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Das neue Jahr des Schweins
Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.
Mittwoch, 31. Oktober 2007
Voyage, voyage
Ende November geht es nochmal nach Osaka ("Wir haben japanische Wochen - alles, was auf der Karte ist" - in memoriam Evelyn Hamann), Anfang Dezember steht seit laengerem mal wieder Hong Kong auf dem Plan, und der naechste Urlaub ist auch schon in Vorbereitung: ab dem 22. Dezember fuer zwei Wochen nach Kambodscha - oder "kämbóudija", wie sich das auf Englisch anhoert. Ob es sich lohnt, die Koffer zwischendurch wegzuraeumen? Ich glaube kaum ...
Montag, 29. Oktober 2007
Buuunt sind scho-hon die Wääl-däär ...
Aber kaum dass er wieder da war, fing es an, sich zuzuziehen, so dass ich es waehrend meiner Kalligraphiestunde fuer noetig befand, das Licht anzumachen ... Als wir hinterher kurz ueber den Fluss gefahren sind, merkte man den Dreck deutlich - in der Nase und in den Augen. Ob das mit der mittlerweile etwas herbstlichen Wetterlage zu tun hat?
Die Temperaturen werden naemlich merklich frischer, heute etwa 14 - 18 °C, ohne Jacke geht es bald nicht mehr. Na gut, im Vergleich zu den Temperaturen in Deutschland (ich habe gelesen, in Bayern habe es schon ein ganzes Wochenende lang geschneit) ist das immer noch angenehm lau, aber nach dem langen warm-heissen Sommer faengt man doch etwas schneller an zu froesteln ... Dann ist also jetzt, passend zum Ende der mitteleuropaeischen Sommerzeit, qiu1tian1 (sprich etwa tschju-tjän), Herbst.
Uebrigens, um das noch eben zu Ende zu fuehren: ... gäälb die Sto-hoppälfääldäär ... Und wenn Stoppelfelder gelb sind, kann man sie ganz leicht abbrennen. Und so kommt auch das chinesische Zeichen fuer qiu zustande: 秋 = 禾 (Getreide) + 火 (Feuer) = Herbst.
Sonntag, 28. Oktober 2007
Jazzkonzert
Aber damit nicht genug. Am Abend waren wir auch erstmalig in der Konzerthalle des JinMao. Oder jedenfalls in einem Konzertraum dort - relativ klein, fuer vermutlich 150-250 Personen, schaetze ich. Mit leichter Jazzkeller-Atmosphaere (auch wenn an den Waenden Bilder der einschlaegigen E-Musiker [sprich eeh, nicht iih, denke "Gegenteil" von uhh] haengen). So sollte das ja auch wohl sein, es spielte naemlich eine Shanghaier Jazz-Band namens e-Groove auf.
Der erste Gedanke, als wir am Eingang ankamen: Hier sind wir falsch. Da hingen lauter junge Leute herum, einer schlabbriger angezogen als die andere - offenbar die typische Jazzkonzert-Klientel?! Aber bei genauerem Hinsehen fanden wir dann doch noch a) diverse Langnasen und b) gut angezogene Leute und c) aeltere Semester (sogar aeltere als wir) - so ganz falsch waren wir wohl doch nicht.
Einen Grossteil bestritt ein Quartett mit Piano/Keyboard, Saxophon, Bassgitarre und Schlagzeug. Vermutlich waere es noch amuesanter gewesen, wenn wir von den Zwischenansagen des etwas flippig aussehenden Schlagzeugers mehr als nur einige Wortfetzen verstanden haetten, aber was will man machen. Der Pianist und vor allem der Gitarrist sahen hingegen ziemlich brav aus - der Gitarrist gar verschnarcht, wuerde ich sagen. Aber sein Spiel unterschied sich wohltuend vom Aussehen! Zum Schluss kam noch ein Vokalartist dazu, oder wie soll man das nennen? Nicht alle Geraeusche, die er produzierte, fielen in die Kategorie Gesang ...
Nach etwa anderthalb Stunden war es vorbei - im Foyer wurden noch kostenlos Getraenke (Orangensaft, Cola, Rotwein) serviert, und wir haben uns lange Zeit gefragt, ob das jetzt die Pause oder das Ende sei. Es ist schon wirklich bloed, wenn man so wenig versteht ... Als aber doch die meisten gingen, hatte sich die Frage von selbst beantwortet. Ich haette ja gedacht, dass noch CDs feilgeboten wuerden, aber die Musiker hielten da draussen nicht einmal Maulaffen feil, na sowas! Insofern konnte ich mir auch kein Autogramm geben lassen. Was natuerlich nicht so schlimm ist, denn ich sammle ja keine.
Im Internet und anderswo kann man oder jedenfalls ich nicht viel ueber die Jungs finden. Was ich gefunden habe, ist, dass es die Gruppe schon seit mindestens 5 Jahren gibt. Und dass sie wohl regelmaessig im JinMao auftreten. Mir erschien das Ganze ziemlich angesagt - ein echtes Stueck aktueller Shanghaier Jazz-Szene. Einige Stuecke waren voll mein Geschmack (schade also, dass es keine CD gab), speziell der Teil mit "Vokalkunst" wurde mir dann allerdings ein bisschen zu rockig. That's the way - aha, aha - I like it?! Nein, nicht ganz. Aber man kann es ja nicht jedem/r recht machen.
Samstag, 27. Oktober 2007
Die Schweine tanzen im Ueberseehotel Chachacha
In besagtem Hotel gibt man sich auch viel Muehe, die nicht parallele, sondern einfach nur fremde Welt (aus Uebersee vermutlich, das ist naemlich die Bedeutung von haiwai) freundlich willkommen zu heissen. Zum Beispiel mit dem Angebot einer Minibar. Die ist allerdings fest verschlossen - aber es gibt einen Hinweis, wie man trotzdem an den Inhalt kommen kann. "Dear Guest: If you need use the Mini-bar. please contact Housekeeping. Thanks!" (sic) Zwar glaube ich nicht, dass man auf diese Weise gute Geschaefte mit der Minibar machen kann - aber sie ist immerhin da. Es gibt auch kleine Tueten, die mit den raetselhaften Zeichen HOGNCHA beschriftet sind. Nein, das heisst nicht Hog'n'Cha und hat nichts mit Rock'n'Roll oder Chachacha tanzenden Schweinen (engl. hog) zu tun, sondern ist die leicht missratene Uebersetzung von 红茶, hong cha = rotem Tee, wie der schwarze hierzulande heisst. Und im Bad heisst die Aufforderung "Be careful slip & fall". Hab' ich mich aber nicht dran gehalten ... Aber ist doch suess, wie man sich Muehe gibt!
Bei den Betten musste ich mich allerdings an eine alte Reklame fuer Teppichboden erinnern. "Alles andere ist die Haerte!", hiess es darin. Normalerweise gibt so ein Bett ja ein wenig nach, wenn man sich draufsetzt - dieses nicht. Man weiss dann gar nicht, wo man Schulter, Arme und was man sonst so hat hinlegen soll! Ich war am naechsten Tag beruhigt, dass mindestens die anderen Langnasen sich auch darueber beklagten ... ich werde also nicht nur allein alt.
Auch bemerkenswert: die Vorstellungen von Langnasenfruehstueck. Ich musste feststellen, dass der Tee kaelter war als der Orangensaft, was nur zur Haelfte daran lag, dass die Warmhalteplatte unter dem Tee nicht eingeschaltet war. Den anderen halben Beitrag lieferte die Tatsache, dass das orangefarbene Getraenk, das im besten Fall ein Fruchtsaftgetraenk (also Wasser mit Zucker und einem kleinen Anteil Fruchtsaft) war, hoechstwahrscheinlich aber Wasser mit Zucker und einem Cocktail aus Farb- und Aromastoffen, aufgewaermt war. Brrr! Uebrigens stand vor dem "Saft"spender noch ein Schuesselchen mit Zucker, als ob die Bruehe nicht schon suess genug gewesen waere. Wir haben vermutet, dass das der Zucker war, der im kalten Zustand nicht mehr loeslich war ... nach der Erwaermung waere er sicher noch hineingegangen ... ;-))
Interessant auch das, was Kaffee darstellen sollte. Da war vermutlich schon ein bisschen Milch drin, jedenfalls brodelte eine milchig-graubraune Fluessigkeit auf einer offenbar viel zu heissen Warmhalteplatte froehlich vor sich hin. Da war mir ja doch der kalte Tee lieber ... Der Toaster mit vier Brotschlitzen hatte nur noch eine funktionierende Heizwand - aber insgesamt war man hier ohnehin deutlich besser bedient, wenn man allerhand Chinesisches zum Fruehstueck ass.
Freitag, 26. Oktober 2007
Wenn eine eine Reise tut …
Als wir ankommen, tut mir die rechte Schulter weh, was vermutlich auf die Kombination von kalter Frischluft und schraegem Sitzen zwecks Aus-dem-Fenster-Gucken zurueckzufuehren ist. - Oh, danke fuer den Hinweis! Ich hatte ja versucht, das eisige Blasen abzustellen, aber man konnte nur zwischen ganz eisig und ein bisschen eisig waehlen, und das auch ohne praktisch spuerbaren Unterschied zwischen den beiden Einstellungen.
Gleich nach dem Einchecken wartet das grosse Abendessen im Seeblickrestaurant in der 9. Etage auf uns. Wer keinen Fisch mag, ist hier schlecht bedient - auch wenn es natuerlich ein bisschen Gemuese und einige Fleischgerichte gibt. Der Seefisch stellt hier eine lokale Spezialitaet dar, schmeckt auch nicht schlecht. Andererseits auch nicht soooo toll, dass ich extra dafuer herkommen muesste.
Auf dass es nicht zu lokal wuerde, hatte das Organisationsteam extra die beruehmten Shanghaier Krebse mitgebracht, die ja gerade Saison haben. So konnte ich endlich welche probieren. Welche im Plural, denn es gab gleich zwei fuer jede/n. Mein Tischnachbar liess mich wissen, dass ich die jetzt nicht nur essen, sondern auch geniessen kann, weil man sich das Fleisch ja ein bisschen muehsam erkaempfen muss …. Und ich war auch recht lange damit beschaeftigt. Nicht uebel - ich denke, die werde ich mir sogar bei naechster Gelegenheit freiwillig irgendwo bestellen.
