Und wieder graut der Morgen - wann blaut er denn hier mal?! Damit nicht genug, es regnet auch noch. Bis nach dem Fruehstueck hat es ja noch Zeit, sich auszuregnen. Fruehstueck gibt es auf der dritten Etage, mit Ausblick in die Hotelhalle. Im Hinblick auf den Energieverbrauch ist es vermutlich sehr guenstig, dass diese riesige Hotelinnenhalle weitgehend in der Finsternis liegt, aber das drueckt schon ein bisschen aufs Gemuet.
Nach dem Fruehstueck regnet es immer noch. Egal, wir muessen ja erstmal nur ins Auto steigen und danach ein paar Meter zum Eingang der Schilfrohrfloetenhoehle gehen, die innen zwar auch feucht ist (denn das ist eine Tropfsteinhoehle), aber in der es dennoch nicht regnet. Oh, Ueberraschung: das ist eine so internationale Sehenswuerdigkeit hier, dass die Wegweiser sogar auf Deutsch beschriftet sind!! Mein Lieblingsschild, leicht makaber, ist der Wegweiser zum "Fuehrer-Ausruheraum", auf dem jemand das Ausruhe-E mit einem Kaugummi "weggeklebt" hat. Ich habe nicht nachgesehen, wer da ruht.
Tony hat uns schon erzaehlt, dass das die VIP-Hoehle sei: Jeder offizielle Gast muss diesen Ort besichtigen. Na, hoffentlich nicht gerade heute, sonst duerfen wir bestimmt nicht hinein - wie damals in Dresden, als das Gruene Gewoelbe fuer uns wegen VIP-Besuchs verschlossen blieb. Anders als ueblich legt sich hier der Souvenirladen nicht wie eine Wucherung um den Ausgang, sondern schon um den Eingang, er ist zugleich Wartesaal mit Stuhlreihen.
Lange muessen wir aber nicht warten, bevor wir die Hoehle betreten koennen. Sie ist sehr geraeumig und die Wege sind mindestens so gut hergerichtet wie alle anderen Flaniermeilen dieser Welt. Die Tropfsteinformationen haben blumige chinesische Namen (obwohl in europaeischen Hoehlen ja auch immer hoechst fantasievoll Dinge gesehen und entsprechend benannt werden, die prosaischere Gemueter fuer Kalziumkarbonatknuddel halten) und sind zwar farbig angeleuchtet, aber nicht kitschig - ich finde die Illumination recht gelungen, hilft sie doch, die verschiedenen Ebenen und Formen hervorzuheben oder gar erst vernuenftig sichtbar zu machen. Es gibt Loewen, Pilze und eine reiche Gemueseernte sowie eine drachenumschlungene Pagode. Aha! Das ist der Unterschied zwischen Asien und Europa: in Europa waere das unzweifelhaft eine Madonna mit dem Kind gewesen, ich zeige Tony genau, wo sie steht und wo das Kind ist. In der grossen Haupthalle gibt es alle paar Minuten eine Ton- und-Licht-Show. Hm, die finde ich weniger gelungen. Das ist recht bunt, und die Laserfiguren (tanzende Strahlen, wandernde Kreise etc.) sind irgendwie unzwingend. Und dann werden auch noch tuechtig Seifenblasen produziert - wenn ich das jetzt so aufschreibe, frage ich mich, ob der Boden davon nicht doch auf Dauer ein bisschen rutschig wird?
Danach steht der Besuch von Mineralienhaendlern auf dem Programm. Wir halten an der Perlenfabrik. Was, Perlen? Wollen wir nicht - naeh, nich' schon wieder Perlen, maulten die Schweine. ;-) Neinnein, beruhigt uns Tony, hier gaebe es auch Mineralien. Eine lokale Fuehrerin nimmt uns in Empfang und fuehrt uns erst einmal durch das Jade"museum". Es beginnt mit antiker Jade und reicht bis zu zeitgenoessischem chinesischen Kunsthandwerk (modern wuerde ich es nicht unbedingt nennen). Waehrend man sich international gibt, ist das Fotografieren nur auf Chinesisch verboten. Toll, das habe ich zwar halb erraten, aber zu einem Viertel gelesen. Besonders nachhaltig ist mir eigentlich nur ein riesiges Stueck durchwachsener Speck in Erinnerung - naturbelassener Stein, nur die Oberseite ist gelblich-rotbraun eingefaerbt, wie es sich fuer eine ordentliche Schwarte gehoert. Und dann kommt die Verkaufsausstellung - da gibt's natuerlich auch nur so'n Jadekram. Burkhard erklaert Tony, das das nicht das ist, was er sucht, aber waehrend Tony ansonsten recht gut ist, uebersteigen Burkhards Ideen hier sein Vorstellungsvermoegen. Das ist wohl mehr ein interkulturelles Missverstaendnis … na egal, dann eben keine Mineralienhaendler. Wir fahren noch zu einem anderen Laden, der ausser Jadewaren auch Wurzelskulpturen und Schnitzarbeiten und sogar ein paar Stuecke mit Kalzitkristallen und aehnlich Langweiligem hat - aber so sind wir mit diesem Programmpunkt schnell fertig.
