Huch! Das hat's ja schon lange hier nicht gegeben, einen richtig heftigen Taifun. Nach Konsultation der Annalen heisst "lange" immerhin 10 Jahre. Jedenfalls gab es gestern ein Mail von der Firma, man koenne heute wegen der Taifunwarnung zu Hause bleiben. Fuer uns gilt natuerlich "von zu Hause aus arbeiten". Dann muss es ja wohl ein bisschen ernst sein. Gestern hatte es ja auch schon sintflutartig geschuettet, und es ist mitten am Tag wieder halb dunkel geworden.
Ich war also heute brav zu Hause, un' wat is'? Nix is'. Am Morgen denke ich ja noch, das sei die Ruhe vor dem Sturm. Die Strassen sind auch wenig belebt, es geht, dem Aussehen der Baeume nach zu urteilen, die ganz still da stehen, nicht mal ein ernsthafter Wind - allerdings ist der Faehrbetrieb eingestellt, und der Wasserstand im Huangpu ist sehr hoch.
Nun ist es aber schon Nacht, und es ist den ganzen Tag nichts passiert. Die Satellitenbilder zeigen, dass Wipha sich weiter landeinwaerts bewegt hat, als die Meteorologen urspruenglich dachten - und dabei hat sich ihre Kraft, wie das halt so ist, deutlich verringert. Na, umso besser. Das klingt nach Entwarnung. Uff!
Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!
Wer weiterhin meine Bemerkungen über Gott und die Welt lesen möchte, klickt bitte hier:
Das neue Jahr des Schweins
Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.
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Mittwoch, 19. September 2007
Dienstag, 11. September 2007: Melaka
Wir wachen auf und finden nur eine gaaanz kleine Pfuetze unter der Klimaanlage. Hm. Fruehstuecken kann man dafuer recht schoen im Innenhof. Nach dem Fruehstueck sagt man uns an der Rezeption, dass wir jetzt wieder in das urspruengliche Zimmer koennen, die Klimaanlage sei repariert. Wir packen also wieder alles ein, tragen die Koffer dahin, schalten die Klimaanlage an - und gleich faengt es wieder an, darunter heftig zu regnen. Was soll denn nun das? Man weist uns dafuer das genau gleich geschnittene Zimmer eine Etage hoeher an - dann sollen nun aber mal die Hotelangestellten unseren Kram dahin tragen, steht ja alles fertig gepackt da. Grrr. Nicht aergern, losgehen ...
Heute hat Mr Badrul schon wieder frei! Er hatte uns ja angeboten, uns herumzufahren, aber das hat in dem "historischen" Teil von Melaka kaum Sinn - das kann man viel besser zu Fuss erkunden, und das machen wir dann auch, und zwar auf eigene Faust. Unser Hotel liegt, wie schon berichtet, auf der ehemaligen Heeren-Strasse, die, bei dem Namen wenig ueberraschend, aus hollaendischen Zeiten stammt und spaeter ein Wohngebiet fuer die Straits Chinese (Peranakan wird diese Bevoelkerungsgruppe auf malaysisch genannt) wurde. Das sind die Nachkommen der Chinesen, die Malay-Frauen geheiratet haben. Waehrend der Alltag nach malayischen Braeuchen gestaltet und auch malaysisch gesprochen wurde, haben die Baba (die Maenner) in religioesen Sachen nicht mit sich spassen lassen: da wurden die chinesischen Traditionen beibehalten. Und was liegt auf der Skala der Ernsthaftigkeit zwischen Alltag und Religion? Essen natuerlich! Und da haben die Nyonya (die Frauen) aus beiden Traditionen eine ganz neue Kueche kreiert, aber offensichtlich haben die einschlaegigen Restaurants fast alle nur mittags geoeffnet, so dass wir's irgendwie nicht hinbekommen haben, mal wenigstens ein Nyonya-Gericht zu probieren … Skandal!
Aber jetzt habe ich schon weit ausgeholt, um eigentlich bloss zu sagen, dass wenige Haeuser neben unserem Hotel das Eng Choon Association House liegt, das wir zuerst inspizieren. Mir ist, wenn ich so darueber nachdenke, nicht ganz klar, ob das sowas Aehnliches wie die Clanhaeuser oder eher wie dieser Ahnentempel in Georgetown ist, oder ob gar zwischen den genannten auch kein grosser Unterschied besteht. Jedenfalls sieht es fuer Laienaugen aus wie ein chinesischer Tempel ohne Tempelbetrieb.
Dann geht's im Gaensemarsch die Strasse entlang auf der Suche nach dem Baba Nyonya Heritage Museum. Im Gaensemarsch, weil die Strasse nicht sehr breit ist und keinen Buergersteig, sondern bloss einen dieser offenen Abflusskanaele hat. Und die Autos rauschen ganz schoen durch … Das Museum ist einfach eins der praechtigen Peranakan-Buergerhaeuser vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Diese Haeuser waren sehr viel laenger als breit, was auf viel aeltere Steuervorschriften zurueckgeht - da wurden quasi Fensterfronten besteuert. Irgendwo habe ich gelesen, dass daraufhin manche Gebaeude sieben Mal so lang wie breit gebaut wurden! Damit nicht alles finster ist, gibt es in den zweistoeckigen Anlagen einen oder mehrere airwells, Luftbrunnen. Die Inneneinrichtung ist stark von chinesischen und europaeischen Einfluessen gepraegt und "stinkt nach Geld". Alles vom Feinsten …
Gegenueber war vielleicht auch mal alles vom Feinsten, die Waende innen zeigen noch Spuren von blauer Farbe, aber waehrend die Front nur etwas angerottet aussieht, blickt man dahinter in eine dachlose Ruine. O je, Melaka hat sich ja mit der Altstadt fuer die UNESCO-Weltkulturerbeliste beworben … denn men tau.
Wenn man ein paar Meter weiter geht, stoesst man dafuer auf ein Vorzeigeobjekt: das Heeren Street No. 8-Restaurationsprojekt. Der Aufbau unterscheidet sich grundsaetzlich nicht vom Baba-Nyonya-Haus, aber hier gibt es nichts Ziseliertes, hier ist alles ganz einfach und schmucklos. Es ist ja auch viel aelter und gehoerte sicher weniger reichen Leuten: das Gebaeude, ein traditionelles shophouse, stammt aus dem 16ten Jahrhundert. Diese Haeuser waren jedes fuer sich ein kleines Universum: Laden, Lager, Wohnung, Stall, und mit eigenem Brunnen. Ja, da gab es noch keinen "Gegensatz" zwischen Leben und Arbeiten. - Auf klaren Tafeln werden die Baustoffe und Konstruktionsprinzipien erlaeutert. Ich nehme vor allem eine Info mit: Zement gehoert (in solchen alten Haeusern) verboten, es ruiniert die Substanz. Statt dessen braucht's Kalk: der kann atmen, eine in den Tropen unabdingbare Eigenschaft. Sonst laesst die Feuchtigkeit die Ziegel einfach verrotten. - Der aeltere Herr, der das Haus huetet, hat heute uebrigens Tag der deutschen Expats: Ausser uns ist noch eine Frau da, mit der er lebhaft diskutiert. Im Gaestebuch sehe ich dann, dass das Antje aus Lissabon (originally German) war.
Dann sind wir schon fast am Melaka-Fluss, der hier kurz davor ist, in die nach ihm (oder nach der Stadt) benannte Meeresstrasse zu muenden. Auf der anderen Seite liegt die Replik eines portugiesischen Schiffs, die jetzt erst einmal fotografiert werden muss. Es beherbergt ein laut Reisefuehrerbuch enttaeuschendes maritimes Museum, weshalb wir keine Ambitionen haben hinzugehen. Wie sich spaeter herausstellt, ist es sowieso geschlossen. Waehrend Burkhard wieder auf Fotosafari ist, beobachte ich das wilde Leben der Schlammspringer. Die sind hier schon relativ gross und auf dem schmalen Schlammstreifen, der jetzt bei Niedrigwasser freiliegt, recht zahlreich vertreten und recht aktiv. Was machen denn die beiden da? Umschleichen sich gegenseitig, zeigen die "Breitseite" und stellen ihre Flossen auf, nicht nur die hochaufragende Mittelrueckenflosse, die wie (meine Vorstellung von) ein(em) Dschunkensegel geformt ist, sondern auch noch einen schillernden Flossensaum zwischen Segel und Schwanz. Kaempfen die, oder balzen die??
Dann ueberqueren wir die Bruecke und stehen schon wieder auf dem roten Platz. Nein, da kann Moskau kein Copyright drauf eintragen lassen! Und dieser Platz erscheint deutlich roter als der besagte Namensvetter, sind doch alle Gebaeude in einem leuchtenden Terracotta-Ton gestrichen. Auch wenn das ein Einfall spaeterer Zeiten ist: die hollaendischen Gebaeude, naemlich das Stadthuys und die Christuskirche, seien urspruenglich weiss gewesen (vermutlich gekalkt). Klingt plausibel - ich z.B. assoziiere hollaendisch keineswegs mit terracottafarbenem Anstrich. Natuerlich ist das jetzige Aussehen, zusaetzlich "aufgeschoent" mit praechtigen Blumenbeeten, aeusserst pittoresk, wie es sich gehoert fuer das vermutlich meistfotografierte Motiv der Stadt. Apropos fotografieren: die weissen Pavillonzelte sind weggeraeumt, jetzt koennen sich die Fotografen also richtig austoben!
Das Stadthuys und seine Satellitengebaeude beherbergen jetzt einen Museumskomplex, in dem 5 oder 6 Museen versammelt sind. Neben so Naheliegendem wie einem Geschichtsmuseum gibt es ein Literatur- und ein Demokratiemuseum und eine Zheng He-Galerie, hier in der Schreibweise Cheng Ho. Waehrend mich letztere am meisten interessiert, ist sie leider ziemlich enttaeuschend. Viel ueber Zheng He-Rezeption in spaeteren Zeiten, wenig ueber die Reisen, die Technik, die Wissenschaft - und falls doch, dann nicht auf Englisch - ich finde jedenfalls nichts.
Das Beste am Geschichtsmuseum ist die plakative Darstellung der Epochen, von denen jede der Stadt ein Erbteil mitgegeben hat. Es beginnt damit, dass ein gewisser Parameswara, trotz dieses mir indisch vorkommenden Namens angeblich ein malayischer Prinz aus Sumatra (sehr ominoes), hier um 1400 eine Stadt gruendete und sie nach dem Melaka-Baum nannte, unter dem er sass, als ihn die Idee heimsuchte. Sie (die Stadt, nicht die Idee) bluehte und gedieh unter den lokalen Herrschern und unter chinesischer Protektion (der besagte Zheng He kam hier auch oefters vorbei), die sich auch in der Heirat zwischen einem Sultan und einer gewissen chinesischen Prinzessin namens Hang Li Poh manifestierte. Alles waere so schoen gewesen … waeren nicht etwa 110 Jahre spaeter, 1511, die Portugiesen gekommen und haetten Melaka in ihre Gewalt gebracht. Aber wie gewonnen, so zerronnen - 130 Jahre spaeter, 1641, nahmen die Hollaender Melaka den Portugiesen ab, nur um es gut 180 Jahre spaeter, 1824, den Briten im Tausch gegen eine andere asiatische Laenderei zu ueberlassen. Die haben daraus zusammen mit Singapur und Penang das so genannte Straits Settlement gemacht. Die Briten wiederum konnten sich nach fast 120 Jahren der japanischen Besetzung im zweiten Weltkrieg 1941-45 nicht erwehren, haben nach Kriegsende aber doch wieder ihr Faehnchen (nicht nur in Melaka) hochgehalten, bis es schliesslich den Einheimischen zu bunt wurde und sie die schon mehrfach erwaehnte Unabhaengigkeit - Merdeka! - fuer sich mehr erdiskutierten denn erstritten, so wird jedenfalls kolportiert.
Im Geschichtsmuseum steht also jeweils eine lebensgrosse Puppe in typischer Kleidung unter einer Landesfahne mit einem Jahreszahlenschild - fertig. Das ist plakativ und eingaengig, gar nicht dumm also. Wir gehen nur halb interessiert durch die Museumsraeume (Nationalmuseum Kuala Lumpur und Penang-Staatsmuseum Georgetown hatten wir ja schliesslich schon, und so recht was Neues gibt's hier auch nicht zu sehen) und auch schnell wieder hinaus. Den St. Paul's-Huegel hinter dem Stadthuys ueberqueren wir auf halber Hoehe - in Anbetracht der Waerme sparen wir uns den Aufstieg, schliesslich waren wir ja gestern schon oben. Statt dessen inspizieren wir das, was noch vom portugiesischen Fort A Famosa uebrig ist - ein leeres Schneckenhaus, das jetzt immerhin Schatten spendet und, unvermeidlich, als Hochzeitsfotokulisse dient.
Unweit daneben steht eine Replik von so einem hoelzernen Sultanspalast, der aus der Ferne so aehnlich aussieht wie der, den wir gestern besucht haben. Daher verzichten wir auf eine eingehendere Besichtigung und entschliessen uns nach langem Hin und Her, uns mit der/dem Trishaw quer durch die alte Stadt bringen zu lassen, zum Cheng Hoon Teng-Tempel am oberen Ende der hiesigen Harmoniestrasse, die eigentlich Jalan Tokong heisst und parallel zur Heeren - und zur Jonker Street verlaeuft. Die Trishaws sind hier besonders touristisch, mit Bergen von falschen Blumen und teilweise gar Lichterschmuck und/oder Musik. Anders als in Georgetown benutzen die Einheimischen sie hier wohl gar nicht, obwohl die Insassen hier nicht die alleinige Knautschzone bilden, sitzt doch der Fahrer bei diesem Typ neben den Fahrgaesten und nicht dahinter. Zu zweit ca. 10-15 Minuten gefahren werden scheint mit 15 Ringgit immer noch erschwinglich. Ich weiss gar nicht, was der Preis in Georgetown war …
Wie auch immer - wir kommen wohlbehalten an und schreiten zur Besichtigung des "Tempels der hellen Wolken", der im spaeten 17. Jahrhundert gegruendet wurde und damit einer der aeltesten chinesischen Tempel des Landes sein soll. Auf der Infotafel draussen steht, dass er sowohl von Buddhisten als auch von Daoisten und Konfuzianern genutzt werde, wie praktisch! Und am Eingang sitzt ein Aufpasser, der einem weder mit einer Liste von Ge- und Verboten kommt noch abkassiert, sondern einem Bescheid gibt, dass man hier fotografieren darf. (Nein, ich habe kein NICHT vergessen!) Hier gibt es einen kleinen "Unteraltar" fuer den Tigergott, der hier gleich in Form mehrerer verschieden grosser Tiger repraesentiert wird und dem man auch gern ein Ei und andere ausgewaehlte Sachen mitbringt - ansonsten kann ich mich an nichts Spezielles erinnern. In einer Papierobjektwerkstatt ganz in der Naehe wird gerade ein grosses Haus gebaut - nur um bald bei einer Totenfeier verbrannt und durch den Rauch dem Toten zugefuehrt zu werden. Eigentlich ein bisschen frustrierend, wenn man an so einem Papierkunstwerk tagelang gearbeitet hat. Gegenueber auf der anderen Strassenseite befindet sich der (oder ein) Sitz der buddhistischen Gesellschaft von Malaysia. An den Strassenlaternen sind dicke Plastikkois angebracht, ich habe keine Ahnung, warum.
Ein paar Haeuser weiter steht die Kampung Kling-Moschee. Die Moscheen in Melaka haben keine Kuppeln, sondern dreistufige Pyramidendaecher (wobei die Pyramiden leicht nach aussen geschwungene Seitenkanten haben) - das sei eine von Sumatra uebernommene Bauform. Auch die Minarette sehen weniger "typisch islamisch" aus, sondern zeigen chinesische oder andere fremdlaendische Einfluesse. Aber egal, wie's aussieht - ich bin hier doppelt unwillkommen, weshalb ich nur ein bisschen im Eingangsbereich herumlungere, waehrend Burkhard, nur einfach unwillkommen, um das eigentliche Gebaeude herumgeht, um auf der anderen Seite einen Friedhof vorzufinden. Einen alten Friedhof, denn dies ist, wie es sich neben einem so alten chinesischen Tempel gehoert, eine der aeltesten Moscheen der Stadt (oder gar des Landes?). Dazu genuegt es aber, Mitte des 18. Jahrhunderts gegruendet worden zu sein. Ach, ist das hier alles jung! (Ich stamme ja aus dem aaaaalten Europa.)
Im Hindutempel nebenan sind heute wenigstens alle gleich unwillkommen - wir stehen vor verschlossenen Tueren. Dann suchen wir uns eben andere Tueren - hier soll es irgendwo in der Naehe zwei Heldenmausoleen geben. Da uns aber nur arg (unzulaessig!) vergroeberte Stadtplaene zur Verfuegung stehen, finden wir diese gar nicht erst. Statt dessen gehen wir zur Moschee Kampung Hulu, die sich von der Kampung Kling-Moschee im Wesentlichen dadurch unterscheidet, dass diese ein gruenes, jene aber ein dachziegelrotes Dach hat. Sie ist ungefaehr gleich alt, und ich verzichte lieber gleich auf eine Besichtigung.
Nun muessen wir uns aber erstmal ausruhen und staerken. Da kommt uns ein "Saftladen" auf der Jonker Street, die jetzt natuerlich offiziell auch einen anderen Namen traegt, gerade recht. Die servieren frischen Saft pur, als Milchshake mit (Speise-)Eis oder als Milchshake mit Joghurt, den sie dann Lassi nennen. Burkhard nimmt einen Shake mit roter Drachenfrucht (Pitahaya) - ganz schoen knallig! Dazu essen wir einen Pita-Imbiss (ohne haya). Allerdings ist es kein richtiges Pita, sondern das Ergebnis des Versuchs, etwas zu produzieren, das der Vorstellung einzelner Suedostasiaten von Pita nahe kommt. Egal. Schmeckt ganz akzeptabel.
Die besagte Jonker Street ist fuer ihre Antiquitaetenhaendler bekannt, heute aber weitgehend von Billigkramlaeden ueberschwemmt, auch wenn es wohl noch einige serioese "Altertuemer" zu finden gibt. Viele Laeden haben auch immer noch geschlossen, so dass wir uns, ehe wir uns versehen, schon wieder am Roten Platz wiederfinden. Warum die da wohl diese alberne Miniatur-Windmuehle (sicher nicht mehr als 4-5 m hoch) aufgebaut haben? Wahrscheinlich wussten sie das selber nicht und haben sie daher wenigstens etwas schamhaft an den Rand gestellt …
Eigentlich wuerde ich jetzt gern noch eine kleine Bootstour auf dem leider etwas dreckigen Fluss machen. Aber wie und wo? Im Reisefuehrer steht, man koenne an der Touristeninformation buchen. Davor steht aber ein Schild, das zurueck zum Platz weist. Wir finden am Ende eine ganze Reihe von Schildern mit Pfeilen, aber nichts, wo sie hindeuten. Unterwegs haben wir ein Stueck der Flussuferpromenade entdeckt und landen vor der neogotischen Kirche St. Francis Xavier, die mit ihren Tuermen und dem cremefarbenem Anstrich der "Skyline" von Melaka einen besonderen Akzent verleiht. Aber wo geht's denn nun zur "Flusskreuzfahrt"?? Wir gehen zurueck Richtung Flussmuendung und finden Schilder mit Pfeilen in die entgegengesetzte Richtung, die offenbar von einem anderen Anbieter stammen, aber genauso ins Leere fuehren. Dafuer stossen wir hinter der Touristeninformation auf ein kleines Ausgrabungsgelaende, auf dem Fundamente des portugiesischen Forts (oder war's doch erst hollaendisch?) freigelegt worden sind: das muesste der Turm an der Hafeneinfahrt gewesen sein. Frueher war halt die ganze Gegend ein befestigter Komplex, von hier bis zum Fort A Famosa, das einmal die Porta de Santiago war, oder so aehnlich. Ganz um den Huegel herum.
Dann setzen wir uns einfach gemuetlich auf eine mit vorgeblich portugiesischen Fliesen geschmueckte Bank in der Naehe des vermuteten "Kreuzfahrtschiffs", eines halben Seelenverkaeufers mit vielleicht 8 Plaetzen hinten und 6 vorn, und warten. Auf der besagten Bank finde ich einen dieser chinesischen Anhaenger; dieser ist aus Rosenquarz, und der fruehere Besitzer ist bestimmt ein bisschen traurig. Ich habe jetzt eine huebsche Kennzeichnung meiner Trinkflasche.
Irgendwann kommt dann ein bisschen mehr Leben auf, wir bezahlen (da ist nichts mit vorher "buchen") und gehen an Bord, wozu man ueber ein anderes Boot klettern und ein Stueck auf dessen Aussenplanke entlanggehen muss - aber wenn der alte Herr, der von einer Begleitung gestuetzt wird, das schafft, werde ich es ja wohl auch koennen. Auf der Bootstour werden wir beinahe "totgequatscht", waehrend es mir so vorkommt, als wuerde uns im Wesentlichen das Hinterzimmer der Stadt vorgefuehrt. Die schnieke Uferpromenade ist erst auf einigen kleinen Teilstuecken fertig und fuehrt teils im uebertragenen, teils gar im woertlichen Sinn durchs Hinterzimmer, letzteres da, wo der Weg durch teilabgerissene, frueher mal bis an den Fluss heranreichende Haeuser geht. Aber bis 2010 soll alles fertig und ganz toll sein, hoeren wir. Das ist wohl die einzige Botschaft. Ach nein, halt: es gibt noch eine Botschaft: Kommt alle nach Malaysia! Malaysia ist sicher, Malaysia unterstuetzt keine Terroristen! Sagt es allen Euren Freunden und Bekannten, dass Malaysia total prima ist und auch ganz sicher, keine Terroristen, kein nix! Sicherheit und Ordnung sind hier unser Lebensprinzip - oder so aehnlich. Hm - bislang hatte ich gar nicht an der Sicherheit gezweifelt, aber wenn man das so betonen muss, kommen bei mir ein paar Zweifel auf. Unterwegs werden wir noch auf einen ziemlich grossen Waran hingewiesen, der am Rande des Flusses schwimmt - huch, der hat ja wirklich Kleinkrokodilformat! Man goennt sich auch ein paar Mangroven, die rechts und links von einem hoelzernen Mangroven-Brueckenweg liegen (wahrscheinlich nur, damit man den so nennen kann). Fuer einen richtigen Wald reicht es also nicht.
Fuer die Rueckfahrt hat sich die Plaudertasche von Fuehrer nichts aufgehoben, alles ist schon erklaert. Aber nicht, dass wir nun still ueber den Fluss gleiten, um das Abendlicht zu geniessen - nein! Drei Viertel der Rueckfahrt werden mit der Vorfuehrung seiner beeindrueckenden Sprachkenntnisse gefuellt: "for the French: merci et au revoir! - for the Chinese: xiexie, zaijian! - for the Spanish: gracias y hasta la vista! - …" und so weiter, vermutlich in allen Sprachen der Welt, oder fast. Jaja, hasta la vista, Baby - und als er durch ist, erinnert er uns noch einmal, dass 2010 alles schoen sein wird und dass Malaysia ganz sicher ist, so dass man unbesorgt kommen kann, denn die Malaysier sind gegen Terrorismus, und dann faengt er wieder an, hasta la vista. Da ist man ja schon fast froh, wenn man aussteigen darf ...
Zum dritten Mal heute haengen wir dann am roten Platz herum, bewundern den Sonnenuntergang und die Daemmerung und warten auf die naechtliche Beleuchtung der Christuskirche. Wir warten und warten - nichts. Die lassen ihr Hauptmotiv doch einfach im Halbdunkel liegen, na sowas! Wir trollen uns also irgendwann und gehen zum Abendessen ins Geographér's Café (ja, die schreiben sich mit diesem albernen Akzent). Das ist nett gestaltet, und es gibt malaysisch-internationale Bistrotkueche. Die Nyonyas haben ja abends keine Lust mehr, fuer uns zu kochen, schade. Ich esse eine Kokossuppe in der Frucht - bisschen effektheischerisch, aber o.k..
Heute hat Mr Badrul schon wieder frei! Er hatte uns ja angeboten, uns herumzufahren, aber das hat in dem "historischen" Teil von Melaka kaum Sinn - das kann man viel besser zu Fuss erkunden, und das machen wir dann auch, und zwar auf eigene Faust. Unser Hotel liegt, wie schon berichtet, auf der ehemaligen Heeren-Strasse, die, bei dem Namen wenig ueberraschend, aus hollaendischen Zeiten stammt und spaeter ein Wohngebiet fuer die Straits Chinese (Peranakan wird diese Bevoelkerungsgruppe auf malaysisch genannt) wurde. Das sind die Nachkommen der Chinesen, die Malay-Frauen geheiratet haben. Waehrend der Alltag nach malayischen Braeuchen gestaltet und auch malaysisch gesprochen wurde, haben die Baba (die Maenner) in religioesen Sachen nicht mit sich spassen lassen: da wurden die chinesischen Traditionen beibehalten. Und was liegt auf der Skala der Ernsthaftigkeit zwischen Alltag und Religion? Essen natuerlich! Und da haben die Nyonya (die Frauen) aus beiden Traditionen eine ganz neue Kueche kreiert, aber offensichtlich haben die einschlaegigen Restaurants fast alle nur mittags geoeffnet, so dass wir's irgendwie nicht hinbekommen haben, mal wenigstens ein Nyonya-Gericht zu probieren … Skandal!
Aber jetzt habe ich schon weit ausgeholt, um eigentlich bloss zu sagen, dass wenige Haeuser neben unserem Hotel das Eng Choon Association House liegt, das wir zuerst inspizieren. Mir ist, wenn ich so darueber nachdenke, nicht ganz klar, ob das sowas Aehnliches wie die Clanhaeuser oder eher wie dieser Ahnentempel in Georgetown ist, oder ob gar zwischen den genannten auch kein grosser Unterschied besteht. Jedenfalls sieht es fuer Laienaugen aus wie ein chinesischer Tempel ohne Tempelbetrieb.
Dann geht's im Gaensemarsch die Strasse entlang auf der Suche nach dem Baba Nyonya Heritage Museum. Im Gaensemarsch, weil die Strasse nicht sehr breit ist und keinen Buergersteig, sondern bloss einen dieser offenen Abflusskanaele hat. Und die Autos rauschen ganz schoen durch … Das Museum ist einfach eins der praechtigen Peranakan-Buergerhaeuser vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Diese Haeuser waren sehr viel laenger als breit, was auf viel aeltere Steuervorschriften zurueckgeht - da wurden quasi Fensterfronten besteuert. Irgendwo habe ich gelesen, dass daraufhin manche Gebaeude sieben Mal so lang wie breit gebaut wurden! Damit nicht alles finster ist, gibt es in den zweistoeckigen Anlagen einen oder mehrere airwells, Luftbrunnen. Die Inneneinrichtung ist stark von chinesischen und europaeischen Einfluessen gepraegt und "stinkt nach Geld". Alles vom Feinsten …
Gegenueber war vielleicht auch mal alles vom Feinsten, die Waende innen zeigen noch Spuren von blauer Farbe, aber waehrend die Front nur etwas angerottet aussieht, blickt man dahinter in eine dachlose Ruine. O je, Melaka hat sich ja mit der Altstadt fuer die UNESCO-Weltkulturerbeliste beworben … denn men tau.
Wenn man ein paar Meter weiter geht, stoesst man dafuer auf ein Vorzeigeobjekt: das Heeren Street No. 8-Restaurationsprojekt. Der Aufbau unterscheidet sich grundsaetzlich nicht vom Baba-Nyonya-Haus, aber hier gibt es nichts Ziseliertes, hier ist alles ganz einfach und schmucklos. Es ist ja auch viel aelter und gehoerte sicher weniger reichen Leuten: das Gebaeude, ein traditionelles shophouse, stammt aus dem 16ten Jahrhundert. Diese Haeuser waren jedes fuer sich ein kleines Universum: Laden, Lager, Wohnung, Stall, und mit eigenem Brunnen. Ja, da gab es noch keinen "Gegensatz" zwischen Leben und Arbeiten. - Auf klaren Tafeln werden die Baustoffe und Konstruktionsprinzipien erlaeutert. Ich nehme vor allem eine Info mit: Zement gehoert (in solchen alten Haeusern) verboten, es ruiniert die Substanz. Statt dessen braucht's Kalk: der kann atmen, eine in den Tropen unabdingbare Eigenschaft. Sonst laesst die Feuchtigkeit die Ziegel einfach verrotten. - Der aeltere Herr, der das Haus huetet, hat heute uebrigens Tag der deutschen Expats: Ausser uns ist noch eine Frau da, mit der er lebhaft diskutiert. Im Gaestebuch sehe ich dann, dass das Antje aus Lissabon (originally German) war.
Dann sind wir schon fast am Melaka-Fluss, der hier kurz davor ist, in die nach ihm (oder nach der Stadt) benannte Meeresstrasse zu muenden. Auf der anderen Seite liegt die Replik eines portugiesischen Schiffs, die jetzt erst einmal fotografiert werden muss. Es beherbergt ein laut Reisefuehrerbuch enttaeuschendes maritimes Museum, weshalb wir keine Ambitionen haben hinzugehen. Wie sich spaeter herausstellt, ist es sowieso geschlossen. Waehrend Burkhard wieder auf Fotosafari ist, beobachte ich das wilde Leben der Schlammspringer. Die sind hier schon relativ gross und auf dem schmalen Schlammstreifen, der jetzt bei Niedrigwasser freiliegt, recht zahlreich vertreten und recht aktiv. Was machen denn die beiden da? Umschleichen sich gegenseitig, zeigen die "Breitseite" und stellen ihre Flossen auf, nicht nur die hochaufragende Mittelrueckenflosse, die wie (meine Vorstellung von) ein(em) Dschunkensegel geformt ist, sondern auch noch einen schillernden Flossensaum zwischen Segel und Schwanz. Kaempfen die, oder balzen die??
