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Das neue Jahr des Schweins
Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.
Mittwoch, 28. Februar 2007
Das ganze Land bereist
Die Erfahrungen im Hotel heute Morgen waren wechselhaft. Das Duschwasser ist nicht richtig warm geworden, brrrr! Das Wasser war zwar nicht eisig, aber eben nicht warm. Scheußlich! Das Fruehstueck war hingegen ganz gut, von der (allerdings grottenschlechten [ich weiss eigentlich gar nicht, welche Rolle diese unschuldigen Hohlräume darin spielen]) Ananas mal abgesehen. Die Morgensonne wurde durch einen Morgenschauer (vermutlich genau so warm wie mein Duschwasser. :-(( ) keineswegs getruebt.
Die Fahrt durch die Stadt, nunmehr bei Tageslicht, zeigte wirklich ein extrem gruenes Stadtbild. Ist ja schon irgendwie schön ...
Mittags war ich mit zwei Kollegen essen. Da das indonesische Restaurant, in das sie mich eigentlich fuehren wollten, zu lange Wartezeit mit sich brachte, waren wir in einem Etablissement, das sich 'Cafe' nennt und diverse Bistrotgerichte anbietet. Ich hatte Prawns and Soft Shell Crab. Dabei isst man alles mit, dafuer ist die Shell ja soft. Alles war fritiert, also bissl arg fettig, ansonsten o. K.
Heute Abend um 8 habe ich trotz leichter Kopfschmerzen beschlossen, noch ein bisschen herumzugehen. (Ich war um kurz vor halb zurueckgekommen und hatte noch ein paar Telefonate und e-Mails zu erledigen gehabt.) Kaum sieht man sich das Schaufenster eines Mineralien- und Schmuckgeschäfts an, wird man schon blöd angequatscht. Baeh! Die Shopping Malls schienen hingegen schon (wenigstens so gut wie) geschlossen zu - haben oder sein, das ist hier die Frage. War also nix mit "shou-ping" (was ja bekanntlich meine Lieblingsbeschäftigung ist).
Schließlich bin ich in einem japanisch-koreanischen Restaurant Sushi und Tempura essen gegangen und habe mich da bei französisch-arabischer Musik mit einem Engländer (oder, genauer gesagt, einem Waliser - bestimmt "so wat wie dä Westfaaale - dä autet sisch ja aooch immer") unterhalten. Danach haben wir noch einen kleinen Ausflug in die Bar des Raffles-Hotels im 70sten Stock unternommen. So ein Blick von oben ist wirklich immer irgendwie toll; die Sicht war auch relativ gut. Dieser Engländer war uebrigens mal zu einem dreimonatigen Job hergekommen, lebt seit nun vier Jahren hier und vermisst die Heimat "sowas von nich'". So kann es gehen ... Da scheint er in guter Gesellschaft zu sein, hier gibt es ja soooo viele Langnasen ... eine deutsch sprechende lieh sich einen Stift von mir, um einer anderen Literaturtipps aufzuschreiben - der hat lustigerweise gar nicht gemerkt, dass ich auf Deutsch zurueckgeredet habe und hat weiter Englisch mit mir gesprochen. Schmunzel!
Montag, 26. Februar 2007
Die Reise nach Jeeeee-Singapur
... ist lang, fuenf Stunden Flug plus das ganze Drumherum. Ich habe diesmal einen der Sitzplätze an einem der Notausgänge erwischt. Die Stewardess erklärt mir zweimal, dass ich bitte den Hebel zum Öffnen NICHT beruehren solle. Wie einem kranken Pferd redet sie mir zu, dabei fuehle ich mich nicht schlecht. Zwar habe ich Beinfreiheit, aber der Sitz ist trotzdem verdammt eng. Und auch meine Handtasche muss ins Gepäckfach. Warum fragt mich die Stewardess, als sie mein Cape dazupackt, ob da vielleicht Wertsachen drin seien? Meinen Hinweis, dass die alle in der Tasche seien, ignoriert sie dafuer geflissentlich.
Nach dem Essen wird verdunkelt - dabei ist es noch nicht mal sechs Uhr abends. Komische Sitte. Später kann ich einen wunderbaren Sonnenuntergang bewundern, und um kurz nach zehn bin ich gluecklich in Singapur gelandet. Bei der Fahrt mit dem Taxi zum "Hotel Rendezvous Private Limited" zeigt sich mir eine sehr sauber und aufgeräumt wirkende Stadt mit reichlich Gruenzeug. Das Hotel mit diesem etwas ominösen Namen (wobei das Private Limited nicht eigentlich dazugehört, sondern die Rechtsform bezeichnet) scheint aber doch ganz normal zu sein. Beim Einchecken gibt es ein Glas frischen Orangensaft, das finde ich aber nett. Leider habe ich dafuer ein Raucherzimmer bekommen - wenn man das merkt, ist es schon schlecht. Da muss ich demnächst doch mehr darauf achten, dass man mir was Rauchfreies bucht. Jetzt bin ich aber ziemlich muede. Gute Nacht!
Sonntag, 25. Februar 2007
Beweis des Gegenteils
Samstag, 24. Februar 2007
Von Tempeln und Schweinen
Auf dem ganzen Stueck vor dem Tempeleingang sind, vermutlich anlaesslich des Neujahrsfestes, Buden aufgebaut, in denen allerhand meist unnuetze Dinge angeboten werden, und auf dem Platz um die Pagode ist Kinderbelustigung angesagt. Was ich noch nie gesehen hatte: riesige Wasserbaelle aus durchsichtigem Material, in denen die "Blagen" auf einem flachen Wasserbecken (einfach aufblasbar) herumtollen konnten. Zuerst dachte ich ja, dass das relativ steife Kugeln waeren, aber nein ... nach "Befuellen mit Kind" folgte jeweils das Befuellen mit Druckluft. Reissverschluss zu, fertig! Sah nach ziemlich viel Spass aus, so ein Pech, dass wir schon so alt sind ... Die Aufenthaltszeit ist natuerlich wegen der begrenzten Menge Luft nur relativ kurz, aber da es auch nur zwei Baelle gibt, sollen die Kandidaten und -innen ja auch nicht zu lange warten muessen.
Die Pagode selbst ist leider nicht zugaenglich - ich stelle mir vor, dass man von oben einen schoenen Blick ueber die Tempelanlage haette, aber was hilft's ... diese Holzgebaeude mit vermutlich engen Treppen sind wohl fuer massenhaften Publikumsverkehr nicht geeignet. Schade. Der ueberdachte Umgang , auf dem man in einem Viertelkreis mit Blick auf die Pagode wandeln kann (und dabei die stark befahrene Longhua-Strasse ueberqueren), ist einfach nicht hoch genug gelegen.
Dann endlich gehen wir hinein in den Tempel. Dieser hier ist buddhistisch, aber anders als im Jadebuddhatempel sind fast keine Touristen da. Oder jedenfalls fast keine langnasigen Touristen, wie es mit den chinesischen Besuchern ist, kann ich nicht beurteilen. Aber Besucher gibt es genug! Auch hier lodern die Feuer und ziehen duftende Rauchschwaden von unzaehligen Raeucherstaebchenbuendeln durch die Hoefe. Raeucherstaebchen fuers Rauchopfer kommen naemlich immer in Buendeln, vermutlich gilt das Motto "Je dicker, je besser". Schliesslich soll man beim Opfer nicht geizen! Heute bekam man fuer seine extra teure Eintrittskarte (20 RMB pro Person) dafuer aber auch ein Buendelchen "geschenkt". Wir haben eins gegen eine Eintrittskarte getauscht und haben es zur grossen Erheiterung sowohl des Raeucherstaebchenverteilers als auch des Eintrittskartenkontrolleurs mitgenommen, statt es gleich im Tempel anzuzuenden. So hatten die wenigstens auch ihren Spass!
In den verschiedenen Tempelhallen gibt es allerhand verschiedene Buddhas und sonstige Heilige oder Erleuchtete oder was das dann sein mag. Die vier Himmelskoenige in der zweiten Halle sind sogar auf Englisch beschriftet und erlaeutert ... das ist dann aber auch so ziemlich das Einzige, was wir da lesen koennen. Und verstehen - davon rede ich erst gar nicht. Alle Figuren erfreuen sich gleichermassen der Anbetung, ich weiss auch nicht, ob man sich an mehrere oder gar alle wenden muss, wenn man ein Anliegen hat, oder ob es Spezialisten fuer die verschiedenen Sorgen und Wuensche gibt, oder wie das alles geht. In der Haupthalle (in der der grosse goldene Buddha mit der blauen "Bademuetze" und dem Hakenkreuz auf der Brust thront), werfen mir nicht bekannte Ereignisse ihre Schatten voraus. Dort wurden Stege (Buehnen?) gezimmert, und (Verkaufs- oder Schreib-)Tische hereingetragen ... ich haette ja zu gern gewusst, wofuer.