Der zweite Laden liegt bei dem Elefantenruesselberg, der NICHT so heisst, aber den wir auch von unserem Hotelfenster aus gut sehen koennen und der unserer Meinung nach viel elefantenfoermiger ist als der andere. Wir klettern nicht hinauf, sondern begnuegen uns damit, ihn von diesseits und jenseits des Flusses zu wuerdigen und die Pagode zu bewundern, die auf einer Felsnadel vor der Elefantennase vermutlich fuer das richtige Fengshui sorgt. Den Fluss kann man hier auf zwei recht chinesischen Brueckchen ueberqueren - kleine genuegen, weil ein Inselchen den Fluss teilt. Am jenseitigen Ufer gibt es lauter offene, ueberdachte Restaurantterrassen, die auch schon gut besucht sind. Wir muessen jetzt aber zum Guilin Park Hotel fahren, aus voellig obskuren Gruenden ist der "Loentsch", den wir bekommen sollen, heute im Programm enthalten. Es gibt Gongbaojiding und andere chinesische Gerichte aus der Kategorie "fuer Anfaenger", also weder Huehnerfuesse noch Seegurken oder Quallen oder 1000jaehrige Eier. Viel zu viel, aber nicht schlecht. Aber auch nichts Besonderes.
Nach dem Mittagessen steht der Palast der Jinjiang-Prinzen auf dem Programm. "Palast" sagen wir auf Deutsch, das steht aber mehr fuer ein Gelaende mit Gebaeuden und Landschaft, eingeschlossen den Berg der solitaeren Schoenheit und den (kuenstlich angelegten) Mondsichelsee an seinem Fuss. Auf den englischen Schildern steht auch, glaube ich mich zu erinnern, "City of the Jinjiang Princes". Die Gebaeude sind weniger beeindruckend, eins ist zu einem kleinen Museum umgestaltet, die anderen sind Raeumlichkeiten der Universitaet. Die Fachgebiete Geschichte und Kunst sind hier ansaessig, wie sinnig. Waehrend die lokale Fuehrerin uns die glueckbringenden kleinen aberglaeubischen Handlungen erlaeutert, die man hier machen kann, bin ich ganz angetan von den vier Maedels, die ihre Promotion dokumentieren wollen und in schwarzen Roben und Doktorhut, aber mit bunten Sandalen an den Fuessen vor einem Fotografierbuerschchen in verschiedenen Konstellationen posieren. Glueckbringende Handlungen: zum Beispiel Kopf und Schwanz des "Drachen" beruehren, der sich um den Mann-und-Frau-Baum schlingt. Dieser Baum ist einer, der von einer Wuergefeige umschlungen ist und das nun schon seit 100 Jahren aushaelt, waehrend er normalerweise schon abgestorben sein muesste. Stutz … Der Drache besteht uebrigens aus fantasieanregenden Stuecken der Feige. Glueckbringende Handlungen zum Zweiten: die Reichtum verheissende Steinvase im Treppengelaender anfassen und dann die Hand in die Tasche stecken - dann ist allzeit "Jelld in de Taesch", angeblich.
Wem das mit dem Glueck noch nicht reicht, der kann die Hoehle mit den 60 Jahresgottheiten besuchen und den Zustaendigen belabern, beschimpfen oder anbeten. Meiner hatte irgendwie ein Schwert, alles andere incl. Namen habe ich vergessen. Gut, dass ich mir vorher schon ein Stueck Glueck gesichert hatte - ohne das waeren wir sicher den Verkaeufern nicht entkommen, die einem unbedingt "Abreibungen" der Felsbilder verkaufen wollen und die man natuerlich nicht umgehen kann, weil der Weg an ihnen vorbei fuehrt. Die besagte Hoehle liegt uebrigens schon im Fels der solitaeren Schoenheit, an dessen Seite auch die groesste Kalligraphie der Gegend zu bewundern ist: nan tian yi zhu steht da, ein Pfeiler, der den ganzen suedlichen Himmel traegt. Direkt neben dieser wahrhaft staatstragenden Rieseninschrift (relativ dezent, gruen auf felsgrauem Grund) liegt dann gleich die "Weinkellerhoehle" - ob das zur Schwere der Verantwortung passt? Die Jinjiang-Prinzen waren naemlich Brueder, die der (ein) Kaiser von China gluecklich hierher entsorgt hatte und die dann 13 (?) Generationen lang hier residiert haben. Sie durften fast soviel wie der Kaiser selbst, zum Beispiel ihre rotlackierten Tueren mit 7x9 Messingbuckeln bestuecken, waehrend dem Kaiser 9x9 zustanden. In Beijing wuerden wir die 81 Buckel sehen koennen, versichert uns die lokale Fuehrerin.
