Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


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Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Dienstag, 24. März 2009

Fei HeDe's Geotrip - Teil 3 - 8. Maerz 2009

Der frühe Morgen beginnt, wie schon erwartet, mit einer Überschwemmung. Beim Beziehen des Zimmers war mir schon aufgefallen, dass der Teppichboden vor der Badezimmertür deutliche Feuchtigkeitsspuren aufweist und der hölzerne Türrahmen bis in 10 cm Höhe über dem Boden total verrottet ist ... Beim Duschen läuft das Wasser denn auch schnurstracks vom Abfluss weg auf die Tür zu - es gibt keine Duschtasse und auch keinen Duschvorhang. Ich dusche mich schnell und trockne mich ab. Dann rolle ich das Badetuch zu einer langen Rolle und lege es gerade noch rechtzeitig dem Wasser in den Weg, bevor es die Schwelle erreicht, und nutze das Tuch, um das Wasser zum Abfluss zu drängen. Die Fliesen sind höllisch glitschig. (Anm. d. Red.: Ich dachte immer, in der Hoelle sei es heiss und trocken. ;-)) ) Zur Warnung steht ein entsprechender Hinweis in großen Lettern an der Wand: "Vorsicht, bei Nässe Rutschgefahr!" - allerdings auf Chinesisch. Zu allem Überfluss ist mein Ladegerät für das Mobiltelefon verschwunden. Ich mache mich mit meiner erfolgreich vor allzu interessierten Polizisten verteidigten Taschenlampe auf die Suche und finde es zum Glück letztendlich auch. Aber jetzt wird die Zeit knapp.

Punkt 6:30 Uhr klopft John und wir gehen frühstücken. Denken wir - aber das Restaurant hat noch zu. Dann muss es also ohne Frühstück gehen. Wir checken aus und wollen uns mit dem Gepäck auf den Weg zum Bahnhof machen. Aber um diese Uhrzeit sind kaum Taxis unterwegs; erst nach 10 Minuten taucht eines auf. Am Bahnhofseingang wird unser Gepäck gescannt und Johns Ausweis überprüft. Zwar hat der Zug dann 25 Minuten Verspätung, aber um 9:50 Uhr sind wir bereits in Shaoguan. Direkt neben dem Bahnhof liegt der Busbahnhof, wo wir bald darauf einen Bus nach Dayu besteigen - das liegt in der Provinz Jiangxi. Um etwa 12:30 Uhr sind wir da und werden von Li Chao, dem Bruder eines Freundes von John, in einem Geländewagen Marke Landwind abgeholt. Zuerst bringt er uns zu einem Hotel. Es soll nur 3 Sterne haben, aber sowohl Eingangshalle als auch die Zimmer hätten meiner Meinung nach durchaus einen Stern mehr verdient. Und eine Überschwemmung im Bad ist auch nicht zu erwarten. Die Dusche hat sogar Glastüren!

Anschließend geht es mit Li Chao zum Mittagessen, danach fahren wir zu Li Chaos Laden. Er verkauft Mineralien, aber das Angebot ist von mäßiger bis schlechter Qualität. Nachdem wir uns gründlich bei ihm umgesehen und sogar etwas gekauft haben, gehen wir einfach zwei Läden weiter. Bei dieser Mineralienhändlerin ist das Angebot schon viel besser, aber auch nicht gerade berauschend. Wir sind in China, also muss man selbstverständlich handeln - aber jetzt lasse ich John für mich handeln, mit dem Ergebnis, dass ich weniger als die Hälfte dessen zahle, was ich erwartet habe. Prima, so machen wir das jetzt immer! Er ist halt Profi. (Anm. d. Red.: Wie alle Chinesen, wenn's ums Handeln geht.)

Jetzt fahren wir zu einem anderen Händler. Wir betreten ein Privathaus und steigen in einem offenen Treppenhaus, das nach Rohbau aussieht, aber wohl so bleiben wird, mehrere Stockwerke hoch. Treppengeländer? Überflüssiger Schnickschnack! Oben angekommen betreten wir eine luxuriöse Wohnung. Es ist ein sehr trüber Tag - aber Licht anmachen? Gibt's nicht! Heizung ist auch Fehlanzeige. Wie es sich gehört, ziehen wir unsere Schuhe aus und bekommen dafür Gummischlappen, in denen ich im Handumdrehen (oder heisst das in diesem Fall Fußumdrehen? kalauert d. Red.) Eisfüße kriege. Am Fenster, hinter der Ledergarnitur, sind niedrige Tischchen aufgebaut, auf denen einige Mineralien liegen. Ein weiteres Zimmer wird aufgeschlossen, in dem an den Wänden rundherum Glasvitrinen mit Mineralien stehen. Die Qualität ist gut bis exzellent, aber die Preise sind astronomisch. Immerhin erstehe ich zwei kleine Stücke zu einem vernünftigen Preis und bekomme dann noch einen Fluorit - außen pfui, im Durchlicht aber hui - geschenkt. Nach einigen Tees und Zigaretten (ich rauche nicht) fahren wir weiter.

In einer anderen Wohnung begrüßen uns Vater und Sohn. Ihre Mineraliensammlung befindet sich in einem gläsernen Regal, das als Raumteiler fungiert. Darin finde ich außerdem auch noch ein paar Plastikmodelle. Als ich ihnen auf Chinesisch erkläre, dass ich als Jugendlicher auch Plastikmodelle gebaut habe, wird die Stimmung herzlich. John sucht weiter nach UV-Mineralien, während ich mich in froher Runde am Tisch bei Kerneknabbern und Zigaretten (ich rauche immer noch nicht) wiederfinde. Gemeinsames Rauchen und Sich-wieder-und-wieder-gegenseitig-Zigaretten-Anbieten ist offensichtlich ein geselliger Akt von hohem Stellenwert. Allerdings werde ich nicht zum Rauchen genötigt. Wenn ich einmal gesagt habe, dass ich Nichtraucher bin, wird mir auch weiterhin keine Zigarette mehr angeboten.

Nach solchem "Anwärmen" führt der Hausherr uns noch das Prachtstück seiner Sammlung vor, eine Quarzstufe mit Helvinkristallen, die für diese Mineralart wirklich ungewöhnlich groß sind. Ich werde fotografiert, während ich diese Stufe halte. Dann verlassen wir diese frohe Runde und fahren zurück zu Li Chaos Laden, in dem wir seine Frau antreffen: schlafend im unbeheizten und finsteren Verkaufsraum, denn mittlerweile ist es schon längst dunkel draußen. Die beiden wollen uns aber nicht mehr zum Essen begleiten, woraufhin auch unsere Mahlzeit nicht sehr üppig ausfällt. Danach gehen wir zurück zum Hotel, das, wie ich vorher bei dem ganzen Hin und Her gar nicht bemerkt hatte, gleich neben Li Chaos Laden liegt.

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