Dann ueberqueren wir die Bruecke und stehen schon wieder auf dem roten Platz. Nein, da kann Moskau kein Copyright drauf eintragen lassen! Und dieser Platz erscheint deutlich roter als der besagte Namensvetter, sind doch alle Gebaeude in einem leuchtenden Terracotta-Ton gestrichen. Auch wenn das ein Einfall spaeterer Zeiten ist: die hollaendischen Gebaeude, naemlich das Stadthuys und die Christuskirche, seien urspruenglich weiss gewesen (vermutlich gekalkt). Klingt plausibel - ich z.B. assoziiere hollaendisch keineswegs mit terracottafarbenem Anstrich. Natuerlich ist das jetzige Aussehen, zusaetzlich "aufgeschoent" mit praechtigen Blumenbeeten, aeusserst pittoresk, wie es sich gehoert fuer das vermutlich meistfotografierte Motiv der Stadt. Apropos fotografieren: die weissen Pavillonzelte sind weggeraeumt, jetzt koennen sich die Fotografen also richtig austoben!
Das Stadthuys und seine Satellitengebaeude beherbergen jetzt einen Museumskomplex, in dem 5 oder 6 Museen versammelt sind. Neben so Naheliegendem wie einem Geschichtsmuseum gibt es ein Literatur- und ein Demokratiemuseum und eine Zheng He-Galerie, hier in der Schreibweise Cheng Ho. Waehrend mich letztere am meisten interessiert, ist sie leider ziemlich enttaeuschend. Viel ueber Zheng He-Rezeption in spaeteren Zeiten, wenig ueber die Reisen, die Technik, die Wissenschaft - und falls doch, dann nicht auf Englisch - ich finde jedenfalls nichts.
Das Beste am Geschichtsmuseum ist die plakative Darstellung der Epochen, von denen jede der Stadt ein Erbteil mitgegeben hat. Es beginnt damit, dass ein gewisser Parameswara, trotz dieses mir indisch vorkommenden Namens angeblich ein malayischer Prinz aus Sumatra (sehr ominoes), hier um 1400 eine Stadt gruendete und sie nach dem Melaka-Baum nannte, unter dem er sass, als ihn die Idee heimsuchte. Sie (die Stadt, nicht die Idee) bluehte und gedieh unter den lokalen Herrschern und unter chinesischer Protektion (der besagte Zheng He kam hier auch oefters vorbei), die sich auch in der Heirat zwischen einem Sultan und einer gewissen chinesischen Prinzessin namens Hang Li Poh manifestierte. Alles waere so schoen gewesen … waeren nicht etwa 110 Jahre spaeter, 1511, die Portugiesen gekommen und haetten Melaka in ihre Gewalt gebracht. Aber wie gewonnen, so zerronnen - 130 Jahre spaeter, 1641, nahmen die Hollaender Melaka den Portugiesen ab, nur um es gut 180 Jahre spaeter, 1824, den Briten im Tausch gegen eine andere asiatische Laenderei zu ueberlassen. Die haben daraus zusammen mit Singapur und Penang das so genannte Straits Settlement gemacht. Die Briten wiederum konnten sich nach fast 120 Jahren der japanischen Besetzung im zweiten Weltkrieg 1941-45 nicht erwehren, haben nach Kriegsende aber doch wieder ihr Faehnchen (nicht nur in Melaka) hochgehalten, bis es schliesslich den Einheimischen zu bunt wurde und sie die schon mehrfach erwaehnte Unabhaengigkeit - Merdeka! - fuer sich mehr erdiskutierten denn erstritten, so wird jedenfalls kolportiert.
Im Geschichtsmuseum steht also jeweils eine lebensgrosse Puppe in typischer Kleidung unter einer Landesfahne mit einem Jahreszahlenschild - fertig. Das ist plakativ und eingaengig, gar nicht dumm also. Wir gehen nur halb interessiert durch die Museumsraeume (Nationalmuseum Kuala Lumpur und Penang-Staatsmuseum Georgetown hatten wir ja schliesslich schon, und so recht was Neues gibt's hier auch nicht zu sehen) und auch schnell wieder hinaus. Den St. Paul's-Huegel hinter dem Stadthuys ueberqueren wir auf halber Hoehe - in Anbetracht der Waerme sparen wir uns den Aufstieg, schliesslich waren wir ja gestern schon oben. Statt dessen inspizieren wir das, was noch vom portugiesischen Fort A Famosa uebrig ist - ein leeres Schneckenhaus, das jetzt immerhin Schatten spendet und, unvermeidlich, als Hochzeitsfotokulisse dient.
Unweit daneben steht eine Replik von so einem hoelzernen Sultanspalast, der aus der Ferne so aehnlich aussieht wie der, den wir gestern besucht haben. Daher verzichten wir auf eine eingehendere Besichtigung und entschliessen uns nach langem Hin und Her, uns mit der/dem Trishaw quer durch die alte Stadt bringen zu lassen, zum Cheng Hoon Teng-Tempel am oberen Ende der hiesigen Harmoniestrasse, die eigentlich Jalan Tokong heisst und parallel zur Heeren - und zur Jonker Street verlaeuft. Die Trishaws sind hier besonders touristisch, mit Bergen von falschen Blumen und teilweise gar Lichterschmuck und/oder Musik. Anders als in Georgetown benutzen die Einheimischen sie hier wohl gar nicht, obwohl die Insassen hier nicht die alleinige Knautschzone bilden, sitzt doch der Fahrer bei diesem Typ neben den Fahrgaesten und nicht dahinter. Zu zweit ca. 10-15 Minuten gefahren werden scheint mit 15 Ringgit immer noch erschwinglich. Ich weiss gar nicht, was der Preis in Georgetown war …
Wie auch immer - wir kommen wohlbehalten an und schreiten zur Besichtigung des "Tempels der hellen Wolken", der im spaeten 17. Jahrhundert gegruendet wurde und damit einer der aeltesten chinesischen Tempel des Landes sein soll. Auf der Infotafel draussen steht, dass er sowohl von Buddhisten als auch von Daoisten und Konfuzianern genutzt werde, wie praktisch! Und am Eingang sitzt ein Aufpasser, der einem weder mit einer Liste von Ge- und Verboten kommt noch abkassiert, sondern einem Bescheid gibt, dass man hier fotografieren darf. (Nein, ich habe kein NICHT vergessen!) Hier gibt es einen kleinen "Unteraltar" fuer den Tigergott, der hier gleich in Form mehrerer verschieden grosser Tiger repraesentiert wird und dem man auch gern ein Ei und andere ausgewaehlte Sachen mitbringt - ansonsten kann ich mich an nichts Spezielles erinnern. In einer Papierobjektwerkstatt ganz in der Naehe wird gerade ein grosses Haus gebaut - nur um bald bei einer Totenfeier verbrannt und durch den Rauch dem Toten zugefuehrt zu werden. Eigentlich ein bisschen frustrierend, wenn man an so einem Papierkunstwerk tagelang gearbeitet hat. Gegenueber auf der anderen Strassenseite befindet sich der (oder ein) Sitz der buddhistischen Gesellschaft von Malaysia. An den Strassenlaternen sind dicke Plastikkois angebracht, ich habe keine Ahnung, warum.
Ein paar Haeuser weiter steht die Kampung Kling-Moschee. Die Moscheen in Melaka haben keine Kuppeln, sondern dreistufige Pyramidendaecher (wobei die Pyramiden leicht nach aussen geschwungene Seitenkanten haben) - das sei eine von Sumatra uebernommene Bauform. Auch die Minarette sehen weniger "typisch islamisch" aus, sondern zeigen chinesische oder andere fremdlaendische Einfluesse. Aber egal, wie's aussieht - ich bin hier doppelt unwillkommen, weshalb ich nur ein bisschen im Eingangsbereich herumlungere, waehrend Burkhard, nur einfach unwillkommen, um das eigentliche Gebaeude herumgeht, um auf der anderen Seite einen Friedhof vorzufinden. Einen alten Friedhof, denn dies ist, wie es sich neben einem so alten chinesischen Tempel gehoert, eine der aeltesten Moscheen der Stadt (oder gar des Landes?). Dazu genuegt es aber, Mitte des 18. Jahrhunderts gegruendet worden zu sein. Ach, ist das hier alles jung! (Ich stamme ja aus dem aaaaalten Europa.)
Im Hindutempel nebenan sind heute wenigstens alle gleich unwillkommen - wir stehen vor verschlossenen Tueren. Dann suchen wir uns eben andere Tueren - hier soll es irgendwo in der Naehe zwei Heldenmausoleen geben. Da uns aber nur arg (unzulaessig!) vergroeberte Stadtplaene zur Verfuegung stehen, finden wir diese gar nicht erst. Statt dessen gehen wir zur Moschee Kampung Hulu, die sich von der Kampung Kling-Moschee im Wesentlichen dadurch unterscheidet, dass diese ein gruenes, jene aber ein dachziegelrotes Dach hat. Sie ist ungefaehr gleich alt, und ich verzichte lieber gleich auf eine Besichtigung.
Nun muessen wir uns aber erstmal ausruhen und staerken. Da kommt uns ein "Saftladen" auf der Jonker Street, die jetzt natuerlich offiziell auch einen anderen Namen traegt, gerade recht. Die servieren frischen Saft pur, als Milchshake mit (Speise-)Eis oder als Milchshake mit Joghurt, den sie dann Lassi nennen. Burkhard nimmt einen Shake mit roter Drachenfrucht (Pitahaya) - ganz schoen knallig! Dazu essen wir einen Pita-Imbiss (ohne haya). Allerdings ist es kein richtiges Pita, sondern das Ergebnis des Versuchs, etwas zu produzieren, das der Vorstellung einzelner Suedostasiaten von Pita nahe kommt. Egal. Schmeckt ganz akzeptabel.
Die besagte Jonker Street ist fuer ihre Antiquitaetenhaendler bekannt, heute aber weitgehend von Billigkramlaeden ueberschwemmt, auch wenn es wohl noch einige serioese "Altertuemer" zu finden gibt. Viele Laeden haben auch immer noch geschlossen, so dass wir uns, ehe wir uns versehen, schon wieder am Roten Platz wiederfinden. Warum die da wohl diese alberne Miniatur-Windmuehle (sicher nicht mehr als 4-5 m hoch) aufgebaut haben? Wahrscheinlich wussten sie das selber nicht und haben sie daher wenigstens etwas schamhaft an den Rand gestellt …
Eigentlich wuerde ich jetzt gern noch eine kleine Bootstour auf dem leider etwas dreckigen Fluss machen. Aber wie und wo? Im Reisefuehrer steht, man koenne an der Touristeninformation buchen. Davor steht aber ein Schild, das zurueck zum Platz weist. Wir finden am Ende eine ganze Reihe von Schildern mit Pfeilen, aber nichts, wo sie hindeuten. Unterwegs haben wir ein Stueck der Flussuferpromenade entdeckt und landen vor der neogotischen Kirche St. Francis Xavier, die mit ihren Tuermen und dem cremefarbenem Anstrich der "Skyline" von Melaka einen besonderen Akzent verleiht. Aber wo geht's denn nun zur "Flusskreuzfahrt"?? Wir gehen zurueck Richtung Flussmuendung und finden Schilder mit Pfeilen in die entgegengesetzte Richtung, die offenbar von einem anderen Anbieter stammen, aber genauso ins Leere fuehren. Dafuer stossen wir hinter der Touristeninformation auf ein kleines Ausgrabungsgelaende, auf dem Fundamente des portugiesischen Forts (oder war's doch erst hollaendisch?) freigelegt worden sind: das muesste der Turm an der Hafeneinfahrt gewesen sein. Frueher war halt die ganze Gegend ein befestigter Komplex, von hier bis zum Fort A Famosa, das einmal die Porta de Santiago war, oder so aehnlich. Ganz um den Huegel herum.
Dann setzen wir uns einfach gemuetlich auf eine mit vorgeblich portugiesischen Fliesen geschmueckte Bank in der Naehe des vermuteten "Kreuzfahrtschiffs", eines halben Seelenverkaeufers mit vielleicht 8 Plaetzen hinten und 6 vorn, und warten. Auf der besagten Bank finde ich einen dieser chinesischen Anhaenger; dieser ist aus Rosenquarz, und der fruehere Besitzer ist bestimmt ein bisschen traurig. Ich habe jetzt eine huebsche Kennzeichnung meiner Trinkflasche.
Irgendwann kommt dann ein bisschen mehr Leben auf, wir bezahlen (da ist nichts mit vorher "buchen") und gehen an Bord, wozu man ueber ein anderes Boot klettern und ein Stueck auf dessen Aussenplanke entlanggehen muss - aber wenn der alte Herr, der von einer Begleitung gestuetzt wird, das schafft, werde ich es ja wohl auch koennen. Auf der Bootstour werden wir beinahe "totgequatscht", waehrend es mir so vorkommt, als wuerde uns im Wesentlichen das Hinterzimmer der Stadt vorgefuehrt. Die schnieke Uferpromenade ist erst auf einigen kleinen Teilstuecken fertig und fuehrt teils im uebertragenen, teils gar im woertlichen Sinn durchs Hinterzimmer, letzteres da, wo der Weg durch teilabgerissene, frueher mal bis an den Fluss heranreichende Haeuser geht. Aber bis 2010 soll alles fertig und ganz toll sein, hoeren wir. Das ist wohl die einzige Botschaft. Ach nein, halt: es gibt noch eine Botschaft: Kommt alle nach Malaysia! Malaysia ist sicher, Malaysia unterstuetzt keine Terroristen! Sagt es allen Euren Freunden und Bekannten, dass Malaysia total prima ist und auch ganz sicher, keine Terroristen, kein nix! Sicherheit und Ordnung sind hier unser Lebensprinzip - oder so aehnlich. Hm - bislang hatte ich gar nicht an der Sicherheit gezweifelt, aber wenn man das so betonen muss, kommen bei mir ein paar Zweifel auf. Unterwegs werden wir noch auf einen ziemlich grossen Waran hingewiesen, der am Rande des Flusses schwimmt - huch, der hat ja wirklich Kleinkrokodilformat! Man goennt sich auch ein paar Mangroven, die rechts und links von einem hoelzernen Mangroven-Brueckenweg liegen (wahrscheinlich nur, damit man den so nennen kann). Fuer einen richtigen Wald reicht es also nicht.
Fuer die Rueckfahrt hat sich die Plaudertasche von Fuehrer nichts aufgehoben, alles ist schon erklaert. Aber nicht, dass wir nun still ueber den Fluss gleiten, um das Abendlicht zu geniessen - nein! Drei Viertel der Rueckfahrt werden mit der Vorfuehrung seiner beeindrueckenden Sprachkenntnisse gefuellt: "for the French: merci et au revoir! - for the Chinese: xiexie, zaijian! - for the Spanish: gracias y hasta la vista! - …" und so weiter, vermutlich in allen Sprachen der Welt, oder fast. Jaja, hasta la vista, Baby - und als er durch ist, erinnert er uns noch einmal, dass 2010 alles schoen sein wird und dass Malaysia ganz sicher ist, so dass man unbesorgt kommen kann, denn die Malaysier sind gegen Terrorismus, und dann faengt er wieder an, hasta la vista. Da ist man ja schon fast froh, wenn man aussteigen darf ...
Zum dritten Mal heute haengen wir dann am roten Platz herum, bewundern den Sonnenuntergang und die Daemmerung und warten auf die naechtliche Beleuchtung der Christuskirche. Wir warten und warten - nichts. Die lassen ihr Hauptmotiv doch einfach im Halbdunkel liegen, na sowas! Wir trollen uns also irgendwann und gehen zum Abendessen ins Geographér's Café (ja, die schreiben sich mit diesem albernen Akzent). Das ist nett gestaltet, und es gibt malaysisch-internationale Bistrotkueche. Die Nyonyas haben ja abends keine Lust mehr, fuer uns zu kochen, schade. Ich esse eine Kokossuppe in der Frucht - bisschen effektheischerisch, aber o.k..
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Montag, 10. September 2007: Fahrt nach Melaka
Heute ist also der Tag, an dem die Egel Betriebsausflug machen und daher im Urwald nicht anzutreffen sind. Vielleicht. Gestern abend kam uns naemlich eine Gruppe "naechtlicher Waldlaeufer" entgegen, und als deren Fuehrer an mir vorbei ging, wurde er gerade von einer Dame befragt, ob es denn dann also morgen im Wald keine Egel gaebe. Ich glaube auch, sie war wirklich blond. Der so Befragte blieb mit einem abwartenden "maybe ... man kann es nicht sagen" hoeflich und unangreifbar. Ist schon komisch - mein Eindruck ist, dass diese kleinen, unscheinbaren Zeitgenossen auf Menschen geradezu traumatisierend wirken. Das waere sicher auch ein Thema fuer einen interessanten Artikel in "Psychologie heute" oder vergleichbaren Publikationen.
Auf dem Weg zum Fruehstueck ist die grosse "sechseckige" Spinne von gestern samt Netz wieder da (und auf dem Rueckweg wieder weg - ob das ein Kleinkrieg zwischen Spinne und einem Missguenstigen ist, oder ob die Spinne ihr Netz selber tagsueber wieder einholt?), aber was viel besser ist: unter dem Affen-und-Schweinlein-Baum hat sich heute Morgen die ganze Rotte versammelt! (Waehrend von der Horde nichts zu sehen ist, aber das stoert mich ueberhaupt nicht.) Die meisten suchen artgemaess nach kleinen Leckerchen, eins liegt noch gemuetlich "hingesuhlt" da und traeumt vor sich hin. Wenn das kein wunderbarer Ort ist, an dem ich an Chalet No. 88 von Schweinen begruesst und auch wieder verabschiedet werde! Damit kann dieser Tag schon gar nicht mehr schlecht werden! Ich koennte stundenlang gucken, muss mich dann aber doch verabschieden und zum Fruehstueck gehen, sonst verpassen wir am Ende unser Boot - Abfahrt ist um 9 Uhr.
Beim Fruehstueck halten wir uns dementsprechend vorsichtshalber mit den Getraenken zurueck ... nicht, dass wir auf der Fahrt zurueck nach Kuala Tembeling die "Sandbankuebung" wiederholen muessen, diesmal fuer uns. Wenigstens geht die Rueckfahrt deutlich schneller, da stromabwaerts. Fuer dieselben 65 km braucht man in dieser Richtung nur 2 Stunden statt 3. Als wir zum Anleger kommen, liegt da ein schon fast voll besetztes Langboot. Wir werden aufgefordert, gleich vorn auf den ersten beiden Plaetzen einzusteigen, tun das auch, und schon geht's los. Zwar hat man einen Haufen Gepaeck vor sich und die Plaetze sind einen Tick schmaler als weiter hinten, aber sie bieten dafuer mehr Platz fuer die Beine, die man hier fast voellig ausstrecken kann. Wie guenstig - zuletzt kommen und den besten Platz kriegen, ich sag' ja, Taman Negara ist fuer mich ein sehr glueckbringendes Oertchen.
In Kuala Tembeling, wo wir puenktlich um 11 Uhr eintrudeln, wartet Mr Badrul schon auf uns, packt uns und unser Gepaeck in den Bus, und los geht's. Wir muessen jetzt erstmal was trinken, aber wir haben ja immer Wasser dabei. Unsere mitgebrachten "Nuckelflaschen" sind uebrigens recht solide, haben bisher alle Schlaege und Stoesse gut verkraftet und erlauben wegen des "Nuckelprinzips" plemperfreies Trinken in allen Lebenslagen - eine Eigenschaft, die natuerlich weniger wertvoll ist, wenn man immer nur klares Wasser daraus trinkt wie wir. Ich weiss gar nicht, ob das Material auch kohlensaeurehaltige Fluessigkeiten aushalten wuerde ...
Unterwegs machen wir halt am Sultanspalastmuseum Seri Menanti im Bundesstaat Negeri Sembilan. Das ist eine Holzhuette auf symbolischen 99 Stelzen mit vier Etagen und ohne Naegel, wie das die traditionellen Haeuser hier so an sich haben. Man kann einen Thronsaal sehen, der fuer meinen Geschmack mehr wie eine Thronnische aussieht, mit sieben Stufen bis zum Thron, auf denen Wuerdentraeger in fein hierarchisch abgestufter Manier sitzen koennen. Es gibt auch einen fensterlosen Speisesaal, der recht europaeisch anmutet und fuer nicht wesentlich mehr als 20 Personen reicht. Auch die uebrigen Raeume sind fuer koenigliche Verhaeltnisse eher bescheiden, und die Treppen in die oberen Stockwerke gar voellig "unkoeniglich". Versteh' ich nicht: solche s-teilen S-tiegen braucht man doch nur zu bauen, wenn es einem an Platz mangelt, sonst kann man doch auch schoene bequeme Treppen machen! - Das obere Geschoss besteht aus einem einzigen Raum mit reichlich Fenstern auf allen Seiten. Am schoensten ist die Aussicht ueber den symmetrisch angelegten Palastgarten - vor allem ist es aber schoen luftig.
Zwei Dinge habe ich mir ueber die Provinz Negeri Sembilan gemerkt. Nummer 1: hier gibt es diese "Bueffelhorn"-Haeuser im Minangkabau-Stil mit geschwungenen Dachlinien zu Ehren der (irgendwann - irgendwo, das habe ich mir offensichtlich nicht gemerkt, man kann es aber im Link nachlesen) siegreichen Bueffel. Nummer 2: hier hat der Herrscher nicht so eine "unantastbare" Rolle wie der Sultan in anderen Bundesstaaten, sondern es gibt ein mir recht kompliziert erscheinendes oligarchisches System, in dem er von einer Versammlung von Bezirksherrschern gewaehlt wird ... oder so aehnlich.
Nur ein kurzes Stueck Fahrt vom Palastmuseum entfernt liegt eine megalithische Staette, die gleichzeitig ein muslimischer Friedhof ist. Rein optisch unterscheiden sich die kleinen "Mega"lithen, die nicht groesser als etwa 40-50 cm sind, auch tatsaechlich kaum von den kleinen muslimischen Grabsteinen (die flachen fuer die Frauen, die runden fuer die Maenner - was das wohl wieder bedeuten soll ...).
Am gar nicht mehr ganz fruehen Nachmittag kommen wir in Melaka an. Mr Badrul nimmt nicht den allerdirektesten Weg und laesst uns so schon mal eine angedeutete Stadtrundfahrt angedeihen, bevor wir am Hotel Puri abgeladen werden. Das befindet sich in der auch "millionaire's street" genannten frueheren Heeren-Strasse, in der mal viele reiche Leute gewohnt haben. Auch das Hotel Puri ist ein altes, traditionell strukturiertes (aber natuerlich heftig renoviertes) Gebaeude, das sich frueher in chinesischem Besitz befand. Aus diesen Zeiten bleibt der etwas labyrinthische Eindruck - und vor allem der Charme eines Hauses mit Geschichte und "Persoenlichkeit". Die Hoteliers goennen sich sogar einen Geschichtsraum, klein, aber fein, in dem die Geschichte Melakas und des Hauses erzaehlt und mit allerhand Objekten ansprechend illustriert wird. Genuegt - kein Museum mehr noetig.
Nachdem wir ein schoenes, aber natuerlich finsteres Zimmer bezogen haben, machen wir uns zu einem ersten Rundgang auf. Der Haupteindruck ist, dass die Buergersteige schon hochgeklappt sind. Ausserdem ist offenbar ein chinesisches "Papierverbrennfest", ueberall wird auf der Strasse gezuendelt, zum Teil in grossen Gittereimern, zum Teil "behaelterfrei" in kleinerem Massstab. Manche haben auch nur ein paar Raeucherstaebchen auf dem (dafuer extra heruntergeklappt belassenen) Buergersteig aufgestellt. Ob in Melaka wohl der Kalender nachgeht und der hungrige Geist heute noch gefuettert werden muss? In Penang ist das ja schon alles erledigt ...
Nachdem wir am Fluss angekommen sind und ihn ueberquert haben, stehen wir schon auf dem hollaendischen Platz mit Stadthuys und Christ Church. "Wir haben hollaendische Woche" - oder genauer gesagt: hatten. Laut Plakat war der Zauber gestern vorbei. Aber ausser den Plakaten sind auch noch bergeweise weisse Pavillonzelte uebriggeblieben, die auf dem Foto stoeren, Frechheit!
Hinter dem Stadthuys kann man den St. Paul's-Huegel erklimmen, der von der gleichnamigen Kirche bzw. dem, was davon noch uebrig ist, bekroent wird. Davor blickt ein Heiliger (St. Francis Xavier?) guetig von einem Sockel auf die mehr oder weniger mueden Wanderer herunter. Die Kirche selbst besteht mittlerweile im Wesentlichen aus Waenden, an deren Innenseiten allerhand alte Grabsteine europaeischer Tradition aufgestellt sind. Warum nur muessen die Ecken des kleineren ueberdachten Teils als Toilette missbraucht werden?? In Malaysia gibt es, wie in China, erfreulicherweise fast ueberall oeffentliche Toiletten in ausreichender Anzahl, so dass das ja nun wirklich nicht sein muss. Grrr.
Auf der "Rueckseite" der Kirche sieht man am Fuss des Huegels das Fort A Famosa liegen, aber ein Wegweiser zum hollaendischen Friedhof erscheint uns verlockender, zumal das Licht jetzt fuer ein Foto des Forts schon gaaanz schlecht ist. Auf dem Friedhof gibt es nur recht wenige Graeber (sicher nicht mehr als 40 bis 50, denke ich), das aelteste stammt etwa aus dem Jahr 1670. Die meisten gehoeren Englaendern, die namengebenden Hollaender sind in erschreckender Minderheit.
Nach diesem ersten Rundgang, es ist mittlerweile schon dunkel, gehen wir ueber den Stadthuysplatz und den Fluss zurueck in "unser Viertel", um dort eine Gelegenheit zu finden, unseren Hunger (jaja, Appetit) zu stillen. Aber die Auswahl ist klein, und aus den meisten der (wenigen) geoeffneten Etablissements gaehnt uns eine Versammlung leerer Tische an, o je! Ich dachte, es waere hier touristisch?! Ganz nah beim Hotel liegt ein Laden, in dem es Holzofenpizza gibt: das "Coconut House". Der ist sogar im Reisefuehrerbuch namentlich erwaehnt, oha! Dann gehen wir mal dahin, zumal es jetzt, wo wir auch ein bisschen muede sind, recht bequem ist. Die Vorspeise, die ich bestellen will, ist leider ausgegangen, und die, die Burkhard bestellt, wird erst zum Nachtisch serviert. Alles dauert ziemlich lange, und die Frau, die kellnert, wirkt irgendwie getrieben und gestresst. Dafuer ist die Pizza ausgesprochen lecker, was soll man nun von so einem Laden halten? Mit einem einladenden "must try" ist der Kokoskaffee auf der Speise- bzw. Getraenkekarte gekennzeichnet - aber als ich mir statt Espresso einen bestellen will, sagt mir die Frau doch wirklich, der Kaffee sei ausgegangen. Was ist los?? Ueber solche bloeden Restaurantgeschichten muss ich mich leider immer ueber Gebuehr aergern - das aergert mich ja am meisten, aber es faellt mir furchtbar schwer, diese Art von Aerger einzudaemmen. Auf diese Weise wird das jedenfalls nichts mit dem Geschaeft!
Wahrscheinlich habe ich jetzt bad vibrations - wir sitzen eine kleine Weile "auf" unserem Zimmer, wie man so schoen sagt, als mich ploetzlich das Geraeusch fallender Wassertropfen alarmiert. O je: es "schuettet" aus der Klimaanlage! Die Kissen auf dem darunter stehenden Flechtsofa sind schon in Mitleidenschaft gezogen. Ich ruecke das Sofa ab und schalte die Anlage aus, aber es tropft munter weiter. Na prima. Ich hatte mich doch gerade schon ausgezogen, um ins Bett zu gehen. So ein Mist! Burkhard kommt mit der frohen Botschaft von der Rezeption zurueck, dass wir umziehen duerfen. Also alles wieder einpacken und zwei Zimmer weiter tragen. Da ist auch nicht alles im gruenen Bereich: die Waende sind an zwei Stellen ein wenig schimmelig ... da ist die Klimaanlage wohl auch nicht ganz koscher. Davon abgesehen ist dieses Zimmer auch deutlich kleiner als das urspruengliche. Aber mir ist das jetzt schon alles egal, ich will endlich ins Bett gehen und morgen zurueck in "unser" Zimmer ziehen.
Auf dem Weg zum Fruehstueck ist die grosse "sechseckige" Spinne von gestern samt Netz wieder da (und auf dem Rueckweg wieder weg - ob das ein Kleinkrieg zwischen Spinne und einem Missguenstigen ist, oder ob die Spinne ihr Netz selber tagsueber wieder einholt?), aber was viel besser ist: unter dem Affen-und-Schweinlein-Baum hat sich heute Morgen die ganze Rotte versammelt! (Waehrend von der Horde nichts zu sehen ist, aber das stoert mich ueberhaupt nicht.) Die meisten suchen artgemaess nach kleinen Leckerchen, eins liegt noch gemuetlich "hingesuhlt" da und traeumt vor sich hin. Wenn das kein wunderbarer Ort ist, an dem ich an Chalet No. 88 von Schweinen begruesst und auch wieder verabschiedet werde! Damit kann dieser Tag schon gar nicht mehr schlecht werden! Ich koennte stundenlang gucken, muss mich dann aber doch verabschieden und zum Fruehstueck gehen, sonst verpassen wir am Ende unser Boot - Abfahrt ist um 9 Uhr.
