Diesmal wollte ich meine Mutter "nach In-Erwaegung-Ziehung und Verwerfung anderer Optionen" (so herrlich verquast kann man im beruehmten deutschen Nominalstil formulieren) mal im Zoo treffen, und den Gelsenkirchener kannte ich noch nicht. Da der sehr guenstig auf halber Strecke zwischen Koeln und Telgte liegt, stand der Plan rasch fest. Eine kleine Internetrecherche, und schon weiss man, dass die Leute im Ruhrpott mit einem einfachen Zoo nicht zufrieden sind, es muss schon ein Konzeptzoo als Erlebnispark sein. Ich haette das dann vielleicht ZOE genannt, aber hier hat man statt dessen ein M angehaengt, wohl signalisierend, dass man so nah an die Tiere herankommt wie herangezoomt. Stimmt aber gar nicht! Wir mussten erst mal unser schweres Marschgepaeck loswerden und stiessen dann gleich auf einen Baerensaeger, der anlaesslich des "Tags des europaeischen Raubtiers" auf besonders aufwendige Art Saegespaene produzierte.
Dann hiess es sich entscheiden: Afrika (geradeaus) oder Alaska (rechts ab)? Links geht es nach Asien, aber das ist noch im Bau (eine Aussage, die ich basierend auf meinen Shanghai-Erfahrungen bestaetigen kann). Alaska erschien uns zu kalt, zumal der Himmel sich ueber Gelsenkirchen zugezogen hatte. So richtig war da aber nix mit Zoom, die Zebras, Marabus (?), Giraffen, Antilopen blickten uns aus der Ferne an, die Loewen straften uns eher mit Missachtung. Hektische Geierperlhuehner teilen sich ein Gehege mit einem Nashornvogel und Palmtauben: o.k., hier kommt man einigermassen nah heran. Die selig schlummernden Stachelschweine liegen aber auch ein bisschen fern. Dann sind wir mit dem Schienenboot gefahren. Jedes von vielleicht 10 Booten heisst African Queen und faehrt langsam um die Pavian-Insel, an einer Gruppe Zwergflamingos und an Nilpferden (oder jedenfalls deren Augen, Nasenloechern und Ohren) vorbei. Das Nashorn hat wohl Urlaub genommen, dafuer stehen ein paar Marabus gelangweilt am Ufer. Leider ist das Wetter nicht richtig schoen, zum Boetchenfahren hab' ich's gern etwas sonniger. Danach gehen wir ins Selbstbedienungscafé (nit so doll), das Nashorn, auf dessen Gehege man hier direkt schauen kann, bleibt weiterhin unsichtbar. Als wir weitergehen, koennen wir drei Flussschlammschweinen (eine biologisch korrektere Bezeichnung fuer die bereits erwaehnten Nilpferde) beim Grasfressen zusehen. Allgemein ist das Publikum ueber den niedrigen Wirkungsgrad der grossen Maeuler erstaunt, aber irgendwie nimmt mit der Zeit das Volumen des verfuegbaren Grases doch ab. Zurueck geht es durch ein Tropenhaus und ueber eine Affeninsel, und dann sind wir wieder beim Baerensaeger angekommen.
Fazit: Viel zu wenig Schwein! Kein Pinselohrschwein (dabei sind die so schoen!), kein Warzenschwein, kein Hirscheber (na gut, den gibt's ja auch nicht in Afrika, sondern in Asien), keine Pekaris (na gut, das sind Nabelschweine, und die gibt's in Suedamerika), nicht mal ein ganz normales Wildschwein! Wie gut, dass es wenigstens noch den Streichelzoo gibt. In dem sind zwar keine Schweine (vielleicht auch besser so ...), aber damit die Stadtkinder mal gucken koennen, wie es auf dem Bauernhof aussieht bzw. was es da fuer Tiere gibt, werden gleich daneben auch Kuehe und eine Gruppe Rotbunter Husumer gehalten. Total suess sind die natuerlich, das entschaedigt ein wenig. Wir fuettern sie mit im Kraeutergarten aufgelesenen Eicheln, die sichtlich als Leckerli betrachtet werden. Im Stall wohnt eine rotbunte Muttersau mit ihren noch vergleichsweise kleinen Ferkeln. Nach einer halbherzigen Stillrunde legt sie sich auf dem Bauch in die Ecke (Milchbar geschlossen!), schliesst die Augen und faengt gleich selig an zu grunz-schnarchen. Klasse! Auf der anderen Seite schlaeft schon der Eber Fiete. Die entschaedigen ;-)). Wir trinken noch einen Kaffee und machen uns dann auf den Rueckweg. Alle sind jetzt gespannt auf die Wahlergebnisse - vor der Bundestagswahl sind an diesem Sonntag schon Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen sowie Landtagswahlen in Thueringen, Sachsen und im Saarland.
Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!
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Das neue Jahr des Schweins
Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.
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