(Immer noch Singapur.) Mein Reisefuehrer weiss, dass man um 15 Uhr zu einer Insel"kreuzfahrt" aufbrechen kann. Um 14:24 Uhr beginnt meine Taxifahrt zum Schiffsanleger ... hoffentlich reicht die Zeit. Ich hatte am Morgen vergessen, mir ein warmes Tuch einzupacken, und das wollte ich mir vorher noch unbedingt aus dem Hotel holen - nicht, dass es in Singapur kalt waere, ganz im Gegenteil. Ich hatte schon geschwitzt am Vormittag, aber bei einer Seefahrt ... man weiss ja nie. Der Taxifahrer, ein nicht mehr junger Chinese, jammert mir die ganze Zeit vor, dass die Welt so schlecht und Singapur so teuer sei. Taxifahren ist zum Glueck nicht sooo teuer, und natuerlich faehrt mein Fahrer den kuerzesten Weg, wie sich das gehoert. Seine boesen Kollegen kennen sich, glaubt man ihm, zum Teil gar nicht richtig aus hier im Sueden der Insel, wo mit der Grossbaustelle fuer einen Kasino-Komplex namens "Downtown@Marina Bay" die Strassenfuehrung dauernd geaendert wird, und fahren schon mal grosse Umwege. Sagt er. Mir ist das alles egal, Hauptsache, ich komme puenktlich an. Und das gelingt in der Tat ohne Probleme. Kaum aus dem Taxi heraus, schleppt mich gleich eine zu einem Fahrkartenstand - nein, das ist ja fuer eine Hafenrundfahrt, ich will nun mal jetzt islands in the sun. Ich erwische auch im zweiten Anlauf nicht die "richtige" Inselkreuzfahrt, sondern eine "falsche". Das Schiff versieht eigentlich den Faehrdienst zu den mehr oder weniger bewohnten Inseln Kusu und St John's, und dieser wird gleichzeitig als Inselkreuzfahrt vermarktet. Dafuer kostet's auch nur 15 Singapur-Dollar. Um kurz vor drei gehen die Fahrgaeste an Bord des ziemlich kleinen Schiffes. Die Passagierkabine entpuppt sich als Kuehlschrank - wie gut, dass ich mir noch das warme Tuch geholt hatte!!
Nach gut 20 Minuten bin ich noch nicht durchgefroren - und jetzt kann kann ich mich eh aufwaermen, wir sind schon auf Kusu angekommen. Ich kann entweder 20 Minuten hier verbringen und dann nach St John's weiterfahren oder eine gute Stunde hierbleiben - lieber das. Die Insel ist zwar nicht gross, aber dennoch ... am Ende reicht mir die Zeit nicht einmal. Wie man auf dem Foto sieht, hat Kusu drei Lagunen. Ich beginne meinen Rundgang mit der kleinen Schildkroetenlagune, ueber die ein Brueckensystem zu einem chinesischen Tempel fuehrt. An der Brueckenkreuzung befindet sich ein Wishing Well, ein Wunschbrunnen mit einer ueberdimensionalen Lotusbluete in einem Pavillon. In der Lagune sehe ich tatsaechlich mindestens eine Schildkroete, die gemuetlich von grossen Tangwuseln nascht. Der Tempel hat ein eigenes Becken, in dem vermutlich Schildkroeten "frei"gelassen werden duerfen - es wimmelt von relativ kleinen Rotwangenschildkroeten. Eine recht bunt bemalte, naive Skulptur zeigt drei Riesenschildkroeten, die einen tuerkisblauen Berg erklimmen. Apropos blau: Ich glaube, dieser Tempel ist einer der wenigen Orte auf der Welt, an dem ein blauer Feuerloescher steht. Ein roter waere in dem rot gefliesten und gestrichenen Tempel viel zu gut getarnt.
Kaum aus dem Tempelchen heraus, habe ich schon beinahe die suedwestliche Lagune erreicht. Deren Strand wimmelt nur so von Turmschnecken - alle lebendig! Na sowas. Statt auf den Huegel zu steigen, will ich lieber erst die Insel umrunden. Ringsherum liegen und fahren grosse Frachtschiffe - Singapur ist einer der groessten Haefen der Welt, was vermutlich dazu beitraegt, dass die Strasse von Melaka eine der geschaeftigsten Seepassagen der Welt ist (siehe auch Artikel vom 12. September 2007). Ausser Turmschnecken sehe ich eine angeschwemmte Kokosnuss, die mir leider nicht erzaehlen will, woher sie kommt. Ich umrunde die Westspitze der Insel und bekomme jetzt einen Blick auf die Skyline von Singapur. Mittlerweile kommt auch der "chinisierte" Touristendampfer namens Cheng Ho angefahren. Ganz schoen schnell ist der - um die Ankunft im Foto festzuhalten, komme ich nicht rasch genug um die Insel herum. Unweit der grossen noerdlichen Lagune befinden sich die zwei grossen Marmorschildkroeten, zu denen schon an der Ankunft ein Wegweiser zeigt. Der Legende zufolge ist die Insel naemlich der Stein gewordene Ruecken einer Riesenschildkroete, die so zwei Schiffbruechige gerettet hat, einen Chinesen und einen Malaien. Dementsprechend heisst Kusu Island Schildkroeteninsel. (In irgendeinem chinesischen Dialekt, vermutlich, in Mandarin habe ich fuer Schildkroete das Wort gui gelernt.) Das Schildkroetenbecken im Tempel genuegt daher auch nicht, es gibt noch ein zweites, groesseres unweit der Marmorexemplare.
Ja, und dann will ich eigentlich noch auf den Huegel steigen (152 Stufen) und die drei Kramats, Schreine fuer malaiische Heilige, besuchen - aber die Zeit reicht nicht mehr. Schade! Vermutlich haette sie doch gereicht, denn unser Schiff hatte etwa 10 Minuten Verspaetung. Aber das wusste ich ja nicht vorher.
Gegen fuenf Uhr war ich, gut gekuehlt, wieder zurueck am Anleger in Singapur, wo ich dann fast eine halbe Stunde auf ein Taxi warten musste. Der Ausflug war ja schoen, aber die Warterei ist wirklich bloed gewesen. Den Bus, der vor dem Anlegergebaeude stand, hatte ich leider erst in dem Moment wahrgenommen, in dem er abfuhr - das waere sicher schneller gewesen. Wie das wohl im neunten Mondmonat ist, wenn sich Scharen von Pilgern auf das kleine Inselchen stuerzen?
Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!
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Das neue Jahr des Schweins
Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.
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