Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


Wer weiterhin meine Bemerkungen über Gott und die Welt lesen möchte, klickt bitte hier:
Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Sonntag, 4. November 2007

Warum Reisen so schoen ist

Gestern bin ich in bewaehrter Manier mit dem Maglev gefahren, um theoretisch um 18 Uhr gen Osaka zu fliegen. Vorher war's etwas hektisch, weil ich die Kalligraphiestunde nicht ausfallen lassen wollte ... Und bloederweise hatte ich bei der Buchungsklasse nicht aufgepasst - Business, obwohl der Flug doch nur zwei Stunden dauert. Eigentlich nur 1:40 h. Irgendwie funktionieren hier unsere Prozesse nicht, es kann doch nicht sein, dass der oder die Reisende selber auf die Einhaltung der Reiserichtlinien achten muss. Schliesslich muss man das Geld nicht zum Fenster hinauswerfen, auch wenn es so zugegebenermassen sehr angenehm war. Ich war auch noch die einzige da vorne, da war der Service besonders prompt ... Irgendwie habe ich in der Hektik auch meinen Zip-Beutel mit dem Augengel und dem Lippenfett verloren, mittlere Katastrophe! Ich werde mal versuchen herauszubekommen, ob ich hier die Chance habe, irgendwo Vergleichbares zu erwerben. - Warum man mir eine Einladung fuer die Lounge an Ausgang 22 gegeben hat, obwohl mein Flug von Ausgang 34 gehen sollte, erschliesst sich mir auch nicht. Immerhin liegen dazwischen etwa 8 Minuten Fussweg, den ich dann viel zu frueh angetreten habe. Nicht, dass man mal irgendeine Info bekommt - das Boarding war etwa eine Stunde verspaetet! So musste ich noch fast genau so lange am Ausgang herumhaengen, das haette ich in der Lounge doch deutlich bequemer und angenehmer tun koennen. Na ja.

In Osaka angekommen, musste ich feststellen, dass es nicht immer von Vorteil ist, wenn das eigene Gepaeck einen Anhaenger "Business Class - Priority" bekommen hat: als ich zum Gepaeckband kam, sah ich meine zwei Stuecke noch gerade wieder wegfahren, sie hatten die erste Runde schon hinter sich. Ja, zwei Stuecke, wegen des Workshopmaterials - was das Gepaeck betrifft, ist diese Reise wieder ein Alptraum. Zwei kleine Koefferchen, eine Laptoptasche, eine reisevolle Handtasche plus eine "Kuenstlerrolle" zum Transport meiner Flipcharts. Ich komme mir vor wie ein Packschwein ... oder hiess das Packesel? Schliesslich ist noch Jahr des Schweins. Der Zoellner, dem ich ganz freundlich anbot, auch mal in mein Gepaeck zu sehen (nicht ohne dass er mich bis dahin schon ausfuehrlich zum Hintergrund meiner Reise befragt hatte, versteht sich), nahm dieses Scheinangebot doch tatsaechlich an, obwohl ich das Gegenteil bezweckt hatte, suchte sich lustlos einen aus, nahm das eine oder andere Teil in die Hand - ach ja. Sah mehr nach Beschaeftigungstherapie aus als nach halbwegs zielgerichtetem Filzen. Aber nun gut. Dann habe ich lange nach einem Geldautomaten gesucht, aber keinen gefunden. Ich ging also zu so einer Wechsel"stube", so sagt man wohl auf Deutsch (keine Ahnung, warum das ausgerechnet eine Stube ist und kein Zimmer oder Raum oder Saal), nur um mir da sagen zu lassen, dass sie nur Bargeld tauschen. Wenigstens konnte man mir erklaeren, wo ich den Automaten finden wuerde. Und das ganze Hin und Her selbstredend mit Sack und Pack ... und dann mit demselben Sack und Pack zur Bushaltestelle No. 5, an der die "Airport-Limousine" (ein Bus halt, keine Ahnung, warum der Limousine genannt wird) abfaehrt. Die letzte in 3 Minuten, zu Hilfe! Ich musste ja erst noch ein Ticket am Automaten loesen - aber das hat wenigstens geklappt.

