Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


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Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Samstag, 7. Juli 2007

Meine erste Kalligraphiestunde

Oder genauer: meine erste Doppelstunde in chinesischer Kalligraphie! Die Frau eines Kollegen hatte mir einen Lehrer vermittelt, der auch ein bisschen deutsch spricht und zum Unterricht ins Haus kommt. Er kam dann auch heute puenktlich um zwei Uhr nachmittags wie vereinbart, nachdem ich schon die ganze Zeit darauf gewartet hatte, dass das Telefon klingelt und er sagt, dass er nicht kommen kann. Vorher war naemlich wieder Daemmerung fuer kleine Goetter - es war nicht gerade schwarz, sondern nur dunkelgraugelb, mit Blitz und Donner und heftigem Regen. Da er gesagt hatte, dass er mit dem Rad kaeme ... Ich weiss effektiv nicht, wie er's gemacht hat, denn er war eben nicht pudelnass.

Wir haben dann erst einmal Materialbestandsaufnahme gemacht. Da ich meine Kiste mit Reibstein, Tuschestein, Pinsel und Pinselhalter nicht gefunden habe, fiel diese sehr duerftig aus. Tinte? Nein, nein, damit kann man nicht schreiben. Meint Zheng Hong. Auf Ingres-Papier? Nein, nein, darauf kann man nicht schreiben. Aquarellfarbe geht auch nicht, und die chinesischen Pinsel, die ich hatte finden koennen, sind zu klein/fein zum Schreiben. Die seien zum Malen. Aber mein Kalligraphiekoffer (ein zweckentfremdeter Werkzeugkoffer aus blauem Plastik Marke Rubbermaid oder so aehnlich mit relativ vielen kleinen Zusatzkisten aus milchig-transparentem Plastik zum Einschieben und -legen) hat ihm gut gefallen.

Also war es gut, dass ich wenigstens meine Sisyphusrolle habe. Auf der durfte ich dann gleich lospinseln. Eins, zwei, drei, zehn, sechs und allzu (tai, vgl. die Anmerkung zum Weltraum im Post Outer Space), das waren die Woerter, die ich heute geschrieben habe. Auf chinesisch sehen diese wie folgt aus: 一, 二, 三, 十, 六, 太. Und wenn man allzu schreiben kann, kann man gross = da auch schreiben, das ist naemlich einfach das tai ohne diesen kleinen Strich unten, den die Chinesen Punkt nennen: 大. Apropos Punkt: auch wenn das bei diesem gedruckten Zeichen fuer sechs nicht so aussieht, besteht das aus einem waagerechten Strich und drei Punkten! Und glaube mal ja keine/r, dass es irgendwie simpel waere, einen waagerechten Strich aufs Papier oder auf den Stoff der Rolle zu pinseln!! Erstens ist er nicht ganz waagerecht, zweitens muss man genau auf die Laenge achten, und drittens und vor allem braucht er die richtigen Enden, und die bekommt er leider nicht von selbst, sondern von der richtigen Fuehrung des Pinsels. Der Wikipedia-Artikel zur Chinesischen Kalligrafie zeigt auch ein paar Beispiele von Pinselstrichen. Oder hier die 21, die man als 2 (mal) 10 (plus) 1 schreibt - habe ich ja alles schon durchgenommen! Auch auf diese Seite kann man gucken. Wenn man mal chinesische Kalligrafie "googelt" (oder schreibt man das "googlet"?), findet man ja nahezu endlos Vieles. Uebrigens bin ich gerade total geplaettet - erstmalig hat mein Browser hier einen Wikipedia-Artikel aufgemacht, was ist denn jetzt los???

Nach zwei Stunden (ganz schoen anstrengend) war es dann fuer heute vorbei. Dafuer nimmt Zheng Hong 100 RMB, und dann hat er mir noch Hefte mit Schriftzeichen verkauft, eins fuer 2 RMB, das andere, in dem man auch immer wieder mit Wasser schreiben kann, fuer teure 6 RMB. Und er wird Material fuer mich einkaufen. Das scheint hier alles Pfennigkram zu sein. 100 Blatt Uebungspapier wuerden 7 RMB kosten, zu Hilfe, ich verarme! Dann will ich mal zusehen, dass ich mir besseres beschaffe, eingedenk des Tipps von Renata Schalcher (siehe Meet the artist).

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