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Das neue Jahr des Schweins
Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.
Donnerstag, 31. Mai 2007
Mir naehmet nix!
Nach dem Essen war es etwa neun Uhr abends, und ich hatte vorher noch im Internet nach den Oeffnungszeiten des JinMao Observation Deck geschaut und ueberall " ... - 21:00 Uhr" gefunden. So ein Mist! Aber weil ich ja schon weiss, dass man nur seinen eigenen Augen trauen soll, sind wir trotzdem gucken gegangen, und siehe da! Natuerlich war der Besuch noch moeglich. Voelkerscharen waren da oben, auch reichlich Deutsche. Und ein dickes goldenes Schwein aus Anlass seines Jahres. Die Aussicht (nicht allzu schlecht) ist schon sehr beeindruckend. Man meint ja, auf den Oriental Pearl TV Tower herunterzuschauen, da man optisch nur die dicke Kugel gelten laesst. Und unsere Wohnung ist, von dort betrachtet, praktisch am Boden, so ein Frust. ;-)) Aber auch der Blick nach innen in das Foyer des Grand Hyatt Shanghai ist geeignet, ooh!s und aah!s zu produzieren. Allerdings muss man schon ein bisschen schwindelfrei sein und/oder Vertrauen in die solide Bruestung und die Scheiben haben. Mit dem Aufzug ging es dann in wenigen Sekunden wieder von 340 m auf -6 m, und wir haben anschliessend den Abend bei uns zu Hause ausklingen lassen. Die Haelfte der vier Herrschaften ist dann heute morgen heimgeflogen, die andere Haelfte bei uns eingeflogen, nicht ohne vorher dem Brillenmarkt einen Besuch abzustatten. Jetzt sind alle auf das Ergebnis gespannt.
Dienstag, 29. Mai 2007
Die Buecherkiste
Jedenfalls ist das ja fast wie Weihnachten! Damit die Versandkosten in plausibler Relation zur Sendung standen, hatte ich ja einiges bestellt ... wenn ich dann jetzt erst mal nichts mehr blogge, liegt es vermutlich daran, dass die Buecher so spannend sind. Oder dass ich mich um die Gaeste kuemmern muss, denn meine Mutter ist ja mittlerweile in Shanghai eingetrudelt und "droht" :-)), hier uebermorgen temporaer Quartier zu nehmen.
Montag, 28. Mai 2007
Weiss wie Schnee, schwarz wie Ebenholz, rot wie Blut
Mit dem Shampoo verhaelt es sich aehnlich - hier sind die Regale voll mit Shampoo speziell fuer schwarzes Haar. Was wuerde wohl passieren, wenn ich das benutzen wuerde? Der Markt fuer Shampoo fuer blondes Haar ist offenbar so klein, dass er gar nicht erst existiert. Na ja - das ist ja auch in Deutschland eher eine Spezialitaet und nicht seeehr gebraeuchlich, so dass vermutlich nur ein kleinerer Prozentsatz der ohnehin verschwindend geringen Zahl an blonden Langnasen ueberhaupt als Kunden in Betracht kaemen. Denn die Leute mit gefaerbtem Haar (wobei ich sagen muss, dass Rot- und Brauntoene [wenig ueberraschend] doch deutlich gelaeufiger sind als richtiges Blond) brauchen ja kein Shampoo fuer blondes, sondern fuer strapaziertes Haar.
Lippenstift ist hingegen, soweit ich sehe, in grosser Auswahl zu haben, so dass man hier mit den vorhandenen Produkten leicht eine knappe halbe Milliarde Schneewittchen zaubern kann. Und vergiftete Kaemme und Aepfel kriegen die sicher auch noch hin ... Na, dann mal her mit den Prinzen!