Beim Fruehstueck halten wir uns dementsprechend vorsichtshalber mit den Getraenken zurueck ... nicht, dass wir auf der Fahrt zurueck nach Kuala Tembeling die "Sandbankuebung" wiederholen muessen, diesmal fuer uns. Wenigstens geht die Rueckfahrt deutlich schneller, da stromabwaerts. Fuer dieselben 65 km braucht man in dieser Richtung nur 2 Stunden statt 3. Als wir zum Anleger kommen, liegt da ein schon fast voll besetztes Langboot. Wir werden aufgefordert, gleich vorn auf den ersten beiden Plaetzen einzusteigen, tun das auch, und schon geht's los. Zwar hat man einen Haufen Gepaeck vor sich und die Plaetze sind einen Tick schmaler als weiter hinten, aber sie bieten dafuer mehr Platz fuer die Beine, die man hier fast voellig ausstrecken kann. Wie guenstig - zuletzt kommen und den besten Platz kriegen, ich sag' ja, Taman Negara ist fuer mich ein sehr glueckbringendes Oertchen.
In Kuala Tembeling, wo wir puenktlich um 11 Uhr eintrudeln, wartet Mr Badrul schon auf uns, packt uns und unser Gepaeck in den Bus, und los geht's. Wir muessen jetzt erstmal was trinken, aber wir haben ja immer Wasser dabei. Unsere mitgebrachten "Nuckelflaschen" sind uebrigens recht solide, haben bisher alle Schlaege und Stoesse gut verkraftet und erlauben wegen des "Nuckelprinzips" plemperfreies Trinken in allen Lebenslagen - eine Eigenschaft, die natuerlich weniger wertvoll ist, wenn man immer nur klares Wasser daraus trinkt wie wir. Ich weiss gar nicht, ob das Material auch kohlensaeurehaltige Fluessigkeiten aushalten wuerde ...
Unterwegs machen wir halt am Sultanspalastmuseum Seri Menanti im Bundesstaat Negeri Sembilan. Das ist eine Holzhuette auf symbolischen 99 Stelzen mit vier Etagen und ohne Naegel, wie das die traditionellen Haeuser hier so an sich haben. Man kann einen Thronsaal sehen, der fuer meinen Geschmack mehr wie eine Thronnische aussieht, mit sieben Stufen bis zum Thron, auf denen Wuerdentraeger in fein hierarchisch abgestufter Manier sitzen koennen. Es gibt auch einen fensterlosen Speisesaal, der recht europaeisch anmutet und fuer nicht wesentlich mehr als 20 Personen reicht. Auch die uebrigen Raeume sind fuer koenigliche Verhaeltnisse eher bescheiden, und die Treppen in die oberen Stockwerke gar voellig "unkoeniglich". Versteh' ich nicht: solche s-teilen S-tiegen braucht man doch nur zu bauen, wenn es einem an Platz mangelt, sonst kann man doch auch schoene bequeme Treppen machen! - Das obere Geschoss besteht aus einem einzigen Raum mit reichlich Fenstern auf allen Seiten. Am schoensten ist die Aussicht ueber den symmetrisch angelegten Palastgarten - vor allem ist es aber schoen luftig.
Zwei Dinge habe ich mir ueber die Provinz Negeri Sembilan gemerkt. Nummer 1: hier gibt es diese "Bueffelhorn"-Haeuser im Minangkabau-Stil mit geschwungenen Dachlinien zu Ehren der (irgendwann - irgendwo, das habe ich mir offensichtlich nicht gemerkt, man kann es aber im Link nachlesen) siegreichen Bueffel. Nummer 2: hier hat der Herrscher nicht so eine "unantastbare" Rolle wie der Sultan in anderen Bundesstaaten, sondern es gibt ein mir recht kompliziert erscheinendes oligarchisches System, in dem er von einer Versammlung von Bezirksherrschern gewaehlt wird ... oder so aehnlich.
Nur ein kurzes Stueck Fahrt vom Palastmuseum entfernt liegt eine megalithische Staette, die gleichzeitig ein muslimischer Friedhof ist. Rein optisch unterscheiden sich die kleinen "Mega"lithen, die nicht groesser als etwa 40-50 cm sind, auch tatsaechlich kaum von den kleinen muslimischen Grabsteinen (die flachen fuer die Frauen, die runden fuer die Maenner - was das wohl wieder bedeuten soll ...).
Am gar nicht mehr ganz fruehen Nachmittag kommen wir in Melaka an. Mr Badrul nimmt nicht den allerdirektesten Weg und laesst uns so schon mal eine angedeutete Stadtrundfahrt angedeihen, bevor wir am Hotel Puri abgeladen werden. Das befindet sich in der auch "millionaire's street" genannten frueheren Heeren-Strasse, in der mal viele reiche Leute gewohnt haben. Auch das Hotel Puri ist ein altes, traditionell strukturiertes (aber natuerlich heftig renoviertes) Gebaeude, das sich frueher in chinesischem Besitz befand. Aus diesen Zeiten bleibt der etwas labyrinthische Eindruck - und vor allem der Charme eines Hauses mit Geschichte und "Persoenlichkeit". Die Hoteliers goennen sich sogar einen Geschichtsraum, klein, aber fein, in dem die Geschichte Melakas und des Hauses erzaehlt und mit allerhand Objekten ansprechend illustriert wird. Genuegt - kein Museum mehr noetig.
Nachdem wir ein schoenes, aber natuerlich finsteres Zimmer bezogen haben, machen wir uns zu einem ersten Rundgang auf. Der Haupteindruck ist, dass die Buergersteige schon hochgeklappt sind. Ausserdem ist offenbar ein chinesisches "Papierverbrennfest", ueberall wird auf der Strasse gezuendelt, zum Teil in grossen Gittereimern, zum Teil "behaelterfrei" in kleinerem Massstab. Manche haben auch nur ein paar Raeucherstaebchen auf dem (dafuer extra heruntergeklappt belassenen) Buergersteig aufgestellt. Ob in Melaka wohl der Kalender nachgeht und der hungrige Geist heute noch gefuettert werden muss? In Penang ist das ja schon alles erledigt ...
Nachdem wir am Fluss angekommen sind und ihn ueberquert haben, stehen wir schon auf dem hollaendischen Platz mit Stadthuys und Christ Church. "Wir haben hollaendische Woche" - oder genauer gesagt: hatten. Laut Plakat war der Zauber gestern vorbei. Aber ausser den Plakaten sind auch noch bergeweise weisse Pavillonzelte uebriggeblieben, die auf dem Foto stoeren, Frechheit!
Hinter dem Stadthuys kann man den St. Paul's-Huegel erklimmen, der von der gleichnamigen Kirche bzw. dem, was davon noch uebrig ist, bekroent wird. Davor blickt ein Heiliger (St. Francis Xavier?) guetig von einem Sockel auf die mehr oder weniger mueden Wanderer herunter. Die Kirche selbst besteht mittlerweile im Wesentlichen aus Waenden, an deren Innenseiten allerhand alte Grabsteine europaeischer Tradition aufgestellt sind. Warum nur muessen die Ecken des kleineren ueberdachten Teils als Toilette missbraucht werden?? In Malaysia gibt es, wie in China, erfreulicherweise fast ueberall oeffentliche Toiletten in ausreichender Anzahl, so dass das ja nun wirklich nicht sein muss. Grrr.
Auf der "Rueckseite" der Kirche sieht man am Fuss des Huegels das Fort A Famosa liegen, aber ein Wegweiser zum hollaendischen Friedhof erscheint uns verlockender, zumal das Licht jetzt fuer ein Foto des Forts schon gaaanz schlecht ist. Auf dem Friedhof gibt es nur recht wenige Graeber (sicher nicht mehr als 40 bis 50, denke ich), das aelteste stammt etwa aus dem Jahr 1670. Die meisten gehoeren Englaendern, die namengebenden Hollaender sind in erschreckender Minderheit.
Nach diesem ersten Rundgang, es ist mittlerweile schon dunkel, gehen wir ueber den Stadthuysplatz und den Fluss zurueck in "unser Viertel", um dort eine Gelegenheit zu finden, unseren Hunger (jaja, Appetit) zu stillen. Aber die Auswahl ist klein, und aus den meisten der (wenigen) geoeffneten Etablissements gaehnt uns eine Versammlung leerer Tische an, o je! Ich dachte, es waere hier touristisch?! Ganz nah beim Hotel liegt ein Laden, in dem es Holzofenpizza gibt: das "Coconut House". Der ist sogar im Reisefuehrerbuch namentlich erwaehnt, oha! Dann gehen wir mal dahin, zumal es jetzt, wo wir auch ein bisschen muede sind, recht bequem ist. Die Vorspeise, die ich bestellen will, ist leider ausgegangen, und die, die Burkhard bestellt, wird erst zum Nachtisch serviert. Alles dauert ziemlich lange, und die Frau, die kellnert, wirkt irgendwie getrieben und gestresst. Dafuer ist die Pizza ausgesprochen lecker, was soll man nun von so einem Laden halten? Mit einem einladenden "must try" ist der Kokoskaffee auf der Speise- bzw. Getraenkekarte gekennzeichnet - aber als ich mir statt Espresso einen bestellen will, sagt mir die Frau doch wirklich, der Kaffee sei ausgegangen. Was ist los?? Ueber solche bloeden Restaurantgeschichten muss ich mich leider immer ueber Gebuehr aergern - das aergert mich ja am meisten, aber es faellt mir furchtbar schwer, diese Art von Aerger einzudaemmen. Auf diese Weise wird das jedenfalls nichts mit dem Geschaeft!
Wahrscheinlich habe ich jetzt bad vibrations - wir sitzen eine kleine Weile "auf" unserem Zimmer, wie man so schoen sagt, als mich ploetzlich das Geraeusch fallender Wassertropfen alarmiert. O je: es "schuettet" aus der Klimaanlage! Die Kissen auf dem darunter stehenden Flechtsofa sind schon in Mitleidenschaft gezogen. Ich ruecke das Sofa ab und schalte die Anlage aus, aber es tropft munter weiter. Na prima. Ich hatte mich doch gerade schon ausgezogen, um ins Bett zu gehen. So ein Mist! Burkhard kommt mit der frohen Botschaft von der Rezeption zurueck, dass wir umziehen duerfen. Also alles wieder einpacken und zwei Zimmer weiter tragen. Da ist auch nicht alles im gruenen Bereich: die Waende sind an zwei Stellen ein wenig schimmelig ... da ist die Klimaanlage wohl auch nicht ganz koscher. Davon abgesehen ist dieses Zimmer auch deutlich kleiner als das urspruengliche. Aber mir ist das jetzt schon alles egal, ich will endlich ins Bett gehen und morgen zurueck in "unser" Zimmer ziehen.
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Sonntag, 16. September 2007
Sonntag, 9. September 2007: Taman Negara
Heute haben wir noch einen ganzen Tag im Nationalpark. Ich hatte gestern gar nicht die Vorteile des Regens hervorgehoben: es war im Urwald so nass, dass die Egel alle schoen zu Hause geblieben sind. Keine Attacken, keine Bisse - prima! Mal sehen, wie es heute vormittag wird, denn da steht der Jungle Walk bei Tag auf dem Programm. Vorher gehen wir aber erstmal fruehstuecken. Unterwegs faellt uns ein riesiges Spinnenradnetz auf. Es ist etwas schlampig gewebt, aber hat dafuer einen Durchmesser von bestimmt einem Meter. Und die Besitzerin sitzt mittendrin: eine ganz seltsame Spinne, die ein bisschen sechseckig wirkt und so aussieht, als haette sie einen leicht angeschimmelten Panzer - so eine in dieser Richtung habe ich noch nie gesehen. Und sie ist immerhin fuenfmarkstueckgross, oder heisst das heute zweieurostueckgross? Auf dem Rueckweg vom Fruehstueck sind Netz und Spinne weg.
Um halb zehn steht Ismail vor der Tuer, es geht los. Nach den wilden Schweinen befragt berichtet er, dass mal ein Schwein einer Touristin zwei Finger abgebissen habe. Boese Sache das, aber ich denke, dass man dem Schwein keinen Vorwurf machen kann. Wie man weiss, sind die Borstentiere ja etwas gierig, wenn's ums Essen geht, und Wildtiere fressen eben nicht fein saeuberlich aus der Hand ... Wenn man sie schon fuettern will, muss man ihnen die Happen halt hinwerfen.
Dann geht es in den Wald hinein - bei Tag sieht alles ganz anders aus. Zu meiner grossen Ueberraschung ist nichts mehr uebrig von der naechtlichen Seenplatte auf dem recht ausgetretenen Pfad. (Hier sind halt wirklich richtig viele Leute unterwegs, und ich bin noch unentschieden, ob ich das gut oder schlecht finden soll. Natuerlich daempft es das Naturerlebnis ein bisschen, wenn einem dauernd wer begegnet, und natuerlich sind die Pfade dann arg ausgetreten - andererseits sind sie gewartet und, wo noetig, ein wenig befestigt, damit nicht drumherum auch noch alles ausgetreten wird, so dass die Menschenstroeme kanalisiert sind. Und schliesslich sollten viele Leute in den Regenwald gehen und sich von dieser ueberbordenden Natur anruehren lassen und erkennen, dass es hier einen Schatz zu hueten gilt. [Jawohl, Frau Oberlehrerin!])
Ismail zeigt uns als erstes eine Sandpapier-Pflanze. Die heisst natuerlich so, weil sie sich so anfuehlt und auch zu denselben Zwecken von den Orang Asli verwendet wird: Holzoberflaechen polieren, Fingernaegel feilen etc. - wenn ich jetzt so davon schreibe, faellt mir auf, dass er uns allerdings nicht erzaehlt hat, was die Pflanze selbst damit bezweckt. Ausserdem weist er uns auch auf die wichtigsten Baumarten und ihre jeweilige Nutzung hin. Natuerlich sind nur ausgewaehlte Arten zum Bau von Haeusern und Booten geeignet - die meisten werden im dauernden Wechsel von Feuchtigkeit und Trockenheit zu schnell rissig.
Ein anderer Fuehrer hat irgendwo in einem Baum eine gruene Schlange entdeckt - praktisch unmoeglich, wenn sie sich nicht gerade bewegt. Und waehrend wir sie bewundern und fotografieren, haelt sie wunderbar still.
Wir steuern als erstes den canopy walkway an - ich weiss immer noch nicht, was eine treffende Uebersetzung waere. Baumkronenspazierweg? Na ja ... Jedenfalls herrscht hier ein ziemlicher Andrang, und wir muessen erst einmal Schlange sitzen. Vielleicht ganz gut, denn es ging natuerlich schon mal ziemlich bergauf, um zum Eingang zu gelangen - es liegt in der Natur der Sache, dass die Baumkronen sich halt ganz oben befinden, teilweise geht es von der Bretterbruecke 40 Meter in die Tiefe. So koennen wir jedenfalls im Halbschatten sitzen und uns abkuehlen. Und sooo lange muessen wir ja auch wieder nicht warten, hatte Ismail uns doch Schauergeschichten von Tagen erzaehlt, an denen man dreieinhalb (!) Stunden ausharren musste, ehe man dran war. Dann heisst es zwei oder drei Etagen im Eingangsturm hochsteigen und darauf warten, dass man die Anweisung bekommt, jetzt loszugehen. Aus dem Augenwinkel sehe ich ploetzlich etwas auf meiner Hand - oha! ein Egel! So haben wir nicht gewettet, und er lernt rasch das Fliegen, bevor er noch sein Mahl beginnen kann. Wo kam der denn jetzt her?? Aber egal, ich bin jetzt dran. Immer schoen 5 m Abstand zum Vorhergehenden halten. Gut, dass jetzt keine Angsthasen dabei sind, die sich nur zentimeterweise vorwaertsbewegen - dann wuerde hier das totale Chaos ausbrechen. Man hat etwa 230 m Weg vor sich mit 4 oder 5 Plattformen, glaube ich - und es sieht nicht viel anders aus als im FRIM oder am Penang Hill, nur dass es da "privater" war und man etwas mehr Zeit hatte, sich umzusehen. Insgesamt gibt es etwa 500 m, aber davon ist wohl immer ein nennenswerter Teil zur Ueberholung geschlossen.
Danach muessen wir wieder zum Eingang des canopy walkway gehen, wo Ismail auf uns wartet. Das heisst relativ steil bergab - wie gemein, ist unser naechstes Ziel doch der Bukit Teresek, der Teresek-Huegel. Das heisst relativ steil bergauf, aechz! Fuer den Hinweg waehlen wir den Waldweg. Die flachwurzelnden Baumriesen schaffen mit ihrem Wurzelwerk fast so etwas wie Treppen, es ist also kein wirklich schwieriger Weg, zumal er ja, wie schon erwaehnt, relativ ausgetreten ist. Aber die "Stufen" sind teilweise doch recht hoch, und nicht ueberall kann man seinen Fuss gut setzen, so dass es im feucht-heissen Wald fuer so Durchtrainierte wie uns anstrengend ist. Auf jeden Fall sehen aber die "Wurzeltreppen" beeindruckend aus.
Es gibt zwei Aussichtspunkte, von denen man ueber scheinbar endlose bewaldete Huegel und Berge gucken kann. Nachdem wir hinter dem ersten Aussichtspunkt die Huegelkuppe (wahnsinnige 370 Meter, wow!) ueberwunden haben, geht es zum zweiten schon wieder 30 Meter herunter. In der Ferne liegt der Gunung Tahan, der Tahan-Berg also. Da kann man auch hinwandern - man, nicht ich. Es sind 55 km, fuer die man eine Sieben-Tage-Tour veranschlagen muss, bei der es natuerlich nicht von Hotel zu Hotel geht. Man ist also schlechter dran als eine Schnecke: die muss nur ihr Haus tragen, hier muss man sich aber zusaetzlich noch seine gesamten Lebensmittel auf den Ruecken laden. Heute koennen wir den Berg aber kaum sehen, denn es ist nicht klar - die ganze Feuchtigkeit, die der gestrige Regen gebracht hat, steigt wieder in die Wolken. So sehen wir kaum etwas ausser den naeher gelegenen Huegeln und den gelben Fluessen unten, auf denen ein paar Langboote zu sehen sind. Ausserdem gibt es hier oben kleine schwarze Bienen und ein paar einzelne Riesenameisen, gut 1 cm lang. Die findet man immer nur einzeln, obwohl sie wohl auch Staaten bilden. Wieviele Ameisenarten es wohl hier gibt? Schon als Laie sieht man ja von den ganz winzigen, die auch gern in den Hotelzimmern herumkrabbeln und weniger als 1 mm lang sind, bis hin zu den erwaehnten Riesenexemplaren ganz verschiedene, was moegen da erst die Biologen herausfinden!
Und ob die Vielfalt der Grashuepfer (sind eigentlich Grashuepfer und Heuschrecken dasselbe?) wohl groesser oder kleiner ist als die der Ameisen? Heute finde ich ein schwarz-gelb geflecktes Exemplar. Ansonsten sind weniger Insekten zu sehen. Das ist auch so eine Sache: der ganze Urwald ist voll mit Abertausenden von Tieren, und man hat Glueck, wenn man ueberhaupt eins sieht. Burkhard hat insofern noch ein bisschen mehr Glueck, als er einen Waran ausmachen kann. Die heissen auf Englisch monitor lizard, also Waechter- oder Warnechse. Keine Ahnung, wen die vor wem oder was warnen.
Aber zurueck zu unserer Huegelbesteigung. Fuer den Weg hinunter nehmen wir nicht die Baumwurzeltreppe, sondern eine von Menschen gebaute. Aus Plastikplanken, die ein bisschen wabern und bei denen Ismail (kein Waran) uns hin und wieder warnen muss, auf welche Ecken wir besser nicht treten - wer hat denn dieses Material ausgewaehlt?? Und sooo bequem ist diese Treppe auch nicht, denn viele der Stufen sind fast kniehoch - jetzt verstehe ich auch, warum er fuer den Aufstieg davon abgeraten hat. Selbst hinunter ist es nicht besonders angenehm, und gelenkschonend fuehlt es sich auf Dauer auch nicht an.
Nach etwa 3 oder 4 Stunden sind wir wieder zurueck an Nr. 88 und halten erst einmal eine kleine Siesta, bevor wir uns auf eigene Faust noch einmal aufmachen. Hier kann man das, weil die Wege gut markiert sind - ansonsten ist davon abzuraten. Gleich hinter unserer Huette geht es zum swamp loop. Unterwegs sehen wir eine neue Art "bewaffneter Ranken". Es handelt sich wohl um eine weitere Rattanart, die alle paar Zentimeter eine Zackenreihe ausklappt. Das erinnert an abstehende Bastroeckchen und sieht sehr dekorativ aus. An irgendeiner Stelle finden wir dann, dass der Weg nicht gut genug markiert ist, und gehen lieber zurueck, ohne den Rundweg zu vollenden - zumal der Grad an Feuchtigkeit jetzt den Egeln angenehm ist. Da gehen wir doch lieber noch zum Tahan Hide, einer Versteckhuette mit Blick auf den Tahan-Berg, in der die ganz Unentwegten sich fuer die Nacht einrichten koennen, um vielleicht groessere Tiere zu beobachten, die sich eventuell auf der Lichtung davor ein Stelldichein geben. Im Morgengrauen soll da mal ein schwarz-weisser malaysischer Tapir gesichtet worden sein, sagt Ismail, der schon gar nicht mehr blutjung aussieht und nach eigenen Angaben im letzten Monat zum ersten Mal in seinem Leben einen zu Gesicht bekommen hat. Och noe, da gehe ich doch lieber schlafen. Aber vorher gibt's noch einen five o'clock tea im Restaurant, um den Fluessigkeitsspiegel auf angenehme Weise zu erhoehen. Aber nur Tee und Getraenke, nix da Kuchen oder Scones oder sonstige Esswaren!
Am Himmel zeigt sich jetzt ein knatschblauer Streifen zwischen dicken weissen und grauen Wolken, der sich ziemlich lange haelt. Wir lungern ein bisschen auf dem Resortgelaende herum und finden am dicken Baum am Restauranteingang noch einen Waran, der da im wahrsten Sinne des Wortes abhaengt. Er scheint sich in die Rinde gekrallt zu haben und haengt nun wirklich wie ein nasser Sack an den vier Pfoten (oder wie heissen diese Koerperteile bei Echsen?). Es gibt eine Tafel, die zeigt, welche Tiere man ueblicherweise wann und wo auf dem Gelaende beobachten kann, und da steht "Monitor lizard - Restaurant - 7:30 am to 7:30 pm". Ach so, er hat noch nicht Feierabend, aber schon keine Lust mehr ... geht mir auch manchmal so. :-)) Wir gehen noch einmal zu unserem Chalet, ich mit der leisen Hoffnung, nochmal den Schweinen zu begegnen. Leider wird diese Hoffnung nur teilerfuellt. Unter einem Baum sitzt eine Horde Affen - und mittendrin ein einzelnes Schweinchen, so ein kleines, gestreiftes. Wie suess! Waehrend die Affen etwas nervoes sind und zwischendurch immer mal im Baum verschwinden oder lautstark ueber das Dach des angrenzenden Gebaeudes toben, wuehlt das Schweinlein in Ruhe alles durch und laesst sich durch die Scharen gutwilliger Beobachter dabei nicht im geringsten stoeren. Ein bisschen Sorgen mache ich mir aber doch: so ein einzelnes Schwein ohne die Rotte? Da ist doch was nicht ganz in Ordnung, Schweine haben doch ein ausgepraegtes Sozialleben ...
Danach gehen wir wieder ins Restaurant und goennen uns ein ausfuehrliches Drei-Gaenge-Abendessen und noch einen Cocktail. Anschliessend suchen wir den Videoraum, und das Reisefuehrerbuch hatte ganz recht: abends um viertel vor neun gibt es noch eine Vorfuehrung, die wir also besuchen, nicht ohne die 10 Minuten Wartezeit vorher mit einer Sichtung der kleinen Sammlung von Informationstafeln ueber Tiere, Pflanzen, Geschichte etc. des Nationalparks zu fuellen. Auf dem Weg dahin gibt es noch naechtliche Insekten zu bestaunen: Burkhard hat fast auf eine Zikade getreten, die offenbar leichtfertig mitten auf dem unbeleuchteten Weg sass und den vermeintlichen Angriff mit einem wuetenden Zirpen quittiert, das Burkhard schon alarmiert beiseite springen laesst. Es klapperten die Klapperschlangen ...?! Der Foto-Jagdinstinkt ist geweckt. Ich fange dann noch einen Nachtfalter, eine kleine Echse und einen dicken Kaefer (mit der Kamera ein, versteht sich), alles auf dem Weg zum Videoraum. Die Vorfuehrung ist nett und zeigt einem natuerlich auch das, was man ohne weiteres nicht zu Gesicht bekommt. Insofern eine gute Ergaenzung. Anschliessend erwerben wir in der Souvenirabteilung des Minimarkts eine Video-CD, man darf gespannt sein.
Auf dem Weg zurueck zu unserem Chalet finden wir dann noch mehr Insekten. Der grosse Nachtfalter laesst Burkhard keine Ruhe mehr: den muss er ja wohl selbst fotografieren, also rasch vorgelaufen und den Apparat geholt! Alldieweil fange ich das braun-weisse Insekt mit den 2 je handgrossen Fluegeln mit meinen Mitteln schon mal ein, bevor die grosse naechtliche Fotosafari beginnt. Hach, ist das aufregend! Wir trauen uns bis an den Rand des Dschungels, wo ich per Taschenlampe einen anderen Nachtfalter finde, weil sein grosses Auge roetlich reflektiert, und eine biolumineszente Raupe. Wirklich aufregend. Zwischendurch faengt es noch an zu regnen, wie laestig, Burkhard meint, wir brauchen einen Schirm, der uns dann hinterher die ganze Zeit im Weg ist - aber egal. Wir koennen uns kaum losreissen und kommen erst relativ spaet ins Bett.
Um halb zehn steht Ismail vor der Tuer, es geht los. Nach den wilden Schweinen befragt berichtet er, dass mal ein Schwein einer Touristin zwei Finger abgebissen habe. Boese Sache das, aber ich denke, dass man dem Schwein keinen Vorwurf machen kann. Wie man weiss, sind die Borstentiere ja etwas gierig, wenn's ums Essen geht, und Wildtiere fressen eben nicht fein saeuberlich aus der Hand ... Wenn man sie schon fuettern will, muss man ihnen die Happen halt hinwerfen.
Dann geht es in den Wald hinein - bei Tag sieht alles ganz anders aus. Zu meiner grossen Ueberraschung ist nichts mehr uebrig von der naechtlichen Seenplatte auf dem recht ausgetretenen Pfad. (Hier sind halt wirklich richtig viele Leute unterwegs, und ich bin noch unentschieden, ob ich das gut oder schlecht finden soll. Natuerlich daempft es das Naturerlebnis ein bisschen, wenn einem dauernd wer begegnet, und natuerlich sind die Pfade dann arg ausgetreten - andererseits sind sie gewartet und, wo noetig, ein wenig befestigt, damit nicht drumherum auch noch alles ausgetreten wird, so dass die Menschenstroeme kanalisiert sind. Und schliesslich sollten viele Leute in den Regenwald gehen und sich von dieser ueberbordenden Natur anruehren lassen und erkennen, dass es hier einen Schatz zu hueten gilt. [Jawohl, Frau Oberlehrerin!])
Ismail zeigt uns als erstes eine Sandpapier-Pflanze. Die heisst natuerlich so, weil sie sich so anfuehlt und auch zu denselben Zwecken von den Orang Asli verwendet wird: Holzoberflaechen polieren, Fingernaegel feilen etc. - wenn ich jetzt so davon schreibe, faellt mir auf, dass er uns allerdings nicht erzaehlt hat, was die Pflanze selbst damit bezweckt. Ausserdem weist er uns auch auf die wichtigsten Baumarten und ihre jeweilige Nutzung hin. Natuerlich sind nur ausgewaehlte Arten zum Bau von Haeusern und Booten geeignet - die meisten werden im dauernden Wechsel von Feuchtigkeit und Trockenheit zu schnell rissig.
Ein anderer Fuehrer hat irgendwo in einem Baum eine gruene Schlange entdeckt - praktisch unmoeglich, wenn sie sich nicht gerade bewegt. Und waehrend wir sie bewundern und fotografieren, haelt sie wunderbar still.
Wir steuern als erstes den canopy walkway an - ich weiss immer noch nicht, was eine treffende Uebersetzung waere. Baumkronenspazierweg? Na ja ... Jedenfalls herrscht hier ein ziemlicher Andrang, und wir muessen erst einmal Schlange sitzen. Vielleicht ganz gut, denn es ging natuerlich schon mal ziemlich bergauf, um zum Eingang zu gelangen - es liegt in der Natur der Sache, dass die Baumkronen sich halt ganz oben befinden, teilweise geht es von der Bretterbruecke 40 Meter in die Tiefe. So koennen wir jedenfalls im Halbschatten sitzen und uns abkuehlen. Und sooo lange muessen wir ja auch wieder nicht warten, hatte Ismail uns doch Schauergeschichten von Tagen erzaehlt, an denen man dreieinhalb (!) Stunden ausharren musste, ehe man dran war. Dann heisst es zwei oder drei Etagen im Eingangsturm hochsteigen und darauf warten, dass man die Anweisung bekommt, jetzt loszugehen. Aus dem Augenwinkel sehe ich ploetzlich etwas auf meiner Hand - oha! ein Egel! So haben wir nicht gewettet, und er lernt rasch das Fliegen, bevor er noch sein Mahl beginnen kann. Wo kam der denn jetzt her?? Aber egal, ich bin jetzt dran. Immer schoen 5 m Abstand zum Vorhergehenden halten. Gut, dass jetzt keine Angsthasen dabei sind, die sich nur zentimeterweise vorwaertsbewegen - dann wuerde hier das totale Chaos ausbrechen. Man hat etwa 230 m Weg vor sich mit 4 oder 5 Plattformen, glaube ich - und es sieht nicht viel anders aus als im FRIM oder am Penang Hill, nur dass es da "privater" war und man etwas mehr Zeit hatte, sich umzusehen. Insgesamt gibt es etwa 500 m, aber davon ist wohl immer ein nennenswerter Teil zur Ueberholung geschlossen.