Mittwoch, 24. Oktober 2007
Die Heimat des Dressings?!
Alternativ gibt es auch eine Kurzuebersicht ueber den Thousand Islands Lake auf den Seiten von Hangzhou, das nur 150 km entfernt liegt. Laut dieser Quelle koennen Besucher "in Zimmern mit Ausblick wohnen, natuerliches Wasser trinken, gesunden Fisch essen, Waldsauerstoff einatmen und nur 1 Yuan fuers Taxi bezahlen". Na, das ist doch ein gutes Programm!
Wie auch immer - ich fuerchte, dass ich keine Zeit dazu haben werde, alle Punkte dieses Programms "abzuarbeiten", denn wir machen natuerlich keine Lustreise, sondern eine Seminarveranstaltung zusammen mit der lokalen IT-Abteilung. Der Besichtigungsteil findet am Samstagvormittag statt: eine Bootstour mit Besuch von 3 Promille der Inseln. Wegen anderer Plaene fuer den kommenden Samstag muss ich aber schon am Freitagabend wieder abreisen, da muss Ding Shifu 'ran. Aber unsere Sekretaerin hat es so organisiert, dass er schon morgen hinfaehrt und ein paar "Quartiermacher" zeitig hinbefoerdert - so dass er mich und eine Kollegin, die auch frueher zurueck muss, dann frisch und ausgeruht am Freitag heimfahren kann.
Die groesste Sorge unserer Sekretaerin war heute, wie ich denn wohl an ein Abendessen kommen koennte, wenn wir doch schon um 18 Uhr abfahren wuerden. Mein Hinweis, dass ich es einfach ausfallen liesse, stiess auf Unverstaendnis. Ich glaube, diese Moeglichkeit ist in ihrem Spektrum an Handlungsoptionen einfach nicht vorhanden. Es hat mich einige Ueberredungskraft gekostet, bis sie diese Variante akzeptierte - und ich sage bewusst Ueberredung, denn ueberzeugt ist sie definitiv nicht. Ohne Abendessen, was soll das denn fuer ein Sch... sein! Die sind wirklich komisch, diese Langnasen ...
P.S. Nein, die Heimat des Dressings liegt wohl doch ganz woanders, siehe Wikipedia oder www.thousandislands.com.
Dienstag, 23. Oktober 2007
请帮我 - Bitte hilf mir zu ...
Nachdem ich irgendwann diese wunderbar hoeflich-daempfende Formulierung aktiv wahrgenommen hatte, habe ich festgestellt, dass sie auch Eingang in die englischsprachige Korrespondenz in der Firma (und vermutlich auch anderswo) gefunden hat. Da kann man dann zum Beispiel lesen "Please help to review the attached document." Ich hab's mir auch schon halb angewoehnt - klingt ja auch irgendwie so wunderbar solidarisch. Man ist zumindest im Geiste dabei, und geteilte Arbeit ist ja angeblich halbe Arbeit. (Oder trifft das nur fuer diejenigen zu, die Arbeit als ein Leid betrachten? Waere Arbeit Freude, muesste ja folgerichtig geteilte Arbeit doppelte Arbeit sein ... och noe ... kein gutes Konzept ...)
Die koelsche Kurzform fuer qing bang wo lautet uebrigens "donn dat!" - merklich weniger solidarisch, gell?
Montag, 22. Oktober 2007
Anatomie des Huhns
Jaja, Huehner (und Haehnchen) sind schon komisch, mit Hals und Brust und Fluegeln und Keulen und Fuessen ... Je nach landestypischer Sozialisation kann man das alles essen oder auch nur Teile davon. Ich habe gestern Huehnerfrikassee gemacht und mir bei der Gelegenheit nochmal so Dinge wie Fluegel und Fuesse naeher angesehen. Aber auch bei genauer Inspektion habe ich daran praktisch kein Fleisch gefunden. Nun, es mag Huehner geben, die etwas mehr Muskeln an den Fluegeln haben ... aber das, welches ich gestern kochte, war voellig unsportlich und hatte da nur zwei mickrige Fasern, das war alles. Gerade genug fuer den halben hohlen Zahn.
Ich moechte aber noch ausdruecklich zu Protokoll geben, dass das Huhn (das hier uebrigens, vielleicht erwaehnte ich es schon einmal, kuechenfertig gerupft, aber mit Kopf und Fuessen kommt) tatsaechlich Brueste hatte. Wenn ich irgendwo im Restaurant Huehnergerichte esse, habe ich ja immer den Eindruck, dass die servierten Voegel gar kein Brustfleisch aufweisen - daher der oben geaeusserte Verdacht.
Sonntag, 21. Oktober 2007
美食街 - meishi jie - gastronomische Strasse
* le palmier - das heisst auch Palme, aber eben auch Schweineoehrchen
Samstag, 20. Oktober 2007
1st Shanghai International Mineral & Fossil Show
Nach einer Stunde haben wir uns wieder getroffen, bis dahin hatte Burkhard alles durchgesehen - da sieht man schon, dass es nicht sehr gross war. Ich habe dann auch noch Mr. Lu kennengelernt, einen freundlichen aelteren Herrn, bei dem Burkhard schon einige Stuecke gekauft hatte. Von ihm hatte er auch die Info ueber die Mineralienboerse, und ich konnte wieder meinen Standardsatz fuer diese Faelle anwenden: Wo hen gaoxing renshi ni. Sehr erfreut, Sie kennenzulernen. Zwar hat Mr. Lu seinen Kollegen Burkhard als wo de pengyou, seinen Freund, vorgestellt, aber trotzdem war das Preisniveau hoch, habe ich mir sagen lassen. Auch wenn die besagte Vorstellung schon gleich zu einer Preisreduktion von 20% fuehrte. Trotzdem stehen jetzt 4 neue Stuecke bei uns herum: ein Zoisit, ein Faerberit, ein Pyromorphit und ein Bleiglanz. Na sowas!
Danach haben wir mitten in Shanghai libanesisch gegessen, gar nicht mal sooo schlecht - allerdings auch nicht sooo toll - libanesisch halt. Und als wir wieder zu Hause waren, habe ich Burkhard gefragt, was denn an der Boerse international gewesen sei. "Ich!", lautete prompt die Antwort. Vermutlich war er auch das Fossil ... ;-)) Aber nein, da gab es wirklich schoene Stuecke, zum Beispiel Shrimps - aber die mag ich lieber gebraten.
Freitag, 19. Oktober 2007
Chong Yang
Dafuer bin ich heute von meinem Hotelaufenthalt so ungefaehr 3-4 km von zu Hause entfernt zurueckgekehrt. Lustiges Gefuehl ... Wir hatten da eine Klausurveranstaltung im DongYi-Hotel, das in der englischen Variante Park View Hotel heisst, wobei man natuerlich nicht glauben soll, dass DongYi irgendetwas auch nur in der Richtung von Park View heisst. Aber dafuer hat man von dort aus einen Blick ueber eine gruene Flaeche, naemlich die Bereiche vor dem Century Park. Das Hotel befindet sich direkt neben dem Oriental Arts Center. Eins der Parallelweltenindizien.
Seit gestern Abend habe ich dafuer Schnupfen, obwohl ich gar nicht auf der Terrasse war. Skandal!
Dienstag, 16. Oktober 2007
Passangelegenheiten
Ab dem 1. November gibt es ja neue Reisepaesse incl. Fingerabdruck auf 'nem Chip - und was da sonst noch an Biometrischem dabei sein mag. Wuerde ich ja gerne oder jedenfalls freiwillig nehmen, wenn man mich nur liesse … aber auf der Webseite des Generalkonsulats steht zu lesen, dass "aufgrund weltweiter technischer Probleme an den deutschen Auslandsvertretungen" ab dem 1. November fuer "mehrere Monate" keine Passantraege zur Bearbeitung entgegengenommen werden. Und wenn man einen neuen wolle, solle man gefaelligst vor dem 23. Oktober kommen. Mein Pass laeuft zwar erst im September 2008 ab, aber da fast alle Laender bei der Einreise einen Pass verlangen, der noch mindestens 6 Monate gueltig ist, brauche ich ja spaetestens im Maerz einen neuen.
Also hatte ich mich am Samstag aufgemacht, ein biometrisches Passfoto anfertigen zu lassen. Die Hochzeitsfotografen winken empoert ab, wenn man sich nach Passfotos zu fragen erdreistet, die machen wirklich nur Hochzeitsfotos. Also muss man zu so einer Fotobude gehen. An der ersten wurde ich gebeten, mit um drei Ecken zu kommen, wo irgendwo auf dem Weg zur Toilette eine halbwegs ordentlich weiss getuenchte Wand ist. Da sollte ich mich aufstellen, und mit einer ganz mickrigen kleinen Digitalkamera machte dann eine kleine Chinesin ein Brustbild von mir, aus der Ferne, sozusagen - von der gegenueberliegenden Wand her, aber da ist der Kopf dann nur noch ganz klein auf dem Bild. Der wird natuerlich hinterher herangezoomt, aber wegen der tollen Kamera hatte ich ein bisschen Sorgen, dass die Bildqualitaet dann nicht mehr ausreicht. Also habe ich noch eine zweite Bude aufgesucht, im Next Age. Die war vergleichsweise professionell - in einer nur wenig schmuddeligen Ecke vor einer ebenfalls halbwegs ordentlich weiss getuenchten Wand standen sogar zwei Beleuchtungskoerper fuer indirektes Licht, und an der Seitenwand gab es gar einen Spiegel zur Gesichtskontrolle. Wow! Die Bilder waren wegen des grossen Andrangs dann nicht, wie versprochen, nach 20 Minuten fertig, sondern erst nach weiteren gut 10, und dann wurden sie erst noch von Hand (mit einer manuell zu bedienenden Fotoschneidemaschine - es war also keine kunsthandwerkliche Scherenschnittarbeit) auseinandergeschnitten. Na ja. Dann hoffe ich mal, dass die jetzt so durchgehen, wie sie sind. Wenigstens sind sie nicht teuer - 8 Stueck fuer 30 RMB. Wenigstens das ist kein Investment.