Samstag, 26. Mai 2007
Grandes chinoiseries
Ich habe es dann heute Abend auch gleich ausprobiert, denn wir hatten Theaterkarten fuer das Gong-Theater an der East Yan'An Road. Auf dem Spielplan stand "Shaolin Soul", The Giant Kungfu Performance. (Ja, kleiner als gigantisch machen wir's nich'.) Ich war damit natuerlich voellig 'overdressed', aber das wusste ich ja vorher ... Das Gong-Theater hat offenbar auch schon mal bessere Tage gesehen, es ist zwar nicht direkt abgewrackt, aber hat den Charme vergangener Tage. Die (natuerlich roten) Kunstledersessel sorgen dafuer, dass einem die Klamotten am Leibe kleben, aber wenigstens hat man richtig viel Platz - die Stuhlreihen stehen so weit auseinander, dass man die Beine ausstrecken und dann noch jemand vor einem hergehen kann. Das ist allerdings bequem. Die dunkelbraunen Waende sind mit gemalten Stuckornamenten in schwuelstigem Stil verziert, der Vorhang ist auch rot, mit goldfarbenen Ornamenten. Die Toiletten sind halbwegs modern, wenn auch in der Stehvariante, bloss Papier oder gar Seife gibt es da nicht. Einen Handtrockner auch nicht, na ja.
Die Show selbst ist schon ein bisschen beeindruckend, auch wenn heute das Nadel-auf-eine-Scheibe-Schleudern-und-den-dahinter-gehaltenen-Luftballon-zerplatzen-Lassen auch beim fuenften Versuch nicht klappen wollte. Erstaunlich frustrierend! Frustrierend auch, dass ich einfach nicht schnell genug gucken kann. Das ist der Vorteil von einem Film wie Hero, in dem einem die Hochgeschwindigkeitskamera hilft. Die Geschichte, hier wie dort, ist nicht der Rede wert, eher kitschig. Hier: Ein Waisenkind wird als Baby von Shaolin-Moenchen aus Kriegswirren gerettet und in ihrer Kampfkunst (Wushu) unterwiesen, vor allem aber in der zugehoerigen Ethik. Irgendwann wird die zugehoerige Mutter gefunden und anhand einer zerbrochenen Jade (s. a. Jade, Mehr Jade und Jade zum dritten und letzten), deren eine Haelfte beim Baby verblieben war, identifiziert. Der junge Mann muss sich nun zwischen Mutter und Klosterbruedern entscheiden und nimmt von letzteren schweren Herzens Abschied. Heul, schluchz! Das ganze Stueck ist wortlos, aber mit hinreichend lauter Musik unterlegt (deren Lautstaerke geeignet ist, auch das undisziplinierteste Publikum zu uebertoenen). Burkhard behauptet, sie erinnerte an Star Wars. (Oder war's Star Trek? Au weia ... das darf man natuerlich nicht velwechsern ...) Verbesserungswuerdig ist vor allem der Umgang mit dieser Musik. Nix da sanfte Uebergaenge von einem Stueck zum naechsten. Wozu das? Wenn eine Szene zu Ende ist, wird die Musik - umpf! - einfach ab- und das naechste Stueck aufgedreht, "faedich". Aber insgesamt war's trotzdem ganz gut.
Freitag, 25. Mai 2007
Petites Chinoiseries
Und eine zweite: Vor einigen Wochen wurden die Feuerloeschertueren hier im Haus mit kleinen Aufklebern versiegelt. Darauf steht: "Fire hydrant never use in case of emergency". Wann dann??
Ansonsten kann ich schon mal berichten, dass meine Fotos aus Kuala Lumpur jetzt fertig sind. Zwar sind einige missraten, da mir ja fuer die Nachtaufnahmen keine Hilfsmittel ausser ruhiger Hand zur Verfuegung stehen (und auch sonst die technischen Moeglichkeiten begrenzt sind), aber einige sind auch schoen geworden. Diesmal habe ich gar keine Papierabzuege, sondern nur Pixel, so dass ich sie sogar am Wochenende posten kann. Ein Wermutstropfen: der Film, den ich wegen drohenden Bildermangels vor Ort in Kuala Lumpur gekauft habe, war offenbar nicht in Ordnung - alle Bilder sind mit einem dicken Strich verschandelt. :-(((
Donnerstag, 24. Mai 2007
Happy Birthday, Buddha!
