Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


Wer weiterhin meine Bemerkungen über Gott und die Welt lesen möchte, klickt bitte hier:
Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Dienstag, 26. August 2008

Schweinelektuere

Heute war ein schoener Sommertag, warm, aber nicht allzu schwuel, mit blauem Himmel und weissen Wolken. Gestern hingegen - am fruehen Montagmorgen mussten wir bei heftigem Blitz und Donner und Sichtweiten aufstehen, die besser Sichtkuerzen heissen sollten. Und natuerlich alles grau in grau. Auf dem Fahrradparkplatz am SWFC, der nun wohl bald eroeffnet werden soll, standen die Drahtesel bis zu den Knien (sprich Naben) im Wasser. Aber das war wohl nicht das Schlimmste - die grosse Schlagzeile auf der heutigen Ausgabe der Shanghai Daily spricht von einem Rekordregen, dem schlimmsten seit 130 Jahren. Und auf dem Foto dort steht das Wasser nicht bloss einem Drahtesel bis zum Knie, sondern eher einem Bus bis zur Huefte!

Das graue Wetter drueckte natuerlich zusaetzlich auf die Stimmung, hatte ich doch zuvor meine Schweinelektuere (Das glueckliche Schwein von einer amerikanischen Autorin namens Sy Montgomery) ausgelesen und war noch ganz betruebt ueber den wenn auch gluecklichen Tod des Hauptdarstellers, eines stattlichen 350 kg-Ebers namens Christopher Hogwood, der nach einem schoenen, vierzehn Jahre waehrenden Schweineleben friedlich verstarb. Keine grosse Literatur, und man muss auch nicht gleich einen Themenabend veranstalten und ueber die zahlreichen Fragestellungen diskutieren, die fuer solche Anlaesse auf der eigens eingerichteten englischsprachigen Website The good good pig (so auch der Titel der Originalausgabe) vorgeschlagen werden. Aber wenn man Schweinefreund/in ist, macht es einfach ganz viel Spass, dieses Buch!

Im Kapitel "Schweinehimmel" wurde ich auch auf ein Stueck Text von Dylan Thomas aufmerksam. Zwar schreibt Montgomery (oder ihre Uebersetzerin) von einem Gedicht, aber es handelt sich um ein paar Zeilen aus seinem einzigen Theaterstueck/Hoerspiel Under Milk Wood (Unter dem Milchwald). Hier sind sie:

The sunny slow lulling afternoon yawns and moons through the dozy town. ...
Pigs grunt in a wet wallow-bath, and smile as they snort and dream.
They dream of the acorned swill of the world, the rooting for pig-fruit,
the bagpipe dugs of the mother sow, the squeal and snuffle of yesses
of the women pigs in rut.
They mud-bask and snout in the pig-loving sun; their tails curl;
they rollick and slobber and snore to deep, smug, after-swill sleep.*

Bei der Gelegenheit faellt mir wieder einmal schmerzlich auf, dass mein schweinespezifisches Vokabular in allen Sprachen leider ziemlich schlecht ist. Selbst ein so wichtiges Wort wie "suhlen", engl. to wallow, habe ich erst letztes Jahr kennengelernt ...

*Mein Versuch einer Uebersetzung (schon klar, dafuer gibt's keine literarischen Lorbeeren): Der sonnige, traege, einschlaefernde Nachmittag gaehnt und zeigt dem verschlafenen Staedtchen den nackten Hintern. ... Schweine grunzen in ihrem feuchten Suhlbad und laecheln und schnauben im Traum. Sie traeumen vom eichelgespickten Schweinefutter der Welt, vom Graben nach Schweinefruechten, von den Dudelsackzitzen der Muttersau, vom willigen Quietschen und Schnaufen der bruenstigen Sauen. Sie aalen sich im Schlamm und ruesseln in der schweineliebenden Sonne; ihre Schwaenze ringeln sich, sie tollen herum und geifern und schnarchen in ihrem tiefen, selbstzufriedenen, vollgefressenen Schlaf. - Verbesserungsvorschlaege willkommen!

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