Aber zurueck zum Berg der solitaeren Schoenheit. Ausser der Riesenkalligraphie gibt es noch viele in kleinerem Format, darunter auch eine indische. Unsere Fuehrerin verabschiedet sich von uns - wenn man den Berg besteigen will, muss man das ungefuehrt tun. Nicht dass man sich verirren koennte oder eine Seilschaft braeuchte - nein, es gibt schon eine ordentliche Steintreppe. Aber die ist zum Teil recht steil und nicht ueberall beschattet, will sagen, die knapp 300 Stufen sind ein bisschen anstrengend. Aber eigentlich ein Wunder, dass es trotzdem so vergleichsweise bequem ist. Immerhin ragt der Fels - bei grober Abstraktion - wie eine aufrecht gestellte Streichholzschachtel auf, will sagen, fast quaderfoermig (es ist also kein Kegel) mit einer breiten und einer schmalen Seite. Die Blicke von oben entschaedigen fuer die Strapazen, auch wenn es jetzt sonnig, aber nicht ganz klar ist. Auf dem Li-Fluss trainieren diverse Mannschaften mit dem Drachenboot, denn das gleichnamige Fest naht (8. Juni). Jenseits des Flusses kann man eine interessante Konstruktion sehen, eine Mischung aus Pyramide und Schieferdach-Weihnachtsbaum, sozusagen (wahrscheinlich ist es eher ein Holzdach). Das sei ein Trommelturm der Dong-Minderheit, erklaert Tony. Der habe als Versammlungsraum gedient.
Nachdem wir so lange den Ausblick genossen haben, bis wir uns vom Aufstieg erholt hatten, geht's an den Abstieg, den ich genau so unangenehm finde. Unten goennen wir uns erst mal ein Eis am Stiel und fahren dann zum Mausoleum der Jinjiang-Prinzen. Die Strasse dahin ist ganz schoen schlecht - ueberraschend schlecht dafuer, dass sie zu einer der Sehenswuerdigkeiten fuehrt, die in fast jedem Reisefuehrer steht. Zugegeben, sie steht zwar im Reisefuehrer, aber nur in den wenigsten Reisegruppenprogrammen. Trotzdem. Unterwegs kommen wir an einem riesigen Friedhof vorbei, als Einstimmung auf das Thema Mausoleum, sozusagen. Das ist der oeffentliche Friedhof von Guilin (man erinnere sich: einer Kleinstadt). In China wird traditionell erdbestattet, auch wenn die Regierung mittlerweile versucht, die Urnenbestattung zu "promovieren" - wie heisst das nochmal auf Deutsch? Schliesslich will ich ja nicht sagen, dass demnaechst Dr. Urnenbestattung der Vorzug gegeben werden soll. ;-))
Bevor wir das Mausoleum erreichen, kommen wir durch bluehende Landschaften. Nicht dass ich Blueten saehe, aber die Luft ist schwer von suessem Bluetenduft (die Poeten pflegten nicht immer zu uebertreiben, ich empfinde es wirklich so). Insofern ist es wenig ueberraschend, dass man reihenweise Bienenstoecke am Wegesrand zu sehen bekommt. Wenn es fuer mich schon koestlich duftet, muss es fuer die Bienen ja wohl paradiesisch sein.
Ob fuer den Prinzenfriedhof "Mausoleum" das richtige Wort ist, sei dahingestellt. Es handelt sich um ein recht grosses Areal, in dem jede Prinzen-Grabanlage aus einer aeusseren und einer inneren Mauer besteht, mit zwei Hallen und einer Prozessionsstrasse, deren mittlerer Teil den Prinzen vorbehalten war (und der rechte den Militaers, der linke den zivilen Wuerdentraegern - oder war's umgekehrt?). Die Prozessionsstrasse wird von Paaren steinerner Figuren bewacht, die rechts und links Spalier stehen. Insgesamt soll das hier eine Art Miniaturausgabe der Ming-Graeber in Beijing sein - Bilder von dort kennt man ja, wobei ich mich immer ueber die Verschiedenartigkeit der Figuren wundere. Ein "echter Waechter", ein Schaf, ein PiXiu - so ein Sammelsurium!