Der Himmel hat uns heute allerdings nicht gerade Feiertagswetter beschert. Heute Morgen war es dunkelgrau (bisschen schwarz, wie die Chinesen sehr zutreffend sagen, haben wir heute im Unterricht gelernt), es hat ein bisschen geregnet, und relativ stuermisch war es auch. Die Luft ist ziemlich feucht, so dass herumliegendes Papier z. T. schon fast zum Schreiben nicht mehr geeignet ist. Burkhard ueberlegt, ob er mal die Entfeuchtungsfunktion unserer Klimaanlage ausprobieren soll ... ich weiss gar nicht, warum er noch ueberlegt. Ich muss mich natuerlich fast genau so anziehen wie im Winter, sonst waere mir mein Buero zu kalt. -
Meine Mutter hat sich gestern Abend (jedenfalls laut Plan) auf ihrem Yangzi-Dampfer eingeschifft (vielleicht haette der Post "Happy Birthday, Buddha, und ahoi, Muddha!" heissen sollen, Gruss aus Kalau) und ist heute wohl in der "Geisterstadt Fengdu" herumgegeistert. Ob's da spukt? Aber hier driftet der Eintrag schon wieder in Richtung Unsinn des Tages ...
Mittwoch, 23. Mai 2007
Kleiner Stress
Ich befuerchte auch, dass der Stress jetzt noch bis zum Monatsende anhalten wird - dann muss ich ja erstmal ein bisschen Urlaub nehmen und zur Stadtfuehrerin mutieren, und danach habe ich dann wahrscheinlich wieder Stress, weil mir die Urlaubstage dann fehlen, denn im Moment bin ich ja immer noch eine "one woman show" und habe niemanden, dem ich etwas delegieren koennte. Wird Zeit ... zumal ich auch demnaechst, das sehe ich schon, wirklich noch alle Laender besuchen muss, um die aktuellen Aktivitaeten vor Ort und im direkten Gespraech zu besprechen, anders wird es nicht funktionieren. Von der schrecklichen Reise in die USA Anfang August ganz zu schweigen. Schrecklich auch deshalb, weil mir die lieben Kolleginnen hier erzaehlen wollen, dass es ueberhaupt am Tag nur zwei Fluege von Newark nach Shanghai gaebe. Was ich fuer absoluten Quatsch halte, denn wir reden hier nicht von Direktfluegen, und soweit ich weiss, verlassen mehr als zwei Flugzeuge taeglich diesen Flughafen.
Das Wetter ist hier alldieweil warm und feucht und relativ stuermisch - dem akustischen Eindruck nach zu urteilen toben die Novemberstuerme um die Tuerme, aber Baeume und Temperaturen sprechen eine deutlich andere Sprache.
Dienstag, 22. Mai 2007
Faeden
Meine Mutter muesste so langsam in Xi'an angekommen sein (oder auch schon damit fast fertig), da darf man ja schon auf die Berichte gespannt sein ...
Sonntag, 20. Mai 2007
Fauler Sonntag
Samstag, 19. Mai 2007
Ueber die Inkompatibilitaet von Putzfrauen und Telefonen
Heute morgen dachte ich, dass ich mich wieder ganz fit fuehle, aber beim Herumrennen war mir dann doch noch etwas schlapp zumute. Macht schon einen Unterschied, ob man/frau zu Hause sitzt und sich pflegt oder "auf die Jagd geht". Aber schliesslich wollte ich ja auch mit zum Abholen von Burkhards neuer Brille. Abholen ist gut - das, was die lieben Leute in der ganzen Woche gemacht hatten, war, die Glaeser zu besorgen. Die lagen dann an einem zweiten Stand schoen gross und rund, neben dem Gestell. Und dann bekamen wir in dem Gewuehl dieses Standes einen Stuhl angeboten, und dann wurde mal eben die Brille angefertigt. Die Optiker verlassen sich da viel auf ihren eigenen Blick. Da wird scharf durch die Glaeser gepeilt und dann mit dem dicken Filzstift irgendein springender Punkt markiert (und vermutlich so am Springen gehindert). Obwohl, was schreib' ich ... Optiker ... das sind alles so junge Burschen (vielleicht auch Maedels), die wahrscheinlich mehr eine Mischung aus den Beuys'schen Kuenstlern und mehr oder weniger soliden Handwerkern sind. Aber vielleicht sind sie nicht so jung, wie sie aussehen, und besser ausgebildet, als ich hier ohne Ueberzeugung unterstelle - wie auch immer, das hat eine halbe oder eine dreiviertel Stunde gedauert, und dann war die neue Brille fertig. Nun war Burkhard natuerlich schon wieder an die Nur-Lesebrille gewoehnt, die er in den letzten Wochen notgedrungen tragen musste, so dass eine kleine Gewoehnung noetig war. Ausserdem sind die Glaeser wohl auch nicht ganz so gut wie die heimischen Zeiss-Exemplare, die natuerlich auch besonders teuer waren, aber nach ein paar Stunden hat das schon ganz gut funktioniert. Fuer den Preis echt prima!
