Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


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Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Sonntag, 4. Mai 2008

Sonntag, 20. April 2008: Singapore Zoo

Der Taxifahrer hatte zwar behauptet, es waere ja sooo weit zum Zoo, aber richtig lange brauchen wir nicht. Unterwegs regnet es ein paar Tropfen, die zum Glueck gar nicht der Rede wert sind. Ich bin froh, dass es nicht regnet wie am Donnerstagmorgen: das war eher wie eine Sintflut. Ich hatte schon gedacht, das Taxi muesse sich jetzt gleich in ein Amphibienfahrzeug verwandeln. [Ich war da noch im Nachhinein mit meiner Entscheidung sehr zufrieden, einen Raum in einem Hotel zu buchen. In unseren Firmenraeumlichkeiten war naemlich alles belegt, und man hatte mir angeboten, ich koennte den rooftop genannten Dachgarten fuer meinen Workshop benutzen ...]

An der Zookasse kaufe ich mir ein Kombiticket (30 S$) fuer den Tag- und Nachtzoo ("Night Safari") und mache mich auf den Weg. Alles ist ueppig gruen - der Zoo liegt in einem Stueck Regenwald am Ufer des Seletar-Stausees. Waehrend das fuer Asien wohl nicht normal ist, finde ich es nicht so ungewoehnlich, dass die Tiere nicht hinter dicken Gittern inhaftiert sind, sondern in Gehegen, die durch weniger sichtbare Einrichtungen wie Graeben dafuer sorgen, dass Mensch und Tier sich nicht allzu nahe kommen. Als erstes entdecke ich einen Gavial und einen weissgesichtigen Saki-Affen, dann kommen die ueberall beliebten Kurzkrallenotter mit dem doch recht strengen Geruch. Alles na ja.

Im naechsten Gehege haben sich zwei schwarz-weisse malaiische Tapire in ein schattiges Eckchen gesuhlt und machen erst mal gar nichts. Die sind ja auch nachtaktiv. Gleich nebenan sind die angeblich ebenfalls nachtaktiven Hirscheber oder Babirusas (indonesisch babi - Schwein, rusa - Hirsch) tagaktiv: ein Eber waelzt sich mit offensichtlichem Vergnuegen auf dem Ruecken in seiner eher feucht-sandigen denn schlammigen Suhle. An den Baeumen am Rand des Geheges schwirren Kolibris (glaube ich jedenfalls). Die weissen Tiger ein paar Meter weiter sind eine grosse Attraktion fuer viele, ich gehe lieber rasch weiter zum Zwergflusspferd. Als "westafrikanische Unterwasserballerina" werden die Mini-Flussschlammschweine hier angepriesen. Und damit die Besucher auch genau dieses Bild mitnehmen koennen, ist das Becken so angelegt, dass direkt an der Scheibe ein schoener Gang ist, wo die Hippos entlanglaufen koennen. Und das tun sie auch: zum Schwimmen sind sie zu schwer, sie stossen sich ein bisschen mit den Hufen am Fluss- oder Beckengrund ab und schweben dann quasi leichtfuessig durchs Wasser. Ich fuehle mich an mich selbst im Schwimmbad erinnert, wenn ich nicht schwimme. ;-)) Bei den Ballerinas (der Begriff gilt hier gleichermassen fuer Maennchen und Weibchen) halte ich mich ziemlich lange auf, bevor ich entdecke, dass gleich nebenan ein Paar Wuestenwarzenschweine - sich faul in den Schatten gesuhlt hat, was sonst. Eins steht aber doch auf und geht ein paar Blaetter naschen.

Dann mache ich mich auf den Weg zu den grossen Ruesseltieren, den asiatischen Elefanten. Unterwegs komme ich am Outback vorbei, wo sich die giftigste Schlange der Welt (alle mal raten, welche das sein koennte - Loesung hier) in ihrem Terrarium vor sich hin langweilt. Und wenn sie sich nicht selbst langweilt, so doch wenigstens die Besucher. Die Kaengurus huepfen (ohne boing! zu rufen) ebenso lustlos vor sich hin. - Bei den Elefanten ist gerade showtime, sie fuehren Waldarbeiten und kleine Kunststueckchen vor und demonstrieren ihre Staerke und Geschicklichkeit. Als die Vorfuehrung zu Ende ist, faengt es an zu regnen, igitt! Ich muss wohl doch meinen Schirm auspacken. Bei den Orang Utans laeuft ein Grashaufen im Gehege herum: darunter befindet sich natuerlich ein offenbar wasserscheuer Affe. Er hat, wohl in Ermangelung eines Schirms, einen kreativen workaround gefunden. Als der Regen nachlaesst, wird der Haufen abgeworfen, aber in Anbetracht der Tatsache, dass immer noch Wasser vom Himmel faellt, versucht er es jetzt mit einem Stueck Sack (ohne Asche).

Danach will ich die Komodo-Warane besuchen, tu' mich aber erst ein bisschen schwer, das Gehege zu finden. Als ich es endlich gefunden habe, ist die Enttaeuschung gross: ich kann nur eine Schwanzspitze hinter einem Busch in einer entfernten Gehegeecke ausmachen. Schaaade! Nun gut, ich sehe mir kurz den Reptiliengarten in der Naehe an und die Stachelschweine und will wenigstens noch rasch zu den Seekuehen, den Manatis. Ich irre schon wieder ein bisschen herum - es ist nicht alles ganz so einfach zu finden. Leider wohnen die Manatis bei den Seeloewen, und die hatten gerade showtime. Da herrscht entsprechend grosses Gedraenge, insbesondere, weil man sich nachher von einem Seeloewen kuessen und sich dabei fotografieren lassen kann. Und auf den Beckenpfosten sind malerisch Pelikane postiert, die mit einer boese aussehenden "Kralle" an der Schnabelspitze nach allem hacken, was zu nah kommt - so seh' ich die Seekuh nur ein- oder zweimal entfernt vorbeischweb-schwimmen. Das war also auch keine richtig gute Idee, und jetzt habe ich fuer das "Fragile Forest" genannte Regenwaldhaus und, viel schlimmer, fuer die Nasenaffen keine Zeit mehr, denn der Zoo wird gleich schliessen! [Weiss eigentlich irgendwer, warum ich bei Nasenaffen immer an pneumatische Plastologie denken muss??!] Insofern gehe ich mit leichtem Frust. Im Zooladen gibt es nicht mal ein Plueschbabirusa oder sonst eine gute Schweinerei als Mitbringsel, das lindert den Frust auch nicht gerade. Immerhin steht vor dem Zoo ein Bronzewildschwein. Und auf der Website gibt's Pig-ture this!

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