Die erste Halle wird leider zur Zeit renoviert, was nicht nur das Fotografieren, sondern auch den Frieden des Ortes empfindlich stoert. Zwar ist Sonntag, aber der wird ja auf chinesischen Baustellen nicht anders behandelt als andere Wochentage. Statt himmlischer Ruhe und Bienengesumm in warmer, bluetenduftgesaettigter Sommernachmittagsatmosphaere kreischen Saegen, und es stinkt nach Lackloesemitteln, die vermutlich nicht sehr gesund sind. Schade - sonst waere es richtig toll hier, zumal nicht viele Besucher da sind.
Hinter der letzten Halle befindet sich das Grab unter einem riesigen Erdhuegel, nicht kleiner oder anders als die alten Tumuli in den westlichen Regionen Frankreichs. Hier "tobt das Bio" - wir stoebern einige interessante Raupen auf und einen bunt metallisch schillernden Kaefer. Schmetterlinge gibt es auch reichlich. (Bei der Gelegenheit fallen mir Wolf Schneiders Ausfuehrungen ueber das Wort Schmetterling ein - ja, da hat er Recht, es ist schon komisch, dass diese zarten, unstet flatternden Wesen mit einem Wort bezeichnet werden, das womoeglich fuer einen kraftvoll die Trompete blasenden Musikanten viel passender gewesen waere.)
Tony geraet ins Philosophieren - warum wir wohl den Palast und die Graeber der Jinjiang-Prinzen auf dem Programm haetten. Das wuerden wir ja doch alles gar nicht verstehen. Stutz?! Na ja, dafuer haben wir ihn ja: dass er es uns erklaert, so dass am Ende selbst so unwissende Langnasen wie wir einen kleinen Einblick in die Wunder der chinesischen Hochkultur erlangen koennen. Ich glaube nicht, dass meine Erklaerung ihn ueberzeugt, aber sei's drum.
Im Hintergrund liegt der Berg Yao, auf den - gut sichtbar - eine Seilbahn fuehrt. Aber es ist ja diesig; wir fahren also direkt zurueck in die Stadt und lassen uns in der Naehe des Dong-Turms absetzen. Ganz so nah nicht - Tony ist wohl besorgt, dass wir nicht zum Hotel zurueckkommen, wir sind ja schliesslich auf der anderen Seite des Flusses. Deshalb wirft er uns am 5-Sterne-Hotel der Amerikaner heraus, da gaebe es immer eins. Wir muessen also an der Uferpromenade promenieren, um zu diesem Park zu kommen, in dem der Turm sich befindet. Wir kommen an Haufen von abgebrannten Boellern vorbei - die hatten wir auf dem Berg der solitaeren Schoenheit schon von weitem gehoert. Und an provisorischen Tempeln in Zelten. Das sind die Ruderertempel, in denen jede Mannschaft beim zustaendigen Gott oder Geist fuer den Sieg des eigenen Bootes wirbt, unter anderem mit Boellern. Oder ob jedes Team einen eigenen Gott/Geist hat?
Schliesslich finden wir den Eingang zum Minderheitenpark. Die Ticketbuden sehen so aus, als seien sie schon "hundert" Jahre nicht mehr in Benutzung gewesen, aber das Tor steht offen, und auf den Schildern an den Buden steht ein langes Programm geschrieben, was hier jeden Tag von vormittags bis abends um zehn passiert. Aber der Kontrolleur will uns nicht einlassen. So ein Frust. Ich aergere mich ein bisschen vor mich hin, aber es hilft ja nix. Wir beschliessen also, ein Taxi zum richtigen Elefantenruesselberg zu nehmen. Zum Glueck biegt gleich eins um die Ecke, so dass wir nicht bis zu dem besagten Hotel zuruecklaufen muessen. Die Taxifahrerin behauptet implizit, sie sei "multi-tasking", und uns beschleicht der Verdacht, dass wir gar nicht in ein Taxi, sondern in ein fahrendes Buero eingestiegen sind. Sie telefoniert ununterbrochen mit dem "Hendl" am Ohr, was zwar auch in China verboten ist - aber wer will so kleinlich sein. Zwischendurch guckt sie Telefonnummern auf einem klein und eng bedruckten, laminierten DIN A4-Blatt nach - das sind wohl die Stammdaten ihres Geschaefts … und vielleicht zugleich das wichtigste Betriebskapital. Trotzdem erreichen wir heil unser Ziel fuer kleines Geld - die Grundgebuehr betraegt in Guilin 7 RMB und ist damit zwar schon deutlich hoeher als in Chongqing (5), aber ein Klacks im Vergleich zu Shanghai (11).