Danach muessen wir wieder zum Eingang des canopy walkway gehen, wo Ismail auf uns wartet. Das heisst relativ steil bergab - wie gemein, ist unser naechstes Ziel doch der Bukit Teresek, der Teresek-Huegel. Das heisst relativ steil bergauf, aechz! Fuer den Hinweg waehlen wir den Waldweg. Die flachwurzelnden Baumriesen schaffen mit ihrem Wurzelwerk fast so etwas wie Treppen, es ist also kein wirklich schwieriger Weg, zumal er ja, wie schon erwaehnt, relativ ausgetreten ist. Aber die "Stufen" sind teilweise doch recht hoch, und nicht ueberall kann man seinen Fuss gut setzen, so dass es im feucht-heissen Wald fuer so Durchtrainierte wie uns anstrengend ist. Auf jeden Fall sehen aber die "Wurzeltreppen" beeindruckend aus.
Es gibt zwei Aussichtspunkte, von denen man ueber scheinbar endlose bewaldete Huegel und Berge gucken kann. Nachdem wir hinter dem ersten Aussichtspunkt die Huegelkuppe (wahnsinnige 370 Meter, wow!) ueberwunden haben, geht es zum zweiten schon wieder 30 Meter herunter. In der Ferne liegt der Gunung Tahan, der Tahan-Berg also. Da kann man auch hinwandern - man, nicht ich. Es sind 55 km, fuer die man eine Sieben-Tage-Tour veranschlagen muss, bei der es natuerlich nicht von Hotel zu Hotel geht. Man ist also schlechter dran als eine Schnecke: die muss nur ihr Haus tragen, hier muss man sich aber zusaetzlich noch seine gesamten Lebensmittel auf den Ruecken laden. Heute koennen wir den Berg aber kaum sehen, denn es ist nicht klar - die ganze Feuchtigkeit, die der gestrige Regen gebracht hat, steigt wieder in die Wolken. So sehen wir kaum etwas ausser den naeher gelegenen Huegeln und den gelben Fluessen unten, auf denen ein paar Langboote zu sehen sind. Ausserdem gibt es hier oben kleine schwarze Bienen und ein paar einzelne Riesenameisen, gut 1 cm lang. Die findet man immer nur einzeln, obwohl sie wohl auch Staaten bilden. Wieviele Ameisenarten es wohl hier gibt? Schon als Laie sieht man ja von den ganz winzigen, die auch gern in den Hotelzimmern herumkrabbeln und weniger als 1 mm lang sind, bis hin zu den erwaehnten Riesenexemplaren ganz verschiedene, was moegen da erst die Biologen herausfinden!
Und ob die Vielfalt der Grashuepfer (sind eigentlich Grashuepfer und Heuschrecken dasselbe?) wohl groesser oder kleiner ist als die der Ameisen? Heute finde ich ein schwarz-gelb geflecktes Exemplar. Ansonsten sind weniger Insekten zu sehen. Das ist auch so eine Sache: der ganze Urwald ist voll mit Abertausenden von Tieren, und man hat Glueck, wenn man ueberhaupt eins sieht. Burkhard hat insofern noch ein bisschen mehr Glueck, als er einen Waran ausmachen kann. Die heissen auf Englisch monitor lizard, also Waechter- oder Warnechse. Keine Ahnung, wen die vor wem oder was warnen.
Aber zurueck zu unserer Huegelbesteigung. Fuer den Weg hinunter nehmen wir nicht die Baumwurzeltreppe, sondern eine von Menschen gebaute. Aus Plastikplanken, die ein bisschen wabern und bei denen Ismail (kein Waran) uns hin und wieder warnen muss, auf welche Ecken wir besser nicht treten - wer hat denn dieses Material ausgewaehlt?? Und sooo bequem ist diese Treppe auch nicht, denn viele der Stufen sind fast kniehoch - jetzt verstehe ich auch, warum er fuer den Aufstieg davon abgeraten hat. Selbst hinunter ist es nicht besonders angenehm, und gelenkschonend fuehlt es sich auf Dauer auch nicht an.
Nach etwa 3 oder 4 Stunden sind wir wieder zurueck an Nr. 88 und halten erst einmal eine kleine Siesta, bevor wir uns auf eigene Faust noch einmal aufmachen. Hier kann man das, weil die Wege gut markiert sind - ansonsten ist davon abzuraten. Gleich hinter unserer Huette geht es zum swamp loop. Unterwegs sehen wir eine neue Art "bewaffneter Ranken". Es handelt sich wohl um eine weitere Rattanart, die alle paar Zentimeter eine Zackenreihe ausklappt. Das erinnert an abstehende Bastroeckchen und sieht sehr dekorativ aus. An irgendeiner Stelle finden wir dann, dass der Weg nicht gut genug markiert ist, und gehen lieber zurueck, ohne den Rundweg zu vollenden - zumal der Grad an Feuchtigkeit jetzt den Egeln angenehm ist. Da gehen wir doch lieber noch zum Tahan Hide, einer Versteckhuette mit Blick auf den Tahan-Berg, in der die ganz Unentwegten sich fuer die Nacht einrichten koennen, um vielleicht groessere Tiere zu beobachten, die sich eventuell auf der Lichtung davor ein Stelldichein geben. Im Morgengrauen soll da mal ein schwarz-weisser malaysischer Tapir gesichtet worden sein, sagt Ismail, der schon gar nicht mehr blutjung aussieht und nach eigenen Angaben im letzten Monat zum ersten Mal in seinem Leben einen zu Gesicht bekommen hat. Och noe, da gehe ich doch lieber schlafen. Aber vorher gibt's noch einen five o'clock tea im Restaurant, um den Fluessigkeitsspiegel auf angenehme Weise zu erhoehen. Aber nur Tee und Getraenke, nix da Kuchen oder Scones oder sonstige Esswaren!
Am Himmel zeigt sich jetzt ein knatschblauer Streifen zwischen dicken weissen und grauen Wolken, der sich ziemlich lange haelt. Wir lungern ein bisschen auf dem Resortgelaende herum und finden am dicken Baum am Restauranteingang noch einen Waran, der da im wahrsten Sinne des Wortes abhaengt. Er scheint sich in die Rinde gekrallt zu haben und haengt nun wirklich wie ein nasser Sack an den vier Pfoten (oder wie heissen diese Koerperteile bei Echsen?). Es gibt eine Tafel, die zeigt, welche Tiere man ueblicherweise wann und wo auf dem Gelaende beobachten kann, und da steht "Monitor lizard - Restaurant - 7:30 am to 7:30 pm". Ach so, er hat noch nicht Feierabend, aber schon keine Lust mehr ... geht mir auch manchmal so. :-)) Wir gehen noch einmal zu unserem Chalet, ich mit der leisen Hoffnung, nochmal den Schweinen zu begegnen. Leider wird diese Hoffnung nur teilerfuellt. Unter einem Baum sitzt eine Horde Affen - und mittendrin ein einzelnes Schweinchen, so ein kleines, gestreiftes. Wie suess! Waehrend die Affen etwas nervoes sind und zwischendurch immer mal im Baum verschwinden oder lautstark ueber das Dach des angrenzenden Gebaeudes toben, wuehlt das Schweinlein in Ruhe alles durch und laesst sich durch die Scharen gutwilliger Beobachter dabei nicht im geringsten stoeren. Ein bisschen Sorgen mache ich mir aber doch: so ein einzelnes Schwein ohne die Rotte? Da ist doch was nicht ganz in Ordnung, Schweine haben doch ein ausgepraegtes Sozialleben ...
Danach gehen wir wieder ins Restaurant und goennen uns ein ausfuehrliches Drei-Gaenge-Abendessen und noch einen Cocktail. Anschliessend suchen wir den Videoraum, und das Reisefuehrerbuch hatte ganz recht: abends um viertel vor neun gibt es noch eine Vorfuehrung, die wir also besuchen, nicht ohne die 10 Minuten Wartezeit vorher mit einer Sichtung der kleinen Sammlung von Informationstafeln ueber Tiere, Pflanzen, Geschichte etc. des Nationalparks zu fuellen. Auf dem Weg dahin gibt es noch naechtliche Insekten zu bestaunen: Burkhard hat fast auf eine Zikade getreten, die offenbar leichtfertig mitten auf dem unbeleuchteten Weg sass und den vermeintlichen Angriff mit einem wuetenden Zirpen quittiert, das Burkhard schon alarmiert beiseite springen laesst. Es klapperten die Klapperschlangen ...?! Der Foto-Jagdinstinkt ist geweckt. Ich fange dann noch einen Nachtfalter, eine kleine Echse und einen dicken Kaefer (mit der Kamera ein, versteht sich), alles auf dem Weg zum Videoraum. Die Vorfuehrung ist nett und zeigt einem natuerlich auch das, was man ohne weiteres nicht zu Gesicht bekommt. Insofern eine gute Ergaenzung. Anschliessend erwerben wir in der Souvenirabteilung des Minimarkts eine Video-CD, man darf gespannt sein.
Auf dem Weg zurueck zu unserem Chalet finden wir dann noch mehr Insekten. Der grosse Nachtfalter laesst Burkhard keine Ruhe mehr: den muss er ja wohl selbst fotografieren, also rasch vorgelaufen und den Apparat geholt! Alldieweil fange ich das braun-weisse Insekt mit den 2 je handgrossen Fluegeln mit meinen Mitteln schon mal ein, bevor die grosse naechtliche Fotosafari beginnt. Hach, ist das aufregend! Wir trauen uns bis an den Rand des Dschungels, wo ich per Taschenlampe einen anderen Nachtfalter finde, weil sein grosses Auge roetlich reflektiert, und eine biolumineszente Raupe. Wirklich aufregend. Zwischendurch faengt es noch an zu regnen, wie laestig, Burkhard meint, wir brauchen einen Schirm, der uns dann hinterher die ganze Zeit im Weg ist - aber egal. Wir koennen uns kaum losreissen und kommen erst relativ spaet ins Bett.
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Samstag, 15. September 2007
Samstag, 8. September 2007: Nationalpark
So, heute muessen wir RICHTIG frueh aufstehen, denn es soll in den Nationalpark Taman Negara (das heisst woertlich einfach nur Nationalpark) gehen. Der beginnt zwar am unteren Ende des Kenyir-Sees, aber da das ein nicht allzu kleines Stueck 130 Millionen Jahre (staunen!) alter Regenwald ist, fuehrt kein Strassennetz durch. Wir muessen statt dessen aussenherum fahren: nach Osten zur Kueste, dann nach Sueden, dann wieder nach Westen ins Landesinnere nach KualaTembeling, wo sich der Schiffsanleger fuer die Langboote befindet, mit denen man dann wieder nach Norden in den Park hinein faehrt (man bleibt natuerlich am Rand). Bis nach Kuala Tembeling sind es wiederum 450 km, und diesmal ist es nicht egal, wann wir ankommen, denn die Schiffe fahren um 13:30 Uhr. Und natuerlich ist da auch keine Autobahn, sondern es handelt sich wieder um eine laengliche Ueberlandfahrt. Also verordnet uns Mr Badrul Abfahrt um 6:30 Uhr. Um diese Uhrzeit gibt es noch kein Fruehstueck. Wir haben schon am Vorabend ausgecheckt und muessen heute in noch naechtlicher Dunkelheit nur den Schluessel abgeben und unsere Fruehstueckspakete abholen. Die bestehen aus je zwei von diesen dreieckigen Schlabbertoastsandwiches, einem Mini-Muffin, einem Mini-Aepfelchen und einer Flasche Wasser. Hm.
Jedenfalls kommen wir puenktlich weg, koennen bald darauf den Sonnenaufgang miterleben (allerdings ohne spektakulaere Bilder) und haben zwischendurch noch Zeit, uns die Methoden der Oelpalmenernte und der Naturlatexgewinnung aus der Naehe anzusehen. Oelpalmen und Gummibaeume waren ja lange Zeit neben dem Zinn DIE Einkunftsquellen Malaysias, wie ich vermutlich schon mal erwaehnte.
Oelpalmen sind recht produktive Pflanzen. Nach dem 3. Jahr beginnen sie, Fruechte zu tragen: in grossen, mehr oder weniger eifoermigen Fruchtstaenden (bestimmt einen halben Meter lang) gebuendelt sitzen mehrere hundert kleine (ca. 5-8 cm lange) ovale Fruechtchen, die, wenn sie reif sind, rotbraun aussehen. Pro Jahr bringt eine Palme bis zu 10 solcher Fruchtstaende hervor, die zwischen den Palmwedeln sitzen. Nach 30 Jahren ist es dann vorbei mit der Fruchtbarkeit, und die Palmen werden "umgebracht", um Raum fuer die schon dazwischen gepflanzten Nachfolger zu schaffen. Dazu werden sie mittels einer nicht naeher erlaeuterten Chemikalie getoetet. Das Holz, keine gute Qualitaet, verbleibt entweder als Duengemittel in der Plantage oder loest sich als Feuerholz in Rauch auf.
Aber nun zur eigentlichen Ernte: Die Baeume sind jung mehr wie Straeucher, denn dann haben sie ja noch keinen Stamm entwickelt. Spaeter werden sie aber mindestens 10 m hoch. Man muss sich also zur Ernte was einfallen lassen. Die Malaysier haben sich einfach eine Sichel am Stiel einfallen lassen, die der Arbeiter, dem wir zusehen, gut handzuhaben weiss. Das stelle ich mir gar nicht einfach vor: ein Teleskopstiel, dessen Laenge man passend zur Hoehe der abzuerntenden Palmen einstellen kann, mit einer vermutlich nicht leichten, langen, sehr scharfen gebogenen Klinge am Ende - mir erscheint das ziemlich sperrig. Man muss also den Fruchtstand orten, der sich, wie gesagt, zwischen den Blaettern verbirgt, dann zuerst die unteren Blaetter dicht am Stamm abschneiden und dann den Fruchtstand. Dabei passt man tunlichst auf, dass einem weder das eine noch das andere auf den Kopf oder sonstwohin faellt. Ausserdem passt man auf, wo man hintritt, denn speziell unter abgeschlagenen Palmwedeln oder auch einfach so leben Wesen, die, wenn sie sich angegriffen fuehlen, giftig reagieren: z.B. Koenigskobras. Aber sie sind nicht aggressiv, sondern schlaengeln sich normalerweise davon, wenn sie jemanden kommen hoeren. Schlangen sind ja durchaus gewuenscht in den Plantagen, halten sie doch die Ratten in Schach, die sich sonst auch gern an der Ernte guetlich tun.
Die abgeschlagenen Fruchtstaende muessen dann noch zum Strassenrand transportiert werden (vermutlich geschleppt - getragen werden koennen die nicht, dazu sind sie zu schwer), wo sie vom Ernteeinsammel-LKW aufgelesen werden. Und fuer die ganze oede Plackerei gibt's 30 bis 40 Ringgit am Tag …
Die Latexernte sieht weniger nach koerperlicher Schwerstarbeit aus, sondern mehr nach praeziser Pflege und Unterhaltung. Wir gehen in eine Plantage hinein. Den Gummibaeumen wird auf ca. 2/3 (3/4?) des Stamms in einem schraegen Schnitt die Rinde entfernt. Und zwar ein moeglichst schmaler Streifen: Praezisionsarbeit. An der unteren Schnittkante laeuft dann der kostbare weisse Saft des Baumes entlang und tropft in ein kleines Auffangtoepfchen. Darin ballt er sich zu einem stinkenden weisslichen Knubbel zusammen. Das ist also Rohkautschuk. Den Geruch kann ich gar nicht beschreiben, aber er ist wirklich scheusslich. Mr Badrul zueckt ein Messerchen und ritzt einen Baum, an dem es gerade nicht tropft, nur ganz leicht an. Nicht zu fassen, wie schnell hier der Saft austritt und sich zu einem Minifluss sammelt!
"Trotz" dieser beiden Halte (die Mr Badrul natuerlich nur eingelegt hat, WEIL wir gut vorangekommen waren) erreichen wir Kuala Tembeling gegen 12 Uhr mittags. Hui, nach den eher ruhigen Tagen zuletzt bildet das bunte Treiben zahlloser Touristen hier schon einen deutlichen Kontrast. Erstmal muss man natuerlich allerhand Papierkram erledigen. Der Eintritt in den Nationalpark kostet einen laecherlichen Ringgit, fuer jede mitgebrachte Kamera muss man aber eine Fotografierlizenz fuer sage und schreibe 5 Ringgit erwerben. Eine Angellizenz kostet nochmal extra, aber wir erwerben keine. Die Wartezeit verbringen wir in Anbetracht unseres gar kleinen Fruehstuecks heute mit Essen. Das Restaurant hat da - wenig ueberraschend - die Qualitaet einer mittelmaessigen Bahnhofsgaststaette (es ist ja eine), aber der Hunger ist erstmal gestillt. Ach herrje, sind hier viele Leute! Dann kommen auch noch zwei Reisebusse voller Hollaender. Aber am Anleger selbst gibt's kein Gedraengel, man wird namentlich aufgerufen in der Reihenfolge des Ankommens. Die Longboats sind aus (Tropen-[ach!])Holz und gerade so breit, dass zwei nebeneinander darin sitzen koennen, und etwa 14 bis 16 Paare hintereinander. Vorn in der Spitze und bei Bedarf auch noch hinten werden die Koffer verstaut; das Gepaeck vorn wird auch mit einer Plane gegen das Spritzwasser abgedeckt. Gegen Passagiersonnenstich haben die Boote ein Blechdach. Gegen Ertrinken muss jede/r eine Schwimmweste anziehen, gegen Verdursten bekommt jede/r eine Flasche Wasser zugeteilt. Die Sitzflaechen sind mit Polstern belegt, aber befinden sich auf dem Bootsboden - und ganz ausstrecken kann man die Beine natuerlich nicht. Der Bootsmann, der den Aussenbordmotor bedient und steuert, hockt (jawohl!) im Heck. Sobald ein Boot fertig mit Passagieren und Gepaeck beladen ist, geht es los. Ich weiss nicht genau, warum die Abfahrten nicht ueber den Tag verteilt werden - aber so ist es eben. Wenn man das Schiff verpasst, gibt es alternativ eine rumpelige Strasse (so hoerte ich), auf der man per Auto das Dorf gegenueber dem Nationalpark-Resort erreichen kann. Aber wer will das schon?
Die Fahrt im Langboot dauert drei Stunden. Es sind etwa 65 km stromaufwaerts zu ueberwinden. Die Bootsleute wissen offenbar recht genau, wo sie zu fahren haben auf dem schnell fliessenden Fluss - es scheint ein paar Untiefen und Stromschnellen zu geben, die wir aber sicher und unmerklich durchfahren. Diese langen schmalen Boote produzieren uebrigens nur ganz kleine Bugwellen. Es sei mal ein "speedboat" eingesetzt worden, das die Strecke in 45 Minuten zuruecklegen konnte, hatte Mr Badrul erzaehlt. Darueber habe es aber zu viele Beschwerden der fuer uns weitgehend unsichtbaren Anrainer gegeben, unter anderem wegen der allzu heftigen Wellen, woraufhin dieses Angebot (oder schreibt man das in diesem speziellen Fall mit Doppel-o?, Gruss aus Kalau) wieder eingestellt worden sei.
Ganz lustig sind die Phasen des Passagierverhaltens: erst grosses Umschauen und Hingucken - dann Doesen oder gar richtig Schlafen - dann Essen und Trinken und weniger intensives Gucken. Das ist ja auch verstaendlich: anfangs ist der intensiv gruene, dichte tropische Wald an den Ufern des schlammgelben Flusses fuer Langnasen (und die meisten Besucher sehen halt europaeisch aus) exotisch und interessant: verschiedenartiges Blattwerk, mehr oder weniger von Ranken ueberwucherte Baeume, einzelne Baumriesen, die ihre Umgebung ueberragen, und der Gesamteindruck einer quasi undurchdringlichen, bestimmt 20 bis 30 Meter aufragenden gruenen "Wand". Ich finde auch, dass es recht abweisend aussieht - der Wald braucht uns nicht (hat er ja lange genug bewiesen) und laedt uns auch nicht ein. Aber ganz am Rand muss er sich halt doch mit Zaungaesten abfinden. - Nach spaetestens der ersten Stunde merkt dann aber jeder, dass es zwar immer anders, aber trotzdem immer gleich aussieht, so dass die schlaefrige Phase beginnt. Da es aber ja nicht sooo bequem ist, schlaeft man nicht lange, und dann kommt wieder das gute alte Prinzip aus Loriots Bettenverkaufssketch zur Anwendung: "Nach dem Aufwachen nimmt meine Frau gern etwas Tee mit Gebaeck." Und zum "Tee" guckt man dann ein bisschen gelangweilt in der Gegend herum, die man ja nun schon kennt.
Dann kommt der Moment, wo jemand mal muss. Ich zum Glueck nicht!! Das wird naemlich ein (ganz kleines, aber immerhin) Abenteuer. Der Bootsmann steuert eine Sandbank an, und als das Boot da halb anlandet, kippelt es bedenklich - man sitzt darin ohnehin auf Hoehe des Wasserspiegels, und so wahnsinnig hoch sind die Seitenwaende ja nun nicht. Alle lehnen sich in einer unwillkuerlichen Ausgleichsbewegung zur Landseite. Zwei Frauen klettern aus dem Boot, muessen ein Stueckchen durchs Wasser waten und verschwinden im Schilfgras oder was fuer ein Zeug auch immer das sein mag, das an dieser Stelle waechst. So eine Panikpatientin wie ich wuerde ja nicht mal darin verschwinden wollen … wer weiss, was sich im Dickicht verbirgt … Dann wird es beim Wiedereinsteigen nochmal etwas kippelig, und der Bootsmann muss sein Gefaehrt erst einmal wieder ins Fahrwasser bugsieren, aber dann koennen wir die Fahrt ohne Probleme fortsetzen.
Nach den erwaehnten 3 Stunden kommen wir an der Stelle des Tembeling-Flusses an, an der auf der rechten Seite (flussaufwaerts guckend) das Dorf Kuala Tahan liegt, das sich nicht auf Nationalparkgelaende befindet, und gleich gegenueber auf der linken Seite das Mutiara Taman Negara, das Nationalpark-Resort. Wir legen an, klettern aus dem Boot und steigen wieder eine ganze Reihe Stufen hoch, um oben das Empfangskomitee vorzufinden: bekopftuchte Frauen reichen jedem Ankoemmling ein leuchtend rotes, waessrig-suesses Getraenk, waehrend einige Maenner, sich mit bambusbasierenden Schlaginstrumenten rhythmisch begleitend, ein Willkommenslied singen, jedenfalls verstehe ich zwischendurch immer mal "selamat datang". Ach so, deshalb gibt es nur eine Abfahrtszeit: schliesslich wollen die nicht den ganzen Tag singen!
An der Rezeption melden wir uns an und bekommen das Chalet Nr. 88 angewiesen. Na, wenn das kein Glueck bringt! Eine Doppel-Acht! Wir freuen uns, bitten jemanden, das Gepaeck dahinzukarren (es ist naemlich ein laengerer Fussweg) und machen uns auf den Weg. Das Chalet ist wieder ziemlich dunkel, die Waende, aussen aus Holz, sind innen mit geflochtenen Matten bedeckt. Der Waschraum mit Dusche ist etwas altertuemlich, aber in Ordnung. Eine Terrasse geht hinten zum Urwald hinaus. Es gibt auch eine Klimaanlage, aber die aufgestelzte Huette hat allerhand Ritzen. Ob das also was bringt? Es ist auch gar nicht sooo heiss darin, der Deckenventilator reicht aus, um ein angenehmes Klima zu schaffen.
Waehrend sich Burkhard noch an unserer Ausruestung zu schaffen macht, sitze ich auf den Eingangsstufen und blogge, als ich ploetzlich ein Grunzen hoere. Nach der Mangrovenerfahrung lasse ich meinen Blick auf der Suche nach Affen schweifen, als zwischen den Nachbarhaeusern eine graue Sau mit langer schwarzer Maehne auftaucht. Ein leibhaftiges Wildschwein! Ich springe auf, rufe "ein Schwein!" in die Huette und wende mich wieder nach draussen. Da kommen ja noch mehr, noch ein oder zwei groessere und scharenweise Frischlinge, nicht mehr ganz winzig, aber noch deutlich gestreift. Die spazieren in aller Ruhe zwischen und unter den Chalets herum, graben zwischendurch an der einen oder anderen Ecke nach Leckerli, und verschwinden dann aus unserem Blickfeld (und dem anderer Gaeste, die hier gerade unterwegs waren). Toll! Fuer mich natuerlich das Beste an diesem Tag! Schweine vor Chalet 88, mehr Glueck kann man ja gar nicht haben!
Aber dann faengt es an zu regnen, und zwar nicht zu knapp. Wir hatten ja schon im FRIM erfahren, warum es REGENwald heisst. Zum Glueck sind wir zu diesem Zeitpunkt mit Schirm Richtung Restaurant unterwegs, wir hatten den Regen ja kommen sehen. Das Restaurant ist recht gut - keine besonders "ziselierten" Kochkuenste, aber die Gerichte sind lecker und appetitlich angerichtet, und Tee kochen koennen sie auch. Es besteht also kein Bedarf, sich fuer 1 Ringgit uebersetzen zu lassen, um dort irgendwo zu essen, wo natuerlich reihenweise einfache Restaurants (wir haben ja nur die schwimmenden auf dem Fluss gesehen, bestimmt gibt's noch mehr) auf Kundschaft warten, die bestimmt auch nicht schlecht sind.
Nach dem Essen, der Regen hat immer noch nicht aufgehoert, gehen wir zurueck zu unserem Haeuschen und bereiten uns auf die Nachtwanderung im Dschungel vor, die fuer heute abend gebucht ist. Da muessen jetzt doch wohl die Regencapes her … Wir treffen unseren privaten Fuehrer um halb neun an der Rezeption und beschliessen natuerlich, trotz des Regens loszugehen. Gluehwuermchen wird es also wohl nicht zu sehen geben und vermutlich auch weniger Insekten als sonst - egal. Ich habe ja Glueck und bekomme alles geboten, sagte doch mein Tempelorakel. Und wir sehen auch einiges; unserer Fuehrer, ein gewisser Ismail, sagt auch irgendwann, dass es fuer das Wetter ueberraschend viele Insekten seien. Na bitte! Und hier ist die Liste: ein gruener Grashuepfer mit ganz langen Antennen, sicher laenger als der restliche Koerper, verschiedene andere Grashuepfer in unterschiedlichen Farben und Formen, mehrere winzig kleine Froesche, die allerdings nicht farbenfroh sind wie die suedamerikanischen Pfeilgiftfroesche, sondern eher blassgraubraun, dafuer aber auch ungiftig. Einer von ihnen faellt durch seine komischen Proportionen auf - ungefaehr zur Haelfte scheint er aus Kopf zu bestehen, und den groessten Teil des restlichen Koerpers machen die Hinterbeine aus, wie sich das fuer einen Frosch mit ordentlichen Schenkeln gehoert. Zwei junge Stabinsekten, eins gruen, eins braun, eine Gottesanbeterin, eine dicke behaarte Spinne an einem Baumstamm waren die naechsten Entdeckungen. Die Spinne war sicher mindestens handtellergross und von der Art, die bissig und giftig sind. Menschen wuerde der Biss nicht toeten, man waere nur ein paar Tage ausser Gefecht, beruhigt uns Ismail. Aber sie sitzt ja in sicherer Entfernung und macht auch keine Anstalten, sich zu bewegen. Weiterhin entdecken wir noch zwei Voegel und biolumineszente Pilze. Na ja, "wir entdecken" heisst meistens "Ismail entdeckt und wir sehen auch, nachdem er uns laenglich erklaert hat, wo genau diese bestens getarnten Tierchen sitzen". Immerhin finde ich einen Grashuepfer und Burkhard ein Stabinsekt.
Ueberhaupt ist es irgendwie faszinierend, wenn auch fuer Panikpatienten wie mich ein bisschen bedrohlich nachts im Urwald. Die ganzen Geraeusche, und ueberall bewegt sich was. Im Zweifelsfall versetzt zwar nur ein fallender Regentropfen ein Blatt in Bewegung, aber trotzdem … Und die Lichtkegel der Taschenlampen erleuchten natuerlich immer nur einen ganz kleinen Bereich. Unsere Ausruestung ist ganz gut: Burkhard hat eine sehr starke Lampe, die relativ weitraeumig leuchtet. Ein bisschen zu stark vielleicht, damit weckt er sogar eins der schlafenden Voegelchen, das missmutig aufflattert und sich einen anderen Ast suchen muss. Man sieht foermlich eine Denkblase ueber seinem Koepfchen: "Was ist denn das hier fuer ein Mist!!" Meine Taschenlampe gibt weniger helles, eher punktfoermiges Licht und ist daher sehr gut zum Zeigen gefundener "Beute" geeignet. Ich weiss gar nicht, wie lange die Wanderung insgesamt gedauert hat - ich glaube, nach einer guten Stunde sind wir ziemlich feucht, aber begeistert wieder an unserem Chalet und fallen zufrieden in die Betten.
