Wir sind nach einem angenehmen Flug von ca. 1 3/4 Stunden Dauer wohlbehalten auf dem Drei-Schluchten-Flughafen von Yichang gelandet - nur eben 70 Minuten zu spaet. Auf dem kleinen Flughafen geht man zu Fuss vom Rollfeld zum Terminalgebaeude, in dem es nur ein Gepaeckband gibt - so kann man wenigstens nicht am falschen warten. Ein Fuehrer erwartet uns, aber der fuehrt uns bloss zu einem Kleinbus mit stark verdunkelten Scheiben, dessen Fahrer uns zum Anleger faehrt, was etwa eine Stunde dauert. Der Fuehrer schlaegt uns noch vor, wir koennten eine Stickereifabrik oder so aehnlich besuchen - och noe, lass ma'. Auf so'n Kram haben wir keine Lust. Auf was Anderes hat der Fuehrer keine Lust, das steht auch nicht in seiner Stellenbeschreibung. Wir beschliessen, dass wir dann am liebsten gleich aufs Schiff wollen. Da sind wir mit Abstand die ersten. Kreuzfahrtdirektor Christof begruesst uns - der Name sieht deutsch aus, sein Inhaber ist auch deutsch, wohnt seit 13 Jahren in China, davon 5 in Shanghai … und jetzt in Chengdu. Er ist besorgt, denn er hat noch keine Auskunft bekommen koennen, was mit seiner Wohnung geworden ist nach dem grossen Erdbeben. Gleich nach der Ankunft in Chongqing wird er hinfahren und nachsehen … ich kann gut verstehen, dass er im Moment keine besondere Begeisterung ausstrahlt. Er eroeffnet uns, dass er nicht sehr viele deutsche Gruppen habe und schon ein bisschen Schwierigkeiten, Deutsch zu sprechen, was man ihm aber nicht anmerkt. Aber diesmal sei ausser uns noch eine ganze deutsche Gruppe dabei.
"Studiosus?"
"Ja-a … ?!"
"Hamwer uns schon am Flughafen gedacht." ;-))
Nun, fortan werden wir pragmatisch als Anhaengsel der Gruppe behandelt, ausser bei Tisch - den teilen wir mit einer angeblich australischen Familie, die sich aber als neuseelaendisch entpuppen wird. Na ja, bei uns werden die Aussies ja auch immer mit den Kiwis zusammen in einen mit ANZ beschrifteten Topf geworfen …
Beim Einchecken bekommen wir das freundliche Angebot, wir koennten ein Upgrade buchen und statt der Standardkabine eine Shangri-La-Suite beziehen. Die ist ein bisschen geraeumig, hat eine eigene Sitzecke, eine Badewanne und statt zwei schmaler Betten ein breites - mit einer gemeinsamen Decke. Das betrachte ich als Wermutstropfen, aber als wir den Preis hoeren: zusaetzlich 1200 US-Dollar, gibt es schon keinen Weinkelch mehr, in den der besagte Tropfen fallen koennte.
Waehrend in unserem Programm steht, man koenne in der Naehe des Anlegers zum Essen gehen, ist da in Wirklichkeit gar nichts. Also bleiben wir an Bord und ordern das beruehmte Gericht Gongbaojiding, Huhn mit Gemuese, als Bestandteil eines kleinen Menus. Andere Optionen umfassen ein Hamburgermenu oder ein Spaghetti-Bolognese-Menu … Vor dem Essen erkunden wir noch das Schiff. Auf dem zweiten und dritten Deck sind Hotelzimmer, auf dem vierten ein "Multifunktionsraum", ein Mini-Fitnessraum und der zentrale Ort, an dem sich fast alles abspielt: die Yangzi-Bar. Das fuenfte Deck ist das Dach, welches natuerlich als Aussichtsplattform dient. Jetzt, wo wir das Schiff noch ganz fuer uns allein haben, herrscht eine ganz besondere Stimmung - Yangzi-Melancholie im "trueb-tauben Dunst am Musenginst" vielleicht? Es ist naemlich dunstig und wird gerade dunkel, und auch am Pier ist nicht viel los. Dafuer fahren einige Schiffe vorbei, darunter eins mit mindestens einem Dutzend vollbepackten Ell-Ke'i-Dabbeljuhs - wuerde mich nicht wundern, wenn das Hilfslieferungen fuer Sichuan waeren.
Laut Programm findet die Einfuehrung um 21 Uhr statt. Sooo lange noch warten, wo ich doch sooo muede bin? Aber nein, dank Studiosus gibt es heute zwei Einfuehrungen, eine um halb neun auf Deutsch, eine spaeter auf Englisch. Wir bekommen die Einrichtungen des Schiffes und die jeweils zustaendigen Mitglieder der Crew vorgestellt. Danach beabsichtige ich direkt ins Bett zu fallen, falle aber leider schon vorzeitig die letzten Treppenstufen hinunter. Aïe! Der rechte Fuss tut leider recht weh. Hoffen wir mal, dass sich das bald bessert.
Jeden Abend um 22 Uhr wird uebrigens auf Kanal 9 der Film Still Life (San Xia Hao Ren, die guten Menschen von den drei Schluchten) gespielt. Die DVD habe ich ja zu Hause, aber leider habe ich es noch nicht geschafft, sie zu Ende anzusehen. Ich liege um 21:30 Uhr im Bett und schaffe es gerade so, bis zehn wach zu bleiben - aber jetzt noch fernsehen? No way.
Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!
Wer weiterhin meine Bemerkungen über Gott und die Welt lesen möchte, klickt bitte hier:
Das neue Jahr des Schweins
Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.
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