Leider habe ich keine schoene gruene Brille fuer mich gefunden, schade eigentlich. Aber vielleicht ein anderes Mal.
Donnerstag, 17. Mai 2007
Himmelfahrt
Der Arzt war in meinem Fall eine ueberaus internationale Aerztin, mit einem chinesischen Nachnamen, asiatischem Aussehen, einem franzoesischen Vornamen und ebensolchem Akzent in ihrem Englisch. Ist wohl bloss eine Halsentzuendung, aber doch so, dass sie mir in Anbetracht der Tatsache, dass meine Halstabletten nach zwei Tagen keine Wirkung zeitigen, Antibiotika verschrieben hat. Die Apotheke in der WorldLink-Klinik ist ja irgendwie klasse, da bekommt man genau abgezaehlt, was man braucht, mit einem individuellen Aufkleber ueber Dosierung und Einnahmevorschrift. Und "genau abgezaehlt" heisst dann u. U. auch einzeln vom Blister geschnitten. Jetzt verstehe ich auch das mit den Klinikpackungen aus eigener Anschauung, was ich bisher nur aus Software-Anforderungsspezifikationen kannte.
Und jetzt bin ich also bis morgen einschliesslich "on sick leave" und versuche, mich zu pflegen. Ich fuehle mich zwar ein bisschen schlapp, aber fuer die donnerstaegliche Chinesischstunde immer noch stark genug. Da muss man ja keine Baeume ausreissen, sondern bloss Saetze bilden: Hardy, ni de juzi! [zu deutsch: Hardy, dein Satz!]. Also habe ich unsere Xiao Li angesmst und gefragt, ob sie nicht heute ausnahmsweise zu uns kommen koenne. Und das konnte sie dann auch. Als Uebung hat sie heute ihre Kamera mit den Bildern von ihrer Fahrt in ihre Heimat mitgebracht. Die Aufgabe war, zu den Bildern Fragen zu stellen. Gar nicht immer so leicht ... Am interessantesten war noch dieser grosse goldene Buddha. Und der ist wirklich gross, naemlich 168 Meter hoch!
Mittwoch, 16. Mai 2007
W-W-chen
Morgen frueh bricht meine Mutter - (Gruss aus Kalau) zu ihrer grossen Chinarundreise auf. Beijing, Xi'an, Yangzi-Kreuzfahrt ... alles dabei. Und am Ende natuerlich Shanghai. Na dann gute Reise, natuerlich ohne (s. Titel)!
