Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


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Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Sonntag, 2. August 2009

Dali

Wer heutzutage Karriere machen will, muß schon ein bißchen Menschenfresser sein.

So stand es just auf meiner Startseite zu lesen, als ich eben den Browser oeffnete - ein Zitat von Salvador Dalí, wie passend! Hier koemmt naemlich jetzt keine Reisebeschreibung der gleichnamigen Stadt am Erhai in Yunnan. Gestern werde vielmehr im Shanghaier Kunstmuseum die Ausstellung "Salvador Dalí in Shanghai" eroeffnet. Und wir sind heute gleich hingefahren, zumal das Wetter so grau war wie schon die ganze Woche. (Nennt sich das Sommer?! - Warm ist es ja, nicht wie in Sydney, beklagte sich doch in unserer regionalen Telefonkonferenz am Donnerstag der Kollege aus Australien ueber frostiges Winterwetter mit 19°C ... Da kriegt man ja schon vom Hoeren eine Gaensehaut!) Vor dem Eingang stehen ein paar Skulpturen des leicht skurrilen Kuenstlers, so ein hochbeiniger Elefant (nicht in situ) eine zerfliessende Uhr, eine sich aus einem Fluegel emporschwingende nackte Dame. In der aktuellen Ausstellung aus Anlass des zwanzigsten Todestags von Dalí sind Skulpturen und Zeichnungen zu sehen, meist Serien, die allermeisten Illustrationen zu Buechern. Kleinere Zeichnungen zu Gedichten von Apollinaire und Mao Zedong (aber ich glaube, bei denen war er nicht soooo inspiriert), Illustrationen zu Graf Masochs Werken unter dem Titel "Die Venus mit Pelzen", drei mal 33 farbige Illustrationen zu Dantes Goettlicher Komoedie (33x Hoelle, 33x Fegefeuer, 33x Paradies), grossformatige Zeichnungen zu Sigmund Freuds "Der Mann Moses und die monotheistische Religion" (will das einer lesen?? aber die Bilder sind nicht uebel!), eine Serie von Druckgrafiken mit dem Titel "Die Eroberung des Kosmos" und noch ein paar mehr. Ohne Beschriftung eine Serie, die sehr nach den Abenteuern von Don Quixote und Sancho Pansa aussah. Ausserdem grosse Bronzeskulpturen (von Adam und Eva mit der Schlange ueber Lady Godiva bis zum drachentoetenden Heiligen Georg) und kleine plastische Werke aus Glas und anderen Materialien. An einer stand "dieses Werk sollte horizontal praesentiert werden" - ja, und warum war es dann vertikal aufgestellt?! Es gab auch ein paar Moebel im knalligen Farben, so zum Beispiel ein Kussmundsofa. Gemaelde - was "man" so typischerweise von Dalí kennt - also ich - waren nicht bei der Auswahl. Ich muss sagen, dass ich doch ziemlich beeindruckt war - auch wenn mir die Bronzen vielfach "zu schoen" waren.

Vor dem Eingang war uebrigens eine ziemlich lange Schlange, die sich aber in akzeptablem Tempo vorwaerts bewegte, so dass wir nach gut 5 Minuten schon unsere Eintrittskarten hatten (nicht teuer: 20 RMB pro Person). Auch innen war es ganz schoen voll. Wir waren versucht, die Mitwartenden zu fragen, warum sie sich das alles ansehen wollten, sie wuerden es ja doch nicht verstehen. ;-)) Nach knapp zwei Stunden wurden wir hinausgeworfen: Feierabend! Aber da hatten wir auch bereits alles gesehen und sogar die Ausstellung mit Bildern von Lalan im ersten Obergeschoss "ueberflogen". Draussen blieb es noch ein bisschen trocken, so dass Burkhard noch ein paar Fotos von den Skulpturen machen konnte (drinnen war Fotografieren leider verboten), aber kaum kamen wir aus dem Yan'An-Tunnel heraus, schuettete es bereits wieder. Ein bisschen Sonne waer' schon mal gut!

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