Um ein Uhr mittags haben wir beschlossen, noch schnell ins vegetarische Buffet-Restaurant "Jen Dow" zu gehen. Oh! Das hat west-oestlichen Edel-Look und west-oestliche Kueche. Pro Person kostet "all you can eat and drink" (jedenfalls was nicht-alkoholische Getraenke und Bier betrifft) am Wochenende 158 RMB. Nicht ganz billig, stimmt, aber dafuer kann man wirklich schlemmen. Man kann gar nicht so viel schlemmen, wie man angesichts der Leckereien vielleicht moechte! Das einzige, was mir nicht klar war, war, ob das nun wirklich alles vegetarisch war, auch der ganze Fisch und das ganze Fleisch. Der Thunfisch auf den Sushi war definitiv kein echter Thunfisch und leider nicht sehr gut gelungen. Besonders empfehlenswert waren dafuer aber die Desserts und der Kuchen und die hausgemachten Schoko-Leckereien. Die haben da wirklich einen 1A-Konditor! Den besonders attraktiv aussehenden Japanese Tea Cake fanden offenbar alle Leute sehr attraktiv - als fuer mich Dessertzeit war, war er schon ganz aufgegessen oder weggefressen, heul, jammer, wie schade!
Im Tempelladen konnte ich dann nicht widerstehen, da gab es noch einen von diesen Anhaengern mit einem runden, beinahe kugeligen Gluecksschwein. Wir haben ja schon ein "blondes", das ich letztes Jahr aus dem Stadtgotttempel mitgebracht habe, und ein schwarzbraunes, das wir zu Weihnachten im Jadebuddhatempel erstanden haben. Das neue ist ein bisschen braungruenlich (nein, nicht braungruengrau mit einem Stich ins Blaeuliche wie die Lieblingsfarbe von Herrn Bloehmann, der seine Frau nicht schlaegt [fuer Loriotkenner]), da muss doch jeder zugeben, dass das nicht im Tempel bleiben konnte, sondern unseren beiden Gesellschaft leisten muss!
Und damit bin ich auch schon wieder bei den Schweinen angekommen! Gestern Abend gab's auf "Animal Planet", einem der ominoesen Sender, die wir hier ueber Satellit empfangen, aus der Reihe "Heavenly Zodiac Animals" (zu den Tieren der chinesischen Tierkreiszeichen) eine wunderbare Doku ueber Schweine. Wunderbare und schreckliche Bilder natuerlich, und eine herrliche Illustration des Satzes "But there's a snag."* (zu deutsch etwa "Aber die Sache hat einen Haken.") ueber Trueffelschweine: Die Trueffelsau Kiki verspeiste eine der selbst gefundenen teuren Knollen mit offensichtlich grossem Genuss, bevor Baeuerin Marthe sie daran hindern konnte.
Und eben gab es noch eine Sendung auf National Geographic (etwas weniger ominoes) unter dem Titel "Africa's Hogs Heaven" ueber ein Reservat in Uganda, mit ganz vielen Schweineszenen mit Warzenschweinen und, noch viel besser, da noch nie so gesehen, mit Riesenwaldschweinen, die in der Suhle nichts Besseres zu tun haben, als Luftblasen vor sich hin zu blasen. Klasse!!
* Beginn meiner Lieblingspassage aus dem Buch A Year in Provence von Peter Mayle, es geht um den Einsatz von Hunden oder Schweinen bei der Trueffelsuche. Leider bekomme ich es auswendig nicht ganz hin, und das Buch ist hier noch nicht wieder aufgetaucht - schlummert wohl noch in einer Kiste, denn wir haben es dabei. Uebrigens gibt es von dem Buch natuerlich auch eine deutsche Uebersetzung, aber die besagte Passage ist soooo schlecht und farblos ... ich kann nicht dazu raten. Wenn lesen (fuer Provence- oder Frankreichfans), dann im Original!
Freitag, 23. Februar 2007
Der Goldene Post
Nein, die Post (heisst auch [wie Oel, Freund, rechts] you 邮, you2ju2, das Postamt) ist hier nicht golden oder gelb wie in Deutschland oder blau wie die schnelle portugiesische (die langsame ist dort rot), sondern dunkelgruen. Interessant eigentlich! Ob irgendwo auf der Welt lila die Farbe der Post ist? Aber es geht ja auch gar nicht um die Post, sondern um den Post, schon den fuenfzigsten in diesem Blog! Glueckwuensche und grosszuegige Geldgeschenke (s. Wir verarmen!) aus diesem Anlass werden natuerlich gern und dankend angenommen! ;-))
Aber zurueck zu den Steinen. Dieser Blumenmarkt ist fuer uns naemlich genau richtig, ausser Blumen gibt es da auch Steine und Kalligraphiebedarf - unsere Hobbies sind also hervorragend abgedeckt. Und besonders touristisch ist es auch nicht, das ist ja auch ganz schoen. Und dabei habe ich selber den Kalligraphiebedarf noch gar nicht richtig gesehen, sondern nur von Burkhard erfahren, dass die einschlaegigen Laeden dort auch in groesserer Konzentration vorkommen.
Ich schweife schon wieder ab, also nun wirklich zurueck zu den Steinen. Es gibt dort zweierlei Sorten, naemlich zum einen diese "Dinger", die ich Landschaftssteine nennen wuerde (auch wenn sie oft keine Landschaften darstellen, sondern eher an tote oder lebendige Objekte, haeufig Tiere, erinnern - ich bevorzuge aber eher die "Landschaften" oder abstrakte Objekte), zum anderen Mineralien. Wir haben uns ziemlich ausgiebig erstere angesehen. Es gibt schon schoene Stuecke, wie schon erwaehnt, beginne ich mich dafuer zu erwaermen ... o je. Burkhards "Lieblingsstueck", eine Miniatur-Karstlandschaft, finde ich zwar ganz huebsch, allerdings allzu klein. Es ist eben wirklich eine Miniatur ... also etwas "fuer im Buerro [Betonung auf dem ue] nebbe dat Tellefon zu stelle", wie man vermutlich in Koeln sagen wuerde. In einem anderen Laden mit solchen Steinen kommen wir nett ins Gespraech. Da sitzt eine Gruppe mittelalter bis aelterer Herren bei einem Schwatz in der Ecke. Ein sehr hochgewachsener Herr mit Brille spricht uns auf Englisch an, seine Englischkenntnisse sind hervorragend - na ja, kein Wunder: wie wir im Verlauf des Gespraechs erfahren, hat er lange Zeit in den USA fuer Lucent gearbeitet. Ja dann! Nachdem wir zunaechst nur mit ihm die einzelnen Stuecke besprechen, kommt dann auch der Besitzer des Geschaefts dazu, mit einem lustigen "Fusselsbart" aus den sprichwoertlichen drei Haaren am Kinn - wozu traegt Mann sowas? Soll das gut aussehen? Ich persoenlich find's eigentlich ein bisschen albern - aber wem's gefaellt ... Ist auch ganz egal, er ist jedenfalls nett und auch ganz begeistert bei der Sache, wir sind dann am Ende in dem Laden alle in ein lebhaftes Gespraech vertieft. Der "Amerikaner" erklaert wiederholt die vier (Herkunfts-)Gruppen von Landschaftssteinen, und wir bewundern alle zusammen ein ganz schoenes Stueck, das anthrazitfarben mit hellgrauen Einkerbungen ist und eine schwer zu beschreibende Form hat. Es bietet viele Ansichten und auch akustische Eindruecke - um die vorzufuehren, holt der Ladenbesitzer ein winziges Holzhaemmerchen hervor und klopft auf verschiedene Stellen. Oh, ein Sonolith? Nein, wohl nicht - nicht jeder Stein, der schoen klingt, ist einer. (Dieser sah auch ganz anders aus als die klingenden Steine in der Bretagne, die wir in unserem verflossenen Bretagneurlaub tuechtig "bekloppt" haben ... Die liegen da am Rande einer Flussmuendung herum, es gibt extra einen Wegweiser dahin - sonst haetten wir die damals nie gefunden. Da kam zum Klopfen endlich mal Burkhards Geologenhammer zum Einsatz, den er jahrelang [ich moechte mal sagen sinnfrei] im Kofferraum der wechselnden Autos in der Landschaft herumgefahren hat. Jetzt traeumt der Hammer vermutlich in einer dunklen Lagerecke irgendwo in Deutschland vom Herumgefahrenwerden ...) Mir scheint jedenfalls, dass dies wohl ein Lingbi-Stein gewesen sein muss ... die Beschreibung, die man unter dem Link findet, trifft zu. Und daran, dass der "Amerikaner" gesagt hat, dass der Stein aus Anhui kommt, kann ich mich auch erinnern.
Die schoensten Stuecke in dem Laden waren natuerlich unverkaeuflich ... ob der Besitzer die bloss nicht an Langnasen abgeben wollte, oder ob sie wirklich nicht verkauft werden? Egal, mit Preisen um die 2.000 Euro (nicht RMB) waeren die ja sowieso nicht in Frage gekommen. Uebrigens kosten die meisten Stuecke, die eine angemessene Groesse fuer die Wohnung haetten, um die 100 Euro. Das ist ja ueberschaubar. (Der Preis enthaelt natuerlich den Holzsockel, der jeweils fuer das Stueck speziell anzufertigen ist - er muss sich ja genau anpassen. Bei den meisten Stuecken ist der Stein dann auch nur aufgelegt, nur die ganz extravaganten, in denen die Aufstellung der Schwerkraft widerspricht, sind geklebt. Uebler Trick, wuerde ich sagen!)