Montag, 14. Mai 2007
Botanisiertrommel
Aber wir wollten ja gestern in den botanischen Garten, zum letzten Tag der (wegen noch guten Zustands der Blumen verlaengerten) Fruehlingsblumenausstellung. Ich denke mir, dass man im botanischen Garten mit einer Botanisiertrommel ohnehin nicht willkommen ist ... Andererseits habe ich nirgendwo stehen sehen, dass man nichts pfluecken soll ... Aber so richtig viel zu pfluecken gab es auch gar nicht: Bambusgarten, Osmanthusgarten, Bonsaigarten, Paeoniengarten, Magnoliengarten, Koniferengarten, Sukkulentenhaus, Tropicarium, Ahorngarten ... das ist alles nicht besonders gefaehrdet. Die Paeonien theoretisch ja, aber praktisch waren sie laengst verblueht (nix da Pfingstrosen). Der Rosengarten waere noch am ehesten in Frage gekommen, um sich anlaesslich des gestrigen Muttertags, der wegen des allgegenwaertigen Geschaeftssinns auch in der chinesischen Kultur Einzug haelt, mit Bluehendem auszustatten ... An dieser Stelle die besten Wuensche nachtraeglich fuer alle bloglesenden Muetter!
Sonntag, 13. Mai 2007
Guckloecher
Freitag, 11. Mai 2007
Jodeldiplom
Dienstag, 8. Mai 2007
Knethi, Plethi und Panta Rhei
Sonntag, 6. Mai 2007
Hoehenkrankheit
Es ist der richtige Monat - im Mai, dem Marienmonat, gibt es einen alljaehrlich anbrandenden Pilgerstrom dorthin, nachdem irgendein Papst Pius 1874 denjenigen, die das taeten, Erloesung von ihren Suenden versprochen hatte (siehe dazu auch den englischen Wikipedia-Artikel). Die Pilger lassen sich offenkundig von keinem Wetter abhalten, denn heute morgen, als wir gegen 11 Uhr nach einstuendiger Fahrt dort ankamen, war es arg grau, man konnte die Huegel kaum sehen. So kommen auch die tollen Villen zu Fuessen der Huegel gar nicht gut zur Geltung. Ist bestimmt schweineteuer da - und ich wuerde nicht mal da wohnen wollen.
Wir entrichten unseren Obolus und duerfen erst mal Treppe steigen, um auf einem Platz mit einer Pagode, einem grossen Yin-Yang-Kieselbild im Boden, Schaukelbaenken, steinernen kleinen Pferden und ein paar Buden zu landen. Es ist ein bisschen was los, aber so richtig renao ist das nicht.
Dann machen wir uns auf, den Berg zu erklimmen, an seinen bewaldeten Flanken langsam hoeher. Wald - das sind hier einige wenige Baeume und viel Bambus. Aber richtig dicker, mit Stengeln oder Staemmen bis zu 10 cm Durchmesser. Da gibt es nicht viel dran zu ruetteln, die bewegen sich so gut wie nicht, selbst wenn ich mich voll dagegen werfe. Bis auf die frischen Triebe, die sind noch etwas nachgiebiger. - Wir stossen zunaechst auf das Observatorium, das offenbar jetzt zu einem Museumsstueck umfunktioniert ist. Dazu gibt es auch ein ziemlich angestaubtes Museum mit allerhand Ausstellungsstuecken zur Geschichte der Astronomie, darunter auch Bilder von Galilei. In einem Raum wird ein Film ueber den ersten Space Shuttle-Flug vorgefuehrt, englisch mit chinesischen Untertiteln. Ein paar Zeichen kann ich schon lesen, klasse! Weniger angestaubt ist die Ausstellung zur Zeitmessung, auch mit einer Weltkarte zu den Zeitzonen. Der Einfachheit halber verzichtet das Programm aber auf die Beruecksichtigung der Sommerzeit. :-(
Als naechstes besuchen wir die Kirche. Vom Dach des Observatoriums aus zum Greifen nah, muss man doch erst den Observatoriumskomplex verlassen und sich der Kirche aussenherum naehern. Der Empfehlung meines Reisefuehrers, fuer den Aufstieg zur Kirche den Kreuzweg zu nehmen, konnten wir nicht folgen, da wir dazu nicht von der richtigen Seite gekommen sind. Die Kirche wurde von 1925-35 gebaut, von einem portugiesischen Missionarsarchitekten wohl, sie ist recht fotogen, aussen ziegelroter Backstein, innen graue Steine in meist neoromanischer Verwendung, hell-ockerfarben getuenchte Waende, viel Licht. Und darin ist es voll, es wird Dauermesse gefeiert, wie es scheint. Mit viel Gesang, auch zur Melodie von "Shalom chaverim", aber mit chinesischem Text. Das hindert niemanden daran, im hinteren Teil der Kirche herumzustehen, Fotos von seinen Lieben zu machen (gerne auch mit segnendem Priester im Hintergrund) und tuechtig zu schwatzen. Nein, dafuer kann man nicht vor die Tuer gehen. Denn da treiben sich ja die Braeute mit Fotografenscharen herum.
