Tolles Gefuehl! Heute habe ich erstmalig das gute neue Stueck in Betrieb genommen, den grossen Pinsel, mit dem man Zeichen von vielleicht 30-40 cm Groesse schreiben kann. Nachdem ich ja zuletzt bergeweise beruehmte Klassiker der Tang-Zeit (kurze, vierzeilige Gedichte sind das) aufs Reispapier gepinselt habe, wollte ich gern mal wieder etwas Anderes machen und hatte Zheng Hong nochmals gebeten, mal richtig gross zu schreiben. Diesmal hat er sich auch dazu durchringen koennen - vielleicht, weil ich alternativ vorgeschlagen hatte, ganz klein zu schreiben. Als Nicht-Kalligraf mag man ja denken, die Groesse sei einerlei - ist sie aber ganz und gar nicht.
Ich war mit meiner Taktik jedenfalls zufrieden, habe ich doch erreicht, was ich wollte. Ich hatte Zheng Hong auch gebeten, mir einen Pinsel zu besorgen, und das hat er nach einigem Hin und Her auch gemacht. Ich steh' doch vor einem Pinselsortiment leider immer noch wie Gary Larsons Kuh vor dem (fuer Hufe ganz ungeeigneten) Waehlscheibentelefon. Vor allem, da Pinsel ueblicherweise ein wenig zusammengeklebt sind. Da kann man die Qualitaet wirklich nicht beurteilen. Letztlich scheint es mir irgendwie Vertrauenssache zu sein. In Zukunft wuerde ich dann auch einfach in den Pinsel- und Tintenmuseumsladen gehen, denn da war auch Zheng Hong. Einen ganz brauchbaren (sagt er) Pinsel fuer 300 RMB hat er mir dort gekauft. Sein eigener habe nur 70 RMB gekostet, aber der sei halt auch nicht so gut. Ein richtig guter, ganz aus "Wolfshaar", wuerde wohl an die 1000 RMB kosten. Na, da wird die Kalligrafie dann doch ein wenig teurer - ansonsten ist das naemlich ein ziemlich preiswertes Vergnuegen. Um den neuen Pinsel auszuwaschen, brauchte ich ihn nur zwei, drei Minuten in Wasser zu legen, dann war er schon "entklebt": schon mal ein gutes Zeichen. Die schlechten sind oft quasi "einzementiert", und man muss minutenlang daran herumweichen und -massieren und -spuelen und wieder einweichen und herummassieren ...
So, und heute war es dann endlich so weit: mit reichlich Tinte und dem grossen Pinsel grosse Buchstaben aufs Papier pinseln: das ist ein ganz anderes Gefuehl als mit dem "normalen" Pinsel. Ein tolles Gefuehl eben! Mir scheint fast, dass da die Faszination erst richtig losgeht. Die Technik muss natuerlich sitzen, bei den grossen Buchstaben gibt's nichts zu vertuschen; das ist genau wie in der westlichen Kalligrafie. Am Ende der Stunde stand es dann schwarz auf weiss da: ye jing yu qin! Ohne Fleiss kein Preis.
Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!
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Das neue Jahr des Schweins
Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.
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Sonntag, 14. Juni 2009
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