Jedenfalls kommen wir puenktlich weg, koennen bald darauf den Sonnenaufgang miterleben (allerdings ohne spektakulaere Bilder) und haben zwischendurch noch Zeit, uns die Methoden der Oelpalmenernte und der Naturlatexgewinnung aus der Naehe anzusehen. Oelpalmen und Gummibaeume waren ja lange Zeit neben dem Zinn DIE Einkunftsquellen Malaysias, wie ich vermutlich schon mal erwaehnte.
Oelpalmen sind recht produktive Pflanzen. Nach dem 3. Jahr beginnen sie, Fruechte zu tragen: in grossen, mehr oder weniger eifoermigen Fruchtstaenden (bestimmt einen halben Meter lang) gebuendelt sitzen mehrere hundert kleine (ca. 5-8 cm lange) ovale Fruechtchen, die, wenn sie reif sind, rotbraun aussehen. Pro Jahr bringt eine Palme bis zu 10 solcher Fruchtstaende hervor, die zwischen den Palmwedeln sitzen. Nach 30 Jahren ist es dann vorbei mit der Fruchtbarkeit, und die Palmen werden "umgebracht", um Raum fuer die schon dazwischen gepflanzten Nachfolger zu schaffen. Dazu werden sie mittels einer nicht naeher erlaeuterten Chemikalie getoetet. Das Holz, keine gute Qualitaet, verbleibt entweder als Duengemittel in der Plantage oder loest sich als Feuerholz in Rauch auf.
Aber nun zur eigentlichen Ernte: Die Baeume sind jung mehr wie Straeucher, denn dann haben sie ja noch keinen Stamm entwickelt. Spaeter werden sie aber mindestens 10 m hoch. Man muss sich also zur Ernte was einfallen lassen. Die Malaysier haben sich einfach eine Sichel am Stiel einfallen lassen, die der Arbeiter, dem wir zusehen, gut handzuhaben weiss. Das stelle ich mir gar nicht einfach vor: ein Teleskopstiel, dessen Laenge man passend zur Hoehe der abzuerntenden Palmen einstellen kann, mit einer vermutlich nicht leichten, langen, sehr scharfen gebogenen Klinge am Ende - mir erscheint das ziemlich sperrig. Man muss also den Fruchtstand orten, der sich, wie gesagt, zwischen den Blaettern verbirgt, dann zuerst die unteren Blaetter dicht am Stamm abschneiden und dann den Fruchtstand. Dabei passt man tunlichst auf, dass einem weder das eine noch das andere auf den Kopf oder sonstwohin faellt. Ausserdem passt man auf, wo man hintritt, denn speziell unter abgeschlagenen Palmwedeln oder auch einfach so leben Wesen, die, wenn sie sich angegriffen fuehlen, giftig reagieren: z.B. Koenigskobras. Aber sie sind nicht aggressiv, sondern schlaengeln sich normalerweise davon, wenn sie jemanden kommen hoeren. Schlangen sind ja durchaus gewuenscht in den Plantagen, halten sie doch die Ratten in Schach, die sich sonst auch gern an der Ernte guetlich tun.
Die abgeschlagenen Fruchtstaende muessen dann noch zum Strassenrand transportiert werden (vermutlich geschleppt - getragen werden koennen die nicht, dazu sind sie zu schwer), wo sie vom Ernteeinsammel-LKW aufgelesen werden. Und fuer die ganze oede Plackerei gibt's 30 bis 40 Ringgit am Tag …
Die Latexernte sieht weniger nach koerperlicher Schwerstarbeit aus, sondern mehr nach praeziser Pflege und Unterhaltung. Wir gehen in eine Plantage hinein. Den Gummibaeumen wird auf ca. 2/3 (3/4?) des Stamms in einem schraegen Schnitt die Rinde entfernt. Und zwar ein moeglichst schmaler Streifen: Praezisionsarbeit. An der unteren Schnittkante laeuft dann der kostbare weisse Saft des Baumes entlang und tropft in ein kleines Auffangtoepfchen. Darin ballt er sich zu einem stinkenden weisslichen Knubbel zusammen. Das ist also Rohkautschuk. Den Geruch kann ich gar nicht beschreiben, aber er ist wirklich scheusslich. Mr Badrul zueckt ein Messerchen und ritzt einen Baum, an dem es gerade nicht tropft, nur ganz leicht an. Nicht zu fassen, wie schnell hier der Saft austritt und sich zu einem Minifluss sammelt!
"Trotz" dieser beiden Halte (die Mr Badrul natuerlich nur eingelegt hat, WEIL wir gut vorangekommen waren) erreichen wir Kuala Tembeling gegen 12 Uhr mittags. Hui, nach den eher ruhigen Tagen zuletzt bildet das bunte Treiben zahlloser Touristen hier schon einen deutlichen Kontrast. Erstmal muss man natuerlich allerhand Papierkram erledigen. Der Eintritt in den Nationalpark kostet einen laecherlichen Ringgit, fuer jede mitgebrachte Kamera muss man aber eine Fotografierlizenz fuer sage und schreibe 5 Ringgit erwerben. Eine Angellizenz kostet nochmal extra, aber wir erwerben keine. Die Wartezeit verbringen wir in Anbetracht unseres gar kleinen Fruehstuecks heute mit Essen. Das Restaurant hat da - wenig ueberraschend - die Qualitaet einer mittelmaessigen Bahnhofsgaststaette (es ist ja eine), aber der Hunger ist erstmal gestillt. Ach herrje, sind hier viele Leute! Dann kommen auch noch zwei Reisebusse voller Hollaender. Aber am Anleger selbst gibt's kein Gedraengel, man wird namentlich aufgerufen in der Reihenfolge des Ankommens. Die Longboats sind aus (Tropen-[ach!])Holz und gerade so breit, dass zwei nebeneinander darin sitzen koennen, und etwa 14 bis 16 Paare hintereinander. Vorn in der Spitze und bei Bedarf auch noch hinten werden die Koffer verstaut; das Gepaeck vorn wird auch mit einer Plane gegen das Spritzwasser abgedeckt. Gegen Passagiersonnenstich haben die Boote ein Blechdach. Gegen Ertrinken muss jede/r eine Schwimmweste anziehen, gegen Verdursten bekommt jede/r eine Flasche Wasser zugeteilt. Die Sitzflaechen sind mit Polstern belegt, aber befinden sich auf dem Bootsboden - und ganz ausstrecken kann man die Beine natuerlich nicht. Der Bootsmann, der den Aussenbordmotor bedient und steuert, hockt (jawohl!) im Heck. Sobald ein Boot fertig mit Passagieren und Gepaeck beladen ist, geht es los. Ich weiss nicht genau, warum die Abfahrten nicht ueber den Tag verteilt werden - aber so ist es eben. Wenn man das Schiff verpasst, gibt es alternativ eine rumpelige Strasse (so hoerte ich), auf der man per Auto das Dorf gegenueber dem Nationalpark-Resort erreichen kann. Aber wer will das schon?
Die Fahrt im Langboot dauert drei Stunden. Es sind etwa 65 km stromaufwaerts zu ueberwinden. Die Bootsleute wissen offenbar recht genau, wo sie zu fahren haben auf dem schnell fliessenden Fluss - es scheint ein paar Untiefen und Stromschnellen zu geben, die wir aber sicher und unmerklich durchfahren. Diese langen schmalen Boote produzieren uebrigens nur ganz kleine Bugwellen. Es sei mal ein "speedboat" eingesetzt worden, das die Strecke in 45 Minuten zuruecklegen konnte, hatte Mr Badrul erzaehlt. Darueber habe es aber zu viele Beschwerden der fuer uns weitgehend unsichtbaren Anrainer gegeben, unter anderem wegen der allzu heftigen Wellen, woraufhin dieses Angebot (oder schreibt man das in diesem speziellen Fall mit Doppel-o?, Gruss aus Kalau) wieder eingestellt worden sei.
Ganz lustig sind die Phasen des Passagierverhaltens: erst grosses Umschauen und Hingucken - dann Doesen oder gar richtig Schlafen - dann Essen und Trinken und weniger intensives Gucken. Das ist ja auch verstaendlich: anfangs ist der intensiv gruene, dichte tropische Wald an den Ufern des schlammgelben Flusses fuer Langnasen (und die meisten Besucher sehen halt europaeisch aus) exotisch und interessant: verschiedenartiges Blattwerk, mehr oder weniger von Ranken ueberwucherte Baeume, einzelne Baumriesen, die ihre Umgebung ueberragen, und der Gesamteindruck einer quasi undurchdringlichen, bestimmt 20 bis 30 Meter aufragenden gruenen "Wand". Ich finde auch, dass es recht abweisend aussieht - der Wald braucht uns nicht (hat er ja lange genug bewiesen) und laedt uns auch nicht ein. Aber ganz am Rand muss er sich halt doch mit Zaungaesten abfinden. - Nach spaetestens der ersten Stunde merkt dann aber jeder, dass es zwar immer anders, aber trotzdem immer gleich aussieht, so dass die schlaefrige Phase beginnt. Da es aber ja nicht sooo bequem ist, schlaeft man nicht lange, und dann kommt wieder das gute alte Prinzip aus Loriots Bettenverkaufssketch zur Anwendung: "Nach dem Aufwachen nimmt meine Frau gern etwas Tee mit Gebaeck." Und zum "Tee" guckt man dann ein bisschen gelangweilt in der Gegend herum, die man ja nun schon kennt.
Dann kommt der Moment, wo jemand mal muss. Ich zum Glueck nicht!! Das wird naemlich ein (ganz kleines, aber immerhin) Abenteuer. Der Bootsmann steuert eine Sandbank an, und als das Boot da halb anlandet, kippelt es bedenklich - man sitzt darin ohnehin auf Hoehe des Wasserspiegels, und so wahnsinnig hoch sind die Seitenwaende ja nun nicht. Alle lehnen sich in einer unwillkuerlichen Ausgleichsbewegung zur Landseite. Zwei Frauen klettern aus dem Boot, muessen ein Stueckchen durchs Wasser waten und verschwinden im Schilfgras oder was fuer ein Zeug auch immer das sein mag, das an dieser Stelle waechst. So eine Panikpatientin wie ich wuerde ja nicht mal darin verschwinden wollen … wer weiss, was sich im Dickicht verbirgt … Dann wird es beim Wiedereinsteigen nochmal etwas kippelig, und der Bootsmann muss sein Gefaehrt erst einmal wieder ins Fahrwasser bugsieren, aber dann koennen wir die Fahrt ohne Probleme fortsetzen.
Nach den erwaehnten 3 Stunden kommen wir an der Stelle des Tembeling-Flusses an, an der auf der rechten Seite (flussaufwaerts guckend) das Dorf Kuala Tahan liegt, das sich nicht auf Nationalparkgelaende befindet, und gleich gegenueber auf der linken Seite das Mutiara Taman Negara, das Nationalpark-Resort. Wir legen an, klettern aus dem Boot und steigen wieder eine ganze Reihe Stufen hoch, um oben das Empfangskomitee vorzufinden: bekopftuchte Frauen reichen jedem Ankoemmling ein leuchtend rotes, waessrig-suesses Getraenk, waehrend einige Maenner, sich mit bambusbasierenden Schlaginstrumenten rhythmisch begleitend, ein Willkommenslied singen, jedenfalls verstehe ich zwischendurch immer mal "selamat datang". Ach so, deshalb gibt es nur eine Abfahrtszeit: schliesslich wollen die nicht den ganzen Tag singen!
An der Rezeption melden wir uns an und bekommen das Chalet Nr. 88 angewiesen. Na, wenn das kein Glueck bringt! Eine Doppel-Acht! Wir freuen uns, bitten jemanden, das Gepaeck dahinzukarren (es ist naemlich ein laengerer Fussweg) und machen uns auf den Weg. Das Chalet ist wieder ziemlich dunkel, die Waende, aussen aus Holz, sind innen mit geflochtenen Matten bedeckt. Der Waschraum mit Dusche ist etwas altertuemlich, aber in Ordnung. Eine Terrasse geht hinten zum Urwald hinaus. Es gibt auch eine Klimaanlage, aber die aufgestelzte Huette hat allerhand Ritzen. Ob das also was bringt? Es ist auch gar nicht sooo heiss darin, der Deckenventilator reicht aus, um ein angenehmes Klima zu schaffen.
Waehrend sich Burkhard noch an unserer Ausruestung zu schaffen macht, sitze ich auf den Eingangsstufen und blogge, als ich ploetzlich ein Grunzen hoere. Nach der Mangrovenerfahrung lasse ich meinen Blick auf der Suche nach Affen schweifen, als zwischen den Nachbarhaeusern eine graue Sau mit langer schwarzer Maehne auftaucht. Ein leibhaftiges Wildschwein! Ich springe auf, rufe "ein Schwein!" in die Huette und wende mich wieder nach draussen. Da kommen ja noch mehr, noch ein oder zwei groessere und scharenweise Frischlinge, nicht mehr ganz winzig, aber noch deutlich gestreift. Die spazieren in aller Ruhe zwischen und unter den Chalets herum, graben zwischendurch an der einen oder anderen Ecke nach Leckerli, und verschwinden dann aus unserem Blickfeld (und dem anderer Gaeste, die hier gerade unterwegs waren). Toll! Fuer mich natuerlich das Beste an diesem Tag! Schweine vor Chalet 88, mehr Glueck kann man ja gar nicht haben!
Aber dann faengt es an zu regnen, und zwar nicht zu knapp. Wir hatten ja schon im FRIM erfahren, warum es REGENwald heisst. Zum Glueck sind wir zu diesem Zeitpunkt mit Schirm Richtung Restaurant unterwegs, wir hatten den Regen ja kommen sehen. Das Restaurant ist recht gut - keine besonders "ziselierten" Kochkuenste, aber die Gerichte sind lecker und appetitlich angerichtet, und Tee kochen koennen sie auch. Es besteht also kein Bedarf, sich fuer 1 Ringgit uebersetzen zu lassen, um dort irgendwo zu essen, wo natuerlich reihenweise einfache Restaurants (wir haben ja nur die schwimmenden auf dem Fluss gesehen, bestimmt gibt's noch mehr) auf Kundschaft warten, die bestimmt auch nicht schlecht sind.
Nach dem Essen, der Regen hat immer noch nicht aufgehoert, gehen wir zurueck zu unserem Haeuschen und bereiten uns auf die Nachtwanderung im Dschungel vor, die fuer heute abend gebucht ist. Da muessen jetzt doch wohl die Regencapes her … Wir treffen unseren privaten Fuehrer um halb neun an der Rezeption und beschliessen natuerlich, trotz des Regens loszugehen. Gluehwuermchen wird es also wohl nicht zu sehen geben und vermutlich auch weniger Insekten als sonst - egal. Ich habe ja Glueck und bekomme alles geboten, sagte doch mein Tempelorakel. Und wir sehen auch einiges; unserer Fuehrer, ein gewisser Ismail, sagt auch irgendwann, dass es fuer das Wetter ueberraschend viele Insekten seien. Na bitte! Und hier ist die Liste: ein gruener Grashuepfer mit ganz langen Antennen, sicher laenger als der restliche Koerper, verschiedene andere Grashuepfer in unterschiedlichen Farben und Formen, mehrere winzig kleine Froesche, die allerdings nicht farbenfroh sind wie die suedamerikanischen Pfeilgiftfroesche, sondern eher blassgraubraun, dafuer aber auch ungiftig. Einer von ihnen faellt durch seine komischen Proportionen auf - ungefaehr zur Haelfte scheint er aus Kopf zu bestehen, und den groessten Teil des restlichen Koerpers machen die Hinterbeine aus, wie sich das fuer einen Frosch mit ordentlichen Schenkeln gehoert. Zwei junge Stabinsekten, eins gruen, eins braun, eine Gottesanbeterin, eine dicke behaarte Spinne an einem Baumstamm waren die naechsten Entdeckungen. Die Spinne war sicher mindestens handtellergross und von der Art, die bissig und giftig sind. Menschen wuerde der Biss nicht toeten, man waere nur ein paar Tage ausser Gefecht, beruhigt uns Ismail. Aber sie sitzt ja in sicherer Entfernung und macht auch keine Anstalten, sich zu bewegen. Weiterhin entdecken wir noch zwei Voegel und biolumineszente Pilze. Na ja, "wir entdecken" heisst meistens "Ismail entdeckt und wir sehen auch, nachdem er uns laenglich erklaert hat, wo genau diese bestens getarnten Tierchen sitzen". Immerhin finde ich einen Grashuepfer und Burkhard ein Stabinsekt.
Ueberhaupt ist es irgendwie faszinierend, wenn auch fuer Panikpatienten wie mich ein bisschen bedrohlich nachts im Urwald. Die ganzen Geraeusche, und ueberall bewegt sich was. Im Zweifelsfall versetzt zwar nur ein fallender Regentropfen ein Blatt in Bewegung, aber trotzdem … Und die Lichtkegel der Taschenlampen erleuchten natuerlich immer nur einen ganz kleinen Bereich. Unsere Ausruestung ist ganz gut: Burkhard hat eine sehr starke Lampe, die relativ weitraeumig leuchtet. Ein bisschen zu stark vielleicht, damit weckt er sogar eins der schlafenden Voegelchen, das missmutig aufflattert und sich einen anderen Ast suchen muss. Man sieht foermlich eine Denkblase ueber seinem Koepfchen: "Was ist denn das hier fuer ein Mist!!" Meine Taschenlampe gibt weniger helles, eher punktfoermiges Licht und ist daher sehr gut zum Zeigen gefundener "Beute" geeignet. Ich weiss gar nicht, wie lange die Wanderung insgesamt gedauert hat - ich glaube, nach einer guten Stunde sind wir ziemlich feucht, aber begeistert wieder an unserem Chalet und fallen zufrieden in die Betten.
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Freitag, 7. September 2007: Tasik Kenyir
Wir fruehstuecken heute ein kleines bisschen spaeter als sonst, und zwar auf der besagten Terrasse mit Seeblick. Unsere Seefahrt (die ist lustig) beginnt naemlich erst um 10 Uhr. Hier ist das einzige Hotel, in dem es kein Fruehstuecksbuffet gibt. Na ja.
Um 10 Uhr geht es mit dem Buggy zum Anleger. Wir werden in Schwimmwesten verpackt und stechen zusammen mit zwei Chinesen und dem Bootsmann in See. Angeblich betraegt die Mindestteilnehmerzahl 5 Personen, aber man knoepft uns trotzdem nur den normalen Preis ab (60 Ringgit pro Nase - eigentlich klingt doch 30 Ringgit pro Ohr besser, oder?). Es fuehlt sich an wie ein Schnellboot - wir preschen uebers Wasser, dass die Huete wegzufliegen drohen. Ich nehme meinen lieber ganz ab, Burkhard hat an seinem einen Kinnriemen. Die Sonne brennt auch schon ein bisschen vom Himmel, so dass ich froh bin, dass das Boot einen "Dachhimmel" hat. Meine gestrige Dosis Sonne von oben war genug fuer zwei Tage.
Das erste Ziel ist die Sultan Mahmud Hydro-Electric Power Station. Dieses Ensemble besteht aus dem nicht besonders gewaltig wirkenden Staudamm und einem sehr klein und bescheiden aussehenden Turbinenhaus. Sooo mickrig kann das aber alles nicht sein, immerhin liefert dieses Wasserkraftwerk 8% der elektrischen Energie, die Malaysia verbraucht, habe ich irgendwo gelesen. Oder Malaysia verbraucht so wenig … Der Kenyir-See sei der groesste kuenstliche See in ganz Suedostasien. Bestimmt kann man auch irgendwo die Flaeche nachlesen … wenn man es so genau wissen will. Jedenfalls fahren wir mit dem schnellen Boot fast eine halbe Stunde lang. Kaum dass das Boot anlegt (wobei da kein Anleger ist, man muss einfach ueber ein paar dicke Baumstaemme balancieren und dann ueber ein paar Steine klettern), spuert man gleich, wie warm es ist. Der Fahrtwind war echt angenehm - allerdings die Schwimmweste auch, die die s-teife Brise daran hindert, die Basaltemperatur zu senken. - Wir haben 20 Minuten Aufenthalt, aber die braucht man kaum, denn man kann gar nichts machen. Das Kraftwerk empfaengt keine Besucher, und man darf nicht mal ueber die Strasse gehen, die den Staudamm kroent, obwohl sie doch extra mit Bougainvilleas in Kuebeln herausgeputzt ist. Die Hausboote, die gerade in dieser Seeecke herumliegen, sehen etwas dubios aus. Ich habe im Reisefuehrer gelesen, dass man die mieten und darauf mit bis zu 15 Personen ein Matratzenlager bauen und dann natuerlich da auch schlafen kann. Wie gut, dass ich aus dem Alter heraus bin!
Dann wird wieder Boot gefahren, diesmal etwa 20 Minuten, bis wir einen "Seezipfel" erreichen, in dessen Spitze sich der Lasir-Wasserfall befindet. Ein netter kleiner Wasserfall (habe ich irgendwo 152 Fuss gelesen?), der in mehreren Stufen zumindest bei dieser Wetterlage eher herunterplaetschert als niederdonnert. Auf halber Hoehe gibt es einen schoenen, fast runden natuerlichen Pool, in dem Wagemutige schwimmen gehen koennen und das sogar tun (z.B. "unsere" Chinesen). Davon abgesehen, dass ich keinen Badeanzug dabei habe, waere ich sowieso zu feige, weist doch extra ein Schild darauf hin, dass hier ein gefaehrlicher Bereich sei. Natuerlich braucht man oder vielmehr frau hier keinen Badeanzug: Im Pool ganz unten, der von den Einheimischen zum Angeln und zum Schwimmen, Toben, Planschen benutzt wird (keine Ahnung, wie sich das vertraegt), steht eine offenbar muslimische Mutter "in voller Montur" mit Schleier und langem Mantelkleid mit ihren noch nicht ganz "fluegge" gewordenen Jungs im Wasser. Von Badeanzug ist nicht die Rede. - Eine Haengebruecke fuehrt direkt oberhalb des unteren Beckens ueber den Wasserfall. Von dort aus entdeckt man gleich noch einen zweiten, ganz schmalen Wasserfall, der sich, aus anderer Richtung kommend, mit dem Lasir-Fall einen gemeinsamen Seezufluss teilt. Auf den ueblichen Betonstufen klettere ich bis zu einem vierstoeckigen Aussichtshaus hinauf und steige da auch ganz nach oben. So richtig anders wird der Ausblick davon aber auch nicht. Dafuer sehe ich unter der Decke einen Fussabdruck - aber das ist gar keiner, wie mir der zweite Blick zeigt, sondern ein kurios geformtes Insektenbauwerk, wie die Sohle eines altertuemlichen, spitzen Schuhs. Einmal hin (bis zu diesem Aussichtspunkt) und zurueck zum Anleger, da ist die Stunde schon um, wenn man zwischendurch rechts und links guckt. Mittlerweile hat sich's ausgefischt, die vielen Einheimischen sind wie weggeblasen, und der Pool liegt da, als haette ihn noch nie ein Mensch gesehen geschweige denn betreten. Am Anleger liegen Hausboote, und hier werden jetzt auf offenem Feuer Fleisch und Fisch gegrillt.
Wir erfrischen uns wieder mit einem Stueck Bootsfahrt. Das naechste Ziel ist die so genannte Kraeuterinsel, auf der ein kleiner botanischer Garten angelegt wurde. Ganz nett, mit liebevoll kieselgepflasterten Wegen. Nur gut, dass ich darueber nicht barfuss gehen muss … Hier gibt es auch eine kleine Holzhuette, in der endlich das Gebraeu aus dieser legendaeren Pflanze Tongkat Ali, dem malaysischen Viagra, serviert wird. Natuerlich nur fuer Maenner, die Frauen bekommen einen Aufguss von Kacip Fatimah. Das ist irgendwie gut fuer "die Frau an sich", wofuer genau, habe ich noch nicht herausbekommen. Es schmeckt ein ganz kleines bisschen weniger scheusslich als das Getraenk fuer die Herren, aber beides muss wohl sehr wirkungsvoll sein - bei dem Geschmack. Das Aussehen der Aufguesse ist uebrigens unspektakulaer, leicht hellgelb.
An dieser "Kraeuterinsel" gibt es herrlich tuerkisfarbene Buchten, die farblich durch die leuchtend lehmgelben Seeufer von dem dunkelgruenen Bewuchs der Insel abgesetzt sind. Tolle Farben - sonst nichts Bemerkenswertes. Ich werde zeitlos und weiss schon gar nicht, wie lange wir uns da aufgehalten haben - wahrscheinlich 768 Tage, weil Kacip Fatimah die Pflanze des Vergessens ist, oder so aehnlich. Welches Maerchen war das noch gleich, in dem es dem Held oder der Heldin so geht?
Dann machen wir eine Extratour: einer "unserer Chinesen" muss/will zum Touristeninformationsschalter, eine Bucht von unserem Hotel entfernt. An sich nicht erwaehnenswert, waere nicht dem anderen im Fahrtwind die Baseballkappe vom Kopf geflogen. Kein Problem fuer unseren Steuermann: eine elegante Kurve und ein kleiner Halt - nichts zu sehen. Waehrend der Kappenbesitzer seine Kopfbedeckung schon buchstaeblich in den Wind schreibt, faehrt unser Bootsmann einfach noch ein Stueckchen weiter, peilt genau - und siehe da, da ist sie und kann nass, aber unversehrt geborgen werden. Toll, wie der so einen Punkt wiederfinden kann!
Dann ist unser 4-Stunden- Programm beendet. Aber wir hatten auch noch das Kurzprogramm mit dem Saok-Wasserfall ins Auge gefasst. Weil das ausserdem nur die Kraeuterinsel umfasst, schlaegt der Bootsmann vor, uns fuer 50 Ringgit fuer zwei noch zu dem besagten Wasserfall zu fahren. Na fein! Er ist deutlich kleiner als der Lasir-Fall, aber im Moment menschenleer und irgendwie "intimer", oder wie soll ich sagen? Ein freundlicher kleiner Wasserfall, ohne Haengebruecke oder Aussichtsturm, aber trotzdem mit einer Treppe bis nach oben. Einmal hinauf und wieder herunter, und wir fahren zurueck zum Hotelanleger. Wenn man sich die Bootsroute auf einem Plan des Sees anguckt, war das nur der kleinere Teil, auf dem wir herumgeschippert sind. Maximal ein Drittel. Der See ist riesig und hat die Form eines Fetzenfischs. Ich denke, ich koennte mich darauf verirren - die Buchten und Inseln sehen sich alle so aehnlich. Und an allzu vielen Stellen gucken noch ausgebleichte Baumgerippe aus den guten alten Zeiten vor dem Aufstauen aus dem Wasser; als Orientierungsmarke helfen die also auch nicht.
Es ist jetzt ungefaehr 15 Uhr, und wir beschliessen, die schoene Terrasse unseres Chalets zu benutzen. Aber kaum legt man sich nur mal ganz kurz aufs Bett, faengt es erstens an, heftig zu regnen, und zweitens schlaeft man gleich ein, na sowas! Nach einem knappen Stuendchen sind Schlaf und Regen vorbei und wir koennen draussen sitzen, lesen, den Geraeuschen lauschen, die Egelbisse pflegen und schraeges Spaetnachmittagslicht geniessen. Irgendwo weiter hinten liegt der See im Nebel, aber hier ist ja wohl weder mit der Fee Morgana noch mit Lanzelot, dem tapferen und schoenen Helden, zu rechnen. ;-)
Wir gehen frueh zum Abendessen in der Hoffnung, beim Essen noch Seeblick mit Aussicht statt mit Finsternis zu haben, aber da macht uns ein weiterer Schauer zumindest einen halben Strich durch die Rechnung, denn statt am Tisch direkt an der Balustrade sitzen zu koennen, muessen wir uns in drei Schritten bis an den Tisch in der vierten Reihe, dafuer aber direkt ueberdacht, zurueckziehen. Nach dem Abendessen bleiben wir noch ein bisschen in der Lobby sitzen und lauschen der "Band", bestehend aus einer Saengerin und einem Gitarristen/Saenger, die sonst fuer niemanden musizieren wuerden (spaeter gesellen sich aber zwei weitere Gaeste zu uns). Neben den in Malaysia aus jedem Lautsprecher toenenden Oldies der 60er, 70er und 80er Jahre haben die hier sogar die 9 million bicycles von Katie Melua und das Come away von Norah Jones drauf, das ist ja schon was ganz Besonderes! Der alte Hit "Je t'aime" von Serge Gainsbourgh und Jane Birkin wird hier allerdings nur in einer Instrumentalfassung zu Gehoer gebracht. ;-))
Auf der Rueckfahrt vom Anleger zu unserem Chalet war mir das Karambolenfallobst aufgefallen. Die vielen vor sich hin rottenden starfruits (wirklich nicht sehr originell hier, die Englaender) koennen ja nicht zufaellig dahin geraten sein … und richtig, wenn man genauer hinguckt, steht das halbe Hotelgelaende voll mit Karambolenbaeumen. Wir erwischen ein buntes Voegelchen mit einem roten Fleck auf weisser Brust, das eine noch am Baum haengende Sternfrucht anpickt. Gott, wie suess! (Im Ton von Frau Mielke, der Nachbarin von Herrn Lohse alias Loriot, zu sprechen - es kommt aber nichts ueber Presswuerste und fette Frettchen nach.)
