Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


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Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Samstag, 14. März 2009

Bewegte-Sachen-Garten

Ah, welche Wooohltat! Man wacht auf, der Himmel ist ein bisschen blau, die Sonne scheint, der Fluss und die Haeuser sind scharf gezeichnet und nicht grau-verschwommen. Also konnten wir heute keinesfalls zu Hause bleiben, und da Burkhard noch nicht im Bewegte-Sachen-Garten war (so lautet das chinesische Wort fuer Zoo), beschliessen wir, dass das genau das Richtige ist fuer heute.

Vorher aber sind erst noch Spuren von gestern zu beseitigen; das Freitag-der-dreizehnte-Uebel hat nicht bemerkt, dass es sich schon laengst wieder in seinem Loch haette verkriechen sollen. Nach der Extra-Tour zum Lotus (Supermarkt) ist Ding Shifu nicht erreichbar. Burkhard kommt wutschnaubend zu Fuss nach Hause. Es ist aber auch nicht zu verstehen: wenn man versuchte, ihn anzurufen - und derselbe Effekt trat bei allen Telefonen gleichermassen auf -, sagte eine Ansage, er sei "ausserhalb der Netzwerkreichweite". Hm. Was tun? Wo wir doch jetzt gleich aufbrechen wollten ... Ich schickte ihm also eine SMS, er moege uns bitte anrufen, in der Hoffnung, dass er sie moeglichst bald sehen wuerde, wenn er wieder in einen Bereich mit Empfang kaeme. Aber kaum eine Minute spaeter klingelt das Telefon, Ding Shifu ist dran. Hae?! Muss man nicht verstehen. Auf die Mitteilung, dass Burkhard schon zu Hause sei, fragte er gleich, ob er dann nach Hause fahren koenne. Da hatte er nicht sehr viel nachgedacht, denn der Kofferraum war ja voll mit den heutigen Jialefu-Einkaeufen. -

Gegen viertel nach zwei setzte er uns dann am Eingang zum Shanghai Zoo in Hongqiao ab. Der Eintritt ist nicht teuer, nur 30 RMB, aber es ist auch nicht wirklich gut. In einem frueheren Blog hatte ich schon mal berichtet ... das ist eben wirklich ein Bewegte-Sachen-Garten, also ein bepflanztes Areal mit Wegen, Baenken, Pavillons, in dem es auch ein paar bewegte Sachen gibt. Und mit Zoologie, der Wissenschaft von den Lebewesen, hat das Ganze weniger zu tun. Auch jetzt muss ich hier sitzen und mit angebrochenem Herzen schreiben, denn die drei Wildschweine wurden in einem relativ engen und eng vergitterten Gehege auf Betonboden gehalten. Kein Auslauf, nix zu wuehlen, nix zu spielen - die koennen da auch nicht leben, sondern bloss vegetieren. Der Eber hinkte immer noch (vor drei Jahren hatte er das auch schon getan), in unserem Beisein kotzte er in die Ecke und schien auch sonst nicht gerade supergute Tage zu haben. (Der Link fuehrt zu einem Buchtipp - hat ausnahmsweise mit Schwein gar nichts zu tun.) Die einzige Verbesserung bestand daran, dass die armen Schweine jetzt zu dritt waren. Geteiltes Schweineleid ist hoffentlich auch halbes Schweineleid. Oder vielleicht sogar gedritteltes.

Ausser armen Schweinen gab es auch elende Hunde, gaehnende Tiger, entartete Goldfische, nette Kamele (die sind ja immer nett, aber diese waren auch riesig), unsichtbare Nilpferde (irgendwie haben wir sie am Schluss nicht mehr gefunden), eine aus der Haut fahrende gruene Viper, die mich zum Ausruf "Nein, wie das Gruen kommt!" verleitete (denn die frische Haut war wirklich total frisch-gruen), heftigst und laut streitende Malaienbaeren, putzige rotbraune kleine Pandas, Bambus (was auch sonst?) frengelnde grosse Pandas mit Grauschleier auf dem weissen Pelzanteil, von Burkhard als Peking-Enten titulierte Mandarin-Enten, leicht hektisch wirkende Fugu-Fische und, mein Favorit des Tages, einen philosophischen Takin mit allzu langen Vorderhufen. (Schlechte Pflege, Herr Waerter!) Natuerlich gab es auch noch anderes Getier, "mit ohne" Beine, zwei Beinen, vier Beinen. (Sechs- und achtbeiniges habe ich allerdings nicht gesehen). Aber das Allerbeste waren der Sonnenschein und die Sonnenwaerme und die ersten Blattknospen und Blueten als Fruehlingsboten. Um halb sechs wurde die Luft schon merklich frischer, und die Sonne stand schon sehr tief - Zeit fuer den Heimweg. Und nach soviel (relativ) frischer Luft und einem leckeren Abendessen habe ich jetzt schon vor neun die noetige Bettschwere ...

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