Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


Wer weiterhin meine Bemerkungen über Gott und die Welt lesen möchte, klickt bitte hier:
Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Freitag, 23. Februar 2007

Der Goldene Post


Nein, die Post (heisst auch [wie Oel, Freund, rechts] you 邮, you2ju2, das Postamt) ist hier nicht golden oder gelb wie in Deutschland oder blau wie die schnelle portugiesische (die langsame ist dort rot), sondern dunkelgruen. Interessant eigentlich! Ob irgendwo auf der Welt lila die Farbe der Post ist? Aber es geht ja auch gar nicht um die Post, sondern um den Post, schon den fuenfzigsten in diesem Blog! Glueckwuensche und grosszuegige Geldgeschenke (s. Wir verarmen!) aus diesem Anlass werden natuerlich gern und dankend angenommen! ;-))

Aber zurueck zu den Steinen. Dieser Blumenmarkt ist fuer uns naemlich genau richtig, ausser Blumen gibt es da auch Steine und Kalligraphiebedarf - unsere Hobbies sind also hervorragend abgedeckt. Und besonders touristisch ist es auch nicht, das ist ja auch ganz schoen. Und dabei habe ich selber den Kalligraphiebedarf noch gar nicht richtig gesehen, sondern nur von Burkhard erfahren, dass die einschlaegigen Laeden dort auch in groesserer Konzentration vorkommen.

Ich schweife schon wieder ab, also nun wirklich zurueck zu den Steinen. Es gibt dort zweierlei Sorten, naemlich zum einen diese "Dinger", die ich Landschaftssteine nennen wuerde (auch wenn sie oft keine Landschaften darstellen, sondern eher an tote oder lebendige Objekte, haeufig Tiere, erinnern - ich bevorzuge aber eher die "Landschaften" oder abstrakte Objekte), zum anderen Mineralien. Wir haben uns ziemlich ausgiebig erstere angesehen. Es gibt schon schoene Stuecke, wie schon erwaehnt, beginne ich mich dafuer zu erwaermen ... o je. Burkhards "Lieblingsstueck", eine Miniatur-Karstlandschaft, finde ich zwar ganz huebsch, allerdings allzu klein. Es ist eben wirklich eine Miniatur ... also etwas "fuer im Buerro [Betonung auf dem ue] nebbe dat Tellefon zu stelle", wie man vermutlich in Koeln sagen wuerde. In einem anderen Laden mit solchen Steinen kommen wir nett ins Gespraech. Da sitzt eine Gruppe mittelalter bis aelterer Herren bei einem Schwatz in der Ecke. Ein sehr hochgewachsener Herr mit Brille spricht uns auf Englisch an, seine Englischkenntnisse sind hervorragend - na ja, kein Wunder: wie wir im Verlauf des Gespraechs erfahren, hat er lange Zeit in den USA fuer Lucent gearbeitet. Ja dann! Nachdem wir zunaechst nur mit ihm die einzelnen Stuecke besprechen, kommt dann auch der Besitzer des Geschaefts dazu, mit einem lustigen "Fusselsbart" aus den sprichwoertlichen drei Haaren am Kinn - wozu traegt Mann sowas? Soll das gut aussehen? Ich persoenlich find's eigentlich ein bisschen albern - aber wem's gefaellt ... Ist auch ganz egal, er ist jedenfalls nett und auch ganz begeistert bei der Sache, wir sind dann am Ende in dem Laden alle in ein lebhaftes Gespraech vertieft. Der "Amerikaner" erklaert wiederholt die vier (Herkunfts-)Gruppen von Landschaftssteinen, und wir bewundern alle zusammen ein ganz schoenes Stueck, das anthrazitfarben mit hellgrauen Einkerbungen ist und eine schwer zu beschreibende Form hat. Es bietet viele Ansichten und auch akustische Eindruecke - um die vorzufuehren, holt der Ladenbesitzer ein winziges Holzhaemmerchen hervor und klopft auf verschiedene Stellen. Oh, ein Sonolith? Nein, wohl nicht - nicht jeder Stein, der schoen klingt, ist einer. (Dieser sah auch ganz anders aus als die klingenden Steine in der Bretagne, die wir in unserem verflossenen Bretagneurlaub tuechtig "bekloppt" haben ... Die liegen da am Rande einer Flussmuendung herum, es gibt extra einen Wegweiser dahin - sonst haetten wir die damals nie gefunden. Da kam zum Klopfen endlich mal Burkhards Geologenhammer zum Einsatz, den er jahrelang [ich moechte mal sagen sinnfrei] im Kofferraum der wechselnden Autos in der Landschaft herumgefahren hat. Jetzt traeumt der Hammer vermutlich in einer dunklen Lagerecke irgendwo in Deutschland vom Herumgefahrenwerden ...) Mir scheint jedenfalls, dass dies wohl ein Lingbi-Stein gewesen sein muss ... die Beschreibung, die man unter dem Link findet, trifft zu. Und daran, dass der "Amerikaner" gesagt hat, dass der Stein aus Anhui kommt, kann ich mich auch erinnern.

Die schoensten Stuecke in dem Laden waren natuerlich unverkaeuflich ... ob der Besitzer die bloss nicht an Langnasen abgeben wollte, oder ob sie wirklich nicht verkauft werden? Egal, mit Preisen um die 2.000 Euro (nicht RMB) waeren die ja sowieso nicht in Frage gekommen. Uebrigens kosten die meisten Stuecke, die eine angemessene Groesse fuer die Wohnung haetten, um die 100 Euro. Das ist ja ueberschaubar. (Der Preis enthaelt natuerlich den Holzsockel, der jeweils fuer das Stueck speziell anzufertigen ist - er muss sich ja genau anpassen. Bei den meisten Stuecken ist der Stein dann auch nur aufgelegt, nur die ganz extravaganten, in denen die Aufstellung der Schwerkraft widerspricht, sind geklebt. Uebler Trick, wuerde ich sagen!)

Anschliessend hat Burkhard noch in einem Mineralienladen einen Stannit oder Stannin erworben, von dem er ganz begeistert ist. Er zeigt Kristalle, was ganz selten ist, und befindet sich zusammen mit anderen Mineralien auf diesem Stueck ... fuer Laien wie mich ist es allerdings weniger spektakulaer.

1 Kommentar:

Hardy hat gesagt…

1. Der Geologenhammer befindet sich bei Erstellung der Posts ca. 50 cm hinter der Autorin.

2. Der im Link abgebildete Stannin stammt von der selben Mine wie meiner. Der ebenfalls zu sehende Arsenopyrit (der gelbliche Kristall mit der gezackten Kante) sieht dem Arsenopyrit auf meiner Stufe sehr ähnlich, wohingegen der Stannin (dunkelgraue rundliche Gebilde im Link) deutliche Kristalle mit Kanten und Flächen aufweist.