Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


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Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Dienstag, 6. April 2010

Osterspaziergang

Heute war richtiges Osterwetter - nicht superklar, aber doch mit blauem Himmel. Und es war endlich ein bisschen warm! Jedenfalls tagsueber, so dass wir uns auf den Weg gemacht haben, den Bund zu bevoelkern; ich hatte ihn ja noch nicht besucht seit der Wiedereroeffnung letzte Woche. Zum Bevoelkern haette es uns nicht gebraucht, da waren schon genuegend andere Leute. Die haben sicher alle schon heute Morgen ganz frueh die Graeber ihrer Lieben gefegt, denn hier ist natuerlich nicht wegen Ostern Feiertag, sondern wegen des Graeberfegefests Qing Ming. Angeblich war um sieben Uhr Stau auf den Strassen, bis neun haette sich alles wieder beruhigt gehabt. Zu der Zeit habe ich ja erst einmal ausgeschlafen, so dass mich das gar nicht angefochten hat.

Wir hatten also geplant, mit der Faehre zum Bund hinueber zu fahren, bis zur Waibaidu-Bruecke zu gehen und dann den ganzen Weg zurueck bis zu unserer "Haus- und Hof-Faehre", aber daraus wurde nichts. Heute keine Faehre zum "aeusseren Strand", wie eine Uebersetzung von Bund (外滩, sprich: wai tan) heisst, wurde uns beschieden. Wie? Was? Da kam doch eine! Eine grosse Menschenmasse ergoss sich von der Bund-Faehre an unser Ufer, und ehe wir's uns versahen, fuhr diese Faehre doch tatsaechlich leer wieder zurueck. Na sowas! Den Grund verstehe, wer will ... wir glauben spaeter, dass diese Massnahme dazu dient, die Leute schneller vom Bund wegzubringen. - Auf "unserer" Linie war auch jede Menge Betrieb; es war einer der seltenen Tage, an denen nicht alle Wartenden jeweils im ersten Anlauf mitgenommen wurden. Und das, obwohl drei Faehrschiffe im Einsatz waren! Wir sind trotzdem gut und (gefuehlt) sicher am anderen Ufer angekommen. Man kann jetzt von unserer Faehrstation aus die ganze Zeit auf einer (halbwegs) ordentlichen Uferpromenade entlangspazieren. Und zwar bei richtig fruehlings-, fast fruehsommerhaften Temperaturen, bei denen es mir nur in der Bluse schon ein bisschen warm wurde. Alles sieht jetzt zwar etwas hingeschludert, aber gewollt schick und modern aus. [Und wird nachts schon seit einiger Zeit mit Lichterreihen in Szene gesetzt, wie auch die beiden grossen Bruecken. Fuer letztere genuegen bunte Lichter nicht, auf der Yangpu-Bruecke ist jetzt jeden Abend Laser-Show ... die kann einen schon ganz nervoes machen, denn die Bewegung wirkt weniger regelmaessig als die an den Haeusern ringsum.]

Das urspruengliche Projekt, den Bund ganz autofrei zu machen, ist nicht verwirklicht worden. Leider. Zwar ist die Uferpromenade breiter und geraeumiger als zuvor, aber auf der Strasse ist immer noch Platz fuer sechs Fahrspuren, und der Verkehr ist so hoellisch wie zuvor. Trotz des Tunnels, durch den man alternativ auch unter der Uferstrasse langfahren kann. Immerhin gibt es jetzt viel mehr Fussgaengerueberwege als zuvor. Man muss also nicht ein fuer allemal entscheiden, auf welcher Strassenseite man gehen moechte, sondern kann bequem oefter mal wechseln - besser als nichts. Aber wir hatten heute keine Lust auf die Gebaeudeseite und sind nur der Flussseite geblieben. Diesmal haben wir auch den Schlenker ueber die Waibaidu-Bruecke gemacht an den Broadway Mansions vorbei (das ist das Gebaeude, das 1934 angeblich in Form einer glueckbringenden chinesische Acht 八 in spaetem Jugendstil gebaut wurde und heute ein Hotel beherbergt), ueber die naechste Bruecke zurueck und dann mit der "Geisterbahn" durch den sogenannten Shanghai Sightseeing Tunnel wieder nach Pudong, sozusagen die schael Sick von Shanghai. Auf der Pudonger Uferpromenade war es auch nicht leerer als gegenueber. Aber wenigstens gibt es hier lauter nette Etablissements, in denen man was zu essen und zu trinken bekommt. Auf der anderen Seite gibt es in der Richtung gar nichts! O.k., einige Schicki-Micki-Sachen wie das "New Heights" im Three on the Bund oder das total ueberlaufene Café in der alten Wetterstation - aber das war's auch schon. Zu bloed! So haben wir uns in Pudong noch ein Eis gegoennt, bevor wir dann - bei jetzt empfindlich frischen Graden, bei denen ich schon mit nun wieder angezogener Jacke gefroren habe - nach Hause eilen mussten. Wir tragen gerade rechtzeitig mit Yang XiaoLi zusammen zu unserer heutigen Chinesischlektion ein.

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