Anschliessend hat Burkhard noch in einem Mineralienladen einen Stannit oder Stannin erworben, von dem er ganz begeistert ist. Er zeigt Kristalle, was ganz selten ist, und befindet sich zusammen mit anderen Mineralien auf diesem Stueck ... fuer Laien wie mich ist es allerdings weniger spektakulaer.
Donnerstag, 22. Februar 2007
Von Blumen und Steinen
Auch fuer Ding Shifu (das i wird allerdings nicht wie i, sondern eher wie ein unbetontes e gesprochen, z. B. wie das End-e in Ende) waren die Feiertage heute vorbei. Sagte ich schon, dass shifu (Meister) eine angemessene Anrede fuer Fahrer ist? Die benutzen auch Chinesen, z. B. fuer Taxifahrer. Aber den Vormittag konnte er sich noch ausruhen, am Nachmittag sind wir dann zum Blumenmarkt an der Huaihai Xi Lu (= Huaihai West Road) gefahren. Den hatten wir ja schon vor einiger Zeit "aufgetan", aber damals nur einen Bruchteil der Laeden dort entdeckt. Man musste einfach noch um eine Ecke gehen ... dann tut sich der Blick auf ein grosses Gebaeude auf, in dem ein Blumenlaedchen neben dem anderen um Kunden wirbt. Bei frischen Blumen finde ich dieses Prinzip allerdings irgendwie abwegig. Bei Stoffen wie im Stoffmarkt moechte man ja vielleicht gern vergleichen, aber bei etwas wie Blumen ...? Besonders beliebt sind Orchideen und Lilien, aber auch alle moeglichen anderen Blumen kann man da erwerben. Seit langem sah ich auch mal wieder "SPD-Blumen"* - gibt's die in Deutschland ueberhaupt noch? Ich kann mich nicht erinnern, die in den letzten Jahren irgendwo wahrgenommen zu haben. Ein Laden hatte auch eine sehr schoene Moeglichkeit entwickelt, Orchideen zu praesentieren: ein Buendel Glasstaebe in der Mitte lose zusammenbinden, wie eine Garbe ein wenig auseinanderfallen lassen und hieran bzw. hierin dann die Orchideen (in kleinen individuellen Reagenzglaeschen mit Wasser/Naehrloesung, wie sie auch in Deutschland ueblich sind) arrangieren. Sieht toll aus!
An einer etwas anderen Ecke gibt es dann Laeden mit Gruenpflanzen und Kakteen. Sehr beliebt sind hier immer noch die Sansevierien, die in Deutschland ja vielleicht demnaechst eine Renaissance erleben moegen, aber, soweit ich das beurteilen kann, derzeit noch ziemlich "out" sind. (Ganz treffend finde ich die Formulierungen in einem WDR5-Beitrag aus der Reihe "Service - Pflanzen" mit dem Titel Sansevierie - Blattwerk aus den Fuenfzigern. Schwieriger Name auch, meine Omi sagte immer "Sansiverie" zu diesen Dingern ... denn natuerlich hatte sie auch eine, die links auf dem alten schweren Schreibtisch im Wohnzimmer zu stehen pflegte. Ich fand die ja immer irgendwie bloed und unattraktiv, aber ich habe jetzt gesehen, dass es sogar eine Internationale Bogenhanf-Gesellschaft [englische Website] gibt. Bogenhanf ... wenn ich das schon hoere ... klingt irgendwie droege ... wie droeger Hanf eben, koennte ja auch gleich Droegenhanf heissen ... )
Da es in einem dieser Laeden dort Uebertoepfe gibt, die ganz gut zu dem passen, den wir schon im Wohnzimmer haben, und da Burkhard sich schon in eine Palme verguckt hatte, entschliessen wir uns, sie mitzunehmen. Dazu muss die Palme aber erst noch umgetopft werden, da sie in einem anderen als dem gewuenschten Topf auf Kaeufer wartet (hier sind die meisten Pflanzen schon fertig in dekorativen Toepfen ... das "Prinzip Uebertopf" kennt hier sowieso niemand). Mei wenti, kein Problem - das wird flugs auf der Strasse erledigt. Die gar nicht kleine Pflanze (ca. 1 m hoch) kostet mit Uebertopf und kleinem Holzpodestchen und Untertellerchen 199 RMB, da kann man echt nicht meckern. Und der sehenswerte Blick von Ding Shifu bei dem Ansinnen, dieses "Monstrum" in "seinem" Auto transportieren zu wollen, war voellig kostenlos! (Man muss aber auch wirklich sagen, dass so eine Passat-Limousine zum Transport von irgendwelchen Gegenstaenden praktisch voellig ungeeignet ist.)
Besonders erwaehnenswert war in diesem Blumenladen auch das ausnehmend schoene Sortiment an Kuebeln, Schalen und anderen Pflanzgefaessen - und der sprechende Taschenrechner! Auf Tastendruck bei der Zahleneingabe quakte er jeweils die zugehoerige Ziffer. Heute wurde er ausnahmsweise auch zum Rechnen benutzt, eigentlich sind das hier meist nur Geraete, die zum Handeln mit Leuten dienen, die die hiesige Sprache nicht sprechen: Man gibt wechselseitig eine Zahl ein, die dem jeweils vorgeschlagenen Preis entspricht, und die Folge konvergiert dann (hoffentlich!) in endlicher Zeit gegen einen gemeinsam akzeptierten Wert. Diesmal wurde, wie gesagt, damit auch die zu zahlende Gesamtsumme ermittelt: 180 + 15 + 4 im Kopf zu rechnen ist naemlich ein bisschen viel verlangt. Hier gab es noch einen sehenswerten Gesichtsausdruck, diesmal bei der Verkaeuferin - wir hatten vorher schon 200 RMB angereicht, und in Anbetracht des Rechenergebnisses war das ueberraschend passend!
Aber ich sehe schon, das wird wieder alles zu lang ... "dat mit de Steine krieje mer alsu spaaaeeeter."
* rote Nelken natuerlich
Mittwoch, 21. Februar 2007
Wunder!
Das andere Wunder liegt schon ein paar Tage zurueck. Hatte ich doch Zuckerschoten gekauft, die allerdings ziemlich prall aussahen, so dass ich dachte, dass doch schon nennenswerte Erbsen darin seien. Waren aber nicht, sondern nur so ganz kleine Dingerchen, die Burkhard als Bohnen identifizierte. Er hat mit soviel ausdauernder Ueberredungskraft behauptet, dass das "natuerlich" gruene Bohnen seien, bis ich mich schliesslich unglaeubig an die Zubereitung von Bohnensalat gemacht habe. Das Dressing, leicht asiatisch angehaucht mit einem kleinen bisschen Austernsauce, war mir auch sehr gut gelungen, nur dieser Bohnengeschmack fehlte. Hatte ich doch tatsaechlich Bohnensalat aus Erbsen gemacht - wenn das kein Wunder ist!! ;-)))
Noch ein paar Worte "in eigener Sache" bzw. technische Hinweise: Mittlerweile ist es Burkhard trotz des schlecht arbeitenden Card Readers gelungen, die meisten Fotos (wenn auch nicht alle) vom Speicherchip auf den Rechner zu uebertragen, daher findet Ihr oben die Bilder von unserem montaeglichen Ausflug nach Puxi. Und nachdem ich beim Surfen so einige huebsche Sachen gefunden habe, habe ich ein kleines Kuriositaetenkabinett eroeffnet. Ihr findet es links (unter den Labels bzw. ueber den aelteren Fotoalben).
Dienstag, 20. Februar 2007
Wir verarmen!
Oder wir sollten versuchen, aus dem Wisdom Gathering Cabinet ins Wealth Gathering Cabinet umzuziehen, so heisst naemlich das ganz linke bzw. ganz rechte Skyline Mansion-Gebaeude, je nach Standort des Betrachters. Das mittlere ist uebrigens fuer die romantischen Seelen: Violet Gathering Cabinet.
Aber woher die oben geaeusserte Sorge?
- Nun, haben wir doch unsere Mobilfunkkosten zur Kenntnis nehmen koennen/muessen. In den ersten zwei Monaten hier haben wir jeder ca. 30 RMB "verquatscht", zu Hilfe! Macht schon mal 60 RMB.
- Eintritt in den Konfuziustempel, 10 RMB pro Schnueffel, macht 20 RMB.
- Und nachdem in meinem chinesischen Kochbuch, das eigentlich mehr ein Lexikon gebraeuchlicher chinesischer Essenszutaten mit Beispielrezepten ist (ganz schoen aufgemacht uebrigens, ich kann es empfehlen: Deh Ta-Hsiung, Die chinesische Kueche), stand, dass ein chinesisches Kuechenbeil eine nahezu unentbehrliche Geraetschaft fuer alle Schneidarbeiten sei, musste ich mir ja auch eins zulegen. Mit 120 RMB war es fast das teuerste (die ganz teuren kosteten 150 RMB), richtig schwer und gut verarbeitet. So sieht es jedenfalls aus. Mal sehen, wie es sich im Dauergebrauch bewaehrt. Eingeweiht habe ich es gestern schon fuer zweierlei Rindfleisch (geschmort und gekocht).