Ich warte jetzt seit ueber einer Stunde, bin aber hoffentlich innerhalb der naechsten 5 Minuten dran. --
Ich bin einfach zu deutsch. Auf dem Merkblatt zur Beantragung eines Passes steht, dass man eine Kopie der Fotoseite und des aktuellen Visums bzw. der Aufenthaltsgenehmigung beilegen muss, weshalb ich das auch getan hatte. Sagt der Konsularbeamte: "Oh, Sie haben ja schon die Kopien dabei!" Hrmpf.
Ueberhaupt hat es nur max. 2 Minuten gedauert, keine Ahnung, was die anderen Schlangensegmente vor mir so lange zu bereden hatten - sooo viele waren das gar nicht, und schliesslich hatten von denen auch eine ganze Reihe Passantraege in der Hand. 770 RMB kostet das Vergnuegen. Zahlen, Quittung hineinreichen, schnell weg. Im Flur steht das Fenster offen - ah, eine Sauerstofftherapie! Das ist einer der Momente, in denen mir selbst die Shanghaier Luft besonders frisch vorkommt.
Montag, 15. Oktober 2007
Bewerber im Wasserdorf
Leute einstellen ist hier wirklich eine ueberraschend schwierige Angelegenheit - das ist eine der Sachen, die mich nachhaltig wundern. Hier gibt's doch immer von allem viel, also muessten selbst bei ein ganz klein bisschen speziellen Anforderungen aufgrund der relativ grossen Grundgesamtheit, wie das schoene Wort heisst, immer noch genuegend Kandidat/inn/en verfuegbar sein. Aber ich suche ja nun schon monatelang, und bisher habe ich noch keine/n gefunden, der komplett zum Profil passt. Abstriche werde ich also auf alle Faelle machen muessen. --
Burkhard musste heute weniger Abstriche machen, er war mit unseren Gaesten in Zhujiajiao (hier ein Link zu einer leicht "gesalbten" Beschreibung). Der Besuch eines namentlich zur Zeit nicht identifizierten Wasserdorfes, der Teil des offiziellen Reiseprogramms war, hatte bei den beiden wegen einerseits zu wenig, andererseits zu viel Wasser keinen guten Eindruck hinterlassen. Zu wenig, weil es da wohl gar nicht so schoene Kanalsysteme gab, die Anlass gegeben haetten, dem Dorf das wohlfeile Etikett "Venedig des Ostens" aufzukleben, zu viel, weil der Besuch an dem Tag mit taifunbedingtem "Schuettregen" auf dem Programm stand. Auf Karl-Heinzens Bildern kann man teilweise die sprichwoertlichen Bindfaeden, teilweise den zentimeterhohen Wasserstand auf dem Boden sehen ...
Das war heute natuerlich viel besser, denn die Sonne schien, und zum Jubel des Fotografen waren im Yuan Jin Si, also dem buddhistischen Kloster, reichlich safranfarben gewandete Moenche unterwegs. Im Stadtgotttempel gab's dafuer unaufgefordert eine kleine schriftliche Lebensberatung, die auch mit Hilfe von Xiao Li nicht wirklich zu verstehen war - aber das war dem Ersteller sicher egal, er hat dafuer 200 RMB eingestrichen ... Hmm, schlaue Methode, um an Spendengelder zu kommen ... aber die Hoehe ist ganz schoen happig. (Komisches Wort eigentlich ...)
Sonntag, 14. Oktober 2007
Der Park des Jahrhunderts
Wieder einmal kostete es extra, weil den ganzen Oktober ueber Clown-Festival ist. Dafuer war es recht belebt, auf drei Buehnen gab es Clownerien (uebrigens von zwar oberflaechlich meist rundnasigen, aber in Wirklichkeit langnasigen Clowns - Clown sein scheint in der chinesischen Welt bisher nicht vorzukommen), und wir mussten am Tretautoverleih ein bisschen warten, bis wir dann mit einem der Elektroautos geschwind zu einer anderen Verleih-"Filiale" gefahren wurden, an der es noch wartende Gefaehrte gab. Es ist wirklich erschreckend, wie schnell die Elektroautos ueber die belebten Parkwege fahren - dass da nicht lauter Unfaelle passieren, finde ich schon erstaunlich.
Und dann ging's los, das Tretautofahren macht wirklich Spass. Man hat seine Parkbank immer dabei und muss nicht so ewig lang durch den grossen Park laufen, sondern kommt relativ zuegig von einer Station zur anderen. Eine interessante, aber mir leider nicht bekannte Zahl des Tages waere die Anzahl der heute im Jahrhundertpark gemachten Fotos. Bestimmt mehrere hunderttausend, oder? Ich ganz allein hatte ja schon ueber 100 ... jaja, die Bilderflut ... Es sind auch recht lustige dabei, beim Sichten heute Abend wurde jedenfalls reichlich gelacht.
Nachdem Karl-Heinz die Drachen, die die Luefte wieder zahlreich bevoelkerten, bewundert und fuer seine Enkel welche gekauft hatte, haben wir uns mit dem Taxi vom Platz vor dem Oriental Arts Center direkt zur Faehre bringen lassen. Mit der klimatisierten Edelfaehre sind wir in das schoenste Spaetnachmittagsgegenlicht hinein zum Bund gefahren, wo es heute wieder ganz tolle Ansichten von Pudong im schoensten Spaetnachmittagslicht gab. Hier sind im Verlauf des Tages bestimmt auch mindestens 100.000 Fotos gemacht worden ... wenn ich an den ganzen Speicherbedarf denke ... Wahnsinn! Zum Glueck muss das nicht alles zu Fotopapier gebracht werden.
Einmal Bund bis zum Ende, da ist die Sonne schon ganz weg, und die Skyline von Pudong beginnt, etwas trist und unspektakulaer auszusehen - jedenfalls wenn man den Vergleich hat. Immer noch wird aber mit allem, was dazu verwendet werden kann, weiterfotografiert, was das Zeug haelt. Mittlerweile wird es aber doch schon ein bisschen frisch. Wir gehen halb zurueck und benutzen den "Tourist Tunnel" mit den psychedelischen Lichteffekten, um wieder nach Pudong zurueckzukehren.
Abendessen gibt's heute in dem ziemlich riesigen Floating Sea Palace Restaurant zwischen dem Faehrhaus und dem Citigroup Tower. Das Essen ist "normale chinesische Kueche", laengst nicht so spektakulaer wie im Yé Shanghai, aber auch nicht schlecht. Das kleine Feuerwerk am Bund, das wir bemerken, als wir gerade gehen wollen, haben wir leider weitestgehend verpasst.
Zum kroenenden Abschluss des Tages waren meine Schwiegermutter und ich noch zur Fussmassage - ich habe wirklich keine Ahnung, warum die Maenner das nicht wollen. Sollte man viel oefter hingehen! Das ist naemlich wirklich wohltuend. Wenn nur die chinesische Konversation mit dem netten, freundlichen Masseur nicht so anstrengend waere ... ;-))
Samstag, 13. Oktober 2007
Besuch und die neue alte Aera
Und mit Akrobatik: wir waren gestern Abend mal wieder - fuer mich jetzt zum dritten Mal - in der Shanghai Circus World zur Show ERA (siehe auch Kaufrausch³). Der Anspruch der Vorstellung heisst ja miss it and you miss Shanghai, also verpass' es und du verpasst Shanghai, was ich zwar nicht voll unterschreiben wuerde, aber fuer den Fall, dass andere das anders sehen, moechten wir ja nicht riskieren, dass unsere Gaeste am Ende gar nicht dagewesen sind.
Dieses Bild ist eigentlich ein bisschen irrefuehrend, sieht es doch aus wie ein etwas futuristisches Spiegelei auf einem huebschen Servierteller mit Saeulchen - im richtigen Leben dominiert die zu einer Wabenhalbkugel erstarrte Zirkuskuppel. Der Vorteil des Erstarrens liegt in angenehm klimatisierten Raeumlichkeiten mit reichlich technischer Ausstattung samt keramischer Abteilung. Das Programm, das ich diesmal aus einem anderen Blickwinkel sehen kann, naemlich von vorn statt von der Seite, ist bis auf wenige Details - man feilt offenbar noch ein bisschen an den Effekten - identisch. Ich muss aber sagen, dass der andere Sitzplatz durchaus nochmal andere Ein- oder Anblicke bietet, ich bin selbst davon ueberrascht. Ich kann mich jetzt auch qualifiziert damit troesten, dass einige Nummern von vorn, einige von der Seite besser zu betrachten sind, so dass es gerecht (!!!) ist, dass verschiedene Plaetze die gleichen Preise haben. Hier versteckt sich also die Gerechtigkeit, die in Deutschland so viel vermisst wird ...
Die Nummern sind immer noch bunt gemischt, zwischen Poetischerem und Temporeicherem, mit Spruengen in allen Varianten, Zaubern, Jonglieren, Trapez- bzw. Seiluebungen, "Figurenturnen", dem sogar draussen vor der Tuer ein Denkmal gesetzt wurde (s.u.), Fahr- und Motorraedern - aber keinen Tieren. Hier arbeiten nur Mensch und Technik, begleitet von Livemusik. Mein Favorit bleibt der Jongleur mit den blau-weissen Porzellanvasen bzw. -toepfen. Einfach toll, wie gehorsam die Dinge sein koennen - bleiben nach meterlangem freiem Fall brav im Nacken liegen, rollen ueber Arme und Kopf von einer Hand in die andere usw. usf., ich bedaure nur, dass die meisten Dinge mir persoenlich viel weniger gut gehorchen.
Wie auch immer, ob man nun Shanghai verpasst oder nicht, das Programm ERA ist auf jeden Fall einen Besuch wert!Donnerstag, 11. Oktober 2007
Die Zahlen des Tages
Aber statt Fahrradpflicht einzufuehren, wird die Industrie waehrend der 58 Tage von der Eroeffnung des Olympischen Dorfes bis zur Abschlussfeier der Paralympics einfach einen kleinen Produktionsstopp einlegen. Wahnsinn! Was das fuer Kosten sind! Dafuer kann dann auch die Energieproduktion um 30% heruntergefahren werden.