Um 10 Uhr geht es mit dem Buggy zum Anleger. Wir werden in Schwimmwesten verpackt und stechen zusammen mit zwei Chinesen und dem Bootsmann in See. Angeblich betraegt die Mindestteilnehmerzahl 5 Personen, aber man knoepft uns trotzdem nur den normalen Preis ab (60 Ringgit pro Nase - eigentlich klingt doch 30 Ringgit pro Ohr besser, oder?). Es fuehlt sich an wie ein Schnellboot - wir preschen uebers Wasser, dass die Huete wegzufliegen drohen. Ich nehme meinen lieber ganz ab, Burkhard hat an seinem einen Kinnriemen. Die Sonne brennt auch schon ein bisschen vom Himmel, so dass ich froh bin, dass das Boot einen "Dachhimmel" hat. Meine gestrige Dosis Sonne von oben war genug fuer zwei Tage.
Das erste Ziel ist die Sultan Mahmud Hydro-Electric Power Station. Dieses Ensemble besteht aus dem nicht besonders gewaltig wirkenden Staudamm und einem sehr klein und bescheiden aussehenden Turbinenhaus. Sooo mickrig kann das aber alles nicht sein, immerhin liefert dieses Wasserkraftwerk 8% der elektrischen Energie, die Malaysia verbraucht, habe ich irgendwo gelesen. Oder Malaysia verbraucht so wenig … Der Kenyir-See sei der groesste kuenstliche See in ganz Suedostasien. Bestimmt kann man auch irgendwo die Flaeche nachlesen … wenn man es so genau wissen will. Jedenfalls fahren wir mit dem schnellen Boot fast eine halbe Stunde lang. Kaum dass das Boot anlegt (wobei da kein Anleger ist, man muss einfach ueber ein paar dicke Baumstaemme balancieren und dann ueber ein paar Steine klettern), spuert man gleich, wie warm es ist. Der Fahrtwind war echt angenehm - allerdings die Schwimmweste auch, die die s-teife Brise daran hindert, die Basaltemperatur zu senken. - Wir haben 20 Minuten Aufenthalt, aber die braucht man kaum, denn man kann gar nichts machen. Das Kraftwerk empfaengt keine Besucher, und man darf nicht mal ueber die Strasse gehen, die den Staudamm kroent, obwohl sie doch extra mit Bougainvilleas in Kuebeln herausgeputzt ist. Die Hausboote, die gerade in dieser Seeecke herumliegen, sehen etwas dubios aus. Ich habe im Reisefuehrer gelesen, dass man die mieten und darauf mit bis zu 15 Personen ein Matratzenlager bauen und dann natuerlich da auch schlafen kann. Wie gut, dass ich aus dem Alter heraus bin!
Dann wird wieder Boot gefahren, diesmal etwa 20 Minuten, bis wir einen "Seezipfel" erreichen, in dessen Spitze sich der Lasir-Wasserfall befindet. Ein netter kleiner Wasserfall (habe ich irgendwo 152 Fuss gelesen?), der in mehreren Stufen zumindest bei dieser Wetterlage eher herunterplaetschert als niederdonnert. Auf halber Hoehe gibt es einen schoenen, fast runden natuerlichen Pool, in dem Wagemutige schwimmen gehen koennen und das sogar tun (z.B. "unsere" Chinesen). Davon abgesehen, dass ich keinen Badeanzug dabei habe, waere ich sowieso zu feige, weist doch extra ein Schild darauf hin, dass hier ein gefaehrlicher Bereich sei. Natuerlich braucht man oder vielmehr frau hier keinen Badeanzug: Im Pool ganz unten, der von den Einheimischen zum Angeln und zum Schwimmen, Toben, Planschen benutzt wird (keine Ahnung, wie sich das vertraegt), steht eine offenbar muslimische Mutter "in voller Montur" mit Schleier und langem Mantelkleid mit ihren noch nicht ganz "fluegge" gewordenen Jungs im Wasser. Von Badeanzug ist nicht die Rede. - Eine Haengebruecke fuehrt direkt oberhalb des unteren Beckens ueber den Wasserfall. Von dort aus entdeckt man gleich noch einen zweiten, ganz schmalen Wasserfall, der sich, aus anderer Richtung kommend, mit dem Lasir-Fall einen gemeinsamen Seezufluss teilt. Auf den ueblichen Betonstufen klettere ich bis zu einem vierstoeckigen Aussichtshaus hinauf und steige da auch ganz nach oben. So richtig anders wird der Ausblick davon aber auch nicht. Dafuer sehe ich unter der Decke einen Fussabdruck - aber das ist gar keiner, wie mir der zweite Blick zeigt, sondern ein kurios geformtes Insektenbauwerk, wie die Sohle eines altertuemlichen, spitzen Schuhs. Einmal hin (bis zu diesem Aussichtspunkt) und zurueck zum Anleger, da ist die Stunde schon um, wenn man zwischendurch rechts und links guckt. Mittlerweile hat sich's ausgefischt, die vielen Einheimischen sind wie weggeblasen, und der Pool liegt da, als haette ihn noch nie ein Mensch gesehen geschweige denn betreten. Am Anleger liegen Hausboote, und hier werden jetzt auf offenem Feuer Fleisch und Fisch gegrillt.
Wir erfrischen uns wieder mit einem Stueck Bootsfahrt. Das naechste Ziel ist die so genannte Kraeuterinsel, auf der ein kleiner botanischer Garten angelegt wurde. Ganz nett, mit liebevoll kieselgepflasterten Wegen. Nur gut, dass ich darueber nicht barfuss gehen muss … Hier gibt es auch eine kleine Holzhuette, in der endlich das Gebraeu aus dieser legendaeren Pflanze Tongkat Ali, dem malaysischen Viagra, serviert wird. Natuerlich nur fuer Maenner, die Frauen bekommen einen Aufguss von Kacip Fatimah. Das ist irgendwie gut fuer "die Frau an sich", wofuer genau, habe ich noch nicht herausbekommen. Es schmeckt ein ganz kleines bisschen weniger scheusslich als das Getraenk fuer die Herren, aber beides muss wohl sehr wirkungsvoll sein - bei dem Geschmack. Das Aussehen der Aufguesse ist uebrigens unspektakulaer, leicht hellgelb.
An dieser "Kraeuterinsel" gibt es herrlich tuerkisfarbene Buchten, die farblich durch die leuchtend lehmgelben Seeufer von dem dunkelgruenen Bewuchs der Insel abgesetzt sind. Tolle Farben - sonst nichts Bemerkenswertes. Ich werde zeitlos und weiss schon gar nicht, wie lange wir uns da aufgehalten haben - wahrscheinlich 768 Tage, weil Kacip Fatimah die Pflanze des Vergessens ist, oder so aehnlich. Welches Maerchen war das noch gleich, in dem es dem Held oder der Heldin so geht?
Dann machen wir eine Extratour: einer "unserer Chinesen" muss/will zum Touristeninformationsschalter, eine Bucht von unserem Hotel entfernt. An sich nicht erwaehnenswert, waere nicht dem anderen im Fahrtwind die Baseballkappe vom Kopf geflogen. Kein Problem fuer unseren Steuermann: eine elegante Kurve und ein kleiner Halt - nichts zu sehen. Waehrend der Kappenbesitzer seine Kopfbedeckung schon buchstaeblich in den Wind schreibt, faehrt unser Bootsmann einfach noch ein Stueckchen weiter, peilt genau - und siehe da, da ist sie und kann nass, aber unversehrt geborgen werden. Toll, wie der so einen Punkt wiederfinden kann!
Dann ist unser 4-Stunden- Programm beendet. Aber wir hatten auch noch das Kurzprogramm mit dem Saok-Wasserfall ins Auge gefasst. Weil das ausserdem nur die Kraeuterinsel umfasst, schlaegt der Bootsmann vor, uns fuer 50 Ringgit fuer zwei noch zu dem besagten Wasserfall zu fahren. Na fein! Er ist deutlich kleiner als der Lasir-Fall, aber im Moment menschenleer und irgendwie "intimer", oder wie soll ich sagen? Ein freundlicher kleiner Wasserfall, ohne Haengebruecke oder Aussichtsturm, aber trotzdem mit einer Treppe bis nach oben. Einmal hinauf und wieder herunter, und wir fahren zurueck zum Hotelanleger. Wenn man sich die Bootsroute auf einem Plan des Sees anguckt, war das nur der kleinere Teil, auf dem wir herumgeschippert sind. Maximal ein Drittel. Der See ist riesig und hat die Form eines Fetzenfischs. Ich denke, ich koennte mich darauf verirren - die Buchten und Inseln sehen sich alle so aehnlich. Und an allzu vielen Stellen gucken noch ausgebleichte Baumgerippe aus den guten alten Zeiten vor dem Aufstauen aus dem Wasser; als Orientierungsmarke helfen die also auch nicht.
Es ist jetzt ungefaehr 15 Uhr, und wir beschliessen, die schoene Terrasse unseres Chalets zu benutzen. Aber kaum legt man sich nur mal ganz kurz aufs Bett, faengt es erstens an, heftig zu regnen, und zweitens schlaeft man gleich ein, na sowas! Nach einem knappen Stuendchen sind Schlaf und Regen vorbei und wir koennen draussen sitzen, lesen, den Geraeuschen lauschen, die Egelbisse pflegen und schraeges Spaetnachmittagslicht geniessen. Irgendwo weiter hinten liegt der See im Nebel, aber hier ist ja wohl weder mit der Fee Morgana noch mit Lanzelot, dem tapferen und schoenen Helden, zu rechnen. ;-)
Wir gehen frueh zum Abendessen in der Hoffnung, beim Essen noch Seeblick mit Aussicht statt mit Finsternis zu haben, aber da macht uns ein weiterer Schauer zumindest einen halben Strich durch die Rechnung, denn statt am Tisch direkt an der Balustrade sitzen zu koennen, muessen wir uns in drei Schritten bis an den Tisch in der vierten Reihe, dafuer aber direkt ueberdacht, zurueckziehen. Nach dem Abendessen bleiben wir noch ein bisschen in der Lobby sitzen und lauschen der "Band", bestehend aus einer Saengerin und einem Gitarristen/Saenger, die sonst fuer niemanden musizieren wuerden (spaeter gesellen sich aber zwei weitere Gaeste zu uns). Neben den in Malaysia aus jedem Lautsprecher toenenden Oldies der 60er, 70er und 80er Jahre haben die hier sogar die 9 million bicycles von Katie Melua und das Come away von Norah Jones drauf, das ist ja schon was ganz Besonderes! Der alte Hit "Je t'aime" von Serge Gainsbourgh und Jane Birkin wird hier allerdings nur in einer Instrumentalfassung zu Gehoer gebracht. ;-))
Auf der Rueckfahrt vom Anleger zu unserem Chalet war mir das Karambolenfallobst aufgefallen. Die vielen vor sich hin rottenden starfruits (wirklich nicht sehr originell hier, die Englaender) koennen ja nicht zufaellig dahin geraten sein … und richtig, wenn man genauer hinguckt, steht das halbe Hotelgelaende voll mit Karambolenbaeumen. Wir erwischen ein buntes Voegelchen mit einem roten Fleck auf weisser Brust, das eine noch am Baum haengende Sternfrucht anpickt. Gott, wie suess! (Im Ton von Frau Mielke, der Nachbarin von Herrn Lohse alias Loriot, zu sprechen - es kommt aber nichts ueber Presswuerste und fette Frettchen nach.)
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Donnerstag, 13. September 2007
Donnerstag, 6. September 2007: Rafflesia!
Heute haben wir eigentlich ein ganz langweil- und -wier-iges Programm: von Penang zum Tasik Kenyir (=Kenyir-See) reisen. Das sind etwa 500 km, weil man von der Insel herunter muss und dann ganz oben im Norden dicht (weniger als 10 km) an der thailaendischen Grenze entlang bis zur Ostkueste fahren, der man ein Stueck nach Sueden folgt, bevor man wieder nach Westen ins Landesinnere einbiegt. Es beginnt mit etwas frueherer Abfahrt (normalerweise starten wir um 9 Uhr, heute geht es um 8:30 Uhr los). Nachdem uns Mr Badrul gestern gefragt hatte, ob wir vielleicht eine Rafflesia sehen wollten, hatten wir das natuerlich heftig bejaht. Wie ueberall kennt er hier bzw. da unterwegs jemanden, der weiss, ob und wo eine blueht … und der hatte gruenes Licht gegeben. Gegen 11 Uhr, also nach 2,5 Stunden, hatten wir sage und schreibe schon 140 km geschafft - der Verkehr von der Insel aufs Festland macht einfach keinen Spass. Und der sogenannte Highway ist auch nicht etwa eine Autobahn, sondern eine Ueberlandstrasse. In Reisefuehrern kann man lesen, dass diese Strasse total grossartige Ausblicke biete. Ja, da sind Berge und Wald, das ist schoen - aber Hunderte von Kilometern lang auch nicht besonders abwechslungsreich. Aber egal - jetzt koennen wir erstmal aussteigen und der groessten Blume der Welt auf die wachsigen Blaetter ruecken. Bluetenblaetter, wohlgemerkt - diese Blume lebt parasitisch und hat weder Blaetter noch Staengel, sondern bildet ihre Knospen auf einer speziellen holzigen Rankpflanze, die sie dann mit versorgt. Es gibt eine Reihe verschiedener Arten, die uebrigens alle selten sind, wobei auf der malaysischen Halbinsel nicht die allergroessten zu finden sind. Dafuer muss man nach Borneo uebersetzen, wo ja die malaysischen Provinzen Sabah und Sarawak liegen. Die groesste gefundene Rafflesia soll einen Durchmesser von 97 cm gehabt haben.
Ich bin also auf Urwald eingerichtet - lange Aermel, feste Jeans - und nicht darauf, dass wir erst auf einem sonnenbeschienenen halben Hohlweg fast eine Stunde lang meist bergab gehen muessen. Mir graut schon jetzt vor dem Rueckweg … Meinen Sonnenhut habe ich ja auf, sonst waere ich vermutlich gleich gestorben. Keine Ahnung, wie das unsere beiden Fuehrer ohne Kopfbedeckung aushalten! Auf dem Weg begegnet uns zuerst ein Wildschweinschaedel - ganz schlank, mit ordentlichen Hauern. Das arme Schwein - ist jetzt bestimmt im Schweinehimmel. Es hatte gute Zaehne, die immer noch fest halten. Muslims duerfen sowas gar nicht anfassen: alles unrein.
Dann sehen wir reichlich Elefantendung. Die Produzenten kommen hier etwa einmal im Monat vorbei - dann ist es wieder Zeit, die leckeren frischen Bambustriebe zu vertilgen. Wahre Fruchtbarkeitsbomben, diese Haufen: wo schon genug Zeit ins Land gegangen ist, wachsen neue Pflanzen aus der Sch…, und noch vorher spriessen Pilze. Ausserdem gibt es Spuren zu sehen, wenn man sich auskennt: Schweine, Hirsche verschiedener Groessen und auch Tiger.
Irgendwann sind wir dann an einer Stelle angekommen, wo es in den Wald abbiegen heisst. Mein nicht vorhandener Waermehaushalt macht mir schon zu schaffen, und ich bin daher fuer die Nachricht ausserordentlich dankbar. Es gibt ja Leute, die behaupten, ich sei wechselwarm und passe meine Temperatur der Umgebung an. Die Umgebungstemperatur geht hier leider schon in einen dem menschlichen Organismus wenig zutraeglichen Bereich, fuerchte ich … Der Wald ist zwar feucht-heiss und nicht wirklich erfrischend, zumal es nach Durchquerung einiger Baeche tendenziell jetzt bergauf geht, aber wenigstens brennt einem die Sonne nicht auf den Kopf. Dafuer wartet das andere Uebel des Waldes schon gierig auf uns: hungrige Egel. Obwohl die ja unangenehm, aber nicht wirklich schlimm sind, weist Burkhard Symptome von akuter Egelpanik auf. Waehrend die Herren mit Abschuetteln beschaeftigt sind, kontrolliere ich dauernd: nichts zu sehen. Vielleicht bin ich schon zu heiss? Ich habe mal irgendwo gelesen, dass man als Mueckenopfer eine Koerpertemperatur in einem eng begrenzten Bereich haben muss (natuerlich leider im Normalbereich), damit die Plagegeister einen ueberhaupt wahrnehmen koennen. Wer weiss, vielleicht ist das ja bei Egeln genauso? Wie auch immer - irgendwann kommen wir dann irgendwo an, wo es heisst: bad news! Die Rafflesia ist nicht mehr intakt! Ein Wildschwein habe wohl ueber Nacht die Bluete zerstoert, mutmasst der Fuehrer. Ich beschliesse, dass ich (gemaess doppeltem Tempelorakel und ueberhaupt) kein bad luck habe, und siehe da: die Bluete ist ja auch gar nicht komplett zerstoert, sondern zu 60% erhalten. Drei der fuenf Bluetenblaetter sind unversehrt, und in ihren "Schlund" kann man auch noch schauen. Und einem Schwein kann man halt das Wuehlen nicht veruebeln. Wir fotografieren fleissig. Den aasigen Geruch, den die Blueten zwecks Anziehung von Fliegen (sie haben ja auch einige optische Gemeinsamkeiten mit einem Fliegenpilz) ausstrahlen sollen, vermag ich allerdings nicht wahrzunehmen. - Auf die Frage, ob wir noch durch den Wald hechten und Knospen sehen oder lieber zurueckgehen wollen, ist die Antwort klar. Wir sehen also ausserdem noch eine Reihe von Knospen in verschiedenen Stadien: von einem ganz kleinen holzigen "Knubbel" ueber braun-weissliche, etwas abgeflachte Kugeln (ein bisschen wie Pfingstrosenknospen, wobei die Blattraender dunkelbraun sind und nach innen/unten hin heller werden) von Zwetschgen- bis Kokosnussgroesse, bis zu einer, bei der sich die flache Kugel nach oben hin "aufbeult" und die Aussenblaetter schon die fleischrote Farbe zu zeigen beginnen - in etwa einer Woche wuerde sie wohl anfangen, sich zu oeffnen, heisst es. An den Knospen "wachsen" ueberall kleine gelbe Schilder mit Nuemmerchen - Biologen bei der Arbeit. In dem ganzen grossen Gebiet gedeiht die Rafflesia nur auf einem kleinen Fleck von wenigen hundert Quadratmetern Ausmass.
Aber dann muessen wir uns doch auf den Rueckweg machen. Mir graut. Hier in der Wildnis, wegen eines Erdrutsches ist das Gelaende auch fuer einen nach ihm benannten Wagen nicht befahrbar, weit ab von jeder Zivilisation, und ich fuehle mich wie mit mindestens einem halbem Sonnenstich, o je! Vorher ist aber nochmal Egelkontrolle. Ich kontrolliere kurz, nichts zu sehen. Burkhard schuettelt noch mehrere ab, waehrend ich ein bisschen im Schatten herumgehe und versuche, etwas kuehler zu werden. Als wir schon fast gehen wollen, gucke ich nochmal: huch! Alles voll damit! An einer Stelle knubbeln sich gar drei! Nun schuettele ich. Vielleicht war in der Zwischenzeit meine Koerpertemperatur durch die relative Abkuehlung in den fuer Egel "sichtbaren" Bereich gefallen? Oder waren das die Frustierten von Burkhard?
Ja, irgendwann hilft dann nichts mehr: ich muss wieder in die Sonne. Das letzte Stueck ist echt schlimm, ich denke, ich kann nicht mehr. Ich eile von einem Minischatten (die Sonne steht jetzt ziemlich senkrecht am Himmel) zum naechsten. Der Fuehrer schneidet mir ein grosses Blatt als Sonnenschirm ab, aber richtig viel hilft das auch nicht. Dafuer sieht es wohl lustig aus, zumal ich ja mittlerweile auch meine "mobile Klimaanlage" ausgepackt habe und also mit einem eleganten chinesischen Faecher faechelnd durch die Tropenhitze stapfe. Zwischendurch ziehen kleine Wolken durch, die ein wenig Erleichterung bringen. Ich bitte um mehr davon, aber leider werden die Bitten nicht erhoert.
Gegen zwei Uhr (oder kurz danach) haben wir's geschafft: uff! Ich sinke erschoepft in den Bus. Das einzige, was mich ein bisschen troestet, ist die Tatsache, dass unseren Fuehrer das Klima auch ziemlich mitnimmt, und der sollte ja schliesslich daran gewoehnt sein. Der war wohl auch ganz froh ueber die Pausen, die meinetwegen eingelegt wurden.
Nun kann ich auch die festen Schuhe ausziehen. Jetzt ist Maerchenstunde. Erst Aschenputtel: Ruckedigu, ruckedigu! Blut ist im Schuh! Meine letzte Kontrolle kam halt leider zu spaet - jetzt das tapfere Schneiderlein: sieben auf einen Streich! Also 7 Egelbisse, die mehr oder weniger bluten. Da ja drei Egel gemeinsam getafelt hatten und ein Biss praktisch nicht mehr blutet, komme ich mit 4 Pflastern aus. Burkhard nennt mich fortan "Egelfutter". Am Abend entdecke ich noch tote Egel im Socken. Meine angenehmen Baumwoll-Leinen-Socken sind offenbar zu grobmaschig: der kleine Egel, den ich aussen sitzen sehe, ist nur das hintere Ende von einem dicken, dessen Kopfstueck sich auf der Innenseite zusammenkruemmt. Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute. Ende der Maerchenstunde.
Dass wir auch noch ein Poloshirt geschenkt bekommen, weiss mit gelben Aermeln und Kragen und einem garantiert nicht waschbaren Rafflesia-Foto auf dem Ruecken, bekomme ich kaum mit. Wie man hoert, versucht unser Fuehrer, das Land der Regierung abzukaufen, aber das gestaltet sich wohl nicht so einfach. Mir wird nicht ganz klar, ob er daraus einen Rafflesia-Park machen will oder was genau sein Projekt ist.
Damit liegt nun immer noch der groesste Teil der langen Fahrt vor uns. Immerhin kann ich mich dabei von der Strapaze ausruhen und im klimatisierten Bus meine Temperatur normalisieren. Die Ausblicke sind immer noch schoen, aber wenig abwechslungsreich. Die groesste Abwechslung bieten die "Achtung!"-Schilder, Element von {Schaf/Ziege, Elefant, Kuh}.
Weshalb halb Malaysia das Leben am Strassenrand anderen Plaetzen vorzuziehen scheint, erschliesst sich mir auch nicht - aber dieser Eindruck entsteht. Man kann dann natuerlich unweit von zu Hause eine kleine Bretterbude aufstellen und passierenden Automobilisten Fruechte zum Kauf anbieten, aber nach Geschaeft des Lebens sieht das auch nicht gerade aus. Wir kommen auch durch Jeli - das Dorf ist in ganz Malaysia bekannt fuer die Tiger-Attacken, die zwei bis drei Menschen im Jahr das Leben kosten. Leider schaffe ich es im Vorbeifahren nicht, das grosse, kunstvolle Bevoelkerungsaufklaerungs- und -erziehungsschild zu fotografieren, das links - durchgestrichen - eine unaufgeraeumte Oelpalmenplantage mit reichlich Unterholz zeigt, in dem ein Tiger heranschleicht, und rechts - so soll es sein! - eine wohl geordnete und aufgeraeumte, die dem Tiger keine Deckung bietet. Spezialanfertigung in limitierter, vermutlich unsignierter Auflage …
Gegen 19 Uhr, also nach etwa weiteren 5 Stunden Fahrt, naehern wir uns dem Kenyir Lakeview Resort. Kurz davor passieren wir noch eine Palmoelfabrik, die einen halben Landstrich raeuchert - da moechte ich aber nicht wohnen. Dann erhaschen wir ueber eine kleine Ausbuchtung des Sees hinweg einen Blick auf kleine "aufgestelzte" Holzhaeuschen im Wald am Ufer - ach, das sind die Chalets unseres Hotels? Entzueckend! Aber im Ernst: das sieht wirklich schoen aus.
Privater Autoverkehr ist auf dem Resort-Gelaende nicht zugelassen - geparkt wird auf dem Parkplatz, alles andere wird mit dem Hotel-Buggy erledigt. Leider sind das keine Elektrofahrzeuge, sondern laute, alte, stinkende (da benzinbetriebene) offene Kleinstbusse.
Die Hauptlobby ist ein ganz beeindruckendes, grosses offenes Gebaeude, das einen tollen Seeblick bietet. Hier checken wir ein und bekommen mitgeteilt, dass wegen eines vorgestrigen Blitzschlags das Fernsehen nicht funktioniert (verschmerzbar - vermutlich haetten wir das nicht einmal bemerkt) und das Telefon auch nicht - schon unangenehmer bei dem Buggy-System, da muessen wir uns also sofort ueberlegen, wann wir zum Abendessen abgeholt werden wollen. Unser Chalet ist jedenfalls schoen, mit einem grossen, modernen Duschbad samt Boudoir auf dem unteren Niveau. Das Waschbecken hat einen massiven Sprung in der Schuessel, ist aber trotzdem ganz dicht - Waschbecken sind also anders als Menschen. ;-)) Auf dem oberen Niveau, zwei Stufen hoeher, gibt es eine Sitzecke mit Sofa und Couchtisch, den ausser Gefecht gesetzten Fernseher, einen Schreibtisch und den Schlafbereich. Zusaetzlich verfuegen wir ueber eine moeblierte Terrasse (Tisch und Stuehle) mit Seeblick, echt schoen.
Das Restaurant, auch im Hauptgebaeude, ist vermutlich das Schwaechste an diesem Resort - nicht direkt schlecht, aber auch nicht toll. Wir essen draussen, auf der Terrasse ueber dem Pool, mit Seeblick, von dem man allerdings um diese Uhrzeit (wir kommen um kurz vor acht) nichts hat. Der See ist absolut unbeleuchtet, und wir blicken ins Schwarze. Ausser reichlich Geckos haben wir kaum Gesellschaft, das fuehlt sich ein bisschen oede an. Bevor wir uns in unser Chalet fahren lassen, um in die Betten zu fallen, melden wir noch unsere Ausfluege fuer morgen an. Das Schoene hier ist die relative Ruhe - relativ, weil es gar nicht sooo ruhig ist. Wir sind vielmehr von Geraeuschen wie im naechtlichen Dschungel umgeben. Dabei liegt das Lakeview Resort inmitten von Oelplantagen, denen der urspruengliche Urwald (ob das Gegenteil davon spruenglicher Wald ist? - Gruss aus Kalau) laengst gewichen ist.
Ich bin also auf Urwald eingerichtet - lange Aermel, feste Jeans - und nicht darauf, dass wir erst auf einem sonnenbeschienenen halben Hohlweg fast eine Stunde lang meist bergab gehen muessen. Mir graut schon jetzt vor dem Rueckweg … Meinen Sonnenhut habe ich ja auf, sonst waere ich vermutlich gleich gestorben. Keine Ahnung, wie das unsere beiden Fuehrer ohne Kopfbedeckung aushalten! Auf dem Weg begegnet uns zuerst ein Wildschweinschaedel - ganz schlank, mit ordentlichen Hauern. Das arme Schwein - ist jetzt bestimmt im Schweinehimmel. Es hatte gute Zaehne, die immer noch fest halten. Muslims duerfen sowas gar nicht anfassen: alles unrein.
Dann sehen wir reichlich Elefantendung. Die Produzenten kommen hier etwa einmal im Monat vorbei - dann ist es wieder Zeit, die leckeren frischen Bambustriebe zu vertilgen. Wahre Fruchtbarkeitsbomben, diese Haufen: wo schon genug Zeit ins Land gegangen ist, wachsen neue Pflanzen aus der Sch…, und noch vorher spriessen Pilze. Ausserdem gibt es Spuren zu sehen, wenn man sich auskennt: Schweine, Hirsche verschiedener Groessen und auch Tiger.
Irgendwann sind wir dann an einer Stelle angekommen, wo es in den Wald abbiegen heisst. Mein nicht vorhandener Waermehaushalt macht mir schon zu schaffen, und ich bin daher fuer die Nachricht ausserordentlich dankbar. Es gibt ja Leute, die behaupten, ich sei wechselwarm und passe meine Temperatur der Umgebung an. Die Umgebungstemperatur geht hier leider schon in einen dem menschlichen Organismus wenig zutraeglichen Bereich, fuerchte ich … Der Wald ist zwar feucht-heiss und nicht wirklich erfrischend, zumal es nach Durchquerung einiger Baeche tendenziell jetzt bergauf geht, aber wenigstens brennt einem die Sonne nicht auf den Kopf. Dafuer wartet das andere Uebel des Waldes schon gierig auf uns: hungrige Egel. Obwohl die ja unangenehm, aber nicht wirklich schlimm sind, weist Burkhard Symptome von akuter Egelpanik auf. Waehrend die Herren mit Abschuetteln beschaeftigt sind, kontrolliere ich dauernd: nichts zu sehen. Vielleicht bin ich schon zu heiss? Ich habe mal irgendwo gelesen, dass man als Mueckenopfer eine Koerpertemperatur in einem eng begrenzten Bereich haben muss (natuerlich leider im Normalbereich), damit die Plagegeister einen ueberhaupt wahrnehmen koennen. Wer weiss, vielleicht ist das ja bei Egeln genauso? Wie auch immer - irgendwann kommen wir dann irgendwo an, wo es heisst: bad news! Die Rafflesia ist nicht mehr intakt! Ein Wildschwein habe wohl ueber Nacht die Bluete zerstoert, mutmasst der Fuehrer. Ich beschliesse, dass ich (gemaess doppeltem Tempelorakel und ueberhaupt) kein bad luck habe, und siehe da: die Bluete ist ja auch gar nicht komplett zerstoert, sondern zu 60% erhalten. Drei der fuenf Bluetenblaetter sind unversehrt, und in ihren "Schlund" kann man auch noch schauen. Und einem Schwein kann man halt das Wuehlen nicht veruebeln. Wir fotografieren fleissig. Den aasigen Geruch, den die Blueten zwecks Anziehung von Fliegen (sie haben ja auch einige optische Gemeinsamkeiten mit einem Fliegenpilz) ausstrahlen sollen, vermag ich allerdings nicht wahrzunehmen. - Auf die Frage, ob wir noch durch den Wald hechten und Knospen sehen oder lieber zurueckgehen wollen, ist die Antwort klar. Wir sehen also ausserdem noch eine Reihe von Knospen in verschiedenen Stadien: von einem ganz kleinen holzigen "Knubbel" ueber braun-weissliche, etwas abgeflachte Kugeln (ein bisschen wie Pfingstrosenknospen, wobei die Blattraender dunkelbraun sind und nach innen/unten hin heller werden) von Zwetschgen- bis Kokosnussgroesse, bis zu einer, bei der sich die flache Kugel nach oben hin "aufbeult" und die Aussenblaetter schon die fleischrote Farbe zu zeigen beginnen - in etwa einer Woche wuerde sie wohl anfangen, sich zu oeffnen, heisst es. An den Knospen "wachsen" ueberall kleine gelbe Schilder mit Nuemmerchen - Biologen bei der Arbeit. In dem ganzen grossen Gebiet gedeiht die Rafflesia nur auf einem kleinen Fleck von wenigen hundert Quadratmetern Ausmass.