Unser naechstes kleines Ziel ist der Teegarten, den wir trotz der etwas verwirrenden Wegweiser finden. Und so langsam klart es auch auf, wie schoen! Am unteren Ende der kleinen Plantage gibt es ein offenbar noch recht neues Gebaeude, in dem die frische Ernte verarbeitet wird. Verarbeiten, das heisst hier in metallene, offenbar beheizte Rundschuesseln werfen und darin von Hand tuechtig bewegen. Das Erhitzen dient bekanntlich dazu, die Fermentation zu stoppen bzw. gar nicht erst beginnen zu lassen und so gruenen Tee anstelle von schwarzem zu produzieren. Theoretisch weiss ich das ja alles, aber es ist schon ganz interessant, es auch mal wirklich und praktisch zu sehen.
Die Teeblaetter duften schoen, und fuer 35 RMB pro Person kann man ein Whiskyglas mit den frisch zubereiteten Teeblaettern und eine der grossen Schnabel-Thermoskannen, hier in romantischem Knallpink, bekommen, was wir dann auch in Anspruch nehmen. Dabei hat man einen schoenen Blick auf den She Shan mit der Kirche, einem Antennenmast (der angeblich zu einer Seismographenstation gehoeren soll) und einer zweiten Observatoriumskuppel, von der ich mich frage, ob die denn wohl noch in Benutzung ist. Besonders geeignet scheint die Umgebung von Shanghai fuer diese Zwecke ja nicht gerade ...
Nach einem Spaziergang zurueck durch den Bambuswald, der jetzt, wenn die Sonne durch die Blaetter scheint, wirklich besonders schoen ist, finden wir erst einen chinesischen Pavillon und dann noch eine kleine Kirche sowie drei Anbetungspavillons, einen fuer Jesus vom heiligen Herzen, einen fuer Mutter Maria und einen fuer Vadder Jesus (oder war's Abraham? Gruss aus Kalau!). Vor allem der Marienpavillon steht quasi in einem Blumenmeer, und hier wie auch an anderen Stellen wird recht inbruenstig gekniet und gebetet. Auf dem Platz vor der Kirche droehnt "volle Pulle" Haendels "Halleluja" aus unsichtbaren Lautsprechern. Und hier faengt auch der besagte Kreuzweg an, mit einer grossen Inszenierung des Gartens Gethsemane in einer sehr steinigen Oelbergkulisse, in dem einer ganz weissen betenden Jesusfigur ein ebenso weisser Engel den gleichermassen weissen Kelch praesentiert. Das sieht schon sehr entrueckt aus.
An der Kirche angekommen ueberzeugen wir uns, dass wirklich permanent Messe gehalten wird, ja, so ist es. Man schreitet gerade wieder zur Eucharistie. Ich geniesse das schoene Licht in der Kirche, waehrend Burkhard alle Fotos noch einmal machen muss, die er schon beim ersten Besuch gemacht hat, denn jetzt ist das Licht ja viel besser. Das ist es auch wirklich - konnte man heute morgen kaum bis zum naechsten Huegel sehen, erscheinen jetzt die Auslaeufer von Shanghai im Gesichtsfeld, die ersten Hochhaeuser, die wie eine Wand aus der wirklich flachen Ebene herausragen. Es geht das Geruecht, dass man bei klarer Sicht den Oriental Pearl TV Tower ausmachen koenne - aber sooo klar ist es natuerlich nicht geworden.
