagabendverkehr! Um sechs Uhr losgefahren und erst um zehn vor sieben da! (Nanjing Xilu, also nicht wirklich am Ende der Welt!) Das Etablissement nennt sich auf Englisch Time Restaurant, der Eingang ist so ein bisschen "hinterhofmaessig" mit einem leicht abgewrackten Aufzug ins zweite Obergeschoss (also 3rd floor), aber dann kommt der Zeitpunkt der Zeitreise: die Aufzugtuer geht auf, und (vermutlich traditionell) chinesische Prachtraeume tun sich auf. Wie ueblich ist das Restaurant sehr gross, und es hat viele Separees. Ein klassischer Empfangsraum mit Ming-Moebeln ist auch hergerichtet, der vielleicht bei Hochzeiten benutzt wird. Die Bediensteten haben traditionelle chinesische Kostueme an, incl. malerischer Kopfbedeckungen. Darunter lugen allerdings Jeans und Turnschuhe hervor. Und schon mal ein Monstrum von Armbanduhr. Und dann gibt es ja auch das obligatorische Mobtel am Ohr.
Fuer die Spiele gibt es eine Buehne, die allerdings so hoch ist, dass die etwas groesseren schon aufpassen muessen, nicht oben anzuecken. Die obligatorische Rede ist kurz und wegen der Mikrofoneinstellung "von MachHal" voellig unverstaendlich. Ausserdem stehen die Vorspeisen auf dem Tisch, und alle sind hungrig. Besonders erwaehnenswerte Speisen waren vielleicht das duenn aufgeschnittene Meeresschneckenfleisch (irgendwie nicht unangenehm, festes weisses Fleisch, aber ziemlich geschmacklos, will sagen: ohne Geschmack), die scharfe Suppe mit Fisch (lecker!), das Froschgericht (offenbar kein Prinz dabei), koestlich eingelegte Zucchini aus einem Glas, das nach Chemielabor aussah - ansonsten lauter normale Sachen von na ja bis ziemlich lecker. Die flachen "Blechstaebchen" sind etwas schwierig zu handhaben, aber irgendwie geht es doch. Am Nachbartisch gibt es ein kleines Feuer, als der Miniofen unter dem Wok umfaellt, aber das wird umgehend geloescht. Nix passiert.
Dann kommen die lustigen Spiele. Ich habe nicht alle verstanden, aber alle hatten viel Spass. Da war ein Stille-Post-Spiel mit einem Expat am Ende der Kette, dann das Spiel, bei dem man mit guter Artikulation von p- und t-Lauten Tischtennisbaelle (pingpangqiu!) von Flaschenhaelsen "heruntersprechen" musste (sehr lustig!!), und ein Wettbewerb, welcher von drei Herren die schoenste Liebeserklaerung machen koennte. Wir Expats hatten die Ehre, uns auch in traditionelle Seidengewaender aus Polyester samt Hut werfen zu duerfen. Und wir wurden alle mit unseren chinesischen Namen aufgerufen. Peter hatte eine Geschichte vorbereitet, die er dann verlas, und immer wenn eine/r von uns genannt wurde, musste er oder sie aufstehen und einmal um die Stuhlgruppe auf der Buehne laufen. Am meisten mussten natuerlich der Emperor und seine Empress laufen, am allermeisten aber der Naughty Prince. Zur allgemeinen grossen Erheiterung! Der Vizegeneral und ich als edle Hofdame hatten zum Glueck nur Nebenrollen - nur zweimal laufen. Als Belohnung gab es ein Glas mit einer Substanz, die Tee genannt wird, aber ein bisschen wie relativ duennfluessige Marmelade aussieht. Hatte ich schon oefters im Supermarkt gesehen …. Ich habe mich hinterher bei Yanyi erkundigt - offenbar muss man das irgendwie mit Wasser aufgiessen und hat dann ein - Getraenk. (Ach nee!) Studium des Woerterbuchs hat ergeben, dass es sich um Pampelmusengetraenk handeln wird. Aha!
Die anderen Spiele habe ich schon wieder vergessen. Am Ende gab es dann noch die Verlosung. Ich wurde sogar auch gezogen. Man musste dann noch um den Hauptpreis kaempfen, und zwar Armdruecken mit Holger - da hat man - und erst recht frau! - ja keine Chance! Mit flexibler Regelauslegung brauchte ich am Ende gar nicht (und selbst wenn ich dran gekommen waere, haette ich sowieso verloren, ausserdem faende ich es ja bloed, einem Chinesen den Hauptpreis wegzuschnappen), und der Hauptpreis, ein ipod, ging in der Tat an eine Frau. Ich bekam, obwohl auch das beinahe im allgemeinen Gewusel untergegangen waere, dann einen "Bread Talk"-Gutschein im Wert von 100 RMB. Waer' ja auch nicht noetig gewesen - da kann ich vielleicht Yanyi mal einladen, deren Bemerkung das Nicht-Untergehen zu verdanken ist.
Fuer die anderen Spieleteilnehmer gab es natuerlich auch allerhand Preise - lustige Kurzzeitwecker, den erwaehnten "Tee", Glaeser mit Fischen, von denen ich allerdings nicht mitbekommen habe, ob sie echt oder falsch waren, und allerhand Stofftiere. Darunter auch so ein rotes Kissen mit Ruessel und Ohren und Schwaenzle, das man zu einem Schwein zusammenbinden kann. Total suess, wie der Gewinner damit den ganzen Abend herumgeknuddelt hat! Die Gewinnerin des Pluesch-E.T. war offensichtlich auch total von ihrem Preis angetan.
Als dann die Verlosung abgeschlossen war, war allgemeiner Aufbruch angesagt. In wenigen Minuten waren alle weg, ganz so wie damals auf der Company Party. Na klar: alles aufgegessen, nichts mehr zu gewinnen - was soll man dann da noch?
Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!
Wer weiterhin meine Bemerkungen über Gott und die Welt lesen möchte, klickt bitte hier:
Das neue Jahr des Schweins
Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.
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