- Und dann kamen wir noch an einem Kalender- und Schreibwarengeschaeft vorbei, wo mich ein schoener grossformatiger Kalender mit dem zweisprachigen Titel "The Chinese Tea Culture 2007" oder so aehnlich anlachte. Zwar hat er nur sechs Blaetter (nein, nicht nur bis Juni, sondern jedes Blatt fuer zwei Monate natuerlich!!), aber die sind sehr schoen gestaltet mit Teefotos und chinesischer Kalligraphie, die ich natuerlich leider nicht lesen kann. Und obwohl das erste Blatt ja nun schon fast "abgelaufen" ist, wurde ich immer noch mit 29 RMB zur Kasse gebeten.
- Und als wir dann von der Faehre kamen, standen dort vor dem Faehrhaus am Busbahnhof mehrere Lastenfahrraeder mit so grossen (also eher riesenhaften) Kuchen, die Burkhard anlachten. So eine hellbraune Masse, mit kandierten Fruechten verziert. Immer her damit! Man schnitt uns also ein riesiges Stueck ab, die zarten Hinweise, dass wir es lieber kleiner haetten, waren wohl allzu zart. Das wird auch ganz leicht riesig, weil die Riesenfladen (viereckig, uebrigens) schon ca. 20 cm hoch sind. Dann wurde abgewogen mit so einer kleinen Handwaage (als ob die irgendwie geeicht waere), und es gab eine kleine Diskussion, was das kosten sollte. Irgendwie flogen die Worte hundert und vier herum, aber es war nicht klar, was das geben sollte. Schliesslich reichte Burkhard 100 RMB herueber, und dann wurde eingepackt, und joot war. Bei genauem Hinsehen entpuppte sich der Kuchen als die pure Nussmasse aus verschiedenen Nuessen, grob gehackt, und ganz wenig Rosinen, mit (vermutlich) Honig und Sirup zu einer formbaren Masse verarbeitet. Das Stueck war auch ziemlich schwer und schmeckt ziemlich lecker - hat sicher ueberhaupt keine Kalorien. Aber das reicht auch noch eine ganze Zeit ...
Die Telefongebuehren waren ja schon vor einigen Tagen auf der Ausgabenliste, aber allein gestern 269 RMB, tststs ... Deshalb waren wir heute morgen im Skyline Mansion Club zum Brunch (gibt es nur ausnahmsweise in dieser Festwoche), der kostete nur 30 RMB pro Person ... aber das war auch echt nichts. Ein paar Dumplings und Buns, droeger Toast, bleiche Melonen, Teeeier und ein Eierbratekoch ... noe lass ma'. Eher eine Erfahrung als ein Erfolg ... man muss wohl doch ein bisschen mehr investieren, die grossen Hotels machen ja hier alle Werbung fuer ihren tollen Brunch, und es soll ja auch wirklich toll sein. Wir probieren es bei Gelegenheit, "wenn wir wieder zu Geld gekommen sind", und berichten ...
Deutsche koennen hier nicht wohnen!
Montag, 19. Februar 2007
Wen Miao
Man kann es ja kaum vermeiden, am Stadtgotttempel vorbeizukommen, auch dort herrschte grosses Gedraenge, und aus den Raeucherbecken schlugen grosse Flammen. Im (eintrittsgeldfreien) Vorhof stand ein grosser Strauss Weidenkaetzchen mit roten Lampions, ganz wie unsere eigenen, die auf den Fotos im gestrigen Post zu sehen sind. Auch eins der beliebten Fotomotive.
Wir sind aber nicht hineingegangen, sondern durch die ganze Fangbang Zhonglu hindurch, dann ein Stueck nach links auf der Henan Lu, die die Altstadt gerade durchmisst (kein schoener Fussweg zwar, da muessten wir vielleicht nochmal einen besseren suchen, aber stark frequentiert), und dann zweigt schon die Wen Miao Lu nach rechts ab. Ein paar Schritte hinein, und es ist (relativ) ruhig und friedlich. Die Wohnverhaeltnisse dort sind dafuer auch eng und eher armselig ... und das mit der Ruhe und dem Frieden war auch nicht von langer Dauer: Je naeher wir dem Wen Miao kommen, umso mehr fliegende Haendler saeumen den Strassenrand, und umso mehr mobile Imbisse verkehren auf der Strasse. Es gibt alles ueber Zuckerwatte, kandiertes Obst am Spiess, frisches Obst (vor allem Melone, Erdbeeren), pikante Grillspiesse aus Fleisch, (Tinten-)Fisch, Tofu, Gemuese, undefinierbare Dinge, die vermutlich Suessigkeiten waren, Maiskolben, Teeeier, Kokosnuesse ... und ich weiss nicht was noch. Zum Teil wird man ganz schoen eingeraeuchert von diesen mobilen Grilloefen, in denen die Kohlen mit kleinen Faechern statt mit Blasebaelgen belueftet werden. Und dann sind wir da, das Tor zum Wen Miao steht auch offen.
Auch wenn Miao ein bisschen nach Katzen klingt, hat es damit gar nichts zu tun. Es handelt sich um einen Konfuziustempel (faengt immerhin auch mit K an, aber damit haben sich dann die Gemeinsamkeiten erschoepft). Natuerlich benoetigt man eine Eintrittskarte (10 RMB pro Person). Die kann man hier, wie es sich gehoert, am Ticket Office erwerben. Im Stadtgotttempel heisst das Pendant lustigerweise Booking Office. "James, bitte buchen Sie mir doch einen Besuch im Tempel."
Dann also hinein. Ein paar Schritte durch das Tor, und schon ist man in einer etwas anderen Welt. Das laute Treiben der Strasse ist gedaempft durch die Mauer, auf dem Tempelgelaende sind nicht viele Leute unterwegs. Es herrscht dort eine ganz eigenartige Stimmung, auch ganz anders als in den anderen (buddhistischen oder daoistischen) Tempeln. Sehr schoen, ich empfehle das fast als "Geheim"tipp. Nicht, dass es besonders geheim waere - aber ich glaube doch, dass die meisten Besucher hier nicht hinkommen. Im Standardprogramm steht natuerlich der Jadebuddhatempel, und damit ist vermutlich das Thema Tempel dann abgehakt.
Es gibt raeumeweise Kalligraphie-Steintafeln in ganz verschiedenen Schreibstilen aus verschiedenen Zeiten (aber vielleicht sind auch nur die Verse aus verschiedenen Zeiten, wer weiss das schon), aber im gleichen Format und alle aus gruenlichem (Sand?-)Stein, sehr schoen. Bronzeglocken, eine grosse draussen unweit der Statue des Meisters Kongzi (denn der hatte natuerlich nicht wirklich einen lateinischen Namen) und ein ganzer Satz rechts in der Dacheng-Halle mit einer grossen goldenen Statue (ebenfalls Kongzi? wer weiss das schon) duerfen nicht fehlen, wobei als Pendant zu letzteren auf der linken Seite eine grosse Trommel aufgestellt ist. Glocke und Trommel sind offenbar unabhaengig von der Glaubensrichtung einschlaegiges "Tempelzubehoer". In den Baeumen und an speziell zu diesem Zweck aufgebauten Gestellen haengen (vermutlich tausende) Wunschzettel, von Hand beschriftet und mit roten Baendern.
Und dann gibt es ja noch die Sammlung von "Landschaftssteinen". Langsam beginne ich, mich dafuer zu erwaermen ... und nachdem ich in einigen Geschaeften welche gesehen habe, weiss ich erst die Qualitaet der Stuecke dieser Sammlung zu schaetzen. Aber ich sehe schon, ich bin wieder langatmig (hoffentlich nicht -weilig) - aber was soll man machen, wenn es doch so viel zu sehen und zu berichten gibt???
Xinnian kuaile!
Zu 'deutsch' etwa "Happy New Year, Sophie dear!" So, nun hat also das blognamengebende Jahr des Schweins endlich auch wirklich begonnen, und alle Hochschwangeren brauchen jetzt nicht mehr zu fuerchten, dass die Wehen ein bisschen zu frueh einsetzen ... ab sofort werden die kleinen Schweinchen zur Welt gebracht, und die werden ja soooo viel Glueck im Leben haben, dass es kaum auszuhalten ist! Erwaehnte ich schon, dass 2007 auch noch ein goldenes Jahr des Schweins ist, so eins, das nur jedes fuenfte Mal, also alle 60 Jahre, vorkommt? Also voraussichtlich das einzige goldene Jahr des Schweins, das ich erleben werde. Wenn das kein Glueck bringt, auch wenn ich nicht neugeboren bin ...! Und es hat nicht nur Glueck gebracht, sondern auch Geld im traditionellen roten Umschlag mit goldenem Aufdruck. Das wurde von meinem hiesigen Chef hoechstpersoenlich (sowas kann man halt nicht delegieren) am Samstagnachmittag kurz vor dem Bueroschluss um halb vier verteilt. Und vorgestern oder am Donnerstag hatte es ein Mail von der Personalabteilung gegeben: man habe die Freude mitzuteilen, dass das general management zugestimmt habe, aus Anlass des Fruehlingsfests das Gehaltszahlungsdatum auf den 17. Februar vorzuziehen. Im Maerz sei dann mit dem 27sten wieder das normale Auszahlungsdatum in Kraft. Ja, wenn's hilft ...!