Uebrigens habe ich mir sagen lassen, dass ich einen guten Tag erwischt haette - man konnte Stuecke blauen Himmels ausmachen. Aber selbst die nicht allzu weit entfernten Gebaeude hatten sich in Dunstschleier gehuellt. Smogschleier, wohlgemerkt, denn die Luft in Peking ist nicht feucht, sondern tendenziell immer zu trocken. Ist schon heftig … und man mag gar nicht darueber nachdenken, was das fuer ein Cocktail ist. In der China Daily (das nationale Kaeseblatt, das ich im Flugzeug las) war eine Gegenueberstellung der Luftverschmutzungsindikatoren der WHO und Chinas abgedruckt: Partikel 50:150, Ozon 100:160, Stickstoffdioxid 200:120 (der einzige Wert, bei dem die Chinesen strenger sind) und Schwefeldioxid gar 20:150 - auf die Einheiten verzichte ich hier mal. Was bei der WHO also schon als ungesund verschmutzte Luft zaehlt, kann nach lokaler Vorschrift vielleicht nicht ganz rein, aber doch noch sauber sein. Aber wie auch immer, neben den Einmalmassnahmen waehrend der Spiele gibt es auch einige nachhaltigere - moegen sie recht gut wirken. Wie las ich neulich irgendwo? Ein Tag Peking sei wie 70 Zigaretten …
Aber das waren noch gar nicht die Zahlen, die mich am meisten beeindruckt hatten. Vielmehr ging es dabei um Taifune. Etwa darum, dass in diesem Jahr (bisher, und die Taifunsaison geht zu Ende) sowohl die Anzahl der Toten als auch die Hoehe der Schaeden trotz erhoehter Taifunanzahl deutlich geringer waren. Das fuehrt man unter anderem darauf zurueck, das man besser vorbereitet war und die Bevoelkerung jeweils mit angemessenem Vorlauf gewarnt hatte. So seien beim Taifun Sepat 36 Stunden vor dessen Ankunft an die Menschen in den betroffenen Gebieten 83,3 Millionen SMS verschickt worden. Die Zahl ist wirklich unglaublich! Ich hatte bei Wipha auch eine SMS bekommen, allerdings ziemlich spaet - zu spaet. (Und natuerlich auf Chinesisch.) Womoeglich hatten die Server ein Auslieferungsproblem, so dass es zu Verzoegerungen kam. Hm, alte Weisheit: nichts ist so gut, dass man es nicht noch verbessern koennte.
Mittwoch, 10. Oktober 2007
9 million bicycles?
Morgen Abend geht es schon wieder heimwaerts, so dass ich vermutlich auch nicht viel mehr zu sehen bekomme - weder Fahrraeder noch andere Sehenswuerdigkeiten.
Aber kommen wir mal vom Sehen zum Hoeren: Beeindruckend war auf der Taxifahrt vor allem der Laerm - mir ist schleierhaft, wie der Fahrer das den ganzen Tag aushaelt. Ich glaube, ich waere nach nur einem Tag krank davon und wuerde jeden nur noch anmeckern. Der Fahrer wirkte auch ein bisschen raubeinig, aber dabei nicht unfreundlich. Bewundernswert - und abgerechnet wurde selbstverstaendlich korrekt.
Dienstag, 9. Oktober 2007
Aeusserst schwierige Sachverhalte machen das Leben immer so kompliziert ...
Montag, 8. Oktober 2007
Krosa macht die Welt nicht rosa
Heute fand in Shanghai uebrigens fuer virtuell alle deutschen Landsleute in Shanghai (oder jedenfalls diejenigen von ihnen, die einen dunklen Anzug bzw. dazu passende Damenoberbekleidung besitzen) der Empfang des Generalkonsuls anlaesslich des Tages der deutschen Einheit statt. Anders als sonst musste man aber davon absehen, draussen auf irgendeinem Hotelrasen zu feiern - ich vermute, weil Gummistiefel zum kleinen Schwarzen einfach Sch... aussehen. Ich stelle mir allerdings vor, dass es ein bisschen eng werden koennte ... es gibt hier ca. 8.500 Deutsche, wenn die alle kommen ... Aber wir hatten Chinesischunterricht, der geht natuerlich vor.
Sonntag, 7. Oktober 2007
Freitag, 14. September 2007: Ein ehrlicher Taxifahrer in KL!
Da wir heute "fuehrerlos" unterwegs sind und ein bisschen abenteuerlustig, nehmen wir nicht einfach ein teksi (einfach so aussprechen, wie's da steht, dann weiss man, was das ist) sondern fahren monorel (dito). Wir wollen gern erst noch einmal zum Unabhaengigkeitsplatz und gucken, wie der jetzt ohne die ganzen Aufbauten aussieht. Aber dazu muss man umsteigen, und bei der Gelegenheit koennen wir feststellen, dass das innerstaedtische Verkehrsnetz nicht so ganz aus einem Guss ist - fuer diese Fahrt brauchen wir zwei Tickets. Jeder, versteht sich. Und wenn man zu zweit faehrt, ist es fast genau so teuer wie ein Taxi, woraus man umgekehrt ableiten kann, dass die Taxipreise vielleicht nicht ganz gerecht (buoah, brech - wo bleibt denn da die Gerechtigkeit??) sind. Aber egal - wir landen an der Masjid Jamek, dieser huebschen kleinen alten Moschee am Zusammenfluss der zwei Fluesse unweit vom Merdeka Square, die wir schon besichtigt hatten. Aus der Bahnstation heraus hat man einen ganz netten Ueberblick von leicht erhoehter Warte.
Das Wetter ist nicht supertoll, aber ein paar Bilder vom Merdeka Dataran, also dem Independence Square, kann man schon machen. Ich will noch ein paar Postkarten schreiben (ist ja schliesslich langsam die letzte Gelegenheit ;-)) ) und denke, ich koennte im kleinen Geschichtsmuseum am Ende des Platzes welche kaufen - das kann man doch wohl in jedem ordentlichen Museum. Aber erstens sagt mir der Waechter, dass es keine Postkarten gibt, und zweitens darf ich das Gebaeude gar nicht betreten, weil ich ja meine Wasserflasche dabei habe. Na dann ... gehen wir halt zum Central Market, dieser Jugendstil-Markthalle, die heute zahlreichen Souvenir- und Kunsthandwerkslaeden und einigen Restaurants und Imbissen eine Heimat bietet. Da gibt's natuerlich Postkarten, so dass ich einige erwerbe. Ich denke, es ist eine gute Idee, einen schoenen Kaffee zu trinken und dabei schnell mal eben die Karten zu schreiben. Also gehen wir in ein Etablissement namens Old Town White Coffee und bestellen einen solchen. Da sagt uns die Bedienung doch wirklich, der Kaffee sei aus, wir koennten aber statt dessen einen Apfelsaft haben. Was denken die denn wohl?? Leicht empoert und mit Bedauern verlasse ich das Lokal. Leider laesst sich in der naeheren Umgebung kein weiteres Café ausfindig machen, so dass wir uns doch tatsaechlich ein Getraenk bei McDoof kaufen muessen. Nae, nae ...
Dann geht's zur Post, die Karten auf den Weg bringen. Von dort finden wir irgendwie einen Weg zur Nationalmoschee mit dem Faltschirmdach, und damit sind wir ja schon fast in den Lake Gardens. Wir muessen uns nur den Huegel hocharbeiten. Waehrend wir gerade oberhalb des Vogelparks sind, der aussieht, als ob eine riesige Spinne hier ihren Vorrat eingesponnen hat (den Eindruck machen die Netze der Volieren), und unterhalb eines Miniatur-Stonehenge (keine Ahnung, was das soll), beginnt es nicht zu regnen, sondern zu schuetten. Igitt! Burkhard packt ein Regencape aus, ich beschliesse, dass mir der Schirm reicht, wenn wir nicht gehen. Es haelt auch gar nicht furchtbar lange an, so dass wir kurz darauf weiter gehen koennen zum Eingang des Vogelparks. Aber hineinzugehen, dazu fehlt uns irgendwie der Elan - sind ja bloss dumme Voegel. Meinetwegen auch schlaue, aber es bleiben Voegel. Ein Schweinepark waere ja was anderes gewesen, aber so ... kaufen wir uns bloss ein Eis am Stiel und essen es schnell auf: Eis am Stiel hat in tropischen Laendern gewisse Tuecken. Eigentlich ist das ja sowieso der Wahnsinn, in diesem Klima draussen an den Verkaufsstaenden einfach solche Tiefkuehltruhen aufzustellen ... die muessen doch Strom fressen ohne Ende.
Statt dessen ueberqueren wir einfach die Strasse und befinden uns am Eingang zu den Orchideen- und Hibiskusgaerten, die man wochentags kostenlos betreten darf. Ein ganz schoener Garten mit Aussicht ueber die Stadt und auf die Tuerme ist das. Schade nur, dass der Himmel so grauweiss ist. Wir stellen auch fest, dass wirklich ein bisschen die Luft raus ist ... und dass der Garten noch schoener waere, wenn es darin ein Parkbank gaebe, denn auf einer steinernen Beeteinfassung zu sitzen ist einfach ein bisschen unbequem.
Nachdem wir genug Blumen gesehen haben, suchen wir einen Ausweg - aeh, -gang - durch den Hibiskusgarten. Sicher erwaehnte ich schon mal, dass der Hibiskus die Nationalblume Malaysias ist. Auf einer Tafel kann man dort nachlesen, dass nach seiner Unabhaengigkeit Malaysia auch das Beduerfnis nach einer Nationalblume verspuert hat - komisch, fuer Deutsche ist dergleichen offenbar fremd. Die Regierung hat dann Vorschlaege aus den Provinzen eingesammelt und hatte am Ende eine Vorschlagsliste mit 7 Elementen. Die Westkuestler gaben einer Blume, die Ostkuestler einer anderen den Vorzug - weshalb die Zentralregierung in einer weisen Entscheidung keine von beiden ausgewaehlt hat, sondern eben den Hibiskus, auch wenn Jamaica, Hawaii u.a.m. schon dieselbe Idee vorher hatten.