Aber dann muessen wir uns doch auf den Rueckweg machen. Mir graut. Hier in der Wildnis, wegen eines Erdrutsches ist das Gelaende auch fuer einen nach ihm benannten Wagen nicht befahrbar, weit ab von jeder Zivilisation, und ich fuehle mich wie mit mindestens einem halbem Sonnenstich, o je! Vorher ist aber nochmal Egelkontrolle. Ich kontrolliere kurz, nichts zu sehen. Burkhard schuettelt noch mehrere ab, waehrend ich ein bisschen im Schatten herumgehe und versuche, etwas kuehler zu werden. Als wir schon fast gehen wollen, gucke ich nochmal: huch! Alles voll damit! An einer Stelle knubbeln sich gar drei! Nun schuettele ich. Vielleicht war in der Zwischenzeit meine Koerpertemperatur durch die relative Abkuehlung in den fuer Egel "sichtbaren" Bereich gefallen? Oder waren das die Frustierten von Burkhard?
Ja, irgendwann hilft dann nichts mehr: ich muss wieder in die Sonne. Das letzte Stueck ist echt schlimm, ich denke, ich kann nicht mehr. Ich eile von einem Minischatten (die Sonne steht jetzt ziemlich senkrecht am Himmel) zum naechsten. Der Fuehrer schneidet mir ein grosses Blatt als Sonnenschirm ab, aber richtig viel hilft das auch nicht. Dafuer sieht es wohl lustig aus, zumal ich ja mittlerweile auch meine "mobile Klimaanlage" ausgepackt habe und also mit einem eleganten chinesischen Faecher faechelnd durch die Tropenhitze stapfe. Zwischendurch ziehen kleine Wolken durch, die ein wenig Erleichterung bringen. Ich bitte um mehr davon, aber leider werden die Bitten nicht erhoert.
Gegen zwei Uhr (oder kurz danach) haben wir's geschafft: uff! Ich sinke erschoepft in den Bus. Das einzige, was mich ein bisschen troestet, ist die Tatsache, dass unseren Fuehrer das Klima auch ziemlich mitnimmt, und der sollte ja schliesslich daran gewoehnt sein. Der war wohl auch ganz froh ueber die Pausen, die meinetwegen eingelegt wurden.
Nun kann ich auch die festen Schuhe ausziehen. Jetzt ist Maerchenstunde. Erst Aschenputtel: Ruckedigu, ruckedigu! Blut ist im Schuh! Meine letzte Kontrolle kam halt leider zu spaet - jetzt das tapfere Schneiderlein: sieben auf einen Streich! Also 7 Egelbisse, die mehr oder weniger bluten. Da ja drei Egel gemeinsam getafelt hatten und ein Biss praktisch nicht mehr blutet, komme ich mit 4 Pflastern aus. Burkhard nennt mich fortan "Egelfutter". Am Abend entdecke ich noch tote Egel im Socken. Meine angenehmen Baumwoll-Leinen-Socken sind offenbar zu grobmaschig: der kleine Egel, den ich aussen sitzen sehe, ist nur das hintere Ende von einem dicken, dessen Kopfstueck sich auf der Innenseite zusammenkruemmt. Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute. Ende der Maerchenstunde.
Dass wir auch noch ein Poloshirt geschenkt bekommen, weiss mit gelben Aermeln und Kragen und einem garantiert nicht waschbaren Rafflesia-Foto auf dem Ruecken, bekomme ich kaum mit. Wie man hoert, versucht unser Fuehrer, das Land der Regierung abzukaufen, aber das gestaltet sich wohl nicht so einfach. Mir wird nicht ganz klar, ob er daraus einen Rafflesia-Park machen will oder was genau sein Projekt ist.
Damit liegt nun immer noch der groesste Teil der langen Fahrt vor uns. Immerhin kann ich mich dabei von der Strapaze ausruhen und im klimatisierten Bus meine Temperatur normalisieren. Die Ausblicke sind immer noch schoen, aber wenig abwechslungsreich. Die groesste Abwechslung bieten die "Achtung
Weshalb halb Malaysia das Leben am Strassenrand anderen Plaetzen vorzuziehen scheint, erschliesst sich mir auch nicht - aber dieser Eindruck entsteht. Man kann dann natuerlich unweit von zu Hause eine kleine Bretterbude aufstellen und passierenden Automobilisten Fruechte zum Kauf anbieten, aber nach Geschaeft des Lebens sieht das auch nicht gerade aus. Wir kommen auch durch Jeli - das Dorf ist in ganz Malaysia bekannt fuer die Tiger-Attacken, die zwei bis drei Menschen im Jahr das Leben kosten. Leider schaffe ich es im Vorbeifahren nicht, das grosse, kunstvolle Bevoelkerungsaufklaerungs- und -erziehungsschild zu fotografieren, das links - durchgestrichen - eine unaufgeraeumte Oelpalmenplantage mit reichlich Unterholz zeigt, in dem ein Tiger heranschleicht, und rechts - so soll es sein! - eine wohl geordnete und aufgeraeumte, die dem Tiger keine Deckung bietet. Spezialanfertigung in limitierter, vermutlich unsignierter Auflage …
Gegen 19 Uhr, also nach etwa weiteren 5 Stunden Fahrt, naehern wir uns dem Kenyir Lakeview Resort. Kurz davor passieren wir noch eine Palmoelfabrik, die einen halben Landstrich raeuchert - da moechte ich aber nicht wohnen. Dann erhaschen wir ueber eine kleine Ausbuchtung des Sees hinweg einen Blick auf kleine "aufgestelzte" Holzhaeuschen im Wald am Ufer - ach, das sind die Chalets unseres Hotels? Entzueckend! Aber im Ernst: das sieht wirklich schoen aus.
Privater Autoverkehr ist auf dem Resort-Gelaende nicht zugelassen - geparkt wird auf dem Parkplatz, alles andere wird mit dem Hotel-Buggy erledigt. Leider sind das keine Elektrofahrzeuge, sondern laute, alte, stinkende (da benzinbetriebene) offene Kleinstbusse.
Die Hauptlobby ist ein ganz beeindruckendes, grosses offenes Gebaeude, das einen tollen Seeblick bietet. Hier checken wir ein und bekommen mitgeteilt, dass wegen eines vorgestrigen Blitzschlags das Fernsehen nicht funktioniert (verschmerzbar - vermutlich haetten wir das nicht einmal bemerkt) und das Telefon auch nicht - schon unangenehmer bei dem Buggy-System, da muessen wir uns also sofort ueberlegen, wann wir zum Abendessen abgeholt werden wollen. Unser Chalet ist jedenfalls schoen, mit einem grossen, modernen Duschbad samt Boudoir auf dem unteren Niveau. Das Waschbecken hat einen massiven Sprung in der Schuessel, ist aber trotzdem ganz dicht - Waschbecken sind also anders als Menschen. ;-)) Auf dem oberen Niveau, zwei Stufen hoeher, gibt es eine Sitzecke mit Sofa und Couchtisch, den ausser Gefecht gesetzten Fernseher, einen Schreibtisch und den Schlafbereich. Zusaetzlich verfuegen wir ueber eine moeblierte Terrasse (Tisch und Stuehle) mit Seeblick, echt schoen.
Das Restaurant, auch im Hauptgebaeude, ist vermutlich das Schwaechste an diesem Resort - nicht direkt schlecht, aber auch nicht toll. Wir essen draussen, auf der Terrasse ueber dem Pool, mit Seeblick, von dem man allerdings um diese Uhrzeit (wir kommen um kurz vor acht) nichts hat. Der See ist absolut unbeleuchtet, und wir blicken ins Schwarze. Ausser reichlich Geckos haben wir kaum Gesellschaft, das fuehlt sich ein bisschen oede an. Bevor wir uns in unser Chalet fahren lassen, um in die Betten zu fallen, melden wir noch unsere Ausfluege fuer morgen an. Das Schoene hier ist die relative Ruhe - relativ, weil es gar nicht sooo ruhig ist. Wir sind vielmehr von Geraeuschen wie im naechtlichen Dschungel umgeben. Dabei liegt das Lakeview Resort inmitten von Oelplantagen, denen der urspruengliche Urwald (ob das Gegenteil davon spruenglicher Wald ist? - Gruss aus Kalau) laengst gewichen ist.
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Mittwoch, 12. September 2007
Mittwoch, 5. September 2007: Lembah Bujang
So, heute fahren wir also zum Gunung Jerai, der uns am Morgen seinen Gipfel klar jenseits der Meerenge ueber den Wolken zeigt. Laut unserem Reisefuehrerbuch brauchte man ja eine Genehmigung und einen Fuehrer fuer die archaeologische Staette von Lembah Bujang (was nichts anderes heisst als Bujang-Tal), aber das war wohl auch Quatsch. Wir sammeln einen zusaetzlichen Fuehrer im blauen Batikhemd in Georgetown auf, der natuerlich allerhand ueber Penang zu erzaehlen weiss, aber nichts Besonderes ueber Lembah Bujang, wie sich dann herausstellt. Na ja. Wie sich am Rande der Ausfuehrungen ergibt, ist er Christ - ich hatte ja noch gar nicht erwaehnt (oder doch?), dass es in Georgetown auch eine "Harmony Street" gibt, an der eine Kirche, eine Moschee, ein buddhistischer und ein hinduistischer Tempel liegen. (Oder lag eins von diesen Gotteshaeusern um die Ecke?)
In Lembah Bujang beginnen wir mit dem Museum, in dem die einzelnen Tempelanlagen im Modell erlaeutert und die dort gefundenen Artefakten gezeigt werden. Jedenfalls einige, zum Teil scheinen besonders wertvolle Stuecke anderswo zu sein. Besonders nett ist ein freundlicher Ganesha. Die Funktion und den Sinn von Somasutras und Yoni, offenbar Bestandteile eines Fluessigkeitleitsystems, kann ich den Beschriftungen nicht entnehmen, und unserer Fuehrer weiss auch nichts darueber. Alles ist ordentlich, aber recht droege praesentiert.
Bevor wir das Museum verlassen, besuchen wir noch die Abteilung fuer zeitgenoessische Keramik. Waehrend ich den Saal fuer die Damen betrete, hoere ich Burkhard "Oh! Ein Waran!" rufen. Schade, haette ich ja auch gern gesehen. Aber wie er berichtet, war die grosse Echse (bestimmt 1 Meter lang, aber die haben ja auch immer lange Schwaenze) ohnehin in Nullkommanichts mangels anderer Rueckzugsmoeglichkeiten in der Kloschuessel verschwunden. Burkhard sei bei der Benutzung sehr wachsam gewesen …
Hinter dem Museum fuehrt ein Pfad zu 5 rekonstruierten Tempeln (nicht in situ). Die Tempel, die uebrigens candi genannt werden, stammen aus verschiedenen Zeiten (ab dem 8. Jahrhundert? Hab' ich leider vergessen …) und sind wohl buddhistisch und hinduistisch. Die fruehesten Funde dieser Staette wurden auf das 5. Jahrhundert (nach Christus, wohlgemerkt) datiert und sind, man hoere und staune, neusteinzeitlich. Hier ist die Geschichte dann wohl etwas zeitgerafft abgelaufen. Die Candi sind komische Anlagen. Zum Teil einfach ganz dicke Waende, die einen extrem kleinen Raum ohne Zugang umschliessen. Insgesamt sind fast alle ueberraschend klein, fast winzig, bis auf einen, und der ist auch nicht gerade riesig. Alle Rekonstruktionen gehen nur bis zum Sockel, etwa auf Schulterhoehe (bis auf einzelne singulaere Erhoehungen), und rekonstruieren damit vollstaendig, was gefunden wurde. Man weiss naemlich nicht, wie es darueber ausgesehen hat - das waren vergaenglichere Strukturen, vermutlich aus Holz. Zum Teil sind steinerne Pfeilerbasen erhalten, offenbar fuer quadratische Holzpfeiler, so dass man sich eine Art von Saeulenumgang wie an griechischen Tempeln vorstellen kann. Das verwendete Baumaterial ist uneinheitlich - Ziegel, schwarze und rote Steine, aber nicht gemischt: eine Sorte je Candi.
Mindestens ebenso interessant fuer uns sind Flora und Fauna und die unbelebte Natur. Der erste Candi ist mit einem Dach versehen - aahhh! Schatten! Der Himmel ist naemlich wolkenlos blau, und in diesen Breiten lacht die Sonne nicht, sondern brennt. Da schwirrt es zwischen den beiden zugangslosen "Hohlkloetzen" nur so von fliegenden Ameisen, denke ich. Werde aber belehrt, dass das Bienen sind. Winzig kleine schwarze Bienen. Auf der Rueckseite des groesseren Klotzes finde ich noch eine kleine, etwas trompetenfoermige, von gelb bis fast schwarz verlaufende Wachsroehre, in der offenbar auch solche Bienen wohnen, nur dass sie gerade nicht schwaermen, sondern friedlich ein und aus krabbeln. Vor dem Pavillon steht ein Pomelobaum samt Fruechten. Am besten finde ich so eine kleine Eidechse, die wirklich nicht sehr gross ist, aber vermutlich trotzdem fast einen Meter lang - sie hat einen endlos langen, duennen Schwanz. Solange sie ruhig an einem Steinblock sitzt, ist sie praktisch unsichtbar. Ansonsten fliegen, wie eigentlich ueberall, eine Menge Schmetterlinge herum. - Es gibt ausser dem Pomelobaum noch andere fruchttragende Baeume auf dem Gelaende, deren Namen ich vergessen habe. Einer traegt rote, ein bisschen dreieckig wirkende Fruechte, die vermutlich als Vorbild fuer die zuckrigen Haribo-"Erdbeeren" gedient haben - ich fuehle mich jedenfalls zwanghaft an diese erinnert. In der huelsenartigen Fruchtschale verbirgt sich aber kein Fruchtfleisch, sondern eine Rippe, an der rundherum kleine runde Samenkoerner sitzen. Fuer Steinesucher gibt's auch was: Burkhard ist ueber den gefundenen Pyroxen oder Amphibol mit schoen ausgepraegten Kristallflaechen hoch zufrieden. Bevor wir das Museumsgelaende verlassen, gehen wir noch dem Tal auf den Grund. Ob das der Bujang ist? Dann waere das hier noch eher ein groesserer Bach als ein Fluss, der hier ueber eine beeindruckende schiefe Ebene heruntergefallen kommt. Im Moment fuehrt er eher wenig Wasser, so dass ich ganz am Rand dem Ruecken eine kleine Waermetherapie auf dem heissen Stein verpassen kann (auch wenn er sie gerade nicht dringend braucht - auf Vorrat sozusagen). Mit Blick auf Frische ausstrahlendes Wasserfallgeplaetscher, damit mir nicht allzu heiss wird. Wie hat Mutter Natur das wieder trefflich eingerichtet! ;-)
Dann muessen sich die Fuehrer beraten. Der Tag ist erst halb um, was tun mit den Touris? Erste Idee: fuettern. Wir fahren also zu einem Restaurant an einem Fluss, wo man auf der Terrasse essen koennte - wenn es nicht geschlossen waere. Dafuer wachsen gleich nebenan Mangroven. Einige Fischerboote liegen da, ein Fischer kommt gerade zurueck von seiner Tour. Er war wohl auf die schlammbewohnenden Krebse aus. Burkhard behauptet, einen Eisvogel gesehen zu haben, der auf Englisch Koenigsfischer heisst. Ich glaube aber nicht, dass jemals einer einen Koenig gefangen hat. Andererseits essen sie ja wohl auch kein Eis … wer erfindet eigentlich solche Tiernamen?
Die erste Idee war damit hinfaellig. Zweite Idee: traenken. Wir fahren also in die naechste Stadt, wo sich wohl auch die erste Idee haette umsetzen lassen. In einem halb ausgestorbenen Hotel-Restaurant bestellen wir also Limettensaft und bekommen Zuckerwasser mit einer Limettenscheibe. Schlimm genug, aber der Preis fuehrt fast zu akuter Ohnmacht: 13,80 Ringgit fuer einen!!?!?!!!!! Anderswo gibt's das "in lecker" fuer 1,70 RM.
Auf diese bloede Weise ist wieder eine halbe Stunde um. Wir beschliessen, noch zum Schlangentempel zu fahren, der eigentlich Tempel der azurblauen Wolke heisst, aber das geraet allgemein schon fast in Vergessenheit. Leider ist die Haupthalle (schon seit einer halben Ewigkeit, sagt Mr Badrul) wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. In der Tat wird unter einem provisorischen Blechdach an den ueberaus kunstvollen Ornamenten des eigentlichen Daches gearbeitet. Die Schlangen sind alldieweil im Annex untergebracht. Das ist ein oeder gefliester Raum, in dem man sich als Erstes fuer 30 Ringgit mit kleinen gruenen Schlangen oder einem grossen Python - na ja, fuer 'nen Python nicht soooo gross - ablichten lassen kann. Ist ja nicht so, dass ich mich nicht trauen wuerde, diese Tierchen anzufassen oder auf mich legen zu lassen, aber da habe ich einen akuten Geizanfall und taeusche also Schlangenangst vor. Die eigentliche Attraktion sind gruene, giftige Tempelvipern. Die liegen traege auf einem mit ein paar Blaettern behaengten Gestell oder oben auf den breiten Bilderrahmen, in denen alte Fotos langsam vor sich hin gilben. Die Legende besagt, dass sich bei der Einweihung des Tempels eine der besagten Grubenvipern eingeschlaengelt habe, von einem nahegelegenen Huegel kommend. Da sie sich ganz friedlich verhielt, hielten das die Chinesen fuer ein Zeichen (fuer Brians Freunde: Folget der Flasche!) und sahen folglich keinen Anlass, sie zu entfernen, ganz im Gegenteil. Und dann ist wahrscheinlich die Verwandschaft nachgezogen. Womoeglich sind die Tierchen vom vielen Rauch der Raeucherstaebchen "high" - zum Glueck besteht wohl keine Gefahr, dass sie auf Entzug kommen. Allerdings warnt ein Schild die Besucher davor, die gruenen Reptilien anzufassen. Das geschehe auf eigene Verantwortung. Verhungern muessen die Schlangen aber auch nicht. Sie scheinen gern Eier zu essen, weshalb diese in grossen Mengen als Opfergaben mitgebracht werden. Auf einem Regal liegt bestimmt ein Dutzend Eierpaletten …
Der Tempelgarten ist auch irgendwie ohne Stimmung. Eine Kuan Yin-Terrasse auf Hoehe eines ersten Stockwerks bietet ebenfalls keine attraktiven Blicke auf den Garten. In der Mitte ist noch ein grosses Schlangenfreigehege. Ausser einem gelb-schwarzen Exemplar, das auch ohne Raeucher-Dope traege auf einem Ast liegt, ist keine auszumachen. Ein Mondtor fuehrt aus dem Garten hinaus, ist aber mit der ersten Mondtuer, die ich je gesehen habe, verschlossen.
Am besten ist noch das eine der vergilbten Fotos, dessen Bildunterschrift besagt, dass hier irgendeine (natuerlich namentlich genannte) wichtige Persoenlichkeit eine offizielle Eroeffnung der Schlangengrube vollzieht. Das ist fuer mich ziemlich lustig, mixt mein Gehirn hierzu doch Assoziationen an Gary Larson-Schlangengrubencartoons ("Iiiiih, Doreen, das ist eine ganz dicke!", sagt eine Schlange inmitten einer gut belegten Schlangengrube zu einer anderen, mit Blick auf eine Spinne auf deren Ruecken) mit welchen an den 90sten Geburtstag (mit Freddie Frintons hingelalltem "I declare this bazaar open"). Aber eigentlich ist das doch auch ohne Assoziation urkomisch: ein Mensch, der offiziell eine Schlangengrube eroeffnet!
Da das Reisefuehrerbuch behauptet hatte, dass in diesem Tempel quasi ueberall Schlangen herumliegen wuerden, so dass wir nach der Lektuere den Eindruck hatten, man muesse dort immer gut aufpassen, wo man hintritt, um keine versehentlich zu erwischen, fahren wir leicht enttaeuscht von dannen, setzen irgendwo unseren "Zweitfuehrer" ab und fahren zurueck zum Hotel.
In Batu Ferringhi (so heisst das Touristennest, in dem das Lone Pine Hotel liegt) suchen wir nach einem Laden, in dem wir den Inhalt unserer Foto-Speicherchips auf eine CD brennen lassen koennen, finden aber keinen. Komisch. Dann kommt erst noch eine Runde Entspannungsprogramm im Garten am Strand. Es gilt, einen schoenen Sonnenuntergang aufs Bild zu bannen, samt Boot-Gleitschirmfliegern, bevor wir zum Abendessen einen anderen Foodcourt ausprobieren. Burkhard isst Laksa, eine Niudelsuppe, aus einer roten Plastikschuessel, ich esse eine Portion kuai tiao (die hier als koay teow verkauft werden), schmale Bandnudeln, von einem hellblauen Tellerchen. Zum Nachtisch gibt es noch einen leckeren Bananenpfannkuchen (diesmal fuer jede/n einen).
Nach dem Abendessen ist dann doch so ein Laden geoeffnet, der einem helfen kann, der Bilderflut Herr zu werden. Nach dem Preis gefragt, behauptet der Verkaeufer, eine CD koste 30 Ringgit. Was ist los?? Selbst beim koeniglichen Haus- und Hoffotografen in Ipoh kostete das nur 5 Ringgit pro Stueck. Wir machen auf dem Absatz kehrt: das ist ja wohl der totale Nepp. Und da wir noch freien Speicher haben und die CDs nicht unbedingt zwingend erforderlich sind, verzichten wir.
In Lembah Bujang beginnen wir mit dem Museum, in dem die einzelnen Tempelanlagen im Modell erlaeutert und die dort gefundenen Artefakten gezeigt werden. Jedenfalls einige, zum Teil scheinen besonders wertvolle Stuecke anderswo zu sein. Besonders nett ist ein freundlicher Ganesha. Die Funktion und den Sinn von Somasutras und Yoni, offenbar Bestandteile eines Fluessigkeitleitsystems, kann ich den Beschriftungen nicht entnehmen, und unserer Fuehrer weiss auch nichts darueber. Alles ist ordentlich, aber recht droege praesentiert.
Bevor wir das Museum verlassen, besuchen wir noch die Abteilung fuer zeitgenoessische Keramik. Waehrend ich den Saal fuer die Damen betrete, hoere ich Burkhard "Oh! Ein Waran!" rufen. Schade, haette ich ja auch gern gesehen. Aber wie er berichtet, war die grosse Echse (bestimmt 1 Meter lang, aber die haben ja auch immer lange Schwaenze) ohnehin in Nullkommanichts mangels anderer Rueckzugsmoeglichkeiten in der Kloschuessel verschwunden. Burkhard sei bei der Benutzung sehr wachsam gewesen …
Hinter dem Museum fuehrt ein Pfad zu 5 rekonstruierten Tempeln (nicht in situ). Die Tempel, die uebrigens candi genannt werden, stammen aus verschiedenen Zeiten (ab dem 8. Jahrhundert? Hab' ich leider vergessen …) und sind wohl buddhistisch und hinduistisch. Die fruehesten Funde dieser Staette wurden auf das 5. Jahrhundert (nach Christus, wohlgemerkt) datiert und sind, man hoere und staune, neusteinzeitlich. Hier ist die Geschichte dann wohl etwas zeitgerafft abgelaufen. Die Candi sind komische Anlagen. Zum Teil einfach ganz dicke Waende, die einen extrem kleinen Raum ohne Zugang umschliessen. Insgesamt sind fast alle ueberraschend klein, fast winzig, bis auf einen, und der ist auch nicht gerade riesig. Alle Rekonstruktionen gehen nur bis zum Sockel, etwa auf Schulterhoehe (bis auf einzelne singulaere Erhoehungen), und rekonstruieren damit vollstaendig, was gefunden wurde. Man weiss naemlich nicht, wie es darueber ausgesehen hat - das waren vergaenglichere Strukturen, vermutlich aus Holz. Zum Teil sind steinerne Pfeilerbasen erhalten, offenbar fuer quadratische Holzpfeiler, so dass man sich eine Art von Saeulenumgang wie an griechischen Tempeln vorstellen kann. Das verwendete Baumaterial ist uneinheitlich - Ziegel, schwarze und rote Steine, aber nicht gemischt: eine Sorte je Candi.
Mindestens ebenso interessant fuer uns sind Flora und Fauna und die unbelebte Natur. Der erste Candi ist mit einem Dach versehen - aahhh! Schatten! Der Himmel ist naemlich wolkenlos blau, und in diesen Breiten lacht die Sonne nicht, sondern brennt. Da schwirrt es zwischen den beiden zugangslosen "Hohlkloetzen" nur so von fliegenden Ameisen, denke ich. Werde aber belehrt, dass das Bienen sind. Winzig kleine schwarze Bienen. Auf der Rueckseite des groesseren Klotzes finde ich noch eine kleine, etwas trompetenfoermige, von gelb bis fast schwarz verlaufende Wachsroehre, in der offenbar auch solche Bienen wohnen, nur dass sie gerade nicht schwaermen, sondern friedlich ein und aus krabbeln. Vor dem Pavillon steht ein Pomelobaum samt Fruechten. Am besten finde ich so eine kleine Eidechse, die wirklich nicht sehr gross ist, aber vermutlich trotzdem fast einen Meter lang - sie hat einen endlos langen, duennen Schwanz. Solange sie ruhig an einem Steinblock sitzt, ist sie praktisch unsichtbar. Ansonsten fliegen, wie eigentlich ueberall, eine Menge Schmetterlinge herum. - Es gibt ausser dem Pomelobaum noch andere fruchttragende Baeume auf dem Gelaende, deren Namen ich vergessen habe. Einer traegt rote, ein bisschen dreieckig wirkende Fruechte, die vermutlich als Vorbild fuer die zuckrigen Haribo-"Erdbeeren" gedient haben - ich fuehle mich jedenfalls zwanghaft an diese erinnert. In der huelsenartigen Fruchtschale verbirgt sich aber kein Fruchtfleisch, sondern eine Rippe, an der rundherum kleine runde Samenkoerner sitzen. Fuer Steinesucher gibt's auch was: Burkhard ist ueber den gefundenen Pyroxen oder Amphibol mit schoen ausgepraegten Kristallflaechen hoch zufrieden. Bevor wir das Museumsgelaende verlassen, gehen wir noch dem Tal auf den Grund. Ob das der Bujang ist? Dann waere das hier noch eher ein groesserer Bach als ein Fluss, der hier ueber eine beeindruckende schiefe Ebene heruntergefallen kommt. Im Moment fuehrt er eher wenig Wasser, so dass ich ganz am Rand dem Ruecken eine kleine Waermetherapie auf dem heissen Stein verpassen kann (auch wenn er sie gerade nicht dringend braucht - auf Vorrat sozusagen). Mit Blick auf Frische ausstrahlendes Wasserfallgeplaetscher, damit mir nicht allzu heiss wird. Wie hat Mutter Natur das wieder trefflich eingerichtet! ;-)
Dann muessen sich die Fuehrer beraten. Der Tag ist erst halb um, was tun mit den Touris? Erste Idee: fuettern. Wir fahren also zu einem Restaurant an einem Fluss, wo man auf der Terrasse essen koennte - wenn es nicht geschlossen waere. Dafuer wachsen gleich nebenan Mangroven. Einige Fischerboote liegen da, ein Fischer kommt gerade zurueck von seiner Tour. Er war wohl auf die schlammbewohnenden Krebse aus. Burkhard behauptet, einen Eisvogel gesehen zu haben, der auf Englisch Koenigsfischer heisst. Ich glaube aber nicht, dass jemals einer einen Koenig gefangen hat. Andererseits essen sie ja wohl auch kein Eis … wer erfindet eigentlich solche Tiernamen?
Die erste Idee war damit hinfaellig. Zweite Idee: traenken. Wir fahren also in die naechste Stadt, wo sich wohl auch die erste Idee haette umsetzen lassen. In einem halb ausgestorbenen Hotel-Restaurant bestellen wir also Limettensaft und bekommen Zuckerwasser mit einer Limettenscheibe. Schlimm genug, aber der Preis fuehrt fast zu akuter Ohnmacht: 13,80 Ringgit fuer einen!!?!?!!!!! Anderswo gibt's das "in lecker" fuer 1,70 RM.