Wie auch immer, geisterfrei sollte es ja nun sein. Bis Mitternacht hatten Feuerwerk und Laerm an Intensitaet stetig zugenommen (oder wohl doch nicht, da stutzt die Mathematikerin ... also jedenfalls) und ein ohren- und augenbetaeubendes Ausmass angenommen (ich glaube naemlich, dass der Dunst, der im Verlauf des Abends immer mehr wurde, eben nicht nur feuchter Dunst, sondern auch trockener Rauch der Feuerwerkskoerper war).
Zu meinem grossen Bedauern haben wir zwar Satellitenfernsehen, aber empfangen ueberhaupt keine chinesischen Programme. (Ja, stimmt, das ist irgendwie doof ... mal sehen, ob sich das noch aendern laesst, aber ich habe anlaesslich des neuen Jahres erstmals alle Kanaele durchgezappt - wir haben Maria TV, da kann man im Karaoke-Modus in englischer Sprache mitbeten, zum Beispiel zu Josef - au weia!) Insofern konnte ich etwas so Beruehmtes wie die Altjahrsabendshow leider nicht ansehen. Viel haette ich aber auch wegen ausgepraegter Muedigkeit ohnehin nicht sehen koennen, um Mitternacht war ich 'schon' im Bett und bin trotz des Laerms und der Lichterblitze prompt eingeschlafen.
Samstag, 17. Februar 2007
Fort mit den boesen Geistern!
Leider ist das Wetter nicht richtig klar, sondern feucht und grau unter tief haengenden Wolken. Das fing schon gestern morgen an - der Blick aus dem Bett auf die andere Seite des Flusses war noch erstaunlich klar, aber die Spitze des JinMao konnte man nicht sehen! Und entsprechend vom Oriental Pearl TV Tower nur die untere Kugel. Das gab dann gestern Abend schon tolle Effekte, als die Lichter der Wolkenkratzerspitzen so mehr oder weniger durch die angekratzten Wolken zu sehen waren!
Wir waren gestern in der vor einigen Wochen neu eroeffneten Filiale von Ye Shanghai im Citigroup Tower "dinieren". Die Einrichtung ist modern-edel, ein ganz kleines bisschen poppig durch die Farben, die das eigentlich in schwarz-weiss-grau gehaltene Interieur ergaenzen (mattlila Stuhlsessel, fast wie unser Sofa, orangefarbene Tischdecken und pinkfarbene Beleuchtung an der Rueckseite ... ich sach ma nix). Die Karte ist genau die gleiche wie im Xintiandi-Lokal, aber hier gibt es noch diesen tollen Blick auf den Fluss und die abendlich erleuchteten Gebaeude am Bund. Insofern bedauerlich, dass es voellig leer war. Spaeter, als wir schon fast fertig waren, kamen noch einige (wenige) Leute, und das alles trotz des Angebots, auf alles ausser bottled wines 15% Eroeffnungsrabatt zu bekommen ... ich bin nicht so zuversichtlich, dass sich das da etabliert. Eigentlich schade, denn das Essen ist wirklich nicht schlecht. Gestern hatten wir crispy jellyfish, baked silver cod ye shanghai style, steamed beancurd with vegetables and egg, sauteed mushrooms, crispy rice with shrimps in tomate sauce, minced chicken with pinenuts served with sesame pastry (zum Selberfuellen) - ja, ich glaube, das war's. Wie gesagt, recht lecker.
Und am Abend begann es dann schon laut zu werden, zuenden doch offenbar an allen moeglichen Ecken alle moeglichen Leute mehr oder weniger Feuerwerk. Auch durchaus bis in die spaete Nacht hinein ... wahrscheinlich sollen die boesen Geister durch Schlafentzug terrorisiert werden! Und die Knaller und Raketen sind hier laut (lauter als in Deutschland, ist meine feste Ueberzeugung!), mein Eindruck ist, es wird extra "Laermpulver" beigemischt. Und zum eigentlichen Knall kommt dann noch ein tuechtiges Echo, das von den Hochhauswaenden zurueckgeworfen wird! Und heute, am Altjahrsabend, ist das Privatfeuerwerk schon seit Einbruch der Dunkelheit ununterbrochen mit wechselnder Intensitaet ueberall in der Stadt im Gange ... na dann gute Nacht, ich bin jetzt ziemlich muede und schaffe es wohl nicht, noch bis zum Jahreswechsel wach zu bleiben ... ich bin eben wirklich kein boeser Geist, der sich von sowas terrorisieren liesse!
Mit vollem Munde spricht man nicht - oder?
Donnerstag, 15. Februar 2007
Schildkroetentrauerfeier, Duschschwein und Pappnase
Das Duschschwein ist da schon viel sympathischer platziert, es ist naemlich nicht aufgebahrt, sondern thront auf einer Mini-Staffelei ueber einer Badewannenecke. Irgendwo in der Stadt war naemlich mal so eine Gasse mit "Kunst"malern (ja, so heisst das Wort, zur Unterscheidung von den Anstreichern, aber ich setze mal lieber die Kunst doch in Anfuehrungszeichen). Einigen konnte man bei der Arbeit zusehen, zum Beispiel beim Kopieren eines Oeeelgemaeldes (mit offenem oe) aus einem Kunstbuch ... und da stand in der Auslage (oder ist das dann ein Ausstand, wenn es steht? schon zum dritten Mal hintereinander Gruss aus Kalau, das ist ja was!) ein kleines Gemaelde, ca. DINA4-Groesse, aber mit richtiger Leinwand auf einem richtigen Holzrahmen. In Anbetracht des Preises von 60 RMB (was ich erst gar nicht glauben konnte, so dass ich zweimal nachgefragt habe - in Deutschland gibt es ja dafuer kaum das Material) haben wir dann nicht lange gezoegert und es (voellig leichtfertig ganz ohne zu handeln) gleich mitgenommen. Ist das nicht lustig?
Und passend zum heutigen Tag, der in good old Germany Altweiberfastnacht genannt wird, habe ich heute beim Mittagessen kaum meinen Augen getraut. Am Nachbartisch sass ein Kind, das irgendwann eine grosse schwarze Brille hervorholte mit integrierten Augenbrauen, einer roten Nase (nicht kugel-, sondern langnasenfoermig) und einem schwarzen Schnurrbart, hinter dem so eine "Papierentrolltroete" angebracht war. Ob es dafuer ein richtiges Wort gibt? Ich meine jedenfalls diese Papierschlaeuche, die flach zusammengedrueckt und aufgerollt sind, die sich beim Hineinblasen mit der Atemluft fuellen und sich dadurch entrollen, begleitet von einem quakigen oder eben troetigen Geraeusch (so aehnlich wie von einem Kazoo), weil das Mundstueck eben mit so einem Laermerzeuger bestueckt ist. Genauer gesagt hatte die besagte Brille zwei von diesen Dingern, eine Papierrolle fuer jede Seite, die beim Hineinblasen gewissermassen den Schnurrbart in der Breite verlaengerte. Und dann wurde tuechtig getroetet. Das war ziemlich niedlich. Tätääää! Tätääää! Tätäääääääääää!
Mittwoch, 14. Februar 2007
Valentine Swine
Dienstag, 13. Februar 2007
Der Fruehling kommt mit Macht!
Heute Mittag war ich noch kurz im Stoffmarkt, um ein Kostuem abzuholen, auf dass ich es noch im alten Jahr bekomme. (Zum Glueck sass es jetzt auch gut, so dass ich es nach der heutigen zweiten Anprobe dann auch mitnehmen konnte.) Dort war es insgesamt verdaechtig leer, und eine ganze Reihe von Laeden oder Staenden hatte schon geschlossen. Aha, damit ist auch eine Frage beantwortet, die ich immer schon hatte: Da dort nur Ecken mehr oder weniger abgeteilt sind und alles mit Stoffballen zusteht und -liegt und es innen praktisch gar keine Waende, geschweige denn Tueren oder Fenster gibt, ist ja gar nicht klar, wie man so einen "Laden" schliesst. Nun, man haengt einfach eine grosse Stoffbahn davor, und wenn man zum Perfektionismus neigt, nimmt man noch ein bisschen Klebeband und klebt den Laden zu. Und wenn man ganz pessimistisch ist, bedeckt man sogar die Ballen im Laden noch mit Stoffbahnen. Fertig!
Angeblich laeuft zum Fruehlingsfest ja uebrigens alles wie hier (auf Englisch) beschrieben ... na, ich weiss nicht. Ich bin schon sehr gespannt, wie tot oder lebendig es in Shanghai sein wird naechste Woche!