Wir finden schliesslich einen Ausgang aus dem jetzt am Spaetnachmittag ziemlich menschenleeren Garten, in dem nur noch ein paar Affen ihr (Un)Wesen treiben, und ueberlegen uns, nochmal zu den Petronas Towers zu fahren, um dort auch irgendwo etwas zu Abend zu essen. Wunderbarerweise kommt auch auf der fast genau so leeren Strasse ein Taxi des Wegs, das auch bereit ist, uns mitzunehmen. Der Taxifahrer traegt so ein muslimisches Kaeppi und schaltet, o Wunder, gleich das Taxameter ein. Das ist uns ja noch nie vorgekommen hier! Als wir das mal mit Mr Badrul diskutiert hatten, wusste er von der hiesigen Debatte zwischen Taxifahrern und Regierung zu berichten. Die Taxifahrer wollen, dass die Taxipreise angehoben werden (s.o. - es ist hier wirklich ziemlich verdaechtig billig), wozu sich die Regierung erst durchringen will, wenn die Taxifahrer ehrlich werden. Dabei kann man verstehen, dass es sich bei den Preisen und den Kosten fuer ein Taxi unter Umstaenden einfach nicht lohnt, Fahrgaeste durch den Feierabendverkehr 2 oder 3 km zu fahren, wenn das mindestens eine halbe Stunde dauert ... So lange dauert es auch wirklich, bis wir an den Petronas Towers ankommen, und viel mehr als 3 km sind das bestimmt nicht. Das kostet dann - ich weiss es schon gar nicht mehr, jedenfalls definitiv unter 20 Ringgit. Da wir noch relativ viel Bargeld haben, geben wir ihm 50 und lassen uns nichts zurueckgeben, als Anerkennung fuer die Ehrlichkeit. Da hat er sich auch ehrlich gefreut! Es sei ihm von Herzen gegoennt!
Wir spazieren ein bisschen durch den KLCC-Park hinter den Tuermen. Hier sind also die ganzen Leute! Man haengt herum, guckt den Wasserspielen zu, fotografiert sich und andere mit den Zwillingstuermen und wartet darauf, dass es Zeit zum Fastenbrechen wird. Wir tun dasselbe und suchen dann ein schoenes Restaurant in der schicken Shopping Mall, wo wir uns fuer ein sundanesisches (watt nich' alle jibt!) entscheiden. Wir essen Fisch - der frittierte "tanzende" Fisch ist wirklich spektakulaer. Da werden die Filets zu beiden Seiten von der Mittelgraete geloest, aber der Kopf bleibt dran. Das ganze wird in einen leichten Teig getunkt und dann frittiert, wobei sich die Filets so ein bisschen aufrollen. Der ganze goldbraune Fisch wird dann auf einer Platte angerichtet, wobei er i.W. auf der Unterseite des Kopfes steht, und so aufgetragen - diese "Darreichungsform" ist schon was Besonderes. Er scheint wirklich zu tanzen. Schmecken tut's wie gebackener Fisch, dazu gibt es eine leckere Sauce und Reis - nicht uebel. Ich gehe dann noch zum Dessertbuffet, das es anlaesslich des Ramadhan gibt. Ich probiere nur von einigen Desserts und immer nur einen Happen, aber hinterher bin ich trotzdem pappsatt ... aber noch fit genug, um in ein Buchgeschaeft zu gehen. Anders als in China kann ich hier die meisten Werke lesen - oder ich habe den grossen Bereich mit den malaysischen Werken gar nicht erst gefunden. Ich kaufe zwei Buecher aus der Abteilung Chinesische Geschichte, und dann ist es so langsam Zeit, zum Hotel Equatorial zurueckzugehen.
Wir holen unser Gepaeck aus der Aufbewahrung, und Mr Badrul, seine letzte Tat fuer uns, faehrt uns zum Flughafen. Oder seine vorletzte: er muss ja noch bei seinem naechsten Besuch bei den Orang Asli unsere Fotos ueberreichen, an denen er uebrigens auch Gefallen gefunden hatte. Ich denke, da koennen wir uns auf ihn verlassen.
Der Flug ist ziemlich leer, und der Service irgendwie bloed. Nach dem Start wird ein Essen serviert (als ob irgendwer mitten in der Nacht essen wollte), aber vor der Landung um 7 Uhr morgens gibt es dafuer kein Fruehstueck. Also krieg' ich gar nichts zu essen, was andererseits nicht weiter schlimm ist, weil ich ja ein reichliches Abendessen hatte - Fruehstueck hilft halt nur beim Frischwerden. Ich hatte ja ein bisschen geschlafen, dank meines neuen mp3-Players von der ruhigen Stimme des Sprechers eingeschlaefert, der mich zum Entspannungstraining nach Jacobson anleiten will, aber dem das nie gelingt, weil ich immer dabei einschlafe ... Nicht dass es so richtig bequem waere, aber es ging wirklich einigermassen.
Jedenfalls landen wir puenktlich, Ding Shifu ist auch da, um uns abzuholen, und ich bringe dann schon mal die Sachen hoch, waehrend Burkhard noch kurz zum Lotus faehrt, um ein bisschen was fuers Fruehstueck und die naechsten Tage einzukaufen. Schon gegen 9 Uhr koennen wir dann unser Fruehstueck nach eigenem Gusto zu uns nehmen, das ist ja auch schoen - vielleicht sogar schoener als ein zweifelhaftes Airline Economy Class Breakfast. Danach haben wir uns noch ein bisschen hingelegt ... und ab Mittag geht dann das Leben wieder seinen gewohnten Gang im home mode, dem Zuhause-Modus.
Samstag, 6. Oktober 2007
Donnerstag, 13. September 2007: Zheng He-Museum und Putrajaya
Nachdem wir unsere Sachen zusammengepackt und ausgecheckt haben, treffen wir Mr Badrul wieder, der uns jetzt gleich nach KL gefahren haette, haetten wir uns nicht gewuenscht, erst noch das Zheng He-Museum zu besichtigen. Wir hatten naemlich so ein Flugblatt darueber gesehen und es irrtuemlich mit der Zheng He-Galerie im Stadthuys "velwechsert". (Jaja, manche Leute meinen, lechts und rinks kann man nicht velwechsern. Werch ein Illtum! Wusste schon Ernst Jandl, wie in seinem Gedicht "lichtung" belegt.) Dieses Museum ist ziemlich gross und befindet sich auf 4 Etagen (eigentlich nur 3) in einem labyrinthischen Gebaeudekomplex, der m. E. aus mehreren einzelnen Haeusern irgendwie zusammengewurstelt ist. Ich hatte naemlich gestern auf der Jonker Street den Eingang zum Zheng He-Teehaus gesehen, das zum Museumskomplex gehoert. Der eigentliche Eingang ist aber nicht auf der Jonker Street, sondern ein Stueck weiter auf der naechsten Querstrasse, wobei das Eckgebaeude selbst wohl nicht dazu gehoert. Aha!
Dieses Museum macht die Enttaeuschung, die die besagte Galerie hervorgerufen hatte, mehr als wett. Es ist natuerlich auch fuer malaysische Verhaeltnisse ganz schoen teuer: 20 Ringgit pro Nase - happig! Aber hier gibt es mehr zu sehen und zu erfahren, als man aufnehmen kann - wie sich das gehoert. Und der "Stoff" ist multimedial aufbereitet, wie sich das heutzutage fuer ein ordentliches Museum gehoert. Mit Fotos, Texttafeln, Modellen, typischen Museumsstuecken, einem Videosaal, einem Puppenspiel und eben dem besagten Teehaus. Angefangen von Fotos, auf denen die Staetten abgebildet sind, an denen dem Eunuchen und Admiral heute Achtung gezollt wird, wie z.B. sein Grab in Nanjing (dabei ist er seebestattet worden, eben standesgemaess fuer einen waschechten Seefahrer, der natuerlich unterwegs in Ausuebung seines Berufs verstorben ist), ueber Fotos von seinen zahlreichen Nachkommen in allen moeglichen Laendern, die offenbar regelmaessig Familientreffen veranstalten, ueber alte und zeitgenoessische Gegenstaende aus dem Alltagsleben, Kammern mit Vorraeten etc., wie sie auf den Schiffen haetten sein koennen, ueber Karten seiner Reisen und Modelle der Schiffe, ueber Infotafeln zum Stand der Wissenschaft und Technik, die recht weit entwickelt waren, um solche Expeditionen auszustatten und durchzufuehren (ich sage nur Wasser- und Farmschiffe), bis zu und - und - und - hier bleibt fast keine Frage offen, bis auf die, weshalb China nach Zheng He beschlossen hat, das Seefahrt Teufelszeug ist und das Heil in der Landwirtschaft liegt. Das kann und kann ich einfach nicht begreifen. Und natuerlich laesst sich trefflich spekulieren, welchen sicher voellig anderen Gang die Weltgeschichte genommen haette, waere China weiterhin auf den Weltmeeren unterwegs gewesen. Seeeehr interessant!
Als aufmerksame/r Leser/in konnte man eben ueber die Nachkommen des Eunuchen stolpern - aber dafuer gibt es eine ganz einfache Erklaerung, die besagt, dass der erfolgreiche Admiral entweder seinen aelteren Bruder oder dessen Sohn (ich habe beide Varianten gelesen) adoptiert hat - fertig. Das ist uebrigens auch sowas - in der guten alten europaeischen Kultur scheint es doch wohl eher undenkbar, dass ein "halber Mann" ein ganzer Kerl und Admiral sein kann, oder liegt das bloss an dem mir vermittelten Geschichtsbild, das die natuerliche Ueberlegenheit der Testosterongesteuerten belegen will??
