Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


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Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Freitag, 3. Oktober 2008

Buy one, get one free

Anlaesslich des Nationalfeiertags war heute Abend Ausflugsschiffsparade auf dem Huangpu angesagt. Angeblich um sechs, aber es wurde erst so langsam gegen sieben etwas damit. Bis dahin hatte ich mir also die Beine schon in den Bauch gestanden, just gegenueber von "Big Ching", dem alten britischen Zollhaus am Bund mit dem Uhrenturm, von dem jede Viertelstunde dieselbe schlaegt. Auch drei neue Schiffe sollten heute erstmalig aufkreuzen, so stand es in der Zeitung. Eigentlich seien sie dazu gedacht, bei der Expo die Besucher auf dem Wasser herumzufahren - hm, bis dahin sind die ja dann schon ganz abgenutzt?!

So richtig spektakulaer war die Parade nicht. Dazu sind die bunt beleuchteten Ausflugsboote einfach in allzu losem Verbund gefahren, mal eins, dann noch eins - kaum ein Unterschied zum normalen Ausflugsverkehr an einem normalen Abend. Zwei der drei neuen Schiffe entpuppten sich als quasi identisch, weshalb ich schon spekulierte, dass die Werft bei der Auftragsannahme gerade ein Spezialangebot laufen hatte, s. Titel ...

Gegen viertel vor acht hatten sich dann alle Schiffe irgendwo an den Ufern platziert: das Feuerwerk konnte beginnen. 10 Minuten lang diente ein unscheinbarer schwarzer Lastkahn, der mitten im Fluss geraeuschvoll vor Anker gegangen war, als "Raketenabschussrampe", ein Stueck weiter flussauf- oder -abwaerts (man erinnert sich vielleicht, dieses Stueck Huangpu aendert die Fliessrichtung mit der Tide) feuert eine Mannschaft von einem zweiten Boot aus dasselbe Feuerwerk in die Luft.

Natuerlich geniessen wir das Schauspiel nicht allein - auf der "Wellenbeobachtungsplattform" gegenueber vom Bund haben sich Tausende von Leuten eingefunden. Dafuer steht auch alle 10 Meter ein Uniformierter und verbreitet Ruhe und Ordnung, Blick stramm landeinwaerts gerichtet. (Das Feuerwerk angucken koennen sie also nicht, das waere ja auch Freizeitvergnuegen - diese Kollegen sind schliesslich im Dienst. Und der ist auch hier Dienst, Maotai ist Maotai.)

Nach dem Schauspiel gehen wir am Huangpu entlang bis jenseits des Konferenzzentrums, dort liegen noch zwei Langnasenrestaurants. Ein Italiener, ein Spanier. Bei beiden ist nicht besonders viel los, dabei gibt's die hier schon lange. Wir probieren den Spanier aus. La verbena heisst der Laden. Man kann natuerlich nett am Fluss sitzen, aber das Essen ist einfach zu suess, und das Brot nicht gut. Wir probieren "div. Sorten" Tapas - richtig schlecht ist es ja nicht, besonders gut eben auch nicht. Dabei wird hier offenbar mit Anspruch gekocht - erwartungsgemaess ist aber das Ambiente der Terrasse ueber dem Huangpu ein besserer Grund herzukommen als die Werke der Kueche. Am Ende schreibt man uns das Brot auch noch auf die Rechnung - zwar schlaegt es mit 9 RMB nicht gerade ins Kontor, aber da auf der Karte steht, dass alle Speisen mit Brot und Olivenoel serviert werden, finde ich das nachgerade unverschaemt. Naja, egal, ich glaube ohnehin nicht, dass wir hier noch einmal hingehen ...

Danach machen wir uns auf den Heimweg. Die Wellenbetrachtungsplattform war offenbar am Nachmittag mal von den Wassern des Huangpu teilweise leicht ueberspuelt worden. Jetzt ist aber offenbar Ebbe: wo wir vorhin noch direkt oberhalb des Wassers gestanden hatten, erstrecken sich jetzt breite Sandbaenke. Und die sind gar nicht mal so zugemuellt, wie ich erwartet haette. Haibaos erste Werke? Better city, better life heisst schliesslich sein Motto.

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