Und um noch einmal auf den Fruehling zurueckzukommen, der mit Macht kommt oder auch nicht: heute Abend herrschte eine richtige Novemberstimmung, als ich aus dem Citigroup Tower kam. Irgendwie grau, dunstig, nieselig. Brrr. Und das schreckliche Hochhaus ein paar hundert Meter im Osten vor unserem Panoramafenster, das bei mir wegen seines 'freundlichen' Aussehens den Namen Gotham City traegt (bei Burkhard heisst es standesgemaess "der Monolith") sieht heute irgendwie besonders abweisend und ein bisschen bedrohlich aus, wobei die ungewoehnliche Beleuchtung (nur schwach, aber sonst ist es meist ueberhaupt nicht beleuchtet) diesen Eindruck keineswegs mildert, sondern eher verstaerkt. Ein Abend, um beizeiten ins Bett zu gehen ... dann will ich das mal gleich versuchen.
Aber vorher starte ich noch rasch einen kleinen Ideenwettbewerb! Ich habe mich fuer die annual company party angemeldet, die am 2. Maerz im Shanghai Convention Center stattfinden wird. In der Einladung heisst es "Dress code: golden". Wie soll ich diesem Thema am besten gerecht werden? Unverlangt eingesandte Manuskripte werden gern akzeptiert, aber eine Anerkennung von Urheberrechten sowie der Rechtsweg sind ausgeschlossen. (Oh, nun muss ich aber wirklich aufhoeren, der Beitrag beginnt von der Kategorie Tagebuch in Richtung Der Unsinn des Tages zu mutieren ... ;-)) ) Und zu gewinnen gibt es auch nichts, ich hoffe trotzdem auf Ideen ...
Montag, 12. Februar 2007
Huo3 guo1
Im Faigo gibt es Hot Pot Hong Kong Style, wobei ich sagen muss, dass es mir schwerfaellt, die Stilrichtungen zu unterscheiden ... Wir hatten jedenfalls ein Saucenduo (helle Bruehe und Satay-Bruehe), zum Dippen Sojasauce, die mit Chili, Schnitt- und Knoblauch aufgepeppt wurde und dann gemischte "Fleisch"baellchen (auch aus Shrimps und Tintenfisch), Rindfleisch, Fleisch vom japanischen schwarzen Schwein (Entschuldigung!), grass carp (oder war das am Ende doch der weisse Aal?), gemischte Pilze und Blaettergemuese (oder Blattgemuese, sagt man wohl). Als letzteres serviert wurde, war die Meinung am Tisch allgemein "Oh, gucken Sie mal, wir bekommen Blumenschmuck!" Das sah aber auch wirklich so aus, als wuerde das Gruenzeug in einer Mischung aus Vase und Uebertopf serviert ... Alles sehr lecker!
Beim Verlassen des Restaurants konnten wir in Aquarien noch einiges Seegetier bewundern: zwei grosse Meerohren (Abalone), dicke Sandklaffmuscheln (sehen schon etwas pervers aus) und riesige Schnecken, in denen auch ordentlich Fleisch zu erwarten war. Und Langusten, fast schon langweilig.
Vor dem Restaurant sah es dann zunaechst so aus, als ob es mit dem Taxi etwas schwierig werden wuerde, da nicht viel Verkehr war und viele der wenigen vorbeifahrenden Taxen schon besetzt waren. Dann kam noch eine langnasige Frau mit einem interessanten Hut auf uns zu und fragte nach speziellen Tipps, wie man denn wohl ein Taxi bekommen koenne, sie versuche es schon seit einer halben Stunde vergeblich. O je! Ich war schon gerade dabei, nochmals ins Restaurant zu gehen und da zu bitten, dass man uns ein Taxi rufe, als Burkhard mich zurueckrief - einsteigen! Und ich glaube nicht, dass wir mehr als zwei, drei Minuten gewartet hatten ... Was jetzt nicht so klar war: hatten wir der Behueteten das Taxi vor der Nase weggeschnappt? Na ja, egal ... Schwein sein!
Der Taxifahrer kannte natuerlich die Dong Tai Lu in Pudong wieder nicht, da sie offenbar irgendwann mal in nicht allzu ferner Vorzeit umbenannt worden ist. Da ist es immer gut, wenn mann/frau auf den JinMao verweisen kann, von da geht es mit ein paar Anweisungen wie rechts, links, geradeaus nach Hause. 20 RMB dann am Ende bis vor die Haustuer - prima. Und vor allem um halb elf deutlich schneller als um sieben. Ich habe nicht auf die Uhr gesehen, aber ich denke, dass es nicht viel laenger als 15 Minuten gedauert hat. Dann also jetzt gute Nacht!
Sonntag, 11. Februar 2007
Lust und Frust
Soweit zur Lust. Zur Feier des Tages gab es zum Essen den Sekt, den die Firma uns zum Einzug geschenkt hatte. (Leider halbtrocken, echt nicht mein Fall ... das geht also schon in Richtung Frust.) Nachtisch gab es auch nicht (da waere natuerlich der beruehmte westfaelische Obstsalat aus Kiiiiirsche, Biiiiirne und Pfiiiiirsich erste Wahl gewesen), aber das war nicht so schlimm, da wir schon ziemlich satt waren.
Gestern hatte Burkhard dann schon mal die Jura ausgepackt, aber noch nicht ausprobiert. Das sollte dann heute das Sonntagsmahl kroenen, hatten wir doch neulich irgendwo Espresso in Bohnen gefunden. Aber leider funktioniert die Maschine nicht - das ist wohl irgendein Transportschaden. Der Kaffee kommt einfach nicht in der Tasse an - und nicht einmal das Spuelwasser in der Auffangschale. So ein Mist! Zaogao! Zumal es hier vermutlich nicht trivial ist, einen "Reparateur" zu finden. :-((
Und wo wir schon bei Frust sind: Der Card Reader, mit dessen Hilfe die Speicherkarte der Digitalkamera ausgelesen wird, funktioniert leider auch nicht mehr, und der neu erworbene auch nicht. Keine Ahnung, woher ploetzlich dieses Problem kommt, nachdem das Ding doch wochenlang prima funktioniert hat. Ob wirklich nur noch das Neuaufsetzen des Laptops hilft? Aber wer will das schon ... wer weiss, was dabei alles passieren kann ... ich hoffe immer noch auf Besserung aus heiterem Himmel. Heiter war er ja heute, der Himmel. Moege er sich erbarmen!
Samstag, 10. Februar 2007
Nach Hause kommen
In diesem Fall laesst man das Feld mit der Visum-Nummer einfach leer, habe ich mir sagen lassen. Unterwegs habe ich mich auch schon auf die schoene Wohnung mit dem Shanghai-Blick gefreut. Nicht, dass die Hong Kong-Blicke nicht auch richtig toll gewesen waeren ... aber hier in Shanghai sind jetzt eben meine Zuhause-Blicke auf den JinMao, den Oriental Pearl TV Tower und den Huangpu. Weshalb ich mich dann auch erst noch ein bisschen auf unsere schoene breite Fensterbank setzen und blicken musste, wenn auch um die Zeit (ich war gegen 0:10 Uhr daheim) schon lange keine bunte Beleuchtung mehr fuer den typischen Eindruck sorgt. Die wird schon um halb elf abgestellt. Am Ende war ich dann natuerlich erst um halb drei im Bett, viel zu spaet - aber so ein Gefuehl muss man eben auskosten!
Apropos Hong Kong: Da herrschen ja komische Sitten! Als ich versuchte, am Donnerstagabend um halb neun zu Fuss vom Buero ins Hotel zu gehen, waren die meisten Geschaefte schon geschlossen. Skandal! Es blieb uebrigens beim Versuch - nach etwa 50 Minuten inklusive mehrerer Umwege war ich an einer Stelle angekommen, die gar nicht mehr sehr weit vom Hotel entfernt war, aber so ein bisschen verdaechtig aussah, dass ich entschieden habe, da nicht allein weiterzugehen und doch lieber ein Taxi zu nehmen, das mich dann, auch inklusive Umweg, rasch und sicher ans Ziel brachte. Trotz Umweg reichte die Grundgebuehr (15 HK$, auch, wie der Yuan, ziemlich genau Faktor 10:1 zum Euro), woraus man entnehmen kann, dass ich wirklich schon sehr nah gewesen war. Hatte mir doch vorher irgendjemand erzaehlt, dass es in dem Viertel da auch rote Lampen gebe, und nicht die fuers chinesische neue Jahr ... Tsts, was die Firma fuer Hotels aussucht ...! Und apropos neues Jahr: ganz Hong Kong ist mindestens so "verschweint" wie Shanghai, schon in "The Center" (so der Name des Gebaeudes, in dem auch unsere Bueros liegen) lachten mich morgens schon immer ganze Schweinerotten an ...