Wie auch immer - nicht, dass das Museum nur doziert, es hat auch Platz fuer Kunst. In freien Raeumen koennen zeitgenoessische Kuenstler fuer wenig Geld ausstellen, so gibt es z. Zt. eine Kalligraphieausstellung (natuerlich chinesische Kalligraphie). Das Dach, das hier als vierte Etage bezeichnet wird, beschert uns Ausblicke unter teilweise blauem Himmel ueber die Daecher von Alt-Melaka, auf die gruenen Schindeln der Kampung Kling-Moschee und bis auf den roten Platz. Alles in allem finde ich das sehr gut gemacht und sein Geld wert.
Nach etwa 2,5 Stunden gucken, lesen, staunen glauben wir, genug gesehen zu haben, inklusive Videovorfuehrung und Puppenspiel. Die vollautomatisch ablaufende Puppenshow mutet etwas seltsam an, es handelt sich um Pappkameraden und -kulissen, die auf Schienen in mehreren Ebenen hin- und herbewegt werden. Ein automatischer Erzaehler erzaehlt eine Superkurzfassung des Lebens von Zheng He, wobei man merkt, dass der Texter von der Vorstellung einer Kastration nachhaltig schockiert war ... schmunzel.
Bevor wir abfahren, muessen wir uns nach der "Strapaze" noch mit chinesischem Tee staerken. Das Besondere daran, die chinesische Tee-Plemperzeremonie, wie das bei mir heisst, war fuer uns natuerlich nicht mehr so richtig spannend, aber egal ... dafuer koennen wir zwei Happen Mondkuchen probieren, denn jetzt hat ja die Mondkuchensaison begonnen. Nachdem man allenthalben lesen kann, dass an den Dingern vor allem die Verpackung zaehlt und sie gar scheusslich schmecken, war ich ja auf das Schlimmste vorbereitet - dabei kann man die gut essen, zum Tee. Nicht, dass man dafuer meilenweit gehen muesste, aber wegzurennen braucht man auch nicht. Der allerdings etwas geschmacklose Teig ist mit einer Paste (Nuss/Bohnen?) gefuellt, die leicht suess und nicht unangenehm schmeckt.
Um kurz vor 12 Uhr mittags sind wir dann soweit. Am Ausgang muessen wir noch ein bisschen mit den nicht mehr blutjungen chinesischen Museumswaerterinnen plaudern, die die falsche Frage gestellt haben, die hier jeder stellt, um einen Smalltalk zu beginnen: "Where are you from?" Mit diebischem Vergnuegen beantworten wir das regelmaessig und wahrheitsgemaess mit "From China", was besonders bei Chinesen, aber auch den meisten anderen zu Gesichtsausdruecken fuehrt, die man haette sammeln sollen. Von mildem Hab-ich-mich-verhoert? ueber haeh??!? zu leiser Empoerung à la Wollen-die-mich-verarschen? ist alles dabei. Chinesen befragen einen dann typischerweise als naechstes nach den Sprachkenntnissen, und hier steigen wir jetzt in tiefere philosophisch-linguistische Betrachtungen ueber Mandarin und Shanghainese ein ... damit koennen wir die "golden girls" immerhin ein bisschen darueber hinwegtroesten, dass wir jetzt leider keinerlei Souvenirs mehr kaufen wollen.
Dann fahren wir aber wirklich endlich ab. Zum Abschied von Melaka stehen drei Tuerme am Strassenrand fuer uns stramm, ein malayischer, ein hinduistischer und ein chinesischer. Manchmal kommen die aber auch auf komische Ideen in diesem Land ... Da hier an der Westkueste und in relativer Naehe zur Hauptstadt die Strassen zahlreicher und besser ausgebaut sind als im Rest des Landes, kommen wir schon um kurz vor zwei Uhr nachmittags in Putrajaya (Link englischsprachig) an. Das ist eine Reissbrettstadt, die angeblich "das neue Malaysia" visionaer darstellen soll. Oder so. Dahin zieht sich die Regierung aus dem ueberfuellten Kuala Lumpur zurueck, d.h. hier gibt es vor allem Ministerien, Behoerden u. dgl. m.. Und einen neuen Koenigspalast gibt es vorsichtshalber auch schon mal. Ich persoenlich finde die Vision aber "nit so doll". Sieht aus wie sowjetische Prunkarchitektur, arabisch angehaucht. Die Strassen und Plaetze sind gross und breit und genauso menschenunfreundlich wie die Kloetze. Da helfen auch die Arabesken nicht. Und wo doch in Malaysia sonst immer (s. die drei Tuerme an der Einfallstrasse nach Melaka) Multi-Kulti betont wird, finde ich es ein bisschen ueberraschend, dass die muslimischen Architekturelemente hier so dominant sind. Insbesondere am Justizpalast ... wollen die demnaechst wieder die Scharia einfuehren?? Dann ist mir doch Pudong lieber - da sind auch riesige Gebaeude und breite Strassen, aber insgesamt wirkt es sowohl visionaerer als auch menschlicher.
Aber bevor wir ueberhaupt zu den ganzen Regierungsgebaeuden kommen, erzaehlt uns Mr Badrul bei unserem Halt am Zaun des Koenigspalasts von einem ernsthaften Erdbeben, das sich gestern vor Sumatra ereignet habe. Man habe es bis nach Malaysia und Singapur spueren koennen, und Nachbeben gaebe es auch - hm, das stuetzt meine Fischverzweiflungstat-Hypothese nicht gerade ...
Wie auch immer, wir fahren noch ein paar Meter weiter und gelangen zu einem um diese Zeit menschenleeren Park mit einer Skulptur aus blankem Stahl in Form einer ueberdimensionalen malayischen Kopfbedeckung ... na ja. Ansonsten hat man von hier einen ersten Blick auf eins der riesigen Gebaeude mit einer grossen Kuppel, das sich dann als Sitz des Premierministers entpuppt, und natuerlich auf eine Moscheenkuppel. Hm. Interessanter ist da schon der kleine Megalith-Park, in dem ein kleines Megalithfeld praesentiert wird, dazu Informationen ueber Megalithen in Malaysia, die offenbar nicht so alt sind, wie man denken koennte: bis ins 18. Jahrhundert hinein wurden sie hier aufgestellt! Ausserdem gibt es Repliken der batu hidup, die (mir voellig unverstaendlich) anders als im Originalzustand aufgestellt sind. Warum macht man denn so was?? Und die Repliken sind nicht mal gut gemacht. Dabei machte sonst alles nicht gerade den Eindruck, dass man haette sparen muessen ...
Als naechstes haben wir auf dem riesigen Platz vor der Moschee Halt gemacht. Wir versuchen, in die Moschee zu gehen, aber da werden irgendwelche Dinge vorbereitet: heute ist der 1. Tag des Ramadhan. Wir koennten gegen viertel vor drei wiederkommen und dann kurz hineinschauen, bevor sie dann definitiv fuer nicht-betende Besucher geschlossen wird. Wir gehen alldieweil auf die Esplanade am kuenstlichen Fluss (sic!) und suchen ein Café auf, um einen kleinen Imbiss zu uns zu nehmen. Horden von Schuelerchen (und "Schuelerinnenchen", versteht sich) beleben das Ganze ein bisschen. Und essende und trinkende Chinesen findet man auch - in streng muslimischen Landstrichen wuerde es im Ramadhan tagsueber gar nicht erst etwas geben, wo man Essbares zu sich nehmen koennte ... Leider dauert es ein bisschen zu lange, aber ich habe auch schon gar keine Lust, noch wieder als Zaungast in die Moschee zu gehen. Wir machen statt dessen noch eine kleine Stadtrundfahrt durch die oben beschriebene Klotzlandschaft. Von einer der zahlreichen Bruecken, die wohl mehr zur Illustration malaysischer Architektentraeume und Baukuenste dienen als zu praktischen Zwecken, hat man aber einen schoenen Blick auf die Moschee, ueber das Wasser hinweg. Ja, genau so stelle ich mir eine Fata Morgana vor! Ich weiss zwar nicht, warum - aber genau so isses.
Wir haben rasch genug gesehen und fahren zurueck nach KL. Nach ziemlich heftigem Stau wegen des Erster-Tag-des-Ramadhan-Feierabends landen wir wieder im Hotel Equatorial, wo wir schon die ersten Naechte verbracht hatten. Wir machen uns ein bisschen frisch und gehen dann gleich los zum Fernsehturm, dem Menara KL, um dort die Daemmerung und Nacht zu erleben. (Natuerlich die letztere nicht ganz.) Der Turm liegt auf dem Ananashuegel, dem Bukit Nenas, mitten in der Stadt. Der Huegel ist ganz schoen steil - da nehmen wir den kostenlosen Shuttle-Service doch gern in Anspruch. Wir haengen dann ganz schoen lange da oben herum, denn diese Ausblicke bei Daemmerung haben ja was. Und das Bild aendert sich staendig. Und man kann hier die Petronas Towers schoen von der Seite sehen - die fangen auch frueh mit ihrer Beleuchtung an. Um 19:10 Uhr gibt es eine Ansage, dass irgendwelche Schalter jetzt 20 Minuten wegen Fastenbrechens geschlossen haetten, wir bitten um Ihr Verstaendnis ... na ja. Insgesamt habe ich nicht soviel Verstaendnis fuer die Ramadhan-Regeln. Fasten ist ja gut, aber dann jeden Abend ein Gelage veranstalten? Und dass man tagsueber gar nichts trinken darf, auch kein Wasser, halte ich schlichtweg, insbesondere in tropischen Laendern, fuer gesundheitsschaedlich. Dass man auf Milch, Saft, Bier und andere alkoholische Getraenke verzichtet, ist ja in Ordnung. Aber auf Wasser?? Aber mir soll's recht sein, solange das keiner von mir verlangt. Mr Badrul nimmt es mehr als eine vorgeschriebene Uebung der Willensstaerke - auch gut.
Im Turm sehen wir uns noch einen Film "Making of" an. Fuer diesen Turm wurde monatelang ununterbrochen Beton gegossen, unvorstellbar! Ebenso unvorstellbar: mit Kosten von 430.000 Ringgit, also fast 100.000 Euro, wurde waehrend des Baus ein 100 Jahre alter Baum konserviert, der jetzt noch froehlich am Fusse des Turms steht und gedeiht. "To ensure ecological harmony", heisst es, um die oekologische Harmonie zu garantieren. Es scheint also Leute zu geben, die noch harmoniesuechtiger sind als ich. Aus meiner Sicht haben die echt Glueck gehabt, dass er hinterher nicht einfach sang- und klanglos eingegangen ist, der Baum ...
