Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


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Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Freitag, 3. April 2009

Stempelschlempe

Kein Schreibfehler, sondern meine Uebersetzung fuer 印泥 yìnní (sprich: inni). Yin bedeutet Siegel oder Stempel und bezeichnet im konkreten Kontext ueblicherweise einen von diesen chinesischen S'teins'tempeln, ni bedeutet Schlamm oder Paste. (Vielleicht kann man statt Stempelschlempe auch Siegelschlamm sagen?) Jedenfalls ist das diese rote zaehe Paste, mit der man den S'teins'tempelabdruck auf dem Papier sichtbar macht und auf diese Weise seine Werke, seien es Malereien oder Kalligrafien, signiert. Denn in China ist eine Signatur eben nicht irgendein Namensschnoerkel, sondern ein ueblicherweise quadratischer Stempel mit dem eigenen Namen. Ausser mit Namenssiegeln kann man seine Werke auch zusaetzlich mit gestempelten Spruechen aller Arten versehen und sich dabei buchstaeblich als Spruecheklopfer betaetigen. Ich hab' ja mittlerweile selber schon eine richtige Sammlung von mehr als einem Dutzend (Pferd Pferd Tiger Tiger nicht einmal mitgezaehlt), zumal auch Zheng Hong den Eindruck erweckt, dass man davon nie genug haben kann. Die meisten davon hat er mir auch geschnitten, und einen anderweitig erworbenen, der ihm nicht gut genug erschien, hat er jetzt mitgenommen, um ihn ein paar Millimeter kuerzer und dann aber richtig zu machen.

Jedenfalls habe ich ja schon lange eine kleine Porzellandose mit Stempelschlempe, zu der mir Zheng Hong auch schon vor langem ein Stueck Bein mitgebracht hat, mit welchem man die Schlempe von Zeit zu Zeit durchwalken kann/sollte. Bein wie Knochen, meine ich natuerlich. Wenn man einen Stempel hat, der kleiner oder nur ein wenig groesser ist als der Durchmesser des Doeschens, kommt man mit der kleinen Porzellandose hin, aber wenn der Stempel gar groesser - aber wenn er signifikant groesser ist, wird das etwas schwierig. Und fuer meine letzten, vergleichsweise grossformatigen Werke brauchte ich einen halbwegs grossen Stempel, den mir Zheng Hong ja auch laengst mitgebracht hatte. Waehrend ich Stempel ja nie bezahlen darf und Buecher immer zu einem Spottpreis ungefragt mitgebracht bekomme, ist das bei Stempelfarbe anders gewesen - da hat er mir bloss die Reklame eines Shanghaier Traditionsgeschaefts auf der Henan Lu 279 mitgebracht, die seit mehr als 100 Jahren Stempel und Stempelschlempe und sonstigen Kalligraphenbedarf fuehren. Da wuerden 10 g Schlempe irgendwas zwischen 20 und 50 RMB kosten ... ui! Insofern war ich ja wenigstens seelisch und moralisch vorbereitet. Dann hab' ich aber trotzdem die falsche gekauft, weil ich mich durch die Farbe der Schlempe im emaillierten Napf habe blenden lassen. Ich erwarb naemlich welche zu 42 RMB pro 50 g, weil die im Napf das leuchtendste Rot zeigte, waehrend die anderen ziemlich orangefarben wirkten. Auf dem Papier wirkt nun aber die leuchtendrote Paste ziemlich matt und dunkel ... wahrscheinlich muss ich da nochmal hin und mehr investieren. Dabei war es diesmal schon teuer, weil wir noch einen schoenen gelbseiden (nicht halbseiden!) gefuetterten Stempelschlempendosenkasten gekauft haben. Wg. schoen. Nicht, dass wir den wirklich braeuchten ... Den Dosendeckel sieht man uebrigens auf dem linken Foto liegen.

Die teuerste Farbe kostet uebrigens 410 RMB pro 50 g und steht auch nicht auf dem Verkaufstresen wie die uebrigen, sondern unter der Ladentheke.

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