... wenn man sich beschwert, dass hier nichts gebloggt wird, wenn nichts passiert ist und es auch sonst weder etwas zu berichten noch etwas zu philosophieren gibt! Daraufhin ist gleich etwas passiert, und zwar nicht gerade Erleuchtung durch den heiligen pfingstlichen Geist, sondern das schlimme Erdbeben in Sichuan, das bis hierher nach Shanghai spuerbar war. Hier meine Berichterstattung:
Ab viertel nach zwei bin ich heute in einer kleinen Telefonkonferenz. Waehrend ich mit den Kollegen in Indien spreche, wird mir ploetzlich ganz schwindlig auf meinem Stuhl. Ich rutsche unruhig darauf herum und bin besorgt: ob das was Ernstes ist? Ich ueberlege, was ich am besten tun sollte. Waehrend ich noch nachdenke, sehe ich vor meinem "Aquarium" alle Leute aufstehen und diskutieren, dann verschwinden. Meine Mitarbeiterin fragt zur Tuer herein, ob ich nicht spueren wuerde, dass das Gebaeude zittert - ich antworte spontan mit "Nein!" Aber als ich dann schon fast niemanden mehr sehe, wuerge ich das Telefonat ab und sage den Kollegen, dass wir das Gebaeude verlassen, ich wuerde mich melden, wenn ich zurueck sei. Rums, aufgelegt. Zu diesem Zeitpunkt habe ich (jetzt kommt das Positive!) gemerkt, dass mir gar nicht schwindlig gewesen ist - das Haus hat geschwankt! Das war das also! Nun, ich greife meine Handtasche, schliesse das Buero ab und mache mich auf den Weg. Uebrigens: Nicht dass eine/r glaubt, es haette einen Alarm im Haus oder doch wenigstens eine Anweisung der Etagen-Sicherheitsbeauftragten gegeben ...
Vor dem Aufzug steht eine ganze Traube von Leuten, dabei sollte man in solchen Faellen doch nun definitiv nicht mit dem Aufzug fahren ...!! Das Treppenhaus hat den Nachteil, dass es relativ eng ist. Zwei Personen koennen nebeneinander gehen, das ist es. Vom 25sten Stock herunter dauert es eine ganze Weile, nun wird mir fast wirklich schwindlig - nicht, dass es sich um eine Wendeltreppe handelt, aber es geht doch immer alle paar Schritte links herum ... Schliesslich sind wir unten, so ganz klar ist nicht, wo der Sammelplatz ist - wir bleiben auf dem Platz vor dem Haus stehen, was natuerlich der denkbar unguenstigste Platz ist fuer den Fall, dass mit dem Gebaeude wirklich etwas passiert. Dann sitzt man vermutlich besser und sicherer unter seinem Schreibtisch, der vielleicht noch ein paar Teile von einem fernhalten kann. Aber zum Glueck passiert mit dem Gebaeude nichts. Es gibt weiterhin keine Anweisungen von der Hausverwaltung oder wem auch immer - mir scheint, hier kann man aus dem heutigen Ereignis allerhand Lehren ziehen. Ich sage zu einem Kollegen, dass man jetzt sicher viele Ansatzpunkte hat, was man verbessern koenne - er guckt mich fragend an. Verbessern? Was man ueberhaupt machen kann, meint er. Leider hat er recht.
Waehrend wir draussen stehen, murmelt jemand schon etwas von einem schweren Erdbeben in Chengdu (der Hauptstadt der Provinz Sichuan) - aha, das waren dann wohl die beruehmten "gewoehnlich gut informierten Kreise"?! Ich rufe Burkhard an, der zu berichten weiss, dass unsere "tubular bells", das Windspiel mit den Roehrenglocken, ploetzlich zu laeuten angefangen haben. Und die Kristallkugeln unserer Wohnzimmerlampe seien in die verblueffendste Schwingung geraten: relativ heftig sei die gewesen, so dass eine Kugel jeweils in das "Einzugsgebiet" einer anderen geschwungen sei, aber nicht synchron, sondern wild durcheinander - und trotzdem sind sie nicht zusammengestossen!
In jedem Fall bedeutet diese Nachricht des Tages aber, dass unser Urlaub keinesfalls stattfinden kann wie geplant. Denn da standen ja Namen wie Chengdu, das Panda-Schutzgebiet Wolong und Dujiangyan auf dem Plan. :-(( Dann muessen wir mal hoeren, was der Reiseveranstalter zu sagen hat. Und jetzt noch was Positives: Gut, dass das nicht passiert ist, als wir gerade da waren.
Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!
Wer weiterhin meine Bemerkungen über Gott und die Welt lesen möchte, klickt bitte hier:
Das neue Jahr des Schweins
Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.
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