Auf diese bloede Weise ist wieder eine halbe Stunde um. Wir beschliessen, noch zum Schlangentempel zu fahren, der eigentlich Tempel der azurblauen Wolke heisst, aber das geraet allgemein schon fast in Vergessenheit. Leider ist die Haupthalle (schon seit einer halben Ewigkeit, sagt Mr Badrul) wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. In der Tat wird unter einem provisorischen Blechdach an den ueberaus kunstvollen Ornamenten des eigentlichen Daches gearbeitet. Die Schlangen sind alldieweil im Annex untergebracht. Das ist ein oeder gefliester Raum, in dem man sich als Erstes fuer 30 Ringgit mit kleinen gruenen Schlangen oder einem grossen Python - na ja, fuer 'nen Python nicht soooo gross - ablichten lassen kann. Ist ja nicht so, dass ich mich nicht trauen wuerde, diese Tierchen anzufassen oder auf mich legen zu lassen, aber da habe ich einen akuten Geizanfall und taeusche also Schlangenangst vor. Die eigentliche Attraktion sind gruene, giftige Tempelvipern. Die liegen traege auf einem mit ein paar Blaettern behaengten Gestell oder oben auf den breiten Bilderrahmen, in denen alte Fotos langsam vor sich hin gilben. Die Legende besagt, dass sich bei der Einweihung des Tempels eine der besagten Grubenvipern eingeschlaengelt habe, von einem nahegelegenen Huegel kommend. Da sie sich ganz friedlich verhielt, hielten das die Chinesen fuer ein Zeichen (fuer Brians Freunde: Folget der Flasche!) und sahen folglich keinen Anlass, sie zu entfernen, ganz im Gegenteil. Und dann ist wahrscheinlich die Verwandschaft nachgezogen. Womoeglich sind die Tierchen vom vielen Rauch der Raeucherstaebchen "high" - zum Glueck besteht wohl keine Gefahr, dass sie auf Entzug kommen. Allerdings warnt ein Schild die Besucher davor, die gruenen Reptilien anzufassen. Das geschehe auf eigene Verantwortung. Verhungern muessen die Schlangen aber auch nicht. Sie scheinen gern Eier zu essen, weshalb diese in grossen Mengen als Opfergaben mitgebracht werden. Auf einem Regal liegt bestimmt ein Dutzend Eierpaletten …
Der Tempelgarten ist auch irgendwie ohne Stimmung. Eine Kuan Yin-Terrasse auf Hoehe eines ersten Stockwerks bietet ebenfalls keine attraktiven Blicke auf den Garten. In der Mitte ist noch ein grosses Schlangenfreigehege. Ausser einem gelb-schwarzen Exemplar, das auch ohne Raeucher-Dope traege auf einem Ast liegt, ist keine auszumachen. Ein Mondtor fuehrt aus dem Garten hinaus, ist aber mit der ersten Mondtuer, die ich je gesehen habe, verschlossen.
Am besten ist noch das eine der vergilbten Fotos, dessen Bildunterschrift besagt, dass hier irgendeine (natuerlich namentlich genannte) wichtige Persoenlichkeit eine offizielle Eroeffnung der Schlangengrube vollzieht. Das ist fuer mich ziemlich lustig, mixt mein Gehirn hierzu doch Assoziationen an Gary Larson-Schlangengrubencartoons ("Iiiiih, Doreen, das ist eine ganz dicke!", sagt eine Schlange inmitten einer gut belegten Schlangengrube zu einer anderen, mit Blick auf eine Spinne auf deren Ruecken) mit welchen an den 90sten Geburtstag (mit Freddie Frintons hingelalltem "I declare this bazaar open"). Aber eigentlich ist das doch auch ohne Assoziation urkomisch: ein Mensch, der offiziell eine Schlangengrube eroeffnet!
Da das Reisefuehrerbuch behauptet hatte, dass in diesem Tempel quasi ueberall Schlangen herumliegen wuerden, so dass wir nach der Lektuere den Eindruck hatten, man muesse dort immer gut aufpassen, wo man hintritt, um keine versehentlich zu erwischen, fahren wir leicht enttaeuscht von dannen, setzen irgendwo unseren "Zweitfuehrer" ab und fahren zurueck zum Hotel.
In Batu Ferringhi (so heisst das Touristennest, in dem das Lone Pine Hotel liegt) suchen wir nach einem Laden, in dem wir den Inhalt unserer Foto-Speicherchips auf eine CD brennen lassen koennen, finden aber keinen. Komisch. Dann kommt erst noch eine Runde Entspannungsprogramm im Garten am Strand. Es gilt, einen schoenen Sonnenuntergang aufs Bild zu bannen, samt Boot-Gleitschirmfliegern, bevor wir zum Abendessen einen anderen Foodcourt ausprobieren. Burkhard isst Laksa, eine Niudelsuppe, aus einer roten Plastikschuessel, ich esse eine Portion kuai tiao (die hier als koay teow verkauft werden), schmale Bandnudeln, von einem hellblauen Tellerchen. Zum Nachtisch gibt es noch einen leckeren Bananenpfannkuchen (diesmal fuer jede/n einen).
Nach dem Abendessen ist dann doch so ein Laden geoeffnet, der einem helfen kann, der Bilderflut Herr zu werden. Nach dem Preis gefragt, behauptet der Verkaeufer, eine CD koste 30 Ringgit. Was ist los?? Selbst beim koeniglichen Haus- und Hoffotografen in Ipoh kostete das nur 5 Ringgit pro Stueck. Wir machen auf dem Absatz kehrt: das ist ja wohl der totale Nepp. Und da wir noch freien Speicher haben und die CDs nicht unbedingt zwingend erforderlich sind, verzichten wir.
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Sonntag, 9. September 2007
Dienstag, 4. September 2007: Penang Hill und Kek Lok Si
Heute erkunden wir die Umgebung von Georgetown und beginnen mit dem Penang Hill, der mittlerweile offiziell Bukit Bendera heisst. Dem braucht man nicht zu Fuss zu Leibe zu ruecken, sondern man kann Seilbahn fahren. Ich weiss ja nicht, wie lang die Strecke tatsaechlich ist. Die Bergstation liegt vermutlich auf maximal 700-800 m Hoehe ueber dem Meeresspiegel, so dass sie nicht sehr lang sein kann. (Etwas unterhalb der Talstation steht naemlich ein Schild, dass man hier auf 609,?? m Hoehe sei.) Trotzdem braucht man eine halbe Stunde und muss dabei auf halber Hoehe noch einmal umsteigen. Ich stelle mir das fuer die Bewohner nicht sehr praktisch vor. Fuer Touris ist es ja nett. Uebrigens kauft man Seilbahntechnik in der Schweiz ein, die kennen sich damit aus. Schon fuer die allererste Bahn wurde extra ein Schweizer Ingenieur herbeigerufen. Die koennen also nicht bloss Li-co-la!
Auf der Bergstation kann man schonmal die ersten Ausblicke auf die Stadt und die Meerenge zwischen Penang und dem Festland geniessen. Leider ist es etwas truebe. Dann krabbelt mir so ein langer, dicker Tausendfuesser ueber den Weg, von dem ich mit meiner kleinen Kamera einen schoenen Minifilm drehe, der den Gang dieses Tierchens gut zeigt. So viele Fuesse beduerfen ja einer Portion Koordination! Zum Glueck dreht niemand Filmchen von unserem Gang. Wir laufen jetzt auf dem Huegel herum. Hier gibt es auch irgendwo einen Canopy Walkway, aber der hat nur freitags bis sonntags geoeffnet, steht auf dem Schild. Na, dann beaeugen wir erst einmal die religioesen Gebaeude hier oben, einen Hindutempel, der gerade renoviert wird, und eine Moschee mit gelben Zwiebeldaechern. Und zwischendurch immer die tollen Ausblicke! Auf den Ort, auf die Bruecke, auf Mini-Inselchen, auf die Berge in der Ferne. Darunter istauch der Gunung Jerai, an dessen Flanke Lembah Bujang liegt, das wir morgen erkunden wollen. In der Zwischenzeit hat Mr Badrul telefonisch Erkundigungen eingezogen - der Walkway sei doch geoeffnet. Sowas Bloedes habe ich ja noch nie gesehen - wie sollen da irgendwelche Leute kommen und Eintrittsgeld bezahlen, wenn man anschlaegt, dass geschlossen sei? Zumal man nicht mal eben so da vorbei kommt - es sind erstmal 1,6 km zu gehen. Unterwegs tun sich immer neue Ausblicke auf, an einer Stelle sind gerade ein paar Affen zugegen, und es gibt fuer uns wieder diverse tropische Pflanzen zu bewundern (die hier wahrscheinlich alle so gewoehnlich sind, dass sich niemand dafuer interessiert). Darunter diverse Bluetenpflanzen und Farne. Einen taufe ich als "die binaere Pflanze" - nach einem Stueck Stengel mit zwei Reihen langer schmaler Blaetter gabelt sich der Stengel jeweils in zwei neue, und so immer weiter. Die ganz neuen Triebe haengen hufeisenfoermig an den Enden - aber besonders interessant ist der Gesamteindruck. Die fraktale Geometrie der Natur …
Nachdem ich mich zum Fotografieren einer Farnspirale heruntergebeugt hatte, geraten beim Wiederaufrichten zwei schoene Kannenpflanzenkannen in mein Blickfeld - direkt in Augenhoehe und zum Greifen nah. Und was haben wir uns im "Zauberwald" am Gunung Brinchang verrenkt und unsere Haelse gereckt, um welche zu sehen!
Der Canopy Walkway ist hier auch etwa 200 m lang und fuehlt sich irgendwie "eieriger" an als der im FRIM. Mein Eindruck ist auch, dass es mehr in die Tiefe geht. Aber neuerdings bin ich ja sooo tapfer! Mr Badrul sagt, der Walkway sei erst vor kurzem wieder eroeffnet worden. Eine Sache, die dem Sicherheitsgefuehl aber abtraeglich ist, ist die, dass die Bretter an ihren Stosskanten schon mal mit knackenden und knarzenden Geraeuschen miteinander Kontakt haben, dabei sieht wirklich alles sehr solide aus. Und, man soll es nicht glauben, unterhalb der Planken ist auch noch ein Lebensraum. Ich gehe auf einigen Teilstuecken als erste und sehe gruenbaeuchige, glatte Echsen mit einem graubraunen Krawattenmuster (etwas trist) auf dem Ruecken, etwa 20-30 cm lang. Vielleicht Skinks? Jedenfalls biegen sie natuerlich flugs um die Brettecke, sobald ich ihnen zu nahe komme. Sind doch keine Geckos - wo gehen die denn da hin?? Und wie halten sie sich fest?
Vom Rueckweg gibt es wenig zu berichten. Nachdem wir jetzt wissen, dass es auch hier Kannenpflanzen gibt, sehen wir noch reichlich davon. Ist schon komisch - auf dem Hinweg hatte keiner welche entdeckt. Ich sehe noch so einen kurzen Tausendfuesser, vermutlich einen von der Sorte, die sich bei Gefahr zu einer Kugel zusammenrollen. Und die Ausblicke sind jetzt noch besser, da die Sonne kurzzeitig hervorkommt. Die Affen haben zwischenzeitlich das Feld geraeumt. Der runde rote englische Briefkasten aus alten Zeiten (frueher durften nur die englischen Kolonialisten dort oben wohnen) haelt weiterhin irgendwo in gruener, gebluemter, gezaehmter Wildnis Wache.
Dann faengt es an zu regnen. Oder eigentlich zu schuetten. Aber da wir jetzt wieder mit dem Bahnfahren beschaeftigt sind, stoert uns das wenig. Die Kabinen sind verglast, der Umsteigebahnhof ist ueberdacht. In der halben Stunde Fahrzeit regnen sich die Wolken aber weitgehend aus. Unten angekommen ist es schon nur noch ein bisschen Regen. Wir eilen zu unserem Kleinbus und fahren zum Kek Lok Si.
Das Kek Lok Si ist, wie man "bekanntlich" aus dem Wort si schon ableiten kann, ein buddhistisches Kloster. Und zwar ein riesengrosses, die muessen Geld haben ohne Ende. Hier eine Halle, da noch eine, ein Pavillon, Tore in allen Ausfuehrungen, Kalligrafien auf Felsen, Treppen, riesige Haeuser (Wohnraum fuer Moenche und Gaeste?), safrangelb glasierte Dachziegel, eine besteigbare Pagode, Gaertnereien - ich weiss nicht, wieviele Quadratmeter das insgesamt umfasst. Und alles ist natuerlich sehr fotogen, nur der Himmel ist arg grau, zwischendurch sprueht ein bisschen Regen. Von der Pagode aus (man kann bis ins 6te Stockwerk gehen, was wir natuerlich auch tun) hat man auch einen schoenen weiten Blick ueber die Stadt, nur eben truebe.
Dann nehmen wir den Schraeglift zum Plateau mit der grossen Tie Guan Yin-Statue. Vielleicht haette die Ueberschrift fuer heute "Tag der schraegen Befoerderung" heissen sollen? Oben am Lift liegt eine giftig-gruene Tempelviper um einen Pfeiler geringelt da und laesst sich von der Technik nicht weiter stoeren. Beim Ausstieg ist dann zwischen Schlange und Mensch eine Wand, die zum Glueck da, aber leider nicht durchsichtig ist.
Auf dem Aufzughaeuschen steht schon eine meterhohe Bueste von Tie Guan Yin, irgendwie gemauert und verputzt und bemalt, waehrend einige zig Meter weiter die grosse bronzene Ganzkoerperausgabe inmitten einer Baustelle steht und barmherzig auf die Menschheit herunterlaechelt. Dazwischen liegt noch so ein Tempel, und im Garten davor sind steinerne Abbilder der Tiere des chinesischen Tierkreises aufgestellt. Als schoene Skulpturen und als alberne Steinbanktragefiguerchen. Mittlerweile ist es aufgeklart, der Himmel zeigt sich blau mit weissen Woelkchen, und die grosse Terrasse bietet wiederum schoene Ausblicke auf Georgetown, die hier noch durch Bonsais in Kuebeln im Vordergrund verbessert werden.
Aber zurueck zur Baustelle rund um die bronzene Tie Guan Yin: es handelt sich um ein Grossprojekt. Man will der bestimmt 20 m hohen Statue nun auch noch einen Pavillon spendieren, um sie nicht so unbarmherzig Sonne, Wind und Regen auszusetzen. Dazu werden 16 riesenhafte Saeulen, natuerlich skulpiert und mit chinesischen Zeichen beschriftet, aus 2 m dicken Ringen zusammengesetzt. Obendrauf kommt dann irgendein fein gearbeitetes Dach. Und alles kommt aus China. Wie die Frachtdeklaration an den herumstehenden fertig ausgearbeiteten Saeulenhohlscheiben besagt, stammen diese aus der Provinz Fujian.
Nachdem wir wieder heruntergefahren sind, muss ich mir unbedingt noch eine CD mit Tempelmusik kaufen. Aber es ist gar nicht so leicht, die richtige zu finden. Freundlicherweise spielt man mir alle moeglichen mal an. Als gerade die Platte mit den Gesaengen der Moenche von Kek Lok Si abgestellt wird, singen die doch tatsaechlich live weiter - genau wie von der Platte schallt es nicht laut, aber deutlich hoerbar aus einer der unteren Hallen herauf. Aber ich kaufe dann trotzdem eine andere.
Mit diesen beiden Punkten ist schon das meiste vom Tag um. Allerdings gibt es noch einen Hindutempel zu sehen, dessen Namen ich jetzt gerade nicht nachschlagen kann. Es ist nicht ganz so schlimm wie an den Batu Caves, aber auch hier hat man einige Stufen vor sich, und auch hier koennen sich die Buesser zum Thaipusam-Festival emporquaelen. Unterwegs steht eine bunte Hahnenskulptur auf einem schattigen Plaetzchen, und es laufen auch einige noch ungegarte Broiler frei herum - die scheinen hier eine besondere Bedeutung zu haben. Der Tempel hat schon Feierabend. In einem Kaefig dahinter stolzieren Pfauen, waehrend auf dem Kaefig und beim Muell Affen herumturnen. Ich grunze eine Aeffin an, die daraufhin doch lieber den starken Beschuetzer der Horde herbeiholt und sich dann dezent zurueckzieht. Er zeigt mir die Zaehne, ich ihm auch, es geht unentschieden aus, da es nicht zum Kampf kommt. - Die Geldsammellotterie, so steht angeschlagen, wurde von diesem Juli bis naechsten Februar verlaengert - vermutlich sind die Chinesen im Schnitt geschaeftstuechtiger und spendenfreudiger als die Inder …
Zum Abschluss machen wir noch einen Gang durch den botanischen Garten, aber nur einen kurzen, zumal alle Haeuser und Spezialgaerten schon geschlossen zu sein scheinen. Erwaehnenswert ist vielleicht noch die Nibong-Palme, die horstartig, fast wie ein Bambus, waechst. Die Staemme sind auch nicht viel dicker als dicker Bambus, aber seeehr hoch. Aus diesem Holz war die erste Version des Fort Cornwallis gebaut worden, bevor dann spaeter Ziegel und Steine verwandt wurden. Ausserdem erwaehnenswert, wenn auch kein Einheimischer, sondern ein Gast aus Suedamerika (Guyana): der Kanonenballbaum. Der hat einen Stamm und eine Krone mit Blaettern, wie das halt bei Laubbaeumen so ueblich ist. Aber um den Stamm herum haengt ein holziges Gewusel, in dem grosse, etwas wachsartige, braunrote und sehr attraktive Blueten Insekten eine Hoehle zum Durchkrabbeln anbieten, wobei diese dann den Pollen aufgedraengt bekommen. Zugleich haengen in dem besagten Gewusel auch kugelrunde Fruechte in brauner, holziger Schale, von faustgross bis kokosnussgross. Ich weiss auch nicht, woher der Baum seinen Namen hat.
Dann fahren wir zurueck zum Hotel, haengen noch ein bisschen im Garten am Strand herum und gehen spaeter noch einmal zum Food Court. Burkhard isst einen Fisch, ich esse Nudeln vom heissen Teller, zum Nachtisch goennen wir uns einen crispy pancake mit Banane und Kaese zum Preis von 3 Ringgit. Einen fuer zwei, ich falle vom Fleisch!
Auf der Bergstation kann man schonmal die ersten Ausblicke auf die Stadt und die Meerenge zwischen Penang und dem Festland geniessen. Leider ist es etwas truebe. Dann krabbelt mir so ein langer, dicker Tausendfuesser ueber den Weg, von dem ich mit meiner kleinen Kamera einen schoenen Minifilm drehe, der den Gang dieses Tierchens gut zeigt. So viele Fuesse beduerfen ja einer Portion Koordination! Zum Glueck dreht niemand Filmchen von unserem Gang. Wir laufen jetzt auf dem Huegel herum. Hier gibt es auch irgendwo einen Canopy Walkway, aber der hat nur freitags bis sonntags geoeffnet, steht auf dem Schild. Na, dann beaeugen wir erst einmal die religioesen Gebaeude hier oben, einen Hindutempel, der gerade renoviert wird, und eine Moschee mit gelben Zwiebeldaechern. Und zwischendurch immer die tollen Ausblicke! Auf den Ort, auf die Bruecke, auf Mini-Inselchen, auf die Berge in der Ferne. Darunter istauch der Gunung Jerai, an dessen Flanke Lembah Bujang liegt, das wir morgen erkunden wollen. In der Zwischenzeit hat Mr Badrul telefonisch Erkundigungen eingezogen - der Walkway sei doch geoeffnet. Sowas Bloedes habe ich ja noch nie gesehen - wie sollen da irgendwelche Leute kommen und Eintrittsgeld bezahlen, wenn man anschlaegt, dass geschlossen sei? Zumal man nicht mal eben so da vorbei kommt - es sind erstmal 1,6 km zu gehen. Unterwegs tun sich immer neue Ausblicke auf, an einer Stelle sind gerade ein paar Affen zugegen, und es gibt fuer uns wieder diverse tropische Pflanzen zu bewundern (die hier wahrscheinlich alle so gewoehnlich sind, dass sich niemand dafuer interessiert). Darunter diverse Bluetenpflanzen und Farne. Einen taufe ich als "die binaere Pflanze" - nach einem Stueck Stengel mit zwei Reihen langer schmaler Blaetter gabelt sich der Stengel jeweils in zwei neue, und so immer weiter. Die ganz neuen Triebe haengen hufeisenfoermig an den Enden - aber besonders interessant ist der Gesamteindruck. Die fraktale Geometrie der Natur …
Nachdem ich mich zum Fotografieren einer Farnspirale heruntergebeugt hatte, geraten beim Wiederaufrichten zwei schoene Kannenpflanzenkannen in mein Blickfeld - direkt in Augenhoehe und zum Greifen nah. Und was haben wir uns im "Zauberwald" am Gunung Brinchang verrenkt und unsere Haelse gereckt, um welche zu sehen!
Der Canopy Walkway ist hier auch etwa 200 m lang und fuehlt sich irgendwie "eieriger" an als der im FRIM. Mein Eindruck ist auch, dass es mehr in die Tiefe geht. Aber neuerdings bin ich ja sooo tapfer! Mr Badrul sagt, der Walkway sei erst vor kurzem wieder eroeffnet worden. Eine Sache, die dem Sicherheitsgefuehl aber abtraeglich ist, ist die, dass die Bretter an ihren Stosskanten schon mal mit knackenden und knarzenden Geraeuschen miteinander Kontakt haben, dabei sieht wirklich alles sehr solide aus. Und, man soll es nicht glauben, unterhalb der Planken ist auch noch ein Lebensraum. Ich gehe auf einigen Teilstuecken als erste und sehe gruenbaeuchige, glatte Echsen mit einem graubraunen Krawattenmuster (etwas trist) auf dem Ruecken, etwa 20-30 cm lang. Vielleicht Skinks? Jedenfalls biegen sie natuerlich flugs um die Brettecke, sobald ich ihnen zu nahe komme. Sind doch keine Geckos - wo gehen die denn da hin?? Und wie halten sie sich fest?
Vom Rueckweg gibt es wenig zu berichten. Nachdem wir jetzt wissen, dass es auch hier Kannenpflanzen gibt, sehen wir noch reichlich davon. Ist schon komisch - auf dem Hinweg hatte keiner welche entdeckt. Ich sehe noch so einen kurzen Tausendfuesser, vermutlich einen von der Sorte, die sich bei Gefahr zu einer Kugel zusammenrollen. Und die Ausblicke sind jetzt noch besser, da die Sonne kurzzeitig hervorkommt. Die Affen haben zwischenzeitlich das Feld geraeumt. Der runde rote englische Briefkasten aus alten Zeiten (frueher durften nur die englischen Kolonialisten dort oben wohnen) haelt weiterhin irgendwo in gruener, gebluemter, gezaehmter Wildnis Wache.
Dann faengt es an zu regnen. Oder eigentlich zu schuetten. Aber da wir jetzt wieder mit dem Bahnfahren beschaeftigt sind, stoert uns das wenig. Die Kabinen sind verglast, der Umsteigebahnhof ist ueberdacht. In der halben Stunde Fahrzeit regnen sich die Wolken aber weitgehend aus. Unten angekommen ist es schon nur noch ein bisschen Regen. Wir eilen zu unserem Kleinbus und fahren zum Kek Lok Si.
Das Kek Lok Si ist, wie man "bekanntlich" aus dem Wort si schon ableiten kann, ein buddhistisches Kloster. Und zwar ein riesengrosses, die muessen Geld haben ohne Ende. Hier eine Halle, da noch eine, ein Pavillon, Tore in allen Ausfuehrungen, Kalligrafien auf Felsen, Treppen, riesige Haeuser (Wohnraum fuer Moenche und Gaeste?), safrangelb glasierte Dachziegel, eine besteigbare Pagode, Gaertnereien - ich weiss nicht, wieviele Quadratmeter das insgesamt umfasst. Und alles ist natuerlich sehr fotogen, nur der Himmel ist arg grau, zwischendurch sprueht ein bisschen Regen. Von der Pagode aus (man kann bis ins 6te Stockwerk gehen, was wir natuerlich auch tun) hat man auch einen schoenen weiten Blick ueber die Stadt, nur eben truebe.
Dann nehmen wir den Schraeglift zum Plateau mit der grossen Tie Guan Yin-Statue. Vielleicht haette die Ueberschrift fuer heute "Tag der schraegen Befoerderung" heissen sollen? Oben am Lift liegt eine giftig-gruene Tempelviper um einen Pfeiler geringelt da und laesst sich von der Technik nicht weiter stoeren. Beim Ausstieg ist dann zwischen Schlange und Mensch eine Wand, die zum Glueck da, aber leider nicht durchsichtig ist.
Auf dem Aufzughaeuschen steht schon eine meterhohe Bueste von Tie Guan Yin, irgendwie gemauert und verputzt und bemalt, waehrend einige zig Meter weiter die grosse bronzene Ganzkoerperausgabe inmitten einer Baustelle steht und barmherzig auf die Menschheit herunterlaechelt. Dazwischen liegt noch so ein Tempel, und im Garten davor sind steinerne Abbilder der Tiere des chinesischen Tierkreises aufgestellt. Als schoene Skulpturen und als alberne Steinbanktragefiguerchen. Mittlerweile ist es aufgeklart, der Himmel zeigt sich blau mit weissen Woelkchen, und die grosse Terrasse bietet wiederum schoene Ausblicke auf Georgetown, die hier noch durch Bonsais in Kuebeln im Vordergrund verbessert werden.
Aber zurueck zur Baustelle rund um die bronzene Tie Guan Yin: es handelt sich um ein Grossprojekt. Man will der bestimmt 20 m hohen Statue nun auch noch einen Pavillon spendieren, um sie nicht so unbarmherzig Sonne, Wind und Regen auszusetzen. Dazu werden 16 riesenhafte Saeulen, natuerlich skulpiert und mit chinesischen Zeichen beschriftet, aus 2 m dicken Ringen zusammengesetzt. Obendrauf kommt dann irgendein fein gearbeitetes Dach. Und alles kommt aus China. Wie die Frachtdeklaration an den herumstehenden fertig ausgearbeiteten Saeulenhohlscheiben besagt, stammen diese aus der Provinz Fujian.
Nachdem wir wieder heruntergefahren sind, muss ich mir unbedingt noch eine CD mit Tempelmusik kaufen. Aber es ist gar nicht so leicht, die richtige zu finden. Freundlicherweise spielt man mir alle moeglichen mal an. Als gerade die Platte mit den Gesaengen der Moenche von Kek Lok Si abgestellt wird, singen die doch tatsaechlich live weiter - genau wie von der Platte schallt es nicht laut, aber deutlich hoerbar aus einer der unteren Hallen herauf. Aber ich kaufe dann trotzdem eine andere.
Mit diesen beiden Punkten ist schon das meiste vom Tag um. Allerdings gibt es noch einen Hindutempel zu sehen, dessen Namen ich jetzt gerade nicht nachschlagen kann. Es ist nicht ganz so schlimm wie an den Batu Caves, aber auch hier hat man einige Stufen vor sich, und auch hier koennen sich die Buesser zum Thaipusam-Festival emporquaelen. Unterwegs steht eine bunte Hahnenskulptur auf einem schattigen Plaetzchen, und es laufen auch einige noch ungegarte Broiler frei herum - die scheinen hier eine besondere Bedeutung zu haben. Der Tempel hat schon Feierabend. In einem Kaefig dahinter stolzieren Pfauen, waehrend auf dem Kaefig und beim Muell Affen herumturnen. Ich grunze eine Aeffin an, die daraufhin doch lieber den starken Beschuetzer der Horde herbeiholt und sich dann dezent zurueckzieht. Er zeigt mir die Zaehne, ich ihm auch, es geht unentschieden aus, da es nicht zum Kampf kommt. - Die Geldsammellotterie, so steht angeschlagen, wurde von diesem Juli bis naechsten Februar verlaengert - vermutlich sind die Chinesen im Schnitt geschaeftstuechtiger und spendenfreudiger als die Inder …
Zum Abschluss machen wir noch einen Gang durch den botanischen Garten, aber nur einen kurzen, zumal alle Haeuser und Spezialgaerten schon geschlossen zu sein scheinen. Erwaehnenswert ist vielleicht noch die Nibong-Palme, die horstartig, fast wie ein Bambus, waechst. Die Staemme sind auch nicht viel dicker als dicker Bambus, aber seeehr hoch. Aus diesem Holz war die erste Version des Fort Cornwallis gebaut worden, bevor dann spaeter Ziegel und Steine verwandt wurden. Ausserdem erwaehnenswert, wenn auch kein Einheimischer, sondern ein Gast aus Suedamerika (Guyana): der Kanonenballbaum. Der hat einen Stamm und eine Krone mit Blaettern, wie das halt bei Laubbaeumen so ueblich ist. Aber um den Stamm herum haengt ein holziges Gewusel, in dem grosse, etwas wachsartige, braunrote und sehr attraktive Blueten Insekten eine Hoehle zum Durchkrabbeln anbieten, wobei diese dann den Pollen aufgedraengt bekommen. Zugleich haengen in dem besagten Gewusel auch kugelrunde Fruechte in brauner, holziger Schale, von faustgross bis kokosnussgross. Ich weiss auch nicht, woher der Baum seinen Namen hat.
Dann fahren wir zurueck zum Hotel, haengen noch ein bisschen im Garten am Strand herum und gehen spaeter noch einmal zum Food Court. Burkhard isst einen Fisch, ich esse Nudeln vom heissen Teller, zum Nachtisch goennen wir uns einen crispy pancake mit Banane und Kaese zum Preis von 3 Ringgit. Einen fuer zwei, ich falle vom Fleisch!
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