Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


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Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Samstag, 16. August 2008

Haibao, blau, maennlich, schlank, 1,54m, 87 kg, sucht ...

Heute haben wir einen Gast aus Hong Kong herumgefuehrt (nein, nicht an der Nase). Zuerst zum Longhua-Tempel, an dessen Hallen (ganz im Zeichen von Olympia) Schriftbaender mit dem Slogan "Eine Welt, ein Traum - friedliche olympische Spiele, friedliches China" prangen. In den Tempelhoefen ist ja zwar normalerweise was los, aber trotzdem sind sie irgendwie friedlich. Heute wurde der Frieden aber durch Experimente mit der Beschallungsanlage gestoert. Suessliche Musik in voller Droehnung wurde immer wieder an- und abgestellt, ganz unvermittelt. Wir haben es daraufhin vorgezogen, das hervorragende vegetarische Buffetrestaurant aufzusuchen, was unserem Gast (eine "Gaestin" ;-) ) zum Glueck auch sehr gut gefallen hat. Das einzige Problem: da isst man immer zuviel. Eine Riesenauswahl leckerer Sachen, und am Ende auch noch die koestlichen Desserts ... Es gibt auch aufgeschnittenen Kaktus und Aloe, beides nicht mit sehr viel Geschmack, und statt der pflanzlichen Sashimi ziehe ich die richtigen aus Fisch doch vor. Aber richtig schlecht sind sie auch nicht. Damit Veganer auch unbesorgt essen koennen, sind die Sachen hinsichtlich ihres Eigehalts gekennzeichnet. Man stelle sich vor, der Eierpudding im japanischen Stil, der mit "Steamed egg", gedaempftes Ei, beschriftet ist, ist mit dem Zusatzhinweis "Have egg" gekennzeichnet. Ach was!

Am Weg zum Longhua-Tempel liegt das grosse Stadion, das jetzt fuer Olympia geschmueckt ist. Soviel Aufhebens um die Spiele machen und extra ein neues Stadion bauen? Nein, dafuer sind die Shanghaier doch viel zu cool. Sind ja auch nicht ihre Spiele, sondern bloss die paar Fussballwettbewerbe, die man grosszuegig den Beijingren abnimmt. Die Reiterei kaempft uebrigens in Hong Kong um die Medaillen.

Den Nachmittag verbringen wir im Stadtentwicklungsmuseum. Da beschaeftigt sich Shanghai natuergemaess mit sich selbst. Waehrend die Neugestaltung des Bund jetzt doch nicht wirklich der Rede wert ist (es bleibt eine vierspurige Strasse oberirdisch erhalten - da haette man sich das ganze Projekt m. E. doch gleich sparen koennen!), planen Shanghai und die Welt fuer die Expo, die bekanntlich 2010 hier stattfindet. Das grosse Stadtmodell wird regelmaessig aktualisiert, es gibt eine grosse Sonderausstellung, und natuerlich kann man das Expo-Logo, ein blaues Wassertropfenmaennchen namens Haibao, das einem standardmaessig einen Vogel zeigt (oder?!), in allen moeglichen Groessen und Materialien kaufen. Es macht sich ohnehin zunehmend im Shanghaier Alltag breit - an prominenten Stellen stehen grosse Kunststoffausgaben, mit denen sich Zhang und Wang, also Hinz und Kunz, fotografieren lassen koennen, und langsam erobert es auch die vielen Bildschirme, auf denen es in froehlichen Szenen herumhuepft.

Wir lassen den Tag auf Wolke 7, pardon, in Cloud 9 auf der 87sten Etage des JinMao ausklingen. Leider wird das nichts mit der blauen Stunde, es ist heute einfach zu grau. Und dass die Beleuchtung des Bunds und des Oriental Pearl TV Tower erst um halb acht eingeschaltet wird, ist entschieden zu spaet. :-(( Dafuer koennen wir hinterher den Vollmond sehen. Dum Diane vitrea/ sero lampas oritur/ et a fratris rosea/ luce dum succenditur ... Dianens glaeserne Lampe, wie der Mond in den Carmina Burana umschrieben wird, scheint heute besonders sanft zu leuchten ... und beim naechsten Vollmond ist schon Mittherbstfest ... weshalb es jetzt bereits allenthalben Mondkuchenangebote gibt.

P.S. Ach, eine ganz neue Entdeckung haette ich ja beinahe zu erwaehnen vergessen: die Kontaktboerse in der Naehe des Lotosteichs im Volkspark auf dem Volksplatz. Da suchen Eltern das Pendant fuer ihre Soehne und Toechter, die in knappen Worten auf DINA4-Zetteln charakterisiert werden. Inklusive Monatsgehalt! Da herrschen ein ziemlicher Andrang und ein ziemliches Faechergewedele. Ob hier wohl viele Ehen vermittelt werden??

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