Das Spaetnachmittagslicht ist gerade gut und wir wollen rasch hinein in den Park rund um die Ikone von einem Berg - da faengt die "Besatzung" der Ticketbude (mindestens 4 oder 5 Leute) mit einer langen Diskussion an. Wir sollten bitte eine halbe Stunde warten. Waaas?! Dann ist doch das Licht weg. Die Diskussion wird immer laenger und lauter, wir mit etwas Chinesisch, zwischendurch englische Brocken … da ist auch ein junges Paerchen aus der spanischen Gruppe, das auch hinein moechte … am Ende holt Burkhard das Mobtel hervor und beginnt, die Beschwerde-Hotline anzurufen. Solche Nummern stehen hier naemlich an allen Touristenattraktionseingaengen (die vom Minderheitenpark hatte ich mir aufgeschrieben). Aha, daraufhinkoennen wir alle vier hinein. Bald darauf kommt einer angerannt und drueckt Burkhard zwei Tickets in die Hand. Das also war des Pudels Kern: die Eintrittskarten waren ausgegangen. Na ja, wenn man zu mehreren da ist, haette ja wohl schon laengst einer ausziehen koennen, neue Kartenbloecke zu besorgen, als der alte zur Neige ging. Stattdessen mit auslaendischen Touristen 'rumdiskutieren, so dass die im Zweifelsfall frustriert und unverrichteter Dinge abziehen, scheint mir fuer eine Stadt, die im Wesentlichen vom Tourismus lebt, wenig angebracht. Das ist mir auch noch nie passiert, dass ich binnen einer halben Stunde an zwei Sehenswuerdigkeiten abgewiesen werde.
Wie auch immer, das Licht ist gut und Burkhard kann die Fotos vom Ruesselberg wie gewuenscht einfangen. Dann besteigen wir auch diesen Huegel mit noch einmal an die 200 Stufen. Oben steht eine Pagode, die aber gar nicht so aussieht, wie Langnasen sich Pagoden vorstellen. Dies ist einfach ein Ziegelgebaeude ohne Zugang, das schnoerkellos vermutlich als Wachturm gedient hat.
Auf der Aussichtsplattform nach Westen wollen wir den Sonnenuntergang ueber den Karstbergen beobachten. Es sieht schon gut aus, als wir dort ankommen - das "gelbe Ding" ist noch ein Stueck oberhalb der unwirklich aussehenden Pappkulissen (denn echt koennen die ja wohl nicht sein, diese Berge) in einem leichten Dunst, der dadurch zart gelb-orange eingefaerbt wird. Wie auf kitschigen Bildern. Aber was macht sie dann, die Sonne?! Noch bevor sie die Berge erreicht, verschwindet sie einfach sang- und klanglos in Wolken, von denen man vorher gar nicht gesehen hat, dass sie da waren. Nae, nae, das hat die hiesige Tourismusbehoerde aber schlecht organisiert.
Wir beschliessen, jetzt erst einmal zum Hotel zurueckzugehen, das ist ja nicht weit. Wir muessen wieder ueber den Fluss - oha, was ist das? Das Wasser fliesst jetzt wenige Zentimeter unterhalb des Steges, der vorhin noch in einiger Hoehe ueber der Wasseroberflaeche lag. Und wo ist die kleine Landzunge, auf der ein Angler gesessen hatte? Und die Plattform, auf der ich vorhin gestanden hatte, um den "Ausblick auf den Durchblick" zwischen Ruessel und Vorderbeinen des Elefanten zu betrachten, ist jetzt ueberschwemmt. Huch! Schnell weg! Der besagte Durchblick ist jetzt auch deutlich kleiner als vorher, denn der Wasserspiegel ist in so kurzer Zeit recht stark angestiegen.
Bald erreichen wir das Hotel und sind ein bisschen muede und koennen uns nicht recht durchringen, noch herumzulaufen - die Fuesse sind das Muedeste. Hungrig sind wir auch nicht wirklich, so dass wir uns am Ende mit dem "Begruessungsobst" und ein paar Keksen begnuegen. So versaeumen wir auch, uns den Hotel-Wasserfall von innen anzusehen - aber es wird sowieso nicht viel anders aussehen als in einer Autowaschanlage. ;-))