Meine Fussumwege waren uebrigens auf die Tatsache zurueckzufuehren, dass ich die walkways nicht immer gleich gefunden habe. Und man steht als Fussgaenger wirklich dann oefter mal vor unueberwindlichen Strassen. Diese walkways, ueblicherweise nicht auf Strassenhoehe, sondern eine Etage hoeher, und die Einkaufsetagen der Hochhaeuser bilden ein richtiges Labyrinth, und nicht ueberall stehen Wegweiser.
Nach den 50 Minuten Wegs war ich schon fast ein bisschen ins Schwitzen geraten, nur im Kostuem - den Mantel hatte ich ja gleich im Hotel gelassen. Mit um die 2o°C herrschten sehr angenehme Temperaturen. Allerdings hatte ich wieder einmal den Eindruck, dass Hong Kong noch mehr voll von (tendenziell eher unangenehmen) Geruechen ist als Shanghai.
P.S.: Fotos von Hong Kong gibt es leider nicht. Erstens habe ich ja bekanntlich keine Digitalkamera, und zweitens hatte ich die konventionelle vergessen.
Mittwoch, 7. Februar 2007
Dröge E-Mail from H.K. - oder: der Koch, der Dieb, seine Frau etc.
Das war schon ein relativ länglicher Tag heute, unterbrochen von zwei Kaffeepausen und einem Dim Sum Lunch (incl. der beliebten Hühnerfüße). Und anschließend gab es ein group dinner in einer Art Privatrestaurant nicht weit vom Büro. Vieles war ziemlich scharf - das war Sichuanküche. Nach vier Vorspeisen gab es Huhn, Hühnersuppe (die erstaunlicherweise relativ wenig nach Huhn schmeckte), Rind, Schwein, Fisch mit Knoblauch, der beinahe mit Kartöffelchen verwechselt werden konnte (ja wirklich!), Tofu und Dumplings, zum Abschluss noch ein Dessert, relativ farb- und geschmackslos und einfach ein bisschen süß, mit der Konsistenz von relativ flüssigem Gelee und einigen festeren Bestandteilen. Na ja - es gibt hier auch leckerere süße Sachen.
Und dann wurde noch eine Dame hervorgezaubert, die für die Küche verantwortlich war. Und außerdem auch die Ehefrau des Maître d'hôtel. Und Malerin, deren Werke den Speisesaal mit drei Tischen schmücken. An jedem der Tische wurde sie vorgestellt (zwei große runde mit je ca. 8-10 Personen und unser langer für gut 20) und mit einem Applaus bedacht. Und dann wurde ein weiteres ihrer vielen Talente unter Beweis gestellt: der Gesang. Und damit sind wir beim Anfang dieses Artikels …
Picture postcard from L.A.
Mein Zimmer mit "garden" view (in der Tat geht es nach hinten auf die Sportanlagen hinaus, den besagten Pool, Tennisplätze etc.) erlaubt auch einen freien Blick "entlang der Bebauung", auf das sehr hohe Gebäude, dessen oberer Teil an einen überdimensionalen Rasierapparat erinnert, und auf das Gebäude, in dem sich unsere Büroetagen befinden (in den 70er Stockwerken). Das ist allerdings schön! Auch genial das Licht für den Schminkspiegel heute Morgen: schönster Morgensonnenschein, von der gegenüberliegenden Fassade punktgenau hereingespiegelt.
Und nicht nur, dass die Sonne scheint und der Blick aus den Büroetagen absolut genial war - es herrschen auch sehr angenehme Temperaturen. Heute Abend habe ich mit einigen Kolleg/inn/en in Kowloon draußen sitzend zu Abend gespeist. Übrigens eine ziemlich internationale Runde: ein Südafrikaner, ein Inder, eine Französin und eine ich-weiß-nicht-welche-Nationalität aus Hong Kong sowie zwei Deutsche, einer aus Indien und ich eben aus Mainland China.
Sonntag, 4. Februar 2007
Zidane, der Eiermann
Das ist naemlich meine Eselsbruecke fuer Eier, oder, genauer gesagt, Huehnereier. Ji1, das Huhn, dan4, das Ei. Wobei das j in ji irgendwo zwischen dz und dsch ausgesprochen wird.
Muffins!
Gestern abend gab es den guten alten gratin dauphinois, der wegen Burkhards Geduld beim Kartoffeln-in-ganz-duenne-Scheiben-Schneiden bei uns ja immer besonders lecker wird. Allerdings hatte er eine leicht chinesische Note: etwas suesslich. Keine Ahnung, woher das kam. Die Kartoffeln sahen eigentlich ganz normal aus, nicht wie Suesskartoffeln. Kommt bloss noch die Sahne in Frage - ob die wohl leicht gesuesst war? Ich wuerde es den Herstellern ja zutrauen ... Trotzdem: der Duft, der die Wohnung durchzog, war koestlich, und gut geschmeckt hat es trotzdem.
Joghurt gibt es hier nicht nur in Bechern (worin er aber auch relativ fluessig ist, Fruchtjoghurtbecher werden oft mit Strohhalmen verkauft), sondern auch in den hohen Tetrapaks mit quadratischem Boden wie Milch. Da steht zwar "plain" drauf, aber nach dem Sahneverdacht habe ich diesmal probiert, was ich da in den Muffinteig giesse: aha, leicht gesuesst! Da muss man also echt aufpassen. Unsitte!
Die kleine Blechdose fuer Backpulver, deren Metalldeckel so gestaltet ist, dass beim Oeffnen ein Kreissegment mit einer gerade Kante zum Abstreichen des Loeffels bleibt, finde ich eine prima Verpackung - schade eigentlich, dass es die in Deutschland nicht gibt! Da musste ich immer mit angefangenen Backpulvertuetchen hantieren.
Und dann die Schrecksekunde: alles weitgehend vorbereitet, da kommt der Moment, in dem man das Ei mit der Gabel verschlagen muss. Das Ei! Eier! Die pflegten wir ja in Deutschland immer vorraetig zu haben, aber hier hatten wir noch keine gekauft - sie weichgekocht zu essen trauen wir uns ja nicht. Und hartgekochte ... na ja. Aber gut, dass wir in China sind. Und dass es hier im Compound einen "Onkel Xiaolong"-Laden gibt (oder so aehnlich, nur "Tante Emma" wird er wohl nicht heissen), mit Dingen, die man vergessen haben koennte. Auch mit Eiern! Burkhard ist also nach 5 Minuten wieder da. Die Eier werden hier im Beutel verkauft, und zwar glueckliche 8 Stueck.
So dass es also, Ende gut, alles gut, heute zum Sonntagnachmittagstee selbstgebackene Muffins mit Mandeln, Rosinen, Schokolade und Zimt gab. Willkommen daheim!
... Tee mit 'Gepaeck'
Waehrend die Bruecke fast immer voll ist, kenne ich das Teehaus bisher nicht anders als relativ leer. Wenn man ein bisschen im Internet herumsurft, findet man viel Kritisches: zu voll, zu teuer, zu touristisch - ich sehe es ein bisschen anders, mir gefaellt es sehr gut. Wie gesagt, ich habe es noch nie ueberfuellt gesehen. Ja, es ist relativ teuer, der angeblich beste Tee kostet 108 RMB, das ist allerdings stattlich. Das kann sich natuerlich auch nicht jeder leisten, wenn man bedenkt, dass man sich auch fuer ein Zehntel davon satt essen kann. Insofern sind es womoeglich tatsaechlich eher Touristen, die es sich leisten - aber es ist keineswegs so, dass etwa nur Langnasen im Teehaus zu sehen waeren. (Ich erinnere mich auch an den Kriminalroman* "Tod einer roten Heldin" von Qiu Xiaolong, in dem eine der Figuren davon schwaermt, dass ein Tee im Huxinting-Teehaus ein wunderbarer Luxus ist, den man sich ab und an goennen sollte.) Apropos zu sehen: aus dem Obergeschoss hat man einen schoenen Blick ueber die Bruecke, ueber die Baeume des Yu Yuan und auf den JinMao. Bei guter Sicht und gutem Sonnenstand ist vor allem letzterer spektakulaer!
Aber zurueck zum Tee: man muss diesen Preis auch noch ein bisschen relativieren. Dafuer bekommt man eine kleine chinesische Teezeremonie mit viel Wassergeplemper, toenernem Teeboot, einem toenernen Aufgusskaennchen (Yixing-Keramik? kommt ja von nicht allzu weit her), porzellanenem Teekaennchen, das eher das Format eines westlichen Milchkaennchens hat, hohem schmalen Teearomaschnuppertoepfchen aus Porzellan, die passenden winzig kleinen Teetaesschen oder besser -schaelchen und eine grosse, etwas prosaische Plastik-Thermoskanne mit heissem Wasser fuer die weiteren Aufguesse. Ausserdem Kleinigkeiten dazu: hartgekochte Wachteleier, in Bruehe gekochte Tofustuecke, die vom Format an ungefuellte Ravioli erinnern, von der Konsistenz eher ein bisschen an sehr feinporigen Eierstich, nur etwas zaeher. Ausserdem gibt es noch ein Tellerchen mit diversen Leckerli in kleinen Tueten - sowieso etwas, was hier sehr beliebt zu sein scheint. Verpackungsmuell? Das Wort kennt hier keiner. Da war ein Beutelchen mit kleinen roten getrockneten Fruechten, die sehr nach suessen (gesuessten?) Kirschtomaten schmeckten (sehr lecker!), ausserdem so ein gruenes Ding, vermutlich auf Klebreismehlbasis, flache duenne Kraecker und wuerzige Mini-Walnusskerne. Irgendwie ist man dann auch erst einmal gesaettigt, wenn man das alles gegessen hat, obwohl sich das nicht so anhoert, wenn man es liest, und nicht so aussieht, wenn man den Tee mit diesem 'Gepaeck' serviert bekommt.
Nimmt man also zu zweit jeder einen teuren Tee, ist man mit ca. 21 Euro sicher nicht guenstig davongekommen, aber andererseits ist es vergleichbar mit einem Nachmittagsimbiss in einem Koelner Café. Und man muss ja nicht den teuersten Tee nehmen, zumal ich finde, dass der Tie Guan (hiess er so?) Oolong fuer 'nur' 98 RMB noch besser schmeckt. Die Teeblumen gibt es alle schon fuer 55 RMB. Die sind dann natuerlich mit Glaskaennchen, damit man ihre Entfaltung genuegend wuerdigen kann, aber ohne Teezeremonie. Also, wenn Ihr mich fragt: ich empfehle dieses Teehaus und gehe wirklich sehr gern hin. Die Alternative zu Café Grotemeyer!
* Eigentlich bin ich ja keine grosse Leserin von Kriminalromanen. Dieser hier ist aber nett zu lesen (besonders fuer Shanghai-Reisende), da er, ganz wie die Wilsberg-Krimis mit Muenster-Flair, einige Farbe durch den Lokalkolorit bekommt. Inwieweit er Aufschluesse ueber die chinesische Gegenwart (bzw. die chinesische Gegenwart der 90er Jahre des 20sten Jahrhunderts) gibt und inwieweit das heute noch stimmt, vermag ich nicht abschliessend zu beurteilen - aber das ist ja eigentlich auch egal.
Samstag, 3. Februar 2007
... nimmt meine Frau vom Auswaertigen Dienst ...
Im naechsten Pavillon - die heissen natuerlich alle Halle und nicht Pavillon - fragt er dann weiter. Ob ich eine Kulturreise mache? Wahrscheinlich sehe ich nicht nur deutsch, sondern auch kulturbeflissen aus. Mist.
Zwei Pavillons spaeter: in welcher Branche ich denn arbeiten wuerde. IT? Oh, das habe er nicht erwartet. Eher so etwas wie Auswaertiger Dienst. Wie sieht denn der Auswaertige Dienst aus??? Na ja. Soll der mal weiter seine Asienreise machen ... durch 1000 Laender in zwei Tagen, so oder so aehnlich war das Programm.
Burkhard tobt sich alldieweil mit der Kamera aus. Das Licht wird im Laufe des Nachmittags mit sinkendem Sonnenstand immer besser, das sieht ja auch wirklich alles sehr huebsch und fotogen aus. In der Ausstellungshalle sind Werke von Studierenden der Huangpu Arts Academy (oder so aehnlich) zu sehen. Einige Sachen sind gar nicht so schlecht, so zum Beispiel ein Bild mit Felsbloecken wie an der bretonischen Granitkueste. Nur dass die hier gemalten Felsen nicht rot sind, sondern grau. Und ein paar sehr schoene Kalligraphien gibt es auch!
Gegen viertel nach vier bin ich ganz durchgefroren. Brrr! Wir verlassen den Garten und gehen ins Teehaus, Burkhard in der Hoffnung, von dort noch einen Nachmittagssonnenblick auf den JinMao zu erhaschen. Aber dafuer ist es offenbar schon gerade zu spaet. So schoen das Teehaus ist - so richtig zum Aufwaermen ist es nicht geeignet. Erstens kann man durch diverse Ritzen nach draussen sehen, und zweitens wird am Nachbartisch tuechtig geraucht und gespielt, dass den Teilnehmern zu heiss ist und sie das Fenster aufgerissen haben. Im Hinblick auf den Rauch ist das ja auch eine gute Sache ... Aber wenigstens gibt es in so einem Teehaus heissen Tee - wenigstens daran kann man sich aufwaermen!
Uebrigens, die Fotos vom Yu Yuan (oder jedenfalls eine Auswahl) stelle ich ja auch bei Gelegenheit gern bereit, aber heute zickt der Laptop rum ... diverse blue screens, und der Speicherkartenleser will auch nicht mehr ordnungsgemaess arbeiten. Burkhard ist schon ganz ver-two-felt. Heute ist also keine Gelegenheit, zumal ich eben schon aufs Bloggen warten musste, da ich beim ersten Anmeldeversuch mit dem Hinweis "This server is experiencing problems" abgespeist wurde ... Ist wohl auch besser, wenn ich jetzt rasch meinen Schlaftrunk zu mir nehme und dann ins Bett gehe. Muede genug bin ich schon, und die naechste Woche wird sicher auch anstrengend. Am Montagnachmittag geht es nach Hong Kong, am spaeten Freitagabend zurueck. Dazwischen finden die Personalkonferenz und ein To-be Service Structure Workshop statt, dazu habe ich noch diverse andere Termine. Aechz!
Donnerstag, 1. Februar 2007
Nach dem Aufstehen ...
Was gaebe es Schoeneres, als nach dem Sonntagsfruehstueck noch im Bett zu lesen, zwischendurch auf den Fluss zu gucken und noch ein bis zwei Muetzen voll Schlaf zu nehmen? Eigentlich nichts, und daher habe ich das auch getan. Und nach dem zweiten Aufstehen ... nehme ich halt gern etwas Tee mit Gebaeck, ganz wie die Dame im Bettenverkauf-Sketch von Loriot. Und weil es am vergangenen Sonntag auch schoen sonnig war, hatten wir beschlossen, mal die Faehre auszuprobieren. Wenn man vom Skyline Mansion-Gelaende herunter ist, muss man eigentlich nur noch ueber die Strasse und dann das kleine Stueck zum Fluss gehen, und schon ist man da. Burkhard legt 3 Yuan auf den Chipverkaufsschalter, die Verkaeuferin, eine etwas aeltere Dame, lacht herzhaft. Wir sind doch nur zu Fuss, ohne Fahrrad und erst recht ohne Mofa, da kostet es doch nur einen Yuan fuer zwei (also ca. 10 Eurocent)! Dafuer gibt es zwei runde gelbe Spielgeldchips, die ca. 10 Sekunden spaeter unter Argusaugenblicken in einen grossen viereckigen trichterfoermigen Behaelter geworfen werden muessen. Und leider ist uns die Faehre gerade eben vor der Nase weggefahren. Aber so lange muss man gar nicht warten, schon bald legt die naechste Faehre an. Brechend voll! Aber ueber die breiten Ausgaenge entleert sie sich schnell, so dass wir schon gleich "zum Onboarding" schreiten koennen. In Richtung Puxi ist es weniger voll, dieses breite Stueck schwimmende Strasse. Es dauert ca. 3-5 Minuten (kein Zeitgefuehl, nicht auf die Uhr gesehen), dann sind wir drueben. Laut Stadtplan muss man nur zwei Strassenabschnitte geradeaus gehen, dann stoesst man auf die Renmin Lu bzw. Zhongguo Lu, die beide zusammen den Ring um die alte Chinesenstadt bilden, wobei sie den Standort der frueheren Stadtmauer markieren. Und schon befinden wir uns auf der Central Fangbang Road (=Fangbang Zhonglu), wo das Geschaeftsleben tobt. Ich bin beeindruckt von einem der Haeuser, wo draussen an der Wand ein aufgeschnittener Fisch und diverse befleischte Knochen vor sich hin trocknen. Ob ich das appetitlich finden soll? Na ja, ich muss es ja nicht essen. Alsbald kommt man zum Stadtgotttempel und ist damit mitten im YuYuan-Basar. Klasse, nicht mal 20 Minuten von zu Hause, wenn man die Wartezeit abzieht! Potentielle Besucher, da koennt Ihr Euch schon mal drauf einrichten, das wird eine Standardtour!
Weil das Wetter so schoen ist, gibt es aber nicht gleich Tee - wir wollen lieber in den Yu-Garten (=Yu Yuan) gehen. Er stammt aus dem 16. und 17. Jahrhundert und ist damit eine der wenigen, wenn nicht gar die einzige "alte" Sehenswuerdigkeit von Shanghai. Ein klassischer chinesischer Garten, habe ich gelesen. Ich kenne ihn ja bisher nur im etwas Trueben, und Burkhard kennt ihn noch gar nicht. Mit den Sonnenstrahlen, einem bisschen Gruen und heftigem Vogelgezwitscher kriege ich beinahe Fruehlingsgefuehle ... wenn es nur nicht so kalt waere. Aber da kann ich schon verstehen, warum das Neujahrsfest auch Fruehlingsfest heisst! Die Ansichten sind eine "malérischer" als die andere, nach jeder Ecke, um die man biegt, gibt es eine neue. Wie schoen!