Nachdem wir wieder auf dem Boden des Ananashuegels angekommen sind, an dem es noch ein kleines Stueck Regenwald mitten in der Stadt gibt, lungern wir noch ein bisschen auf der Brunnenesplanade herum. Ich experimentiere mit den manuellen Einstellungen meiner Kamera. Am Ende der Esplanade steht eine riesige "Laermwand" - und ploetzlich kommt da ohne jede Vorwarnung ein unglaubliches Getoese heraus! Zu Hilfe! Da kriegt man ja fast einen Herzinfarkt vor Schreck, denn die Anlage ist offenbar nicht nur fuer die Beschallung der Esplanade ausgelegt. Da sollen vielmehr wohl auch die umliegenden Stadtgebiete noch was von haben. Heraus droehnen diese malaysischen Unabhaengigkeitsschlager - ja, sowat jibbet hier. Und dazu gibt es eine light show, die den KL Tower in bunten Farben erstrahlen laesst. Hach, ist das schoen bunt!
Danach ist es schon relativ spaet. Wir teilen uns ein Shuttle mit ein paar chinesischen Jugendlichen, die sich extra unseretwegen zu viert auf drei Plaetze quetschen: das ist aber nett. Sie stellen auch wieder die unvermeidliche Frage, und wir geben die unvermeidliche Antwort, grins ... unten angekommen, duerfen wir dafuer auch mit ihnen fuer ein Foto posieren. Oder soll ich muessen sagen? Ein bisschen genoetigt werden wir schon.
Mit den Restaurants sieht es im Viertel um das Hotel Equatorial ja nicht so toll aus, das hatten wir ja schon in den ersten Tagen unseres Urlaubs festgestellt. Hier gibt es mehr so laermige Bars, zum Teil mit Tuersteher ... o je. Die servieren wohl auch Essbares, aber wenn man sein Essen auf dem Teller nicht mal theoretisch hoeren kann ... Aber halt, da war ja noch die Sushibar. Na gut - wir essen also Sushi & Co., das ist zwar nicht besonders malaysisch, aber schmeckt ja immer gut.
Freitag, 5. Oktober 2007
Mittwoch, 12. September 2007: Umgebung von Melaka
Heute steht jedenfalls alles in und um Melaka herum auf dem Programm, was man nicht so gut zu Fuss besichtigen kann. Es beginnt mit dem China-Huegel, auf Malaysisch Bukit Cina. Den Huegel hatte seinerzeit die besagte Hang Li Poh "fuer sisch auszubre-iten" (so wuerde man das wohl im Rheinland sagen) angewiesen bekommen. Damals haben da also Chinesen gelebt, aber wie es so geht, im Verlauf langer Jahre sind sie alle gestorben und wurden dann da auch begraben, so dass der Huegel im Lauf der Zeit zur dauerhaften Heimat von ca. 12.500 Chinesen geworden ist: soviele Graeber gibt es auf diesem riesigen Friedhofsareal. Das liegt heute mitten in der Stadt und wird von den sprichwoertlichen "Immobilienhaien" mit Appetit beaeugt - aber eine Buergerinitiative konnte verhindern, dass hieraus schoenes Bauland gemacht wird. Fuer zartbesaitete, aber nicht suizidgefaehrdete Gemueter ist es ohnehin wahrscheinlich keine angenehme Vorstellung, auf einem Friedhof zu wohnen ... Ein vermutlich interessanter Unterschied zu Friedhoefen, wie ich sie aus europaeischen Laendern kenne, besteht uebrigens in der Tatsache, dass ich an keinem der chinesischen eine Umfriedung gesehen habe. Auch am Bukit Cina geht der Strassenrand einfach in Friedhofsgelaende ueber. Es gibt einige ohne besonderen Aufwand angelegte Asphaltwege (Asphalt hingeschuettet, einmal druebergewalzt, fertig - so sieht es jedenfalls aus), auf denen vor allem Jogger das Gelaende einer Zweitnutzung als Sportplatz zufuehren.
Waehrend Burkhard und ich uns noch umschauen, hat Mr Badrul wieder Leute zum Quatschen gefunden, ein paar junge Maenner in diesem Fall. Ich versuche alldieweil, einen dieser "Tropenhausvoegel" ins Visier zu bekommen. Das sind amselgrosse, im Wesentlichen quietschgelbe Voegel mit einigen schwarzen Flecken, die einen relativ lauten, durchdringenden Ton ausstossen, der so klingt, als wuerde er mit einer gerollten Zunge produziert ... ich weiss nicht, ob ich mich irgendwie verstaendlich ausdruecke ... Aber sie sind schwieriger zu fotografieren als Graeber und fliegen mir immer davon. Dann bekomme ich irgendwie mit, dass die besagten jungen Maenner einen Vogel abrichten. Aha, da sitzt so eine Art Taube. Wie? Damit kann man weitere Exemplare derselben Art fangen? Ist das denn eine Raubtaube? Jedenfalls heisst es, wir koennten uns ihr ruhig naehern. Ich schleiche mich also an, die "Raubtaube" wird nervoes, fliegt aber nicht weg. Irgendwann schickt sie sich doch an, da sehe ich, dass sie angebunden ist. Ach, wie gemein! Das tut mir einerseits wirklich leid fuer sie - soooviel Stress wollte ich ihr eigentlich nicht bereiten -, andererseits frustriert es mich auch, bin ich doch nicht sooo geschickt im Anpirschen - sie hatte einfach keine Wahl. Natuerlich ist es auch keine Taube - aber was es genau war, weiss ich nicht.
Auf der anderen Seite des Huegels liegt der Sam Poh Kong-Tempel, in dem auch Zheng He "eingekehrt" sein soll und der spaeter dann auch zu seiner Anbetung herangezogen wurde, heisst es. Neben diesem Tempel liegt ein Brunnen, der unter diversen Namen bekannt ist und in seinem Brunnendasein schon diverse Vergiftungsattentate ueber sich ergehen lassen musste, was am Ende dazu gefuehrt hat, dass er mit einer Mauer samt Zinnen und Kanonen umgeben wurde. Auf der Infotafel wird er unter dem Namen "Koenigsbrunnen" gefuehrt. Jetzt ist er nicht vergiftet, und im Tempel probieren wir sein Wasser, das uns Mr Badrul nahezu aufdraengt. Wir sind eher wegen der Becher besorgt als wegen des Wassers ... Dann fuehrt er uns noch ein Experiment vor, in dem er durch Einwerfen zahlreicher Muenzen einen vorher nicht ganz vollen Becher zum Ueberlaufen bringt - leider verstehen wir es beide nicht. Da ist nichts Uebernatuerliches dabei.
Auf der anderen Strassenseite, gegenueber vom Tempel, liegt ein muslimischer Friedhof. - Nach soviel uns fremder Religion wollen wir aber mal wieder eine Kirche sehen, da bietet sich St. Peter's Church an, angeblich die aelteste christliche Kirche von Melaka. Sie ist genauso geschlossen wie die Christuskirche am roten Platz. Vor der Tuer haelt ein Erzengel Wache und dreht die Augen (schein-??)heilig zum Herrn. Neben der Kirche befindet sich ein zartgelb gestrichenes Gebaeude, dessen spitzbogige Fenster mit zwei Gruentoenen farblich akzentuiert werden. Aha, das kenn' ich: genau so ein Fenster ist im Reisefuehrer mit der genialen Bildunterschrift "Architecture with European influence" oder so aehnlich abgebildet. Die denken sich auch immer was aus, diese Reisefuehrerschreiber ...
Die Leute von Melaka sind ein bisschen landhungrig und betreiben daher Landgewinnung im Westen, wo sie dem Meer schon eine Insel mit dem originellen Namen Pulau Melaka (= Melaka-Insel) abgetrotzt haben. Ob sie gar keine Sorgen haben, ihre beruehmte Strasse zu sehr zu schmaelern? ;-)) Im Moment ist das jedenfalls noch mehr oder weniger eine Toteninsel: sie ist schon bebaut, aber ausser - na, was wohl? - der Moschee ist noch nichts fertig. Und dementsprechend laufen ein paar verstreute Arbeiter herum, die irgendwas sauber oder instand halten, ansonsten herrscht gaehnende Leere. Die Moschee erscheint mir ein bisschen zu bunt (weiss getuencht, rote Daecher, grosse gruene Boegen an den Seiten, und war da nicht noch irgendwas Blaues?), aber dafuer ist die Lage am Meer sehr beeindruckend. Zum Freitagsgebet werden die Leute dann wohl mit Shuttle-Bussen hergekarrt. Komisch. Auf einem freien Gelaende neben der Moschee steht die Beschriftung der Strasse von Melaka, das ist auch ein bisschen kurios. Angeblich ist diese Meeresstrasse die laengste und belebteste der Welt, so steht da. The straits. Ja dann.
Von hier aus kann man auch eine Insel sehen, die den Spitznamen "Island of the Pregnant Lady" traegt, also Insel der Schwangeren. Wenn man sie gesehen hat, weiss man auch gleich, woher der Name kommt: Die Schwangere liegt auf dem Ruecken.
Danach verlassen wir die Toteninsel wieder und fahren zu einem gewissen Fort St. John's, das auf einem mittlerweile nach diesem Johann benannten Huegel liegt. Frueher hiess der Bukit Pipi - klingt ja fuer deutsche Ohren ziemlich doof, aber die (eine?) Bedeutung waere "Wangenhuegel". Hier oben gibt es Fernblick bis zur straits, jede Menge hollaendische Kanonen, die unter anderem von einem gewissen CLAES NOORDEN gemacht wurden und mit dem VOC der hollaendischen Ostindien-Kompagnie (VEREENIGDE OOSTINDISCHE COMPAGNIE) gekennzeichnet sind, und ein Fotoshooting fuer ein Tourismusmagazin. Die schoene, glueckliche Zweikindfamilie kann es vor Glueck kaum aushalten in Malaysia, so lautet wohl die im Bild einzufangende Botschaft. Gar nicht leicht einzufangen, scheint es ...