Auf dem Weg zum Bahnhof von Osaka ging es erst durch ziemlich grosse petrochemische Anlagen und dann offensichtlich am Yachthafen vorbei, denn da gab es nicht nur viele Yachten, sondern auch immer wieder grosse Wasserflaechen zu sehen, bis wir am Ende die Stadt erreichten. Die Strasse, hier auch auf "Stelzen", beginnt dann durch ein Haeusermeer zu fuehren, das bis ganz nah an sie heranbrandet. Das muss doch in den Haeusern den Eindruck erwecken, dass die Strasse fast durchs Zimmer fuehrt, schrecklich! Selbst an der Yan'an Elevated Road in Shanghai stehen, bis auf einige Ausnahmen, die Haeuser in einer gewissen "Schon-Distanz". - Nach deutlich weniger als einer Stunde (die angegebenen 60 oder 70 Minuten ziehen vermutlich das durchschnittliche Verkehrsaufkommen in Betracht) sind wir am Hotel Hankyu, oder so aehnlich, angekommen. Von dort kann man dann ein Taxi zum Hotel nehmen (also nun mit Sack und Pack ein Taxi suchen), das ist nicht mehr weit und daher nicht mehr teuer. Aber da ein Taxi vom Flughafen fast das Zehnfache der Fahrt mit Airport-Limousine plus Taxi fuers letzte Stueck kostet, nimmt man den Aufwand ja in Kauf. Fast direkt neben der Bushaltestelle ist der Taxistand, jedenfalls sah ich da Taxen in langer Reihe stehen. Statt dass ich Depp mir gleich das erste (das letzte der Schlange) nehme, denke ich natuerlich, dass an einem geordneten Taxistand jeweils das erste (das erste der Schlange) den naechsten Kunden bekommt - und gehe ewig lang an der besagten Schlange entlang, nur um festzustellen, dass das vordere Ende wegen eines Gitters gar nicht zugaenglich ist - also wieder Kommando zurueck bis zum ersten zugaenglichen. Man kann sich schon manchmal selbst im Weg stehen ...

Jedenfalls war ich dann um kurz vor elf im Hotel oder vielleicht sogar schon in meinem Zimmer fuer die naechsten 6 Naechte. Aus dem 16. Stock kann man ueber eine Betonwueste blicken, aus der auch nicht wenige hoehere Gebaeude hervorragen. (Ist ja hervorragend.) Ich war ziemlich muede und fiel daher fast sofort ins Bett. Allerdings musste ich vorher noch erst die Konferenzgeschenke auspacken, ein Buechlein ueber Japan im "Namen, Zahlen, Fakten"-Stil, das auf 160 Seiten alle (wirklich alle) Aspekte von Wissenswertem ueber Japan beleuchtet, von Geografie und Natur ueber Geschichte, Regierung und Diplomatie, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur un' dat Laaeeve an sisch (jawohl, das letzte Kapitel heisst Culture and Life). "... wir seh'n betroffen das Buechlein zu und keine Fragen offen." Aber - ganz Gallien? Nein. Es gibt ein kleines Dorf in der Bretagne - ich habe in dem besagten Buch nichts ueber Raku-Keramik gefunden. Aha! Doch eine Luecke! - Auf dass es nicht nur bildend, sondern auch erfreulich sei, bekommen wir noch einen Faecher - samt Erklaerung, dass das kein Teezeremonie- und kein Hochzeits-, sondern ein Tanzfaecher ist. Jawohl, kein Faecher (ogi) einer Kategorie waere fuer einen anderen Anlass passend. Manche sind vielleicht noch komplizierter als ich. ;-)))) Ich hoffe ja nur, dass mit dem Schenken des Faechers nicht die implizite Aufforderung verbunden ist, ihn im Rahmen der Konferenz fuer eine Tanzauffuehrung zu benutzen ...

Keine Kommentare: