Die Schildkroetentrauerfeier kenne ich zwar nur aus zweiter Hand, aber dass es eine war, weiss ich aus erster Hand! Es handelt sich hier um etwas, das landlaeufig als "Hochzeitsfeier" bekannt ist, und zwar hier um eine, die ein mir entfernt bekannter Chinese kuerzlich in Suzhou unweit von hier abgehalten hat. Dazu waren auch deutsche Gaeste eingeladen; ich habe mit dreien von ihnen gesprochen. Einer ist offensichtlich besonders empfindlich, was chinesisches Essen betrifft. Auf meine Anmerkung, dass es ja bestimmt sehr viele verschiedene Speisen gegeben habe, unter denen doch normalerweise auch Gerichte wie Huhn oder Tofu seien, die auch fuer westliche Gaumen einigermassen geeignet seien, erhielt ich zur Antwort, dass es in diesem Fall nur die feinsten Delikatessen in alter Suzhou-Tradition gegeben habe, nichts "Normales". Darunter eben auch eine Schildkroete, und die sei so, wie sie ist, "aufgebahrt" gewesen, mit dem Panzer und dem Hals, der daraus hervorschaut ... Ja, genau das war das Wort! Aufgebahrt! Woraus ich dann eben auf die Trauerfeier geschlossen habe. Schmunzel.
Das Duschschwein ist da schon viel sympathischer platziert, es ist naemlich nicht aufgebahrt, sondern thront auf einer Mini-Staffelei ueber einer Badewannenecke. Irgendwo in der Stadt war naemlich mal so eine Gasse mit "Kunst"malern (ja, so heisst das Wort, zur Unterscheidung von den Anstreichern, aber ich setze mal lieber die Kunst doch in Anfuehrungszeichen). Einigen konnte man bei der Arbeit zusehen, zum Beispiel beim Kopieren eines Oeeelgemaeldes (mit offenem oe) aus einem Kunstbuch ... und da stand in der Auslage (oder ist das dann ein Ausstand, wenn es steht? schon zum dritten Mal hintereinander Gruss aus Kalau, das ist ja was!) ein kleines Gemaelde, ca. DINA4-Groesse, aber mit richtiger Leinwand auf einem richtigen Holzrahmen. In Anbetracht des Preises von 60 RMB (was ich erst gar nicht glauben konnte, so dass ich zweimal nachgefragt habe - in Deutschland gibt es ja dafuer kaum das Material) haben wir dann nicht lange gezoegert und es (voellig leichtfertig ganz ohne zu handeln) gleich mitgenommen. Ist das nicht lustig?
Und passend zum heutigen Tag, der in good old Germany Altweiberfastnacht genannt wird, habe ich heute beim Mittagessen kaum meinen Augen getraut. Am Nachbartisch sass ein Kind, das irgendwann eine grosse schwarze Brille hervorholte mit integrierten Augenbrauen, einer roten Nase (nicht kugel-, sondern langnasenfoermig) und einem schwarzen Schnurrbart, hinter dem so eine "Papierentrolltroete" angebracht war. Ob es dafuer ein richtiges Wort gibt? Ich meine jedenfalls diese Papierschlaeuche, die flach zusammengedrueckt und aufgerollt sind, die sich beim Hineinblasen mit der Atemluft fuellen und sich dadurch entrollen, begleitet von einem quakigen oder eben troetigen Geraeusch (so aehnlich wie von einem Kazoo), weil das Mundstueck eben mit so einem Laermerzeuger bestueckt ist. Genauer gesagt hatte die besagte Brille zwei von diesen Dingern, eine Papierrolle fuer jede Seite, die beim Hineinblasen gewissermassen den Schnurrbart in der Breite verlaengerte. Und dann wurde tuechtig getroetet. Das war ziemlich niedlich. Tätääää! Tätääää! Tätäääääääääää!
Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!
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Das neue Jahr des Schweins
Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.
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3 Kommentare:
Ingo sagte naemlich: ... [Anrede von der Redaktion geloescht, haett' ich gleich machen sollen ...] die "aufgebahrte" Turtle haben wir natürlich fotografisch festgehalten - möchten Sie die Abbildung hier publizieren? Ich lasse Ihnen gerne eine Kopie zukommen. Recht spektakulär fand ich auch die Qualle sowie die sauer eingelegten Entenzungen - yummy!Ich muss aber entschieden wiedersprechen, dass es nichts "normales" gab, da unter anderem auch die in Suzhou sehr beliebten Schweinshaxen gereicht wurden und die sind nicht nur lecker, sondern auch schon fast deutsch angehaucht.
Und so sieht eine aufgebahrte Schildkröte aus:
Soll angeblich nach Hühnchen schmecken - ich kann das weder bestätigen noch dementieren ;)...
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