Von hier oben aus kann man auch das portugiesische Dorf sehen, ein Ueberbleibsel aus den uralten Kolonialzeiten. Angeblich wird da immer noch so ein antiquiertes Portugiesisch gesprochen, jedenfalls - wie das immer so ist - von den Aelteren. Man ist streng katholisch, weshalb an allen Haeusern, die sonst durchaus nicht viel anders sind als die malaysischen, ueber der Haustuer ein Jesus oder eine Maria prangt. Die Hautfarbe der Portugiesen sei dunkler als die der "Eingeborenen", sagt Mr Badrul. Allerdings haengen auch hier nur malaysische Fahnen, eine portugiesische ist weit und breit nicht zu sehen. Am Ufer liegt ein grosser Hotelkomplex, aber der ist noch nicht eroeffnet, und mit den "Mampfbuden", die das Hotel gern vereinnahmen moechte, gibt es insofern Probleme, als dass die sich nicht vereinnahmen lassen wollen. Vermutlich ist der Deal "Du kriegst schoene neue richtige Geschaeftsraeume fuer eine teure Miete" ... aber da deshalb vermutlich auch nicht mehr Kunden kommen, kann ich die Bedenken nachvollziehen. Auch sonst wirkt es ein bisschen tot.
Nachdem wir nun schon beim Thema Haeuser sind, sehen wir uns ein preisgekroentes (ja, hier gibt's wohl alljaehrlich einen Wettbewerb fuer das schoenste malaysische Haus) irgendwo in der Naehe des portugiesischen Dorfs an und dann das Kampung Morten, also das malaysische Dorf in Melaka-City, das wir gestern schon vom Fluss aus gesehen hatten. Hm, ja, so Haeuser. Und der Hang zu Gartenzwergen ist hier mindestens so gross wie in Deutschland, nur dass eben weniger kleine Maenner mit Knollennasen und spitzen roten Muetzen aufgestellt werden, sondern allerlei anderer Nippes, der auch nicht besser ist. Und Nationalfahnen. Hatte ich das Haus erwaehnt, dessen Dach anlaesslich der Unabhaengigkeitsfeiern mit der Flagge bemalt war und den Worten "50 Tahun Merdeka"? - Wir besehen uns die trueben Fluten, in denen trotz allem noch das schon bekannte Leben herrscht: Schlammspringer und Warane.
Dann fahren wir wieder ein Stueck und landen auf einem weiteren Friedhof, auf dem das Mausoleum von Hang Tuah zu finden ist. Ein Nationalheld und Ausbund an Loyalitaet zu seinem Sultan. Auf Tafeln rund um ein mehrere Meter langes, etwa schulterhohes Bauwerk, das das Mausoleum sein soll, sind die Abenteuer und Heldentaten in Wort und Bild dargestellt. Mir ist natuerlich am besten die Geschichte in Erinnerung geblieben, in der Hang Tuah eine schoene Braut geworben hat, die sich auf die Werbung in dem Irrglauben einliess, sie wuerde Hang Tuah, den Schoenen, Starken und Edlen ehelichen. Aber nein - der Held hatte nicht fuer sich, sondern fuer seinen geliebten Herrn, den Sultan, geworben - ob der nun ebenso schoen, stark und edel war, ist nicht ueberliefert. Vermutlich nicht - dumm gelaufen. Irgendwann jedenfalls soll Hang Tuah irgendeinen Dolch in irgendein Gewaesser geworfen haben (Excalibur, ick hoer dir trapsen), und seinen Bruedern und Schwestern dazu prophezeit zu haben, dass, solange der Dolch (ein Kris, versteht sich, so heisst die landestypische Variante) nicht auftaucht, Malaysia bestehen wird ... oder so aehnlich.
Unsere naechste Station erfordert wieder eine Ueberlandfahrt, und dann landen wir am Grab von Scheich Ahmad Majnun, neben dem ein paar Megalithen stehen, die im Volksmund lebende Steine (batu hidup - batu heisst Stein, das wissen wir ja schon seit den Batu Caves) genannt werden. Angeblich wachsen die ... sie sind jedenfalls recht ungewoehnlich geformt, und zwei von ihnen sind auch reliefiert. Sowohl Grab als auch Steine sind ordentlich eingefasst und ueberdacht. Irgendwie ein seltsamer Ort. Ich gehe auf Libellen-Fotosafari und habe auch eine schoene Trophaee davon heimgetragen. Unweit vom Grab gibt es einen Brunnen unter einem grossen fruchttragenden Mangobaum. Das sei die Sorte, die man noch leicht unreif isst und die dann eine pikante Saeure habe, weiss Mr Badrul zu berichten.
Wieder fahren, das naechste Grab. Bei Naning. Auf einem kleinen Friedhof hinter einer Moschee liegt ganz hinten in der Ecke ein halbwegs gepflegtes, vollkommen gelb angestrichenes Gebilde. Hier, mittlerweile am Waldesrand, frueher am Reisfeldrand, liegt der Held und Heilige Dato Dol Sayid begraben, auch wenn man von der Lokation eher sagen wuerde, dass hier der Hund begraben liegt. Am Reisfeldrand, weil Dol Sayid sich gegen die Besteuerung der Reisernte durch die Briten erfolgreich zur Wehr gesetzt hatte. Dass ihn das zum Helden qualifiziert, sehe ich ein - woher die Heiligkeit kommt, habe ich nicht so genau verstanden. Ein paar Schritte in den Wald hinein stehen wohl noch ein paar kleine Megalithen, aber da muss ich schon die Flucht ergreifen - Mueckenattacke! Schnell weg hier! Burkhard hatte zwar zwei auf mir erschlagen, aber Stiche hatte ich da schon einige davongetragen, wie ich bald darauf feststellen muss. :-(
Am Wegesrand gibt es noch einen relativ grossen Megalithen zu sehen, der allerdings gebrochen und auch sonst in einem schlechten Zustand ist und daher "geschient" wurde. Ein trauriger Anblick. Interessanter ist da schon die Echse, die darauf sitzt. Weiter stehen am Wegesrand mehr malaysische Haeuser mit fuer den Grossraum Melaka typischen bunt gefliesten Treppenaufgaengen. Gar nicht sehr weit von Melaka entfernt liegt irgendwo im Nichts der Hindu-Tempel Sri Sithi Vinayagar Sri Bala Subramaniar Alayam. Ich liebe solche Namen ... Der Eingang ist mit Bananenpflanzen dekoriert. Das deutet auf irgendwas feierlich zu Begehendes hin. Und so ist es auch: aus der offenen Halle schallt uns etwas entgegen, das in westlichen Ohren eher den Eindruck von rhythmischem Laerm als den von Musik hervorruft, und Gurus (oder wie die heissen) sitzen mit nacktem Oberkoerper und leichter Bemalung vor einem grossen viereckigen Drahtkorb, in dem Sachen brandgeopfert werden. In einer Art von "Kapelle" ein paar Meter von der Haupthalle entfernt sitzt ein schwarzer Ganesha, der vor lauter Blumenketten kaum als solcher erkennbar ist. Insofern unterscheidet er sich nur wenig von mit Prachtmaenteln behaengten schwarzen Madonnen, wie sie gelegentlich in Pilgerkirchen anzutreffen sind ... nur dass die Madonnen auch bei genauem Hinsehen ueblicherweise keinen Ruessel mitten im Gesicht haben.
Dann, es ist spaeter Nachmittag, kehren wir nach Melaka zurueck. Im Hof des Hotel Puri schluerfen wir einen leckeren alkoholfreien Cocktail, und ich blogge ein bisschen. Abends essen wir in einem etwas enttaeuschenden Restaurant ein schlichtes Asam Pedras oder so aehnlich, Fisch in einem Currysud, dazu Reis. Hm. Das ist nicht direkt schlecht, aber irgendwie nicht so befriedigend - da gehen wir doch lieber nochmal ins Geographér's Café, um dort je ein Dessert und einen Cocktail zu konsumieren.
Na, fehlt nur noch, dass heute ein Sonntag gewesen waere - bei so vielen Friedhoefen, Graebern, Mausoleen waere das ein ausgewachsener Totensonntag gewesen!
Donnerstag, 4. Oktober 2007
Don't bother them!
Ach ja, Deutschland, einig Jammertal! Es hat keineswegs die vollen 10 Tage gedauert, bis mir das ewige Gejammere, wo denn wohl die soziale Gerechtigkeit bliebe, zum Hals heraushing. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die offenbar meist als Gleichmacherei verstandene Gerechtigkeit an den Landesgrenzen halt zu machen scheint. Da sieht es in diversen Laendern der Region APAC viel schlimmer aus ...
Hier ein exemplarisches Doeneken: Selbst so eine Frage nach den Rundfunkgebuehren fuer Ferienwohnungen ("ich halte mich da nur wenige Wochen im Jahr auf und muss trotzdem die volle Gebuehr bezahlen") wurde dem "Experten", der dazu was Schlaues sagen sollte, mit den Worten "Wo bleibt denn da die Gerechtigkeit?" vor die Fuesse bzw. Ohren geworfen. Genau - das sind die Leute, die eine Ferienwohnung haben, welche offenbar den Rest des Jahres ueber leer steht (anderenfalls waere es ja gerecht, die volle Gebuehr zu zahlen). Sicher koennen die sich nur alle paar Tage mal eine warme Mahlzeit leisten, und da werden solche Sozialfaelle doch wirklich ohne Milde von der boesen boesen boesen GEZ hemmungslos zur Kasse gebeten. Nae nae ... wie kann man diese armen Leute nur mit sowas behelligen!
Bitte nicht missverstehen: ich plaediere nicht fuer die vielzitierten fruehkapitalistischen Methoden, aber man moege bitteschoen auf dem Teppich bleiben. Wie gesagt - von manchen Bedingungen, wie sie in Deutschland beklagt werden, koennen hier einige (und nicht einige wenige) nur traeumen.
Aber auch hier haben manche Leute Sorgen, von denen andere nur traeumen koennen: