Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


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Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Samstag, 18. Oktober 2008

Japan-Schnitzel

Ich hatte doch noch ein paar "Japan-Schnitzel" auf dem Herzen, die ich mir (neben der KaLaOK-Geschichte) auch noch von demselben schreiben wollte! Also beherzt drauflos:

Manchmal sind sie ja ein bisschen umstaendlich, die Japaner, aber manchmal auch hemmungslos praktisch. Damit stuerzen sie eine Langnase wie mich in Wechselbaeder. Das zeigte sich schon im Hotel: Nach dem Duschen war das Badezimmer immer tuechtig eingenebelt, weil kein vernuenftiger Abzug da war. Und ergo die ganze verspiegelte Wand ueber dem breiten Waschtisch beschlagen. Aber wie durch ein Wunder war eine Flaeche ueber dem Waschbecken klar und frei. Das Wunder entpuppte sich natuerlich, wenig ueberraschend, als Spiegelbeheizung. Waehrend das sehr praktisch war, waren die Bettbezuege sehr unpraktisch, naemlich nicht am Fussende offen, sondern auf der Laengsseite. Wer denkt sich denn sowas aus?! Andererseits wieder sehr erfreulich: dies war, wenn ich mich recht erinnere, das erste Hotel hier in Asien, das sich an die selbst ausgegebene Regel haelt, Handtuecher nur zu wechseln, wenn man sie auf den Boden wirft. "Help us save the world", so stand auf der Informationskarte - ich habe mein Mikroscherflein beigetragen! Und was die platzsparende Erfindung einer Kombination aus Toilette und Bidet betrifft, so habe ich darueber ja schon vor laengerer Zeit Boudoirgeschichten erzaehlt.

Essen ist natuerlich, wie eigentlich ueberall, ganz wichtig. So wichtig, dass es nichts Verdaechtigeres gibt als chinesische Lebensmittel oder, allgemeiner, aus China importierte Lebensmittel. Quasi unberuehrbar ist das! Von essbar oder geniessbar ganz zu schweigen. Andererseits ist den Chinesen umgekehrt japanisches Essen auch nicht geheuer. Roher Fisch? Konfuzius behuete! Ueberhaupt: Japaner essen ganz komische Sachen, sagen die Chinesen. Na, die Chinesen muessen es ja wissen, sage ich ... Am Sonntagabend hatte jedenfalls ich das weltberuehmte (oder sollte ich besser sagenhafte sagen?) Kobe-Rindfleisch, als Teppanyaki zubereitet. Ganz schoen fett, aber lecker. Am Montag waren wir mittags Sushi essen in einer mickrigen Allerweltssushibar, die nicht mal voll war (schlechtes Zeichen eigentlich), aber die gebotenen Haeppchen mit Fisch waren von besserer Qualitaet als in den meisten Shanghaier Etablissements, sogar den besseren. Montagabend waren wir mit dem ganzen Team in einem ganz hoelzernen Restaurant mit umlaufenden Goldfischaquarien ueber den Sitzbaenken. Vermutlich gibt es die Aquarien, damit man in der leicht brennbaren Umgebung das Rauchen nicht verbieten muss ... Serviert wurde ein mehrgaengiges japanisches Menu, alles lecker, mit am Tisch von den Essern selbst in kleinen Pfaennchen zu bratenden Meerohren (Abalone - siehe auch Ambrosia) als Hoehepunkt. Am Dienstag gab es mittags die nicht weltberuehmten, aber unter "Insidern" doch bekannten Okonomiyaki, immerhin eine Spezialitaet in Osaka. Das Witzige an denen war, dass sie ueppig mit Bonito-Flocken bestreut waren. Diese hauchduennen Thunfischspaene bewegten sich in der heissen und vergleichsweise feuchten Umgebung des zubereiteten Okonomiyaki ganz vegetativ, ein bisschen wie Korallen, so dass das Essen ganz lebendig wirkte. Und die Bewegung hielt lange an, weit ueber den Moment des Servierens hinaus! - Vor dem Singeabend mussten wir uns im Steakhaus staerken. In Japan bestellt man offenbar ungefaehr 5 oder 6 Steaks fuer 8 Personen, und dann werden die geteilt wie sonstiges Essen. Was wirklich stoerte: Nichtraucheretablissements scheinen in Japan komischerweise nicht ueblich zu sein, und die Japaner rauchen erschreckend viel. Dementsprechend habe ich in den dreieinhalb Tagen passivgeraucht wie ein Schlot, das reicht erst einmal fuer die naechsten Jahre ...

Und ansonsten ist einfach in Japan alles anders. So gab es fuer einige der Besprechungen eine professionelle Simultanuebersetzung, eine ganz neue Erfahrung fuer mich. Man muss sich schon drauf verlassen, dass auch in einer so speziellen Materie die Uebersetzer das Richtige uebersetzen. Dass alles anders ist in Japan, wusste ich ja schon aus der Zusammenarbeit mit den japanischen Kollegen. Aber dass die Uhren auch anders gehen (und nicht bloss wegen der Zeitzone) war mir neu. Und da es jetzt schon 26:00 Uhr durch ist, muss ich mal so langsam zu Bett gehen!

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