Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


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Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Montag, 23. Februar 2009

Nicht nur im Emsland

Heute waren wir seit laengerer Zeit mal wieder im "Lisboa Restaurant", in dem es nicht etwa original portugiesische, sondern macanesische Kueche gibt. ("Macanesisch" scheint das Adjektiv zu Macao zu sein.) Und die ist recht chinesisch, wenn man mal davon absieht, dass unverhaeltnismaessig viel Kartoffeln darin vorkommen. Man drueckte uns eine englischsprachige Speisekarte in die Hand, und ich fand das Filet vom Dreisprachenfisch (drei Sprachen, sanwen, sind die phonetische Uebersetzung des englischen salmon, insofern handelte es sich um nichts anderes als Lachsfilet) in Currysauce appetitlich und bestellte es, waehrend Burkhard sich heute fuer einen gebratenen Reis nach Art des (macanesischen) Hauses entschied. Der Aerger fing schon gleich damit an, dass heute wieder nach dem Trennkost-Prinzip serviert wurde: erst fuer den einen, dann fuer die andere. Das gibt's hier oefter mal. Faellt ja nicht so auf, wenn man nach dem chinesischen Prinzip "alle von allem" isst, aber bei Portionsgerichten ist das schon mal ein bisschen bloed. Als Burkhard schon halb aufgegessen hatte, habe ich mal nachgefragt. Dieses Gericht wuerde 20 Minuten dauern. Ja wie gezz, noch 20 Minuten? Wir warten doch schon mindestens so lange. Ach, Sie haben das schon frueher bestellt? Ja dann ... kam es innerhalb weniger Minuten. Aber es kam eben kein Lachsfilet, sondern ein Lachskopf. So sind sie ja, die Chinesen: halten Fischkoeppe fuer ein Gericht! Man kann die nicht nur im Restaurant bestellen, sondern auch im Lebensmittelhandel kaufen. Fuer Geld, wohlgemerkt ... ich glaube, in Deutschland fallen die in die Kategorie "Abfaelle" und somit tendenziell eher in den blauen Muellsack. Ich bin andererseits aber auch nicht ueberzeugt, dass das Zum-Verkauf-Anbieten den Umsatz des deutschen Fischhandels auch nur in Spuren verbessern wuerde.

Hm, da sass ich nun vor einer grossen Schuessel mit brodelnder currygelber Suppe (sie wurde auf einem Stoevchen mit Brennpaste serviert) und einem Lachskopf darin. Ich habe mir also notgedrungen das Baeckchen tranchiert, das mir dann doch wirklich auf den Tisch gefallen ist, obwohl ich mein Schuesselchen direkt neben der Schuessel stehen hatte. So ein Mist! Sagt Burkhard: na ja, du hast ja noch das andere Baeckchen. Aber Pustekuchen! Ich drehe den Fischkopf um, da ist es nur ein halber! Woraufhin ich das heruntergefallene Stueck notgedrungen noch einmal in die kochende Bruehe geworfen und dann doch gegessen habe. Das Kochen duerfte eventuelle Hygieneprobleme beseitigt haben ... So ein Frust. Aber man kann nicht sagen, dass die Suppe nicht genuegend Einlage gehabt haette. Das war naemlich ein ganz komischer Lachs, der hatte noch zahlreiche Huehnerfuesse! Ausserdem schwammen noch ein paar praktisch "unangelbare" Glasnudeln in der Schuessel und Salatstruenke. Na super. Ach ja, und Tofuwuerfel - die habe ich gegessen, und reichlich Suppe, die zugegebenermassen geschmacklich sehr annehmbar war. Zu den Huehnerfuessen konnte ich mich heute nicht durchringen - die kann man bekanntlich nicht nur essen, sondern auch geniessen, aber ich wollte eben nur essen ...

Als wir uebrigens heute Abend in der Uebungseinheit "kuerzlich erlebt", in der wir immer kleine Begebenheiten aus dem Alltag auf Chinesisch zum Besten geben, ueber dieses Vorkommnis berichteten, erklaerten wir Lisboa als Hauptstadt von Portugal. Spontane Frage: Das Land gibt's aber heute nicht mehr, oder? Mit Hilfe einer kleinen Nachforschung im Internet konnte Yang XiaoLi auch identifizieren, wie dieses heute tatsaechlich immer noch bestehende Land auf Chinesisch heisst: Portugal ist der Weintraubenzahn, pútáoyá.

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