Dann fahren wir mit der Seilbahn ins Tal zurueck, um dann doch noch wieder ein Stueck hochzulaufen, da wir lieber durch den Park als an der Strasse entlang zum Parkplatz zurueckgehen moechten. Die Pagode (angeblich wird sie die tugendhafte genannt) liegt jetzt auch in der Sonne, so dass auch hier nochmal aufs Neue Pixel determiniert werden muessen. Ein kleines Tempelchen ergaenzt die Pagode, im oberen Stockwerk haengt eine von diesen typischen Bronzeglocken. Am Kiosk gegenueber kaufen wir uns ein Eis am Stiel, fuer sagenhafte 50 Cent (fuer zwei, versteht sich), das wir gemuetlich auf einer Schaukelbank mit Blick auf die Pagode im Spaetnachmittagslicht verzehren. Dann gehen wir die grosse Treppe hinunter, und da wartet Ding Shifu schon auf uns. Er scheint sich den See angesehen zu haben, den er uns jedenfalls ungewoehnlich begeistert empfiehlt. Ja, den haben wir noch nicht gesehen, und den oestlichen Berg auch nicht - da muessen wir wohl nochmal wiederkommen.
Der Rueckweg dauert eineinviertel Stunden - nicht, dass es weit waere, aber der samstagnachmittaegliche Verkehr oder besser Stau laesst einfach kein schnelleres Vorankommen zu. Wie auch immer - gegen sechs Uhr sind wir zu Hause.
Donnerstag, 3. Mai 2007
Renao
热闹 [ 熱鬧 ] (rènao)
S Rummel
V umrunden
V viel los sein
Adj lebhaft, belebt
So gefaellt es den Chinesen, und was das betrifft, bin ich wohl auch einigermassen chinesisch. ;-)) Es ist ganz anders als auf diesem Bild, aber die grosse Beetuhr zeigt sehr wohl die richtige Zeit an. Auf der Allee vom Oriental Art Center zum Eingang (auf dem Plan mit dem Weg in nordwestlicher Richtung angedeutet) haben sich schon allerhand Verkaeufer von Kram und Essbarem postiert und lauern auf Kundschaft. Beim Kram besonders zu erwaehnen sind vielleicht die wirklich sehr kunstvollen Flechtwerke aus frischen Mais(?)blaettern, wie Schmetterlinge, Grashuepfer und Blumen. Die Drachenverkaeufer sind etwas mobiler und schieben ihre "Ladenfahrraeder" auf den Plaetzen herum. Denn trotz ziemlicher Flaute sind allerhand Drachen in der Luft - und das sind nicht einmal Lenkdrachen! Da finde ich es schon ein bisschen erstaunlich, dass sogar die 36er-Kette offenbar problemlos oben bleibt ...
Kaum sind wir im Park, werden wir schon fast ueberfahren - da gibt es die superschnellen Elektrobusse mit der Hupe (dass da nichts passiert ...) und die mehr oder weniger schnellen Tretautos fuer zwei oder vier (und ich glaube, es waren auch einige noch groessere dabei) sowie "normale" Mehrfachfahrraeder (Tandems und Tridems, oder wie heisst die Dreierausgabe?). Au ja, das will ich auch! (Nein, nicht Leute ueberfahren, aber bequem unter einem Sonnendach sitzen, ein bisschen treten, den leichten Fahrtwind geniessen und dabei gut vorankommen.) Wir haben ein kleines Weilchen gesucht, bis wir den Verleih gefunden haben, und leider wollte man uns das Gefaehrt heute wegen des Andrangs auch nicht fuer zwei Stunden verleihen, so mussten wir es wohl fuer eine Stunde nehmen. Mit 40 RMB sind Sie dabei! In der einen Stunde kann man halbwegs bequem um den Park herum fahren, der doch ziemlich weitlaeufig ist. Wir haben auf diese Weise allerdings nur einen Ueberblick ueber das Gelaende bekommen, detaillierter hinsehen oder das weitlaeufige Wegenetz erkunden ist dabei nicht drin. Es gibt einen Bonsaigarten und einen Hain mit (bluehenden) Orangenbaeumchen, da mussten wir ein ganz kleines bisschen anhalten und tuechtig Neroliduft schnuppern. Wie schoen! Die Pflanzenskulpturen, die natuerlich 10000fach "eingepixelt" werden, duerfen natuerlich auch in unserer Pixelsammlung nicht fehlen - das war noch ein kleiner Halt. Aber wenn wir gefahren sind, haben wir meist tuechtig in die Pedale getreten und viele ueberholt. (Und niemanden umgefahren, um das ganz deutlich zu sagen!)
