Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


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Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Samstag, 1. November 2008

Mit Pauken und Trompeten

Ding Shifu hat gestern Abend fuer uns das Auto durch den Feierabendverkehr gequaelt. Waehrend der Rueckweg 18 Minuten in Anspruch genommen hat, waren wir auf dem Hinweg mit einer guten Stunde dabei ... wir mussten zum Shanghai International Gymnastic Center, so einem UFO-Gebaeude im Zhongshan-Park. Denn ich hatte in der Zeitung von einem Konzert gelesen, in dem Computerspielemusik praesentiert wird. Klingt doch interessant, schliesslich war ja nicht zu erwarten, dass auf der Buehne jemand mit Gameboy in der Hand sitzt und spielt und ein Mikro das Gedudel zwecks Verstaerkung aufnimmt. So war es auch nicht. Statt dessen war in der Sporthalle vorn eine Buehne aufgebaut und darauf offensichtlich alles fuer ein Orchester vorbereitet. Lechts und rinks standen zwei Leinwaende.

hiess das Konzert eines vielleicht nicht famosen, aber als "famous" angekuendigten japanischen Komponisten namens Nobuo Uematsu, von dem ich natuerlich zuvor noch nie gehoert hatte. Ein Chinese und eine vermutlich schoene Japanerin (bin kurzsichtig, so genau konnte ich das nicht sehen) fuehrten durchs Programm. Da gab es offenbar viel zu sagen, und alles doppelt, einmal auf Chinesisch, einmal auf Japanisch - ich habe leider so gut wie nichts verstanden. Es kamen auch fuenf Komponisten auf die Buehne, die alle auf Japanisch sagten, dass Shanghai irgendwie prima ist, und alle Seiten haben sich ungefaehr zweitausendmal bedankt ... Am besten war es, als der Chinese eine Sequenz zu uebersetzen anfing, die die Japanerin schon auf Chinesisch gesagt hatte, hihi ... nach den ersten paar Worten fiel es ihm auf. Duibuqi, sorry!

Die Musik war fuer meine Ohren eine Mischung aus Michael Nyman, George Gershwin und Filmmusik mir nicht bekannter Komponisten, gar nicht so uebel, und vor allem sehr abwechslungsreich. Auf den Leinwaenden wurde bei jedem neuen Stueck eingeblendet, zu welchem Spiel die Musik gehoert. Monsterhunter und Rockman, The Ninja Warriors, Samurai Dreams oder so aehnlich und Spiele ganz ohne englischen Namen kamen da vor. Manchmal wurde sogar ein Stueck weit der Spielebildschirm projiziert. Ich kannte keins der Spiele, und die Musik auch nicht. Das Publikum schon. LocoRoco, ein Stueck aus der Zugabe, kam mit einem ganzen Chor, und das zugehoerige Spiel ist offensichtlich sehr bekannt und beliebt. Ansonsten waren nur zwei Stuecke mit Gesang, der Rest instrumental. Das Orchester wurde bei zwei anderen Stuecken von einem virtuosen ...-Spieler verstaerkt (so aehnlich wie eine chinesische Erhu), und dann war da noch ein komi'cher Klampfist, der sowohl die akustische wie die e-Version seines Instruments beherrschte, aber permanent mit dem ganzen Koerper den Takt mitklopfte, ja, diese Beschreibung trifft es wohl am ehesten ... Und bei einem weiteren Stueck war dann noch so ein Kunstpfeifer dabei ... der pfuff Kunst, vermutlich schon bei der Kroenung von Koenigin Elisabeth. (Die Loriotkenner wissen Bescheid.) Aber dieser hier muss noch ueben!

Am ungewoehnlichsten war, dass es bis kurz nach 10 Uhr dauerte (also mehr als zweieinhalb Stunden) und dass die Chinesen am Ende sogar nicht bloss aufstanden, um sich rasch aus dem Staub zu machen, sondern um Standing Ovations auszuteilen. Na sowas, das hab' ich ja hier noch nie erlebt!

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