Heute war richtiges Feiertagswetter, mit blauem Himmel und Sonne. (Ich bin schon leicht frustriert - Burkhard kann jetzt immer viel schoenere Fotos machen als ich letztes Jahr im Mai/Juni, und das keineswegs, weil er besser fotografieren koennte oder viel bessere Technik haette als ich, sondern einfach nur wegen des Lichts und der Blaeue!) Und ausserdem mussten wir ja mal sehen, was denn nun so auf den Strassen los waere. Also sind wir am fruehen Nachmittag aufgebrochen zu einer kleinen Flussfahrt, die ist lustig, tralalala, lalala! Die Faehre war auch ziemlich voll, und die Strassen der Altstadt dann auch. Alle Leute in Feiertagsstimmung und da, wo es renao ist, heiss und voll. Chinesen lieben das, heisst es, und irgendwie hat es ja auch was. Besonders eindrucksvoll war der Mensch mit dem grossen breiten Lastenfahrrad, der mit nennenswerter Geschwindigkeit durch diese Volksmassen radelte, natuerlich unter grossem Gebruell, damit man eine Chance habe, beiseite zu springen. Unbeschreiblich, die Technik! Der ist richtig schnell vorangekommen! (Allerdings ist nicht ueberliefert, wieviele Verwundete und Tote seinen Weg saeumten ... ;-)) )
Man kann es ja kaum vermeiden, am Stadtgotttempel vorbeizukommen, auch dort herrschte grosses Gedraenge, und aus den Raeucherbecken schlugen grosse Flammen. Im (eintrittsgeldfreien) Vorhof stand ein grosser Strauss Weidenkaetzchen mit roten Lampions, ganz wie unsere eigenen, die auf den Fotos im gestrigen Post zu sehen sind. Auch eins der beliebten Fotomotive.
Wir sind aber nicht hineingegangen, sondern durch die ganze Fangbang Zhonglu hindurch, dann ein Stueck nach links auf der Henan Lu, die die Altstadt gerade durchmisst (kein schoener Fussweg zwar, da muessten wir vielleicht nochmal einen besseren suchen, aber stark frequentiert), und dann zweigt schon die Wen Miao Lu nach rechts ab. Ein paar Schritte hinein, und es ist (relativ) ruhig und friedlich. Die Wohnverhaeltnisse dort sind dafuer auch eng und eher armselig ... und das mit der Ruhe und dem Frieden war auch nicht von langer Dauer: Je naeher wir dem Wen Miao kommen, umso mehr fliegende Haendler saeumen den Strassenrand, und umso mehr mobile Imbisse verkehren auf der Strasse. Es gibt alles ueber Zuckerwatte, kandiertes Obst am Spiess, frisches Obst (vor allem Melone, Erdbeeren), pikante Grillspiesse aus Fleisch, (Tinten-)Fisch, Tofu, Gemuese, undefinierbare Dinge, die vermutlich Suessigkeiten waren, Maiskolben, Teeeier, Kokosnuesse ... und ich weiss nicht was noch. Zum Teil wird man ganz schoen eingeraeuchert von diesen mobilen Grilloefen, in denen die Kohlen mit kleinen Faechern statt mit Blasebaelgen belueftet werden. Und dann sind wir da, das Tor zum Wen Miao steht auch offen.
Auch wenn Miao ein bisschen nach Katzen klingt, hat es damit gar nichts zu tun. Es handelt sich um einen Konfuziustempel (faengt immerhin auch mit K an, aber damit haben sich dann die Gemeinsamkeiten erschoepft). Natuerlich benoetigt man eine Eintrittskarte (10 RMB pro Person). Die kann man hier, wie es sich gehoert, am Ticket Office erwerben. Im Stadtgotttempel heisst das Pendant lustigerweise Booking Office. "James, bitte buchen Sie mir doch einen Besuch im Tempel."
Dann also hinein. Ein paar Schritte durch das Tor, und schon ist man in einer etwas anderen Welt. Das laute Treiben der Strasse ist gedaempft durch die Mauer, auf dem Tempelgelaende sind nicht viele Leute unterwegs. Es herrscht dort eine ganz eigenartige Stimmung, auch ganz anders als in den anderen (buddhistischen oder daoistischen) Tempeln. Sehr schoen, ich empfehle das fast als "Geheim"tipp. Nicht, dass es besonders geheim waere - aber ich glaube doch, dass die meisten Besucher hier nicht hinkommen. Im Standardprogramm steht natuerlich der Jadebuddhatempel, und damit ist vermutlich das Thema Tempel dann abgehakt.
Es gibt raeumeweise Kalligraphie-Steintafeln in ganz verschiedenen Schreibstilen aus verschiedenen Zeiten (aber vielleicht sind auch nur die Verse aus verschiedenen Zeiten, wer weiss das schon), aber im gleichen Format und alle aus gruenlichem (Sand?-)Stein, sehr schoen. Bronzeglocken, eine grosse draussen unweit der Statue des Meisters Kongzi (denn der hatte natuerlich nicht wirklich einen lateinischen Namen) und ein ganzer Satz rechts in der Dacheng-Halle mit einer grossen goldenen Statue (ebenfalls Kongzi? wer weiss das schon) duerfen nicht fehlen, wobei als Pendant zu letzteren auf der linken Seite eine grosse Trommel aufgestellt ist. Glocke und Trommel sind offenbar unabhaengig von der Glaubensrichtung einschlaegiges "Tempelzubehoer". In den Baeumen und an speziell zu diesem Zweck aufgebauten Gestellen haengen (vermutlich tausende) Wunschzettel, von Hand beschriftet und mit roten Baendern.
Und dann gibt es ja noch die Sammlung von "Landschaftssteinen". Langsam beginne ich, mich dafuer zu erwaermen ... und nachdem ich in einigen Geschaeften welche gesehen habe, weiss ich erst die Qualitaet der Stuecke dieser Sammlung zu schaetzen. Aber ich sehe schon, ich bin wieder langatmig (hoffentlich nicht -weilig) - aber was soll man machen, wenn es doch so viel zu sehen und zu berichten gibt???
Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!
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Das neue Jahr des Schweins
Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.
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