Nach der Rundfahrt machen wir noch einen Rundgang eng um den Hauptsee, damit ist noch eine weitere Stunde fast um. Dann nehmen wir die U-Bahn nach Lujiazui (auf der Hinfahrt hatten wir uns ein Taxi gegoennt) und essen noch in einem Restaurant in der Super Brand Mall. Wir mussten schon ein bisschen suchen, um eins zu finden, in dem wir trotz Fuelle nicht warten mussten. Es war ganz schoen voll heute in der Super Brand Mall, so dass fast ueberall grosse Scharen von Wartenden vor den Restaurants herumstanden und -sassen. Wir wurden dann an der obligatorischen Hochzeitsgesellschaft vorbei in einen der vielen kleineren Raeume gefuehrt, der heute offenbar fuer einzelne Gaeste genutzt wurde. Es gab Tofu in scharfer Sauce, crabmeat dumplings, gruenen Spargel mit Lilienzwiebeln, Kabeljau auf Gemueschen, rot gepoekelte Ente auf Auberginen (haette ich vorher gewusst, dass die rot gepoekelt war, haette ich sie womoeglich nicht bestellt ... aber die Auberginen waren lecker) und zum Nachtisch kleine Teigbaellchen mit Dattelfuellung. Chinesische Datteln = Jujube, versteht sich. Das war immer noch reichlich ... aber wir haben es halbwegs geschafft. Dann zurueck durch das Gewuehl am lauen Abend - sehr angenehme Temperatur. So ein Pech aber auch, dass ich morgen arbeiten muss ...
Mittwoch, 2. Mai 2007
Tangofeuer
Sehenswert ist auch der Veranstaltungsort selbst, da wollte ich ja immer schon mal hin. (Zur Illustration habe ich ein paar Bilderlinks eingefuegt.) Das Oriental Art Center hat mehrere Saele, die in fuenf "Bluetenblaettern" angeordnet sind. Hier ist zum Beispiel ein Bild. Die kelchfoermigen Glashuellen umgeben natuerlich gerade Waende, die mit Keramikelementen an Stahlseilen bespannt sind, ganz interessant. Ob die wohl nur dekorativ sind oder auch irgendwelche akustischen Zwecke erfuellen? Das auffaellige Gebaeude befindet sich in Pudong, am Century Park - gerade so weit weg, dass man lieber nicht unbedingt zu Fuss gehen moechte. Es liegt an der Century Avenue, mit dem JinMao im Hintergrund - da sieht man schon, dass es nicht direkt bei uns um die Ecke zu finden ist.
Dienstag, 1. Mai 2007
Besuch aus Deutschland
Hier bei uns gab es dann in traditioneller deutscher Manier Kaffee und Kuchen. Zwar sind Mango-Bananen-Muffins nicht genau das, was man sich unter traditionellem deutschen Kuchen vorstellt, aber mit Schlagsahne und noch leicht warm waren sie trotzdem recht lecker.
Das Wetter scheint sich auch zu beruhigen, heute Morgen war es zwar noch hellgrau, aber am Nachmittag ist sogar die Sonne ein bisschen herausgekommen. Und der Himmel wurde von einer blau-gelben Zigarre "unsicher gemacht". Nein, nicht im Auftrag der FDP, sondern mit Goodyear-Reklame. Der Zeppelin ist hier stundenlang herumgeflogen und fliegt noch. (Oder sind das Fahrzeuge, die fahren wie Ballons?) Und zum Teil ganz schoen niedrig. Ob man den fuer Rundfluege (oder -fahrten) buchen kann?